Der Krieg Perus gegen die Indígenas

Kind der Nacht 08.06.2009 11:20 Themen: Antirassismus Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Seit zwei Monaten finden im peruanischen Amazonasgebiet friedliche Proteste und direkte Aktionen von Indígenas statt. Sie richten sich gegen neu erlassene Dekrete unter der sozialdemokratischen Regierung Alan Garcías vorzugehen, welche sie fundamentaler Rechte beraubt und die Ansiedlung von Ölfirmen in ihren Stammesgebieten forciert.
Nur einen Monat später hatte die peruanische Regierung einen zwei Monate anhaltenen Notstand für mehrere Provinzen im Amazonasgebiet ausgerufen. Militär-und Sondereinheiten der Polizei wurden in die betroffenen Regionen entsendet, um die friedlichen Proteste gewaltsam zu unterdrücken und die Interessen der überwiegend großen Unternehmen aus dem Ausland zu schützen.
Am 5. Juni kamen bei der gewaltsamen Räumung einer Straßenblockade von mehr als 5.000 Indíginas in Bagua (Nordperu) durch die Polizei möglicherweise bis zu 40 Menschen ums Leben. Nach dem Angriff staatlicher Sicherheitsorgane auf die friedliche Straßenblockade wurde eine Ölförderanlage in der Nähe der Stadt besetzt. Um ein Ende des blutigen Polizeieinsatzes zu fordern, wurden dabei 38 Polizisten als Geiseln genommen. Bei einem Befreiungsversuch durch die Polizei nur einen Tag später, kamen nach Behördenangaben neun der Geiseln ums Leben, 22 konnten befreit werden, sieben galten zunächst als vermisst.
Nachdem der Vorsitzende der indigenen Organisation Aidesep, Alberto Pizango, von der peruanischen Regierung zur Fahndung ausgeschrieben wurde, konnte er zunächst in die Botschaft Nicaraguas in Lima fliehen und beantragte Asyl.
Am 11. Juni hat die peruanische Regierung nach einer Abstimmung im Parlament das umstrittene Dekret 1090 bis auf weiteres außer Kraft gesetzt, während die Proteste auf der Straße weitergehen. Am für Freitag geplanten Streik der Arbeitnehmer-Dachorganisation CGTP und einen Protestmarsch zum Präsidentenpalast in Lima beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften.

Bilder: (05.06.) 1 | 2 | 3 Audio: 1 | 2 | 3
Videoberichte: (05.06.) 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | Analyse über die Hintergründe in Englisch (1 | 2 | 3) | Interview mit Alberto Pizango (auf Spanisch)
Chronologie der Ereignisse | Linksammlung zum Thema | sucre.indymedia.org | peru.indymedia.org
Am 05.06.2009 kamen mindestens 38 Menschen bei der Räumung einer Straßenblockade von Indígenas in Bagua/Peru ums Leben. Der Artikel geht auf den Hintergrund des Massakers ein und zeigt Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven auf.

Seit dem 9. April finden im peruanischen Amazonasgebiet starke Proteste und direkte Aktionen von Indígenas statt, um gegen neue Gesetze der Regierung Garcia vorzugehen, welche sie fundamentaler Rechte beraubt und die Ansiedlung von Ölfirmen in ihren Stammesgebieten forciert. Dabei geht es u.a. um Freihandelsabkommen mit den USA und Ausbeutung von Ölvorkommen durch den britisch-französisch Konzern Perenco. Die Indígenas wehren sich gegen ihre Enteignung, die Zerstörung des Regenwaldes durch die Ölförderungen und fordern das Recht auf eine eigenständige und nachhaltige Entwicklung. Ihre Forderungen untermauerten sie mit Blockaden von Straßen und Flüssen, um Arbeiter der Ölfirmen nicht zu den Bohrstellen zu lassen. Zuerst ignorierte die Regierung Garcia bewußt die Mobilisierung und Forderungen der Indígenas und hoffte, die Bewegung würde sich tot laufen. Am 04. Mai durchbrach ein Kanonenboot des Militärs zusammen mit mindestens einem Boot des britisch-französischen Ölkonzerns Perenco eine Blockade auf dem Napo-Fluss, einem der wichtigsten Zuflüsse des Amazonas. Am 09. Mai verhängte die Regierung den Ausnahmezustand über die Staaten Loreto, Amazonas, Cusco, und Ucayali nachdem ein Tag zuvor die wichtigsten Indígena-Organisation Aidesep eine Radikalisierung ihrer Aktionen angekündigt hatte. Dabei ist der Ausnahmezustand als „Kriegserklärung“ gegen jene, „die den Lauf der Geschichte ändern wollen“ zu verstehen, so Roger Rumrrill. Eine Lizenz für die Regierung, die Indigenen mit Gewalt zu unterdrücken. Gleichzeitig diffamierte die Regierung die Bewegung der Indígenas medial als „unwissend“.

Am Freitag den 05. Juni wurde bei der Räumung einer friedlichen Straßenblockade von bis zu 5000 Indígenas in der Nähe der Stadt Bagua Schußwaffen, Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt, so das die Situation eskalierte. Die Polizei feuerte aus einem Hubschrauber auf die Blockierenden und in der Stadt Bagua schossen Scharfschützen auf Indígenas. Die Indígenas verteidigten sich mit erbeuteten Waffen von der Polizei, wobei sie jedoch vor der Konfrontation unbewaffnet waren. Im Zuge der Auseinandersetzungen kamen mindestens 28 Protestierende und 10 Polizisten um Leben, mindestens 150 weitere Menschen wurden verletzt. Dabei ist es möglich, das die Zahl der Opfer noch größer ist, da die Polizei Leichen verbrannt und beseitigt haben soll. Unter den Opfern der Protestierenden sind mindestens drei Kinder und zwei nicht-indigene Anwohner aus Bagua.

Nach dem Massaker von Bagua besetzten empörte Menschen eine Ölförderanlage in der Nähe dieser Stadt und brachten zeitweilig 38 Polizisten in ihre Gewalt, um ein Ende des Polizeieinsatzes zu fordern. Als die Polizei am Sonnabend versuchte, die Gefangenen zu befreien, kamen Behördenangaben zufolge neun Polizisten ums Leben, 22 konnten befreit werden, sieben wurden zunächst vermißt.

