Berlin: Feministische Freiräume erkämpfen!

MujeresEnLucha 12.06.2009 07:54
Im Rahmen der Berliner Action Weeks 2009, die im Zeichen des Kampfes gegen Gentrifizierung und für die Schaffung und den Erhalt selbstorganisierter Freiräume stehen, haben wir heute an verschiedenen Orten der Stadt mit großen Spruchbannern auf die Notwendigkeit feministischer Freiräume aufmerksam gemacht.
Diese Notwendigkeit machen wir auf unterschiedlichen Ebenen aus:

Zum einen ist der Anspruch des Antisexismus in vielen bestehenden linken Projekten nicht mehr als ein Pflichtprogramm zur eigenen Legitimation innerhalb der Szene.
So sind vermeintliche autonome Freiräume oftmals alles andere als frei von Heteronormativität, Reproduktion und Zuschreibung von Geschlechterollen, „geschlechtsspezifischer“ Arbeitsteilung, männlichem Dominanzverhalten und sexueller Gewalt.
In dieser Situation brauchen wir dringend Räume, in denen FrauenLesbenTrans sich, ihr Leben und ihre Kämpfe selbst definieren und gestalten können.

Zum anderen zeigt uns die Tatsache, dass die existierenden Freiräume von den eigentlich heftig kritisierten gesellschaftlichen Strukturen stark durchdrungen sind, einmal mehr, dass es keinen Rückzug aus der Gesellschaft hinein in ein besseres Leben geben kann.
Immer stehen wir in einer Wechselbeziehung zum Ganzen: Wir sind von den uns einschränkenden Strukturen, Normen und Funktionsweisen betroffen und unterdrückt- gleichzeitig aber reproduzieren und festigen wir diese tagtäglich- ob in unseren Beziehungen zu Menschen oder in den Produktionsverhältnissen, in die wir uns begeben.
Aus diesem Grund kann der Kampf um feministische Freiräume unseres Erachtens nicht bei der Forderung nach antisexistischen Schutzräume stehen bleiben!
Solche Orte können uns zwar die Möglichkeit eröffnen, einen solidarischen Umgang unter FrauenLesbenTrans zu erproben, neue Organisierungsformen zu testen und eine distanzierte Sicht auf verinnerlichte Normen und Zwänge zu erlangen, aber ein Verharren in ihnen käme einem Versteckspiel gleich: Wir können nicht fliehen vor den sexistischen Werbeplakaten, die fast jede Straße unerträglich machen, wir können nicht unsere Augen senken, wenn uns tagtäglich anzügliche Blicke treffen und wir auf unsere Körper reduziert werden, wir können nicht die Musik aufdrehen, wenn wir von den Folgen hören, die kapitalistische Kriege und Produktionsverhältnisse insbesondere auf FrauenLesbenTrans haben.

Daher ist für uns der Kampf um feministische Freiräume ein Kampf für eine Gesellschaft, die für alle Menschen ein Freiraum ist und niemanden in das Korsett eines Geschlechts und einer damit verbundenen Rolle zwängt.
Ein solcher Kampf muss notwendigerweise alle Strukturen angreifen, die eben diese Rollen fördern und zementieren.
Ob das die Militarisierung der Gesellschaft nach innen und außen ist, die auf einer dualistischen Geschlechterlogik aufbaut und diese insbesondere zum Zwecke kriegerischer Handlungen festigt (z.B. Werbespots zur Anwerbung von SoldatInnen, die mit Konzepten traditioneller Männlichkeit arbeiten; sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe- die Frau als Besitz des Feindes; Instrumentalisierung von Frauenrechten als Kriegslegitimation) oder die kapitalistischen Produktionsverhältnisse sind, die von der Trennung zwischen Privat (meist weiblich konnotiert) und Öffentlichem (meist männlich konnotiert), zwischen Haushalt und Markt geprägt sind-
Kapitalismus und Sexismus lassen sich nicht trennen!
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Ergänzungen

Bilder?

