[Berlin] Rigaer94 – der Kampf geht weiter!

Rigaer94 25.05.2009 00:06 Themen: Freiräume
Der Polizeipräsident von Berlin und das LKA 5 prognostizieren:
„Das Thema Gentrification wird auch im Jahr 2009 von Bedeutung sein. Zurückliegende demonstrative Aktionen mit einem teilweise hohen Mobilisierungsgrad unterstreichen, dass diese Thematik und der Aufbau und Erhalt linker Freiräume nach wie vor innerhalb der Szene einen hohen Stellenwert einnehmen. [...] Es ist in Betracht zu ziehen, dass Exekutivmaßnahmen der Polizei gegen Personen und Einrichtungen der linken Szene [...] mit Straftaten gegen Einrichtungen der Bundes- bzw. Länderpolizeien oder Einrichtungen der Justiz „beantwortet“ werden.
Desweiteren sind vielfältige Aktionen (zum Beispiel unangemeldete und spontane Demonstrationen), in deren Verlauf es zu gewaltätigen Ausschreitungen kommen kann, in Betracht zu ziehen.“
Vielen Dank für diese realistische Einschätzung. Schöner hätten wirs auch nicht ausdrücken können. Denn es brodelt in Berlin: Menschen gehen wieder vermehrt und entschlossener auf die Straße, lassen sich nicht mit einer politischen Märchenstunde ruhig stellen. In diesem Sinne hat auch die Kampagne „Wir bleiben Alle“ mit der „united we stay“-Demo für selbstorganisierte Freiräume am 14.3.2009 eine große Mobilisierungsstärke bewiesen. 5000 Leute zogen laut und selbstbestimmt durch die Straßen und verliehen dabei auch ihrem Unmut über die Polizeipräsenz schlagkräftig Ausdruck. Und mehr noch: Vielfältige Aktionen häufen sich, und Demos werden für die Bullen zunehmend unkontrollierbar! Auch der diesjährige 1. Mai zeigte dies.

Die Rigaer94 (1990 besetzt, zum Teil legalisiert, bereits mehrmals teilweise geräumt und wiederbesetzt) wurde ebenfalls im oben zitierten Bericht hinreichend erwähnt. Nun auch von unserer Seite ein Update zur Situation:

Im Januar 2008 wurden Räumungstitel gegen den besetzten Teil unseres Hauses erwirkt. Natürlich freuen wir uns, dass die Räumungstitel gegen mehrere Wohnungen sowie das komplette Erdgeschoss samt Kadterschmiede bisher nicht vollstreckt wurden. Doch was noch nicht ist, kann jeden Tag werden! Es ist immer noch jederzeit möglich, dass der Gerichtsvollzieher vor dem Haus steht und mitteilt, dass die Räume binnen zwei Wochen besenrein übergeben werden sollen.

Und auch die vertraglich abgesicherten Wohnungen unseres Projekts unterliegen weiterhin der Gier unseres „Hauseigentümers“ Suitbert Beulker. Im Moment sieht alles danach aus, als ob wir uns auch dieses Jahr wieder vor Gericht mit Beule streiten müssten.

Anfang des Jahres ließ er uns etliche Mahnbescheide über angeblich nicht bezahlte Miete übermitteln. Mitte Mai folgten weitere Abmahnungen wegen baulichen Veränderungen im Haus. Für den „Rückbau“ setzt er uns eine Frist bis zum 5. Juni. Sollte diese nicht eingehalten werden, drohe uns die fristlose Kündigung aller bestehenden Mietverträge. Aktuell sind wir dabei, die Mahnbescheide und Abmahnungen rechtlich zu prüfen und gegebenenfalls zunächst auf rechtlichem Wege dagegen vorzugehen...
Das Vorgehen Beules ist nichts Neues: Die gleiche Strategie verfolgt er seit geraumer Zeit im Konflikt mit dem Hausprojekt Liebig 14, welches ebenfalls in seinem Besitz ist. Alle Mietverträge sind dort in der ersten Instanz verloren gegangen, im Juni folgt nun die zweite Instanz.
Wir machen uns keine Illusionen: Vor Gericht wird es wenig zu holen geben, deshalb werden wir auch in Zukunft unserem Motto „Mit allen Mitteln, auf allen Ebenen...“ treu bleiben.

