Rostock: Neuigkeiten aus der Frontstadt IV

Red_Angel 18.06.2009 21:22 Themen: Antifa Bildung Repression
+++Der nette Nazi von nebenan - Outing von NSR-Aktivisten+++Der neuste Streich der NSR+++Wieder Angriff auf Naziladen+++Polizei identifiziert mehrfach zweifelsfrei einzelnen Westerwelleeierwerfer auf Bildungsstreikdemo+++

Schlechter Start in den Tag für NSR-Aktivisten Thomas N.

Wie aus antifaschistischen Kreisen heute zu erfahren war, wurde heute ein Outing eines Aktivisten der neonazistischen NSR (Nationale Sozialisten Rostock) durchgeführt. In den Morgenstunden hatten offenbar Antifaschisten in seinem Wohnumfeld, seiner Berufsschule und beim Arbeitgeber Informationen hinterlassen, die den Eindruck des netten jungen Mann von nebenan ins Wanken bringen dürften. Thomas N. ist bereits seit Jahren in der Naziszene aktiv. Wohnhaft in dem eher biederen Dörfchen Kösterbeck (zugehörig zur Gemeinde Roggentin etwa 2km südwestlich von Rostock) dürften die öffentlich bekannt gemachten Freizeitaktivitäten für einigen Wirbel sorgen. Den Urhebern der Flugblätter nach, soll Thomas (20 Jahre) an homophoben Schmiereien anlässlich des CSD in Rostock beteiligt gewesen sein (indymedia berichtete). Obwohl die Krakeleien hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und der unkonventionellen Verwendung von Fremdwörter - so sprach man sich etwa GEGEN Heterophobie, also der Angst vor 'fremdartigen' Menschen aus - für Erheiterung sorgen konnten, zeigt sich spätestens angesichts der Gewaltbereitschaft, dass es sich bei der NSR nicht nur um bildungsresistente Jugendliche und junge Heranwachsende handelt, sondern von ihnen durchaus auch eine reale Gefahr ausgeht. So wird die NSR nicht nur mit einem Farbanschlag auf das 'Endstation-Rechts'-Büro in Verbindung gebracht, auch bei handgreiflichen Auseinandersetzungen ist die Gruppe, welche zum Spektrum der so genannten Autonomen Nationalisten gezählt wird, immer wieder zugegen.
Bei einem Angriff auf feiernde Jugendliche in der Nacht vom 28. zum 29.03. soll Thomas N. in vorderster Reihe dabei gewesen sein. In jüngster Zeit konzentriert man sich wieder mehr auf Propagandaaktionen, was mit Führungsstreitigkeiten innerhalb der NSR zusammenhängen soll, wie gut informierte Kreise zu berichten wissen. Vor allem die Gewaltaktionen dürften sowohl für seine Ausbildungstätte, die staatliche Bildungseinrichtung 'Hähnlein', von Interesse sein.

Geringe Substanz - Die Informations'kampagne' NSR

In der vergangenen Woche tauchten an mehreren Schulen, sowie in Teilen der Universität Propagandamaterial der NSR auf. Auf ihrem Blog wird die Verteilaktion mit stattlichen 14 Bildern dokumentiert. Beobachter gehen davon aus, dass die Aussenwirkung der Verteilaktion dennoch beschränkt bleiben wird. Zum einen ist Anzahl der verteilten Flyer äußerst gering, zum anderen handelt es sich dabei um relativ stumpfe antidemokratische Hetze. Zu allem Überfluss wird dies auch noch mit einem Mao-Zitat garniert. Entgegen der Ankündigung auf dem Blog finden sich jedoch auf dem Geschreibsel keinerlei Informationen, zur theoretischen Konzeption eines wie auch immer gearteten 'Nationalen Sozialismus'. Lokale Antifaschisten konstatieren zwar ein niedriges theoretische Niveau, was für die Naziszene typisch ist, warnen jedoch davor die NSR diesbezüglich zu verharmlosen. Zumindest mit Michael F. kann man in seinen Reihen mindestens einen immatrikulierten Studenten vorweisen. Nach seinem Outing, tauchte er jedoch immer seltener zu den Veranstaltungen auf.

Erleuchtung für Naziladen

Wie einem Polizeibericht zu entnehmen ist, kam es zu einem erneuten Angriff auf den Naziladen 'Dickkoepp' (ehemals ECC). Das im alternativ geprägten Stadtviertel gelegene Geschäft war in der Vergangenheit bundesweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem sich gegen das Etablissement zahlreicher, teils auch sehr militanter, Widerstand formiert hatte. Bei der jüngsten Attacke, sollen die Angreifer zunächst ein Wahlplakat verunstaltet haben und anschließend mit mehrere pyrotechnischen Erzeugnisse, so genannten Bengalos, Jalousie und Fenstersims beschädigt haben. Sympathie konnte der Laden auch nicht erheischen, als man anlässlich des Bildungsstreik eine Rabattaktion startet. Vorbeiziehende Schüler und Studenten quittierten dies mit nicht zitierfähigen Unmutsbekundungen und forderten die Nazis auf die Demo zu unterstützen, da diese offenkundig von einer Anhebung des Bildungsniveau am stärksten profitieren würden.

