Freiräume-Kundgebung in Ratzeburg

Tante Rudi 12.06.2009 21:20 Themen: Antifa Freiräume Repression
Heute versammelten sich bei stürmischem Wetter und guter Laune etwa 50 Demonstranten auf dem Marktplatz Ratzeburgs, um gegen die Schikane von linken Jugendverbänden durch die Stadt Ratzeburg und die Entwicklung der Naziszene in Ratzeburg nach der erst kürzlich geschehenen Gründung eines "NS-Hauses" in der Schmiederstraße zu informieren und protestieren.
Dabei wurden Flyer an Fußgänger, Schaulustige und Geschäfte verteilt, während Transparente auf dem Marktplatz aufgespannt wurden und eine unterhaltsame Musikuntermalung unüberhörbar Ratzeburgs Innenstadt beschallte.

Auch wenige (genauer: 3) verstreute Faschos der "NaSo LB" (unter Anführer Sven Witte) hatten sich abseits vom Geschehen postiert, um das Treiben von abseits zu beobachten, während andere verzweifelt vor dem weiter entfernten Rathaus versuchten, Flyer über die "bösen, bösen Linken und ihre fiesen Machenschaften" an den Mann oder notfalls auch die Frau (ein Beweis für die armselige Genderpolitik der "Nationalsozialisten") zu bringen.

Ein kleines, aber feines Polzeiaufgebot von 12 Einsatzwagen langweilte sich auf dem Marktplatz zu Tode, hatte später aber noch einen kurzen Auftritt, als es galt, drei Nazifratzen (darunter zwei "Aktivisten" vom "Widerstand Wittenburg Waschow" und eine Fratze aus Lübeck) vor einem 20 Demonstranten starken Mob zu "beschützen".
Dabei reagierten die Beamten sichtlich überfordert auf die Situation und setzten kurzerhand Polzeihunde gegen den Mob ein. Verletzt wurde niemand.
Die Nazis wurden als Ausweichmanöver in den nächstbesten Zug verfrachtet, danach wurden wahllos mehrere Antifaschist_Innen durchsucht: Ohne Ergebnis (oder eher Erfolg?).

Alles in allem war es eine schöne Aktion, die Laune war durchgehend gut, die Zahl der Teilnehmer mehr als zufriedenstellend, das Material und die Absichten wurden positiv aufgenommen und die angekündigten "Störaktionen" von rechtsaußen blieben aus.

Hier noch ein paar Hintergründe zu der Kundgebung:

Der rechte Rand in RZ

Die Entwicklung der Naziszene in Ratzeburg ist durchaus erschreckend. Von der Politik unbeachtet haben die Faschisten offiziell eine „NS-Haus“-Gründung in der Ratzeburger Innenstadt (Schmiedestraße 4) bekanntgegeben. Dieses soll als Anlaufstelle für „volkstreue Deutsche“, also als Treffpunkt für Alt- und Jungnazis und deren Gefolgschaften und Sympathisanten dienen.

Die Gefahr, die dadurch für die Umgebung des Gebäudes entsteht, ist dabei mehr als klar: Gewalttaten und Provokationen gegenüber allen Mitmenschen (besonders Andersdenkenden und -aussehenden), welche von diesem Punkt ausgehen, sind genauso zu erwarten wie die nach einiger Zeit auftretende Akzeptanz solcher faschistoiden Einrichtungen und ihre Implementierung ins „gewöhnliche“ Stadtbild und somit der Gesellschaft.

Dabei rühren diese Ängste nicht von ungefähr her, denn im Jahre 2007 kam es in Ratzeburg bereits zu einem politisch-motivierten Überfall auf mehrere junge Menschen, bei denen ein Student durch einen Angriff mit einer Holzlatte seine Sehkraft auf einem Auge einbüßen musste.
Der Täter, Angehöriger der jüngeren Neonaziszene in RZ, brüstete sich sogar in einem öffentlichen Internetforum mit der Tat.
Hier wurde die politische Motivation der Tat von Polizei und Stadtbehörden zuerst öffentlich verneint, später auf Nachdruck durch politische Organisationen dann doch zugegeben.

