Hamburg: Schwarzfahren für´s Klima!

Gegenstrom Hamburg 19.06.2009 16:46 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe Ökologie
Am Donnerstag, den 18.6.2009 haben KlimaaktivistInnen in Hamburg unter dem Motto „Freie Fahrt für´s Klima“ für einen kostenlosen HVV (Hamburger Verkehrs-Verbund) protestiert. Die als Piraten verkleideten AktivistInnen „enterten“ eine Fähre des HVV und erklärten sie zum ticketfreien Gebiet. Die Schwarzfahraktion war im Vorfeld öffentlich angekündigt worden.
Um 16 Uhr sammelten sich immer mehr als Piraten verkleidete Menschen auf der Fußgängerbrücke vor der S-Bahnstation Landungsbrücken. Kurze Zeit später machten sich über 50 der Piraten auf zum Schwarzfahren. Doch statt wie erwartet in die Bahn-Station einzubiegen, stürmten sie die Treppen zu den Landungskais herunter und enterten eine HVV-Fähre. Dort wurde ein Transparent „HVV UMSONST – für immer“ entrollt.

Bevor es zu einer Konfrontation mit der sichtlich überforderten Polizei kommen konnte, beendeten die Aktivistinnen die Aktion wieder und zerstreuten sich in alle Winde, ohne dass es zu Festnahmen oder Personalienfeststellungen gekommen wäre.

„Man muss bei einem solchen Aufruf damit rechnen, dass die Hochbahnwache in diesem Gebiet verstärkt kontrollieren wird“, hatte HVV-Sprecher Christoph Kreienbaum noch im Vorfeld in der MOPO gedroht. Doch von dem Entern der Hafenfähre waren Kontrolleure und Polizisten völlig überrascht. In einer Pressemitteilung belehrte Jens Fischer, Sprecher von Gegenstrom Hamburg, den HVV mit den Worten: „Unterschätze niemals einen Piraten!“.

Dabei sollte sich die Aktion nicht gegen den Verkehrsverbund richten. Die AktivistInnen von Gegenstrom Hamburg betonten, dass der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden müsse und der HVV-Klimatag am 21. Juni in die richtige Richtung weise. Allerdings müsse die Stadt „ernst machen mit Klimaschutz und Schluss mit dem Autowahn. Um das Recht eines jeden auf Mobilität zu garantieren braucht die Stadt einen kostenlosen HVV.“ (Pressemitteilung Gegenstrom Hamburg). Gerade mit Blick auf die horrenden Ticketpreise und den u.a. damit verbundenen Ausschluss vieler Erwerbsloser und Armer vom gesellschaftlichen Leben wäre die Forderung „HVV umsonst“ ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Schwarzfahraktion fand im Rahmen des Aktionstages „Ziviler Ungehorsam“ als Teil des Bildungsstreiks statt. Viele protestierende SchülerInnen und Studierende beteiligten sich. Die Initiative Gegenstrom Hamburg solidarisierte sich ausdrücklich mit der Forderung nach freiem und kostenlosem Zugang zur Bildung: „Klimaschutz heißt auch über den eigenen Tellerrand zu schauen und die dramatischen Veränderungen als soziales Problem zu begreifen.“ (aus der Pressemitteilung)

Pressebericht im Vorfeld:Mopo
Presseberichte nach der Aktion:tazMopo
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Ergänzungen

hmm

hmm 19.06.2009 - 18:38
geentert?

Wohl kaum, färt doch alle 15 Minuten ab und kontrollieren tut da eh keiner.

HVV umsonst? Schön und gut aber bleibt die Frage wer das bezahlen soll, denn die Bus- und Bahnfahrer wollen auch bezahlt werden (mal davon abgesehen das die nen Scheiß Hungerlohn verdienen) der HVV macht nur Minus und muss stetig mit Finanzspritzen vom Bund unterstütz werden.


Wenn ihr schon sowas fordert dann auch mit einem richtigem Konzept! Klimaschutz ja (auch wnen ichs persöhnlich für viel zu spät erachte und wir nur noch auf die Kagge hauen sollten) aber nicht mit lächerlichen Parolen ohne wahren umsetzbaren Inhalt!

