Aktivitäten gegen Nazi-Gewalt in Kiel

Solidarität mit den Betroffenen! 04.06.2009 18:43 Themen: Antifa
- Tausende Flugblätter zur Demo am Freitag verteilt
- Versuchter Nazi-Angriff auf Flugblatt-Verteiler_innen
- Weitere erfreuliche Presse-Berichte
Mobilisierung für die Demo am Freitag

Wie sich mittlerweile herumgesprochen haben dürfte, findet morgen eine Demonstration unter dem Motto „Schluss mit der Nazi-Gewalt!“ in Kiel statt. Dies ist nun auch in der Nachbarschaft einiger Projekte bekannt, die in der letzten Zeit von den Nazis angegriffen wurden. Denn in den letzten Tagen verteilten und steckten Aktivist_innen tausende Flugblätter mit folgendem Inhalt:



Es geht uns alle an:

In der Nacht vom Freitag 29.5. auf Samstag, 30.5. wurden sowohl in dem Wohnprojekt
„Dampfziegelei“ in der Wik als auch in dem Wohnprojekt/Kommunikationszentrum Hansastr.48 zum wiederholten Male Scheiben eingeworfen.
Im Umfeld dieser Projekte kommt es zu Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen durch
teilweise bewaffnete Neonazis.
Seit 1 ½ Jahren häufen sich derartige Angriffe, mit denen sich die faschistische „Aktionsgruppe Kiel“ teilweise im Internet brüstet. Stadtteilübergreifend betrifft es unter anderen auch die Alte Meierei, den Buchladen Zapata, das Café Exlex und andere Orte, die nicht in das beschränkte Weltbild der Nazis passen.
Noch beängstigender sind die brutalen Überfälle auf Privatpersonen in ihren eigenen Wohnungen oder - wie unlängst auf einen Tänzer der Kieler Oper - auf offener Straße!
Zu glauben, es handele sich dabei um Auseinandersetzungen zwischen „linken- und rechten
Chaoten“, ist falsch und verharmlost eine schleichende Entwicklung rassistisch-faschistischer
Aktivitäten in dieser Stadt. Diese Gewalt durch die Nazis und ihre zunehmende und dauerhafte Präsenz u.a. durch Flugblattverteilungen in der Kieler Innenstadt geht uns alle
an. Diese Leute bedrängen Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihrer Herkunft, ihrer Denk- oder Lebensweise. Sie haben allen alternativen, bunten und pluralistischen Menschen in
dieser Stadt den Krieg erklärt. Nazi-Gewalt geht uns alle an!

Deshalb rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger Kiels auf, aktiv in ihrem Umfeld, am Arbeitsplatz, in der Schule und in der Freizeit gegen rassistische und ausgrenzende Äußerungen und Handlungen Stellung zu beziehen, und betroffenen Menschen beizustehen.
Für eine Welt voller vielfältiger Lebensweisen, für ein buntes und friedliches Kiel!

Unterstützen Sie unser Forderung und demonstrieren Sie mit!

Demonstration
Freitag, 5 Juni, 17.00 Uhr,
Treffpunkt Hansastraße 48
Schluss mit der Nazi-Gewalt

Für die Betroffenen: V.i.S.d.P.: A. Langnes, Hansastraße 48



Die Nazis

Kieler Nazis zeigten prompt, was sie von der Kampagne halten: Sieben Nazis versuchten zwei Flugblatt-Verteiler_innen vor Famila in der Wik anzugreifen. Entgegen ihrer bisherigen Gewohnheit war die Polizei jedoch rasch zur Stelle, stellte und durchsuchte die Nazis. Im Bereich Schleusenstrasse treten Nazis weiterhin verstärkt auf. So wurden mittlerweile zum dritten Mal DVU-Plakate von Nazis der „AG Kiel“ in der Wik aufgehängt, und die Flut der hässlichen Aufkleber reißt nicht ab.


Die Presse

Die Presse scheint weiter interessiert an dem Thema zu sein. Sogar in den „Kieler Nachrichten“ (KN) erschien gestern ein längerer Artikel über das Wohnprojekt „Dampfziegelei“ in der Wik, das momentan auch Zielscheibe der Nazis ist. Ob die „Rechte-gegen-linke-Chaoten“-Logik der KN hiermit überwunden wurde, ist natürlich mehr als fraglich. Es ist aber schon ein riesiger Fortschritt, dass der Termin für die Demo am Freitag in dieser konservativen Regionalzeitung abgedruckt ist.
Auch die Taz hat heute wieder einen längeren Artikel drin. Vor dem Hintergrund der Medienberichte und auf Grund der positiven und betroffenen Reaktionen der angesprochenen Leute beim Flugblatt-Verteilen ist auf eine rege Beteiligung, nicht nur aus dem Kreis der „üblichen Verdächtigen“, bei der Demo zu hoffen.
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Ergänzungen

Taz-Artikel von heute

leserin 04.06.2009 - 18:52
04.06.2009
der rechte rand

Steine markieren das Revier

Eine Scheibe ist kaputt, ein Küchentisch beschädigt. "Der materielle Schaden ist nicht so groß", sagt eine Bewohnerin des Wohnprojekts "Dampfziegelei". In der Nacht zum Samstag verübten mutmaßlich erneut Neonazis einen Anschlag auf das alternative Wohnprojekt im Stadtteil Kiel-Wik. "Der Schreck und die Sorgen sind größer", sagt sie. Schließlich leben in der betroffenen Wohnung auch zwei Kinder. Erst eine Woche vorher hatten Nazis Gäste eines Festes in der Dampfziegelei bedroht (taz berichtete).
In der Nacht zum 30. Mai nun wurden zeitgleich Scheiben in dem Wohnprojekt und Kommunikationszentrum Hansastraße 48 eingeworfen. Auch hier zum wiederholten Male. Im April 2008 waren die Scheiben des dortigen Kindergartens zu Bruch gegangen. Tags darauf schaute Daniel Z. von der rechten Kameradschaft "Aktionsgruppe Kiel" vorbei, um den Schaden zu fotografieren. Nun vermuten die Geschädigten, dass Z. "aus Rache" wieder mit dabei war, als die Scheiben eingeschmissen wurden. Denn einen Tag vor den neuerlichen Steinwürfen hatte die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet.
Die Wik, so denken die Betroffenen aus der "Dampfziegelei", versuchen die Rechten derweil als ihr "Revier" zu markieren. Rund um den Elendsredder wohnen Rechte schon länger, feiern Partys, bedrohen nicht-rechte Jugendliche. Bei der Schleusenstraße bestehen seit kürzerem rechte Wohngemeinschaften. "Nachbarn berichten uns, dass die sich wie Gangs im Viertel verhalten", heißt es aus der "Ziegelei". Für die DVU haben die militanten Rechten in der Wik die Europawahl-Plakate aufgehängt.

Für Freitag ist eine Demonstration unter dem Motto "Schluss mit der Nazi-Gewalt" angemeldet. Ab 17.00 Uhr soll es von der Hansastraße in die Wik gehen.

Hinweis:
ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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