Ein Denkmal für Mittenwald - Pfingsten 2009

Keine Ruhe 02.06.2009 00:04 Themen: Antifa Militarismus
Am Samstag, 30. Mai 2009, versammelten sich auf dem Bahnhofsvorplatz in Mittenwald an die 200 Menschen, nunmehr zum achten Mal, um gegen die mörderische Tradition der Gebirgsjäger zu demonstrieren.
Am Samstag, 30. Mai 2009, versammelten sich auf dem Bahnhofsvorplatz in Mittenwald an die 200 Menschen, nunmehr zum achten Mal, um gegen die mörderische Tradition der Gebirgsjäger zu demonstrieren.
Zum gesamten Programm aufgerufen hatte der AK Angreifbare Traditionspflege, zur Zeitzeugenveranstaltung, mit der das Programm begann, auch die ver.di Jugend Bayern.

Die Zeitzeugenveranstaltung musste erneut in einem Zelt abgehalten werden, obwohl die Veranstalter einen würdigeren Rahmen bieten wollten und den Postkeller angemietet hatten. Dieser war der ver.di Jugend Bayern zunächst zugesagt worden, jedoch zog der Vermieter die Zusage zurück, als bekannt wurde, dass Opfer des Nationalsozialismus sprechen sollten. Besonders pikant ist diese Absage, da im Postkeller traditionell die Feier der Gebirgsjäger am Vorabend der Brendtenfeier stattfindet. Bei den Protesten 2002 stießen im Postkeller erstmals Gegner der Traditionspflege und rabiate und brutale Wehrmachts-Veteranen aufeinander.

Auf der Zeitzeugenveranstaltung sprach als erster Maurice Cling, der als französischer Jude nach Auschwitz deportiert wurde und von dort auf den Todesmarsch ging. Dieser führte ihn über Dachau bis nach Mittenwald, wo er von den Alliierten befreit wurde. Maurice Cling sprach vor allem über die Nivellierung von Tätern und Opfern auch im aktuellen französischen Opferdiskurs. Diese Nivellierung finde nicht nur in Deutschland, sondern seines Erachtens europaweit statt und ließe sich auch in Textpassagen der europäischen Verfassung nachweisen.
Als zweiter sprach Max Tzwangue, der als Widerstandskämpfer in der FTP-MOI kämpfte. Die FTP-MOI war eine mehrheitlich aus MigrantInnen, zum Großteil jüdischer Herkunft, bestehende Untergruppe der französischen Résistance. Max Tzwangue betonte, wie existenziell ihre Entscheidung war, bewaffnet gegen die deutschen Faschisten zu kämpfen. Auf eine Anerkennung ihres Widerstandes mussten die ehemaligen FTP-MOI KämpferInnen in Frankreich lange warten. Erst vor zwei Jahren, so Tzwangue, habe er die höchste französische Auszeichnung für seine Teilnahme am Widerstandskampf erhalten.
Als dritte sprachen Marcella und Enzo de Negri, Kinder eines italienischen Hauptmanns, der als Kriegsgefangener auf der griechischen Insel Kephallonia von Gebirgsjägern ermordet worden war. Ihr Thema war die Straflosigkeit der deutschen Täter und ihre Bemühungen, die Täter sowohl in Italien als auch in Deutschland vor Gericht zu bringen. www.keine-ruhe.org
Die de Negris nahmen bereits mehrfach an den Protesten in Mittenwald teil, Maurice Cling und Max Tzwangue waren das zweite Mal vor Ort. Trotz mehrmaliger Anfrage hat es die Gemeinde Mittenwald bislang nie für nötig befunden, die Zeitzeugen offiziell zu empfangen oder zu begrüßen. Anfragen blieben immer unbeantwortet. Diese beispiellose Ignoranz ist charakteristisch für die eklatante Verdrängungspolitik, im Rahmen derer in Mittenwald die Täter gefeiert und die Opfer verschwiegen werden.

