Gegendemo zu Naziaufmarsch in Pinneberg

Andy 06.06.2009 17:12 Themen: Antifa
Am 6.6.2009 riefen Neonazis zu einer Demonstration zum "Tag der deutschen Zukunft" auf um ein Signal "gegen Überfremdung" zu setzen. Die Polizei provozierte die Gegendemonstranten u.a. durch Hubschrauberlärm und Sirenen während der Kundgebung von Linke, SPD, Grünen und der jüdischen Gemeinde Pinneberg und sperrte den Pinneberger Bahnhof.
Laut Durchsagen des Demo-Wagens waren 5000 Leute auf der Gegendemonstration.
Als die Abschlusskundgebung (des Bündnisses) begann, wollten bereits viele Demonstranten abreisen am Bahnhof Pinneberg, was durch die Polizei vereitelt wurde.
Der Bahnhof wurde abgesperrt und nur wenige Personen durchgelassen.
Eine Person die bereits auf den Bahnhof gelassen wurde stellte sich hinter die Polizisten und rief mehrmals "Deutsche Polizisten" und wollte das die Menge antwortet. Nach kurzer Zeit kamen von hinten ohne Vorwarnung zwei Bullen an und haben die Person aus dem Bahnhof rausgedrängt, was unter den Wartenden Unmut auslöste.
Auf dem Pinneberger Bahnhof landeten zwischenzeitlich Nazis die von AntifaschistInnen mit Parolen und Gesang begrüßt wurden ("Ihr habt den Krieg verloren", "Deutschland ist scheiße, ihr seid die Beweise", "Alerta Alerta Antifascista", ...).
Irgendwann gingen die Bullen rein in die Menge und haben eine Person angegriffen und auch rausgezogen. Von der einen Seite zog eine Hundertschaft auf und in der Nähe wurden auch Polizisten mit Hunden gesehen. Natürlich wurde alles auch gefilmt sowohl von den Bullen als auch von Antifas.
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Ergänzungen

Provozierend?

Nichtwähler 06.06.2009 - 18:59
Ich war dabei und habe mich durch den Hubschrauber nicht "provoziert" gefühlt. Nach Angaben der Polizei waren etwa 2.000 Gegendemonstranten da, allein bei der "Latschdemo" waren es nach meiner Schätzung 1.000 bis 1.500, fünftausend sind also wohl viel zu hoch gegriffen, aber das scheint zum Spiel dazu zu gehören.

Als wir um 14.30 den Bahnhof betreten wollten, um nach Hause zu fahren, wurde das durch die Polizei mit Absperrgittern und Personal davor verhindert. Ab und zu gelangte aber doch jemand auf den Bahnhof - alles "Ältere", denen man wohl keine Randale zutraute, oder dass die auf die Westseite der Bahn gelangen wollten. Irgendwann gelangte dann auch ich auf den Bahnsteig, während die jungen Leute weiterhin warten mussten, und das waren keine Schwarzgewandeten. Auch bei unserer Ankunft auf dem Bahnhof wurden mitgereiste Jugendliche von der Polizei angesprochen, weiß nicht, weswegen.

Die Staatsmacht hat also ein sehr kritisches Auge auf die Jüngeren geworfen, was schon diskrimierende Züge hat. Ich kann mich aber nicht über schlechte Behandlung beschweren.

Noch ein paar Quellen...

Nichtwähler 06.06.2009 - 21:24
Bilder vom Umzug des braunen Drecks (den wir Latschdemobesucher ja gar nicht zu Gesicht bekommen haben):

 http://www.youtube.com/watch?v=UQY36xH7rwU

Drei am Straßenrand stehende Menschen nehmen Flyer des Nazis entgegen.


