Berlin: Hausbesetzung am Michaelkirchplatz

BesetzA 12.06.2009 20:01 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Pressemitteilung zum besetzten Haus in der Michaelkirchstrasse 4-5


Haus am Michaelkirchplatz wieder besetzt:

Nach mittlerweile 11 Jahren Leerstand haben sich endlich NutzerInnen gefunden.
Haben Sie schon gehört? Heute haben wir das Haus am Michaelkirchplatz 4-5 besetzt!

Das große Haus steht bereits seit elf Jahren leer, obwohl es in einem guten Zustand ist und für vielerlei Projekte nutzbar wäre. Schon letztes Jahr wurde das Haus besetzt und die sofortige gewaltsame Räumung unter anderem damit gerechtfertigt, dass die neuen Eigentümer, die Firma Werz & Werz, Renovierungsarbeiten planten. Jetzt, ein Jahr später, hat sich nichts getan und das Haus steht immer noch leer. Trotzdem ist es ja nicht so, dass niemand diesen Raum nutzen will – nur die Eigentümer wissen anscheinend nicht so richtig, was sie mit dem Haus anfangen sollen. Deswegen wollen wir diesen Missstand nun beheben und unsere Vorstellungen hier umsetzen.

In der Logik des Privateigentums wird Eigentum danach geregelt, wer zahlen kann und nicht danach, wofür es gebraucht werden kann und wem es nutzt. Hier sehen wir ein grundsätzliches Verteilungsproblem, auf das wir heute aufmerksam machen wollen.

In der Berliner Innenstadt ist immer weniger Raum verfügbar für die Bedürfnisse der Menschen, die hier leben. Die meisten haben eben nicht genug Geld, um sich Immobilien oder Grundstücke zu kaufen und können deshalb an der Umgestaltung dieser Stadt nicht teilnehmen und ihre Interessen nicht einbringen.

Neue Investitionsprojekte orientieren sich leider meist nur an der zahlungsfähigen Kundschaft: Hotels, Restaurants, Shoppingcenter, Bürokomplexe, Luxuswohnungen, Carlofts, Yachthafen an der Spree. Wer weder Eigentümer noch Konsument ist, wird in Wowis neuer Hauptstadt überflüssig.

Raum für selbstorganisierte, unkommerzielle Projekte verschwindet und damit auch Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben jenseits des allgemeinen Konsumrausches.

Die Folge ist die Verdrängung von Menschen, die sich diese schöne neue Welt nicht leisten können und wollen. Zwischenmenschliche Beziehungen in den Nachbarschaften müssen den Profitinteressen der EigentümerInnen weichen.

Dieser unsozialen Wohnungspolitik und der kommerziellen Einöde wollen wir etwas entgegensetzen. Geld als einziges Kriterium, um an der Stadtumstrukturierung teilzunehmen, erkennen wir nicht an. Geld als einzige Partizipationsgrundlage ist undemokratisch, da es nur einigen wenigen in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.

Mit der Besetzung nehmen wir uns einen Raum, der von möglichst vielen Menschen selbst verwaltet und mitgestaltet werden soll. Möglich wären Gemeinschaftsgarten, Werkstätten, Kiezküche, Hausaufgabenhilfe, politische Initiativen ….

Wir träumen von einem Leben in dem alle, die sich einbringen möchten, selber Projekte auf die Beine stellen können. Andere kennen lernen, uns gegenseitig unterstützen, Musik machen, selbstbestimmt arbeiten und organisieren, siebdrucken, rumhängen, tanzen, pflanzen, schrauben, Essen kochen, diskutieren [einander helfen].Wir sind aktiv gegen die Vereinzelung im Alltag und für eine andere Form des Zusammenlebens.

Sobald es die Situation zulässt, planen wir im Haus eine öffentliche Vollversammlung für alle Interessierten und Nachbarn.

Am Samstag um 11:00 findet vor dem Haus eine Pressekonferenz statt.

Neuigkeiten:
siehe actionweeksticker:
 http://aktionstageticker.so36.net/
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Ergänzungen

Mein Name

info 12.06.2009 - 20:21
Bullen sind am räumen, erste Festnahmen, überall Bullen. Passt auf euch auf!


EA 030/6922222


WIR BLEIBEN ALLE
ALL COPS ARE BASTARDS!

Infos zu Festnahmen

EA Berlin 12.06.2009 - 21:37
Nach unseren Informationen werden einzelne Leute, die im Zusammenhang mit der Hausbesetzung von der Polizei mitgenommen worden sind, nach und nach wieder freigelassen.