Ein Mitarbeiter der sehr aktiven Internetseite Intercontinetal Cry schreibt in seinem Mikroblog folgendes @indigenous_news „We must look at the big picture. Bagua is not isolated. The same violence is happening in dozens of countries. I could list them“. Die Quintessenz dieser Tragödie ist, das der fossile Kapitalismus sich immer weiter ausdehnt und in dreierlei Hinsicht tötet:
1.) Die Menschen mit ihrer einzigartigen Kultur sterben durch Repression und autoritärer Formierung kapitalistischer Interessen. Damit stirbt auch Stück für Stück die Möglichkeit von diesen nachhaltige Kulturen jenseits Mark und Staat (ohne Romantisierung) lernen zu können.
2.) Des Regenwald wird durch Ölverschmutzung, Erzabbau und Holzeinschlag zerstört und dient so nicht mehr als CO2-Speicher und Schatz der Artenvielfalt, wodurch das Ökosystem der Erde weiter destabilisiert wird.
3.) Durch Ausbeutung der Öl und Gasreserven im Regenwald wird der Klimawandel weiter angeheizt, was unberechenbare Folgen hat.

TODAY I DIED in Bagua
(aus dem Blog http://peruanista.blogspot.com/2009/06/hoy-he-muerto-en-bagua-fotos-y-videos.html)
Today I died in Bagua, I was shot today. Today I was tortured, they dragged my body and then burned me down. My remains were thrown to the river. Today I was the art student shot in the chest, the four year old girl shot in the stomach. Mine was the immobile and bleeding body that the Peruvian Police has shot again cowardly, I am the mother who saw his son dying with my body was shaking in the road. Today I was the Indigenous man who went crazy and burned the government of Peru’s facilities because they do not represent me anymore.
I am the victim of genocidal racism of the right-wing Garcia government with the complicity of a mafia of apristas and fujimoristas. Today I'm hurt, I died today, today I am lying on a road and my body will be eaten by animals, because the police are shooting my family and friends who wants to rescue me. Today I am the Indigenous Peruvian, I am my people, my blood, my pain, my inquiry, my body, my anger.
Today I ask you, I require you, I demand you Alan García to resign, leave, get out! you're not my president, you are a genocidal criminal. Take your fucking murderers with you. One day you will end up behind bars. Evil, murderer, genocidal, racist, thug, you disgust me Alan García.

Was kann mensch tun unmittelbar tun?
Online-Kampagnen unterstützen (http://amazonwatch.org/peru-action-alert.php)
den Kampf durch (Online-)Publikatonen, Infoverstaltungen,usw. bekannter machen
Geld sammeln/spenden für direkte Unterstützung der Opfer und Antirepressionskosten (http://bit.ly/3xRZo)
Protestaktionen vor Peruanischen Botschaft organisieren (in den USA laufen heute drei Aktionen!)
intensiver Auseinandersetzung mit den Ölkonzern Perenco, in wie weit durch Campagning und direkte Aktionen Druck aufgebaut werden kann.

Perspektive
Neben der direkten Unterstützung der indigenen „Communities in Struggle“ ist es wichtig Wege jenseits des fossilen Kapitalismus zu beschreiten und die Illusion eines nachhaltigen Kapitalismus zu kritisieren. Wir müssen das Thema Klimawandel von linksradikaler Seite besetzen und die soziale Frage wieder mehr in Vordergrund rücken. Eine Möglichkeit wäre z.B. die Mitarbeit in lokalen Klimabündnissen, um dort kritische Inhalte und die rassistischen Folgen des fossilen Kapitalismus zu thematisieren. Eine sehr schöne und inspirierende Analyse/Perspektive für eine nachhaltigen, klassenkämpferischen Antikapitalismus mit utopischem Gehalt bietet das Buch „Nowtopia“ von Chris Carlson (http://www.nowtopia.org). Und nicht zu vergessen:

Auf im Dezember nach Kopenhagen! Sozialer Wandel statt Klimawandel!

Auf Twitter das Hashtag #Bagua folgen und folgende Mikroblogs sind ebenfalls gute Informationsquellen:

@AmazonWatch
@CarlosQC
@indigenous_news
@Qorianka
@Servindi (Spanish)
@bandawatch
@Cyberjuan
@kjikaqawej
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Ergänzungen

mehr zum Thema

Entdinglichung 08.06.2009 - 13:57
auf der Webseite der Coordinadora Andina de Organizaciones Indígenas (CAOI):  http://www3.minkandina.org/Noticias/Peru/index.1.html und auf der Webseite von Survival International:  http://www.survival-international.org/news

deutschsprchiger blog des vnd peru

internationalsolidarity 08.06.2009 - 16:54
 http://www.vnd-peru.blogspot.com/

dort finden sich viele interessante analysen zur lage in peru

für proteste

orte 08.06.2009 - 23:56
Botschaft: Berlin, D-10117, Mohrenstraße 42

Generalkonsulate:
Hamburg, D-22301, Blumenstraße 28
München, D-80336, Herzog-Heinrich-Straße 23
Offenbach, D-63065, Kaiserstraße 74-78

Honorarkonsuln:
Bremen, D-28195, Martinistraße 58
Düsseldorf, D-40210, Oststraße 84
Hannover, D-30625, Rudolf-Pichlmayr-Straße 4

weitere Informationen:
 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Peru/Vertretungen_20Peru.html

Indios sprechen von Völkermord

Infopost 09.06.2009 - 11:36
Der nationale Radiosender CNR berichtete unter Berufung auf lokale Medien, Polizisten seien in Spitäler eingedrungen. Sie hätten verletzte Indios herausgeschleppt und seien mit ihnen mit unbekanntem Ziel davon gefahren. Angehörige, die vor den Spitälern gewartet hätten, seien mit Schüssen verjagt worden.

Die Indios ihrerseits setzten nach der Räumung der Strassensperre laut den örtlichen Behörden Verwaltungsgebäude in Brand und griffen den Sitz der Polizei in Bagua an. Zudem verschleppten Indios 38 Polizisten, die eine Ölförderanlage bewachten.

Die Regierung beschuldigte die Demonstranten, sie habe 9 Geiseln umgebracht. 25 Beamte hätten befreit werden können, davon einer schwer verletzt. Vier weitere Polizisten würden vermisst.

Konkret wehren sie sich gegen Regierungsdekrete, mit denen Bestimmungen eines neuen Freihandelsabkommens mit den USA durchgesetzt werden sollen. Dabei geht es vor allem um die Erdöl- und Erdgasförderung durch ausländische Konzerne.

