Berlin: CDU vs. antinationale Parade (23.5.)

Sonja Brünzels 12.05.2009 19:22 Themen: Blogwire Soziale Kämpfe
Die Diskussionen um "die Gewalt" am ersten Mai in Berlin sind noch in vollem Gange, da haben Presse und Berliner CDU schon ihr nächstes Fressen im Kampf gegen "Linksextremismus" gefunden. Die erste große linksradikale Aktion in Berlin nach dem ersten Mai ist die antinationale Parade "Etwas besseres als die Nation" am 23.Mai. Über diese wird seid heute in diversen Medien berichtet und nun hat sich auch der Fraktions- und Landesvorsitzende der Berliner CDU, Frank Henkel, dazu geäußert. Die Ankündigung für den 23. Mai sei "unerträglich". Außerdem philosophiert er über die "zerstörerische Kraft" der radikalen Linken.
Auf berlinonline, der Seite des ddp, sowie weiteren Newsseiten war heute eine kurze Meldung zur antinationalen Parade am 60. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland zu finden - mit Startpunkt, Uhrzeit und Internetseite des neben anderen aufrufenden "...ums Ganze!"-Bündnisses, sowie einem Hinweis auf das offizielle Fest Bundesregierung.
Nun hat sich der Fraktions- und Landesvorsitzende der Berliner CDU, Frank Henkel, zu Wort gemeldet und macht kräftig Stimmung gegen die Parade. Er schließt damit nahtlos an, an die "Diskussionen" in der Berliner, aber auch der Bundespolitik, im Nachgang der Krawalle bei der "revolutionären 1.Mai"-Demonstration.

Aktuell ist zu lesen:
"Der Fraktions- und Landesvorsitzende der Berliner CDU, Frank Henkel, sagte, die Ankündigung von radikalen Linken für eine Demonstration zum 23. Mai sei «unerträglich». Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Polizeipräsident Dieter Glietsch hätten unter anderem mit ihrem Versagen am 1. Mai dazu beigetragen, dass die radikale Linke «wieder zu ihrer zerstörerischen Kraft zurückfinden konnte»."

Nun ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch z.B. die Linksparteiabgeordnete Evrim Baba wieder ins Visir der CDU rückt, weil sie die Parade auf ihrer Internetseite bewirbt ( http://www.evrimbaba.de/topic/34.aktuelle_termine.html?id=1035). Sie war bereits in der 1.Mai-Diskussion Ziel scharfer Kritik geworden, da sie den Anmelder der "revolutionären 1.Mai"-Demonstration in Schutz genommen hatte.
Der Kampf um ein Ende der Rot-Roten-Koalition in Berlin geht damit offenkundig in die nächste Runde. Die Berliner CDU wird diese Chance nicht ungenutzt lassen, der hauchdünnen Koalitionsmehrheit entgegen zu wirken. Außerdem die Christdemokraten natürlich ehrlich empört, wenn Linksradikale gerade am Tag des Grundgesetzes "gegen Staat, Nation und Kapital" demonstrieren.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Verteidiger der bürgerlichen Demokratie die Blöße geben, ein Verbot der antinationalen Parade zu fordern und damit selbst das Gefasel von "Freiheit" ad absurdum führen.

Aufruf zur Parade:
 http://einheit-und-freiheit.de/texts/view/20

Die Pressenachricht:
"(Übersicht - Neu: Henkel) Linke demonstrieren gegen 60. Jahrestag der Republikgründung
12.05.09 17:24

Berlin (ddp-bln) Ein Bündnis aus 30 linksradikalen Gruppen und Initiativen will nach eigenen Angaben am 23 Mai zum 60 Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in Berlin gegen «Staat, Nation und Kapital» protestieren.

Berlin (ddp-bln). Ein Bündnis aus 30 linksradikalen Gruppen und Initiativen will nach eigenen Angaben am 23. Mai zum 60. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in Berlin gegen «Staat, Nation und Kapital» protestieren. Nach Angaben der Veranstalter vom Dienstag steht die Demonstration unter dem Motto «Etwas besseres als die Nation - Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit». Die sogenannte antinationale Parade soll um 18.00 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte beginnen und zur Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg führen. Laut Polizei rechnet der Veranstalter mit 1100 Teilnehmern.