SOLLTET IHR NOCH NAMEN VON FESTGENOMMENEN PERSONEN KENNEN, DIE IHR UNS NOCH
NICHT MITTEILEN KONNTET, DANN TUT DIES BITTE!!

Sprecht dazu möglichst NAME, GEB.DATUM und MELDEADRESSE der festgenommenen Person,
sowie ORT und UHRZEIT der Festnahme und eine KONTAKTNUMMER aufs Band - wir hören dies regelmäßig ab.

-- Vergesst bitte auch nicht euch abzumelden, wenn ihr oder Bekannte entlassen wurden! Thanks! --

Nur so können wir sicherstellen, dass diejenigen, die die Bullen wegen schwerere Vorwürfe länger drin behalten und vor den/die HaftrichterIn führen, eineN AnwältIn bei sich haben.

__________________________________________________________________________________________________


Wenn ihr Opfer oder Zeugen von Polizeigewalt/Festnahmen geworden seid, schreibt schnellstmöglich
ein Gedächtnisprotokoll (GePro). Am besten noch heute! Versucht dies so präzise wie möglich zu tun!

Dazu gehört im Besonderen:

-Ort und Zeitpunkt der Festnahme bzw. Mißhandlung

-Alle Merkmale der beteiligten Cops: Helmnummer, Kennzeichen der Autos mit denen festgenommene
Personen weggebracht wurden, bzw. aus der die beteiligten Cops stammen.
Evtl. aufgefangene Sprüche/Beleidigungen. Knüppel oder Tonfa? Größe? Geschlecht?
Wieviele waren es? Besondere Merkmale, etc.

-Wenn vorhanden NAME der betroffenen Person, ansonsten eine möglichst genaue Beschreibung,
damit das GePro zugeordnet werden kann.

- Schreibt EUERN Namen bitte nicht ins GePro, sondern fügt diesen auf einem Extra Zettel zusammen mit einer Kontaktnr./adr. bei!

-> Kommt damit in unsere Sprechstunde:

Der EA Berlin ist JEDEN DI von 20-22h im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a Berlin-Kreuzberg
persönlich und telefonisch zu erreichen.

Solidarische Grüße

EA-Berlin

erste Fotos gefunden

vordempcsitzer 12.06.2009 - 21:43
Hier gibt es die ersten Bilder:

nein...

tut nix zur sache 12.06.2009 - 22:27
Haus ist geräumt, Leute haben großräumig Platzverweise gekriegt.
Denke da tut sich heut Abend nix mehr.

Die BZ schreibt:

Bolle 13.06.2009 - 09:14
Am Abend hatten sich mehrere Hausbesetzer Zugang in ein leerstehendes Gebäude am Michaelkirchplatz verschafft. Gleichzeitig feierten rund 50 Personen eine Kundgebung mit Party vor dem Haus. Die Räumung durch die Polizei kam jedoch umgehend. Die Beamten stellten die Personalien der Besetzer fest. Festnahmen habe es aber nicht gegeben.

Ein Sprecher der Besetzer sprach von etwa zehn Personen in dem Gebäude das früher der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. gehört hat. Mit der Aktion wollen die Besetzer gegen die „unsoziale Wohnungspolitik“ protestieren. Das Gebäude am Michaelkirchplatz war bereits vor einem Jahr besetzt worden. Nach der Räumung kam es damals zu Ausschreitungen und zu mehreren Brandanschlägen auf Autos.

Vor der Besetzung des Hauses in am Michaelkirchplatz hatten die Besetzer laut "Morgenpost" versucht, mit einer Finte die Polizei zu täuschen. Eine Gruppe hatte die Besetzung eines Hauses in der Cuvrystraße in Kreuzberg vorgetäuscht. Damit sollte von der Aktion in Mitte abgelenkt werden.