Präsident Alan García verteidigte das Vorgehen der Polizei. Die Indios hätten damit gedroht, Gasleitungen zu zerstören und damit die Stromversorgung zu unterbrechen. «Was soll die Regierung sonst tun, als energisch die Ordnung wiederherzustellen.» Die Opposition kritisierte das Vorgehen. Ministerpräsident Simon solle zurücktreten, und Innenministerin Mercedes Cabanillas sei eine Erklärung für die Gewalt der Polizei schuldig.

Protestiert wird in den Provinzen Amazonas, Cusco, Loreto, San Martín und Ucayali. Wegen der Strassenblockaden kommt es bereits zu Versorgungsengpässen. Die Ureinwohner und Kleinbauern werfen der Regierung vor, die Umwelt in der Amazonasregion auszubeuten und ihren Lebensraum zu zerstören.

Welt online berichtet

Observer 09.06.2009 - 11:40
Die Indios protestieren seit April gegen die von Garcia erlassenen Verfügungen zur Erschließung ihres Landes. Die Ureinwohner werden dem Präsidenten vor, nicht mit ihnen im guten Willen über die Kontrakte gesprochen zu haben, die 30.000 Indios in sechs Amazonas-Provinzen betreffen. Die katholischen Bischöfe in Peru veröffentlichten im vergangenen Monat eine Erklärung, in der sie die Kritik der Indios als gerechtfertigt bezeichneten. Am Freitag blockierten rund 5000 Indios eine Dschungelstraße in dem Gebiet Curva del Diablo. Indioführer sagten, die Polizei habe aus Hubschraubern Tränengas abgeworfen und auf die Demonstranten geschossen. Die Polizei erklärte dagegen, die Indios hätten Polizisten mit Schusswaffen angegriffen.

Unabhängige Informationen über die Zusammenstöße gab es nicht – Journalisten haben kaum Zugang in die entlegene Region. Der peruanische Polizeichef Jose Sanchez Farfan sagte, die Demonstranten hätten auch Regierungsgebäude in Brand gesteckt. An einer Stelle sei eine Gruppe von sechs bis acht Beamten von tausenden Indianern umzingelt und getötet worden – einige mit Speeren. Ministerpräsident Yehude Simon sagte in Lima: „Man kann nicht sagen, dass die Indios die Opfer sind.“

more pictures

flickr user 09.06.2009 - 12:53
http://www.flickr.com/photos/powless/3609245232/

Titel der Ergänzung

Dein Name 09.06.2009 - 22:51
ne verwandte von mir kennt persönlich einige der leute, die dort in gewahrsam genommen wurden. sie sagt, dass straßenblockaden und militante aktionen der einzigste weg für die indigenen dort ist auf sich aufmerksam zu machen! alles andere würde keine aufmerksamkeit erregen. keine nationale und keine internationale.

die menschen dort werden nicht umsonst international von entwicklungshilfeorganisationen unterstützt. diese organisationen helfen vor allem den bauern dort sich zu vernetzen, müssen versuchen streite zu schlichten (die bauern dort sind persönlich untereinander oftmals sehr zerstritten) und dazu anregen, dass die menschen kollektive errichten.

es sollte aber nicht aus den augen gelassen werden, dass es in lateinamerika oftmals hart zur sache geht. gewalt ist dort leider aufgrund schlechter wirtschaftlicher und sozialer umstände ein viel alltäglicheres geschehen als hier. die leute dort leben in prekären situationen und die indigenen sehen nicht mehr als ihre lebensgrundlagen bedroht. da ist es zumindest nachvollziehbar, warum auch gewalt gegen polizeibeamte ausgeübt wird.


jetzt gilt es druck auf die konsulate auszuüben.

taegicher Blog aus Peru

willi 11.06.2009 - 09:06

Radio-Beitrag

onda-info 11.06.2009 - 10:43
Hier findet ihr einen Audiobeitrag mit einer vorläufigen Zusammenfassung der Ereignisse:

 http://www.npla.de/onda/content.php?id=896&PHPSESSID=732f643bae9c0902978adfcd16623594

pizango politisches asyl in nicaragua

name 11.06.2009 - 13:00
die indigene führungsperson alberto pizango erhält politisches asyl in nicaragua.

 http://www.amerika21.de/nachrichten/inhalt/2009/jun/Peru-67678912-Massaker/


der auf diesem bild ist es

guter Bericht bei democracy now! über Peru

ergänzer 11.06.2009 - 19:17

Peru nimmt Dekret zur Urwald-Abholzung zurück

AFP 12.06.2009 - 00:19
Nach den blutigen Auseinandersetzungen zwischen peruanischer Polizei und Ureinwohnern hat das Parlament in Lima ein umstrittenes Dekret zur Abholzung im Amazonas-Urwald bis auf weiteres außer Kraft gesetzt. Ein Abgeordneter der Regierungspartei APRA von Präsident Alan Garcia sagte, das Moratorium solle Raum für Verhandlungen geben. Die Opposition hatte die vollständige Aufhebung des Dekrets gefordert.

Wie Parlamentspräsident Javier Velasquez mitteilte, stimmten die Abgeordneten mit 59 zu 49 Stimmen dafür, den Erlass 1090 zum "Gesetz für den Wald und die Tierwelt des Waldes" auszusetzen. Laut Antrag sollte ein Moratorium von 90 Tagen gelten, de facto stimmten die Abgeordneten aber für eine fristlose Aussetzung. Verhandlungen über eine Kompromissversion sollten "ohne Zeitdruck" geführt werden, sagte der Abgeordnete Aurelio Pastor.

Das Ein-Kammer-Parlament setzte noch eine weiteres Dekret über Privatinvestitionen aus. Beide Dekrete stehen in Zusammenhang mit Erlassen aus den vergangenen beiden Jahren, mit denen die Regierung die Ausbeutung des Amazonas-Urwalds Zug um Zug erleichtert hatte. Die Opposition verlangte in wütenden Protesten die Aufhebung der als "Dschungel-Gesetz" bezeichneten Verordnung 1090, da sie "mit Blut befleckt" sei.

Für Freitag plant die mächtige Arbeitnehmer-Dachorganisation CGTP einen Streik und einen Protestmarsch zum Präsidentenpalast in Lima. Der Protest richte sich gegen die "arrogante, intolerante, anmaßende und diskriminierende Haltung der Regierung gegenüber den Amazonas-Gemeinden", sagte CGTP-Chef Mario Huaman. Auch in anderen peruanischen Städten waren Demonstrationen geplant.