Daher freuen wir uns auch, euch mitteilen zu können, dass Beule mal wieder seine juristischen VertreterInnen gewechselt hat. Zuständig für spontane oder auch gut geplante Unmutsäußerungen sind nunmehr nicht nur Beule und Konsorten (Hausverwaltung Oliver Rohr, Großbeerenstr. 2-10, 12107 Berlin, Tel: 030 / 29 03 49 66, Fax: 030 / 32 50-33 54), sondern auch seine AnwältInnen (Dorn und Kollegen, Müggelheimer Damm 264, 12559 Berlin; Clausewitzstraße 5, 10629 Berlin).

Es ist nicht auszuschließen, dass Beule von einer Teilräumung absieht und stattdessen abwartet, welchen Erfolg seine Strategie hat. Trotz allem ist nach wie vor nicht auszuschließen, dass es dieses Jahr noch zu einer Räumung kommen wird.

Daher achtet weiterhin auf Ankündigungen! Im Falle einer bevorstehenden Räumung werden wir selbstverständlich in gebührendem Maße darauf aufmerksam machen und hoffen dann auf eure tatkräftige Unterstützung. Auch am Konzept des dezentralen Chaos wollen wir weiterhin festhalten, denn ein Angriff auf unsere Strukturen und Räume kann unserer Meinung nach nicht besser beantwortet werden.

Rigaer 94 verteidigen – Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln – Stürzt Berlin ins Chaos!

WIR BLEIBEN ALLE

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Ergänzungen

Quelle des Zitat

... 25.05.2009 - 16:05
Das Zitat stammt übrigens aus der Statistik des Landes Berlin über Politisch motivierte Krimininalität (PMK) für 2008, S. 29:  http://www.berlin.de/imperia/md/content/seninn/abteilungiii/kriminalitaetsstatistiken2/2008/pmk_2008.pdf

English Translation

TranslatorsoftheWorldUnite 25.05.2009 - 18:08
 http://www.indymedia.org.uk/en/2009/05/431034.html

Sadly, some of the rather creative word play was lost in translation! If you guys need more translated, leave a note on this board with an email address I can contact and a PGP key!

Freiraum für ALLE

F'hainer Mutti 26.05.2009 - 11:28
Als alleinerziehende Mutter, die von Hatz IV lebt und seit ihrer Kindheit in der Rigaer wohnt, hab ich keine Chance, in die schicken F'hainer Yuppie Quartiere umzuziehen. Eigentlich will ich das auch nicht, weil ich mich in "meiner" Straße wohl fühle. Aber in letzter Zeit wünsche ich manchmal, ich könnte es. Freiräume sind gut. Aber unter Freiraum verstehe ich, dass sich nicht nur eine kleine Gruppe frei entfalten kann, sondern alle. Wenn ich aber mit meinem Kinderwagen vor euern Häusern die Straßenseite wechseln muss, weil ich sonst durch Berge von Hundekacke, Scherben und Müll fahren muss, ist zumindest meine Freiheit eingeschränkt. Das war mal anders, was ist passiert? Haben eure Bewohner gewechselt und sind in den vergangenen Jahren kleine Dreckschweinchen eingezogen? Also bitte Jungs und Mädels, ein bisschen Sauberkeit wird eure Ideale nicht zerstören. Ich hab jedenfalls noch nicht gehört, dass Revolutionen nur auf Müllkippen gedeihen können. Ihr werdet mich sicher nicht sehr ernst nehmen, weil ich ja als spießige Mami zum Establishment gehöre. Aber lasst euch trotzdem gesagt sein, ihr hättet unter den Altrigaern viel mehr Unterstützer, wenn ihr eure Ideale von Gerechtigkeit, Solidarität etc. auch wirklich leben würdet, statt selbstbezogen nur das eigene Ding durchzuziehen und das Leben der Nachbarn zu erschweren.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 18 Kommentare

real united we stay is different

egal 25.05.2009 - 02:42
united we stay aber nicht mit euch ihr seit es doch gar nich wert,
stellt euch nicht so in den mittelpunkt, das haben andere projekte viel nötiger, aber die sind nicht so lobbymäsig drauf wie ihr

Oh man, ja klar

Kontroverso 25.05.2009 - 11:04
Bloß weil ein Projekt Öffentlichkeitsarbeit macht (vor allem für ne linksradikale Öffentlichkeit), stellt es sich zu sehr in den Mittelpunkt. Sehr gut kombiniert. Du solltest zum BKA Abteilung RZ gehen. Da wird Ähnliches "geleistet".

