Kampgne gegen steigende Mieten in Berlin

Lisa Selchow 23.05.2009 19:27 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
In Berlin wurde ein Bündnis für eine Kampagne „Steigende Mieten stoppen!“ gegründet. Während eifrig Pläne geschmiedet werden, wie die Kampagne effektiv in die Öffentlichkeit hinein wirken und Druck auf die mieterfeindliche Senats- und Bundespolitik ausüben soll, wurde schon mal zur Vernetzung – na klar – ein Blog lanciert: mietenstopp.blogsport.de

1000 Gründe für Bewegung gegen steigende Mieten

Ende November letzten Jahres hatte es in Berlin die erste Demo seit sicherlich 10 Jahren zur Situation der Mieten gegeben. „Hopp hopp hopp – Mietenstopp!” Die Demo war ziemlich gut verlaufen und hatte ein breites Presseecho bewirkt. Aber eine Demo ist ein einzelner Event, während das Problem der steigenden Mieten und der nichts dagegen unternehmenden Regierungspolitik weiterhin debattiert wurde.

Lediglich die brennenden Luxusautos in einigen von Aufwertung und Verdrängung betroffenen Innenstadtbezirken hielten den Anschein (der Möglichkeit) einer bewegungsförmigen antikapitalistischen Mietenpolitik aufrecht. Auf dem Rücken derjenigen, deren Fahrzeuge nahezu willkürlich dafür geopfert wurden – und ohne Rücksicht darauf, welche traumatischen Folgen das bei den Betroffenen angesichts des gewaltförmigen Angriffs auf oft als Privatraum Empfundenes hinterlassen könnte.

Auf zur Vernetzung!

Höchste Zeit also für eine Mietenstopp-Kampagne, die sich nicht im radikalen Gestus des Zündelns erschöpft. Aus dem Vorbereitungskreis der November-Demo wurde Anfang diesen Jahres zu ersten Bündnistreffen eingeladen. Ein vorläufiges Forderungspapier wurde entwickelt, um bereits rund um das Mietenthema aktive Initiativen zu einer breiteren Vernetzung einzuladen. Schließlich fand am 15. Mai ein Vernetzungtreffen im Statthaus Böcklerpark statt, zu dem zahlreiche VertreterInnen kamen.

Anwesend waren Leute von: Initiative gegen Zwangsumzüge, Berliner Mietergemeinschaft, Ubi-Kliz Mieterladen, Topos Stadtforschung, Initiative Karla Pappel gegen Mieterhöhungen, Betroffenenvertretung Helmholtzplatz, Leute am Teute, Initiative Zukunft Bethanien, Berliner Sozialbündnis, Spreepirat_innen und AG Spreeufer von Media Spree versenken, Avanti, DKP Neukölln, Brunnenstr. 183 und Mietshäuser Syndikat.

Aber wo anfangen?

Man hatte sich schnell darauf geeinigt, dass die Problemlage vielschichtig angegangen werden muss: Druck auf die Politik ausüben, die solidarische Widerständigkeit der MieterInnen beflügeln, das Thema der hohen Mieten breit und überzeugend in die Öffentlichkeit tragen, gegenhegemoniale Analysen der aktuellen Lage erarbeiten, möglichst leicht verständlich aufbereiten (was hieß nochmal 'hegemonial'?) und in griffige Argumentationen gießen.

Eine Menge zu tun also. Und da Bewegung ja nicht im stillen Kämmerlein gezüchtet werden kann (auch nicht im Glashaus), heißt bewegungsförmige Kampagnenarbeit eben auch: Viel und regelmäßig auf die Straße gehen. Am besten so, dass der Frustfaktor kleingehalten und der Spaßfaktor zusätzlich Kraft gibt.