Nördlich der Hauptstadt setzten rund 3000 Ureinwohner ihre Blockade wichtiger Straßen in die Städte Tarapoto und Yurimaguas in der Provinz Loreto fort. Yurimaguas war auch zu Wasser abgeschnitten, da Ureinwohner den Fluss Huallaga mit Booten blockierten. Noch weiter nördlich, bei Andoas, legten Demonstranten am Wochenende zwei Ölanlagen der argentinischen Firma Pluspetrol lahm.

Zum Asyl

Observer 12.06.2009 - 00:21
Dem Indio-Führer und Gründer der Protestbewegung, Alberto Pizango, gewährte Nicaragua mittlerweile politisches Asyl. In Peru drohen ihm 35 Jahre Haft, nachdem ihn die Regierung in Lima der Volksverhetzung und Verschwörung beschuldigt hatte. Pizango flüchtete darauf in die nicaraguanische Botschaft, wo er sich nach wie vor aufhält.

Themenseite auf Labournet:

Entdinglichung 12.06.2009 - 12:04
 http://labournet.de/internationales/pe/index.html ... ebenfalls (en castellano) eine Reihe von Materialien und Videos auf der Seite des mit den kämpfenden Indigenas solidarischen Gewerkschaftsdachverbandes CGTP:  http://www.cgtp.org.pe/ ... ansonsten sollte mensch vielleicht auch ein wenig die SPD nerven, immerhin wird die peruanische Regierung von ihrer Schwesterpartei APRA gestellt

Hintergrund Peru

Dattel 12.06.2009 - 15:47

Hier ein kurzer Abriss der Vorgänge in Peru (bis zum 10.6.)

Die indigene Bevölkerung des peruanischen Tieflandes probt seit über zwei Monaten den Aufstand. Strassen, Flugpisten und Erdölinstallationen wurden und werden blockiert, ohne dass es zu einem ernstzunehmenden Dialog mit der Regierung gekommen ist. Niemals in der peruanischen Geschichte ist es zu einer derartigen überregionalen Mobilisierung der indigenen Bevölkerung gekommen, die sich vom Norden Perus über die Selva Central bis in die Selva von Cusco ausgebreitet hat. Am Freitag (5.6.) ordnete Alan García (AG) die Räumung der Hauptverkehrsstrasse bei Bagua an, die von mit Lanzen und "escopetas" bewaffneten 3.000 Awajún (Aguaruna) besetzt gehalten wurde. Bei der gewaltsamen Räumung der Strasse, anschliessenden Unruhen in Bagua und Jaen sowie der Räumung der Pumpstation Nr.6 des Oleoducto Norperuano kamen nach offiziellen Angaben 24 Polizisten und 9 Zivilisten ums Leben, ca. 150 Demonstraten erlitten Schussverletzungen, über 100 Indígenas werden noch vermisst, 50-100 Indígenas sollen in militärischen Einrichtungen festgehalten werden. Da die Regierung den Ausnahmezustand verhängt hat und das Militär die Zone kontrolliert, sind die Informationen widersprüchlich und schwer nachprüfbar. Die indigenen Organisationen sprechen von zahlreichen weiteren zivilen Opfern, die die Militärs angeblich haben verschwinden lassen.

Ein weiterer aktueller Konfliktherd ist die Strassenverbindung Tarapoto-Yurimaguas, die von Shawi, Lamista und Cocama-Cocamilla besetzt gehalten wird. Die Besetzer haben in den letzten Tagen weiteren Zulauf bekommen. Eine Räumung dürfte ähnliche Konsequenzen haben wie in Bagua. In Iquitos, Pucallpa Atalaya und Puerto Maldonado bereiten die Indigenen für Donnerstag neue Proteste vor.

Anlass für die Proteste sind 9 Gesetzesdekrete, die die wirtschaftliche Entwicklung und die Förderung des Privateigentums in der Selva zum Ziel haben. AG spricht vom "poner en valor de los recursos selváticos". Die Dekrete wurden mit für die Umsetzung des TLC (Freihandelsabkommen mit den USA) dringend notwendigen Gesetzesanpassungen begründet. AG war dazu vom peruanischen Kongress ermächtigt worden. Ex-Präsident und TLC-Befürworter Alejandro Toledo bezweifelte jedoch in einer Presseerklärung, dass die Dekrete einen direkten Bezug zum TLC haben. Wahrscheinlicher ist, dass die Bergbau-, Erdöl-, Holz- und Ethanol-Lobbyisten die günstige Gelegenheit genutzt haben, ihre Interessen ohne öffentliche Konsultationen und Aussprachen durchzusetzen. Bei den besagten Dekreten steckt der Teufel im Detail, so wird z.B. die Privatisierung und anschliessende grossflächige Umwandlung von Waldgebieten in landwirtschaftlich genutzte Flächen (sprich Abholzen) erleichtert, wenn es dem "nationalen Interesse" dient. Interesse an dieser Nutzungsumwandlung von haben vor allem die in die Selva drängenden Ethanolproduzenten. Auch die von der ILO-Konvention 169 geforderte "consulta previa" wird abgeschafft, hier merkt man die Handschrift der Erölunternehmen, die dieser Prozedur ablehnend gegenüberstehen. Und es gibt viele weitere kleine Details, die in der Summe auf profunde soziale und ökologische Veränderungen abzielen.