Der Fraktions- und Landesvorsitzende der Berliner CDU, Frank Henkel, sagte, die Ankündigung von radikalen Linken für eine Demonstration zum 23. Mai sei «unerträglich». Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Polizeipräsident Dieter Glietsch hätten unter anderem mit ihrem Versagen am 1. Mai dazu beigetragen, dass die radikale Linke «wieder zu ihrer zerstörerischen Kraft zurückfinden konnte». Henkel bekräftigte die Forderung der CDU-Fraktion, einen Runden Tisch gegen Linksextremismus einzurichten.

Die Bundesregierung lädt die Bürger für den 23. Mai aus Anlass der Verabschiedung des Grundgesetzes vor 60 Jahren zu einem Bürgerfest rund um das Brandenburger Tor.

(Internet: umsganze.de)

ddp/mio/jgu"

Quelle:  http://www.trading-house.net/index.asp?section=Politik-News&art_id=20225741
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Ergänzungen

breites bündnis

... 12.05.2009 - 19:43
ansehnliches bündnis:
"Antifa Erkner, Autonome Neuköllner Antifa (A.N.A.), Antifaschistische Aktion Bernau, Emanzipative Antifaschistische Gruppe (EAG), North East Antifascists (NEA), T.O.P. B3RLIN, Antifaschistische Jugendaktion Kreuzberg (AJAK), Antifaschistische Schüler_innen Vernetzung (ASV), Jugend Antifa Nord Ost (JANO), FTP-Progressive Culture Crew, Solid Friedrichshain, Leipziger Antifagruppe (LEA), Autonome Antifa F (FF/M), Gruppe Gegenstrom (Göttingen), Redical [M] (Göttingen), Kommunistische Gruppe Bochum, Antifa AK Köln, Fast Forward Hannover, AKZC (Fuchsjagd Coburg), Love techno - hate Germany, Antifa Hohenschönhausen, Antifaschistische Bündnis Südost - Berlin, Antifaschistische Offensive Neubrandenburg (AONB), Jugendantifa Wilmersdorf und Charlottenburg (JAWUC), Antifaschistischer Impuls (Dortmund), Antifa Westerwald, Gruppe gegen deutsche Normalität (Köthen), CampusAntifa (FF/M), Widerstandsgruppe Worms-Wonnegau, Antifaschistische Aktion Burg, Antifa [ko] (Offenbach)"

und selbst ajak und arab mobilisieren (da ist das verbot in bezug auf den ersten mai ja vorprogrammiert):
 http://arab.antifa.de/index.php/themen/klassenkampf/301-etwas-besseres-als-die-nation
 http://u7.antifa.net/ajak/start.html

Termine zur Parade

egal 12.05.2009 - 19:46
22.05. Berlin: Podiumsdiskussion zur Kritik der falschen Freiheit
anläßlich 60 Jahre BRD – mit Thomas Ebermann, Nadja Rakowitz und N.N.
19.30 Uhr, Audimax der Humboldt-Universität

22.05. Berlin: antinationale Party „Happy Birthday, Schweinesystem“
Tante Käthe (Mauersegler), Bernauerstr. 63-64, ab 23h, 2 Floors und Aussenbereich
mit: Hawkinson, Paul Perry, Oscar Hilde, u.a.

23.05. Berlin: antinationale Parade
anläßlich 60 Jahre BRD – „Etwas besseres als die Nation. Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit.“
18.00 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz

Straßen aus Zucker statt Deutschland

saz 12.05.2009 - 21:06
Dieses Jahr wird ein deutsches „Superjubiläumsjahr“, denn am 23. Mai wird der 60. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert und rund um den 9. November an den 20. Jahrestag des „Mauerfalls“ erinnert. Außerdem wird im Sommer der Varusschlacht vor 2000 Jahren als „Geburtsstunde der Deutschen“ gedacht und im September steht schließlich die Wahl des neuen Bundestages an.

