Polizei schlägt ProzessbesucherInnen nieder!

AutorIn 29.05.2009 16:03 Themen: Repression
Der Schauprozess im Düsseldorfer Oberlandesgericht um den nach § 129b StGB
verfolgten Faruk Ereren wurde heute zweifach prägnantes Beispiel der
deutschen Gesinnungspolitik.
Neun BesucherInnen des Prozesses aus Düsseldorf, Mönchengladbach und Stuttgart
wurden brutal von der Polizei niedergeschlagen.
Willkürlich zeigte sich bereits die Behandlung in der Sicherheitskontrolle,
zum Teil mussten Kleidungsstücke u.ä. abgegeben werden, Personalausweise
wurden nach dem Kopieren nicht allen Anwesenden wiederausgehändigt.
Bereits während des Betretens des Zuschauerraums wurden die BesucherInnen von
richterlicher Seite mit erhobener Stimme "zur Ordnung" gerufen, sie hatten
ohne Worte dem Angeklagten Faruk Ereren mit erhobener Faust ihre Solidarität
bekundet.
Auch in der ersten Unterbrechung der Verhandlung wurde ein Besucher in Bezug
auf das Tragen einer Mütze richterlich gemaßregelt.
Im Laufe der Verhandlung gab es keine "Auffälligkeiten".

Gegen 13:00 Uhr (Prozessbeginn war 09:15 Uhr) leitete der Richter die
Mittagspause ein, die BesucherInnen verließen den Zuschauerraum, hoben die
Faust zur Solidarität und riefen mehrfach "Freiheit für Faruk".
Kurz vor dem Verlassen des Prozessgebäudes wurden sie auf richterliche
Anordnung von mindestens 10 Justizvollstreckungsbeamten zurück in den
Zuschauerraum geführt und bekamen ohne Begründung die Ansage, bis 14:15 Uhr
festgesetzt zu werden. Anschließend wurden sie in zwei Gruppen in den
Kellerbereich des Prozessgebäudes geführt.

Auf die vielfach vonseiten der BesucherInnen getätigte Forderung nach
rechtlicher Begleitung, wurde das Licht der Zelle gelöscht und von mindestens
15 Justizbeamten gestürmt. Ein Besucher wurde mit dem
Kopf gegen die Wand geschlagen, weitere zu Boden gedrückt, an den Haaren
gerissen und brutal durch den Raum geschleudert.

Eine Stunde später wurden die weiblichen BesucherInnen gewaltsam in eine
Nebenzelle geführt, eine Frau wurde in einer separaten Zelle mit Handschellen
isoliert, zwei weitere lagen in der anderen Zelle ebenfalls mit Handschellen
auf dem Boden.
Einer Besucherin wurde massiv ins Gesicht, sowie auf dem Boden liegend in den
Rücken geschlagen, begleitet von weiterer Gewaltandrohung und Beleidigung.
Sanitäter desinfizierten der stark misshandelten Frau die Lippenpartie.

Einzeln wurden die BesucherInnen dem Richter vorgeführt, der die
offensichtlichen Verletzungen kommentarlos entgegennahm und aufgrund von
Störung des Prozesses ein Bußgeld von 100 € verhängte.
Gegen 17:45 Uhr wurde der letzte Besucher entlassen.

Auch außerhalb des Prozessgebäudes wurden die Betroffenen von anwesenden
Polizisten maßlos provoziert und zum Teil festgehalten.

Bezeichnend zeigt sich auch hier die Willkür von Richter und Polizei: Für die
gewaltlose Forderung nach Freiheit bekamen die BesucherInnen, zum Teil aus
der antifaschistischen Bewegung, zum Teil aus dem bürgerlichen Spektrum,
ein "Ordnungsgeld" verhängt.
Besonder nostalgisch zeigt sich in diesem Zusammenhang die
Selbstbeweihräucherung vermeintlicher VerfassungsschützerInnen anlässlich des
60jährigen Bestehens der Meinungsfreiheit.

Sie forderten Freiheit und ernteten Gefangenschaft!
Jetzt erst recht: Prozesse besuchen, Öffentlichkeit bieten!


Die Prozesse finden immer Mittwochs, Donnerstags und Freitags ab 9:15 Uhr im Oberlandesgericht im Kapellweg 36 in Düsseldorf.


Rote Hilfe, Ortsgruppe Düsseldorf-Mönchengladbach-Neuss


weitere Infos und Prozessberichte zu dem §129b Prozess in Düsseldorf demnächst unter:
www.no129.info

Kontakt unter:
 no129@gmx.de
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Nächster Prozesstag

nicht wichtig 29.05.2009 - 20:47
Der nächste Verhandlungstag ist der Donnerstag 4.Juni 9.15 Uhr OLG Düsseldorf Kapellenweg 36. Freiheit für Faruk! Freiheit für alle Gefangenen!
Wenn sie 10 Beobachter rausschmeißen, müssen 20 wiederkommen! Bis Donnerstag.

@Kurde78

Freiheit für Faruk 30.05.2009 - 12:09
Es waren sowohl PolizistInnen als auch Justizbeamte anwesend und beide Gruppen haben auch
geprügelt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Anzeige — X