Die Ursachen des Massenprotestes liegen aber tiefer: Seit Beginn der Präsidentschaft von AG herrscht weitgehende Eiszeit in den Beziehungen zwischen Regierung und indigenen Völkern. Der von Toledo geschaffene INDEPA, eine Institution, die sich um die Ausweisung und Verwaltung der "Reservas Territoriales" zugunsten nichtkontaktierter Völker sowie anderer "indígena"-spezifischer Themen kümmern soll, wurde von AG zu einer untergeordneten Abteilung des Ministerio de la Mujer degradiert. Diesen Schritt musste er auf Druck des Kongresses zwar wieder rückgängig machen, Bekannte in INDEPA haben mir gesagt, dass ihre Institution seitdem im politischen Abseits dahinvegetiert. Im INRENA und Ministerio de Ambiente herrscht nach Meinung eines Insiders "pánico" unter den Mitarbeitern, wenn die Sprache auf indigene Land- oder Nutzungsrechte kommt, weil man sich mit solchen Themen angesichts der politischen Grosswetterlage schnell in die Nesseln setzen kann. Zahlreiche Erdölunternehmen haben sich Konzessionen in Amazonien ersteigert und setzen mit ziemlich rüden Methoden ihre Interessen gegenüber den indigenen Comunidades durch. Der Staat ist in den Augen der lokalen Bevölkerung keine neutrale Instanz, sondern ergreift Partei für die Unternehmensinteressen. Die meisten der in den letzten Jahren im Tiefland sich engagierenden Erdölunternehmen sind mittlere bzw. kleine Unternehmen (die Grossen sind Repsol, Pluspetrol, Hunt Oil, Petrobras u.a.). Im Erdölgeschäft kann man sie getrost als "Klitschen" bezeichnen, auch wenn sie sich z.T. in Konsortien zusammengetan haben. Ich halte es für zweifelhaft, dass die "Erdölklitschen" über genügend Kapital verfügen, um die sehr hohen Prospektionskosten abzudecken bwz. eine langfristige Produktionsperspektive haben. Ich halte es für naheliegender, dass die Konzessionen zu Spekulationszwecken erworben werden. Eine dieser "Klitschen", die norwegische Discover Petroleum International , "ersteigerte" sich im Oktober 2008 ihre Konzessionen (die sich mit indigenen Gebieten in Madre de Dios überlappten) mit Schmiergeldern an hohe Regierungsfunktionäre und Ex-Minister. Die Regierung unter Jorge del Castillo musste daraufhin zurücktreten, die Versteigerungen laufen weiter (Frage: liefen die vorherigen "Versteigerungen" in der Selva nach dem gleichen Muster ab?)

Im Oktober 2007 bezeichnete AG in einem Zeitungsartikel die indigenen Völker als typische Vertreter des "perro de hortelano". Dieser Text gibt seitdem die politische Richtung vor: Zitat: "Hay millones de ha para madera que están ociosas, otros millones de ha que las comunidades no han cultivado ni cultivarán... pero la demagogía y el engaño dicen que esas tierras no pueden tocarse porque son objetos sagrados ... esa misma tierra vendida en grandes lotes traerá tecnología de la que se beneficiará también el comunero"(...) Kein Wunder also, dass die Demarkierung kollektiver Landrechte und "Reservas Territoriales" und anderer indigene Rechte systematisch eingeschränkt werden. Angesichts einer Politik mit der Brechstange, die indigene Völker und andere "perros" zu Verlierern bei der angestrebten Entwicklung Amazoniens abstempelt, wuchs in den Comunidades Besorgnis und Wut auf die Regierung, währenddessen AG unverdrossen weiter mit seinen "perro de hortelano"-Argumenten Stimmung machte und sich gegenüber Argumenten von Kritikern immun und dialogunfähig zeigte.

2008 organisierten die "perros de hortelano" in der Selva Central und in Loreto die ersten Massenproteste gegen AG´s Amazonienpolitik, bei der Besetzung von Erdölanlagen erwies sich die Regierung als besonders empfindlich. Der Kongress, nicht AG, annulierte schliesslich ein Gesetzesdekret, das die Förderung der Privatisierung kollektiver Eigentumsrechte zum Ziel hatte (das indigene Land sollte mit der Zustimmung der einfachen Mehrheit der Anwesenden einer Dorfversammlung verkauft werden können).

Im September beteiligte sich die FENAMAD aktiv am von der Frente de Defensa de Madre de Dios ausgerufenen "paro regional". Zahlreiche indígenas wurden daraufhin inhaftiert und einige "dirigentes" sind immer noch nur mit polizeilichen Auflagen auf freiem Fuss.

Die derzeitigen Mobilisierungen hat AIDESEP organisiert, wobei die regionalen AIDESEP-Organisationen die Träger der Proteste sind. Nicht alle Basisorganisationen haben die Protestbewegung unterstützt. Alberto Pizango war bis vorgestern der Präsident von AIDESEP und nach aussen hin der führende Kopf und Verhandlungspartner der Regierung und entsprechend Zielscheibe der anti-indígena Pressekampagnen. Pizango´s Führungsposition innerhalb der AIDESEP-Strukturen war vor den Protesten nicht unumstritten . Seine Rolle bei den Protesten war letztlich auf die Koordination der Proteste und die Kommunikation mit der Regierung beschränkt, die Entscheidungen fällen die regionalen "dirigentes" und "apus". Pizango vertrat jedoch viel stärker als andere "dirigentes" die Position, dass sich die indigenen Organisationen stärker mit anderen sozialen Bewegungen und Organisationen wie Gewerkschaften, linken und nationalistischen politische Parteien (Humalistas), etc. vernetzen müssten, um erfolgreich die Regierung unter Druck setzen zu können.

AG und seine Regierung hatte dien indigene Mobilisierung während der ersten 40 Tage mit weitgehender Missachtung gestraft, zu einem ernstzunehmendem Dialog kam es nicht. Erst als das Petroleum aus der Selva knapp wurde und sich Versorgungsschwierigkeiten manifestierten, suchte Premier Yehude Simon den Dialog mit AIDESEP, zum Beispiel bot er die Einrichtung einer Mesa Multisectorial an, allerdings ohne feste Zusagen über die Abschaffung der polemischen Dekrete bzw. eine Neudefinition der Amazonienpolitik zu machen. Der Kongressausschuss für Verfassung stellte Ende Mai fest, dass einige der umstrittenen Dekrete nicht verfassungskonform seien. Auch die Defensoría del Pueblo, angeführt von der Ex-Premierministerin Beatriz Merino, kritisierte die Dekrete aus unterschiedlichen Blickwinkeln und forderte von der Regierung entsprechendes Handeln ein. Am Donnerstag, den 4. Juni 2009, sollte der Kongress über die Annulierung oder Aussetzung eines der Dekrete (D.L. 1090) entscheiden. Eine Stimmenmehrheit zugunsten der Annulierung oder Aussetzung galt als sicher. Was dann passierte war ein Schelmenstück der Regierung? Während die meisten Abgeordneten in der Kantine beim Frühstück sassen, versammelten sich die APRA-Abgeordneten geschlossen nach Eröffnung der Sitzung im Parlamentssaal und brachten einen Antrag auf Vertagung ein, der umgehend mit der Mehrheit der Anwesenden angenommen wurde. Das Vorgehen der APRA-Partei hatte zur Folge, dass der vom Premier angebotene Dialog von Pizango als plumpes Ablenkungsmanöver durchschaut wurde und sich die Fronten weiter radikalisierten.

