Bildungsstreik rollt an
Es sieht ganz nach dem Beginn einer Bewegung aus: In über 80 Städten begannen SchülerInnen und Studierende am Montag mit Aktionen zum bundesweiten Bildungsstreik, der die ganze Woche über laufen wird. Ein Live-Ticker im Internet ( http://www.bildungsstreik.net/ticker/) bringt alle paar Minuten Nachrichten über den landesweiten Protest: Es gibt Spontandemos, Blockaden, Besetzungen und Versammlungen in allen großen Städten. Mancherorts, zum Beispiel in Mainz, Darmstadt oder Düsseldorf, wurden Protestcamps errichtet, in denen Streikende bis zum Ende der Woche wohnen werden.
Um letzte Unentschlossene zu mobilisieren, kamen kreative Ideen zum Einsatz: Beim Spiel "Capture the Leistungspunkt" rennen zwei Teams durch ein ganzes Unigebäude, um die Fahne des Gegners zu erobern, beim "Exmatrikulator" wird ein Studierender, der die Regelstudienzeit bereits überschritten hat, gewaltsam aus einer Vorlesung entfernt. Beide Aktionen sollen die schulischen, bürokratischen Studienpläne unter dem Bachelor/Master-System thematisieren.
Während der ganzen Woche werden alternative Vorlesungen und Seminare angeboten: Bei vielen geht es um das Thema Bildung, aber auch um die kapitalistische Krise, die Geschichte von Uniprotesten, die Erfahrungen von Jugendprotesten in anderen Ländern oder um die Theorien von Antonio Gramsci und Rosa Luxemburg. "Wir zeigen, daß wir selbst Lehrveranstaltungen anbieten können – wenn der Staat sich nicht dazu in der Lage sieht", so eine Studentin von der Humboldt-Universität Berlin (HU).
Dort und an der Freien Universität Berlin gab es die ersten Besetzungen. Bereits am Sonntag abend wurde das Otto-Suhr-Institut (OSI) an der FU, Deutschlands größtes politikwissenschaftliches Institut, mit Stühlen und Ketten verbarrikadiert. Auch die Universitätsstraße im Bezirk Mitte, direkt vor dem Institut für Sozialwissenschaften der HU, wurde besetzt. "Sofort im Anschluss an unserer Vollversammlung fingen wir an, die Straße vor dem Institut mit Stühlen und Tischen zu blockieren" meint ein Aktivist von der Fachschaftsinitiative SoWi. An den Fenstern der theologischen Fakultät der HU ein paar hundert Meter weiter hängen Transparente: "Wir fordern die Demokratisierung der Hochschulen" und: "Wir fordern die Abschaffung des Bachelor-Master-Systems".
Insgesamt verlief der Auftakt sehr friedlich. Aufgrund der großen gesellschaftlichen Unterstützung für den Streik – über 240 Organisationen und Gruppierungen rufen dazu auf, die Gewerkschaften GEW, ver.di und der DGB haben ihre Unterstützung erklärt – agiert die Polizei sehr zurückhaltend, wo sie sich überhaupt blicken läßt. Es gibt nur eine erste Meldung über Repression: in Verne in der Nähe von Münster wurde ein Schülercamp von der Schulleitung aufgelöst.
Viele UnimitarbeiterInnen, die noch stärker als Studierende unter Kürzungen zu leiden haben, erklären ihre Unterstützung für die Proteste. "Unser Institut wird nicht das erste Mal bestreikt", erklärte Detlef Brose, Verwaltungsleiter des OSI, auf der studentischen Vollversammlung. Er erklärte sich bereit, die Türen des Gebäudes für die ganze Woche abzuschließen und es den Streikposten zu überlassen, wer hinein darf.
Am heutigen Dienstag werden Vollversammlungen an Dutzenden Universitäten stattfinden. Am Mittwoch sind Demonstrationen von SchülerInnen, Studierenden und LehrerInnen in über 80 Städten geplant. Am Donnerstag sollen in einer bundesweiten "Aktion Banküberfall" Finanzinstitute symbolisch von Studierenden besetzt werden, um ein "Rettungspaket für die Bildung" zu fordern. Am Freitag schließlich sind Proteste gegen die Kultusministerkonferenz geplant, die in Berlin tagt.
von Wladek Flakin, von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION ( http://www.revolution.de.com)
eine kürzere Version erschien in der jungen Welt am 16.6. ( http://www.jungewelt.de/2009/06-16/038.php)
Während der ganzen Woche werden alternative Vorlesungen und Seminare angeboten: Bei vielen geht es um das Thema Bildung, aber auch um die kapitalistische Krise, die Geschichte von Uniprotesten, die Erfahrungen von Jugendprotesten in anderen Ländern oder um die Theorien von Antonio Gramsci und Rosa Luxemburg. "Wir zeigen, daß wir selbst Lehrveranstaltungen anbieten können – wenn der Staat sich nicht dazu in der Lage sieht", so eine Studentin von der Humboldt-Universität Berlin (HU).
