Berlin - Brennende Strassen in Neukölln

Roland Ionas Bialke 24.05.2009 05:52 Themen: Repression Soziale Kämpfe
In der Nacht zum 18. Mai 2009 wurde die Aktivistin Alexandra festgenommen nachdem Polizisten sie eine Strasse in Berlin-Friedrichshain entlang gehen sahen. In unmittelbarer Umgebung nahmen die Polizisten einen Feuerschein an einen PKW wahr, löschten den Brand bevor der PKW zerstört wurde. Alexandra wurde noch am selben Tag wieder freigelassen, weil eine Tatbeteiligung ihr nicht nachzuweisen war. Nach demagogischen Artikeln in der Bild-Zeitung und in der BZ wurde Alexandra einen Tag später verhaftet und ihre Wohnung durchsucht. Ein Ende der politisch motivierten Brandstifungen in Berlin ist jedoch nicht in sicht, in den Nächten nach Alexandras Verhaftung brannten, nicht nur in "Szenebezirken", wieder Autos. Heute Nacht lieferten sich in Nord-Neukölln, BrandstifterInnen, Polizei und Feuerwehr wieder ein Katz- und Mausspiel bei denen anscheinend zahlreiche Fahrzeuge in Flammen aufgingen.
Heute, am 24. Mai 2009, wurde ich gegen 2 Uhr nachts von einen dumpfen Geräusch geweckt. Noch von den repressiven Eingriffen des Polizeiapparats aus den letzten Jahren traumatisiert zog ich mir schnell eine Unterhose an, sprang vom Hochbett und rannte zu meiner Wohnungstür. Diese war allerdings unbeschädigt. Als ich mich verwundert fragte was das wohl war, da knallte es ein zweites Mal und der Schein von Flammen stach in meine Augen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich etwa 10 Meter von mir entfernt in der Boddinstrasse ein Auto brennen. Die Flammen schlugen mehr als sechs Meter hoch.

Ich bekam einen Lachanfall und wälzte mich auf dem Boden. Schliesslich, nach einer Weile, wollte ich den Notruf der Feuerwehr im Telefonbuch nachschlagen um diese pflichtgemäss zu rufen, doch in diesem Moment traf auch schon die Feuerwehr ein. Nach etwa 10 Minuten war der Brand gelöscht. Die Polizei erschien in Uniform und ziviler Kleidung, suchten umstehende Fahrzeuge nach Brandsätzen ab.

In der folgenden Stunde jagten Feuerwehr und Polizei immer wieder durch die Gegend. Anscheinend brannte es in vielen anderen Strassen ebenfalls. Noch bis zum jetztigen Zeitpunkt (4 Uhr 30) sind PolizistInnen in ziviler Kleidung in der Gegend zu Fuss und motorisiert unterwegs. Nachdem plötzlich neben dem ausgebrannten PKW ein anderes Auto anfing zu brennen, rief ein in der Nähe stehender Polizist die Feuerwehr. Diese rückte erneut an und löschte auch dieses Fahrzeug.

Alexandra sitzt jedoch weiter im Gefängnis. Zwar gab es kurz nach ihrer Verhaftung eine Kundgebung mit etwa 20 DemonstrantInnen vor der Gefangenensammelstelle am Tempelhofer Damm, aber ein Untersuchungsrichter entschied, dass plötzlich genug Beweise vorliegen würden und Verdunklungsgefahr bestünde um weitere Haft zu rechtfertigen. Die Repressionsorgane bestrafen hier ohne Urteil und auch die Presse braucht kein Urteil - Alexandra wurde duch Vorurteile bestraft, weil sie politisch aktiv ist! Die Polizei unterstüzt gezielt durch illegale Datenbanken und Datenweitergabe an kapitalistische JournalistInnen die Hetze gegen Alexandra. Dabei gibt die Polizei auf ihrer Homepage selbst Tipps, dass sich hochwertige Fahrzeuge leicht durch das aufbringen von brennenden Grillanzündern auf das Vorderrad in Brand setzen lassen.