Am nächsten Tag (4.6.) um 5:00 Uhr begann dann die Räumung mit den bekannten Konsequenzen.
AG und Yehude Simon machten ausschliesslich AIDESEP und Pizango für die Gewalt in Bagua verantwortlich. AG erklärte, dass die "nativos" keine "Peruaner erster Klasse" und ihre Forderungen unbegründet seinen. Für Pizango wurde noch in derselben Nacht ein Haftbefehl organisiert. Pizango, der bis Donnerstag ein gefragter Gesprächspartner von Premier Yehude Simon war, verwandelte sich innerhalb von 48 Stunden in einen der meistgesuchten "Terroristen" des Landes. Die peruanische Presse überschlug sich mit Meldungen über die grausamen Indígenas ("bestías"), einige Journalisten ierinnerten daran, dass die Awajún einmal Schrumpfkopfmacher waren, was die negative Fantasie der Presse und Leser über die indigenen Völker anheizte.

Das Innenministerium begann ab Sonntag (7.6.) Fernsehspots über die Ereignisse in Bagua ausstrahlen, die auch rassistische Ressentiments gegenüber den Indigenen stimulieren sollen.

Ein Spot zeigt zu Beginn Särge gefallener Polizisten, in der nächsten Sequenz tauchen wild gestikulierende mit Speeren und Holzknüppeln bewaffnete indigene Demonstranten auf, dann folgt der Satz: die nativos besitzen 13 Millionen ha Land und es gibt 14 Millionen ha Santuarios nacionales (was falsch ist, denn die Santuarios nacionales haben den Status von kleinen Nationalparks und gehören dem Staat, was aber vermutlich aus der Sicht des AG unerheblich ist). Schnitt: Peru braucht den Fortschritt, die Ressourcen gehören dem ganzen peruanischen Volk; in der Schlusssequenz werden Kampftruppen gezeigt.

In einem anderen Spot werden zu Beginn Leichen getöteter Polizisten in Nahaufnahme gezeigt, dann wieder die indigenen Demonstranten mit ihren bemalten Gesichtern, dann kommt die internationale Konspiration (sprich Venezuela und Bolivien) zur Sprache, dann das Argument, dass die aufgehetzte, schlecht informierte indigene Bewegung in Komplot mit ausländischen Mächten und verantwortungslosen Politikern (sprich "humalistas") Modernität und Fortschritt behindern, sozusagen die Misere in Amazonien zu verantworten haben. Schlusssequenz: es gibt eine entschlossene Regierung, die dieses Treiben nicht dulden wird.

Für morgen (11.6.) haben die "Frentes de Defensa" in Pucallpa, Iquitos und Puerto Maldonado zu Protesten und "paros regionales" aufgerufen, um ihre Solidarität mit den Indigenen zu bekunden. In Lima u.a. Städten haben die Gewerkschaften und andere Gremien zu Massendemonstrationen gegen die Regierung aufgerufen.

Hier hat sich AG Probleme eingefangen, die er offensichtlich unterschätzt hatte: Anfangs konnte er die indigenen Proteste als Aktionen einer kleinen radikalisierten, letzlich für ihn politisch und wirtschaftlich unbedeutenden Minderheit abtun (eben typischen "perros de hortelano"). Der Funke sprach dann aber auf die Kleinstädte über, wo sich die in "Frentes de Defensa" organisierten Gremien der "mototaxistas", "ambulantes", pequeños comerciantes", clubes de madre, etc etc mit den Indigenen solidarisierten; es bildeten sich sozusagen Bündnisse zwischen indigenen und urbanen "perros de hortelano" . Dazu kommt ein psychologischer Effekt. Die Menschen in der Selva sind in der Regel Lokal- bzw. Regionalpatrioten, denen die in Lima ausgekochte Politik suspekt ist und die sich von den "limeños" benachteiligt fühlen. Die Diffamierung der Indigenen, von denen viele in und im Umfeld von Städten wie Bagua, Jaen, Tarapoto, Yurimaguas, etc leben und dort in das soziale Milieu des urbanen Prekariats integriert sind, führt eher zur Solidarisierung und nicht etwa zur erwünschten Ausgrenzung. In Lima und anderen Grossstädten haben die Gewerkschaften und andere Gremien eine lange Liste mit offenen Forderungen an die Regierung. Die Solidarisierung mit den Indigenen gibt ihnen eine gute Gelegenheit mal wieder richtig Druck zu machen. Nicht zu vergessen der IV Cumbre Continental de Pueblos y Nacionalidades Indígenas del Abya Yala, der vor einer Woche in Puno beendet wurde, und der sich mit den Protesten in Amazonien solidarisisiert hat.

AG hat mit seiner agressiven "perro de hortelano"-Politik den Aufstand der "Verlierer" seiner Wirtschaftspolitik provoziert und die peruanische Gesellschaft polarisiert. Sein ultra-neoliberales Wirtschaftsmodell für Amazonien steht auf der Kippe, hat auf jeden Fall an Glaubwürdigkeit eingebüsst. Egal wie die politische Krise ausgeht, ein Weitermachen wie bisher scheint ausgeschlossen. Dafür gibt es zuviele "perros de hortelano" in Peru.
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Der Konflikt mit den indígenas in der Selva war in fast allen Blaettern auf den Titelseiten, eine oeffentliche Aufmerksamkeit, die schon ungewoehnlich ist. Alán García hat am Samstag in einer Rede nochmal deutlich gemacht, was er von den indígenas haelt: las tierras de la amazonía pertenecen a todos los peruanos y no a un pequeño grupo de nativos que tiene la pretensión de apropriárselas... petroleo, gas , madera ... pueden dar trabajo a mucha gente, y esos recursos no pertenecen los nativos, etc. Den Zuhoerern im Armenviertel Ate an der Carretera Central rief er in populistischer Manier zu, dass das Land in Amazonien auch ihnen gehoeren wuerde und nicht "a unos pocos nativos". Nach Zeitungsberichten war den Zuhoerern nicht wohl dabei, sodass der erwartete Applaus ausblieb.