Auf der anschließenden Kundgebung wurde der aktuelle Stand der Entschädigungsklagen griechischer und italienischer Opfer von NS-Kriegsverbrechen gegen die Bundesrepublik Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag dargestellt. Weiter gab es einen Redebeitrag, der den Zusammenhang zwischen Militär und Patriarchat aufzeigte. Die nächste Rede beschäftigte sich mit der siebenjährigen Kampagne gegen die Gebirgsjägerfeiern in Mittenwald. Als letztes wurde des kürzlich verstorbenen Publizisten Hermann Frank Meyer gedacht. Meyers Vater war Oberleutnant einer Gebirgsjäger-Einheit und von griechischen Partisanen erschossen worden. Auf einer Reise Meyers nach Griechenland bekam dieser Kontakt zu Überlebenden der Massaker von Wehrmachts-Einheiten. Seit dieser Zeit widmete er einen Großteil seiner Zeit Recherchen zu der mörderischen Politik der Gebirgsjäger während des Zweiten Weltkrieges mit Schwerpunkt auf deren Gräueltaten in Griechenland.

Während der Kundgebung trafen Esther Bejarano und ihre Tochter Edna sowie die Band Microphone Mafia ein. Esther Bejarano ist Auschwitz-Überlebende und Mitglied des Auschwitz-Komitees.
Im letzten Beitrag wurde der aktuelle Prozess gegen Josef Scheungraber in München thematisiert. Scheungraber war Offizier einer Gebirgsjäger-Einheit und verantwortlich für die Ermordung von 14 ZivilistInnen am 27. Juni 1944 im norditalienischen Dorf Falzano di Cortona. An dieses Massaker erinnert in Falzano di Cortona ein Denkmal, auf dem die Namen der Opfer geschrieben stehen.
Bei den Worten des Redners: "Und in Mittenwald gibt es nun auch ein Denkmal" wurde ein weißer Pavillon, der im Hintergrund stand, weggetragen und ein mit einem schwarzen Tuch verhüllter Gegenstand sichtbar.
Während Enzo di Negri die Namen der Opfer von Falzano verlas, traten die anderen drei Zeitzeugen vor. Maurice Cling enthüllte gemeinsam mit Max Tzwangue das Denkmal. Maurice sagte dabei, sie würden das Denkmal stellvertretend für die enthüllen, die auf dem Todesmarsch ermordet wurden. Erst mit diesem würdigen Gedenken sei für ihn der Todesmarsch beendet.
Das Denkmal besteht aus einer Glasvitrine auf einer massiven Stahlstele. In der Vitrine befinden sich Steine und Überbleibsel aus den Resten der von den Gebirgsjägern zerstörten Häuser aus Falzano di Cortona. Diese Steine wurden dem AK Angreifbare Traditionspflege von der Gemeinde Cortona für das Denkmal zur Verfügung gestellt.
Nach einer Gedenkminute wurden die Inschriften verlesen

"In Trauer um die Opfer der Kriegsverbrechen, die im 2. Weltkrieg von Gebirgsjägern der deutschen Wehrmacht in ganz Europa begangen wurden.
In Gedenken der unter Beteilung der Gebirgstruppe deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden.
In Erinnerung an den Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Dachau, der am 1. Mai 1945 in Mittenwald endete.
Nie wieder Faschismus
Dem Markt Mittenwald gestiftet am 30. Mai 2009 vom AK Angreifbare Traditionspflege.
Die Steine stammen aus den Ruinen des italienischen Dorfes Falzano di Cortona.
Deutsche Gebirgsjäger haben am 27. Juni 1944 das Dorf in der Toskana zerstört und 14 Dorfbewohner ermordet.
Nie wieder Krieg"

Dieses Denkmal ist ein Geschenk des AK "Angreifbare Traditionspflege" für die Gemeinde Mittenwald. Diese war im Vorfeld zur Enthüllung eingeladen worden. Wie die Jahre zuvor gab es auf diese Einladung keine Antwort. Auf der Veranstaltung stellte sich niemand als Vertreter der Gemeinde vor.
Der AK forderte nun in einem weiteren Schreiben die Gemeinde auf, den Gedenkort würdig zu erhalten.
Nach dieser sehr bewegenden Enthüllung zogen die Demonstranten lautstark durch die Gemeinde Mittenwald, um die Bürgerinnen und Bürger und die Touristinnen und Touristen an die Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger zu erinnern und der Opfer zu gedenken. An der Spitze der Demonstration gingen die vier ZeitzeugInnen.

