Heidelberg - 1200 Studis auf Spontandemo

Anonymous 20.05.2009 11:45 Themen: Bildung
19.05.2009: Größte Demonstration seit Jahren in Heidelberg - nach einer Vollversammlung zum Bildungsstreik gehen die Studierenden der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg direkt auf die Straße. Kein Wunder, denn ihre Hochschule ist pleite - die Lüge der "On-top-Finanzierung" durch Studiengebühren ist endgültig aufgeflogen.
Dass an der PH viele Leute zur Vollversammlung zum anstehenden Bildungsstreik kommen würden, war zu erwarten. Doch die gerade bekannt gewordene Pleite der Hochschule führte die Notwendigkeit einer Veränderung in der Bildungspolitik noch einmal direkter vor Augen als manche hochschulpolitische Analyse. So fanden sich mehr Studierende in den beiden Hörsälen, in denen die VVs abgehalten wurden, ein, als diese fassen konnten. Während die Kommilitoninnen und Kommilitonen im Romanistischen Seminar, das vor einem Monat wegen katastrophaler Studienbedingungen besetzt wurde, ihr Problem als isoliert betrachtet hatten und den Bildungsstreik zunächst als "etwas anderes" sahen, ist den PHlern klar, dass ihre Pleite ein Teil bildungspolitischer Verfehlungen der letzten Jahre ist. So wurde über die Bildungsstreikwoche im Juni gesprochen sowie erste Informationen zusammengetragen, wie die PH in die jetzige Lage gekommen ist.
Doch auf die Aktionswoche im Juni wollten die PHler nicht warten und riefen direkt zu einer Spontandemo auf. Der Aktionswille war groß - zu den Klängen von "Auf die Barrikaden" von Friedemann und Vogel sprangen die Studis teilweise auch aus den Fenstern um aus dem überfüllten Hörsaal schneller auf die Straße zu kommen.
Von dort wurde direkt eine größere Straße besetzt, bis klar wurde, dass es sich dabei um eine Zufahrtsstraße zur naheliegenden Klinik handelte. Also ging es erstmal weiter zum anderen PH-Gebäude im nahegelegenen Neuenheim um die Kommilitoninnen und Kommilitonen dort abzuholen und anschließend mit einer für diese Heidelberger Studigeneration ungekannten Menge an Leuten erst zum Bismarckplatz und anschließend durch die Einkaufsmeile zur Universität zu ziehen. Dort gab es eine Zwischenkundgebung mit spontanen Reden von PH-Studenten, Bildungsstreikorganisatoren und einem Kommilitonen aus der Romanistik. Schließlich zogen die Demonstranten noch zum Rathaus wo auch vor zahlreichen Touristen eine Abschlusskundgebung abgehalten wurde, bevor sich die Studis zurück ins Neuenheimer Feld aufmachten, um das Campus Camp zu besuchen und dort Arbeitsgruppen zu organisieren.

Während der Demo gab es fast durchgehend kraftvolle Sprechchöre, die auf die PH und die Bildungspleite insgesamt aufmerksam machten. Mit dieser Stimmung ist für den Juni in Heidelberg einiges zu erwarten.
Anders als bei den Friedensprotesten wenige Tage zuvor zeigte sich die Polizei hier sehr kooperativ. Wie es sich gehört, machte sie die Straße für die Demo frei und der Einsatzleiter freute sich geradezu über dieses Ereignis.

Interessant war, zu beobachten, wie jedoch das Rektorat der Uni lange bevor die Demo daran vorbeikam verschlossen und von einer Wanne und mehreren Polizisten zugestellt wurde - hat Rektor Eitel, der zur selben Zeit bei den Budgetierungsverhandlungen der Romanistik war, Angst vor einem Besuch seiner Studierenden?
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Ergänzungen

Bilderergänzung

ossoghuosrghpa 20.05.2009 - 12:10
Hier nochmal die Bilder, das hat wohl nicht geklappt

Zur selben Zeit...