Ein solcher Diskurs gegen indigene Landrechte ist in seiner Radikalitaet auch im lateinamerikanischen Kontext aussergewoehnlich und ich denke schon als eine dreiste Hetze gegen Minderheiten zu bezeichnen, um diese von ihrem Land zu vertreiben. Die peruanische Verfassung und diverse von Peru unterschriebene internationale Abkommen (wie die ILO Konvention 169) werden glatt ignoriert. Die vor einigen Monaten von Alan Garcia als decretos de urgencia verabschiedeten Praesidialerlasse sollen diese anvisierten Ziele umsetzen, d.h. Verkauf von indigenem Land an private Investoren, Vergabe von Konzessionen an internationale Unternehmen, ohne Ruecksicht auf indigene Rechte, etc etc.

Die Defensoría del Pueblo versucht derzeit den Dialog zwischen indigenen Organisationen und Regierung wieder herzustellen und selbst der erzkonservative "El Comercio" mahnte heute (Montag) die Regierung zu mehr Dialogfaehigkeit und zu Ruecksicht auf die Convención 169, um Peru nicht international in Probleme zu bringen. Die Regierung mobilisiert weiter Truppen in Amazonien, vor allem um die von indígenas besetzen Erdoelfoerderanlagen unter Kontrolle zu bringen. Der Ausnahmezustand ist weiterhin in Kraft.

Video

Indigena 12.06.2009 - 17:55

Demos in Peru

Infopost, 12.06.2009 - 18:05
Zehntausende Peruaner haben sich am Donnerstag (Ortszeit) bei landesweiten Demonstrationen solidarisch mit dem Kampf der Indios gegen die Ausbeutung ihres angestammten Lebensraumes erklärt. Zu den weitgehend friedlichen Protesten hatten die Gewerkschaften aufgerufen.

Nur in der Hauptstadt Lima kam es zu Zusammenstößen von Demonstranten mit der Polizei. Die Beamten setzten Tränengas gegen Demonstranten ein, die versucht hatten, zum Präsidentenpalast durchzubrechen.

Thousands march over Peru clashes

bbc 12.06.2009 - 18:37
Riot police in Peru have fired tear gas to keep protesters away from Congress as thousands marched following the worst political violence in years.

 http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/8096719.stm

Protesters in towns and cities across Peru took to the streets in support of native Amazonians who oppose government plans for their ancestral lands.

Confrontations between police and indigenous protesters last week led to the deaths of more than 50 people.

Congress in Lima voted on Wednesday to suspend two controversial land decrees.

President Alan Garcia hoped it would ease tensions and allow time for negotiations between the government and indigenous groups.

But indigenous leaders and opposition groups want the decrees overturned once and for all - and end government plans to allow foreign companies to drill for oil and gas in the Amazon.

Bloody confrontation

"The jungle's not for sale", chanted thousands of protesters as they marched on Thursday.

Some 20,000 students, labour union members and indigenous Peruvians were among the protesters.

BBC map

As the crowds marched on Congress, stones were thrown and riot police fired tear gas into the air.

The protesters accuse the government of concealing the true extent of a confrontation at the end of last week when some 400 police officers moved to clear protesters blocking a road near the northern city of Bagua.

About 24 police officers were killed, some while being held hostage by the protesters.

Indigenous leaders say more than 100 protesters are still missing.

Little trust

The two suspended land decrees are among a series of measures issued by President Garcia that ease restrictions on mining, oil drilling, logging and farming in the Amazon.

Indigenous people say the measures threaten their way of life, and would allow the government to sell their land to multinational companies.

"That is something that the Peruvian people are now objecting to and it's generating a national protest all over the country," Javier Diez Canseco, of Peru's socialist party, said.

The government denies it is overlooking the rights of indigenous people, saying it will guarantee them 12 million hectares (46,300 square miles) of rainforest.

But, after last week's violence, trust in the authorities is at an all-time low, says the BBC's Dan Collyns in Lima.

informe del periodico boliviano

cambio 12.06.2009 - 18:47
Informe especial sobre el masacre en Perú: Indígenas en Vilo

 http://www.cambio.bo/suplemento-interactivo.php?ids=9&fecha=2009-06-11

Radiobericht und Interview

LORA München 92,4 MHz 12.06.2009 - 19:00
Gespräch mit Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen über ausländische Konzerne, die sich an der Ausbeutung von Bodenschätzen im Lebensraum von Indigenen im peruanischen Tiefland eine goldene - oder eher eine blutrote - Nase verdienen

Klick auf:  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=28480

Radiobeitrag

Onda - Agéncia radiofónica Latinoamérica-Eu 12.06.2009 - 19:03

Protestkundgebung in Berlin

Heinz Eckel 13.06.2009 - 01:14
Auch in Berlin kam es am Donnerstag (12.6.09) zu einer Protestkundgebung gegen die blutigen Polizei- und Militäreinsätze der Regierung Alán García gegen die Ureinwohner im peruanischen Amazonas-Regenwald. Eine Gruppe von Demonstrant(inn)en, darunter Mitglieder verschiedener peruanischer und deutscher Organisationen, brachte vor der peruanischen Botschaft mit Transparenten, Flugblättern und in der Diskussion mit einem Botschaftsvertreter ihre Empörung und Besorgnis wegen dieser tödlichen Übergriffe zum Ausdruck. Gefordert wurde die sofortige Beendigung der Repression, die Aufhebung des Ausnahmezustands, die Rücknahme der Präsidialdekrete zu kommunalem Landbesitz und Ressourcennutzung, ein Stopp der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen sowie die Einbeziehung der Indigenen in die Entscheidungsprozesse.

Deutsche Stellen wurden aufgefordert, ihre Zusammenarbeit mit den peruanischen Behörden anhand bestimmter Kriterien zu überprüfen. So solle beispielsweise das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) die vorgesehenen Konsultationen der überwiegend indigenen Bevölkerung in der Regenwaldregion sicherstellen; das Bundesumweltministerium solle Umfang und Kontrolle der Mittel darlegen, welche dem peruanischen Umweltministerium gewährt werden, und die GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) müsse dafür sorgen, dass Projekte nicht gegen den Willen der Organisationen und Menschen vor Ort durchgeführt werden. Außerdem solle die Bundesregierung ihr Verhältnis zur Regierung Alán García grundsätzlich überdenken.

Auf internationaler Ebene werde erwartet, dass sich die sozialdemokratischen und sozialistischen Fraktionen Europas vom Verhalten der als sozialdemokratisch titulierten Partei APRA und dem Regierungschef García distanzierten. Der peruanischen Regierung müsse eindringlich vermittelt werden, dass ihr Vorgehen und ihr Verstoß gegen internationale Abkommen klar verurteilt würden. Bei allen internationalen Abkommen zum Schutz der Umwelt müssten die Rechte der lokalen Bevölkerungen mit verankert und geschützt werden.