Polizeiliche Repression auf Bildungsstreikdemo

Zahlreiche Beamte waren während der Demo am Mittwoch eingesetzt. Während vor allem Zivilkräfte einige Angehörige der NSR zu schützen suchten, fahndeten uniformierte Beamte nach einem Eierwerfer. Während einer Wahlveranstaltung zur Europa- und Kommunalwahl, war Gudio Westerwelle von einem Unbekannten von einem Ei getroffen worden. Das 'Attentat' hatte seinerzeit für einiges Aufsehen gesorgt. Eher untypisch für die Liberalen fordert lokale FDP-Funktionäre mehr Polizei um solche Taten in Zukunft zu verunmöglichen. Die Forderung zukünftig auch die linke Szene stärker in den Fokus polizeilicher Tätigkeiten zu rücken, führte prompt zu Applaus auf der rechtsextremistischen Seite. Die Polizei stellte während der Demo von mehreren Personen die Personalien fest und erklärte jeweils, dass sie genau jene für den Eierwerfer halte.
An der Veranstaltung hatten nach Angaben der Organisatoren rund 3000 Menschen teilgenommen. Medien sprechen von 2500 Personen, eigene Schätzung gehen von etwas über 2000 Teilnehmern aus.

P.S. Als Frontstadt wurde eine Stadt im zweiten Weltkrieg bezeichnet, wo der Kampf um die Zukunft Europas entschieden wurde. Bekanntermaßen fielen nach und nach alle Frontstädte in die Hände der Alliierten. Im Zuge der Auseinandersetzungen um den Naziladen wurden Rostock ebenfalls von den Nazis als Frontstadt deklariert, dafür wurden sogar eigens T-Shirts produziert.
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Ergänzungen

fremdwörter

klausi 19.06.2009 - 07:42
hallo autor_innen des artikels,
ihr schreibt:
"so sprach man sich etwa GEGEN Heterophobie, also der Angst vor 'fremdartigen' Menschen aus" und verwechselt da was. die angst vor dem fremden ist die xenophobie, heterophobie klingt zwar wie heterogen, verschieden, meint hier und im kontext zum csd ganz klar "die angst vor heterosexuellen", analog bzw. im gegensatz zur homophobie.
das hätte euch ganz klar auffallen müssen.

@Fremdwörter

Red_Angel 19.06.2009 - 10:02
Wikipedia: Heterophobie (von altgriech. ἕτερος, héteros, „der andere“ und φόβος, phóbos, „Angst“ / Phobie) bezeichnet die Angst vor Menschen, die anders sind oder als anders wahrgenommen werden. Heterophobe Einstellungen äußern sich in einer feindlichen Haltung gegenüber Menschen mit Verhaltensweisen oder Lebensstilen, die von den jeweiligen Normen einer Gruppe abweichen. Im Unterschied zur Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit) kann sich die abwertende Haltung auch auf Menschen richten, die nicht generell als fremd, sondern nur in einigen Merkmalen als abweichend, belastend oder störend wahrgenommen werden, beispielsweise Menschen mit Behinderung, Obdachlose oder Homosexuelle.

Natürlich haben die Nazis gedacht, dass sie Heterophobie analog wie Homophobie verwenden können. Nur ist dies schlicht falsch.

@red_angel

fremdwort 19.06.2009 - 14:58
welch selektive zitierweise. ich ergänze mal, was bei dir wohl versehentlich vergessen wurde:
Heterophobie
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Dieser Artikel zu Heterophobie erläutert den Begriff im Sinne seiner etymologischen und soziologischen Definition. Die landläufige Ableitung der Heterophobie vom Begriff der Homophobie findet sich unter Heterophobia (en).

@Fremdwörter

Red_Angel 19.06.2009 - 16:42
Und es gibt auch einen Grund dafür, dass der Begriff nur im englischen Wikipedia auf diese Weise erklärt wird, weil er hier einfach so nicht verwandt wird. 'Landläufig' ist dabei eine ziemlich euphemistische Umschreibung für schlicht falsch. Denn landläufig, also in der Umgangssprache, wird dieses Wort einfach nicht verwendet. Daher hat man sich ans Original zu halten und das bedeutet dies das komplette Gegenteil.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 3 Kommentare

NSR???

Kiezmiliz 19.06.2009 - 00:45
Warum wird die NSR hier für so überbetont. NSR aka Nur Schnell Rennen. Das sind nichts als kleine Kinder die bei jedem Scheiß gleich flüchten und sich danach die Augen auf ihrer Internetseite aushölen.

Man hätte vielleicht mehr zur NPD schreiben sollen. NSR das ist doch bloß Kinderfaschingverein!

Schöne Sache

hergu 19.06.2009 - 18:45
Schön zu sehen, dass die Nazis in Rostock kein Bein mehr auf den Boden bekommen und ihr Mythos von der "nationalen Hochburg" schon seit Jahren nicht mehr haltbar ist.

Weiter so, weiter so, weiter so.
Die Deppen haben verloren, das wissen sie selber.

Grammatikprofi

Dr. Buntschuh 21.06.2009 - 13:59
"Krakeleien hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik [...] für Erheiterung sorgen konnten...

Ähm... is immer einfach anderen Leuten so was vorzuwerfen, aber lies dir mal deinen Text durch. Ich seh da einige Komma -und schlimmste Grammatikfehler. Aber wahrscheinlich ist der Autor selber bildungsresistent?