Danke!


PS: Wurden Flyer verteilt?

hvv will höhere preise?

hvv-hasser 19.06.2009 - 19:20
passend dazu:
 http://www.welt.de/die-welt/article3953299/Hochbahn-Chef-Elste-fordert-hoehere-HVV-Fahrpreise.html

meinen unmut über eine monopolstellung, angebotsorientierter preispolitik, hochbahnwachen, nicht nachvollziehbare fahrkarten-"politik" und darüber, dass ich eure scheiß u4 nicht brauche und auch sonst "verbessertes angebot" weder erkennen kann, noch wahrnehmen möchte, lasse ich mal außen vor.

doch eine geschichte kann ich an dieser stelle nicht vorenthalten. von freunden so gehört. ist echt letztens passiert:
ein kontrolleur kommt in einen ubahnwaggon und geht direkt auf die einzigste schwarze person in diesem zu: "so du bimbo, dann zeig mal deine fahrkarte". der angesprochene herr antwortet darauf "der bimbo ist anwalt und ruft jetzt die polizei". PWN!!!

gute reaktion, auch wenn ich zugegebenermaßen als unbeteiligter dem kontrolleur wohl eher ne faust verpasst hätte.


was die kosten betrifft: ein kostenloser hvv in öffentlicher hand ist durchaus bezahlbar! man könnte auf besonders umweltsündige autos, teure und dicke karrosen, sowie verstöße im straßenverkehr mehr geld nehmen. ebenso könnte man umweltsündige industrieanlagen und unternehmen kräftiger besteuern. man stelle sich vor der hvv wäre kostenlos und könnte dem pendlerverkehr (vor allem aus norderstedt) gerecht werden, so wären die straßen für den individualverkehr viel freier! daraufhin die mineralölsteuer zu erhöhen wäre nicht ungerecht. freiere straßen bedeuten weniger stau, was weniger benzinverbrauch bedeutet.

und mal ganz ehrlich: wenn die welt 2100 im arsch ist und der nordpol ein fall für die geschichtsbücher, dann erzähl den leuten mal, dass umweltschutz "früher" teurer war als industrie auszuweiten.

Mehr Centro Sociale, weniger Elbphilharmonie!

@hmm 19.06.2009 - 19:42
"geentert?

Wohl kaum, färt doch alle 15 Minuten ab und kontrollieren tut da eh keiner."

das war, denke ich, auch symbolisch gemeint. man hat die ganzen kontrolleure und bullen eben gut verarscht und v.a. die schwarzfahraktion durchgesetzt. und kontrolleure sichtet man auf den booten auch durchaus mal, das nur mal so nebenbei!


"HVV umsonst? Schön und gut aber bleibt die Frage wer das bezahlen soll,(...)"

schon mal überlegt, wer unsinnsprestigeprojekte ala elbphilharmonie, olympiabewerbungen und ähnlichen unsinn zahlt? der berühmt-berüchtigte steuerzahler nämlich, zu denen ich mich auch zähle. und ich zahle lieber steuern für einen -zumindest für alle bezahlbaren- hvv, als für den oben beschriebenen dreck, der kaum jemandem nützt (außer den "oberen 10000").


"Wenn ihr schon sowas fordert dann auch mit einem richtigem Konzept!"
was war denn an dem konzept falsch? sie habens doch geschafft, mit relativ wenig aufwand ihr anliegen publik zu machen. dieses angeblich falsche konzept dürfte zumindest viele zum nachdenken bewegt haben.


"Klimaschutz ja (auch wnen ichs persöhnlich für viel zu spät erachte und wir nur noch auf die Kagge hauen sollten)"

was bist du denn für einer???

@Mehr Centro Sociale, weniger Elbphilharmonie

hmm again 19.06.2009 - 20:28
Das es symbolisch gemeint war ist mir schon klar.

Hmm, ich bin zB nicht bereit dafür höhere Steuern zuzahlen. Lieber bezahle ich mein ermäßigtes HVV Ticket statt dem Staat Geld in Arsch zupumpen wo ich dann nicht sicher sein kann wo's denn wirklich ankommt.