Marco 12.06.2009 - 09:41
Schöner Bericht, man muss das Thema auch wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, da das bei manchem im Alltag schnell wieder verschwimmt. Sind denn Bilder von den Tranpsis/Banner vorhanden?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 17 Kommentare

FrauenLesbenTrans

=Opfer 12.06.2009 - 10:44
Mag ja sein, aber ist dies nicht ein wenig einfach formuliert und von theoretischem Unwissen gekennzeichnet? Warum FrauenLesbenTrans, sind dies die hauptsächlichen Opfer heteronormativer BlaBlaBla. Das dies nicht so ist pfeift doch mittlerweile jeder geschlechtertheoretisch geschulter Spatz von den Dächern. In erster Linie sind Opfer der "Männer" bzw. weil es auch hier keine homogene Genusgruppe gibt des vorherrschenden Musters von Männlichkeit, ja wer, auch wenn es weh tut? MÄNNER! (Ausnahme ist sexualisierte Gewalt, aber dies ist nicht die einzige Gewaltform)
Also bitte differenzieren oder ist jeder böse der was zwischen den Beinen hängen hat. Ich denke nicht!

Emanzipation

pff 12.06.2009 - 11:34

Heißt das nicht eigentlich Emanzipation und nicht EFrauzipation??

Gegen Sexismus schön und gut, aber es heißt doch nicht, dass gleich bevorzugt werden muss!

Gleichberechtigung? Ja!

Bevorzugung? Nein!


"Feministischer" Freiraum? Pffffffffffffffffffff^^

O+

pro-definitionsmacht 12.06.2009 - 11:50
find ich super, hier sowas zu lesen! weiter so. sowas geht selbst auf indy, das ja von ach so emanzipatorischen menschen benutzt wird, total oft unter bzw. wird ins lächerliche gezogen -.-

"Wir können nicht fliehen vor den sexistischen Werbeplakaten, die fast jede Straße unerträglich machen"

wie wahr!

und @ opfer: das einzige, was von theoretischem unwissen geprägt ist, ist dein kommentar. ich hab früher selbst so "argumentiert"; von wegen, alle männer potenzielle täter blabla, sprich, ich habe sowas als unsinn abgefertigt. aber jede_r, der/die sich intensiver damit beschäftigt, wird schnell zugeben müssen, dass das leider nicht der fall ist.
bin übrigens selbst ein kerl, und will keinen als sexisten oder so bezeichnen, aber diese herangehensweise an dieses thema ist (leider) nicht so falsch und verrückt, wie sie sich vllt. anhört.

für eine antisexistische linke, verdammt nochmal!

@ pff

pro-definitionsmacht 12.06.2009 - 12:05
geh nach hause, sexistenarsch! die forderung nach feministische freiräumen als lächerlich dazustellen anhand dem, was frauen, lesben, trans so widerfährt, kann wohl ruhig als revisionistisch bezeichnet werden. jede_r "linke" (höhö) der/die themen antisexismus und die bekämpfung des patriarchats nicht als so notwendig behandelt, wie es nunmal ist, sind nicht emanzipatorisch (nicht nur im feministischen sinne "nicht") oder sonstwas und sollte von herrschaftskritik u.ä. schweigen.

und warum heißt es wohl "GLEICHberechtigung"? meine güte!

fuck ey, sexismus kaputt machen!

angekotzte grüße

täter_in, opfer_in, trallala

antisexist_in 12.06.2009 - 12:16
"gleichzeitig aber reproduzieren und festigen wir diese tagtäglich- ob in unseren Beziehungen zu Menschen"

wie wahr, wie wahr.

vielleicht solltet ihr über den punkt mal rauskommen, und dann reden wir weiter!

Inhaltliche Ergänzung

RedZack 12.06.2009 - 14:10
Also, Freiräume schön und gut, das wird sicher jeder emanzipatorische Mensch unterstützen können - aber irgendwo wird hier mal wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Da ist von "sexistischen Werbeplakaten, die fast jede Straße unerträglich machen", die Rede - also komisch, ich gehe ja auch mit offenen Augen durch die Straßen der Stadt, aber bin ich blind? Und was genau gilt hier denn als "sexistisches" Werbeplakat? Männer mit Waschbrettbäuchen, Frauen mit schönem Körper - fällt das da auch schon darunter? Das müsste man schon mal wesentlich genauer definieren, für mich jedenfalls war bislang der Gang durch die meisten Straßen der Stadt nicht "unerträglich". Zumindest nicht wegen sexistischer Werbeplakaten...

