Sommer, Sonne, Sozialismus?

Marcel Kunzmann 13.06.2009 19:47 Themen: Globalisierung Weltweit
»Wir befinden uns im Jahre 18 nach der Selbstauflösung des sozialistischen Lagers. Die ganze Welt ist vom Imperialismus besetzt. Die ganze Welt? Nein! Eine von unbeugsamen Revolutionären bevölkerte Karibikinsel hört nicht auf, dem Kapitalismus Widerstand zu leisten.« - So oder so ähnlich müsste die Einleitung zu diesem Bericht wohl lauten, wenn wir uns in Asterix-Manier an das Thema Cuba heranwagen würden. Undman darf wohl sagen, das Thema Cuba, schließlich handelt essich bei diesem Land nicht nur um irgendeine unbedeutende Karibikinselunter vielen, sondern um den (wenn man von solch ideologischen Unfällenwie Nordkorea einmal absieht) letzten Hort des real existierendenSozialismus.

Ein Reisebericht über die Republik Cuba.

Dies, und natürlich das subtropische Klima, die karibischen Strände und die paradiesischen Naturlandschaften waren die Gründe, weshalb ich mich schon länger mit dieser Insel beschäftigte und mir dieses Land auch einmal mit eigenen Augen besehen wollte. Denn über unsere bürgerlichen Medien etwas über Cuba zu erfahren, dass auch nur annähernd den tatsächlichen Verhältnissen dort entspricht, ist sehr schwierig. So findet man vielleicht noch auf Arte die ein oder andere Dokumentation, welche um wirkliche Objektivität bemüht ist. Die meisten Berichte jedoch bedienen sich der selben antikommunistischen Klischees, wie die Propagandaschlachten des kalten Krieges. Fernab von illusionären Träumereien vom »sozialistischen Paradies« und auch fernab der flachen Sprüche vom »Castro-Regime«, hat mich die Wahrheit über dieses Land interessiert. Warum gilt Cuba heute bei uns als Vorzeigebeispiel einer Diktatur? Warum investieren die USA jedes Jahr Millionen Dollar in Geheimdienstarbeit gegen diesen kleinen Karibikstaat? Warum wird über Cuba so viel, wie über kein anderes karibisches Land berichtet? Und warum wird - trotz dem offiziellen Ende des kalten Krieges - das Embargo gegen das wirtschaftlich unbedeutende Cuba weiterhin aufrechterhalten? Irgendetwas konnte da nicht stimmen. Es war höchste Zeit für mich, dieses Land zu besuchen.

Als ich dann schließlich meine Eltern, die ohnehin schon immer mal in die Karibik wollten, nach längeren Diskussionen überzeugen konnte, war die Reise bald für 2009 fest gebucht. Vom 21. Mai bis zum 3. Juni durchquerten wir mit einem Mietwagen die Insel. Von Havanna über Matanzas, Santa Clara, Trinidad, Cienfuegos wieder zurück nach Havanna (um nur einige Städte zu nennen), sahen wir in diesen zwei Wochen jede Menge von Land und Leuten. Viele der vorher gefassten Urteile musste ich korrigieren, einiges hat sich allerdings auch bestätigt. Klar war für mich nur: Wenn es irgendwo noch eine gelebte Alternative zum Kapitalismus gibt, dann auf Cuba.

Meine ersten Impressionen von diesem Land stammen noch aus dem Flugzeug. Schlaftrunken sah ich aus dem Fenster die ersten Umrisse der Insel, kurz darauf den Flughafen »José Martí«, benannt nach dem cubanischen Freiheitskämpfer und Nationalhelden, welcher bereits im 19. Jahrhundert für die Unabhängigkeit seines Landes kämpfte. Am Flughafen selbst mussten zuerst einige Formalitäten geklärt werden, bevor wir nach Kontrolle unseres Passes durch eine freundliche Zollbeamtin an unser Gepäck kamen. Was mir zuerst schon im Flughafengebäude auffiel: Irgend etwas fehlte. Achja, die Werbung! Es gab keine Werbung. Nirgends waren die ansonsten so allgegenwärtigen Dauerberieselungen, die zugeklebten Wände, die Coca-Cola Plakate zu sehen. Sehr angenehm. Noch am Flughafen trafen wir auf eine freundliche Dame namens Clothilde, von der cubanischen Reiseagentur. Da sie in der DDR studiert hatte, sprach sie fließend Deutsch und half uns, an einen Mietwagen zu kommen. Mit Blick auf mein Lenin T-Shirt lautete ihr erster Kommentar: »Mit diesem T-Shirt wirst du hier sehr viele Freunde finden.« Ironie? Nein, tatsächlich: Schon 10 Minuten später bekundete der Beamte beim Umtauschschalter von Euro in die cubanische konvertible Währung (CUC), auf Englisch seine Sympathie für den Herrn Lenin. Da sich das mit dem Mietwagen doch noch etwas länger hinzog, blieb mir genug Zeit um mit Clothilde ins Gespräch zu kommen. Sie war eine stämmige Dame von etwa sechzig Jahren, und kennt die Revolution von Beginn an. Meine ersten Fragen gingen gleich ins politisch brisante, Thema Wahlpflicht in Cuba. »Wenn die Leute bei euch sagen, wenn man in Cuba nicht zur Wahl geht verliert man seinen Arbeitsplatz oder bekommt Repressionen, ist das eine Lüge. Wer bis 12 Uhr nicht zur Wahl geht, bei dem klingeln die Pioniere und sagen ›Hey, willst du nicht wählen gehen?‹ - das ist aber alles.«

Auch beim Thema Opposition fand Clothilde klare Worte: »Die meisten Cubaner mögen diese Oppositionellen nicht. Die ›Frauen in weiß‹, und wie sie alle heißen. Die wollen nur Geld von den Amerikanern für sich kassieren. Wenn sie wirklich für das Volk kämpfen, dann sollen sie doch in die Berge, wie Che, und die Leute überzeugen, anstatt sich bei den USA anzubiedern.«

Clothildes Gesicht legte sich in nachdenkliche Falten, man sah ihr deutlich an, dass es ihr ernst war. Auf dem Weg zum Hotel unterhielten wir uns noch etwas über die aktuelle Situation in Cuba, die »Periodo especial«, die Sonderperiode, welche nach der Auflösung der Sowjetunion und dem Verlust fast aller Handelspartner eintrat. Die schwierige ökonomische Situation, das Transportproblem, das Wohnungsproblem und all die andren Probleme sind häufige Gesprächsthemen der Cubaner, die bei der Kritik kein Blatt vor den Mund nehmen. Unterwegs konnte ich am Straßenrand die zahlreichen politischen Schilder bestaunen: »Defendiendo el socialismo«, die Verteidigung des Sozialismus, oder »Hasta la victoria siempre«, ein Zitat von Che, »Vorwärts bis zum Sieg«, war auf ihnen zu lesen. Abends im Hotel ging ich recht früh zu Bett. Schön, gut, also. Die Worte einer Revolutionärin. Mal sehen, was der cubanische Alltag mir davon bestätigen kann.

Am nächsten Tag gingen wir durch die Straßen Havannas. Und auch hier fehlte überraschenderweise die Werbung. Kein Burger King, kein McDonalds, keine BILD-Zeitung. Nirgends. Die Stadt kam so in ihrer vollen Pracht zur Geltung, statt aufdringlicher Leuchtreklame sah man an den Häuserfassaden lediglich handgemalte Bilder über die Revolution, oder hin und wieder ein Zitat Fidel Castros. Allgegenwärtig war neben den alten Häusern aus der Kolonialzeit und den politischen Schildern allerdings auch die schwierige ökonomische Situation der Menschen. Viele nutzten diese jedoch aus, um sich an naiven Touristen zu bereichern. Mit seltsamen Tricks und Betteleien wollen diese den einfältigen Touristen suggerieren, es würde ihnen an Grundnahrungsmitteln mangeln. Doch das passt nicht ganz in ein Land, in dem es an jeder Ecke billige Speisen und Getränke zu kaufen gibt, und wo jeder Einwohner durch die sogenannte Libretta, eine Rationierungskarte, alle notwendigen Güter und Lebensmittel zugeteilt bekommt. Es mangelt zwar an vielem, aber Hunger leiden muss in Cuba keiner, das konnte mir bisher jeder meiner Freunde dort versichern. Viele dieser Leute nutzen daher die zusätzliche Einkommensquelle um sich teure Luxusartikel wie Adidas-Turnschuhe und dergleichen zu kaufen. Aber das sind nun wirklich keine überlebenswichtigen Güter. Überhaupt hatte ich in meiner ganzen Zeit in Cuba durchgehend den Eindruck von einer trotz aller Dispropriationen grundsätzlich intakten Gesellschaft, ohne extreme Armut und ohne ein wie auch immer geartetes Bonzentum. Es herrschte ein reges Stadtleben, mit Autos, Einkaufstüten, mit Kindern die Eis essen, Erwachsenen die Karten spielen und Rum trinken, alten Leuten die auf Parkbänken Zeitung lesen und Zigarre rauchen, manchmal mit dem Enkel auf dem Schoß, manchmal mit Hund. Wenn man sich die Kolonialen Villas besieht, die trotz ihres teilweise schlechten Zustandes nichts von ihrer jahrhunderte alten Würde eingebüßt haben, wie diese heute von Arbeiterfamilien bewohnt werden, wenn man die amerikanischen Luxuskarossen sieht, wie diese heute von Arbeitern gefahren werden, dann merkt man auch, dass man sich tatsächlich in einem sozialistischen Land befindet. Am stärksten kam dieser Eindruck zu Tage, als wir in Havanna eine Führung in einer Zigarrenfabrik machten. Dort herrschten gänzlich andere Verhältnisse, als man es bei uns gewohnt ist. Die Arbeiter wirkten allesamt locker, gelöst, als ob sie diese Arbeit am liebsten täten. In dem riesigen Saal, in dem an die 400 Arbeiter auf Werkbänken Zigarren in verschiedenen Qualitäten drehen, läuft im Hintergrund Techno-Musik. Ganz am Ende hängt ein Plakat: »Zum 50. Jahrestag der Revolution: Lasst uns mehr und effizienter produzieren!«, davor der Tisch des Vorlesers. Jeden morgen wird dort zuerst eine halbe Stunde aus der Granma, der größten cubanischen Tageszeitung, vorgelesen. Danach geht man zu einem Buch über, das die Arbeiter sich ausgesucht haben. Aktuell liest man »Sakrileg« von Dan Brown. Der Vorleser wechselt dabei gelegentlich und bekommt die Zeit als Vorleser voll bezahlt. Nachmittags läuft dann meist Musik. Nach Dienstschluss kann sich jeder Arbeiter täglich 3 Zigarren seiner Wahl mit nach Hause nehmen. Während der Arbeit, darf ebenfalls geraucht werden. Auf Betriebskosten, versteht sich.

Neben der kostenlosen Mittagskantine dürfte aber ein herausragenderes Merkmal die demokratische Mitbestimmung im Betrieb sein: Jede Woche hält die Belegschaft dort eine Sitzung und diskutiert über die Probleme im Betrieb, aber auch über die Probleme des Landes. Ich selbst wurde Zeuge, wie solche Sitzungen abliefen und man nach heftiger Diskussion zu einer Entscheidung kam. Dabei folgt die Betriebsversammlung nicht weltfremden, starren Regeln, sondern wird von den Arbeitern selbst ausgestaltet. Es wird über alles gesprochen: Von den Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und Löhnen, bis zum Buch für nächste Woche hat die Belegschaft überall die volle Einflussnahme auf ihren Betrieb. Jeder Vorsitzende wird demokratisch gewählt und ist der Belegschaft rechenschaftspflichtig. Im Falle von Amtsmissbrauch kann er sofort abberufen werden, was auch hin und wieder vorkommen soll. Die junge Arbeiterin führte uns durch den gesamten Betrieb und erklärte jeden Produktionsschritt, vom frischen Tabakblatt bis zur fertigen Cigarre. Auch die Emanzipation hat sich scheinbar in der Ökonomie gut durchgesetzt: Die Führungsebene des Betriebs besteht fast durchweg aus Frauen. Darunter sind viele Schwarze und Mulattinnen. Von Rassismus keine Spur. Soviel also zur innerbetrieblichen Demokratie, die in Cuba doch sehr stark entwickelt ist. Mit der, verfassungsmäßig festgeschriebenen, Maximalarbeitszeit von 8 Stunden pro Tag und den hervorragenden Arbeits- und Mitbestimmungsbedingungen, hat sich die cubanische Arbeiterklasse doch einiges erkämpft, wovon man hierzulande höchstens träumen kann. Trotzdem: Die Löhne sind immer noch viel zu niedrig, auch wenn das Ende der Sonderperiode bereits absehbar ist.

Am nächsten Morgen trafen wir auf unseren Freund Lazaro, ein schmächtiger Mann in den Vierzigern, mit kräftigen Gesichtszügen und sonnengebräunter Haut, der eher an einen Spanier denn an einen Cubaner erinnert und den ich durch Zufall vor einigen Jahren kennen lernte, da er Informatiker ist. Er hat uns einen Tag durch Havanna geführt und wir haben erstmals den normalen cubanischen Alltag kennen gelernt. Statt Auto fuhren wir Bus, statt im Restaurant aßen wir im Imbiss für Cubaner, statt des Tourismusbüros besuchten wir Lazaros Freunde zu Hause. Die Straßen von Havanna sind voll von Leuten unterschiedlicher Hautfarbe und unterschiedlichen Alters. Überall wimmelt es von Pionieren, welche Nachmittags die Schule verlassen und die man dann häufig noch bei gemeinsamen Aktivitäten oder Ausflügen antrifft. Havanna hat eine wundervolle Altstadt, die noch aus dem 18. Jahrhundert stammt und leider am verfallen ist. Wenn man aber denkt, dies sei beispielhaft für Cuba, begeht man einen Fehler: Interessanterweise sind in allen anderen cubanischen Städten die Häuser wesentlich besser in Schuss. Für Havanna kam erst in letzter Zeit genügend Geld zusammen, so dass ein Sanierungsprogramm beschlossen werden konnte. Überall sahen wir bereits, wie gestrichen wurde, wie hier und dort neu gefließt oder komplett renoviert wurde. Es tat sich schon einiges. Auch das Transportproblem geht einer Lösung entgegen: Seit einigen Jahren verkehren in Havanna Busse aus Nordkorea und China, die zwar stets überfüllt, dafür aber auch pünktlich, billig und zuverlässig alle Cubaner von A nach B bringen.

Generell sind die Cubaner jedoch ein sehr gemütliches Volk, was sich gerade auch beim Straßenalltag wiederspiegelt: Man stellt sich hinten an und wartet eben, wenn der Bus sehr voll ist. Von der bei uns so üblichen Hektik, ist in Cuba nichts zu spüren. An jenem Tag besuchten wir auch das Revolutionsmuseum. Dort wird die Geschichte Cubas, von den ersten Unabhängigkeitskämpfen aus indianischen Zeiten bis zur Gegenwart beleuchtet. Die größte Zäsur in der neueren cubanischen Geschichte war zweifellos die Revolution von 1959, an dem sich das cubanische Volk vom verhaßten Batista-Regime, einer Handlangerregierung der USA, befreite. Fortan wurde unter der Präsidentschaft Fidel Castros der Sozialismus aufgebaut. Trotz Handelsembargo durch die USA und Wirtschaftssabotage durch den CIA, hat sich Cuba so einen, gemessen mit der restlichen Karibik und den meisten Ländern Lateinamerikas, extrem hohen Lebensstandard mit wegweisendem Gesundheits- und Bildungssystem aufgebaut. Nach 1990 jedoch kam die oben erwähnte Sonderperiode, die zu schwerwiegenden ökonomischen Problemen führte und immer noch führt. Erst seit etwa 10 Jahren wird es merklich besser in Cuba, das schlimmste scheint überstanden. Dazu ist allerdings im Revolutionsmuseum noch keine Ausstellung vorhanden. Man findet aber viele Fahrzeuge aus der Revolution, und, in einem Glasgebäude auch die Granma, jene Yacht, mit der Fidel Castro, Che Guevara und 80 weitere Revolutionäre 1956 in Cuba ankamen und damit den Auftakt zur Revolution gaben.