Olympiabewerbungen und ähnliches fördert den Verkehrswert und somit die Gastronomie und das Hotelwesen -> Arbeitsplätze. Gut mag sein das dort ordentlich Geld verballert wird und wurde aber was solls. Wer freiwillig ehrlich Steuern zahlt ist selber Schuld!

Was an dem Konzept falsch ist und bleibt?

Ganz einfach! Es wird stetig nur gefordert ohne klaren Plan, ohne klare Aussage wie das funktionieren soll. Da sollen sich dann wieder andere die Köpfe wunddenken und genau das kotzt mich so an.

Komm mir nicht mit lächerlichen Steuererhöhungen hier und dort. Der "Bürger" zahlt sich schon jetzt dumm und dämlich.

Und was ich für einer bin bezüglich meiner Aussage des Klimas? Seit Millionen von Jahren ändert sich das Klima hin und her - es spielt garkeine Rolle was wir in nichtmal 100 Jahren kaputt gemacht haben - die Natur wird sich rächen und irgendwann in den gewollten Einklang zurück finden. Bis zum nächsten Asteroid.

blabla

@hmm 19.06.2009 - 21:28
"Hmm, ich bin zB nicht bereit dafür höhere Steuern zuzahlen."
wer redet denn von höheren steuern? das geld was anderswo in sinnlose projekte gesteckt wird, wäre zb bei der hvv geschichte viel besser aufgehoben. außerdem gehts auch darum, das ALLE sich den öpnv leisten können.

"Lieber bezahle ich mein ermäßigtes HVV Ticket statt dem Staat Geld in Arsch zupumpen(...) "
was für ein egoismus. DU kannst das "ermäßigte" ticket vllt. noch(!) zahlen. andere können das aber nicht.

"Olympiabewerbungen und ähnliches fördert den Verkehrswert und somit die Gastronomie und das Hotelwesen -> Arbeitsplätze"
jaja, das alte arbeitsplatz-totschlagargument, da muss man wirklich nicht drauf eingehen. "arbeitsplätze" kann man für so ziemlich jede sache schaffen. nenn´ mir mal bitte einen arbeitspltz, der durch hamburgs olympia bewerbung entstanden ist. außerdem guck dir mal städte an, wo olympia stattgefunden hat, was da vor, während und nach den spielen passiert ist. beispiel barcelona ´92.

"Es wird stetig nur gefordert ohne klaren Plan, ohne klare Aussage wie das funktionieren soll."
du machst dir nur nicht die mühe, nach den "klaren plänen und aussagen" zu gucken. das ist ähnlich wie mit deinem "verkehrswert" argument.

"Der "Bürger" zahlt sich schon jetzt dumm und dämlich. "
genau, für kriegseinsätze z.b. und da zahl ich dann lieber steuern für nen nulltarf, als für sowas.

"Seit Millionen von Jahren ändert sich das Klima hin und her - es spielt garkeine Rolle was wir in nichtmal 100 Jahren kaputt gemacht haben - die Natur wird sich rächen und irgendwann in den gewollten Einklang zurück finden. Bis zum nächsten Asteroid."
haha, "das klima ändert sich hin und her"! tut mir leid, sowas kann man einfach nicht ernst nehmen...

@hmm

nicht hmm 20.06.2009 - 12:02
@hmm:

die kosten für die umsetzung des bezahlten ÖPNV (fahrkartenautomatenaufstellung, -wartung, kontrolleure, technik für's handyticket usw) können gespart werden, wenn der ÖPNV umsonst wird. eine citymaut für motorisierten individualverkehr kann eingeführt und deren einnahmen auf den ÖPNV umgeschichtet werden. bei gratis-ÖPNV spart die gesellschaft kosten, die beim motorisierten individualverkehr auf sie abgewälzt werden (zb emissionen, straßenbau, verkehrsopfer). die konsumenten werden die gesparten ÖPNV-ausgaben nur zu einem marginalen teil sparen, sondern anderweitig verwenden.

die fahrgeldeinnahmen des HVV sind problemlos verzichtbar; es gibt ausreichend konzepte, um einen ÖPNV gratis zu machen, ohne den armen bürgern ihre heiligen steuern zu erhöhen.

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