Aktion imm letzten Jahr

Hugo 13.06.2009 - 09:34

meine wahrnehmung

meta_rethink_redo 13.06.2009 - 14:00
17:45 Haus in der Cuvrystr. scheinbesetzt
18:00 Michaelkirchplatz 4-5 besetzt

Also das war so... ich wollte ein bisschen durch Kreuzberg spazieren und stöpselte aus Sicherheitsgründen zunächst mein Soundsystem zusammen. Denn zur Zeit nimmt die Polizei willkürlich Menschen fest sobald irgendwo ein Auto brennt. So ist es bspw. Alexandra ergangen, die seit mehreren Wochen in U-Haft sitzt. Und gestern sind wieder zwei Personen festgenommen worden. Grund: eine verdreckte Jacke! Es könne schließlich sein, so argumentiert die Polizei, dass die Jacke verdreckt wurde als ein Mercedes in Flammen aufging. Na... also deswegen das Soundsystem auf Rädern, ich vermute bzw. hoffe, dass es selbst der fantasierenden Berliner Polizei schwer fallen dürfte, den Beschallungswagen als "Fluchtfahrzeug" für "Hassbrenner" vor Gericht zu verkaufen.
Ich also mit "Wumms" die Adalberstrase runter, dann entlang des Bethaniendamms, biege umme Ecke - das war so gegen 18:15 - und sehe ca. 100 Menschen vor einem Haus rumstehen. Das Haus war Michaelkirchplatz 4-5. Und die Leute vor dem Haus freuen sich 'nen Keks und applaudieren und ich drehe mich erstmal um, weil ich vermute, dass hinter mir vielleicht eine Bullenwanne brennt, aber nein... da war nix zu sehen. Yeah, dachte ich mir, die freuen sich über den Sound, da bleibe ich erstmal. Und während technoide Klänge über den Michaelkirchplatz schallen, drehe ich mich um und sehe viele dunkelbunte Transpis an dem Haus hinter mir flattern... Gentrifizierung! Schiesst es mir durch den Kopf, die machen weiter mit der Aufwertung in Kreuzberg und haben das Haus verschönert... Dann aber erklärt mir ein junge Frau, dass das Haus mal Verdi gehörte, es verkauft wurde und seitdem leer steht. Mit der Aktion wollen Menschen darauf aufmerksam machen, dass sie viele tolle Ideen haben wie das Haus gemeinschaftlich und emanzipatorisch nutzbringend für alle Menschen zu verwenden sei, aber die Eigentümer Werz&Werz es lieber leer stehen lassen. Na gut, denke ich mir, das ist 'ne sinnvolle Aktion! Hier bleibe ich erstmal, aber schon meldet sich mein Magen zu Wort: Hunger! Und kaum wahrgenommen, rollte auch schon eine Vokü auf Rädern heran. Potzblitz! Noch mehr "Fluchtwagen" für "Hassbrenner"... und mit dabei eine riesen Ladung Linsensuppe. Ich genehmige mir also erstmal einen Teller voll und beobachte kauend und schlürfend wie sich zunehmend mehr Polizei rundherum positioniert. Das empfinde ich als bedrohlich und in meinem inneren steigen Bilder von fliehenden Bullen auf, von umgeworfenen Wannen, brennenden Strassen, berstenden Scheiben und dunkelbunten Menschen die sich frei fühlen und es auch wirklich sind. Doch jäh werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als eine "Samba-Gruppe" anfängt gekonnt ihre Trommeln zu schlagen. Wow - die Linsensuppe, der energetisierende Rhythmus - ich erhebe mich wieder. Und während immer mehr Bullen Stellung beziehen schiebe ich das Soundsystem in die Mitte der Strasse. Die Spannung wächst und entlädt sich als von links und rechts jeweils ein Bullentrupp heranstürmt um sich zwischen Haus und Menschen zu drängeln und zwar mit Gewalt. Einige Menschen wehren sich dagegen, fühlen sich frei, haben aber keine Chance gegen die gepanzerten Helmträger, zu wenig Unterstützung von den Umstehenden, keine Zwillen, keine Mollis... aber in Tagträume zu versinken, dafür war jetzt keine Zeit. Träume brauchen Freiräume. Und Freiräume werden erkämpft. Aber nicht hier und nicht heute, dachte ich mir und schob meinen Wagen etwas weiter Richtung Kirche. Da kam auch schon die Polizeidurchsage: die Versammlung ist hiermit beendet! Was aber gar nicht stimmte, denn es waren noch immer ca. 250 Menschen zwischen Kirche und Haus und über den Platz verteilt. Die Gepanzerten Automaten fingen an Menschen festzunehmen und wegzuzerren. Eine Frau wurde dabei massiv mit Fußtritten misshandelt. Immer mehr Wannen fuhren auf, mindestens eine Hundertschaft. Ich schob meinen Wagen weiter und weiter und spürte plötzlich eine Hand auf meiner Schulter, ich musste mich nicht umsehen um zu wissen wessen Handschuh das war und wer da hinter mir stand und zog widerwillig den Stöpsel - Stille - und die Menschen wurden weiter auseinandergetrieben... rethink, redo!