Dort und an der Freien Universität Berlin gab es die ersten Besetzungen. Bereits am Sonntag abend wurde das Otto-Suhr-Institut (OSI) an der FU, Deutschlands größtes politikwissenschaftliches Institut, mit Stühlen und Ketten verbarrikadiert. Auch die Universitätsstraße im Bezirk Mitte, direkt vor dem Institut für Sozialwissenschaften der HU, wurde besetzt. "Sofort im Anschluss an unserer Vollversammlung fingen wir an, die Straße vor dem Institut mit Stühlen und Tischen zu blockieren" meint ein Aktivist von der Fachschaftsinitiative SoWi. An den Fenstern der theologischen Fakultät der HU ein paar hundert Meter weiter hängen Transparente: "Wir fordern die Demokratisierung der Hochschulen" und: "Wir fordern die Abschaffung des Bachelor-Master-Systems".
Insgesamt verlief der Auftakt sehr friedlich. Aufgrund der großen gesellschaftlichen Unterstützung für den Streik – über 240 Organisationen und Gruppierungen rufen dazu auf, die Gewerkschaften GEW, ver.di und der DGB haben ihre Unterstützung erklärt – agiert die Polizei sehr zurückhaltend, wo sie sich überhaupt blicken läßt. Es gibt nur eine erste Meldung über Repression: in Verne in der Nähe von Münster wurde ein Schülercamp von der Schulleitung aufgelöst.
Viele UnimitarbeiterInnen, die noch stärker als Studierende unter Kürzungen zu leiden haben, erklären ihre Unterstützung für die Proteste. "Unser Institut wird nicht das erste Mal bestreikt", erklärte Detlef Brose, Verwaltungsleiter des OSI, auf der studentischen Vollversammlung. Er erklärte sich bereit, die Türen des Gebäudes für die ganze Woche abzuschließen und es den Streikposten zu überlassen, wer hinein darf.
Am heutigen Dienstag werden Vollversammlungen an Dutzenden Universitäten stattfinden. Am Mittwoch sind Demonstrationen von SchülerInnen, Studierenden und LehrerInnen in über 80 Städten geplant. Am Donnerstag sollen in einer bundesweiten "Aktion Banküberfall" Finanzinstitute symbolisch von Studierenden besetzt werden, um ein "Rettungspaket für die Bildung" zu fordern. Am Freitag schließlich sind Proteste gegen die Kultusministerkonferenz geplant, die in Berlin tagt.
von Wladek Flakin, von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION ( http://www.revolution.de.com)
eine kürzere Version erschien in der jungen Welt am 16.6. ( http://www.jungewelt.de/2009/06-16/038.php)
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Ergänzungen
Impressionen von der Uni HH
Zudem wurden zahlreiche Fachbereiche blockiert.
Auch an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, am Rauhes Haus und an der Technischen Hochchschule wurden Eingänge dicht gemacht.
Fotos auf: http://www.flickr.com/photos/bildungsstreikhamburg/
Und am Mittwoch Bildungsstreik-Demo ab 10 Uhr ab Uni Campus!!
FÜR EMANZIPATORISCHE BILDUNG STATT PRODUKTION VON HUMANKAPITAL
Mehr Infos auf: www.bildungsstreik-hh.de
Streik in Wuppertal
Artikel: http://www.wupperguide.de/nachrichten/2009/06/16/bildungsstreik-studenten-blockieren-uni/
Shortnews aus Augsburg
Beiträge einen Überblick über den Bologna Prozeß und eine Filmveranstaltung "Kick it like Frankreich" stellt Verbindungen zum Streik
der französischen Schüler und Studenten her.
Polizeiseinsatz bei Studenten-Demo in Gießen
Nach Polizeiangaben hatten in Gießen rund 700 Schüler und Studenten zunächst für bessere Bildung demonstriert. Nachdem der Versammlungsleiter die Demonstration gegen 13.00 Uhr für beendet erklärt habe, hätten rund 200 Demonstranten eine Straße in der Nähe der Innenstadt blockiert. Der Aufforderung der Polizei, die Fahrbahn zu räumen, kamen die Demonstranten nicht nach. Daraufhin wurden die Demonstranten von der Polizei weggetragen. Bei sechs Demonstranten wurden die Personalien festgestellt.
Ein 20-Jähriger aus Gießen wurde vorläufig festgenommen. Er soll nach Polizeiangaben die übrigen Demonstranten aufgefordert haben, ein Einkaufszentrum zu beschädigen.
Neues aus dem Norden
Uni Jena besetzt
Video: http://www.youtube.com/watch?v=PgBb58NHOwY&feature=fvsr
Bildungsstreik Demo Potsdam
http://www.flickr.com/photos/37990792@N06/
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Zwei Diskussionsveranstaltungen — Wladek Flakin
ich streike nicht — studi
Warum — steht
@studi — weiterdenken erlaubt
bildungskritisches Spektakel im Sommer — Astrid