Nazidemo in Halle: Erste Einschätzung
Am 17. Juni demonstrierten 170 Nazis aus dem Umfeld der NPD/JN Sachsen-Anhalt in Halle. Es waren insgesamt wohl 800 bis 1000 Gegendemonstranten unterwegs. Die Nazis kamen maximal einen Kilometer voran, dann mussten sie aufgrund der Gegendemonstranten umdrehen.
Nazis besitzen die seltene Eigenschaft, auch den größten Misserfolg in einen Erfolg umlügen zu können: Laufen sie mit 50 Leuten unbeachtet durch eines der vielen brachliegenden Gewerbegebiete Ostdeutschlands, hat der „politische Gegner“ vor ihnen kapituliert. Werden sie hingegen mit Steinen beworfen, ausgebuht und mit Sitzblockaden konfrontiert, sind sie ebenfalls euphorisch: Es gibt jemanden, der sie beachtet!
Ganz in diesem Sinn werden die NPD und die JN Sachsen-Anhalt auch ihren Aufmarsch vom 17. Juni in Halle als Erfolg werten. Anders als auf Antifa-Internetseiten im Vorfeld angekündigt, konnte ihnen zwar kein „kleines Stalingrad“ bereitet werden. (Wie auch immer das hätte aussehen sollen.) Sieger sehen trotzdem anders aus.
Während NPD und JN mit 170 Leuten ihr derzeitiges Standardpotential in Sachsen-Anhalt mobilisieren konnten, dürften 800 bis 1.000 Gegendemonstranten – von der Antifa über die Alternativszene bis hin zu den Jusos – unterwegs gewesen sein. Der Großteil der Nazis war mit dem Zug aus Magdeburg, Leipzig, Merseburg etc. angereist. Die rechte Szene Halles war dagegen deutlich unterrepräsentiert und wohl auch infrastrukturell überfordert: Selbst der Lautsprecherwagen musste aus der Landeshauptstadt angekarrt werden. Darüber hinaus hat sich der Riss zwischen der NPD bzw. JN auf der einen und den sog. „Freien Kräften“, der in Halle seit längerer Zeit zu erkennen ist, manifestiert: Die Demonstration wurde von Seiten der „Freien“ boykottiert.
Angesicht der Masse und der Mobilität der Gegendemonstranten konnten die Nazis ihre ursprünglich vorgesehene Route, die vom Ordnungsamt bis zum Schluss geheimgehalten worden war, nicht einhalten. Die Polizei zeigte sich klar überfordert, Halle befand sich zeitweise im Ausnahmezustand. Aufgrund zahlreicher Blockaden, etlicher Kleingruppen, die regelmäßig versuchten, bis an die Nazidemonstration heranzukommen, und Menschenansammlungen von teilweise mehr als 400 Leuten war die Polizei immer wieder gezwungen, die Route der Demonstration zu verändern. Am Ende konnten die Nazis an ihrem Infotelefon nur noch die Botschaft ausgeben, dass sie gerade selbst nicht so richtig wüssten, wohin sie laufen. Nach mehreren Umleitungen musste der Aufmarsch schließlich noch vor dem Lutherplatz, der von der Polizei zeitweise als erstes größeres Zwischenziel vorgesehen war, umdrehen und zum Hauptbahnhof, dem Ausgangspunkt der Demonstration, zurückkehren. Der Grund: Der Platz wurde von Gegendemonstranten blockiert, es wurde langsam dunkel und in den Seitenstraßen hatten sich erneut größere Gruppen von Antifaschisten zusammengefunden, die auf die Nazidemo warteten. Gegen 23 Uhr war das Ganze schließlich vorbei; die Mehrheit der Nazis saß bereits wieder im Zug nach hause. Während sich ein Teil der Gegendemonstranten daraufhin auf dem Riebeckplatz, einem der zentralen Verkehrsknotenpunkte Halles, zu einer Party zusammenfand, nutzten andere die Gelegenheit und statteten einem Thor-Steinar-Laden, der kürzlich in der Nähe eröffnet wurde, einen Besuch ab: Er wurde mit Farbeiern, Müllkübeln und Gerätschaften aus einer nahegelegenen Baustelle beworfen.