Auch konnte ich in Havanna die Funktionsweise eines CDR beobachten. Die CDRs heißen auf spanisch »Comités de Defensa de la Revolución« (Komitees zur Verteidigung der Revolution) und sind in jedem Wohnblock vorhanden. Etwa 90% der Cubaner über 14 Jahren sind Mitglied in den Komitees, deren Aufgabe es wörtlich ist, eben die Revolution zu verteidigen. Praktisch heißt das, für Sicherheit und Ordnung im Block zu sorgen, sowie an demokratischen Entscheidungen teilzunehmen, sich aktiv an der Politik zu beteiligen. Im cubanischen Rätesystem sind die CDR damit die unterste Ebene der Basisdemokratie und dort wird meist am heftigsten Diskutiert. Oft werden anschließend Anträge weitergegeben, auf die man sich erst nach heftiger Diskussion einigen konnte. Moment, war da gerade das Wort »Demokratie« zu hören? In der Tat! Auch wenn so manch bornierter Kleinbürger, der sich jeden Abend die FAZ mit ins Bett nimmt, den Begriff Demokratie in Zusammenhang mit Cuba als »Absurd« bezeichnen würde - ein Cubaner kann darüber nur lachen, denn es gibt sie tatsächlich dort, die sozialistische Demokratie. Vollkommen offen redet man über die Probleme des Landes, wählt Abgeordnete und Räte die jederzeit abberufen werden können und veröffentlicht Resolutionen. Dabei sind die Cubaner wesentlich partizipierter als das hier in Deutschland der Fall ist: Mit Wahlbeteiligungen von weit über 90% (wählen darf man in Cuba übrigens schon ab 16) und einer Mitgliederbasis in den CDRs von über 7 Millionen lässt sich auch Demokratie leben. Nur im Unterschied zu uns werden die Arbeiter nicht an der Ausübung ihrer Rechte mangels finanziellen Mitteln gehindert, sondern aktiv gefördert, indem jeder Massenorganisation ein umfangreiches Budget zur Verfügung steht. Zwar gibt es in den oberen Ebenen auch eine Menge Parteifilz, doch hört man den Cubanern zu, so merkt man, dass sie zwar stets über ihre Situation klagen, dafür aber nie »den bösen Sozialismus« verantwortlich machen, sondern etwas dagegen unternehmen: Sie gehen zu den Sitzungen, gehen zur Wahl, lassen sich wählen, schlagen Lösungen vor - und nicht selten entsteht dabei eine kontroverse Diskussion. Überhaupt sind die Cubaner sehr »diskussionswütig«, was man nicht nur in den CDRs, sondern auch anhand der heftigen Debatten auf der Straße und zu Hause mitbekommt.

Dabei wird keinem einfach das Wort genommen, der etwas »unliebsames« sagt, im Gegenteil, ich erlebte die Cubaner als ein sehr aufgeschlossenes und tolerantes Volk, das fast geschlossen hinter seiner Regierung steht, aber auch andere Ansichten gelten lässt. Beim Kapitalismus allerdings werden die Gesichter ernster, denn den will dort niemand mehr.

Später trafen wir noch unseren Freund Arristides, ein etwas älterer schwarzer Herr, der früher bei der Presseagentur gearbeitet hat. Seine Frau war in der östereichischen Botschaft tätig, daher kann er gut Deutsch. Auch er weiß sehr wohl um die Probleme seines Landes, traut seinen Landsleuten allerdings auch zu, eine Lösung zu finden. Das Gespräch war leider nur sehr kurz, da er noch einen Termin hatte.

Abends gingen wir in eine kleine Kneipe im Zentrum von Havanna. Lazaro erzählte uns das neueste aus der cubanischen Medizin. Anscheinend gibt es jetzt auch eine Impfung gegen Lungekrebs. »Und die funktioniert?«, frage ich misstrauisch. »Ja, natürlich. Jeder Raucher hier hat die.« Hm, wenn er meint. Erstmals bemerkte ich dort auch, dass es tatsächlich nur zwei große Biermarken in Cuba gibt: Buckanero und Crystal. Während Crystal eher einem leichten Bier entspricht, erinnert Buckanero mit seinem würzigen Geschmack stark an das in Deutschland populäre »Rothaus«, und erreicht dieses sogar fast in der Qualität.

Entsprechend teilt sich die cubanische Bevölkerung in eine Buckanero- und eine Crystal-Fraktion. Sehr oft wird man von Cubanern gefragt, welches der beiden Biere man denn nun bevorzugt, und hört oft, wie sich zwei ältere Cubaner über die Stärken und Schwächen von Crystal und Buckanero unterhalten, während sie auf einer Parkbank sitzen und Rum trinken. Ein herrliches Schauspiel. Beim Gespräch mit Lazaro erfuhr ich auch ein amüsantes Detail: Seit einigen Jahren werden die Fünfjahrpläne des Landes mit der deutschen Software SAP verwirklicht, die sonst eher von Großunternehmen wie VW oder dergleichen verwendet wird. Nun denn, warum sollte man in Cuba nicht auch up-to-date sein?

Am nächsten Tag besuchten wir Pinar del Rio, das Tabaktal, wo angeblich der beste Tabak der Welt wachsen soll. Kurz vor Anbruch der Reise gingen wir noch bei Lazaros Schwester einen Kaffee trinken, der selbstgemacht einfach am besten schmeckt. Dabei fiel mir zum wiederholten Male auf: Auch wenn das Haus von außen noch so heruntergekommen und unscheinbar wirkt, drinnen herrscht das Leben und alles sieht ordentlich und gut gepflegt aus. Auch wenn man sich manchmal fragt, wie die Cubaner es schaffen, aber irgendwie findet man dann doch eine Stereoanlage von Sony, einen Fernseher und eine Waschmaschine von Miele im Haus herumstehen. Nach der kurzen Pause allerdings machten wir uns sogleich auf den Weg. Umgeben von malerischen Landschaften zierten vor allem Königspalmen und kleine Dörfer das Bild am Straßenrand, dazwischen anstatt Verkehrsschildern immer wieder der Schriftzug »¡Viva la Revolution!«. Dass die Revolution auf schlecht beschilderten und löchrigen Straßen selbst in das hinterwäldlerischste Bergdorf vorgedrungen ist, merkt man allerdings nicht zuletzt daran, dass man auch bei einer Ansammlung von 20 kleinen Hütten, überall Stromversorgung, eine Schule sowie eine kleine Ärztestation sieht. Manchmal ist sogar dort noch eine Bibliothek anzutreffen. Die Schulen haben ebenso alle Internetanschluss, da seit einigen Jahren das Thema »PC und Internet« ab der ersten Klasse auf dem Lehrplan steht. Dass das ebenso für eine kleine Dorfschule gilt, davon konnte ich mich selbst überzeugen, als ich mich freundlicherweise in einer solchen einmal umsehen durfte. Neben Bänken, Stühlen, Tafel und jeder Menge Bücher, standen zwei PC’s in dem Klassenzimmer. Lazaro konnte mir bestätigen, dass das in Cuba eher die Regel als die Ausnahme ist.

Nachdem wir unsere Reise nach Pinar del Rio mit dem Besuch eines Tabakbauern abgeschlossen hatten, machten wir uns Tags darauf auf ins nahe gelegene Matanzas. Dort traf ich auf meinen Freund Yosvany, den ich letztes Jahr in Deutschland kennen lernte, als er über die Situation in Cuba referierte. Er ist Mitglied des Parlaments von Matanzas und dort für die Auslandskontakte seiner Provinz zuständig. Eigentlich ist er jedoch Arzt und hat einen Doktor in Epidemiologie. Bei den letzten Wahlen wurde er mit 98% der Stimmen ins Parlament gewählt. Weil er so jung ist, und trotz seiner dunklen Hautfarbe, denn in Rassismus sei in Cuba kein Thema, meint er. Nachmittags kommt er mich mit seinem Dienstwagen, einem 20 Jahre alten »Lada Nova«, einer 60-PS »Luxuskarosse« wie sie auch viele Arbeiter besitzen, besuchen. Soviel also zum Parteibonzentum. Wir erzählten ihm lange von unseren bisherigen Erlebnissen, wie man uns schon ein paar mal hinters Licht geführt hat um ein paar CUC abzustauben und wie uns die Naturlandschaften an der Küste gefallen haben. Da Yosvany sehr gut Englisch kann, fiel mir das Gespräch nicht schwer. Natürlich erfragte ich auch einige politische Informationen. Als die drei größten Probleme in seiner Provinz, aber auch im ganzen Land, sah Yosvany die schlechte wirtschaftliche Lage, die Korrpution und die interne Administration. »Wir haben kein sehr großes Problem mit der Korruption, aber es ist ein Problem und es ist notwendig, etwas dagegen zu unternehmen.« sagt Yosvany und sieht dabei auch bisher erreichtes: »In der Sonderperiode kamen eine Reihe von Schwierigkeiten auf uns zu, viele davon dauern bis heute an. Jedoch können wir das Transportproblem für viele Provinzen als gelöst betrachten. Auch beim Wohnungsbau machen wir Fortschritte. Aber was wir in der Zukunft brauchen ist vor allem eines: Mehr Entwicklung.«

So nannte er auch die nächsten Ziele der Regierung: »In den nächsten Jahren haben wir einige große Dinge zu meistern: Wir müssen die Wirtschaft stärken, uns dabei aber gleichzeitig vor dem Kapitalismus verteidigen, den Sozialismus wahren und erhalten. Außerdem werden wir weiterhin alles versuchen, die 5 cubanischen Agenten zu befreien, die zu Unrecht in den USA nun seit über 10 Jahren festgehalten werden.« Ich sagte ihm: »Das hört sich ja schön an, den Sozialismus verteidigen, aber wie wollt ihr das anstellen?«. Er entgegnete mir sovuerän: »Zuerst ist es wichtig, die Bildung und das Gesundheitssystem zu verteidigen, indem wir diesen beiden Einrichtungen weiterhin einen hohen Stellenwert beimessen. Desweiteren werden wir in Zukunft höhere Investitionen in Kultur, Sport und die Wirtschaftsentwicklung der volkseigenen Betriebe zur Überwindung der Sonderperiode tätigen. Wir werden dabei keine Privatisierungen zulassen. Wir sind nicht China und wir sind nicht Vietnam. Hier wird die Revolution verteidigt, hier bleiben wir beim Sozialismus, denn das ist unser Land, und 90 Prozent der Cubaner stehen fest zum Sozialismus und zu ihrer nationalen Souveränität die nur durch diesen gewährleistet werden kann.« Nun denn, möge es ihnen gelingen. Wir machten uns Tags darauf auf den langen Weg nach Santa Clara. Zwischendurch waren wir einige Zeit in der Kleinstadt Placeta unterwegs. Hier, etwas auf dem Land, waren die Menschen noch nicht so sehr vom Tourismus »beansprucht« (fast könnte man sagen verdorben) wie in Havanna. Man bekam schon mit ein paar Brocken Spanisch eine freundliche Antwort und die Händler auf den Märkten gaben lieber zu viel als zu wenig fürs Geld. Überhaupt sind die Leute auf dem Land wesentlich offenherziger und ehrlicher als in den Metropolen. Charakteristisch für cubanische Städte ist dabei der im kolonialen Stil gehaltene Stadtpark, ein Quadrat in der Mitte der Stadt, auf dem oftmals eine Statue von José Martí steht. An den Häusern dahinter findet sich dann meist noch ein riesiges Plakat mit einem Zitat von Che Guevara. Dort kann man dann Nachmittags alte Männer auf den Bänken beobachten, die Zeitung oder ein Buch lesen oder einfach nur den Pioniergruppen zusehen, die dann oft in der Stadt unterwegs sind.

In Santa Clara schließlich besichtigten wir das Mausoleum von Che Guevara. Eine gespenstische Stille umgab den riesigen Platz vor dem Denkmal, die nur durch das von großen Stadiumslautsprechern wiedergegebene Lied »Commandante Che Guevara« durchbrochen wurde. Das Denkmal selbst war phänomenal, einem großen Mann wie Ernesto absolut würdig. Im inneren befand sich das (kostenlose) Museum und gegenüber die Grabkammer des Che, wo auch die Urnen seiner Kampfgefährten aus Bolivien zu finden waren. Man achtete streng darauf, dass nirgends photographiert wurde. Als wir uns wieder zurück zum Auto begaben, durchbrach plötzlich ein heftiges Tropengewitter die Ruhe. Es schüttete wie aus Eimern und der Wind warf einige Palmen auf die Straße, wie wir später bemerkten. Uns blieb nichts übrig, als im Auto zu warten.

Tags darauf gingen wir für einige Tage nach Cienfuegos. Die meiste Zeit verbrachten wir dort am Strand, den wir uns mit den Cubanern teilten. Denn in Cuba sind seit der Revolution alle Strände, ebenso wie die Fabriken, Grundstücke, etc. volkseigen. Es gibt keinen Strand, der explizit für Touristen wäre, so dass man oft einen geparkten Lada und eine cubanische Familie am Strand beim baden beobachten kann. Wir trafen dort auf drei Arbeiter aus Cienfuegos. Ich nutzte natürlich die Gelegenheit um wieder etwas mehr über die Situation in Cuba zu erfahren, denn alle drei sprachen einigermaßen Englisch. Eric beispielsweise, war Busfahrer. Sein Lohn beträgt etwa 400 Peso National und einige CUC pro Monat. Zwar kann man sich dank Preisen wie 7 Peso pro Zigarettenschachtel, 1 Peso für Kino bzw. Theatereintritt und 5 Peso für ein Eis doch einiges kaufen, alle Luxusgüter sind jedoch nur in CUC zu bezahlen, an denen es stets mangelt. (1€ = 24 CUC). Er beschwert sich über die Doppelwährung: »Seit wir die Doppelwährung haben, also seit der Sonderperiode, können wir uns nichts mehr kaufen. Das Geld ist äußerst knapp und es reicht gerade für das nötigste.«