Um dem nationalen Taumel etwas entgegenzusetzen, haben wir die Zeitung „Straßen aus Zucker“ gemacht. Neben einer gepfefferten Kritik an Staat, Nation und Kapital gibt es Artikel zu Schulkritik, Lohnarbeit, Krise und Playstation, zur Bundeswehr, sowie ein Interview mit Maxim von der Rap-Combo K.I.Z.! Die Zeitung kann kostenlos bestellt und natürlich auch online gelesen werden.

Ein Projekt der Antifaschistischen Jugendaktion Kreuzberg, der Antifaschistischen Schüler_innen Vernetzung und T.O.P-Berlin.

Artikel in der "Berliner Zeitung"

lesender Antifa 13.05.2009 - 11:12
"Linksradikale Gruppen wollen demonstrieren

Andreas Kopietz

Berlin - Die brennende Deutschlandfahne auf der Webseite der Demo-Veranstalter sagt eigentlich alles über deren Ziele. Am 23. Mai wollen linksradikale Gruppen schon wieder in Berlin demonstrieren. Kurz nach den jüngsten Mai-Krawallen in Kreuzberg sind Politik und Polizei aufgeschreckt. Sie befürchten erneut Ausschreitungen.

Die Veranstalter, nach eigenen Angaben ein „bundesweites Bündnis“, planen eine antinationale Parade von Mitte nach Prenzlauer Berg unter dem Motto „Etwas besseres als besseres als die Nation“. Sie soll um 18 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz beginnen. Die Polizei bestätigte gestern eine entsprechende Demonstrationsanmeldung. Angemeldet sind 1 100 Teilnehmer.
Die Route soll unter anderem über die Tor-, die Alte Schönhauser Straße, den Rosenthaler Platz zur Eberswalder Straße verlaufen. Der Zeitpunkt fällt auf den 60. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. „Während das offizielle Deutschland am Brandenburger Tor feiert, werden mehr als 30 linksradikale Gruppen und Initiativen ihren Protest in die Hauptstadt tragen“, teilte eine Sprecherin der Demo-Veranstalter gestern mit.

Zu einem eventuellen Verbot der Demo oder Auflagen wollte sich die Polizei gestern noch nicht äußern. „Es wird Gespräche mit dem Veranstalter geben“, sagte ein Sprecher.

Der Landesvorsitzende der CDU, Frank Henkel, bezeichnete gestern die Ankündigung als „unerträglich“. „Innensenator Körting und Polizeipräsident Glietsch haben insbesondere durch die unzähligen Anschläge auf das Eigentum anderer und ihrem Versagen am 1. Mai dazu beigetragen, dass die radikale Linke wieder zu ihrer zerstörerischen Kraft zurückfinden konnte.“ Henkel forderte vom Innensenator, einen Runden Tisch gegen Linksextremismus einzurichten.

Berliner Zeitung, 13.5.2009"

passendes Bild

----------------------------------- 13.05.2009 - 12:12
hier ein passendes Bild - riotcops bei einem Transparent für die Parade:

Hier die PM der CDU Spinner...

Auf nach Berlin! 13.05.2009 - 15:16

 http://www.cdu-fraktion.berlin.de/index.php/aktuelles/presseerklaerungen/linksradikale_demonstriren_gegen_republikgruendung_cdu_fraktion_bekraeftigt_forderung_nach_rundem_tisch_gegen_linksextremismus


Henkel: Linksradikale demonstrieren gegen Republikgründung - CDU-Fraktion bekräftigt Forderung nach Rundem Tisch gegen Linksextremismus

Der Fraktions- und Landesvorsitzende der Berliner CDU, Frank HENKEL, erklärt:

„Die Ankündigung von radikalen Linken, am 23. Mai gegen den 60. Jahrestag der Gründung der Republik Deutschlands protestieren zu wollen, ist unerträglich. Dieses Vorhaben verurteilen wir aufs Schärfste. Denn unser Land garantiert jedem ein höchstmögliches Maß an Sicherheit und Freiheit. Es ist heuchlerisch, einerseits Nutznießer dieser Vorteile zu sein, und andererseits gegen unser bewährtes System anzukämpfen.
Foto von Frank Henkel