Und dann das hier: "wir können nicht unsere Augen senken, wenn uns tagtäglich anzügliche Blicke treffen und wir auf unsere Körper reduziert werden". Also, was heißt hier "anzügliche Blicke"? Ich werde auch zuweilen angeschaut, das lässt sich nunmal nicht vermeiden, wenn man anderen Menschen attraktiv erscheint. Die meisten Menschen richten sich sogar extra so her, dass sie Blicke auf sich ziehen... erleben es also nicht etwa als Zumutung, angeschaut zu werden, sondern vielmehr als unerträglich, NICHT angeschaut zu werden.

Ich glaube, dass zumindest in diesem Punkt hier etwas skandalisiert wird, was etwas völlig normales ist. Frauen machen Männer an, Männer machen Frauen an, Frauen machen Frauen an, und Männer machen Männer an - die ihnen jeweils attraktiv erscheinen. Auch (und gerade!) mit Blicken. So ist das nunmal. Seit Jahrmillionen. Und wer nicht darauf eingehen will, kann ja den/diejenigen, der/die ihn/sie "anzüglich" anschaut, einfach mit Ignoranz und völliger Nichtbeachtung strafen. Oder, wenn die Attraktivität auf Gegenseitigkeit beruht, Handynummern austauschen. So einfach ist das...

Feminismus ist oft Sexismus

kein Sexist 12.06.2009 - 14:14
"In dieser Situation brauchen wir dringend Räume, in denen FrauenLesbenTrans sich, ihr Leben und ihre Kämpfe selbst definieren und gestalten können."

...und aus denen ihr Männer ausschließen könnt?
Merkt ihr eigentlich, das ihr SexistInnenen seid? Nur weil man das Ganze rumdreht, wird es nicht besser. Stalinismus ist nicht besser als Hitlerismus.
Gegen Pa- und Matriarchat

Definitionsmacht ist scheisse

gegen einheitlichkeit 12.06.2009 - 14:32
Definitionsmacht IST ABER SEXISTISCH!
Definitionsmacht schafft Raum für Sexismus!

Kapiert das doch endlich!
In euren sg. Freiräumen befinden sich genauso viel Sexisten und Gewalttäter_innen, die anderen weh tun weil sie keinen klaren Signale geben wollen, als anderswo auch. Niemand, absolut niemand hat bezweifelt dass Nein = Nein heißt, obwohl jedEr von uns weiß dass dem nicht immer so ist, nur die Definitionen von Neins reichen nicht um Jas auf die Reihe zu kriegen! Der Umgang mit Sexismus schüchtert total ein! Das ist doch nur Selektion von Fickfleisch. Mit dem Hahn im Korb der auf Antisexismus macht geh ich ins Bett, alle andren sind Machos! So ein Schwachsinn!

Wir brauchen keine feministischen Freiräume, wir brauchen Freiräume für alle in denen wir emanzipiert lernen miteinander umzugehen! Das gilt für alle Geschlechter! Dann können wir die Geschlechterrollen abschaffen und alle sind glücklich gleichberechtigt! Macht einseitig zu verteilen schafft KEINE Lösung für das Problem außer dass es jetzt Häuser nur für Frauen gibt die dort mit ihren aufgestauten Hormonen sich von dahergelaufenen Mackern mit langen Dreads flach legen lassen.

Toller Opferschutz. Da bleib ich lieber Täter_in!

Definitionsmacht ahoi!

mitte pitte 12.06.2009 - 17:02
Wer nicht Feminist_in ist ist ebenso wenig emanzipiert oder emanzipatorisch wie jemand, die nicht Antifaschist_in ist.

Definitionsmacht durchsetzen!

