Sexistische Übergriffe durch das USK

asab_m 05.06.2009 16:11 Themen: Antifa Gender Repression SiKo München
Folgender Erfahrungsbericht, der sexualisierte Gewalt durch Beamte des USK (Unterstützungskommando, Festnahme- und Prügelkommando der Bayrischen Polizei) schildert, wurde uns zugesand mit der Bitte um Veröffentlichung.
Im vergangenen Oktober, während der Proteste gegen den „1000-Kreuze-Marsch“ fundamentalistischer Abtreibungsgegner_innen und Faschist_innen wurde ich von einem USKler verbal angegriffen. Während ich die Straße entlang ging, versuchte er mir zuerst mehrmals in die Ferse zu treten, ich lief genau vor ihm. Als ich mich schließlich zu ihm umdrehte überraschte er mich mit der Frage, ob wir nicht zusammen auf die „Wies’n“ gehen wollten.
Ich konnte die Frage anfangs noch nicht ganz zuordnen, sah ihn ein paar Sekunden verwirrt und ohne etwas zu sagen an, da legte er auch gleich die Erklärung zu seiner Frage nach: Ich könnte ihm da doch „einen Blasen“, ich (beziehungsweise mein Mund) sehe so aus als könnte ich das ziemlich gut. Dazu diese Freude im Gesicht, mal wieder einen richtig guten Treffer gelandet zu haben gegen eine „kleine linke Fotze“.
Aus zwei Metern Höhe schlug mir mit voller Kraft die chauvinistische Begeisterung absoluter Überlegenheit entgegen.
Wieder brauchte ich einige Sekunden um zu reagieren. Danach kam blitzschnell ein Gedanke: „Dieses Arschloch kommt mir so nicht davon“. Das war der einzige Gedanke, erstmal, und wider besseren Wissens um mögliche Konsequenzen, benutzte ich meinen Mund um eine große, große Ladung meines Speichels in seinem grinsenden Gesicht zu plazieren. Dann drehte ich mich um und rannte weg.

Vor einigen Wochen, am 23. Mai, fand in München eine antifaschistische Demonstration anläßlich eines Naziaufmarsches statt. Im Anschluss an die Demonstration griff die Polizei immer wieder Demonstrat_innen an, die versuchten, die Route der Nazis zu blockieren.
Dabei kam es zu folgendem Zwischenfall: Ein USKler packte eine Genossin an der Brust, um sie von der Blockade abzuhalten, zerrte brutal an ihr, und dachte auch nach geraumer Zeit nicht daran, seinen Griff zu lockern. Dieser Übergriff erniedrigte und verursachte körperliche Schmerzen. Im Nachhinein erinnern Blutergüsse an der Brust an das, was geschah.
Nachdem der Polizist die Frau endlich los lässt, reagiert sie folgendermaßen: Sie versucht unter allen Umständen die Identität des Täters herausbekommen, und auch als ein anderer Polizist ihr durch drastische Drohgebärden signalisiert, sie solle sich zurückziehen, nimmt sie weiter vehement dieses Recht für sich in Anspruch, das ihr von seiten der Polzei nicht zugestanden wird. Schließlich hält sie eine Mitdemonstrantin zurück, um sie vor weiteren sich abzeichnenden Übergriffen zu schützen und einer Festnahme zu entziehen.

Die Proteste gegen den „Lebensschützer“-Marsch vergangenen Oktober zeichneten sich durch ihr queeres Erscheinungsbild und die starke Präsenz von selbtbewusst auftretenden und lauten Frauen aus.
Die Demonstration am 23. Mai wurde auf eine Kampagne aus dem antisexistischen Spektrum hin von drei Reihen eingeleitet, die ausschließlich aus Frauen bestanden. Während der Demo wurden antisexistische und feministische Parolen skandiert.
Auch bei den an die Demo anschließenden Blockadeversuchen waren wieder Frauen sehr aktiv und präsent.
Auf beiden Veranstaltungen gingen Polizisten sexualisiert gewalttätig gegen Demostrantinnen vor. Ich weiß nicht, ob es bei diesen beiden Vorfällen geblieben ist, ich glaube zwar nicht, allerdings spielt das keine Rolle. Schon diese beiden waren zwei ekelerregende Erlebnisse zuviel.

Im Nachhinein frage ich mich, was dieses chauvinistische Verhalten auslöste.
Warum im Rahmen von linken Demonstrationen, denen nicht das gängige autonome Erscheinungsbild zu eigen ist, Gewalt nicht wie immer durch Knüppeln, Schlagen, Treten, Pfeffersprayeinsätze und willkürliche Festnahmen ausgedrückt, sondern durch diese sexualisierte Komponente erweitert wird.
Provoziert die bloße Anwesenheit von nicht als „geschlechtsneutrale Autonome“ auftretenden Frauen diese Männer in Uniform so massiv? Nehmen wir durch selbstbewussteres Auftreten soviel öffentlichen Raum ein, dass uns dieser aggressiv-chauvinistisch und in jedem Fall wieder genommen werden muss? Müssen wir mittels sexualisierter Gewalt und Erniedrigung wieder in unsere Schranken gewiesen werden?

Das sexualisierte Gewalt ein altbewährtes Mittel zur Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen ist, wissen wir alle.
Von der Polizei wird sie zur Durchsetzung ihrer Machtposition als Mittel eingesetzt. Ob strategisch geplant, gebilligt, oder als Reflex eines einzelnen Uniformierten spielt dabei keine Rolle.
Die Polizei hatte ihr Gewaltpotential nicht unter Kontrolle, die Anwendung sexualisierter Gewalt wurden in den beiden oben genannten Fällen nicht sanktioniert.
Wir sollten wissen, dass wir auf Demonstrationen, die nicht in das heterosexistische Denkschema eines durchschnittlichen Exekutivorgans passen, zu Zielen sexualisierter Übergriffe werden könnten.
Mir ist aufgefallen, dass sowohl meine Genossin als auch ich nicht wirklich in der Lage gewesen sind, rational im Sinne unserer eigenen Sicherheit agieren. Unser beider Verhalten hätte zu einer Strafanzeige wegen Körperverletzung führen können.
Die Überlegung, wie wir uns auf Demonstrationen vor sexualisierten Übergriffen und ihren Folgen (gegenseitig) schützen können, halte ich für sehr wichtig.
Gerade in anbetracht der Häufigkeit sexualisierter Übergriffe gegen Frauen, und der dadurch stets gegebenen Möglichkeit einer Retraumatisierung .

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