naziparolen in berliner S-Bahn

lesender arbeiter 07.06.2009 01:07 Themen: Antifa Antirassismus
Hier ein kurzer Augenzeugenbericht über das Treiben eines rechten Mobs am Samstag in Berlin. Vielleicht gibt es ja weitere AugenzeugInnen, die den Bericht ergänzen können.
Am Samstag, den 6,6 kurz nach 23 Uhr,

die Ringbahn ist mäßig gefüllt, das änderte sich am S-Bahnhof Treptower Park, der Bahnhof war völlig überfüllt, es scheint irgendeine Party oder ein Konzert dort in der Nähe zu Ende gewesen sein.

es waren überwiegend deutsche Jungmänner, die nicht nur rechts aussahen, sondern sich, kaum hatte sich die S-Bahn wieder in Bewegung gesetzt, auch entsprechend äußerten.

Die Einpeitscher machten eine Gruppe von ca. 10 Jungmännern zwischen 18 und 22 Jahre. Sie riefen "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus", und "Wer Deutschland nicht liebt, soll es verlassen" dazwischen sie das Deutschlandlied in allen drei Strophen und riefen sexistische sprüche,
dann ging es wieder gegen Ausländer im Allgemeinen und gegen Türken im Spezielllen, dabei wurden offen Gewaltphantasien artikuliert. Dabei handelte sich um Parolen, die offen den juristischen Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen.


Der Waggon war völlig überfüllt, diejenigen, die offen rassistische Parolen gröhlen waren eine Minderheit, es war aber deutlich, dass sie von einer größeren menge zumindest offen unterstützt wurden, die gröhlten vielleicht nicht mit, lachten aber mit und gaben den rassistischen Einpeitschern zu erkennen, dass sie unterstützt wurden. Eine kleine Gruppe von Menschen gab durch Blicke und Gesten zu erkennen, dass sie von dem ganzen Geschehen angewidert waren. Angesichts des rassistischen Mobs wagte aber niemand offen zu protestieren, auch der Autor des Beitrags nicht.

Die Rechten benahmen sich nämlich so aggressiv und lautstark, dass sie einschüchternd wirkten. Menschen, die nicht "Deutsch" aussahen, versuchten sich im Gedränge möglichst unsichtbar zu machen, um nicht in den Blickfeld und Visier des rechten Mobs zu geraten.
Der stieg nach 2 Stationen an der S-Bahnstation Frankfurter Allee aus und begab sich weiter rasstische Parolen gröhlend Richtung U-Bahn Richtung Hönow. Ob sie in die U-Bahn stiegen oder in der Nähe in eine Disco gingen, konnte ich nicht erkunden. Es waren insgeamt ca. 150- 200 Personen, davon gröhlten nicht alle rechte Parolen. Darunter waren viele Personen mit subkulturellen Attributen, vor allen Grufti- oder Heavy Metall-Fans.

Aber es zeigte beim Aussteig auch, dass nicht nur in einem Waggon viele unauffällige Rechte waren. Die waren in allen Waggons verteilt. Manche benahmen sich unauffällig und gröhlten nicht mit. Einer von ihnen, sagte ganz laut "Das ist ein Jude" und zeigte auf einen Mann mit Brille, der am Bahnhof Frankfurter Allee auf die S-Bahn wartete.

Ich konnte den unheimlichen Aufmarsch nur ca. 10 Minuten verfolgen, vom S-Bahnhof Treptower Park bis zum S-Bahnhof Frankfurter Allee und den Aussteig zur U-Bahn. Was dort weiter geschah, habe ich nicht mehr verfolgt. Aber es ist anzunehmen, dass das Treiben in der U-Bahn oder einer nahen Disko weitergegangen ist.
Es wäre auch interessant zu erkunden, welchen Event es am Samstagabend um den Treptower Park gab, der so viele Rechte und ihre Mitläufer anzog und ob es eine einmaliger Event war, oder ob damit jetzt häufiger an den Wochenenden zu rechnen ist.
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Ergänzungen

Die Auflösung des Mysteriums!