Fazit: Aufgrund des großen Polizeiaufgebots und der ständig wechselnden Route war es zwar nur schwer möglich, direkt an den Naziaufmarsch heranzukommen. Der Aufmarsch konnte dennoch gut behindert werden. Von Zeit zu Zeit flogen Steine und Eier, die Anreise einzelner Nazis, die versuchten, aus Richtung Innenstadt zur Demonstration zu gelangen, konnte beeinträchtigt werden, und auch die Feuerwehr scheint aufgrund brennender Mülltonnen etc. immer wieder ausgerückt zu sein. Mit ein bisschen mehr Entschlossenheit wäre sicher trotzdem noch mehr möglich gewesen. (Dafür gab es insgesamt auch nur vier Festgenommene, die inzwischen alle wieder auf freiem Fuß sind.) Die Nazis schafften es in den drei Stunden, die ihr Aufzug letztlich dauerte, hingegen nur, knapp zwei Kilometer zu laufen: das sind etwa 700 Meter pro Stunde. Um so etwas als Erfolg zu werten, muss man entweder dumm sein oder Nazi – oder beides.
Ganz in diesem Sinn werden die NPD und die JN Sachsen-Anhalt auch ihren Aufmarsch vom 17. Juni in Halle als Erfolg werten. Anders als auf Antifa-Internetseiten im Vorfeld angekündigt, konnte ihnen zwar kein „kleines Stalingrad“ bereitet werden. (Wie auch immer das hätte aussehen sollen.) Sieger sehen trotzdem anders aus.
Während NPD und JN mit 170 Leuten ihr derzeitiges Standardpotential in Sachsen-Anhalt mobilisieren konnten, dürften 800 bis 1.000 Gegendemonstranten – von der Antifa über die Alternativszene bis hin zu den Jusos – unterwegs gewesen sein. Der Großteil der Nazis war mit dem Zug aus Magdeburg, Leipzig, Merseburg etc. angereist. Die rechte Szene Halles war dagegen deutlich unterrepräsentiert und wohl auch infrastrukturell überfordert: Selbst der Lautsprecherwagen musste aus der Landeshauptstadt angekarrt werden. Darüber hinaus hat sich der Riss zwischen der NPD bzw. JN auf der einen und den sog. „Freien Kräften“, der in Halle seit längerer Zeit zu erkennen ist, manifestiert: Die Demonstration wurde von Seiten der „Freien“ boykottiert.
Angesicht der Masse und der Mobilität der Gegendemonstranten konnten die Nazis ihre ursprünglich vorgesehene Route, die vom Ordnungsamt bis zum Schluss geheimgehalten worden war, nicht einhalten. Die Polizei zeigte sich klar überfordert, Halle befand sich zeitweise im Ausnahmezustand. Aufgrund zahlreicher Blockaden, etlicher Kleingruppen, die regelmäßig versuchten, bis an die Nazidemonstration heranzukommen, und Menschenansammlungen von teilweise mehr als 400 Leuten war die Polizei immer wieder gezwungen, die Route der Demonstration zu verändern. Am Ende konnten die Nazis an ihrem Infotelefon nur noch die Botschaft ausgeben, dass sie gerade selbst nicht so richtig wüssten, wohin sie laufen. Nach mehreren Umleitungen musste der Aufmarsch schließlich noch vor dem Lutherplatz, der von der Polizei zeitweise als erstes größeres Zwischenziel vorgesehen war, umdrehen und zum Hauptbahnhof, dem Ausgangspunkt der Demonstration, zurückkehren. Der Grund: Der Platz wurde von Gegendemonstranten blockiert, es wurde langsam dunkel und in den Seitenstraßen hatten sich erneut größere Gruppen von Antifaschisten zusammengefunden, die auf die Nazidemo warteten. Gegen 23 Uhr war das Ganze schließlich vorbei; die Mehrheit der Nazis saß bereits wieder im Zug nach hause. Während sich ein Teil der Gegendemonstranten daraufhin auf dem Riebeckplatz, einem der zentralen Verkehrsknotenpunkte Halles, zu einer Party zusammenfand, nutzten andere die Gelegenheit und statteten einem Thor-Steinar-Laden, der kürzlich in der Nähe eröffnet wurde, einen Besuch ab: Er wurde mit Farbeiern, Müllkübeln und Gerätschaften aus einer nahegelegenen Baustelle beworfen.