Die Spezialeinheiten des Landeskriminalamts Berlin und die Polizeidirektionen scheinen wegen ihrer ständigen "Feuerstreifen" ziemlich überlastet zu sein. So mussten am 20. Mai 2009 Drogendealer von Zivilkräften einer Berliner Einsatzhundertschaft (!) observiert und festgenommen werden. Auch das Berliner Mobile Einsatzkommando (MEK) beteiligt sich an der Suche nach politischen BranstifterInnen. Vorgestern trafen drei von ihnen aber auf eine 150-Menschen-grosse spontanen Demonstration und wurden sofort angegriffen, ihr Auto entglast.

Es ist Grillwetter, bei Euch zuhause dürften also viele Grillanzünder rumliegen und wenig als Beweismittel dienen! Macht legale Aktionen für Alexandra! Zeigt Eure Solidarität! Schadet Passt auf, dass durch Euer handeln keinen Menschen geschadet wird - aber selbst wenn am Ersten Mai ein Molli auf PolizistInnen geworfen wird - Wir solidarisieren Uns mit Euch!

Kostenlose Beförderung mit Nahverkehrsmitteln - für alle - weltweit!!

Kostenlose Wohnungen - für alle - weltweit!!

Für ein bedingungsloses Grundeinkommen - für alle - weltweit!!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Polizei noch vor Ort

Roland Ionas Bialke 24.05.2009 - 06:36
Die Polizei patroulliert noch in der Strasse und in den Nebenstrassen. Am Brandort steht eine Polizeistreife und ein hellblauer Transporter, wahrscheinlich mit PMS drin. Geht dort nicht unbedingt lang!!

Spekulation: Kamerawagen der Polizei steht Boddinstrasse Ecke Reuterstrasse.

ist das der fall aus dem taz-beitrag?

hallo rib 24.05.2009 - 10:13
sagt mal, ist das der vorfall aus dem taz-beitrag? also moment - erneute verhaftung nach einer freilassung? seit wann, seit wievielen tagen sitzt sie jetzt?

TAZ - Polizeikontrollen

Roland Ionas Bialke 24.05.2009 - 10:54
Ja, es handelt sich um die Aktivistin von der im folgenden TAZ-Artikel die Rede ist:

 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/posse-um-angebliche-zuendlerin/

Sie sitzt seit Mittwoch im Gefängnis, das sind also nun schon 5 Tage, und sie wurde am Montag schon mal festgenommen und wieder freigelassen. Mir ist da aber nicht genau bekannt, ob sie da in der GESA war oder nur in einem Polizeiauto.

Doch zu dem Verfahren hier mehr:

Schon seit Jahren werden Leute auf der Strasse angehalten und plötzlich mit Handschellen fixiert. Meist von PolizistInnen in ziviler Kleidung. Dann wird ein Mannschaftswagen angefordert und die Person muss da rein und wird durchsucht.

Vor zwei Jahren ist mir das auch passiert, ich war "alternativ" gekleidet und wurde von 3 PolizistInnen in ziviler Kleidung festgenommen. 2007, vor dem G8, hatte es ja viel gebrannt, in dieser Nacht aber nicht. Mit Handschellen kam ich in den Mannschaftswagen und plötzlich sagt ein Polizist "Ausziehen!" zu mir. Da blieb mir nur die Wahl mich auszuziehen oder in die GESA zu kommen und da eventuell ausgezogen zu werden. Also widersprach ich, zog mich dann aber bis auf die Unterhose aus. Was das sollte, dass konnte ich nicht nachvollziehen, denn ich wurde schon mehrfach zuvor abgetastet und meine Hosentaschen etc. wurden kontrolliert. Von anderen Menschen habe ich aber ähnliche Geschichten gehört. Das für mich plausibelste was sie getan haben war, dass sie an meinen Händen gerochen haben.

Mich wundert es, dass nach solchen demütigen Repressalien keine Aktionen aus "der Szene" kommen. Aber nicht nur Aktionen, allein das Kommunizieren untereinander fehlt. Wenn mir so eine Scheisse passiert, dann rede und schreibe ich pausenlos davon. Warum die anderen Betroffenen nicht?