@ egal

Freund_innen des Dordplatzes 25.05.2009 - 11:17
SPAST!
...Wenn man keine Ahnung hat einfach mal Fresse halten.
R94 macht den Job (nicht nur für sich).

Küsschen.

@ egal

bla 25.05.2009 - 11:20
und welche projekte sind mehr wert?

Mehr Mut ! keine Spalterei !

Soziale Gerechtigkeit ! 25.05.2009 - 12:48
Kommentare ignorieren. Wenn man sich nichtmal registrieren muß, um hier zu kommentieren, ist Dünnschiss und Dummschwätzerei schon vorpgrogrammiert.
Es lohnt sich immer, gegen Gentrifikation zu kämpfen, denn nicht nur linke Projekte sind dadurch bedroht, sondern jeder, der nicht nen Job hat, bei dem er mind. 1500€ netto verdient.
Es findet eine Verdrängung aller Menschen aus der Innenstadt statt, die nicht bereit oder nicht in der Lage sind, mit dem Preis & Konsumterror schritt zu halten.

Deswegen:

Für linke Freiräume kämpfen !

Für soziales Mietniveau auch in der innenstadt kämpfen !

Gegen die Zerstörung der Berliner Kultur durch ignorante Juppies kämpfen, die nicht bereit sind, ihren Anteil an einem lebenswerten Berlin zu leisten !

Gegen Media-Spree und sonstige Kaptial-Haie kämpfen, für die Berlin nur eine weitere Metropole ist, die man ausbeuten kann !

inhaltliche Anmerkung

eine_r aus R94 25.05.2009 - 14:09
kleine inhaltliche Ergänzung: die Abmahnungen beziehen sich auf angebliche bauliche Veränderungen, nicht unbedingt auf tatsächliche bauliche Veränderungen.

@ Freund_innen des Dorfplatz:

Da hilft auch die Schreibweise mit Unterstrich nix, wenn man diesen nicht zu füllen in der Lage ist. Danke für den "Verteidigungsversuch", aber die "behinderten"feindliche Beleidigung hättet ihr echt stecken lassen können...
Auf solche "Fans" verzichte ich gerne!!!

Gegen JEDE strukturelle Diskriminierung!

wieder mal typisch

hate you 25.05.2009 - 15:52
bei einer wortwahl wie ,,Spast'' etc. was mensch ja öffters mal hört merkt mensch deutlich was für deutlich dirkrminierender charakter hinter den angeblichen idealen steht, ihr tut mir leid,

@ mods

R94 bitte wieder reinstellen! 25.05.2009 - 16:02
bitte stellt die inhaltliche Anmerkung wieder rein!
Formulierung könnte (auf rechtlicher Ebene) wichtig sein!
Das hier könnt ihr hingegen gerne löschen, nachdem ihr's gelesen habt ;)

übel der szene

anarchista 25.05.2009 - 16:42
öffentlichkeitsarbeit, mehr kommt da aber auch nicht

pamphlete verfassen das kann jede/r

"Gier"!?

klugscheißer 25.05.2009 - 19:09
oh ja, Beule will die Häuser nur räumen lassen weil er so ein gieriges arschloch ist und nicht weil er inzwischen so gut wie pleite ist und deswegen die häuser möglichst schnell verwerten MUSS.

für: klugscheißer 25.05.2009 - 19:09

noch klüger 25.05.2009 - 22:43
Ich sag es ungerne, aber wenn er wirklich pleite ist darf er sich eingeladen fühlen Hartz 4 zu beantragen. Das Haus kann er dann wie manch anderer einfach unter Wert verscherbeln, bestenfalls an Menschen die es sinnvoll nutzen wollen.


Sobald er dann jedwedes Vermögen verjuckelt hat kann er bei meiner 351 Euro Party mitmachen :)


Denn er wäre nicht der erste und nicht der letzte der dem System zum Opfer fällt. Vielleicht darf er sogar nach einem gedanklichen Wandel in der R94 wohnen bevor ihn das Amt in eine Marzahnplatte steckt, so hätte er glatt noch was gewonnen.

anmerkung

sweety 25.05.2009 - 22:53
wer teil verträge macht brauch sich nicht wirklich gegen gentrifikation aussprechen,
dabei kommt nur heuchlerei raus, hauptsache das merkt auch mal jemand

United mit wem?