Fazit: Aufgrund des großen Polizeiaufgebots und der ständig wechselnden Route war es zwar nur schwer möglich, direkt an den Naziaufmarsch heranzukommen. Der Aufmarsch konnte dennoch gut behindert werden. Von Zeit zu Zeit flogen Steine und Eier, die Anreise einzelner Nazis, die versuchten, aus Richtung Innenstadt zur Demonstration zu gelangen, konnte beeinträchtigt werden, und auch die Feuerwehr scheint aufgrund brennender Mülltonnen etc. immer wieder ausgerückt zu sein. Mit ein bisschen mehr Entschlossenheit wäre sicher trotzdem noch mehr möglich gewesen. (Dafür gab es insgesamt auch nur vier Festgenommene, die inzwischen alle wieder auf freiem Fuß sind.) Die Nazis schafften es in den drei Stunden, die ihr Aufzug letztlich dauerte, hingegen nur, knapp zwei Kilometer zu laufen: das sind etwa 700 Meter pro Stunde. Um so etwas als Erfolg zu werten, muss man entweder dumm sein oder Nazi – oder beides.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Hallenser protestieren gegen Nazi-Aufmarsch
weiter: http://www.halleforum.de/go/21543
Eier und Steine??
Ach ja und von 800 bis 1000 Mann war auch nichts zu sehen! Ich find hier würd öfters mal ganz schön übertrieben und wir wollen ja mal bei der Wahrheit bleiben!!!
Erste Festnahme noch vor Beginn der Aktionen
Die betroffene Person wurde schon am Abend wieder freigelassen, im Endeffekt genau zu dem Zeitpunkt als sich die Nazidemo dem Polizeirevier genähert hat. Grosse Strategen bei der Polizei...grosse Strategen.
ps: Wenn ich mich recht erinnere wurde Anzeige gegen die Beamten gestellt.
erfolg?
Jogginlauf
wir wären fast an die spinner rangekommen, aber die bullen waren schneller, jede seitenstrasse war ratz fatz zu, naja, aber den idioten ham wir es nicht leicht gemacht, selbst die bullen ham abgekotzt über den fussmarsch! sie konnten uns nicht einkesseln (super, endlich ham die leute kapiert wie das geht). jo eine möglichkeit haben wir verpatzt, auf dem bauplatz vor dem feuerwehrturm hätten wir durchbrechen können, aber was solls, die bilanz kann sich dennoch sehen lassen - thor steinar im arsch - halle auf unserer seite - keine nazis in der innenstadt.
halle ist KEINE nazi stadt!!
halle ist unsere stadt.
ps: dank an die netten bullen die uns einigen ärger mit ihren übereifrigen kollegen erspart haben, solche brauchen wir mehr
richtigstellungen
und wenn der kamerad oben in der kommentarspalte schreibt, dass definitiv keine steine geflogen sind, dann hätte er besser den worten seines JN-Führers Michael schäfer zuhören sollen, der sich Ecke merseburgerstr./pfännerhöhe über lautsprecher bei den bullen beschwerte, dass gerade ein paar steine auf die demo geworfen wurden.
und jetzt noch zu den zahlen: die polizei spricht von 600 bis 800 Gegendemonstranten, sagt aber, dass das aufgrund des dezentralen konzepts schlecht einzuschätzen sei. http://www.halleforum.de/go/21543
Wer unterwegs und nicht nur an einer stelle war, wird zugestehen müssen, dass von 19 bis 22 uhr in der ganzen stadt - vom steintor bis zum lutherplatz - locker 800 gegendemonstranten unterwegs waren, dass es aber auch gut mehr gewesen sein können. Ab halb elf wurden es dann etwas weniger.