Auch sein Freund José, ein Fabrikarbeiter, sieht das ähnlich: »Es ist schon schwer, wenn man eine Familie hat in Cuba. Man muss hart arbeiten, aber letzten Endes kommt doch nichts dabei heraus. Und die Rationen auf der Libretta sind viel zu wenig, es reicht hinten und vorne nicht.«
Er fährt fort: »Meine kleine Tochter kriegt für die Schule viel vom Staat gezahlt, aber es ist halt doch nicht genug. Manchmal reicht es nicht einmal mehr für neue Klamotten oder Seife. Aber so ist es nunmal bei uns. Früher war das anders, aber heute ist es nicht mehr so wie damals.«
»Und woran liegts?«, frage ich. Eric antwortet mir: »Das ist die Sonderperiode. Und auch ganz oben in der Partei gibt es viel Korruption. Da gibt es einige Funktionäre die das Material nur für sich verwenden und verkaufen, was für die Renovation der Städte geplant ist.«
José unterbricht ihn: »Wobei hier in Cienfuegos nach dem Hurrican gleich Eingaben geschrieben wurden, und dann wurde auch alles repariert.« Eric fährt fort: »Ja, hier schon, aber nicht überall ging das gut. Jedenfalls läuft einiges schief und es ist nicht leicht hier zu leben.« - »Naja«, frage ich, »und was ist mit Fidel? Was haltet ihr von dem?« José meint: »Fidel ist gut, wir Cubaner lieben Fidel. Aber Fidel ist nicht überall. Er hat viele Minister, und die sind nicht alle so gut.« Eric pflichtet ihm bei: »Fidel ist ein guter Mann, aber da oben gibt es viele die das ausnutzen. Und auch Raúl ist nicht der beste, er kommt dafür zu sehr aus dem Militärischen.« - »Und was wollt ihr, was ist die Alternative? Zurück zum Kapitalismus?« - »Nein!« meint José »Ich bin Kommunist, und ich stehe zu unserem System hier. Auch wenn einiges schief läuft, letzten Endes bleibt uns nichts anderes übrig.« Eric pflichtet ihm bei: »Absolut, niemand will hier wieder zurück zum Kapitalismus. Der Sozialismus ist für uns hier das beste. Im Kapitalismus würden wir verhungern, wie in Haiti.« - »Ihr seid also Kommunisten?« frage ich. Alle drei nicken mit einem stolzen Lächeln im Gesicht. »Und die Demokratie in Cuba, wie seht ihr das, bei uns heißt es, Cuba sei eine Diktatur. Wie erlebt ihr das?« Eric antwortet: »Die Wahlen hier sind echt. Und auch sonst können wir durch die CDR großen Einfluss nehmen. Ich habe das sichere Gefühl, dass man hier als Arbeiter was zu sagen hat und ernst genommen wird. Man kann hier viel mitbestimmen, auch als einfacher Mann.«
José pflichtet ihm bei: »Demokratie? Auf jeden Fall. Man muss sich gut überlegen wen man wählt, sonst hat man, bis man ihn abberufen hat, einige Zeit den falschen am Hals.« José lacht. Sein Gesicht drückt etwas zuversichtliches aus: »Hier in Cuba hat das Volk das sagen, auch wenn das Leben schwer ist.« Abschließend zitiere ich noch ein Schild, dass ich am Straßenrand las: »Con Fidel y Raúl - ¡Venceremos!« - »Mit Fidel und Raul werden wir siegen!« Die drei Arbeiter zeigen sich sichtlich erfreut. Selbst der dritte im Bunde, der kein Englisch kann und bisher nur freundlich nickte, sagt jetzt laut: »Si! Venceremos! Con Fidel!«

Mit diesen Worten verabschiede ich mich dann auch von den Dreien, denn schon bald geht es für uns weiter nach Trinidad. Dort angekommen treffe ich zum ersten mal einige Pioniere die etwas Englisch können. Der Junge war gerade einmal 10 Jahre alt, sein Englisch war dafür aber bemerkenswert gut. Er lernt es seit 3 Jahren. Bei den Pionieren gefällt es ihm sehr gut, vor allem dass er alles bei den Ausflügen vom Staat bezahlt bekommt. »Meine Eltern haben nicht so viel Geld.« sagt er, doch die Schule macht ihm Spaß: »Nachmittags machen wir oft noch andere Sachen, z.B. Brot backen oder etwas basteln.« Wir verabschieden uns, wie es bei den Pionieren in Cuba so üblich ist: »¡Seremos como el Che!« - Wir wollen so sein wie Che! Der Junge schien überrascht, aber strahlte übers ganze Gesicht. Auch zum Thema Religionsfreiheit machte ich eine überraschende Entdeckung: Eine alte Zeugin Jehovas, Bibliotheksangestellte, saß dort in aller Öffentlichkeit auf dem Stuhl und liest »Erwachet«. Während der deutsche Philister schon das heranstürmen der Polizei erwartet, sitzt sie dort in aller Ruhe in der Bibliothek, liest, hält sich keineswegs versteckt und niemand schenkt ihr deswegen größere Beachtung.
Auf dem Weg von Trinidad nach Santa Maria, einem kleinen Ort an der Küste, nördlich von Havanna, fallen mir, als wir auf der sowjetischen Autobahn unterwegs sind, die Schilder der Energierevolution auf. Ich erfuhr erst im Nachhinein was es genau damit auf sich hat: Die grundlegende Umstellung auf Energiesparlampen, weniger Stromverbrauch und eine ökologischere Energieerzeugung in ganz Cuba durch neue Wind- und Solarkraftwerke. Eine sehr feine Sache, die auf dem Land schon erste Früchte trägt, dort konnte ich nämlich auf vielen Dächern die Montage von Solarzellen beobachten.

Angekommen in Santa Maria, nehmen wir noch den bestellten Rum und die Cigarren entgegen und besuchen Lazaro in seinem Büro. Dort benutzt man übrigens vornehmlich Linux auf den Computern. Doch das war auch gleichzeitig der letzte Tag, kurz darauf fuhren wir wieder zum Flughafen »José Martí«. Einen letzten Blick noch, und schon bald verschwand die kleine Insel aus den Fenstern des Flugzeugs. Eine kleine Insel, die mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Denn einerseits sehen wir stabile Versorgungssituation, eine partizipierte, gebildete Bevölkerung, ein hervorragendes Gesundheits- und Bildungssystem, eine entwickelte sozialistische Gesellschaft und eine hochentwickelte Demokratie die der unsrigen Haushoch überlegen ist. Und dennoch: Die wirtschaftlichen Probleme sind gravierend. Die Cubaner führen ein hartes Leben, auch wenn es wohl leichter als das vieler anderer Menschen in den Entwicklungsländern sein dürfte, ist es doch sehr entbehrungsreich. Es mangelt an vielem und das Embargo verschärft diese Probleme noch weiter. Es ist leicht, unter diesen Umständen gegen Cuba zu sein, zu sagen »Guck doch mal, wie die Leben und schau mal was wir hier alles haben.« Das ist der leichteste Weg, der ganz vergisst, dass Cuba nicht Deutschland, die Karibik nicht Mitteleuropa und das Embargo nicht die EU ist. Und es ist auch sehr leicht, Fidel Castro und den Sozialismus zu verurteilen, wenn man seine Informationen ausschließlich aus unseren tendenziösen Medien bezieht, die ein ganz klares Interesse an der Dämonisierung des Sozialismus im allgemeinen und Cubas im besonderen haben. Viel schwieriger ist es, selbst dort hinzufahren, die Leute kennen zu lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich habe dies getan und ich habe größten Respekt gewonnen vor dem cubanischen Volk und seiner Geschichte. Ich habe gesehen, dass Sozialismus und Demokratie zusammengehören, trotz aller Probleme. Und ich kann den Cubanern für ihre Zukunft nur wünschen, dass sie weiterhin das kleine gallische Dorf bleiben, sie sich treu bleiben, ihren Werten und Idealen verbunden, die wirtschaftlichen Probleme lösen können und die Revolution noch weitere 50 Jahre den Frieden und den Sozialismus sichern wird. Trotz Embargo, trotz CIA, trotz USA, und trotz unserer Medien, die nicht Müde werden, das Schreckgespenst vom »bösen Sozialismus« an die Wand zu malen, sobald der Name Cuba fällt.


Juni 2009.

Bilder: http://www.flickr.com/photos/macmensch/sets/72157619167954889/
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Ergänzungen

Zu den Bildern, weiteres

Marcel Kunzmann 13.06.2009 - 21:56
Zu den Bildern: Ich habe momentan mein Upload-Limit bei flickr erreicht. Ab Juli kommen noch mehr Bilder, viel mehr. Und es werden auch wieder einige qualitativ anspruchsvolle dabei sein. Auch unter freier CC-Lizenz.

Zum inhaltlichen: Ich habe versucht meine subjektiven Eindrücke ein wenig darzulegen und mit einigen empirischen Informationen zu ergänzen. Generell war ich darum bemüht ein realitätsnahes Bild der cubanischen Gesellschaft zu zeichnen. Ein "Utopia" ist Cuba bei weitem nicht, das sollte aus dem Artikel eigentlich klar hervorgehen, in dem alle Hauptprobleme des Landes schonungslos genannt wurden. Aber am meisten ließ ich bewusst die Cubaner selbst zu Wort kommen. Du kannst ja gerne hinfahren und ihnen erklären, dass sie nicht so denken wie du denkst, das sie denken sollen.

Zu den "Freiheitskämpfern" in den Kommentaren

Marcel Kunzmann 13.06.2009 - 23:42
Liebe Leute, Man könnte sich doch solch Kommentare wie "Es gibt keinen Sozialismus auf Kuba, Castro ist ein Diktator, der die Opposition unterdrückt. Mehr nicht." oder "Stalin ein faschistischer Putschist war [...]" wirklich sparen.

Gut, über Stalin will ich hier nicht diskutieren, das ist nicht das Thema. Aber es genügt doch schon sich einmal über die ökonomischen Vorraussetzungen und Bedingungen, das Wesen des Faschismus sich klar zu machen, um zu sehen, dass so eine Aussage über Stalin absurd ist.

Auch so Aussagen, als ob es keinen Sozialismus auf Cuba gäbe, Castro ein Diktator sei, der die Opposition unterdrücke - mit der Ergänzung - "mehr nicht" - sind doch einfach nur lächerlich.
Wenn eine Analphabetenrate die sich mit jedem Industrieland messen kann, ein Gesundheits- und Bildungssystem das als vorbildlich und wegweisend von UNO und WHO gelobt wurde, wenn Schulen die den Kindern Computerunterricht ab der ersten Klasse bieten, wenn eine funktionierende Grundversorgung und eine billige Partizipation an der Kultur, wenn Wohnungsbau, wenn demokratische Mitbestimmung in den Betrieben, wenn all das "mehr nicht" ist, wenn all das "kein Sozialismus" ist - wie soll selbiger denn dann, wohlgemerkt auf einer Karibikinsel aussehen? Etwa das Paradies auf Erden, das einfach mal so vom Himmel fällt und jedem einen S-Klasse Mercedes in die Neubaugarage parkt?

Nun, natürlich gibt es in Cuba auch demokratische Defizite, auch diese konnte ich erleben. Und natürlich wird in Cuba die (übrigens sehr unbeliebte) Opposition unterdrückt. Zurecht. Selbige, die großteils aus Agenten der USA besteht, versucht seit 1959 penetrant die cubanische Gesellschaft zu sabotieren. Kritik hingegen wird dort nicht unterdrückt, lediglich Leute die sich ganz klar zum US-Imperialismus bekennen, die sich ganz klar gegen die selbstbestimmte Entwicklung der Völker wenden und dann von CIA Mitteln profitieren (Ich kenne keinen einzigen Oppositionellen, der nicht von den USA finanziert wird. Die USA wären auch dumm, wenn sie das nicht tun würden) - dann sollte man da auch nicht allzu nachsichtig sein. Cuba befindet sich in einer stetigen Bedrohungssituation und kann sich derartige Sperenzchen einfach nicht leisten. Es sind nicht die Cubaner, die Atomwaffen besitzen und Krieg in alle Welt tragen. Das sind die USA.

Abschließend möchte ich zu all den Leuten da draußen, die um das bürgerliche Parlament weinen, das es in Cuba nicht mehr gibt, sagen: "Mehr Hammern und Sicheln, statt jammern und Picheln"
Demokratie funktioniert nicht so wie es uns die bürgerlichen Medien glauben machen wollen, denn der Staat ist immer nur "eine Maschine die von einer Klasse, zur Niederhaltung einer anderen Klasse gebraucht wird" (Lenin).
Entsprechend verhält es sich mit Cuba, wenn die bürgerlichen (bourgeoisen

Lenin- T-Shirts

lassen 14.06.2009 - 01:04
ja auch auch so ihre Rückschlüsse zu..

und weil die Überschrift so lustig ist noch diesen link dazu:  http://www.handelsblatt.com/journal/nachrichten/300-000-kubaner-fliehen-vor-ernesto;1127346

@ Marcel Kunzmann

RedZack 14.06.2009 - 05:03
Also, das ist ja mal wirklich eine sehr einseitige Sicht der Dinge. Alle Oppositionelle sind natürlich CIA-Agenten, oder vom US-Imperialismus finanziert. Na klar... ohne von den USA gekauft worden zu sein, käme natürlich kein Mensch jemals von sich aus auf die Idee, Opposition gegen ein Regime zu betreiben, in dem bürgerliche Freiheiten unterdrückt werden, und das eine ganze Bevölkerung auf einer Insel gefangen hält.

Apropos: dieser Aspekt des sog. kubanischen "Sozialismus" wird natürlich nicht einmal am Rande erwähnt. Dass Kuba mit den USA ein Abschiebe-Abkommen vereinbart hat, in dem Kuba den "US-Imperialismus" verpflichtet, aufgegriffene ausreisefreudige Kubaner wieder nach Kuba abzuschieben (ABSCHIEBUNG! Im "Sozialismus"? Hallo?!), wird hier ebenso verschwiegen wie, dass "unerlaubtes Entfernen" aus Kuba als Straftat (!) verfolgt wird.

Ungeheuerlich auch Aussagen wie diese: "Und natürlich wird in Cuba die (übrigens sehr unbeliebte) Opposition unterdrückt. Zurecht."

=> Die staatliche Unterdrückung von Opposition erfolgt NIEMALS "zu Recht", und ist auch durch nichts zu rechtfertigen. Weder im Kapitalismus, noch im sog. kubanischen "Sozialismus". Und da Opposition in Kuba verboten ist, kann man eine Aussage wie die, dass die Opposition "sehr unbeliebt" sei, auch nicht ernst nehmen. Denn ob "beliebt" oder "unbeliebt", das könnte objektiv nur unter Bedingungen eines fairen, gleichberechtigten Wettbewerbs verschiedener politischer Meinungsrichtungen, die allesamt gleiche Voraussetzungen zur politischen Willensbildung haben, ermittelt werden.

Es sei ja unbestritten, dass es in der Umsetzung gewisser sozialer Menschenrechte in Kuba relativ fortschrittlich zugeht. Aber das ist noch lange kein Grund, die hässlichen Seiten dieses Regimes schönzureden.

Reisebericht

F. Ernandez 14.06.2009 - 16:05
Bei meinem Besuch auf Kuba, konnte ich feststellen, das die Überwachung der Bevölkerug durch die poltische Polizei fast lückenlos war. Kein öffentlicher Platz, keine Bar, ohne polititische Polizei in Zivil.
Hinzu kommen die "revolutionären Stadtteilkommitees" - bei uns nennt man soetwas Denunzianten! Alles in allem hat mich vieles an Meiningen erinnert, so war es dort bis 1989 auch!

Die Geschichte Kubas ist aber durchaus eine heroische und auch eine "internationalistische" (wenn man den Begriff mag) - Allerdings lernen die Menschen auf Kuba nichts (!) von dem, was die Geschichte Kubas so außergewöhnlich macht.

Leider gibt es auf deutsch so gut wie keine Literatur zu dem Thema. Trotzdem hier ein paar Sachdienliche Hinweise:

Dolgoff, Sam: Leuchtfeuer in der Karibik
Souchy, Augustin: Vorsicht Anarchist
F.F., Geschichte des Anarchismus auf Kuba

Zugegebener maßen sind alle drei Autoren Anarchisten. Sam Dolgoff ist US-Amerikaner. Mit "Leuchtfeuer in der Karibik" hat er versucht den Kubanischen AnarchistInnen eine Stimme zu verleihen. Er war einer der wenigen Anarchisten und AnarchistInnen, welche sich von der kubanischen Propaganda nicht von ihren GenossInnen entfremden ließen.