Innensenator Körting und Polizeipräsident Glietsch haben insbesondere durch die unzähligen Anschläge auf das Eigentum anderer und ihrem Versagen am 1. Mai dazu beigetragen, dass die radikale Linke wieder zu ihrer zerstörerischen Kraft zurückfinden konnte. Sie haben zugelassen, dass sich immer mehr rechtsfreie Räume bilden konnten, und in Kauf genommen, dass die Sicherheit und die Freiheit der Berlinerinnen und Berlin massiv eingeschränkt wurde.

Mit Körtings Verharmlosungsstrategie muss endlich Schluss ein. Wir bekräftigen daher unsere Forderung an den Innensenator, einen Runden Tisch gegen Linksextremismus einzurichten. Denn gegen Linksradikalismus und Linksextremismus muss genauso entschieden vorgegangen werden, wie gegen derartige Auswüchse auf der rechten Seite des politischen Spektrums."

panikmache beginnt

leserin 13.05.2009 - 22:46
BZ schreibt:

Linke Gewalt
Was ist die passende Antwort?
13. Mai 2009 22.05 Uhr, Gunnar Schupelius
Am 23. Mai schlagen die Linksradikalen wieder zu. Wie schützt uns Herr Körting?
...

Sogar mit Video von dem besorgten Autor

Mobiveranstaltung

In Dortmund 14.05.2009 - 10:56
Am 19.5. findet in Dortmund eine Infoverastaltung für die Antinationale Parade statt.
Checkt  http://aid.blogsport.de

Mobivideo für die Parade am 23.5. in Berlin

. 20.05.2009 - 23:24
...Ums Ganze TV Folge 4 - 23.05.2009 Antinationale Demo in Berlin:

Dreckseite ist down

Pastaknast 23.05.2009 - 19:56
Kann mir jemand sagen, warum auf die verlinkte Seite keinen Zugriff möglich ist?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 12 Kommentare

Hintergründe...

Peter 12.05.2009 - 19:54
Hintergründe zu Evrim Baba, 1.Mai, Koalitionskrise in Berlin,...

Evrim Baba´s Erklärung zum 1.Mai:
 http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=08052009ArtikelBBMuellermertens1

Berlin-Brandenburg: Stürzt Wowereit über Evrim Baba?:
 http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=08052009ArtikelBBMuellermertens1

erst nazis, dann nation bekämpfen!

antifa 12.05.2009 - 20:00
alle die am 22./23. mai nach berlin kommen, sollten sich den naziaufmarsch in luckenwalde nicht entgehen lassen. das geht schon um 11 uhr los und so ist es kein problem 18 uhr im 40-minuten entfernten berlin zu sein.

"23.05.2009_ Luckenwalde
11 Uhr – Naziaufmarsch verhindern

Am 23.Mai, dem Tag des Grundgesetzes, wollen Neonazis aus dem militanten Spektrum der freien Kameradschaften eine Demonstration in Luckenwalde, wenige Kilometer südlich von Berlin durchführen. Diese faschistische Demonstration ist der vorläufige Höhepunkt einer besonders aktionsorientierten militanten Neonaziszene in Teltow-Fläming.

Aus diesem Grund hat sich das spektrenübergreifende antifaschistische Bündnis „Linker Fläming United“ gegründet, welches sich unter dem Motto: „Gemeinsam gegen Nazis – Kein Ort für die Verdrehung der Geschichte!“ den Neonazis an diesem Tag entgegenstellen will."

( http://linker-flaeming.de.vu/)

Alle nach Berlin!

Saarland Crew 12.05.2009 - 20:17
Eine bessere Mobilisierung dafür gibts gar nicht (;

SMASH HITS

Bravo 12.05.2009 - 22:08
Nach der Demo gegen Staat und Kapital -> tanzen gegen Staat und Kapital!

