[Jena] 4.000 auf Bildungsstreikdemo

(brp/anne.) 17.06.2009 18:54 Themen: Bildung Kultur Soziale Kämpfe
[Jena] Bildungsstreikdemo 2009: „Und Geld, das gibt's nur für die Banken“

+++ 4.000 auf Demo +++ kurzzeitige Besetzung des Schulamtes +++ andauernde Besetzung in der Uni +++

(brp/anne.) „Sie sagen uns: Geld haben wir kaum für die Bildung übrig. Und freie Bildung ist Utopie. Frei, das darf nur der Markt sein. Und Geld, das gibt's nur für die Banken.“ Darauf haben bundesweit zehntausende Studentinnen und Studenten etwas zu erwidern: Den Bildungsstreik 2009.
Zur Jenaer Streikdemo am 17. Juni fanden sich um zehn Uhr rund 4.000 DemonstrantInnen auf dem Campus zusammen. Unter ihnen waren zahlreiche SchülerInnen der Stadt. Obwohl in den vergangen Tagen eine Weisung der Schulbehörde die Teilnahme an den Protesten untersagt haben soll: Aufgrund der bestehenden Schulpflicht seien unentschuldigte Stunden nicht hinnehmbar. Ein Sprecher verdeutlichte während der Demo die Absurdität jener Maßnahme: Wo sonst könnten junge Menschen mehr von Demokratie, Mitbestimmung und Eigenverantwortlichkeit lernen, als auf einer Veranstaltung in der sie selbst ihre Ziele artikulieren beziehungsweise für ihre Rechte eintreten?
Nach circa einer Stunde gelangte der Tross vor das Hauptgebäude der Friedrich Schiller Universität. Ein Mitarbeiter des Historischen Instituts brachte die prekäre Lage, in welche der neue BA-Studiengang StudentInnen und DozentInnen geführt hat, auf den Punkt: Die Lehrenden würden zu Fütterern des Prüfungsamtes degradiert, müssten sich durch schnell zusammengewürfelte Hausarbeiten quälen und hätten durch die Einschränkungen der Lehre ebenso zu leiden wie die StudentInnen. Diese würden seit Einführung des neuen Studiensystems nur noch nach Leistungspunkten jagen, könnten keine eigenen Ideen - geschweige denn Interesse - in ihrem Studienfach entwickeln. Am Schluss seiner Ansprache verdeutlichte er, was er von den GegnerInnen des Bildungsstreiks auf studentischer Seite hält: Mitglieder konservativer Hochschulgruppen würden ebenso wie ihre KommilitonInnen unter der Situation leiden. Er kenne genügend Angehörige jener Gruppen, die bereits wegen des Leistungsdrucks um Aufschub für die Abgabe ihrer Ausarbeiten ersuchten. Sich gegen den Streik zu stellen, weil sich einige linke Gruppen daran beteiligen, sei für ihn nicht nachvollziehbar.
Im Anschluss setzte sich die Demo weiter in Richtung Philosophenweg fort. Neben der Philo-Mensa befindet sich das Schulamt. Dort kam es zu einer spontanen Besetzung in deren Verlauf sich der Schulamtsleiter an die DemonstrantInnen richtete. Mehr als beschwichtigende Worte waren von ihm jedoch nicht zu hören: Demnach würde bereits sehr viel getan, um selbstbestimmtes Lernen in den Schulen zu fördern... Nachdem ein Papierregen von den Fenstern des Amtes auf die Straße nieder ging, zog die Demo zurück zum Campus.
Unterdessen dauert die Besetzung eines Hörsaales sowie zweier weiterer Räume auf dem Campus an: Als Anlaufpunkt haben die StudentInnen dort die Möglichkeit über Kritikpunkte sowie Verbesserungen des Bildungssystems zu diskutieren und sie morgen (18. Juni) dem Uni-Rektor Prof. Dicke mitzuteilen.

...weitere Bilder gibt es bei "black-red-press"
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Ergänzungen

Video und Feierei

FHSozi 17.06.2009 - 21:59
das war ja mal richtig gelungen heute,super stimmung,massig leute und kaum bullerei!
Aber: Kauft der JG ne neue CD!!

Hier ein Video von JenaTV

 http://www.youtube.com/watch?v=PgBb58NHOwY

SKANDAL !!!

Max Powers 18.06.2009 - 15:06
Das Schulamt erstürmt

Jena. (tlz/tb) Mitarbeiter des Schulamtes sprachen von einem Überfall. Und selbst manchem Demonstrationsteilnehmern ging diese Aktion zu weit: Nachdem etwa 50 junge Menschen in die Schulamts-Außenstelle am Philosophenweg geeilt waren, flogen Papierschnipsel, Visitenkarten und Toilettenpapierrollen aus dem Fenster. Die Mitarbeiter des Amtes waren von dem plötzlichen Besuch überrascht und reagierten verängstigt.
Henry Fischer, der verantwortlich für die Jenaer Außenstelle ist, trat vor die Demonstrationsteilnehmer und nahm deren Forderungskatalog entgegen. "An einigen Punkten sind wir schon dran", sagte er. Zu mehr kommunalpolitischen Themen wie freiem Schulessen und voller Schulweg-Fahrtkostenerstattung für alle Schüler, konnte er nichts sagen. Darüber müsse der Stadtrat entscheiden. Nach dem Weitermarsch des Zuges blieb ein Dutzend junger Leute zurück, um gemeinsam mit Kommunalservice-Mitarbeitern aufzuräumen.


Eine zweite unfriedliche Aktion gab es in der Ernst-Abbe-Straße. Hier drangen gegen 12.40 Uhr 15 Personen in das Prüfungsamt der FSU Jena ein, rissen Aushänge von der Wand, zogen Sicherungen aus dem Verteilerkasten und störten so das hier tätige Personal. Die Versammlungsleitung distanzierte sich, die Polizei ermittelt.