Augustin Souchy wurde von Fidel Castro höchst persönlich (!!) nach Kuba eingeladen. Der Revolutionsexperte (er hatte die Revolutionen in Russland [1917-1921], Deutschland [1920], Mexiko, Spanien [1936-39] sowie die Kibuzzim in Palestina besucht und an ihnen Teilgenommen) sollte sich die Kubanische Revolution aus der Nähe anschauen und einen Bericht für die proletarische Weltöffentlichkeit verfassen.
Das tat er auch - dabei entginng er den häschern Castros nur knapp, und so verdanken wir ihm einen autentischen Bericht!

F.F. war selbst aktivist der anarchistischen Bewegung Kubas. Diese war tief und fest verwurzelt in der kubanischen Arbeiterbewegung. Sowohl in den Städten, den Industrien und der Landwirtschaft. Sie hatte mehrere Diktaturen überlebt und immer Möglichkeiten der Agitation und Aktion gefunden. Erst seit der Diktatur Fidel Castros und Che's wurden sie vollständig unterdrückt!

Das Hauptargument der "Cuba'si"s ist ja immer das es auf Kuba so gut wie keine Analphabeten gibt, das alle den gleichen Zugang zum Gesundheitssystem haben usw usf.
Das mag richtig sein (ist es natürlich nicht, denn wem wird schon eine so intensive medizinische Versorgung zuteil wie Fidel Castro? oder anderen Mitgliedern der Elite?), aber das hat mit Sozialismus noch nichts zu tun, sondern mehr mit Sozialpolitik!
In diesem Sinne mag Castro (er ist ja jetzt abgetreten und hat Platz für die Jugend gemacht, d.h. sein zwei oder drei Jahre jüngerer Bruder hat nun offiziell die Macht) ein "guter Zar" sein, mehr aber eben auch nicht!!

Sozialismus, aber bedeutet auf die Frage "Wer bestimmt, was, wann, wo, wie, für, wen, auf welche Art und Weise produziert wird (ggf, auch konumiert, transportiert und bei bedarf kurz, mittel oder gar langfristig gelagert wird)" eine bestimmte Antwort zu geben: Die Arbeiterschaft! In Kuba entscheidet die Arbeiterschaft in diesem Sinne aber gar nichts! Und Kommunismus wäre darüber hinaus, wenn alle nach ihren Bedürfnissen bekommen würden, und sich mit ihren vielfältigen Fähigkeiten einbringen könnten!
Auch das ist auf Kuba nicht mal in Ansätzen zu sehen!!

Also, halten wir uns an die Worte des anarchistischen Dichters Eugène Pottiers, welche in Gedenken an die Pariser Kommune die Internationale Gedichtet hatte: Ni Dieu, ni César, ni tribun, Producteurs, sauvons-nous nous-mêmes!

Lenin-T-Shirt...

pk 14.06.2009 - 19:36
Wenn man mit einem Lenin-T-Shirt herumläuft, sollte man sich auch nicht wundern, wenn man zu hören bekommt, wie toll da alles ist. Wer da nicht lernt, gegenüber Kommunisten vorsichtig zu sein, hat verloren. Schliesslich sind da überall Spitzel der Staatssicherheit unterwegs. Wer Ausländern gegenüber das Maul zuweit aufreißt, kann ziemlich gewaltige Schwierigkeiten bekommen.
Cuba ist eine Mischung aus ein wenig Licht und viel Schatten. Mich hat das sehr stark an die DDR erinnert. Genau der selbe Bevormundungsstaat und das verlogene Gequatsche über das angeblich befreite Proletariat. Klar war es gut, die ausbeuterischen Gringos aus dem Land zu werfen, und sicher gibt es wesentlich finstere Systeme - vor allem die ganzen von der CIA beratenen neoliberalen Faschistensysteme.
Mich kotzt da die allgegenwärtige Staatssicherheit ziemlich an, wenn ich dort bin. die Leute haben Angst vor der Polizei bei allem was sie tun, während sie ihre mickrigen Hungerlöhne im staatskapitalistischen Ausbeutersystem aufbessern wollen. Ersatzteile, fehlende Medikamente, Fleisch, Milch und viele andere wichtige Dinge gibt es nur gegen CUC (Convertible Pesos. Die Monatslöhne werden in nicht-konvertibler Moneda Nacional ausgezahlt). Aufgrund der haarsträubenden Mangelwirtschaft wird die Bevölkerung zum frei marktkapitalistischen Unternehmertum erzogen. Den letzten beissen die Hunde. Mit der Utopie einer klassenlosen, auf Solidarität und Menschenwürde basierenden Gesellschaft hat das alles gar nichts zu tun. Jegliche Kritik an den Zuständen wird sofort vom System als von den USA bezahlte prokapitalistische Hetze denunziert - na, du hast ja schon einige Beispiele dafür genannt.

Die Basisdemokratie mit den lokalen consejos ist natürlich nur Fassade, damit die, die keine Ahnung haben, wie Basisdemokratie funktioniert, glauben, sie würden in einer leben. Das ist so wie mit den Sowjets, die noch 70 Jahre nach ihrer Entmachtung durch den konterrevolutionären Putsch der Bolschewiki als Namen für deren System mißbraucht wurden.

Aber das musst du mir natürlich alles nicht glauben. Gegen persönliche Erfahrung kommt kaum etwas an.
Fahr mal so für zwei oder drei Monate rüber, mit neutraler Kleidung, ohne Reisebüro, mit privaten Unterkünften. Dann erfährst du vielleicht wirklich, wie es da so zugeht. Als Ausländer wird man dir natürlich nicht sofort alles erzählen, vor allem nicht, wenn noch ein Dritter zuhören könnte.
Besorg dir auch mal eine Statistik mit den industriellen und landwirtschaftlichen Produktionszahlen von vor der Revolution. Dann wirst du erfahren, was für eine "fortschrittliche" Auswirkung die autoritäre Kommandostruktur des Kontrollfreaks Fidel auf das Land hatte.

Sommer, Sonne, Sozialismus?

Wladek Flakin 14.06.2009 - 21:16
50 Jahre nach der Revolution - wohin geht Kuba?

Vor 50 Jahren, in der Nacht zum 1. Januar 1959, ist der kubanische Diktator Fulgencio Batista aus dem Land geflohen. Am nächsten Morgen sind RebellInnenentruppen unter dem jungen Anwalt Fidel Castro in die Stadt Santiago de Cuba einmarschiert. Die kubanische Revolution war aber nicht allein das Werk von ein paar tausend Guerilleros. Die Studierenden, deren Proteste gegen Batista die Universitäten des Landes geschlossen hatten und vor allem die ArbeiterInnenbewegung, deren Generalstreik die Hauptstadt lahm gelegt hatte, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle dabei, den Diktator zur Flucht zu zwingen.

Die Einnahme Santiagos markierte den Sieg einer Revolution, die zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht sozialistisch war. Castro erklärte: „Die kubanische Revolution ist nicht rot sondern olivgrün“. Doch die US-Regierung konnte auch kein unabhängiges, nicht-sozialistisches Regime in ihrer Halb-Kolonie Kuba dulden: sie überzog die Castro-Regierung mit Sanktionen, so dass diese sich an die UdSSR für Hilfe wenden musste.

Castro erklärte am 16. April 1961, zwei Jahre nach dem Einmarsch in Santiago, die Revolution nachträglich zu einer sozialistischen. Zu dieser Zeit wurden kubanische und ausländische KapitalistInnen enteignet und eine Planwirtschaft etabliert. Diese Wirtschaft unterstand allerdings nicht der Kontrolle durch die Massen in Räten, sondern nur ihrer selbsternannten „Avantgarde“, einer Partei- und Staatsbürokratie.



Da Kuba nicht direkt dem kapitalistischen Markt und seinen Zwängen unterworfen ist, geniessen die KubanerInnen Rechte, die für andere Länder Lateinamerikas ein Traum wären: kostenlose Gesundheitsversorgung gibt es für alle Menschen, so dass die Lebenserwartung ganze 77 Jahre beträgt und die Alphabetisierungsrate ist höher, die Kindersterblichkeit niedriger als in den USA. Es gibt keine kubanischen SoldatInnen in fremden Ländern aber dafür HelferInnen, die Gesundheitsprogramme in Venezuela oder Alphabetisierungskampagnen in Bolviien unterstützen.

Trotzdem ist die kubanische Wirtschaft von Ineffizienz und Korruption geprägt. Die BürokratInnen die die Wirtschaft lenken sind nicht in der Lage, die Bedürfnisse der Menschen einzuschätzen bzw. ihre Fähigkeiten effizient einzusetzen. Nur eine demokratische Planwirtschaft wäre dazu in der Lage.

Sozialismus?

Vor allem nach dem Rücktritt Fidel Castros letztes Jahr und dem Amtsantritt seines jüngeren Bruders Raul stellt sich die Frage: Wohin geht Kuba? Im Wesentlichen gibt es drei Perspektiven:

1) die kubanische Elite, die 1959 enteignet wurde und seitdem in Miami bummelt und die US-Regierung wünschen sich Folgendes: das kubanische Regime soll gestürzt und durch ein US-höriges ersetzt werden. Damit könnte Kuba zu einem Billiglohnland, ohne jeglichen sozialen Schutz für seine EinwohnerInnen, wie seine Nachbarn in der Karibik werden.

2) Teile der Bürokratie, die Kuba seit der Revolution beherrschen, wünschen sich Folgendes: die kubanische Planwirtschaft soll schrittmäßig, unter Führung der Kommunistischen Partei, in eine Marktwirtschaft verwandelt werden. Dieser „chinesische Weg“ wird vor allem vom kubanischen Militär gepusht, das viele „Joint Ventures“ mit ausländischen Konzernen betreibt.

3) Teile der ArbieterInnenklasse, die unter politischer Repression leidet, wünschen sich Folgendes: die kubanische Wirtschaft wird demokratisiert, die Bürokratie gestürzt und durch ein System von demokratischen Räten ersetzt. So könnte der Korruption und der schleichenden Einführung des Kapitalismus ein Ende gesetzt werden.

Noch eine Revolution?

Die kubanische Regierung bleibt heute sehr populär, weil sie im Gegensatz zu den meisten Regierungen Lateinamerikas nicht einfach den Befehlen aus Washington nachplappert. Aber ihr System ist seinem Wesen nach sehr instabil und wird früher oder später einem „normalen“ Kapitalismus oder einem demokratischen Sozialismus weichen müssen. Damit die Rechte der kubanischen Bevölkerung erhalten bleiben, muss sich die letzte Option durchsetzen.

Sozialismus muss international sein. Eine Insel mit 11 Millionen EinwohnerInnen, die kaum über Industrie verfügt und vom US-Imperialismus bedroht wird, kann nicht allein ein sozialistisches System aufbauen. Deswegen wird eine politische Revolution gegen die Bürokratie Teil einer Revolution auf dem gesamten lateinamerikanischen Kontinent sein müssen. Die Erhebungen der letzten Jahre in Argentinien, Bolivien, Venezuela und vielen anderen Ländern machen deutlich, dass nicht nur Kuba von einem Bruch mit der Marktwirtschaft profitieren würde.

Eine solche Revolution gegen die Bürokratie würde nicht bedeuten, dass alle Mitglieder der Kommunistischen Partei aus ihren Ämtern entfernt werden müssten – zweifelsohne gibt es viele unter ihnen, die dem Sozialismus mehr verpflichtet sind als dem Regime. Aber es bedeutet, dass die bürokratische Kaste, die durch die Tourismusbranche enorme Privilegien im Vergleich zur Normalbevölkerung bekommt (Handys, DVD-Spieler und besseres Essen) gestürzt, und durch ArbeiterInnenräte ersetzt werden.

In diesem Sinne verteidigen wir die Errungenschaften der kubanischen Revolution gegen Angriffe von außen, sei es von den USA, der EU, Mexikos... Aber wir verteidigen auch die Planwirtschaft gegen jene Teile der Bürokratie (wie etwa die höhere Offizierskaste), die sie am liebsten ganz abschaffen würden, um ihre Privilegien in ein kapitalistisches System zu übertragen. Solidarität mit der kubanischen Revolution bedeutet auch Unterstützung für eine unabhängige ArbeiterInnenbewegung, die das System grundlegend ändert.

Quelle:  http://www.revolution.de.com/zeitung/zeitung33/kuba.html

Ahnung?

Karl 15.06.2009 - 15:44
Kuba ist genauso emanzipatorisch wie die DDR es war. Gar nicht.
Um das herrauszufinden sollte man lieber mal mit Kubernern in seinem Umfeld sprechen, anstatt schlaue Bücher zu lesen. Vor einiger Zeit hielt ich Kuba auch noch für ein Paradies. Bis ich Anfing, mit Kubanern zu reden.
Folgende Probleme fallen mir auf Anhieb wieder ein: Pressefreihet; Verfolgung von Schwarzarbeit, ohne die man aber auf Kuba schlecht überleben kann (meist in Form von schwarzer Produktion von Zigarren und deren Verkauf an Touris);Rassismus der Polizei (Schwarze werden in Kuba häufig kontrolliert und zur Wache geschleppt); Repression für Weiße, die mit Schwarzen Umgang haben (diese werden dann ebenfalls kontrolliert und mitgeschleppt, wenn sie allein unterwegs sind kommt dies selten bis gar nicht vor) Erpressung durch die Polizei (du bezahlst jetzt soundsoviel, oder du verlässt die Wache für längere Zeit nicht mehr); usw.
Fragt einfach mal Menschen, die dort lebten und hier jetzt offen sagen können, was sie sich dort niemals trauen würden. (Soll nicht heißen, dass ich es hier toll finde...)

Sozialismus sieht anders aus, Kommunismus kann nur libertär sein, ansonsten unterdrückt er die Massen, welche er zu befreien vorgibt.

@ Peter H.

RedZack 16.06.2009 - 00:39
"Weiterhin kann und muß festgestellt werden, dass die wirtschaftlichen Zuwachsraten bei ungefähr 6-7% liegen, also durchaus beacchtlich."

Nun, beim Wirtschaftswachstum kommt es aber immer auch darauf an, von welchem Niveau aus die Wirtschaft wächst. Selbst 20 Prozent Wirtschaftswachstum werden für die Bevölkerung kaum etwas bringen, wenn die Wirtschaftsleistung insgesamt sehr bescheiden ist. Man kann also nicht einfach sagen: "6 bis 7 Prozent Wirtschaftswachstum" in Kuba - und nicht dazu sagen, auf welches Wirtschaftsniveau sich diese Wachstumszahlen beziehen. Das ist unsachlich.

Die offizielle Prognose für dieses Jahr liegt außerdem nicht bei 6-7, sondern bei 2 Prozent. Und das ist nur die staatliche Prognose...


"Was hingegen hat euer Deutschland zu bieten? Ein Nullwachstum!"

Ein interessanter propagandistischer Trick: Beim Wirtschaftswachstum von Kuba verwendest Du die Zuwachsraten der vergangenen Jahre (in denen aber auch Deutschland ein "beachtliches Wachstum" vorzuweisen hatte) - bei Deutschland dagegen die von diesem Jahr (wo auch Kuba dick in der weltweiten Krise steckt). Das geht so natürlich nicht...


"Welche Sozialleistungen bietet eigentlich euer Deutschland? Hartz IV etwa?"

Diese Frage ist jetzt nicht ernst gemeint - oder? Du willst jetzt nicht wirklich behaupten, dass Dir an Sozialleistungen in Deutschland nur "HartzIV" einfällt? Und Du willst jetzt nicht ernsthaft behaupten, dass die Kubaner Sozialleistungen über Hartz-IV-Niveau bekommen? Oder auch nur annähernd so viel wie ein Hartz-IV-Empfänger?