Bravo SMASH HITS Party, für Antireppresionskosten des 1. Mai 2008 in Hamburg. Es wird Aufgelegt von DJ Funky Diva [Bravo-Hits] und DJane Trash Tante [AllTime-Favourite]!!

Specials:
*Tonfa Limbo*
*Soli Cocktails* für den Antifaschisten Christian S.

Eine Woche vorher der Nation das Herz brechen

herzensbrecher 12.05.2009 - 23:42
Der Nation das Herz brechen – Das Event zur Varusschlacht verderben

I
Am 15. Mai wird in den ostwestfälischen Ortschaften Detmold, Kalkriese und Haltern am See eine Ausstellung anlässlich des 2000-jährigen Jubiläums der Varusschlacht eröffnet. Auch die Bundesrepublik will sich nicht lumpen lassen und lässt kurzerhand die Kanzlerin antanzen, um der Ausstellung den schwarz-rot-goldenen Segen zu erteilen. Unter dem Motto »IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS« wird sich in die teutonischen Urwälder begeben, um eine gemeinsame Identität der Deutschen oder gleich ganz Europas zu suchen. Und wer sucht, der wird bekanntlich auch finden.

II
Denn ganz wie bei den unschönen Wohlfühlfeierlichkeiten zu 60 Jahre Grundgesetz oder 20 Jahre Mauerfall steht dabei weniger der tatsächliche Inhalt als der verbindene Gehalt kollektiver Identität im Vordergrund. Durch solche Events nationaler Selbstbestätigung können sich die Staatsbürger_innen1 als die Schicksalsgemeinschaft begreifen, die sie real auch sind.

Denn die kapitalistische Konkurrenz trifft die Individuen nicht unvermittelt sondern zuallererst als Bürger_innen ›ihres‹ Staates. Vom Abschneiden des Gewaltmonopolisten in der Weltmarktkonkurrenz hängen schließlich nicht zuletzt Bildungschancen und soziale Infrastruktur ab. Was sich nicht durch das Nadelöhr der Finanzierbarkeit pressen lässt, lässt sich im Kapitalismus bekanntlich schwer realisieren. Und ob es sich gerade um eine kleine oder eine große Nadel handelt, hängt maßgeblich vom tagtäglich bilanzierten Abschneiden eines Staates im weltökonomischen Wettnähen ab. Diese objektive Abhängigkeit der Bürger_innen von ihrem Staat führt häufig zu einer unwillkürlichen Identifikation mit dem Nationalen. Gegen die überall erfahrbare Ohnmacht und Kränkungen der kapitalistischen Konkurrenz, der Gewissheit tagtäglich auf der Wertigkeitsskala nach unten rutschen und die Grundlagen der eigenen Existenz verlieren zu können, verspricht die möglichst widerspruchsfreie Kollektivität trügerische Sicherheit. Diese Identität ist somit weder eingeflüstert noch strategisch gewählt sondern ist Reflex auf die Widersprüche kapitalistischer Vergesellschaftung. Und gerade darin liegt ihre ideologische Funktion.

III
Wird die falsche Kollektivität der nationalen Gemeinschaft erst einmal als Bastion gegen die Kränkungen der Konkurrenz in Stellung gebracht, so folgt daraus die Forderung der Bürger_innen an den Staat konkret für das eigene Kollektiv zu gewährleisten, was er nur formal garantieren kann: Tatsächliche Gleichheit und Schutz vor den negativen Folgen der Konkurrenz. Da der Staat diesen Widerspruch aber nie auflösen kann ist die Konsequenz der nationalistischen Forderung den Kreis der Anspruchsberechtigten entsprechend einzuschränken. In der Frage wie hart und mit welchen Mitteln der Staat durchzugreifen hat, um eben diesen Schutz zu gewährleisten und den Ausschluss zu vollziehen, scheiden sich dann die liberalen und offensiv nationalen Geister im Lager der Fans nationaler Zusammenkunft. Einige sind mit der staatlichen Umsetzung gar so unzufrieden, dass sie daraus das Recht ableiten diesen Ausschluss prompt selber zu vollführen, bis hin zu blutigen Hetzjagden auf das als fremd und schädlich Empfundene. Im Vordergrund steht dabei aber nicht der Ausschluss allein sondern die Sicherheit selbst vollzugsberechtigt zu sein. Der Drohung sich von ›Schmarotzern‹ zu entledigen, wohnt bereits die befriedigende Gewissheit bei, dass man als Teil des nationalen Kollektives ein Mitspracherecht hat. Ein echte Deutsche zu sein ist gefühlt, und im Konkurrenzalltag letztlich auch faktisch, eine deutlich angenehmere Position, als wäre man lediglich Mandy aus irgendeiner heruntergekommenen Vorstadt.