mehr pics:  http://menschenfreundlich.blogsport.de/2009/06/12/hausbesetzung-michaelkirchplatz-4-5/

Die Polizei spricht von 17 Festgenommenen

Hotte 14.06.2009 - 15:32
Polizeibericht

Eingabe: 13.06.2009 - 11:10 Uhr
Besetzung eines leerstehenden Gebäudes
Mitte


# 1693

Zu einer Neubesetzung eines leerstehenden Hauses kam es gestern Nachmittag in Mitte. Beim Eintreffen der Polizei, kurz nach 18 Uhr, befanden sich mehrere vermummte Personen in dem Gebäude am Michaelkirchplatz, die einige Transparente aus den Fenstern verschiedener Stockwerke hängten. Vor dem Objekt hielten sich zu dem Zeitpunkt ca. 140 Anhänger der linken Szene auf, die dann gegen 18 Uhr 50 nach Absprache ihres Versammlungsleiters mit der Polizei dort eine Kundgebung abhielten. Als die eingesetzten Polizisten das weitere Hereintragen von Gegenständen in das Haus unterbanden, wurden sie kurzfristig massiv angegriffen. Die Angriffe konnten mit der Anwendung von einfacher körperlicher Gewalt und dem Einsatz von Pfefferspray abgewehrt werden.

Als ehemalige Teilnehmer der Kundgebung, die durch den Versammlungsleiter gegen 19 Uhr 45 beendet wurde, den Aufforderungen der Polizei sich aus dem Bereich zu entfernen nicht nachkamen, wurden sie von den Beamten abgedrängt. Dabei kam es zu einzelnen Widerstandshandlungen und Flaschenwürfen. Nachdem die Polizisten gegen mehrere Personen Platzverweisungen ausgesprochen hatten, trat eine Beruhigung der Lage ein.
Einsatzkräfte öffneten kurz vor 20 Uhr gewaltsam die Eingangstür und nahmen in dem Gebäude neun Personen fest.

Insgesamt wurden bei dem Einsatz 17 Personen vorläufig festgenommen und Ermittlungsverfahren, u.a. wegen Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung eingeleitet.

Während des Einsatzes wurden zwei Polizisten leicht verletzt.

Noch ein paar Bilder...

Leser 14.06.2009 - 15:34
...aus der BZ

Protest gegen Hausdurchsuchung

http://www.berlinonline.de 14.06.2009 - 15:45
Die Linke hat gegen die Durchsuchung der Wohnung eines Berliner Journalisten wegen Verdachts der Nichtanzeige einer Straftat protestiert. Er erwarte von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) die Aufklärung des Vorgangs und gegebenenfalls Maßnahmen, die «zur Mäßigung des Vorgehens der Behörden» beitragen, sagte der Linke-Landesvorsitzende Klaus Lederer am Samstag.

Sollte sich bewahrheiten, dass die Durchsuchung lediglich auf der Grundlage einer am Rande einer Demonstration aufgeschnappten Bemerkung erfolgt sei, stelle diese Maßnahme einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte und einen Angriff auf die Pressefreiheit dar, betonte Lederer. Die Polizei bestätigte auf Anfrage, dass es gegen den Mann ein Verfahren wegen Nichtanzeige einer Straftat gibt.

Beamte hatten nach Angaben des freien Journalisten am Donnerstag die Wohnung durchsucht und dabei einen USB-Stick mit Fotos beschlagnahmt. Der Journalist sagte der Nachrichtenagentur ddp, er habe am Rande einer Kundgebung der linken Szene am Mittwochabend gegenüber einem Beamten geäußert: «Wird ja bestimmt wieder eine lange Nacht.» Dies habe er auf die Arbeitszeit der Beamten und Journalisten bezogen.

In der Nacht zum Donnerstag wurden bei einem Brandanschlag, der vermutlich im Zusammenhang mit den linken «Action Weeks» steht, in Tempelhof sieben DHL-Fahrzeuge beschädigt. Offenbar geht die Polizei davon aus, dass der Journalist von den Anschlagsplänen Kenntnis hatte. Seinen Angaben zufolge stammen die beschlagnahmten Fotos von Veranstaltungen der linken Szene.

noch ein paar Bilder...

[wurde ausgefuellt] 14.06.2009 - 20:17
...von der Kundgebung am Michaelkirchplatz

 http://www.flickr.com/photos/39228291@N05/

noch 'n Artikel mit Bildern

mein name 15.06.2009 - 17:05

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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??? — mööööp

Radio — Gerd