Der Botschaftsvertreter wurde gebeten, die Besorgnis und die Forderungen der Protestierenden an die peruanische Regierung zu übermitteln.

Demonstration in Lima 11.06.09

Unterstuetzerin 13.06.2009 - 02:16
Waehrend der Demonstration zur Unterstuetzung der Bevoelkerung im Amazonasgebiet kam es zu Zusammenstoessen zwischen der Polizei und den DemonstrantInnenen. Die Polizei sperrte die Route zum Kongress und zuerst konnten die DemonstrantInnenen sich diese freikaempfen und es gab relativ geringe Gegenwehr der Polizei. Doch nach einigen Minuten wurde Traenengas eingesetzt, um die Demonstration zu zerstreuen und diese vom Kongressgebaeude fernzuhalten.

Demonstration in Lima 11.06.09

Unterstuetzerin 13.06.2009 - 14:22
Auf der Demonstration zur Unterstuetzung der Beoelkerung im Amazonasgebiet kam es zu Zusammenstoessen zwischen der Polizei und den Demonstrant_innen. Die Polizei versuchte durch eine Kette die Route zum Kongressgebaeude zu sperren und zuerst konnten die Demonstrant_innen sich diese freikaempfen und es gab relativ wenig Gegenwehr der Polizei. Nach einigen Minuten setzte die Polizei dann aber Traenengas ein, um die Demonstration zu zerstreuen und diese vom Kongressgebaeude fernzuhalten.

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*## 13.06.2009 - 20:02
auf surival inernational de ist ein artikel . vieleicht kann den jemand linken.
 http://www.survival-international.de/ mittlerweile sind es einige Arttikel.

Fuer kommende DemosKundgebungen in Berlin, vorher bekanntgeben. Damit mehr Leute kommen.
Was kann dazu von hier gemacht werden. Gibt es aehnliche Protesten hier?

Videos vom 5.6.

onda 14.06.2009 - 17:31

ergänung

des themas 15.06.2009 - 02:26

Protest gegen Massaker in Peru

FEDEFAM 15.06.2009 - 16:03
Die Angehörigen von Inhaftierten und Verschwundenen in Lateinamerika protestieren gegen das Massaker an Indigenen durch Präsident Alan García in Peru

Die lateinamerikanische Vereinigung von Angehörigen verschwundener Häftlinge (FEDEFAM) bringt ihre tiefe Bestürzung und die Verurteilung des Massakers an den Amazonas-Völker Awajun-Wanpi durch die Regierung von Alan García zum Ausdruck. Wir haben mit großer Sorge die Informationen erhalten, dass die Zahl der getöteten und verletzten Opfer steigt. Außerdem haben wir über die Verbände der Verschwundenen in Peru erfahren, dass eine Reihe von Verhafteten in die Militärbasis "El Milagro" in der Nähe von Bagua, Amazonas, gebracht wurden, was eine Form des "Verschwindens" darstellt.

In diesem Zusammenhang weisen wir auch die Verhängung von Ausgangssperren und des Ausnahmezustandes im Bereich der sozialen Konflikte zurück. Dies sind Maßnahmen, die dazu geeignet sind, die Straffreiheit für die Verletzung der Menschenrechte durch die Sicherheitskräfte zu gewährleisten. Was wir gegenwärtig im peruanischen Amazonas erleben ist eine repressive Operation in Größenordnungen, die wir seit der Zeit der internen bewaffneten Konflikte nicht gesehen haben, als sich nicht mehr feststellen ließ, wie viele Opfer, Verwundete und Vermisste es zu dieser Zeit gab.

Daher verlangen wir dringend von den Behörden, unverzüglich Schritte zu unternehmen, damit die Gewalt beendet und die Rechtsstaatlichkeit und die verfassungsrechtlichen Garantie der Menschenrechte uneingeschränkt wiederhergestellt werden.

FEDEFAM unterstützt außerdem die Forderungen unserer Awajun-Wanpis-Brüder in ihrem Kampf für die Nicht-Auslieferung ihres Land, ihrer Wälder und der biologischen Vielfalt an das raffgierige amerikanische Imperium durch die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens (NAFTA), und wir rufen national und international zur Einmischung auf, um die Verfolgung und Diskriminierung der indigenen Völker unseres Amerika ein für alle Mal zu beenden. Wir fordern, dass das aktuelle Massaker als Staatsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit untersucht wird.

Quelle: Presse FEDEFAM, 6. Juni 2009

GEWONNEN !

NO NAFTA NO SAFTA! 16.06.2009 - 12:48
Perus Regierung gibt Indios nach
zurück
Perus Regierung gibt im blutigen Streit mit den Indios über die Ausbeutung des Amazonas-Urwaldes nach. Mehr als zwei Monate nach dem Beginn der Massenproteste der Ureinwohner wollte die Regierung heute im Parlament die Aufhebung der umstrittenen Gesetze beantragen, wie Ministerpräsident Yehude Simon nach Gesprächen mit Indio-Vertretern gestern sagte.




-still danger

- 04.07.2009 - 10:24
Survival Internationals Notizen
Peru: ‘Cover-up’ storm over uncontacted tribes
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Heute um 01:00

An article in today’s Guardian newspaper alleges that a consultancy firm working for Anglo-French oil company Perenco ‘edited out’ evidence showing that uncontacted Indians are living in the area of the company’s project. The company has claimed that the tribes do not exist.

‘Certain nomadic groups are there,’ said one of the lead authors of the report. ‘But they (the firm) wanted to show that there aren’t any. Our conclusion is that there are.’

‘There is no doubt in my mind that there are uncontacted groups there,’ said another consultant. ‘But it was all edited out. I was really upset when I saw the final report.’

The Guardian also quotes a forestry engineer who has investigated the impacts of seismic tests for oil exploration in the region where Perenco is working. ‘There were a lot of irregularities in the reports. Besides playing down the damage to vegetation and wildlife they said there were no uncontacted groups. But there were footprints, signs of dwellings.’

The Guardian article is available here.

Survival has also published a video in which eyewitnesses to the recent violence in Peru’s Amazon give a dramatic account of what happened. The massive boom in oil exploration in the Amazon was one of the key concerns of the indigenous protests.

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