Bei mir stellte sich damals im nachhinein heraus, dass in dieser Nacht garkein Auto brannte. Das ist wie bei gesmashten Polizeiautos oder Mollis auf PolizistInnen - Sie suchen sich eine Person aus und die beschuldigen sie dann und übersäen sie mit Repressalien. Am Besten für die Polizei ist, wie im Fall Alexandra, wenn die Person als "links" oder "Straftäter links" registriert ist.

Pressemeldung der Polizei

Verlinker 24.05.2009 - 11:44
 http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/128427/index.html

Eingabe: 24.05.2009 - 10:20 Uhr

Brennende Autos
Pankow/ Neukölln

Heute früh haben Unbekannte in Prenzlauer Berg und in Neukölln Autos in Brand gesetzt. Verletzt wurde dabei niemand.

# 1509

Gegen 2 Uhr bemerkte eine Passantin in der Neuköllner Boddinstraße vier Jugendliche, die an einem „Renault Kangoo“ hantierten. Die Unbekannten flüchteten, als das Fahrzeug in Flammen aufging. Zwei daneben stehende Pkw wurden durch die starke Hitzeentwicklung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

# 1510

Eine Passantin beobachtete gegen 4 Uhr 20 in der Kastanienallee drei Unbekannte beim Anzünden eines „Land Rover“ und alarmierte die Polizei. Die Flammen erloschen kurz darauf selbst, so dass das Auto nur leicht beschädigt wurde. Die Täter flüchteten noch vor dem Eintreffen der Polizisten.
In beiden Fällen ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt.

In Neukölln wars ein Firmenwagen

Augenzeuge 24.05.2009 - 13:04
Zum Thema: "Renault kangoo in neukölln".
Das Auto war ein Firmenwagen. Es hatte ein Licht auf dem Dach.
Welche Firma und warum werden die Täter wissen.

Auto Kangoo

Bernd 24.05.2009 - 14:39
Bei dem Renault Kangoo der angezündet wurde, handelte es sich um einen Siemens-Firmenwagen, so ists in der B.Z. zu lesen und zu sehen: http://www.bz-berlin.de/tatorte/erneut-haben-autos-gebrannt-article466859.html

Vollkasko kicks the shit!

Bundeskriminalamt 24.05.2009 - 19:33
Einen wunderschönen guten Abend die Damen und Herren!

Ich möchte aus Betroffenenperspektive einmal kurz etwas anmerken: "Stadtguerilla" ist obsoleter Käse - das hat mal um die Jahrtausendwende funktioniert, heute interessiert das nur nuch Ewiggestrige und Guerilla-Post-RAF-Romantiker.

Mal ganz pauschal: Autos anzünden ist völliger Bullshit, und zwar aus mehreren Gründen.

a) Was macht man (ich übrigens auch), wenn man einen teueren Wagen hat? Richtig, man lässt ihn Vollkasko versichern. Übrigens auch gegen Fremdeinwirkung.
b) Was passiert, nachdem der Wagen abgefackelt ist? Richtig, das Autohaus des Betroffenen wird ihm sofort einen Ersatzwagen stellen (wie in meinem Fall).
c) Was passiert, wenn der Ersatzwagen nicht mehr gebraucht wird? Richtig, die Vollkaskoversichung hat den Kauf(!)wert zurückerstattet, der Betroffene legt (wie in meinem Fall) noch n bisschen was drauf und kauft sich ein noch teureres Auto.
d) Was passiert, nachdem das teure neue Auto da ist und der Betroffene (wie in meinem Fall) den Kiez immernoch bewohnt? Richtig, der ganze Spaß geht wieder von vorne los.

Und die Moral von der Geschicht'? Trau der autonomen Stadtguerilla mit Brandsatz nicht... ;)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 15 Kommentare an

muss das sein — oioioi

kangoo und co — ichso

@Zackenzange — .--kff

@ KFF — Zappa

Es sind ein oder mehrere Fehler aufgetreten! — Es wurde keinE AutorIn angegeben!

@Zappa — kff

@kff — Zappa

bla — zg

@Bundeskriminalamt — Autonome Stadtguerilla

namen? — Roland Ionas Bialke

zur vollkasko — nicht bka

schwachsinn — bullhit

@BKA — Candle in the night