Unter anderem diese Gewalttat und auch der von Nazis aus unserem Kreis verübte Brandanschlag in Mölln 1992, bei dem die 51jährige Bahide Arslan, ihre 10jährige Enkelin Yeliz und die 14jährige Ayse Yilmaz verbrannten, sind klare Beweise dafür, dass Nazis den öffentlichen Frieden und die Leben aller Mitmenschen gefährden und somit kein Platz in der Mitte Ratzeburgs haben sollten und dürfen!

Aber nicht nur Gewalt, sondern auch schiere Dummheit der Faschos stellen für die umliegende Nachbarschaft eine Gefahr dar: So zündeten die Neonazis in ihrem Hof in der Schmiedestraße aus unbekannten Gründen einen Schuppen an, der daraufhin abbrannte und den Nachbarn die Sorge bereitete, das Feuer könne auf ihre Häuser übergreifen.

Der Plan der Etablierung eines NS-Hauses und somit einer festen braunen Szene ist im Keim zu ersticken und darf in keinster Weise unsere Zukunft beeinflussen, indem wir den Nazis Freiräume zugestehen und sie in Frieden lassen!

Die Farce um die Räume

Im Gegensatz zu der lokalen Naziszene und ihrer Organisation über private Eigentumsgebäude steht die [’solid]-Linksjugend Ratzeburg weiterhin ohne feste Räumlichkeiten da. Die Stadt Ratzeburg verweigert der Organisation immer noch Räumlichkeiten, trotz des Gleichstellungsgebotes in der Ratzeburger Stadtpolitik, welches durch diese totale Verweigerung gegenüber basisdemokratischen, linksgerichteten Jugendverbänden einfach missachtet wird.

Dabei wurden von der [’solid] bereits Anträge für Räume gestellt. Im nachhinein wurde gar bekannt, dass die Beamten, welche den Antrag entgegengenommen hatten, diesen nicht wie gebeten an die zuständingen Politiker weiterleiteten, sondern direkt in den Müll warfen. Und das nur aus der Überzeugung, dass er sowieso in der Stadtratssitzung nicht durchkommen würde.

Dass diese Zustände katastrophale Folgen für Ratzeburg und den Kreis haben können, wird nirgends erwähnt und konsequent missachtet, die Gefahr ausgehend von den Neofaschisten von einem Großteil der lokalen Politiker übergangen und die Entfaltung von Jugendpolitik und Entwicklung einer solidarischen, emanzipatorischen und alternativen Gemeinschaft und Politik im Kreis behindert.

Deswegen wollen wir gemeinsam am 12. Juni diese Missstände öffentlich machen und die Bewohner Ratzeburgs darüber informieren, damit alle mitbekommen, was um sie herum alles falsch läuft und wo Widerstand zur grundlegenden Pflicht wird!

Wir rufen hiermit zum Protest gegen die bestehenden Verhältnisse hier auf! Kommt zahlreich und laut nach Ratzeburg und zeigt euren Unmut über diese armseligen Zustände!

Kein Fussbreit den Faschisten, die „Nationale Offensive“ mit allen Mitteln bekämpfen!

Gemeinsam für linke Freiräume und Entfaltung alternativer Ideen streiten!

Für eine emanzipatorische, alternative und solidarische Gemeinschaft überall!
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Ergänzungen

Namen offenlegen ist was tolles

Tante Rudi 13.06.2009 - 20:59
Die 2 Faschos von der Naso-Lb mit der Kamera waren übrigens Dennis Fiedler und Sven Wittes Freundin.
Ihn erkennt man daran, dass er planlos an irgendwelchen Straßenecken rumsteht, weil er versucht, den Staatsschutz loszuwerden.
Sie sieht aus wie ne Magd ausm 19. Jahrhundert. Ungelogen.

Fotos sollte es auch bald geben, kann man dann ja hier reinstellen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

achtung — ^^

Ergänzung — Ratzebürgerin

boa nein! — Mein Name?

Dumm gelaufen — Ergänzer

lol — Rainer

schuppen — Ralf stegner