"Eintrittsgelder beim Arzt oder Krankenhaus u.v.a.m.? Ist es das,was reizt? Reizt etwa die hohe Arbeitslosigkeit hierzulande, die etwa bei 6-8 Mill. liegt. (Dunkelziffer inbegriffen)"

Nun, die Arbeitslosigkeit in Kuba mag prozentual niedriger sein - aber es kommt ja auch nicht primär darauf an, dass man ARBEIT hat (gemäß FDP-Motto: "Sozial ist, was Arbeit schafft"), sondern dass das Geld, das einem pro Monat zur Verfügung steht, zum LEBEN reicht. Und bei einem durchschnittlichen Monatslohn von knapp 20 US-Dollar in Kuba hat auch ein arbeitender Kubaner nur einen winzigen Bruchteil des Einkommens eines jeden Arbeitslosen in Deutschland. Ob das an Deutschland "reizt", weiß ich nicht - an KUBA "reizt" das jedenfalls erstmal eher NICHT.


"Reizt etwa die Tatsache, dass 480 Mrd. Euros den maroden Banken, trotz deren Versagen, denen in den Rachen geworfen werden, von der Gegenfinanzierung spricht fast niemand der bürgerlichen Demagogen. All das existiert in Kuba nicht."

Wieder ein propagandistischer Trick: Du erwähnst Mißstände, die es in Kuba gar nicht geben KANN (bei einem jährlichen BIP unter 50 Milliarden US-Dollar ist das auch schlecht möglich)... lässt aber gleichzeitig alle Mißstände unerwähnt, die es in Kuba tatsächlich GIBT. Und das ist ja doch eine ganze Menge...


"Und dennoch gibt es immer wieder irgendwelche Stinker, die an Kuba was auszusetzen haben."

Unerhört! Da gibts doch tatsächlich immer noch Menschen, die ihren Kopf zum Denken einsetzen - und nicht nur, um Pro-Kuba-Propaganda wiederzukäuen.


"Da stellt sich schon mal die Frage, wessen Geschäft sie eigentlich betreiben oder wie beschränkt sie eigentlich sind.

Klar - "beschränkt" sind immer DIE ANDEREN. Und natürlich betreiben sie ein "Geschäft"... fehlt nur noch die Behauptung, dass sie vom US-Imperialismus oder von den Juden finanziert sind.


"Es ist bedauerlich, dass bei indy derlei Dummköppen und/oder Spießern so viel Raum freigemacht wird."

Du scheinst einen starken Hang zu autoritärer Bevormundung zu haben, und wünschst Dir offenbar allenthalben, dass irgendeine allmächtige höhere Instanz (sei es eine staatliche Obrigkeit oder die Indymedia-Moderatoren) all jene, die Du als "Dummköppe" ansiehst, unterdrückt, in ihre Schranken verweist, oder am besten zum Schweigen bringt. Du scheinst das Prinzip "Indymedia" wohl noch nicht so ganz verstanden zu haben...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Boah

Sonne! 13.06.2009 - 20:39
klasse Fotos! Und auch noch unter CC-Lizenz, Klasse!

Inhaltlich falscher, ideologischer Artikel

Paule 13.06.2009 - 21:12
Westdeutsche Linke haben immer noch nicht kapiert, daß es in der DDR keinen Sozialismus, sondern eine Form des Staatskapitalismus gab, daß Stalin ein faschistischer Putschist war, der Linke massenhaft ermorden liess und daß Kuba auch nicht das Utopia ist, als das es weltfremde westdeutsche Linke gerne darstellen. Und wie zu ewarten bietet der Artikel wenig Einblickin das Land Cuba aber viel Einblick in die Ideologie des Schreibers. Jeder Satz ist ein ideologisches Statement, der dem Klischee vom 50-Jahre-KP-Stil zu entsprechen versucht. Trotzdem beeindruckende Fotos. Wenigstens das...

der Sozialismus auf Kuba lebt!

Peter H. 13.06.2009 - 21:56
Der Sozialismus auf Kuba lebt, mehr noch er festigt sich weiter, strahlt aus, allen Verunglimpfungen und Unkenrufen der USA und ihrer Verbündeten zum Trotz. Zu Anbeginn hatte es der Inselstaat schwer, war Anschlägen durch die CIA ausgesetzt, mußte der Invasion in der Schweinebucht standhalten, gab es Mordanschläge auf Fidel und dennoch, Kuba und sein Sozialismus ging nicht auf die Knie! Auch die Handelsblockade, die den Inselstaat schwer schädigte und schädigt und die auch uinter Obama anhält, konnten und können die Insel nicht unterkriegen. Hinzu kommt noch der Zusammenbruch des sozialistischen Lagers in Osteuropa, aber auch dieser Belastung war und ist Kuba gewachsen, die sozialen Errungenschaften blieben und bleiben erhalten!
Kuba ist ein Leuchtturm für ganz Lateinamerika und dessen Ausstrahlung nun auch Kuba zugute kommt. Mit Venezuela, Bolivien und anderen lateinamerikanischen Staaten entstehtlangsam aber unaufhaltsam ein neues sozialistisches Lager, ein antiimperialistisches Kraftzentrum, dass gewiß auch auf andere Trikontstaaten Einfluß nimmt. Zu all diesen hoffnungsfrohen Entwicklungen gesellt sich zusätzlich die Entdeckung von Ölvorkommen in den Küstengewässern der Insel. Zwischenzeitlich kann Kuba auf die reichen Ölvorkommen in Venezuela zu Vorzugspreisen zurückgreifen, während es selbst Ärzte und Lehrer nach Südamerika entsendet.
Dessen ungeachtet ist die grüne Eidechse, wie diese Insel auch genannt wird, auf die Solidarität der Völker angewiesen, wozu auch SPENDEN(!) gehören,(z.B. Milchspendenaktion)auf dass die Lebensverhältnisse dort stetig steigen. (Irbis)

P.S. der Reisebericht gefällt mir. Auch ich muß unbedingt mal nach Kuba reisen. Ich möchte nicht nur neidisch all das lesen.

@Paule

tutnixzursache 13.06.2009 - 23:01
nix hinzuzufügen....für den sozialismus kämpfen und nicht scheisse abfeiern!

kein Sozialismus

Kommunist 13.06.2009 - 23:02
Kann Paule da nur zustimmen. Es gibt keinen Sozialismus auf Kuba, Castro ist ein Diktator, der die Opposition unterdrückt. Mehr nicht.

Wenn es auf Kuba den Kapitalismus gaebe ...

Dattel 14.06.2009 - 05:50
Zuerst einmal vielen Dank fuer den tollen Bericht und die hervorragenden Bilder.

Jeder der nicht der Meinung ist, dass Kuba sozialistisch ist war doch noch nie in der 2. (sozialistischen) und in der 3. Welt. Ich bin zur Zeit auf den Philippinen und kann hier jeden Tag erleben was die Alternative fuer ein Kuba im Kapitalismus waere. Hier gibt es keine intakte Demokratie. Die Regierung unter Gloria Macapagal Arroyo ist ein Marinettenregime der USA. Die letzten Wahlen waren gefaelscht und Korruption wird im ganz grossen Stil betrieben. Die Gelder fliessen meisstens zu den Militaers, da die Praesidentin dadurch ihre Macht erhalten kann und die Opposition massiv unterdruecken kann. Diese Unterdrueckung drueckt sich durch die vielen politischen Morde aus gegen regierungskritische Journalisten, Nichtregierungsorganisationen und Bauern, die gegen die kapitalistischen Landreformen kaempfen. Die Philippinen sind das Land mit den meissten politischen Morden weltweit. Eine kritische Medienlandschaft sucht man daher vergeblich und wenn man in der Opposition arbeitet wird man permanent observiert. Mehr als 50% der Menschen leben in extremer Armut (unter 2$ am Tag), obwohl die Philippinen das Land an zweiter Stelle bei der Goldfoerderung und an dritter Stelle beim Kupferabbau steht. Stromausfaelle sind in den laendlichen Gebieten an der Tagesordnung, wenn es denn Strom gibt und die Schulen sind mit 50 Kindern pro Klasse total ueberfuellt. Ein weiterer Segen der amerikanischen Kultur neben Coca Cola, Mc Donalds etc. ist die Prostitution. Vom Sextourismus in Suedostasien hat gewiss jeder schon mal gehoert. Wirtschaftspolitisch folgen die Philippinen, wie soll es auch anders sein, dem Diktat der WTO, was heisst, dass transnationale Konzerne mit offenen Armen empfangen werden, die Natur und Menschen ausbeuten ohne sich ueber hohe Steuern, Umweltauflagen und anderes laestige Gesetze zu beklagen. Ich kann die Liste hier ewig weiterfuehren, um noch deutlicher zu machen, wie krass die Unterschiede zu Kuba sind. Das kubanische Volk kann sich wirklich gluecklich schaetzen von Che und Fidel befreit worden zu sein. Der philippinische Fidel, Jose Maria Sison, lebt in den Niederlanden im politischen Asyl und wird von der Europaeischen Union belaestigt. In den Bergen der philippinen kaempfen, neben der gewaltfreien Arbeit der linken Parteien, NGOs und Gewerkschaften, die NPA (New Peoples Army) seit ueber 40 Jahren fuer einen Sozialismus auf den Philippinen. Da die Lebensbedingen immer schlechter werden und die Praesidentin gerade versucht die Verfassung zu aendern, um sich durch eine weitere Wahlfaelschung wiederwaehlen zu lassen, wird sich die Lage hier in der naechsten Zeit wohl weiter anspannen.

Hoffentlich wird dieses Szenario Kuba in der Zukunft erspart bleiben.

Was ne Überraschung

IM Gerd Lummer 14.06.2009 - 08:43
Ist doch ein herrliches Symptom, dass alle Leute dem unbekannten Ausländer mit Lenin Shirt und Kamera gleich die richtigen Statements liefern und den Sozialismus preisen. Man hat Dich (zu Recht) für eine Art Journalisten gehalten und dem darf man natürlich nichts falsches erzählen.
Sonst kommen die Leute von der kubanischen Stasi und man kann sich auf ein paar unangenehme Befragungen (mit neumodischem Quatsch wie Waterboarding geben die sich nicht ab) und ein paar Jahr im kubanischen Bautzen gefasst machen.

Weiter so Genossen!

Herzliche Grüße

Christian 14.06.2009 - 09:48
Lieber Marcel,

mit aufrichtigem, dankbarem Interesse lese ich
Deinen literarisch anspruchsvollen Reisebericht
von Cuba ! Schaue sehr gerne Deine interessanten Fotos an,
grade weil ich selbst noch nicht dort sein konnte.

Auch wenn wir ideologisch gesehen unterschiedliche Prägungen
besitzen, so verbindet uns zwischenmenschlich und auf die
tragfähigen Dinge blickend sehr viel.

Bis bald. Dein Freund Christian.

Dieses "Paradies" ist schmutzig

miau 14.06.2009 - 11:05
genug, um mein Paradies zu sein.

Was ich von dem Bericht halten soll, weiß ich nicht. Aber ich glaub nicht, dass das mit dem Vorlesen in der Arbeit und der Technomusik zu Zigarredrehen gelogen is. Und das ist ja schon mal etwas wünschenswertes ;-)

Geben wir Kuba noch weitere 50 Jahre, untersützen wir das Projekt erstmal und erst wenn sich die "neue Gesellschaft" entwickelt hat (Was ja bestimmt nicht in 10-20 Jahren gehen kann), von der immer alle sprechen, können wir angemessen entscheiden, ob das Projekt Kuba nicht doch das falsche war.

die Kritiker: Wart ihr selbst in Cuba? Welche "bürgerlichen Freiheitsrechte" meint ihr? Hat der Schreiberling gelogen, als er von der partizipierten Gesellschaft geschrieben hat? Bedeuten die Diskussionen in der Arbeit nicht eine fortgeschrittenere Meinungsfreiheit als im Rest der Welt?

Käsekuchen

Auweh 14.06.2009 - 11:15
Es lebe der sog. demokratische Neoliberalismus, der uns alle zu Knechten des Finanzapparates macht!

Wer wird denn hier mehr versklavt und unterdrückt?

Der Sozialismus hat so lange auf Kuba überlebt, gerade weil er nach unseren pseudodemokratischen Vorstellungen die imperialistischen/kapitalistischen oppositionellen Kräfte unterdrückt. Dazu muss Kuba z.B. auch unsere "demokratische" und so umjubelte "Pressefreiheit" , die größtenteils im Fahrwasser des freien Marktes - das einzige System das augenscheinlich wirklich alle freiheiten genießen kann - zu schwimmen scheint, abschaffen.









Pressefreiheit

m0n0 14.06.2009 - 12:57
Schön wenns in Kuba gefallen hat >;)

An alles die die Kritik in den Kommentaren schlecht gemacht haben:

Pressefreiheit ist wichtig, ich würde kein Land abfeiern bei dem es keine Pressefreiheit gibt. Ich finds scheisse wenn Anarchistische oder andere Literatur unterdrückt wird.

Das soll nicht heissen das ich es in Deutschland besser finde, nur weil es hier Pressefreiheit gibt,... Aber ich kann diese Kritiklosigkeit nicht verstehen und jeder der solche Unrechten Elemente eines Systems verteidigt ist ein Feind meiner selbst. :)

Ich versteh nicht wieso das von manchen Linken ignoriert wird, ok, wenn man als Linker sagt, ich bin genauso scheisse wie die Faschisten, dann leuchtet es ein... aber für mich ist es faschismus (gegen das Volk wird mit Gewalt vorgegangen, war das nicht auch trotzki's definition von Faschismus? Ich glaube schon.... ) und dazu sollten die Linken wenigstens stehen das es Faschismus im Real Sozialismus gibt...

Und was ist mit all den politischen gefangenen? Auch ein Kritikpunkt an Kuba,... Kuba ist halt nicht das politische Paradies ;) Aber ich finde manches in Kuba durchaus unterstützenswert.... Da muss man sich überlegen ob man an den Faschistischen elementen innerhalb des Systems etwas ändern kann... und das kann dan ja nur jeder für sich selbst entscheiden...

Pressefreiheit die Zweite

Auweh 14.06.2009 - 14:50
Ich glaube die Begrifflichkeit bzw. das Verständnis der Pressefreiheit wird in diesem Kontext oft missverstanden.
Unsere Presse, als sog. 4. Gewalt des Staates, besitzt keine Freiheit solange sie sich vom Kapitalismus abhängig macht.
Sie ist vielmehr ein Werbeträger eines Neoliberalismus der gerade im Begriff ist uns jegliche Mündigkeit abzusprechen. Sicher gibt es noch ein paar kritische Stimmen in unserer Presse, aber findet nicht auch hierzulande eine Art von Zensur statt, wenn diese Kritik von den großen Verlagshäusern als linkspopulistische Spinnerei abgetan und übertönt wird.


Was ist eigentlich die Aufgabe unserer Presse?
Objektive Berichterstattung oder Populismus?
Und wer definiert die Maßstäbe der Pressefreiheit?
Der Journalist oder der Konzern für den er arbeitet?

kleine anmerkung..

no chr.! 14.06.2009 - 16:05
"Die ›Frauen in weiß‹, und wie sie alle heißen...Wenn sie wirklich für das Volk kämpfen, dann sollen sie doch in die Berge, wie Che.."

harrharr.. wird bestimmt 'ne 'lustige' erfahrung für sie (auf jeden fall ihre letzte!!)..

"Busse aus Nordkorea.."

nordkorea produziert weder busse, noch sonstwas für den export(*) - ausser massenvernichtungswaffen!