Die Demonstration kam an einem "Turm der verdrängten Schuld" vorbei. Zu diesem Turm folgt ein eigener Bericht.

Den würdigen Abschluss des Tages bildete das Konzert von Esther Bejarano und ihrer Gruppe Coincidence gemeinsam mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia. Sie präsentierten dort auch Lieder von ihrer neuen CD "Per la vita". www.microphone-mafia.com

Der ganze Tag war für alle Beteiligten ergreifend. Mit diesem Denkmal, das der Opfer angemessen und dauerhaft in Mittenwald erinnert, kann mit gutem Gefühl die Kampagne beendet werden.
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Ergänzungen

presse

(muss ausgefüllt werden) 02.06.2009 - 09:23
Pressespiegel auf keine-ruhe

Turm der verleugneten Schuld

Keine Ruhe 02.06.2009 - 10:13

Nicht zu vergessen ist auch der "Turm der verleugneten Schuld", der zeitgleich in der Mittenwalder Innenstadt "Am Obermarkt" gebaut wurde. Dort zog die Demonstration vorbei und es gab sehr gute Redebeiträge. Der Arbeitskreis angreifbare Traditionspflege hat der Gemeinde Mittenwald in ihrem Zentrum außerdem dieses 4,26 Meter hohe Bauwerk aus Karton geschenkt.



Mittenwald ist nämlich ein Ort in dem bislang quer durch fast die gesamte Geschichte Militarismus erfolgreich gelebt wurde. Das geht nur, wenn man aktiv verleugnet. Dagegen läuft der Turm spitz in den Horizont, er markiert ein scharfes Gegenzeichen. An allen Seiten dieses Turms befinden sich die Namen einer Vielzahl von Gebirgsjägereinheiten zerstörten Orten aus ganz Europa, sowie die Zahl der Opfer ihrer bislang bekannt gewordenen Massaker.



Das Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz ist nur zusammen mit dem Turm der verleugneten Schuld denkbar (gewesen). Der Turm war jedoch am nächsten Morgen bereits verschwunden. Das Denkmal am Bahnhofsvorplatz steht und die Gemeinde wird es nicht wagen, es zu entfernen.


Plan zum Turm der verleugneten Schuld

AK 02.06.2009 - 10:36

Plan zum Denkmal-Turm

Frankfurter Rundschau

Observer 02.06.2009 - 17:01
Angriff auf konservative Gebirgsjäger

Für die 80-jährige Pensionswirtin gibt es keinen Zweifel, wer dahinter steckt. Jeder Demonstrant, verkündet die Frau, bekomme 50 Euro Handgeld. Und zwar von Jan Philipp Reemtsma, dem Chef des Hamburger Instituts für Sozialforschung und Organisator der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht. "Das ist ein Jude!", geifert die Mittenwalderin.(...)

Weiterlesen:  http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1780835_Kriegsverbrechen-Angriff-auf-konservative-Gebirgsjaeger.html

"Ein Denkmal für Mittenwald"

Radio Z 02.06.2009 - 19:32
„Ein Denkmal für Mittenwald“ – mit diesem Ziel hatte die Initiative Angreifbare Traditionspflege am Pfingstsamstag zum Protest gegen die Traditionspflege der Gebirgsjäger und die NS-Kriegsverbrechen mobilisiert. Die Gegenaktionen zum Helden-Gedenken auf dem Hohen Brendten machten Mittenwald einen so bezeichneten Stein des Anstosses zum Geschenk. Die Gemeinde Mittenwald will sich bisher allerdings nicht zum Denkmal äußern. Eine Reportage zu den Protesten in Mittenwald am letzten Samstag.