Abschlussbericht der Polizei:

 http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/19027/1418430/polizeidirektion_bad_segeberg



Zum Tag

klaus 06.06.2009 - 23:42
Der Artikel gibt das Geschehen des heutigen Tages nur sehr unzureichend wieder. Hoffentlich kommen noch detalliertere Berichte, (vllt. von der Antifa Pinneberg?!). Hier nur eine kurze Schilderung verschiedener Abläufe: Die Taktik der Polizei war z.T. zerfahren und nicht gut abgestimmt, so generierte die Polizei an völlig unrelevanten Orten immer wieder Stress Situationen für sich selbst und die betroffenen AntifaschistInnen. Ein Grund dafür war aber sicherlich auch der für Norddeutsche Verhältnisse bemerkenswert hohe Aggressionspegel einiger Hundertschaften, wobei sich vor allem die Mecklenburg-Vorpommernschen und einige Schleswig-Holsteinische besonders hervor taten. Der für Bereitschaftspolizisten eigentlich zur Standardarbeit gehörende, und daher an sich nicht äußerst aufregende Vorgang des Platzverweises bzw. Räumung einer mäßig besetzten Straße durch Kettenbildung veranlasste einige PolizistInnen zu völlig überflüssigem Rumgeschreie und hysterisch-aggressivem Hyperaktivismus; so wurde in einem Fall ein Mensch für die einfache Frage nach dem Grund des Platzverweises gewürgt, ein herbeieilender Beobachter mit Schlägen traktiert. Eine sich aufgrund einer der üblichen polizeilichen Treibjagden im Sprint befindende Gruppe wurde per Stoß mit dem Schlagstock im vollen Lauf zu Fall gebracht, ohne dass sie danach für die Polizei weiterhin ein Interesse darstellten. Boxen, "in Schwitzkasten nehmen", kurzzeitiges festsetzen, davonjagen- damit war die Polizei an Stellen, die gut 5 oder mehr Kilometer von der Route der Nazis entfernt waren, sehr schnell dabei. Derartige "kleine" Zwischenfälle waren sicherlich die Regel hinsichtlich der Szenerie um den Versuch der AntifaschistInnen, auf die andere Seite der Bahngleise zu kommen. Ausdruck der unverkennbaren Aufregung vieler PolizistInnen waren auch die immer wieder zu hörenden Bezeichnungen, die aus dem Lager der Polizei den AktivistInnen entgegengehalten wurden- "Ihr seid widerlich" "Ich krieg das kotzen, wenn ich dich sehe" "Abartig" "Abschaum" etc. hörte Mensch auch ohne akut vorliegende Konfrontation.

Doch trotz des massiven Polizeiaufgebots, dessen Eingriffsschwelle teilweise (nicht in allen Situationen) sehr sehr niedrig war, gelang es dann doch einigen Antifas, bis direkt an die Route der Nazis zu kommen. Die Bedingungen dafür waren sicherlich nicht unbedingt leicht, doch mit etwas Köpfchen (nicht im riesigen Mob rumlaufen, sich mal eben etwas "ziviles" überziehen, Polizeiketten mit Bus bzw. Taxi umgehen usw.) war ein Vordringen zu den Nazis alles andere als unmöglich. Die vllt. 70-80 Antifas, denen dieses "Kunststück" gelang, versuchten sich zaghaft mit kleineren Blockade Aktionen, die für die Polizei allerdings nicht den Ansatz eines Problems darstellten. Die Übermacht der Polizei notgedrungen anerkennend, wurde sich auf visuellen und akustischen Protest direkt an der Nazi Demo beschränkt. Die Polizei reagierte darauf sehr unterschiedlich: während einige unter Dauerstrom stehende BFE Einheiten vereinzelten Antifa Gruppen durch das Labyrinth der Seitenstraßen hinterher jagden und absolut planlos anfingen, kleine Gassen und Sandwege abzusperren, ließen die Polizisten, die das Spalier um die Nazidemo bildeten, die GegendemonstrantInnen bis auf unmittelbare Tuchfühlung mit dem faschistischen Dreck herankommen. Nicht unbedingt dem feineren Geschmack entsprechende Zurufe zwischen "uns" und dem Gewusel aus kleinen AN-Kindern und etwas größeren Frankenstein-Teutonen und den alten Kader-Säcken waren die Folge. Nichts besonderes also. Etwas "ernüchternd", in einer spießbürgerlichen Kleinstadt wie Pinneberg aber wohl vorraussehbar, waren die Reaktionen der Anwohner. Für viele schien die Demo, die sich immer wieder klar auf den Nationalsozialismus bezog, eher ein Happening zu sein, dass man sich mal so anschaut. Gestört wurde sich da meißt nicht an den widerlichen Reden und Parolen des Nazi-Demo Gurus Wullf, sondern eher an den Parolen der Antifas. Gerufe gegen einen deutschen Nationalismus wurde oft harsch kritisiert, gerne mit der Anmerkung, mensch könne ja getrost auswandern. Zeitgleich propagierte Wullf die sofortige Abschiebung "krimineller Ausländer".