Caramba, Caracho, ein Whisky ... 07.06.2009 - 03:17
In dem großen Einkaufszentrum am Treptower Park fand am Samstagabend ein Konzert mit dem bekannten Volkssänger "Heino" und anderen rechtsoffenen Zurschaustellern höheren Semesters statt. Höchst wahrscheinlich kam das völkisch und national aufgeladene Publikum von dieser Veranstaltung.

auflösung des Rätsels teil 2

RO 07.06.2009 - 03:55
Am/Im Trep-Park war an diesem Abend ein Feuerwerk samt Jahrmarkt (Fahrgeschäfte, Fresszeug + vieeel Alkohol) auf dem Fest liefen teilweise mehr Thor-Steißbein-Träger rum, als auf einer durchschnittlichen NPD Kundgebung... auch sonst war es, trotz Regen, mit Prolls, Nazis und anderen geistigen Sparflammen sehr gut besucht...
Einige hatten sich, anlässlich des Feuerwerks, mit Pyros für Schreckschusswaffen eingedeckt und diese auch munter verschossen...
dass da neofaschisten auf einer öffentl. Versammlung mit Schreckschusswaffen rummballerten intressierte die anwesenden Bullen natürlich reichlich wenig... bei Regen die Wanne verlassen? Undenkbar!

Rechte in Friedrichshain!

Antirassist 07.06.2009 - 11:25
Am 6.6.09 wurden in Berlin Friedrichshain,nähe der Rigaer str. und am U-bahnstation Samariterstraße,eine Horde faschisten gesichtet die mit parolen geschrei um die Häuser zogen!
ich selber und ein paar Pasanten verspürten große Angst dadurch!Es gab keine gegenwehr,also hatten sie leichtes spiel!Konnte das ganze bis ca.23:50Uhr mitverfolgen,danach habe ich mich der Situation entzogen!!!

No-Go-Area Treptower Park

Jogger 07.06.2009 - 13:37
Immer wenn im Treptower Park ein "Volksfest" (Frühlingsfest, Hafenfest oder dieses Wochenende der Jahrmarkt) angesagt ist, wird die Gegend weiträumig zur No-Go-Area für alle Nicht-Bio-Deutschen und alle Nicht-Rechten. Als regelmäßiger Jogger lass ich an diesen Wochenenden die Joggingschuhe immer stehen, gestern aber lief ich so gegen 18.00 Uhr ahnungslos und unvorbereitet in die Festmassen. Innerhalb von Sekunden war der Erholungseffekt eines Jogginglaufs verflogen und einem beklemmenden Gefühl der Bedrohung gewichen.

Noch nie habe ich im Treptower Park eine so große, so dichte und so aggressive Menschenmasse erlebt, feierselige Deutsche gemeinsam mit aggressiven Alltagsrassisten, bekennende Neo-Nazis im handelsüblichen Outfit Seite an Seite mit dominanzerpichten Spätpubertierenden, subkulturelle Szenegänger in bierseliger Laune verbunden mit dem deutschen Biedermeier. Angesichts der Breite der Festmeile war ein Ausweichen praktisch unmöglich und nirgendwo auch nur ein Gesicht, das einem ein bisschen vertrauensvoll erschien. Und auch nirgendwo die Polizei, die mir, ungewöhnlich genug, in der Situation vielleicht ein bisschen das Gefühl von Sicherheit hätte zurückgeben können.

Selbstverständlich war an Joggen nicht mehr zu denken, also ging ich durch die Massen und erntete allein aufgrund meines Outfits höhnisches Gelächter, aggressive Sprüche und flätzige Bemerkungen. Vielleicht hätte ein falscher Blick oder eine falsche Bemerkung das Pulverfass zum Explodieren gebracht. Aber ich hatte Glück und nach ungefähr tausend Metern war der Spuk vorbei. Die Joggingtour ging dann weiter durch den Plänterwald. Auf dem Rückweg nahm ich mir aber am Treptower Rathaus ein Taxi, nur um nicht nochmal durch diese Massen zu müssen.

Ich will mir gar nicht vorstellen, was in dieser Masse und aus dieser Masse heraus am gestrigen Abend noch passiert ist. Der Bericht über die Abfahrt vieler Festteilnehmer via Ringbahn lässt aber Schlimmes befürchten.

Während man in Berlin im Umgang mit dem organisierten Rechtsextremismus zumeist relativ konsequent ist, wird hier und besonders in den Ostbezirken die Gefahr, die von einer feierseligen, durch und durch volksgemeinschaftlichen und völkischen Alltagskultur ausgeht, mehr oder weniger ignoriert. Für mich bedeutete das gestern nur eine Einbuße an Lebensqualität, allzu schnell und allzu häufig wird diese Alltagskultur für viele aber auch eine Bedrohung für Leib und Leben.

Vielleicht sollte deshalb die nächste Antifa-Demo mal zum Hafenfest am Treptower Park stattfinden.

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