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=28293

Bilder

Igor 02.06.2009 - 19:36
Danke an den AK, der einen wichtigen Beitrag geleistet hat und eine interessante Veranstaltung auf die Beine gestellt hat.
Ein ausführlicher Bericht folgt, Bilder gibt es unter:  http://kulturhaus-pirna.de/akubiz/modules/myalbum/photo.php?lid=1194&cid=133

Der Turm - ein Werkstattbericht

Pappkarton-Frischhaltefolie-BaubrigadistInnen 03.06.2009 - 15:48
Turm der verleugneten Schuld – ein Werkstattbericht
Im Zentrum der diesjährigen Kampagne gegen die Traditionspflege der Gebirgsjäger in Mittenwald stand seitens autonomer und antifaschistischer AktivistInnen die praktische Umsetzung der Idee: „Ein Denkmal für Mittenwald“
Dafür wurde aus den Reihen des AK angreifbare Traditionspflege ein Denkmalsbeauftragter ernannt, der zusammen mit ein paar anderen AktivistInnen die weitere Planung in die Hand nahm. Die Grundfrage lautete: Wie lässt sich ein markantes Gegendenkmal in einem Raum placieren, der durch die Todeskultur des Militarismus geprägt ist?
In ihren weiteren Planungen knüpften die DenkmalsaktivistInnen an die gelungene Kartonaktion während der Proteste gegen das Gebirgsjägertreffen Pfingsten 2005 an. Dort waren im Gemeindenzentrum schon einmal etwa 60 Pappkartons in Form einer Mauer errichtet worden. Auf den einzelnen Kartons waren Tatorte von Gebirgsjägermassakern notiert sowie die dazu gehörigen Militäreinheiten und die Zahl der von ihnen Liquidierten angegeben.
Siehe Foto:  http://media.de.indymedia.org/images/2005/05/116902.jpg
Siehe Foto:  http://media.de.indymedia.org/images/2005/05/116903.jpg
Die Aufgabe bestand nun darin, diese historisch bereits einmal erfolgreich realisierte Aktions- und Denkmalsidee auszuarbeiten und sowohl von Form und Inhalt her weiter zuzuspitzen. Neue Grundidee hier: Anstelle einer wackelig- flüchtigen Mauer die Errichtung eines stabilen hohen Turmes im Stadtzentrum Mittenwalds. Wesentliches Konstruktionsproblem: Wie lässt sich der Aufbau und die Stabilität dieses Bauwerkes gegen Wind und Wetter gewährleisten?
Erste spontane Überlegungen eine Vielzahl einzelner leerer Kartons einfach so übereinander so hoch wie möglich zu stapeln, wurden verworfen. Allein der Wind hätte einem derartigen Bauwerk schon ab dem vierten gestapelten Karton schnell den Garaus gemacht. Und dann weiter: Wie kann man überhaupt ab dem vierten Karton überhaupt ohne Leiter weiter stapeln?
Wie ist der zu großen Leichtgewichtigkeit der Kartons beizukommen, die diese zur schnellen Beute von Wind werden lassen? Die Antwort auf die letzte Frage wurde mit dem Befüllen einer Schaufel Sand in einen Müllbeutel pro Behältnis gefunden. Darüber hinaus ließ sich die Anfälligkeit der Kartons für Wind, Regen und dem gravierenden Statikproblemen mit der großzügigen Verwendung von Frischhaltefolie entgegentreten: Anders formuliert. Mehrfach mit Frischhaltefolie umwickelte Kartons weisen nicht nur den Regen ab – zumindest für´s erste, sondern stabilisieren sich gegenseitig. Ein paar Holzlatten besorgten das ihre, um die Stabilität vor allem im oberen Turmbereich zu gewährleisten.
In der Begründung für dieses Bauwerk entschieden wir uns gegen die Benennung des Turmes als der einer „vergessenen“ oder gar „verdrängten Schuld“. Nein, so schlicht oder so sozialpsychologisch subtil wie es die Begriffe „vergessen oder „verdrängen“ nahe legen, geht es in dem Ort Mittenwald und dessen dort praktizierter bedrohlicher militaristischer Traditionspflege nicht zu. Uns hat für diesen Ort und seiner besonderen Geschichte ab dem 9. Mai 1945 vielmehr der Begriff des Verleugnens eingeleuchtet. Dafür steht auch der bis auf den heutigen Tag unvoreingenommen durch die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium unterstützte Kameradenkreis der Gebirgsjäger, der alleine in der Ortskameradschaft Mittenwald über mehr als 400 Mitglieder verfügt.
So lautet der Begründungstext für den Turm für die Weltöffentlichkeit wie folgt:
„Der Arbeitskreis angreifbare Traditionspflege schenkt der Gemeinde Mittenwald in ihrem Zentrum Am Obermarkt einen