* busse kann n.k. nicht einmal für den eigenen 'markt' produzieren!

Cuba und der Anarchismus

Marcel Kunzmann 14.06.2009 - 16:23
Ähm ja, Anarchismus, ganz toll.
Nein Danke, dann doch lieber die wirkliche Diktatur des Proletariats als eine kleinbürgerliche Träumerei.

Frage an den Autor

Aufmerksame Leserin 14.06.2009 - 18:08
Zitat: "Ich kenne keinen einzigen Oppositionellen,
der nicht von den USA finanziert wird".

Eine recht bemerkenswerte Aussage. Da fragt man sich ja zunächst mal, WIEVIELE Oppositionelle kennst Du denn persönlich? 10.000? 20.000? Oder eher nur so 2 bis 3, und die auch nur vom Hörensagen?

So eine Aussage macht ja nur dann Sinn und wäre nur dann halbwegs repräsentativ, wenn Du wirklich tausende von Oppositionellen persönlich kennst. Und das ist ja doch eher unwahrscheinlich.

Und selbst wenn dem so wäre, wäre es noch weitaus unwahrscheinlicher, dass die alle von sich selbst behaupten, von den USA finanziert zu werden. Also stellt sich die Frage, auf welchen Erkenntnisquellen diese Aussage basiert? Haben Dir zehntausende Oppositionelle jeweils in einem persönlichen Gespräch anvertraut, von den USA finanziert zu werden? Oder ist das vielmehr nur eine Behauptung von staatlichen, regierungsamtlichen Stellen, die Du nun einfach als eigenes Wissen ausgibst?

Fragen über Fragen...

Opposition und Korrektur

Marcel Kunzmann 14.06.2009 - 18:37
Zu den Oppositionellen: In der Tat, natürlich kenne ich diese "Opposition" nicht persönlich. Die muss man ja mit der Lupe suchen. Ich habe die Informationen aus vertrauensvoller Quelle, von meinem guten Freund Yosvany aus Matanzas.

Zum Artikel: Mir ist noch ein kleiner Fehler unterlaufen. 1€ sind nicht 24 CUC. 1€ entspricht etwa auch einem CUC. Und 1 CUC sind genau 24 Pesos.

@ marcel kurzmann

arbeiterInnenanarchist 14.06.2009 - 18:41
"Ähm ja, Anarchismus, ganz toll.
Nein Danke, dann doch lieber die wirkliche Diktatur des Proletariats als eine kleinbürgerliche Träumerei."

Ueberhaupt mit der Literatur beschaeftigt? oder brauch mensch das mit lenin auf der brust nicht mehr und hat den kremlschen segen?
Das bestaetigt schon meine ersten bedenken bei deinem blauaeugigen bericht. leninistInnen (lustig das du ganz emanzipatorisch nur die maennliche form benutzt hast) wie du waren es, die den anarchismus diskreditierten und diffamierten, die die spanische revolution mit auf dem gewissen haben weil sie lieber ihre macht und einfluss geltend haben wollten als eine wirkliche antiautoritaer kommunistische wirtschaft und selbstverwaltung der arbeiterInnenklasse, die die machno-bewegung in der ukraine schamlos ausnutzten und sie dann in ihrem freiheitlichen bestrebungen blutig niederschlug. der anarchismus ist die einzige "ideologie" die als zentrale komponente die ablehnung der herrschaft des menschen ueber den menschen inne hat, und genau das wollen solche bescheuerten machtgeilen "kommunistInnen" (es gibt heute zum Glueck nicht nur eure sparte) wie du nicht, die denken sie waeren die besseren, schlaueren menschen die den menschen sagen muessten wie "sozialismus" funktioniert. warum ich glaube das ihr nichts in der ArbeiterInnenklasse zu suchen habt?, weil ihr ihr nicht zugestehen WOLLT sich ohne ZK, Partei und FunktionaerInnen selbst zu verwalten. was habt ihr jemals an kritik hervorgebracht, ausser dem von euch gut einstudierten "kleinbuergervorwurf" (ey und komm mir jetz nich mit proudhon, bakunin oder son kram) ?
zeit zum aussterben, fuer antiautoritaeren kommunismus und anarchie!

ey , ganz schick

bürgerlicher rechter anarchist 14.06.2009 - 19:12
eine horde von freizeitanarchisten, die das zeug zum faschisten haben, wie der anarschistische faschist eduardo rozsa-flores, die im zweifel auch zum hardcorereligiösem neigen, und ein paar bescheuerte bürgerlich rechte kinder, die sich einbilden, sie wären die opposition, die aus den imperialistischen metropolen der ersten welt fette ratschläge einem kleinen sozialistischen land wie kuba erteilen wollen und wie eine made im speck vor sich hinblubbern.

kuba mag viele mängel haben, aber es ist sozialistisch und die typen, die da unter "opposition" firmieren, sind die gleichen charaktere, die sich und alles andere im zweifel an jeden imperialisten verkaufen würden.

arte hatte mal eine interessante doku über diejenigen, welche kuba in die kapitalistische freiheit in die staaten verliessen, die kamen mit der kapialistisch imperialistischen wirklichkeit überhaupt nicht mehr klar.


die hier schreibenden freizeitoppostionellen haben was kuba betrifft, die fresse zu halten, solange täglich krieg aus euren deutschen metropolen und supermärkten herrscht, und ihr mit eurem getue täter und profiteure dieser politik seid.

welche Opposition bitte-schön?

Peter H. 14.06.2009 - 22:19
Es gibt da immer wieder irgendwelche Leute, die auf Teufel komm raus eine Opposition in einem sozialistischen Land herbeisehnen. Warum eigentlich? Was genau soll so eigentlich bewirkt werden? Worin liegt der "Segen"? Ich kann mir schon vorstellen, dass eine Opposition dann erforderlich ist, wenn denn die Wohlfahrt der Massen daniederliegt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass eine Opposition dann erforderlich ist, wenn denn die Wirtschaftskraft erlahmt, also die Produktion rückläufig ist, die Versorgung unnötigerweise schlecht, Kritik schlechthin geknüppelt.
Nun frage ich euch, ist die Produktion in Kuba rückläufig? Ich meine eigentlich nicht. Es geht doch kontinuierlich aufwärts,wo genau wird jedwede Kritik niedergeknüppelt? Wo also liegt das Problem?
Nun kann es ja gut sein, dass es just darum grade mal nicht geht. Möglicherweise ist`s die vielgepriesene Meinungsfreiheit, inklusive die vom Geist befreite. Ist das so? Oder geht es einfach darum, alles sagen und drucken zu können, was grad so durch die Birne schießt und schlimmer noch, was den Sozialismus so richtig diskreditiert. Ist das wirklich so wahnsinnig wichtig, dann laßt es mich wissen. Vielleicht sollte bei einem solchen Standpunkt auch schon mal ne BLÖD-Zeitung im Umlauf sein, denn auch die hat ja so ihren Nährwert und sei`s, dass sie die Pressefreiheit dokumentiert. Aber ach, ich frag mich schon mal, wem denn das so eigentlich nützen möge! Ich habe dann Schwierigkeiten herauszufinden, ob dies dem kubanischen Volk wirklich auf die Beine hilft. Oder seh ich das etwa verkehrt, nur raus damit.
Nun ist es ja nicht so, dass alles eitel Sonnenschein ist und man einfach den Mantel des Schweigens über ein Problem breiten möge. Das nun wieder auch nicht. Doch meine ich, dass so etwas im konstruktiven Dialog bzw. Debatte ganz gut verortet ist. Warum also extra eine Partei gründen, die in Frontstellung zur kubanischen Partei, schlimmer noch zum Sozialismus steht? Wer genau kann sagen, dass ein Dialog, heftige Debatten innerhalb der Partei nicht möglich seien? Wenn doch, bittschön genaue Quellenangaben, das wär schon ganz nett.
Weiterhin frage ich, ob es denn unbedingt sinnvoll ist, Feinde, als Natter am Busen zu nähren? Warum eigentlich? Und gibt es nicht so was wie reinen Selbstschutz? Wer genau sägt sich schon gern genau den Ast ab, auf dem er/sie sitzt.
Daher,bitte mehr Bodenhaftung, wenn`s geht.

@ Peter H.

RedZack 14.06.2009 - 23:28
Das hast doch nicht Du oder ich zu entscheiden, wann, wie und warum jemand sein gutes Recht darauf wahrnimmt, Opposition gegen Regierungen und herrschende Zustände zu leisten. Du versuchst hier zu definieren, wann Opposition "gerechtfertigt" ist und wann nicht, wie sie sich zu organisieren hat usw. Das allein ist schon reine Willkür... denn all das haben einzig und allein diejenigen zu entscheiden, die Opposition SIND. Und nicht der Staat, gegen den sie (aus welchen genauen Gründen auch immer) opponieren. Das wäre ja auch noch schöner...

chinesisch-kubanische Mauer wo beginnt sie?

Peter H. 15.06.2009 - 00:52
@redzack: So-so, der Staat hat das nicht zu entscheiden? Warum eigentlich nicht? Soll der nur zum Angucken da sein oder warum gibt es den wohl? Warum eigentlich soll der seinen Totengräbern eigentlich freien Lauf geben? Wer sagt dir eigentlich, dass da ein Gegensatz zwischen kubanischem Volk und kubanischen Staat mehrheitlich existiert? In Deutschland ist das so, doch warum analog auf die Karibikinsel schließen? wie kommste eigentlich auf das schmale Brett?
Welchen konkreten Nutzen hat eigentlich das kubanische Volk von einer Opposition, die regelmäßig antikommunistisch ist? Soll Kuba wieder ein Bordell, Spielkasino und Hinterhof der USA sein und warum? Welche Ziele haben eigentlich die kubanischen Oppositionellen? Und warum beschäftigen die dich eigentlich so sehr? Was genau stinkt dir an Kuba, was genau passt dir eigentlich am Sozialismus nicht? Wer gibt dir eigentlich das Recht deinen bürgerlichen Staat Marke Deutschland, dem kubanischen Volk überstülpen zu wollen? Warum eigentlich ist die westliche Wertegemeinschaft, besser Wertpapiergemeinschaft das Maß aller Dinge?
So viele Fragen meinerseits
so wenig Fachwissen deinerseits (modifizierter Brecht, "Fragen eines lesenden Arbeiters")

an Peter H. (wg Mauer usw)

die andere 15.06.2009 - 11:37
kuba ist doch der karibik-puff der usa (und europas und südamerikas)
weiße, dickbäuchige, oberklasse arschlöcher fahren (zum teil via canada) nach kuba. dort ficken sie mit kubanischen frauen, für 10-50 $ die nacht oder für pafümierte seife oder strumpfhosen.

die kerle freunden sich mit weißen frauen an und ficken mit ihnen, gegen jeans, parfümierte seife oder ein paar dollar

glückspiel gib es auf kuba auch und rate mal wer da spielt??

auf kuba gibt es keinen kommunismus (geht ja auch gar nicht, denn "kommunismus in einem land" ist völlig unmöglich!!!!

dort gibt es nicht mal sozialismus!!!

die kubanische opposition ist sehr vielfältig - sowohl die herrschenden hier als auch die sozialistInnen/kommunistInnen der letzten realexistierenden "sozialistischen staaten"/"des sozialismus des 21 jahrhunderts" und ihre freiwilligen kettenhunde in der ganzen welt haben ein interesse daran die opposition als einheitlichen, antisozialistischen block darzustellen.

dem ist aber gar nicht so - die opposition besteht aus mindestens vier strömungen:

# den anarchistInnen
# denjenigen welche die verfassung der 1940'er jahre wieder haben wollen (die demokratischste und sozialistischste verfassung die kuba je hatte!)
# denjenigen die den alten zustand wieder herstellen wollen (die diktatur, so wie sie unter batista, geduldet und aktiv mitgetragen von der kubanischen kp [sic], war)
# undogmatische marxistInnen

die anarchistische ist sicherlich die kleinste und schwächste strömung der opposition, die marxistische strömung sollte nicht unterschätzt werden und die "sozialistisch-demokratische" ist sicherlich fast genauso stark wie die reaktionäre.


schade das es auf indymedia immer soviel gefährliches halbwissen gibt!

ich bin immer versucht mal semiare anzubieten/zu organisieren, aber ich weiß ja, das die linken immer meinen alles schon zu wissen, und besser als die betroffenen selbst!!

bis 1989 habt ihr doch (wenn ihr da nicht noch in die windeln geschissen habt) auch die ddr noch für sozialismus gehalten und geglaubt, das es zwischen "volk" und staat keinen wiederspruch gab,....

Vexierspiegel

Peter H. 15.06.2009 - 13:19
@die andere: Was du uns da bietest, kommt einem Vexierspiegel gleich, wo alles verzerrt wiedergegeben wird. Kapitalistische Auswüchse gab und gibt es, doch sollte man sie nicht überbewerten und vor allem waren und sind sie maßgeblich der verwerflichen US-Blockade geschuldet, die überaus schädigend auf Kuba einwirkt. Da es nun auf Grund der guten Kontakte zu dem ölreichen Venezuela sowie dem vor Erzen strotzenden Bolivien aufwärts geht, Öl vor der Küste der Insel ausfindig gemacht wurde, ist Optimismus angebracht. Dies hat dann auch zur Folge, dass die marginalen Auswüchse zusehens zurückgedrängt werden, so dass auch dieser Vorwurf bald der Vergangenheit angehört.
Was sich da an Opposition rumtreibt, ist meist nix anderes als eine Restauration bürgerlicher Zustände. Hierzu gehört auch der mehr als fragwürdige sogenannte demokratische Sozialismus, der eigentlich nur ein Arzt am Krankenbett des Kapitalismus ist. Weltweit hat sich gezeigt, dass er außer Phrasendrescherei und nebulösen Vorstellungen nicht viel mehr zu bieten hat.
Einen Anarchismus, der nirgendwo auf der Welt funktionierte, braucht Kuba schon mal garnicht, denn die sofortige Abschaffung jedweden Staates würde das Land völlig hilflos werden lassen und wäre dann die Beute der USA. Der A. ist lediglich eine kleinbürgerliche Bewegung, die extrem idealistisch und ausschließlich subjektivistisch ist. Sie nährt unnötigerweise bloße Illusionen und spaltet nur die linke Bewegung. So was wird grademal nicht gebraucht.
Was du sonst noch an Opposition darbotest, hast du nicht weiter beschrieben, weil dir offensichtlich nicht näher bekannt, bzw. du schweigst dich aus ersichtlichen einfach aus.
Sei mal sicher, dass die Opposition, von Ausnahmen abgesehen im Kielwasser des US-Imperialismus segelt, was nach Verhaftungen dieser Schädlinge ans Tageslicht befördert wurde. Doch das wurde eigentlich schon im Artikel gesagt.
Wem es wirklich um weitere Verbesserungen von Kuba geht, der kann, ja soll gerne spenden. Auch Solidaritätskundgebungen u.ä.m. sind natürlich stets willkommen, wozu auch ein zurückliegendes Autokorso im Ruhrgebiet gehörte.
Auch macht es Sinn, dass sich Menschen innerhalb des Landes Gedanken machen, wie die Produktion noch mehr gesteigert werden kann, auf dass der Lebensstandard weiter steige.
Wenn da Fehler gemacht wurden,- Menschen sind nie perfekt, sie machen natürlich auch Fehler - was wir Außenstehenden garnicht beurteilen können, dann ist eine solche Kritik natürlich sinnvoll. Mir ist nun nicht bekannt, dass solche Kritiker, wenn denn mal was schief ging, mundtot gemacht wurden, warum auch. Jeder vernünfige Mensch ist schließlich daran interessiert, dass es wirtschaftlich noch besser werde, das ist doch klar. Wo bürokratische Hemmnisse bestehen, sind diese teils anzumahnen, teils um deren Abhilfe zu sorgen. Nun kann ich auch da nicht erkennen, wo denn nun eigentlich eine Staatspeitsche geschwungen wird.
Ich bezweifle nun sehr, dass es dem Großteil der Opposition darum geht, vielmehr wollen sie einfach keinen Sozialismus, das ist der ganze "Witz" an der Sache.
Leute, lasst euch nicht von den Sirenenklängen der Bourgeoisie einnebeln, denn der Imperialismus, das ist eine große Fälscherwerkstatt schlechthin. Hierzu gehört natürlich auch die Berichterstattung der bürgerlichen Medien, die gezielt nach tatsächlichen und ausgedachten Mißständen Ausschau halten und mit Bedacht in den Krümeln rumsuchen. Dem muß entgegengesteuert werden.