One struggle, one fight!

definitionsmacht ist Blödsinn

Mann ey 12.06.2009 - 17:56
Definitionsmacht ist Blödsinn, da sie keinerlei Regulativ zulässt und somit das Opfer zum Täter werden kann. Wie Definitionsmacht in einem umgekehrten Fall aussieht kann man am Iran sehen. Da nützt es den Frauen auch nichts mit ihrer Selbstbestimmung zu argumentieren, weil irgendwelche Mullahs sich sozusagen sexuell von ihnen belästigt fühlen müssen sie sich Verschleiern, was ich ganz nebenbei auch all denen als Lösung anempfehlen möchte, die sich durch Blicke oä belästigt fühlen. Sack drüber!

mhm,...

klugscheißer 12.06.2009 - 18:22
naja, is' vielleicht überflüssig, aber ich hab' das dumpfe gefühl, dass da was durcheinandergekommen is' mit den begrifflichkeiten. also @pff oder so und all die anderen, die hier merkwürdige sachen verzapfen:
emanzipation bedeutet eher so etwas wie befreiung. ja,...und nich' gleichberechtigung. der begriff der emanzipation kommt meines wissens auch vor allem aus der geschichte der sklavenbefreiung. die feministische bewegung in der brd hat diesen begriff zurecht in ihren kämpfen aufgegriffen, da die auseinandersetzungen sehr eng mit der befreiung von patriachaler herrschaft verknüpft (bsp.:§218) war.womit ich dem feminismus( übgrigens auch dem differenzfeminismus) nicht notwendigkeit ihrer heutigen kämpfe absprechen will.ich denke es ist klar, dass genauso wenig, wie die deutsche bundeswehr frauenrechte am hindukush verteidigt, sind sie hier in europa durchgesetzt. wenn ich mir von vermeintlichen linken (männern?) im jahre 2009 immer noch anhören muss, dass definitionsmacht sexistisch wär', zu mißbrauch führen würde und im übrigen der obergipfel ein "nein" ja kein "nein" heißen muss, sondern...
äh bevor ich kotzen muss, zur erklärung für alle die, die es immer noch nich' geschnallt haben:
wer ein nein nicht akzeptiert ist ein vergewaltiger!
ach ja und ein fuck you geht an yussuf wertmullah, les madleines und den rest dieser sexuell frustrierten wichser da draussen.

Kritik ist was feines,

Ahörnchen 12.06.2009 - 19:36
wenn sie denn schlau ist. Und die eure ist es leider nicht(was für die meisten Kommentare ebenso gilt), peinlich platter 80er Jahre Feminismus. Im nächsten Beitrag würdet ihr uns bestimmt erzählen, dass wenn Frauen die Welt beherrschen es keine Kriege mehr gibt, da sie ja so viel Mutterinstinkt in sich haben.

Wenn ihr aus der unbestreitbaren Tatsache, dass "vermeintliche autonome Freiräume oftmals alles andere als frei von Heteronormativität, Reproduktion und Zuschreibung von Geschlechterollen, „geschlechtsspezifischer“ Arbeitsteilung, männlichem Dominanzverhalten und sexueller Gewalt [sind]" schlussfolgert, dass ihr "in dieser Situation dringend Räume, in denen FrauenLesbenTrans sich, ihr Leben und ihre Kämpfe selbst definieren und gestalten können braucht" dann habt ihr eine dichotome Weltsicht, die so platt ist, dass man sie eigentlich gar nicht mehr kritisieren bräuchte.
Nach eurer Logik sind also die Männer verantwortlich für die Heteronormativität oder die Zuschreibung von Geschlechterrollen und Frauen sind genetisch vor so was gefeit. Jede Nationalsozialistin ist per se schon emanzipatorischer als jeder Mann. Dass 25% der vergewaltigten Kinder männlich sind, kommt euch nicht in den Sinn. Männer sind potentielle Täter und deshalb muss man sich um Schutzräume für sie nicht kümmern. Aber kaum schließt frau Männer aus, schon hat man das Patriarchat gleich mitausgeschlossen.
Frauen können nicht Täterinnen sein, sexuelle Gewalt in einer lesbischen Beziehung? Undenkbar! Antipat ist für euch keine Überzeugung, die mensch sich aneignen kann, sondern eine den Frauen qua Gen mit auf den Weg gegeben. Deshalb reicht auch Separation aus.

Ich weiß, ihr werdet diesen Beitrag als das gleiche sexistische Geschwätz abtun, was sonst die Indymedia-Kommentarspalte zumüllt, ihr könntet gar nicht anders, es würde direkt eure feministische Identität zerstören.
Ich kritisiere euch aber nicht, weil ich gerne einen patriarchalen backslash hätte, sondern weil ihr dumm seit. Es ärgert mich maßlos, wie man diesem Kommentar auch ansieht, dass ihr ein so wichtiges Thema bearbeitet und so überhaupt nichts verstanden habt, aber das mit einem unheimlich anmaßenden Selbstvertrauen propagiert. Also beispielsweise um mal einfach anzufangen: die Erkenntnis, dass "Heteronormativität, Reproduktion und Zuschreibung von Geschlechterollen" eben etwas ist, was Frauen genauso wie Männer tun, die ist so banal, die könnte selbst euch auch gelingen.