Turm der verleugneten Schuld.
Mittenwald ist ein Ort in dem bislang quer durch fast die gesamte deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts Militarismus erfolgreich gelebt wurde. Das geht nur, wenn man aktiv verleugnet. Dagegen läuft dieses Denkmal spitz in den Horizont, es markiert ein scharfes Gegenzeichen zu dem interessierten Verleugnen. An allen Seiten dieses Turmes befinden sich die Namen einer Vielzahl von Gebirgsjägereinheiten zerstörten Orten aus ganz Europa, sowie die Zahl der Opfer ihrer bislang bekannt gewordenen Massaker. AK angreifbare Traditionspflege Pfingsten 2009“
Die Aktion wurde beim Ordnungsamt der Stadt Mittenwald als Mahnwache unter dem Motto: „Ein Denkmal für Mittenwald“ angemeldet. Unmittelbar zuvor haben wir den Bürgermeister der Gemeinde mit einem Brief zu der Denkmalseröffnung auf das herzlichste eingeladen. Uns war es durch diese vertrauensbildenden Maßnahmen wichtig, Planungssicherheit für alle Beteiligten und hier vor allem für die Polizei zu schaffen. So wurde der Turm am 30. Mai in ca. zwei Stunden rühriger Bastelarbeit durch ein geschicktes Arrangement von 32 Kartons in der Größe von ca. 600 x 330 x 340 mm in der Zeit von 14.23 bis 16.17 Uhr zusammen gesetzt und gemeinsam mit der Demonstration errichtet.
Auf eine direkte Ansprache während der Bastelarbeiten an die Adresse der Mittenwalder Bevölkerung haben wir verzichtet, sie wurde lediglich mit dem Hinweis: „Bitte verhalten sie sich würdig: Hier wird der Turm der verleugneten Schuld errichtet“ informiert. Nach der Fertigstellung des Turmes wurde dieser sowohl von Touristen wie von Teilen der Mittenwalder Bevölkerung aufmerksam gemustert. Nicht wenigen davon stand in seinem Angesicht Feindseligkeit ins Gesicht geschrieben, erste Bemühungen reflektierten auf den Wunsch den Turm sofort umzustürzen, was sich in einem baulogistischen Sinne jedoch nicht sofort und ohne weiteres umsetzen ließ.
Uns war zuvor bekannt gemacht worden, dass unser Denkmal eines von zwei aus den Reihen des AK angreifbare Traditionspflege geplanten sein würde. Wir sollten das nicht als gegen unsere Initiative gerichtet empfinden, wurde uns gesagt. So haben wir diese bedeutende Entscheidung sofort begriffen, und auch das hat uns dazu angespornt mit dem Turm der verleugneten Schuld die BetrachterInnen noch mehr zu beeindrucken. Zeitgleich zu der Errichtung des in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes geplanten Denkmales haben wir den Turmaufbau unermüdlich vorangetrieben, und uns dabei frei von Angst und Demut dem verbalen Widerwillen und dem Hohn der Mittenwalder Bevölkerung ausgesetzt. Und doch haben wir trotz dieses außerordentlichen Engagements den Wettlauf gegen den von dem Auschwitz Überlebenden Maurice Cling und dem Resistancekämpfer Max Tzwangue enthüllten Stein des Anstoßes in Punkto Ästhetik, Noblesse, Schwerkraft und Tiefe deutlich verloren. Nein, die „Aura der Unantastbarkeit“, von der eine Überlebende des NS-Terrors noch an Ort und Stelle im Angesicht des „Stein des Anstoßes“ zu Recht sprach, können und wollen wir mit dem Turm der verleugneten Schuld nicht beanspruchen. Es ist aber ein völliges Missverständnis, wenn der „Turm der verleugneten Schuld“ – so geschehen in einem Bericht des Lokalredakteurs des Garmisch-Partenkichner-Tagblattes vom 2. Juni 09 - lediglich zu einem „Ablenkungsmanöver" für den Bau des Denkmales auf dem Bahnhofvorplatz erklärt wird. Das sehen wir in fundamentaler Weise anders. Mit unserer - so ein guter Genosse - "Trashkiste" in der nichts gutes nicht zufällig mit Frischhaltefolie "gut verpackt" worden ist, sind auch wir da und dort auf Anerkennung gestoßen: Denn sowohl bedeutende tiefe Substanz wie auch flirrende Oberflächlichkeit in Material und Form in eins haben noch stets die großartige antifaschistisch profilierte autonome Bewegung in allen ihren ganz wunderbaren Facetten ausgezeichnet. Dem Zusammenhang dieses Gedankens haben wir gedient.
Die Pappkarton-Frischhaltefolie-BaubrigadistInnen