@ Peter H.

RedZack 15.06.2009 - 14:18
> @redzack: So-so, der Staat hat das nicht zu entscheiden?
> Warum eigentlich nicht? Soll der nur zum Angucken da sein
> oder warum gibt es den wohl?

Welche Existenzberechtigung und Befugnisse sich ein Staat jeweils selbst zuschreibt (bzw. anmaßt), das ist von Staat zu Staat z.T. höchst unterschiedlich. Der NS-Staat z.B. fühlte sich dazu berufen, das "deutsche Blut rein zu halten", und stellte in diesem Sinne die Behauptung auf, dass er zu entscheiden habe, wer mit wem ins Bett geht und Kinder zeugen darf, und wer nicht. Nach Deiner Logik hättte man hier also fragen können: "So-so, der Staat hat das nicht zu entscheiden? Warum eigentlich nicht? Soll der nur zum Angucken da sein oder warum gibt es den wohl?". Nun, die Antwort ist ganz einfach: Der Staat hat sowas nicht zu entscheiden. Punkt! Genau so wenig hat der Staat zu entscheiden, ob ich in der Opposition aktiv sein darf oder nicht. Ich darf das! Einfach so! Sowohl in der BRD, als auch auf Kuba. Und in jedem anderen Land der Welt. Wenn mir an den dortigen Verhältnissen etwas nicht passt. Das ist ein fundamentales Freiheits- und Menschenrecht. Punkt.


> Warum eigentlich soll der seinen Totengräbern eigentlich
> freien Lauf geben?

Eine fatale Logik, wenn man sie konsequent zuende denkt. Würdest Du diese Logik für JEDEN Staat gelten lassen? Also darf z.B. auch die BRD jegliche (z.B. sozialistischen) Oppositionsgruppen wahllos verbieten, um ihren "Totengräbern" nicht "freien Lauf" zu lassen? Wäre doch so gesehen eigentlich ganz verständlich, wenn sozialistische Parteien, Organisationen, Demonstrationen etc. in Deutschland prinzipiell verboten wären - oder ist es dem Staat BRD wirklich zuzumuten, dass er seinen eigenen Totengräbern freien Lauf lässt?
(- Rhetorische Frage!)


>Wer sagt dir eigentlich, dass da ein Gegensatz zwischen
>kubanischem Volk und kubanischen Staat mehrheitlich existiert?

Das kann niemand verlässlich sagen, da es keine freien Wahlen gibt, und keinerlei Wettbewerb zwischen verschiedenen politischen Richtungen zugelassen wird. Die SED hatte z.B. zuletzt (kurz vor Zusammenbruch des DDR-Regimes) 2,3 Millionen Mitglieder. Das waren etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die PCC hat 600.000 Mitglieder, das sind etwa 5,5 Prozent der Bevölkerung Kubas. Die kubanische Staatspartei hat also nur ca. 1/3 der Mitglieder der SED, kurz vor Zusammenbruch des DDR-Staates. Das könnte z.B. ein erster Anhaltspunkt in dieser Frage sein...

Letztlich ist das aber auch egal. Selbst wenn es "nur" 1 oder 2 Millionen Menschen gibt, die mit herrschenden Verhältnissen nicht einverstanden sind, haben sie selbstverständlich das Recht, sich zu organisieren und ihre Kritik zu artikulieren. Zwischen der deutschen Mehrheitsbevölkerung und den im Bundestag vertretenen Parteien gibt es auch keinen Gegensatz - das ist aber kein Argument dafür, dass (z.B. sozialistische) Oppositionsgruppen verboten werden müssten.


>In Deutschland ist das so, doch warum analog auf die
>Karibikinsel schließen? wie kommste eigentlich auf
>das schmale Brett?

Hui, ein recht rauher Tonfall. Na schön: Wie kommst DU eigentlich auf das "schmale Brett", dass das in Deutschland so ist? Bei der letzten Bundestagswahl beteiligten sich mehr als 3/4 der Wahlberechtigten (77 Prozent), und davon gaben 96 Prozent ihre Stimme einer der auf Bund- und Länderebene regierenden Staatsparteien CDU/CSU/FDP/Linke/Grüne/SPD. Wo existiert da also ein mehrheitlicher Gegensatz zwischen Bevölkerung und Staat? Und was hat dies mit der Frage zu tun, ob in Kuba oder Deutschland die Opposition ein Existenzrecht hat?


>Welchen konkreten Nutzen hat eigentlich das
>kubanische Volk von einer Opposition, die
>regelmäßig antikommunistisch ist?

Das hat noch immer die Bevölkerung zu entscheiden, ob sie davon einen "Nutzen" hat oder nicht. Wenn sie davon keinen "Nutzen" hat, und darin auch keinen "Nutzen" erkennen kann, dann wird sie diese Opposition auch nicht wählen oder unterstützen. So einfach ist das. Du versuchst hier, das Existenzrecht einer politischen Opposition von ihrer inhaltlichen Übereinstimmung mit DEINER politischen Meinung abhängig zu machen - unter dieser Prämisse könnte aber (vom Nazi über den Katholiken bis hin zum Kommunisten) JEDER Mensch behaupten, die Unterdrückung von Opposition, die nicht seine Meinung vertritt, sei gerechtfertigt und legitim.


>Soll Kuba wieder ein Bordell, Spielkasino
>und Hinterhof der USA sein und warum?

Wenn die Opposition - wie der Verfasser dieses Artikels hier schreibt - derart unbeliebt ist in Kuba, und außerdem die kubanische Bevölkerung - wie Du schreibst - keinen Nutzen davon hat... na, dann dürfte diese Gefahr doch überhaupt nicht bestehen. Dann müsste die Opposition auch bei freien Wahlen völlig marginale Ergebnisse bekommen (etwa wie die Partei Bibeltreuer Christen in Deutschland), und bliebe damit völlig bedeutungslos.


>Welche Ziele haben eigentlich die kubanischen
>Oppositionellen? Und warum beschäftigen die dich
>eigentlich so sehr?

Du wirst es kaum glauben: die beschäftigen mich gar nicht besonders. Ich will nur dass das, was ich selbstverständlich für MICH einfordere (Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, politische Organisationsfreiheit etc. pp.) auch für alle anderen Menschen Gültigkeit hat. Getreu dem Motto einer alten Kommunistin, die einmal sagte: "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden!".


>Was genau stinkt dir an Kuba, was genau passt dir
>eigentlich am Sozialismus nicht?

Da vermischst Du jetzt 2 Dinge. Sozialismus finde ich eigentlich gar nicht schlecht. Aber ob Kuba ein sozialistisches Land nach meiner Vorstellung ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich glaube kaum, dass ein "Sozialismus", der diesen Namen verdient hat, darauf angewiesen ist, Menschen einzusperren und de facto gefangen zu halten. Weder mit einer Betonmauer mit Selbstschussanlagen, noch auf einer streng von Stasi bewachten Insel. Ein Sozialismus, der diesen Namen verdient, kennt keine Abschiebungen, und erst recht keine Abschiebeabkommen mit dem "US-Imperialismus". Und ein Sozialismus, der wirklich funktioniert und allen Menschen ein besseres Leben bringt, muss ganz bestimmt niemandem verbieten, seine Meinung offen zu äußern oder sich in irgendeiner politischen Gruppe zu organisieren. Ein solcher Sozialismus, der seinen eigenen Ansprüchen genügt, braucht Opposition überhaupt nicht zu fürchten. Und der wird im übrigen eher ein Ein- denn ein Auswanderungsproblem haben... da ja theoretisch alle Menschen der Welt in dieses Paradies der Glückseligkeit einwandern wollen müssten. Das scheint mir bei Kuba aber nicht der Fall zu sein.


>Wer gibt dir eigentlich das Recht deinen bürgerlichen
>Staat Marke Deutschland, dem kubanischen Volk überstülpen
>zu wollen?

Als ob ich das wollte, oder auch nur die Macht dazu hätte! Aber wer gibt eigentlich dem kubanischen Staat das Recht, der kubanischen Bevölkerung seinen Willen mit Gewalt überzustülpen?


>Warum eigentlich ist die westliche Wertegemeinschaft,
>besser Wertpapiergemeinschaft das Maß aller Dinge?

Die ist gewiss nicht das Maß aller Dinge. Aber in Sachen Freiheitsrechte ist sie tatsächlich den meisten Diktaturen á la Kuba haushoch überlegen. Man muss sich das mal vorstellen: in den meisten Diktaturen könnten wir hier gar nicht schreiben - weil entweder a) Indymedia von den Machthabern gänzlich verboten wäre, oder b) wir überhaupt keinen unzensierten Internetzugang hätten, oder c) beides. Du nutzt also selbst diese Vorzüge, willst sie aber den Menschen in Kuba nicht zugestehen. Irgendwo schon recht schizophren...


>So viele Fragen meinerseits

Sind alle ausführlichST beantwortet.


>so wenig Fachwissen deinerseits (modifizierter
>Brecht, "Fragen eines lesenden Arbeiters")

Noch eine ganz gehörige Unverschämtheit zum Schluss. - Was für "Fachwissen" bietest Du denn in der bisherigen Diskussion, das ich nicht (mindestens!) genau so vorzuweisen hätte?

Spiegelfechterei

Peter H. 15.06.2009 - 21:20
Einige Leute scheinen es nicht zu begreifen, wollen es auch nicht. Sie gehen hin und basteln sich da ein Reich der Träume zurecht, ist schon recht putzig. Irgendwas haben sie an Kuba auszusetzen, stellen sich vor, dass denn nun nicht alles so phantastisch sei, wie erträumt. Dabei verkennen sie haargenau, dass Traumgefilde, Trauminseln zwar per Phantasie ersonnen werden können, mit und ohne Sonne, doch was hat all das mit der Realität zu tun? Statt nun also hinzugehen und zu überlegen, ob denn nun die Sozialleistungen ausreichend sind oder nicht, monieren einige irgendwelche Dinge, die ggf. noch nicht ausreichend da sind. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass die Sozialleistungen recht beachtlich sind, wozu auch die Grundversorgung gehört. Weiterhin kann und muß festgestellt werden, dass die wirtschaftlichen Zuwachsraten bei ungefähr 6-7% liegen, also durchaus beacchtlich.Was hingegen hat euer Deutschland zu bieten? Ein Nullwachstum! Welche Sozialleistungen bietet eigentlich euer Deutschland? Hartz IV etwa? Eintrittsgelder beim Arzt oder Krankenhaus u.v.a.m.? Ist es das,was reizt? Reizt etwa die hohe Arbeitslosigkeit hierzulande, die etwa bei 6-8 Mill. liegt. (Dunkelziffer inbegriffen)Reizt etwa die Tatsache, dass 480 Mrd. Euros den maroden Banken, trotz deren Versagen, denen in den Rachen geworfen werden, von der Gegenfinanzierung spricht fast niemand der bürgerlichen Demagogen. All das existiert in Kuba nicht. Und dennoch gibt es immer wieder irgendwelche Stinker, die an Kuba was auszusetzen haben. Da stellt sich schon mal die Frage, wessen Geschäft sie eigentlich betreiben oder wie beschränkt sie eigentlich sind.
Es kommt maßgeblich darauf an, die große Linie zu sehen und dann zu erkennen, ob die denn richtig ist. Wer das nicht begreift, verliert sich entweder in Nebensächlichkeiten, oder lebt im Nazinachfolgerstaat recht saturiert und will sein kleinbürgerliches Dasein "Gott und der Welt" andienen; alles recht feist und durchaus borniert.
Es ist bedauerlich, dass bei indy derlei Dummköppen und/oder Spießern so viel Raum freigemacht wird.

Gesundbeterei usw.

Peter H. 16.06.2009 - 08:35
Was uns redzack serviert ist nichts Geringeres als Gesundbeterei der hierzulande existierenden Gesellschaftsordnung. Selbst dem Hartz IV Elend gewinnt er noch eine positive Seite ab und erweist sich so als bloßer Fürsprecher der real existierenden Mißstände, diese schönredend. Bekommt er dafür eigentlich Geld, oder ziehen einfach nur Nebelschwaden durch sein Hirn, die er dann verbreitet? Wir wissen es nicht. Was wir jedoch feststellen können, ist die Tatsache, dass er die sozialen Errungenschaften auf Kuba nicht gelten läßt. Dazu gehört z.B. die Tatsache, dass die Insel einer der geringsten Säuglingssterblichkeit überhaupt aufweisen kann. Dazu gehört ein vorbildliches Schul, - sowie sonstiges Bildungssystem, eine umfangreiche Gesundheitsversorgung, ein reiches Kulturangebot sowie gute sportliche Möglichkeiten - und all das bei einer jahrzehntelangen Blockade und jahrelanges Zurückgeworfensein auf sich selbst.
Da nicht sein kann/darf was als Alternative zum Kapitalismus existiert, muss es natürlich madig gemacht werden. Da schwafelt er was von autoritären Strukturen, so als wenn in Deutschland die Arbeitsverhältnisse antiautoritär vonstatten gingen. Locker-leicht gehen die Malochenden ihren offensichtlich gemütlichen Arbeitsverhältnissen nach und das alles in gemächlicher Weise. Wer hätte das gedacht.
Das alles ist so lächerlich, das verbissene Festhalten am Kapitalismus, dass eigentlich eine Replik völlig überflüssig ist, wären da nicht auch noch Suchende, die von redzacks reaktionären Dummfug (möglichst) abgehalten werden mögen.
Oder soll uns etwa ein alternatives Wolkenkuckucksheim angedient werden, eines dass als Art Sanssouci (=sorgenfrei)fungiert? Das wären dann allerdings kindische Basteleien/Spinnereien, würdig eines Post-Pubertierenden! Alice war einst im Wunderland, einige Traumtänzer sind es auch heute noch, geistlos vergeisternd zudem.

weitere Ergänzungen

Tagwächter 16.06.2009 - 12:32
Marcel Kunzmann und Peter H. haben auf fundierte Weise über Kuba berichtet, dennoch meint der Eine oder Andere die Karibikinsel beschimpfen zu müssen, gewürzt mit Lobgesängen auf das hiesige Land.
Aber egal, wichtig ist vielmehr, sich weitere Kenntnisse über Kuba anzueignen, damit das dsbzgl. Falschbild des "freien Westens" mal grade gerückt werde.
Hierzu eignet sich folgender Link:
 http://www.fgbrdkuba.de/

@ Peter H.

RedZack 16.06.2009 - 13:41
>Was uns redzack serviert ist nichts Geringeres als Gesundbeterei
>der hierzulande existierenden Gesellschaftsordnung.