We Stay Real 25.05.2009 - 23:19
die UNITED WE STAY Demo wurde von vielen Grupprn und Einzelpersonen unterstützt und das auch von vielen die nie auf einer Unterstützerliste auftauchen, aber für euch Rigaer 94 waren wir wie einige andere auch bestimmt nicht da, nehmt dies nicht einfach an, es gibt auch einen anderen Teil an Menschen der euch durchaus durchschaut hat

agenda 2010: zehlendorf

agenda 2010: zehlendorf 25.05.2009 - 23:30
agenda 2010: zehlendorf
agenda 2010: zehlendorf
agenda 2010: zehlendorf
agenda 2010: zehlendorf

am Rande

Ur - Friedrichshainer 26.05.2009 - 00:53
Was soll diese Selbstbezogenheit immer.
In erster Linie geht es bei dem Thema Yuppisierung nicht nur um sogenannte linke Projekte, sondern um die Allgemeinheit die in der Gegend wohnt und davon auch betroffen ist.
Aber das kapiert ihr scheinbar nicht.

Stehts nur auf die eigene Suppe schauen hat uns noch nie weit gebracht.
Es gibt viele die im gleichen Boot sitzen, trotzdem seit ihr nur auf euch bezogen.
Wenn dies eine veränderung beinhalten soll dann lach ich aber laut.

Kommt mal von eurem hohen Roß herunter und schaut was wirklich in Berlins City abgeht.
Aber wie immer ist der Horizont klein und hört am ende der Rigaer Straße auf.

Ein anderes Thema ist noch das es eine der letzten Straßen Berlins ist die Oberflächlich zumindest nach was aussieht, aber auch nur deshalb weil die Häuser die sich treu geblieben sind nun mal keinen Kuschelkurs gefahren sind. Sondern einfach geräumt wurden.

Rechte Hooligan-Band gibt ungehindert Konzert

Observer 26.05.2009 - 08:35
Eine rechte, gewaltbereite Hooligan-Band hat in Brandenburg ein Konzert gegeben. "Hungrige Wölfe - Kategorie C" spielten am Sonnabend auf einer Mehrzweckanlage bei Luckau (Dahme-Spree) vor etwa 300 Zuschauern.(...)

Weiterlesen:  http://www.morgenpost.de/printarchiv/brandenburg/article1099043/Rechte_Hooligan_Band_gibt_ungehindert_Konzert.html

@Fhainer Mutti

Autonomer Antifa 26.05.2009 - 14:34
Danke.

feuer entstehen aus glut, glut liegt in asche

blacksheep 26.05.2009 - 14:54
Spast ist eine politisch unkorrekte Beschimpfung, da sie auf Kosten von Behinderten geht!
Das nur mal vorweg. Mein Tip an die R94:

Holt euch bitte diejenigen zurueck die das wofuer die R94 steht/stand/stehen soll wirklich lieben und schon mehrfach verteidigt haben! Hoert auf, auf Kosten von wenigen, so viele die Hoffnungen in euch hatten anzugreifen. Setzt eine klare interne Linie durch, passt darauf auf wie diese Linie nach aussen kommuniziert wird und vertraut nicht nur auf bewaehrte Kraefte sondern baut eigene, neue auf. Setzt euch mit eurer Umwelt auseinander, ihr seid stark genug dafuer.

Es ist eine winzige Hoffnung, aber bitte ruft endlich alle zurueck die nicht bleiben konnten/durften! Schreit nicht nach Engeln - Ruft Daemonen die von unseren Politikern, ihren Exekutivorganen und der Gesellschaft die sie schuetzen verdraengt wurden. Die R94 ist (hoffentlich) nicht das was sie derzeit nach aussen hergibt?

Die R94 sind keine Weglaeufer die sich egoistisch in ihrer Burg verschanzen,
es sind Kaempfer_innen fuer alle die nicht kaempfen koennen, die sich alle zum Vorbild nehmen koennen.

Das ist meine Hoffnung,
an den bevorstehenden Kampf.

Dass er wieder gegen alle geht, die andere unterdruecken wollen.