Denkmal abgebaut

der name 04.06.2009 - 19:41
Heute hat die Marktgemeinde Mittenwald das zu Pfingsten errichtete Denkmal wieder abgebaut.

Dazu die Presseerklärung des AK Angreifbare Traditionspflege:


*Denkmal für NS-Opfer in Mittenwald abgeräumt
Affront gegen Überlebende und NS-Opfer
*
Die Entfernung des am Pfingstsamstag enthüllten Denkmals ist ein Affront
gegen die Überlebenden und die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen.
Das Denkmal, das bis heute auf dem Bahnhofvorplatzes in Mittenwald
stand, trägt folgende Inschriften:

"In Trauer um die Opfer der Kriegsverbrechen, die im 2. Weltkrieg von
Gebirgsjägern der deutschen Wehrmacht in ganz Europa begangen wurden.
In Gedenken der unter Beteilung der Gebirgstruppe deportierten und
ermordeten Jüdinnen und Juden.
In Erinnerung an den Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Dachau, der
am 1. Mai 1945 in Mittenwald endete.
Nie wieder Faschismus
Dem Markt Mittenwald gestiftet am 30. Mai 2009 vom AK Angreifbare
Traditionspflege.
Die Steine stammen aus den Ruinen des italienischen Dorfes Falzano di
Cortona. Deutsche Gebirgsjäger haben am 27. Juni 1944 das Dorf in der
Toskana zerstört und 14 Dorfbewohner ermordet.
Nie wieder Krieg"

Das Denkmal ist vom AK Angreifbare Traditionspflege der Gemeinde
Mittenwald geschenkt worden. Die Steine in der Glasvitrine wurden von
der Gemeinde Cortona dem AK Angreifbare Traditionspflege für diesen
Zweck überlassen. Der Abbau des Denkmals ist ein besonderer Affront
gegen die Opfer dieses Verbrechens von Gebirgsjägern, ihren Angehörigen
sowie der Gemeinde Cortona