Nein - ich habe mit keinem Wort die hiesige Gesellschaftsordnung "gesundgebetet". Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Das, was DU uns hier servierst, ist nichts geringeres als eine Gesundbeterei der in Kuba existierenden Gesellschaftsordnung.


>Selbst dem Hartz IV Elend gewinnt er noch eine positive Seite ab

Unsinn. Das geht aus dem, was ich geschrieben habe, in keiner Weise hervor. Ich habe lediglich darauf verwiesen, dass der Hartz-IV-Satz um ein vielfaches höher liegt als der Durchschnittslohn in Kuba. Daraus kannst Du nicht schlussfolgern, dass ich Hartz-IV gut finde. Aber wenn ich die Wahl hätte zwischen dem durchschnittlichen kubanischen Monatslohn von rund 20 US-Dollar - und dem Hartz-IV-Regelsatz von 350 Euro (= ca. 480 US-Dollar = das 24-fache des kubanischen Durchschnittslohns) zuzüglich Wohn-/Heizkosten etc. - dann würde ich ehrlich gesagt eindeutig Hartz-IV nehmen. -- Und Du?


>und erweist sich so als bloßer Fürsprecher der real existierenden
>Mißstände, diese schönredend. Bekommt er dafür eigentlich Geld,

...bekommst DU eigentlich dafür Geld, dass Du hier Propaganda für die kubanische Regierung betreibst? Das könnte man hier mindestens ebenso so gut fragen. -- Du kannst Dir offenbar nicht vorstellen, dass jemand einfach nur frei seine Gedanken zu einem Thema niederschreibt. Nein, er muss natürlich dafür "bezahlt" werden (als ob jemand dafür Geld bezahlen würde, dass ich hier mit Dir eine Privatdiskussion führe - lachhaft!)...


>oder ziehen einfach nur Nebelschwaden durch sein Hirn, die er
>dann verbreitet? Wir wissen es nicht.

Warum eigentlich "wir"? Bist Du mehrere?


>Was wir jedoch feststellen können, ist die Tatsache, dass er die
>sozialen Errungenschaften auf Kuba nicht gelten läßt.

Schon wieder eine falsche Behauptung von Dir! In meinem Kommentar vom 14.06.2009 (05:03) habe ich genau diese Errungenschaften ausdrücklich anerkannt.


>Dazu gehört z.B. die Tatsache, dass die Insel einer der geringsten
>Säuglingssterblichkeit überhaupt aufweisen kann.

Das ist völlig unbestritten. Kuba hat eine Kindersterblichkeit von ca. 6 je 1.000 Lebendgeborenen, das ist vergleichsweise ein sehr guter Wert. Allerdings erreicht Deutschland hier einen noch besseren Wert (ca. 4 je 1.000 Lebendgeborenen). Hier stellt sich also die Frage, warum Du die niedrige Kindersterblichkeit in Kuba betonst, die noch niedrigere Kindersterblichkeit in Deutschland aber gleichzeitig unerwähnt lässt? Wenn eine niedrige Kindersterblichkeit ein Argument für eines der beiden Länder sein soll - dann würde dieses ja eher für Deutschland, und nicht für Kuba sprechen?


>Dazu gehört ein vorbildliches Schul, - sowie sonstiges Bildungssystem,

Das ist nachweislich vergleichsweise sehr effektiv. Allerdings verschweigst Du auch, das dieses auf der Ausbeutung von Lehrkräften basiert, die in diesem Bereich völlig unterbezahlt arbeiten. Das "vorbildliche Bildungssystem" hat eben auch seinen Preis - nämlich Lehrer, die in Armut leben. Würden Lehrer in Deutschland ein derartiges Gehalt beziehen, wäre von "kapitalistischer Ausbeutung" die Rede - in Kuba dagegen sieht man großzügig über Dumpinglöhne und himmelschreiende Unterbezahlung hinweg. Ist ja schließlich Sozialismus, und da gibt es ja keine Ausbeutung. Klar. -- Ob ein Schulsystem gut ist oder nicht, hat aber auch nur am Rande etwas damit zu tun, ob ein Staat nun kapitalistisch oder sozialistisch verfasst ist. Auch viele kapitalistischen Länder haben ein vorbildliches Schulsystem. DAS kann also kein Argument sein...


>Da nicht sein kann/darf was als Alternative zum Kapitalismus existiert,
>muss es natürlich madig gemacht werden.

Da muss nicht erst etwas "madig gemacht werden" - ein System, das Menschen unterdrückt und Opposition verbietet, das Millionen Menschen auf einer Insel gefangen hält etc., macht sich SELBST "madig".


>Da schwafelt er was von autoritären Strukturen, so als wenn in
>Deutschland die Arbeitsverhältnisse antiautoritär vonstatten gingen.

Wie kommst Du darauf, dass ich behaupte, dass in deutschland Arbeitsverhältnisse antiautoritär sind? Du ziehst dauernd schlussfolgerungen, die überhaupt nichts mit dem zu tun haben, was ich schreibe. In Deiner weltsicht gibt es offenbar nur zwei Alternativen: entweder Deutschland oder Kuba. Dass es da vielleicht - völlig jenseits davon, also von Pest und Cholera - noch ein paar andere Möglichkeiten und Utopien geben könnte, scheint Dir gar nicht in den Sinn zu kommen. Typischer Tunnelblick-Ideologe...

Worauf es ankommt

Lupe 16.06.2009 - 17:39
Worauf es ankommt ist doch Folgendes: Entweder man kann dem Sozialen etwas abgewinnen oder aber nicht. Dann kommt es noch darauf an, ob man ein prall gefülltes Portemanaie hat oder nicht. Wenn ein gut situierter Bundesbürger dem Sozialismus, egal ob auf Kuba oder wann und wo immer nichts abgewinnen kann, dann ist das seine Sache. Nur hat er dann seine Lebenslage nicht allgemeinverbindlich anderen Völkern und auch sonst anzudienen. Es gilt noch immer der Spruch von Marx: "das materielle Sein bestimmt das Bewußtsein". Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Es ist schon recht merkwürdig, dass es Leute gibt, die unbedingt einen 1:1 Vergleich zwischen Kuba, einem Trikontland und der BRD, ein Staat mit einer der höchsten Industrialisierung, herstellen wollen.
Doch zeigt sich auch hier, dass selbst bei Vorliegem der natürlich geringeren Produktivität, Kuba im sozialen Bereich meist besser als D abschneidet.
Die zurückliegenden User haben in ihren Beiträgen versäumt noch auf die sehr billigen Mieten und geringen Tarife der öffentl. Verkehrsmittel hinzuweisen, daher sei dies hiermit noch nachgereicht. Auch die führende Rolle Kubas in der Augenmedizin blieb unerwähnt.
Noch was übrigens zur Meinungsfreiheit, die hier Jemand herausstreicht. Klar ist die dann wichtig,wenn sie denn der Verbesserung der Gesellschaft dient, nichtjedoch Verleumdung, Dummheit und Lüge sowie bloßer dämlicher Nörgelei, wie wir sie hierzulande so häufig vorfinden, siehe bürgerliche Medien allen voran die BLÖD-Zeitung.So was wird uns dann von den Herrschenden als wichtig suggeriert. Dann weiter: Es wird grad so getan, als wenn die Meinungsfreiheit allerorten grad so losgelassen werden kann. Man versuche das mal in einem Betrieb bzw. Firma, Geschäften/Läden usw. und schon hat einem die Security oder Polizei, so sie gerufen wird, am Hals.
Natürlich kann sich jeder hier auf die Gass stellen und sagen, dass z.B. die Kanzlerin bescheuert ist. Doch was nutzt das eigentlich? Es ist als wenn ein Hund den Mond anbellt!
Warum also dürstet es einigen Leuten so sehr, dass das kubanische Volk auf der Calle endlich seine Staatsführung beschimpfen kann? Welcher konkrete Nutzen entsteht so eigentlich?
Nebenbei bemerkt, der redstar ist ein Troll, mehr nicht.

ja,ja, die Meinungen

Zacharias 17.06.2009 - 09:18
Alles gerinnt zu einer Gespensterdebatte hier, nun was soll`s.
Zur Meinungsfreiheit was: hat in jedem Land ziemlich schnell ne Grenze, so darf z.B. nirgends
auf der Welt Staatsgeheimnisse insbesondere militärischer Art ausgeplaudert werden, erst recht nicht ans feindliche Ausland.Auch in Kuba ist das so.
Nun aber zu den Meinungen. Es gibt "da und dort" ne Börse und eine Konsumvielfalt. Zu der gehört dann eben auch eine Meinungsvielfalt und auch so was wie ein Meinungszirkus. Eine der Manegen sind die Talkshows, wo alles fein ausgewogen ist, alles sein Pro und Kontra hat, auf dass nur ja nichts übewiege.Die Kaufmannswaage läßt schön grüßen. Ein Grundkonsensus soll es denn aber denn doch sein, warum sonst werden Kommunisten und Anarchisten gezielt nicht eingeladen? Die weibliche Form vergessend, sei hiermit nachgereicht.
Wenn dann so richtig aufeinander eingedroschen wird, dann weiß anschließend so manch unbedarfter Mensch/in nicht, was er/sie/es nun eigentlich meinen soll oder nicht, ist nicht selten verwirrt. Aber, das ist ja der Pfiff der bürgerlichen Demokratie, dass sie alles dem Einzelnen überläßt, egal was dabei rauskommt, im freiheitlich demokratischen Rahmen versteht sich. Jedem ist also die unerhörte Chance der Selbstfindung und der Selbstverwirklichung nun eingeräumt. Wer nun also außer Ratlosigkeit irgendwas krudes oder merkwürdiges sich zusammenzimmert, der/die/das findet aber noch lange keine Zustimmung bei Nebenan, denn der/die/das hat wieder ne andere Meinung als persönliche Grille zurechtgebastelt, mit der/die/das nix anzufangen weiß. So geht`s dann nicht selten zu wie beim Turmbau zu Babel, wo wegen Sprachverwirrung und Unverständnis kein Turm zustande kam. So nun also geschwächt, wünschen sich die Herrschenden die Beherrschten, ein jeder Mensch werkle vor sich hin.
Diese freie Meinung ist übrigens so ziemlich das harmloseste was gibt, macht keinen Aua, solange individuell genossen. Sind es einige Wenige, die ihre freie Meinung verkosten in der Manier der Bremer Stadtmusikanten, nämlich muhend, blökend, krähend, bellend usw. dann schreckt das allerdings keine Räuber mehr, die lachen nur.
Bei ner Demo sieht es nicht selten anders aus, denn da kann schon mal so ein Freiheitsknüppel gezielt auf nen Demostrierenden runtersausen.
Das war übrigens auch in Kuba so, als Oppositionelle für die Abschaffung des Sozialismus demonstrierten, gibt`s halt so Sachen, doch es ist rückläufig.
Doch zurück zur Meinung. Was ist eigentlich eine Meinung? Nun, sie ist der Zwitter zwischen Erkenntnis und Bedürfnis, mehr ist es nicht. ("da ne Meinung, dort ne Meinung") Und so wollen es auch die Herrschenden, hierzulande allemal, dass die Massen möglichst nur ne Meinung haben, hingegen wenig bis keine Erkenntnis und gelenkte Bedürfnisse, also solche, die von der Konsumindustrie definiert und forciert werden.
Zugegeben, eine Meinungsvielfalt wie hier, dürfte es in Kuba nicht geben, weil alles nun mal anders läuft. Doch leiden darunter der/die/das Kubaner/innen? Ich kann mir recht gut vorstellen, dass dann bei weniger Meinungsdickicht überhaupt erst ne Basis für gemeinsame Gespräche möglich ist. Und warum gibt es gerade on Germany so viele Kontaktmuffel, anders als in Kuba, wo der/die/das Mensch recht angeregt Gespräche mit vielen Anderen führt.
Und noch was: Worüber reden so im allgemeinen der/die/das Mensch so eigentlich? Als da wäre: Beruf, Familie, der/die/das Beziehungspartner/in, Bekanntenkreis, Einkauf, Anschaffungen für die Wohnung, Urlaub, Stadtereignisse usw. Kann man/frau/kind nun sagen, dass dies in Kuba nicht möglich sei? Da hab ich so meine Zweifel, mehr noch, ich geh mal davon aus, dass derlei Gespräche auch in Kuba ungeniert geführt werden, einfach so. Ich kann mir nun beim besten Willen nicht vorstellen, dass der kubanische Staat derlei Gepräche verhindert, gar die Leute ob diese Gesprächsinhalte einbuchtet.
So bin ich denn geneigt, alles ein wenig weniger besorgt zu sehen, was denn da so alles auf Kuba passiert.
Irgendwelche Menschenrechtsapostel sind da ein wenig geübter in der Besorgtheit, wie mich dünkt, so überlass ich auch denen allein das Feld, andere Kritikaster inklusive, auf dass so gewissermaßen die Spreu vom Weizen getrennt werden möge.
Da mal drüber nachdenken! Ansonsten scheint mir das Thema hier nun abgerundet zu sein.

@ Zacharias

RedZack 17.06.2009 - 12:19
Es geht doch nicht in erster Linie darum, seine Meinung "sagen" zu dürfen - sondern auch darum, sich mit Gleichgesinnten, die die selbe Meinung haben, zusammentun und diese Meinung organisiert vertreten zu dürfen. ---- Meinungsfreiheit ist außerdem ein Anspruch, den nicht nur der Einzelne hat, sondern auch die Gesellschaft. Die gesamte Gesellschaft hat ein Interesse daran, dass jeder Mensch seine Meinung frei und ohne Angst vor Repressalien äußern darf. Das ergibt sich logisch bereits aus der menschlichen Geschichte: hätte es zu allen Zeiten nur eine Meinung gegeben, die zugelassen wird, und jede andere Meinung wäre verboten gewesen - hätte es nie einen politischen oder zivilisatorischen Fortschritt gegeben. Gesellschaftlicher Fortschritt kann sich nur entwickeln, wenn abweichende Meinungen wahrnehmbar sind und der gesellschaftlichen Weiterentwicklung neue Impulse geben können. Meinungsfreiheit ist daher WEIT (!) mehr als nur das Recht von Einzelnen, irgendetwas vor sich hin plappern zu dürfen. Sie ist vielmehr ein fundamentales Interesse der ganzen Gesellschaft, bzw. - global betrachtet - sogar der gesamten Menschheit.

Dass die Menschen in Kuba frei und offen über ihren Wocheneinkauf, ihre Rückenschmerzen oder ihre Wohnzimmertapete reden dürfen, ist im übrigen völlig unbestritten. Unter diesem Gesichtspunkt gab es sogar unter Hitler oder Stalin die totale Meinungsfreiheit... aber dieser Einwand kann ja wohl nicht ernst gemeint sein?

Unbestritten ist auch, dass die de-iure bestehende "Meinungsfreiheit" hierzulande oftmals de-facto dadurch konterkariert wird, dass bestimmte politische Richtungen in der Debattenkultur der Massenmedien nicht vorkommen, und nicht ihre Ansätze wahrnehmbar vertreten dürfen. Deshalb werden ja auch immer wieder nur die selben 4,5 Parteien gewählt...

Zusatzinformationen erwünscht

Zacharias 17.06.2009 - 13:11
@redstar: es ist sicherlich nicht verkehrt, weitere Informationen heranzukarren, etwa in der Art, inwieweit in den gesellschaftlichen Organen des Landes Initiativen von der Basis, weiter Oben ggf. abgewürgt wurden. Mir ist da nichts bekannt, doch vielleicht weißt du ja sehr viel mehr als ich, über Kuba. Wer weiß. Also, teile es uns ganz einfach mal mit, dass wird wohl das Beste sein.