IV
Die Idee den Staat als Garant gegen die bitteren Ergebnisse der Konkurrenz stark zu machen ist natürlich insofern Quatsch, als dass der Staat die politische Form und Gewalt der kapitalistischen Produktionsweise ist und somit die Konkurrenz überhaupt erst aufrecht erhält. Es ist der Staat der als Gewaltmonopolist mit Hilfe des von ihm durchgesetzten allgemeinen Rechts überhaupt erst die Bedingungen für die Durchführung kapitalistischer Produktion gewährleistet. Die einzelnen Individuen haben kein Interesse an der Konkurrenz an und für sich, sie scheren sich nur um den Zwang mit anderen ökonomischen Akteuren – unter Drohung des eigenen Untergangs – konkurrieren zu müssen. Und dabei muss ihnen jedes Mittel recht sein. Eine freilaufende kapitalistische Konkurrenz würde somit in Mord und Totschlag um die besseren Plätze enden, wie es sich faktisch in kapitalistischen Gesellschaften ohne funktionierenden Staat auch regelmäßig ereignet. Ein ausuferndes Duell aller gegen alle, welches statt im Gerichtsaal auf dem Schlachtfeld vollführt wird, erschwert eine dauerhafte Reproduktion des Kapitalverhältnisses jedoch ungemein. Deshalb tritt der Staat als den einzelnen konkurrierenden Akteuren übergeordnete Instanz an, weil nur so der möglichst reibungslose Ablauf kapitalistischer Konkurrenz gewährleistet werden kann.

V
Neben der nationalen Identität gibt es im Kapitalismus jedoch ein ganzes Ensemble verschiedenartigster Ideologien. Zu den wirkmächtigsten Vertretern zäh­len Geschlecht, Religion, Kultur und – die zumindest in Deutschland ein wenig aus der Mode geratene – Rasse2. Eines ist ihnen allen gemeinsam: Sie sind Identitätszuschreibungen, über die flexibel der Anspruch an gesellschaftlicher Teilhabe stets aufs Neue verhandelt wird. Ihre außerökonomischen und vorpolitischen Begründungen sichern daher nur den unbedingten Geltungsanspruch. Daher ist es auch fast unbedeutend, ob für das nationales Kulturerbe Hermann der Cherusker3 oder Prinz Poldi4 seinen Kopf hinhalten muss. Entscheidend ist vor allem, wie gut sich die jeweiligen Märchen von Aufopferung und Heldentum für die nationalen Identität nutzbar machen lassen. Eine Strategie, die deshalb nur darauf abzielt diese Identitäten anhand geschichtlicher Fakten zu blamieren, greift zu kurz.

VI
Wir rufen deshalb dazu auf die Feierlichkeiten der Nation zu stören und zu verunglimpfen. Wenn sich Deutschland als Kulturnation und Hort der Freiheit und Gleichheit feiert, um in Zeiten kapitalistischer Krise Zuversicht zu verbreiten, wollen wir den Finger in die Wunde drücken. Deshalb wird am 16. Mai 2009 eine antinationale Demonstration durch Detmold ziehen, nicht um den Vorwurf der Geschichtsfälschung zu erheben, sondern um die Nation immer dort zu Treffen wo sie versucht sich selber zu legitimieren. Kurz: Der Nation das Herz zu brechen.