Lest mal nen Buch(z.B. von Bourdieu) und nicht nur INTERIM.

@gegen einheitlichkeit 12.06.2009 - 14:32

My last resort 12.06.2009 - 20:55
Gewalt beginnt genau da, wo Menschen andere Menschen dazu zwingen, sich etwas antun zu müssen bzw. zu bestimmten Verhaltensweisen zu zwingen, worauf diejenigen, aus welchen Gründen auch immer, gerade keine Lust haben. Ein "Hallo" nicht zu erwidern ist zB. auch ein eindeutiges Signal.

Du behauptest gegen Einheitlichkeit (respektive Gleichschaltung) zu sein, interpretierst es aber als "Gewalt" wenn Menschen, wie du es sagst, keine klaren Signale von sich geben.
Bist du da vielleicht schon mal auf die Idee gekommen, daß dies auch daran liegen könnte, daß du diese vermeintlich fehlenden Signale einfach nicht wahrnehmen willst, weil du es eventuell nicht ertragen kannst wenn Menschen nichts (mehr) mit dir zu tun haben wollen, zB. aufgrund deines eigenen (Nicht-)Verhaltens?

Definitionsmacht ist definitiv nicht sexistisch, eher die letzte Möglichkeit, zu verhindern, das Menschen weiterhin von anderen terrorisiert/mißbraucht werden, zu verhindern, daß die zum Opfer/Überlebenden gewordenen zB. mit Waffengewalt selbst dafür sorgen müssen, nicht mehr zum Opfer gemacht zu werden und um unmißverständlich den zu Tätern gewordenen zu vermitteln: "Stopp, bis hierin und nicht weiter!"
Wird sich dann nicht mit denjenigen, die von eben dieser Definitionsmacht Gebrauch machen mußten, solidarisiert und auch Schutz vor weiteren Übergriffen gewährt, sowie die zu Tätern gewordenen nicht aus bestehenden "Freiraum"-strukturen vorübergehend oder permanent ausgeschlossen, wird auch den Mißbrauchten keine andere Wahl mehr gelassen als diese Strukturen dauerhaft verlassen zu müssen.

Genauso wie ein "Nein" unmißverständlich Nein heißt, bedeutet ein "Tschüß" unmißverständlich Tschüß und kann nicht als Befehl interpretiert werden, besonders nicht wenn derjenige, dem dieses "Tschüß" galt, schon längst zum `jemanden permanent anzubrüllen` anstatt in einer respektierenden Weise mit Andersdenkenden zu reden, übergegangen ist.

Wenn du es vorziehst weiterhin Täter_in bleiben zu wollen, verweigerst du dir selbst auch weiterhin jede eigene Emanzipation bzw. Veränderung deines eigenen Verhaltens anderen gegenüber. Es geht keinesfalls nur darum die "Opfer" vor Übergriffen zu schützen, es geht vielmehr darum überhaupt erst einmal zu verhindern, daß Menschen zu Opfern gemacht werden bzw. als solche angesehen werden, nur weil sie es eben lieber vorziehen notfalls bis in den eigenen Tod auf ihre eigene sexuelle Selbstbestimmung zu beharren.
Ich hoffe das du dies irgendwann einmal kapieren wirst und damit dann auch endlich zu einer Emanzipation fähig bist/wärst.

Libertad o muerte!

puh

pro-definitionsmacht 12.06.2009 - 21:21
hui, hitzige debatte hier, aber wenigstens bleiben alle mehr oder weniger freundlich.

hier wird oft kritisiert, dass männer dann ausgeschlossen werden, was als sexistisch dargestellt wird und ja der befreiungskampf für beide gleich geführt werden muss. verdammt richtig, allerdings suggeriert sowas, dass männer und frauen gleich unterdrückt sind. unterdrückung ist in kapitalistischen zuständen aber normal, so blöd das klingt. "frauen" (oder was als frau konstruiert, wahrgenommen wird), sind nicht nur dadurch unterdrückt. damit will ich nicht sagen, dass sexismus dem kapitalismus entstammt. der nimmt da "nur" eine besondere form an (reproduktive arbeit und der ganze scheiß)

also "frauen" und "männer" und alle dazwischen befreien! aber auch unterschiedliche unterdrückungsmechanismen erkennen. bis dahin finde ich solche "schutzräume" allerdings als legitim.