Hier auch noch ein zweiter indy-bericht:
http://de.indymedia.org/2009/06/254009.shtml
10 jahre reil????
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
fotos?? vom THOR STEINAR
Das wäre doch mal negative Publicity!
@jogginglauf
halle ist unsere stadt."
Was soll dieser Lokalpatriotismus? Mag ja sein, dass Halle keine Nazistadt ist, aber dass sie "uns" gehört, klingt doch sehr nach "Aufstand der Anständigen" und "Bündnis für Demokratie und Toleranz- Gegen jeden Extremismus"
Zur Erinnerung nochmal ein Teil des Aufrufs:
"Wir rufen darum dazu auf, am 17. Juni gegen den Aufmarsch der halleschen JN aktiv zu werden.
* Nicht, weil wir um den Ruf der Stadt Halle besorgt sind. (Der ist uns nicht nur egal - wir gönnen es Halle, dessen Bürgermeisterin vor einigen Jahren noch gemeinsam mit Nazis Kränze zum Volkstrauertag abwarf, sogar, als braunes Nest in die Schlagzeilen zu kommen.)
* Nicht, weil wir an einem "Aufstand der Anständigen" in der ostdeutschen Provinz interessiert sind. (Auch das "andere Deutschland", auf das sich die Zivilgesellschaft regelmäßig beruft, ist noch deutsch genug.)
* Und auch nicht, weil wir glauben, dass das Leben ohne bekennende Nazis, ihre Demonstrationen und Läden hierzulande sehr viel angenehmer wäre. (Da bleiben immer noch diejenigen, die wie Nazis denken, fühlen und handeln, ihr Kreuz bei der Wahl allerdings bei SPD, CDU, Linkspartei und Co. machen.)
Sondern weil es richtig ist. Manchmal ist es einfach nötig, den Nazis ihre öffentlichen Auftritte zu vermiesen, um sich danach wieder ungestört der Kritik der Verhältnisse widmen oder einfach nur in Ruhe ein Bier trinken zu können.
So einfach ist das."
@jogginglauf
halle ist unsere stadt."
Was soll dieser Lokalpatriotismus? Mag ja sein, dass Halle keine Nazistadt ist, aber dass sie "uns" gehört, klingt doch sehr nach "Aufstand der Anständigen" und "Bündnis für Demokratie und Toleranz- Gegen jeden Extremismus"
Zur Erinnerung nochmal ein Teil des Aufrufs:
"Wir rufen darum dazu auf, am 17. Juni gegen den Aufmarsch der halleschen JN aktiv zu werden.
* Nicht, weil wir um den Ruf der Stadt Halle besorgt sind. (Der ist uns nicht nur egal - wir gönnen es Halle, dessen Bürgermeisterin vor einigen Jahren noch gemeinsam mit Nazis Kränze zum Volkstrauertag abwarf, sogar, als braunes Nest in die Schlagzeilen zu kommen.)
* Nicht, weil wir an einem "Aufstand der Anständigen" in der ostdeutschen Provinz interessiert sind. (Auch das "andere Deutschland", auf das sich die Zivilgesellschaft regelmäßig beruft, ist noch deutsch genug.)
* Und auch nicht, weil wir glauben, dass das Leben ohne bekennende Nazis, ihre Demonstrationen und Läden hierzulande sehr viel angenehmer wäre. (Da bleiben immer noch diejenigen, die wie Nazis denken, fühlen und handeln, ihr Kreuz bei der Wahl allerdings bei SPD, CDU, Linkspartei und Co. machen.)
Sondern weil es richtig ist. Manchmal ist es einfach nötig, den Nazis ihre öffentlichen Auftritte zu vermiesen, um sich danach wieder ungestört der Kritik der Verhältnisse widmen oder einfach nur in Ruhe ein Bier trinken zu können.
So einfach ist das."
@antideutsch
bis später