Alles in allem war der Tag eher nervig, anstrengend, und in Anbetracht dessen, dass die Nazis ihre Strecke haben abwandern können, nicht gerade erfolgreich. Allerdings lässt sich von Seiten der Nazis nun auch nicht sagen, dass sie mit dem gemischten Haufen von knapp 200 Leuten nun groß in Richtung "deutsche Zukunft" starten könnten. Das Kräfteverhältnis in Pinneberg war also gut und gerne 10:1 für die Antifa, die Mobilisierung im Vorfeld war also gut und erfolgreich. Immerhin das lässt sich festhalten.

Itzehoe

Nemo 07.06.2009 - 17:15
Gegen 16 Uhr machte sich eine Gruppe von etwa 30 Neonazis auf den Weg von Pinneberg nach Itzehoe. Dort führte der NPD-Landesverband Schleswig Holstein im Rahmen des Bundestagswahlkampfes einen genehmigten Informationsstand als Auftaktveranstaltung mit abschließender Kundgebung vor dem Bahnhof Itzehoe durch, an welcher die 30 Neonazis teilnahmen. Die Kundgebung wurde nach Angaben der Polizei gegen 17.30 Uhr ohne besondere Vorkommnisse beendet. Die 40 Antifaaktivistinnen und Aktivisten, welche versucht hatten die Kundgebung zu stören und einen Platzverweis bekamen, werden im Polizeibericht nicht erwähnt. Ebensowenig wird erwähnt, dass der NPD Infostand durch Mitglieder der AG Kiel geschützt worden ist.

Weitere Quelle

Nichtwähler 07.06.2009 - 17:20
Artikel im Pinneberger Tageblatt mit 98(!) Fotos, allerdings kleine:

 http://www.pinneberger-tageblatt.de/home/top-thema/article//nazidemo-in-pinneberg.html

Ein Foto (immerhin, Klaus!) zeigt einen Übergriff der Polizei auf einen Demonstranten.

Hbf

Thomas 07.06.2009 - 18:11
Nachdem der Bahnhof für den Mob freigegeben wurde und die S3 in Richtung Stade für, gab es einen Polzeieinsatz am Hauptbahnhof. Das hatte zur Folge das die Bahn nur bis zur Reeperbahn fuhr. Die Antifas stiegen dort teilw. aus und liefen oder fuhren mit dem Bus zum Hbf. Dort angekommen konnte man sehen wie eine Gruppe von schwarzgekleideten rechte (geschätze 20 oder mehr) von Polizisten beschützt in einen Metronom gebracht wurden. Die Antifas wurden von der nicht zu ihnen durchgelassen und blieben so auf große Entfernung. Jedoch hallten der Bahnhof "Nazis raus!" rufe und ähniches.

Noch mehr Fotos

Tut-Nix-Zur-Sache 08.06.2009 - 18:00

Video

Tut-Nix-Zur-Sache 08.06.2009 - 18:28
RTL medlet sich auch zu Wort... ^^

 http://www.rtlregional.de/player.php?id=6691

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