Jetzt gibt es schonmal einen neuen Blog: mietenstopp.blogsport.de – hier können geneigte LeserInnen, begeisterte und zukünftige AktivistInnen sich über anstehende Veranstaltungen und Aktionen informieren, Berichte über bereits geschehenes finden und über eine ganze Menge (noch lange nicht vollständiger) Links zu den zahlreichen Initiativen stolpern. Demnächst soll es auch nützliche Hintergrundanalysen, Kampagnematerial, Pressemitteilungen und die besagten griffigen Argumentationen geben.

Wir dürfen gespannt sein!

Schon für morgen jedenfalls lädt die Initiative Karla Pappel zu einem informativen Spaziergang über steigende Mieten und Verkehr im Kungerkiez ein. Für die Wir-bleiben-Alle!-Aktionswochen im Juni werden schon die ersten mietenbezogenen Aktionen und Veranstaltungen angekündigt: Am 12. Juni soll es eine Fahrraddemo gegen steigende Mieten geben, am 19. Juni eine Kiezparade gegen Sozialkürzungen und Gentrifizierung, und die angekündigte Tempelhof-Besetzung zielt natürlich auch gegen steigende Mieten in den Nachbarkiezen.

Strukturelle Herausforderung für Indymedia!

Was sich AktivistInnen auf dem Gebiet von Stadtentwicklung und Mieten sicherlich schon oft gefragt haben: Wo ist eigentlich die „Stadt+Wohnen”-Kategorie für Indy-Beiträge? „Soziale Kämpfe” und „Freiräume” sind ja nur sehr ungenaue Begriffe, die LeserInnen leicht auf eine falsche Fährte führen...
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Ergänzungen

Spontandemonstration – Polizeiauto beschädigt

Dieb 24.05.2009 - 10:11
Pankow

# 1504

Gegen 23 Uhr 30 zogen etwa 60 dem linken Spektrum zuzuordnende Personen in der Kastanienallee in Prenzlauer Berg in Richtung Eberswalder Straße. Sie hatten ein Transparent dabei, auf dem sie sich gegen Mieten und Räumungen äußerten, skandierten Parolen und brannten vereinzelt Pyrotechnik ab. Der Aufzug wuchs in der Danziger Straße Ecke Lychener Straße auf bis zu 150 Teilnehmer an. Ein ziviles Polizeifahrzeug wurde als solches erkannt, angegriffen und mehrere Scheiben beschädigt. Die drei Beamten in dem Fahrzeug blieben unverletzt. Alarmierte Polizeikräfte konnten die Lage beruhigen und 21 Personen überprüfen. Es wurden Strafermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs eingeleitet und ein Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung vollstreckt.

menschenfreundliches Kottbusser Tor

wir mache mit =) 24.05.2009 - 11:53
...gegen substanzistische Verdrängung, Sicherheitswahn und Gentrifikation für ein menschenfreundliches Kottbusser Tor  http://menschenfreundlich.blogsport.de

@Lisa Selchow

parkdeinautowoanders 24.05.2009 - 19:55
Quelle:  http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/die-furcht-vor-der-verdraengung/

aus: Gentrifikation in Kreuzberg - Die Furcht vor der Verdrängung

Hinzu komme die Multikulti-Mischung im Kiez. Gude wörtlich: "Das Bionade-Biedermeier kann hier keine vollständig befreiten deutschstämmigen Zonen schaffen wie in Mitte oder in Prenzlauer Berg". Das sei auch den Wohnungssuchenden bewusst, die mit einer der schick sanierten Wohnungen liebäugelten. Nach Kreuzberg, meint Gude, kommen vor allem Leute, die mit dieser Mischung leben könnten. "Als Besitzer eines hochwertigen Autos würde ich in der Wrangelstraße nicht ruhig schlafen können."

...so verhält es sich. brennende autos sind genau dann ein argument, wenn auf alle brandlosen argumente nicht reagiert wurde. ich vermute, dass in den kommenden jahren weit mehr als nur autos brennen werden. und mitleid mit "traumatisierten" autobesitzer_innen ist in der momentanen lage nun wirklich fehl am platz, so aus ökologischer und menschlicher sicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ antifa — Lisa Selchow