@pro-definitionsmacht

Bhörnchen 12.06.2009 - 22:36
1.Der Befreiungskampf ist die Überwindung der kapitalistischen Verhältnisse. Eine systemimmanente Abschaffung aller Herrschaftsverhältnisse kann es nicht geben, da der Kapitalismus sie durch das Konkurrenzverhältnis in das er die Menschen presst hervorbringt.
Allerdings können systemimmanente Forderungen schon geschlechtsspezifisch ausfallen, da es auch eine geschlechtsspezifische Unterdrückung gibt.

2.Männer und Frauen sind in keiner Weise gleich unterdrückt, aber sowohl Männer wie auch Frauen werden durch das Patriarchat unterdrückt. Eine gute Analyse muss das Patriarchat als ein Herrschaftsverhältnis betrachten, das alle Menschen entscheidend prägt und ihnen soziale Rollen zuweist, als Täter_in, als Opfer und mal als das eine und mal als das andere. Natürlich muss konstatiert werden, dass die Täter_innen-Rolle fast ausschließlich an Männer vergeben wird, der Umkehrschluss, nur Frauen haben die Opferrolle inne, ist aber komplett falsch.

Schutzräume allen, die sie benötigen und Definitionsmacht für alle Opfer von Gewalt.

GEGEN sog. "Definitionsmacht"

RedZack 12.06.2009 - 23:49
Allein am Inhalt dieses Artikels kann man erahnen, wohin das propagierte Prinzip "Definitionsmacht" führen würde: da werden schon sog. "anzügliche" Blicke als eine Art sexuelle Gewalt wahrgenommen. Oder gar Plakatwerbung! Spätestens, wenn man (oder frau) als SexualstraftäterIn am Pranger steht, weil man/frau einen anderen Menschen angeschaut, hinterhergeschaut, auf den Hintern geguckt oder gar verführerisch in die Augen geschaut hat - wird man/frau wissen, dass "Definititionsmacht" nix tolles ist. Hat schon irgendwo feministisch-talibaneske Züge, das ganze...

@ bhörnchen

pro-definitionsmacht 13.06.2009 - 11:11
oh ja, die definitionsmacht ist ein reiner willkürwerkzeug der frauen, um ihr matriarchat zu errichten. und die juden kontrollieren die welt.


zu bhörnchen:
"1.Der Befreiungskampf ist die Überwindung der kapitalistischen Verhältnisse. Eine systemimmanente Abschaffung aller Herrschaftsverhältnisse kann es nicht geben, da der Kapitalismus sie durch das Konkurrenzverhältnis in das er die Menschen presst hervorbringt."

kann mich nicht erinnern, etwas in der art gesagt zu haben, dass herrschaft innerhalb kapitalistischer zustände abgeschafft werden kann. da stimme ich dir restlos zu. falls es so ankam, hast du mich falsch verstanden.

"Natürlich muss konstatiert werden, dass die Täter_innen-Rolle fast ausschließlich an Männer vergeben wird, der Umkehrschluss, nur Frauen haben die Opferrolle inne, ist aber komplett falsch."

richtig. hier wird allerdings so getan bzw. frauen unterstellt, dass die definitionsmacht sowieso nur dazu da ist, ihre willkür ausleben zu können und sowieso toootal sexistisch ist. das ist einfach unsinn.

"Schutzräume allen, die sie benötigen und Definitionsmacht für alle Opfer von Gewalt.

verdammt richtig. aber wie du sagst, haben meist männer die täterrolle "inne". und anhand dem, was für sexistische scheiße abgeht (allein innerhalb der linken) finde ich es anmaßend, solche forderungen als unsinnig abzutun.

und wer durch die stadt läuft und keinen anfall kriegt wegen der plakate... naja dem kann ich auch nicht helfen.