Mo 20.05.2009 - 12:34
... gab es auch größere Proteste in Turin (Italien), wo tausende Aktivist_innen aus mehreren Ländern gegen den "G8 University Summit" protestierten.

 http://www.indymedia.org.uk/en/2009/05/430653.html

Bilder unkenntlich machen !!!

ver. pixelt 20.05.2009 - 13:22
Auch bei Studi-Protesten gilt immernoch: Bilder unkenntlich machen. Vielleicht passt es einigen Leuten auf den Fotos garnicht , dass sie darauf zu erkennen sind. Jeder sollte wissen : was einmal im Internet ist geht da nicht wieder raus.
Abgesehen davon wurde ja auch eine Straße blockiert. Da wird von den Bullen gerne mal was draus konstruiert und immer Bedenken : Das war nicht der letzte Protest und nacher kommt so ein Bulle oder Prof und meint : Hey, Sie. Sie waren doch schon bei dieser anderen Sache dabei. Wir haben da Fotos.

Bildersturm

Bild 20.05.2009 - 20:04
und nacher kommt so ein Bulle oder Prof und meint : Hey, Sie. Sie waren doch schon bei dieser anderen Sache dabei. Wir haben da Fotos.

Wenn wir schon soweit sind, das friedlicher Protest nicht mehr möglich ist, weil die leut Angst haben müssen, bei der Arbeit drauf angequatscht zu werden, dann ist hier was faul. Aber das hat weniger was mit Fotos zu tun, sondern mit der Stimmung in diesen Scheißland. Nicht die Bilder sind das Problem, sondern das die Leut Schiß vor den oberen Ärschen haben, statt umgekehrt.

PS: Auch bei Studi-Protesten gilt immernoch: Bilder unkenntlich machen.
Entschuldigung, wo steht das? Wer hat diese Regel erlassen und wer hat den dazu ermächtigt? Ist er gewählt oder was befugt den zum Erlass von Regeln? Na, was gemerkt? Irgend n Depp spricht ein Verbot aus und alle glauben das sie sich dran zu halten haben. Deutschland eben, ohne Verbote sind wir nicht glücklich. Erst Verbote geben den leben Sinn und bringen Ordnung ins bedrohliche Chaos.

pixeln oder schwarz drüber

name 20.05.2009 - 21:27
Ich finde das sollte respektiert werden, dass der eine oder andere sein Bild auf so ner Aktion nicht im Internet sehen möchte. Klar is das sch* dass man konsequenzen für arbeit oder von der polizei befürchten muss, diese Tatsache einfach zu ignorieren und ins offene Messer zu laufen macht das aber auch nicht besser. Insbesondere wenn nicht der Fotograf/Uploader ins offene Messer (alsov z.B. ein Strafverfahren) läuft sondern diejenigen, deren Bilder er unverändert hochlädt, ist das Gift für politisches Engagement das du doch bestimmt noch sehen möchtest, liebe_r bild, denn dann traut sich niemand nix mehr und die Wirkung des Vermummungsverbots potenziert sich.

"Solidarität ist eine Waffe" - auch weil die Menschen auf der Demo, von denen bestimmt auch ein gewisser
Anteil ähnliche Ziele hat wie du, bild, dann besser agieren können und weniger repression erfahren, wenn die einmalige Teilnahme an einer aktion nicht auf tausend jahre im Netz dokumentiert bleibt

Klar ist das kein "Gesetz", Bilder nicht mit erkennbaren Gesichtern hochzuladen - aber eine gute Empfehlung um der Bewegung nicht (bewusst oder unbewusst) in den Rücken zu fallen, indem Arbeit für die strafverfolgungsbehörden oder anti-antifa oder sonst wen gemacht wird. Da sich viel zu wenig dran gehalten wird, wird es sonst vielleicht bald so sein, dass keine Fotos von so ner Demo mehr gibt weil niemand mehr Fotografen da haben will

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Zur Erkennbarkeit auf den Fotos — bekannter Aktivist