Fast Forward Hannover
herzbrechen.blogsport.de

1Wir verwenden in unseren Texten, wenn es um Geschlechtlichkeit geht, den Unterstrich, wie z.B. bei ›Scheisspolizist_innen‹, um die herrschende Zweigeschlechtlichkeit der deutschen Sprache aufzubrechen. So eröffnet der Unterstrich einen Raum für alle, die sich nicht den beiden Polen hegemonialer Geschlechtlichkeit unterordnen wollen. siehe dazu: A.G. Gender-Killer

2Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Rassismus verschwunden wäre. Alltäglich wird das Fremde immer noch an äußerlichen Merkmalen wie der Hautfarbe festgemacht. Lediglich die offene Argumentation mit dem Merkmal Rasse ist einer Verwendung des Kulturbegriffes gewichen, welche aber faktisch zu denselben gewalttätigen Ergebnissen führt.

3Arminius, Hobbyfeldherr und Freund primitiver Waldbehausungen

4Lukas Podolski, Provinzkicker

Vor der Parade Nazis in Luckenwalde stoppen

Dein Name 13.05.2009 - 12:09
Es bietet sich zeitlich an, vor der Parade am 23. Mai in der südlich von Berlin gelegenen Stadt Luckenwalde den Nazis den Tag zu vermiesen. Diese planen dort nämlich einen Aufmarsch. Dagegen findet auch eine Antifa-Demo statt:

 http://linker-flaeming.de.vu/
 http://aatf.antifa.net/

Ergänzung

Name 13.05.2009 - 12:42
"Außerdem philosophiert er über die "zerstörerische Kraft" der radikalen Linken." warum der autor hier anführungszeichen setzt, verstehe ich nicht ganz. schliesslich hat die frankfurter schule wie schon karl marx ja ganz offen zugegeben, dass sie z.b. die familien zerstören will. der cdu politiker ist also weder der erste noch der einzige, der über diese dinge philosophiert.

was

soll 13.05.2009 - 12:50
denn das foto von dem nackten kerl auf dem plakat? soll das ne antinationale schwulenparade werden oder was? die botschaft ist mir leider nicht ganz klar und ich fürchte dann wird sie das auch vielen normalos nicht sein.

@ Ergänzung

Fan 13.05.2009 - 14:40
Frage:
"Außerdem philosophiert er über die "zerstörerische Kraft" der radikalen Linken." warum der autor hier anführungszeichen setzt, verstehe ich nicht ganz.

Antwort:
Weil es ein Zitat ist! Ganz einfach...

@soll 13.05.2009 - 12:50

@soll 13.05.2009 - 12:50 13.05.2009 - 15:05
nackter mann = Schwul?

Interessant...

nackter mann

... 13.05.2009 - 16:22
auch mir ist nicht gant klar, was der nackte typ soll. soll der jetzt positiv oder negativ besetzt sein? ich finde es ja sehr gut, wenn versucht wird, von diesen pseudolustigen comicfiguren mal wegzukommen aber man sollte schon verstehen können, worum es geht. der abgebildete typ ist für mich erstmal positiv besetzt, weil gut gebaut und daher nett anzusehen. andererseits rennt er mit einer deutschlandfahne rum und die demo ist ja antinational. also wie gesagt, ich kann da keine eindeutige botschaft erkennen und das ist schlecht, weil propaganda nunmal auch für dumme leute verständlich sein muss, sonst funktioniert sie nicht, is nunmal so.

@...

xxx 13.05.2009 - 17:50
vermutlich stammt das plakat von irgendeiner gendertante, für die ein nackter mann eben nicht "positiv besetzt" ist, sondern ausdruck patriarchalischer (=böser) zustände, jedenfalls aber von struktureller gewalt. ausserdem könnten sich durch dessen muskulösen körper alljene, die von natur aus schlechter weggekommen sind diskriminiert fühlen.andererseits sind das natürlich auch alles wieder konstrukte, insofern sollte mensch vielleicht eher formulieren: "eine sich vermutlich als mann definierende nackte person".