Wir wollten unserer Kampagne über die Verbrechen der Gebirgsjäger und
gegen deren jährliche Traditionsfeier auf dem Hohen Brendten
abschließen. Das Denkmal sollte einen dauerhaften Erinnerungsort für die
genannten NS-Opfer schaffen. Die Diskussion im Garmisch-Partenkirchner
Tagblatt um das Denkmal hat gezeigt, dass die Bevölkerung in der
Gemeinde Mittenwald keine Auseinandersetzung mit den Verbrechen der
Gebirgstruppen im Zweiten Weltkrieg wünscht, nicht einmal ein Gedenken
an die Opfer der Verbrechen zulassen möchte. Der Abbau des Denkmals von
offizieller Seite spricht für sich.

Zur Enthüllung hatten wir den Auschwitz-Überlebenden Maurice Cling
eingeladen, der auf dem Todesmarsch vom Konzentrationslager Dachau am 1.
Mai 1945 in Mittenwald befreit wurde. Auch bei seinem zweiten Besuch in
Mittenwald hat ihn kein Vertreter der Gemeinde offiziell begrüßt. In
fast jedem anderen Ort wäre bereits dies ein Skandal, nicht so in
Mittenwald. Maurice Cling sagte bei der Enthüllung des Denkmals am
Pfingstsamstag, dass er das Denkmal stellvertretend für die enthüllen
würde, die auf dem Todesmarsch ermordet wurden. Erst mit diesem würdigen
Gedenken sei für ihn der Todesmarsch beendet.

Unsere internationale Kampagne und Diskussion muss somit fortgesetzt
werden.

AK Angreifbare Traditionspflege
Pressekontakt 0163 / 755 61 93

4. Juni 2009

Interview

LORA München 92,4 MHz 05.06.2009 - 08:53
Almuth Hielscher von Attac München war in Mittenwald und hat uns von den Protesten vor Ort erzählt.

Klick auf:  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=28311

Geschichtliche Auseinandersetzung auch für Br

ig RO 06.06.2009 - 16:51
Ein Denkmal für Mittenwald!
Geschichtliche Auseinandersetzung auch für Brannenburg erforderlich
Rosenheim/Brannenburg/Mittenwald. Am vergangenen Samstag
wurde der Gemeinde Mittenwald ein Denkmal für die Opfer der
Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg gestiftet. An der Feierlichkeit
nahmen über 200 Menschen aus verschieden Ländern teil, darunter
auch ein Dutzend Rosenheimer Antifaschist_innen.
Das Denkmal stellt die Trauer über die unzähligen Toten des
nationalsozialistischen Vernichtungskrieges in den Mittelpunkt. In der
Glasvitrine auf der massiven Metallstele befinden sich Steine und
Überbleibsel aus den Ruinen des von Gebirgsjägern am 27. Juni 1944
zerstörten italienischen Ortes Falzano di Cortona, die von der dortigen
Gemeinde gestiftet wurden. Seit September vergangenen Jahres muss sich
der ehemalige Offizier der Gebirgsjäger, Josef Scheungraber, für dieses
Verbrechen vor dem Landgericht München verantworten.
„Auch der Gemeinde Brannenburg stünde es gut, sich mit der
mörderischen Tradition der Gebirgstruppe kritisch auseinanderzusetzen,“
meint Michael Kurz, Pressesprecher der infogruppe rosenheim. Die
baldige Auflösung der von den Nazis erbauten Kaserne biete die
Möglichkeit einer „demokratischen und friedlichen Umwidmung der
Räumlichkeiten: Für ein Informationszentrum über die Kriegsverbrechen
der Gebirgsjäger wäre dies ein optimaler Ort,“ erklärt Kurz abschließend.
Detailierte Informationen zum Denkmal in Mittenwald können Sie der
Presseinformation des AK Angreifbare Traditionspflege entnehmen:
 http://keine-ruhe.org/node/125

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Rüstige Rentner — Mathematiker