Anti-Islam-Kongress 2009: Rückblick und Fazit

Antifaschistische Organisation Wipperfürth 11.05.2009 15:40 Themen: Antifa
150 pro-Köln-Anhänger und 100 Gegendemonstranten auf dem Barmer Platz, 3.000 Personen drum herum. Bei den Kundgebungen in Leichlingen, Leverkusen, Dormagen und Bergheim um die 50 bis 60 Rechtspopulisten und 100 bis 300 Gegendemonstranten. So sieht erst mal nüchtern betrachtet die Bilanz des vergangenen Wochenendes aus.
Wenn man sich den Ablauf aber etwas genauer anschaut, wird man feststellen, dass nicht alles so glanzvoll und sensationell ablief, wie man es sich gegen "pro Köln" erhofft hatte. Zwar war es in jedem Fall eine peinliche Blamage für die pro-Bewegung, die von ihren propagierten "mehreren tausend" Teilnehmern am Kongress nur einen winzigen Bruchteil auf den Barmer Platz mobilisieren konnte - der Verdienst der antifaschistischen Gegenaktion war das jedoch nicht. Die Versammlung in Köln-Deutz hätte verhindert werden können. Die Gründe, warum dieses Ziel nicht erreicht wurde, sind vor allem im Verhalten von vielen Gegendemonstranten zu suchen.

Statt sich, wie im "Hingegangen"-Konzept, in unauffälliger Kleidung zum Barmer Platz zu bewegen und in friedlicher Absicht der Polizei klarzumachen, am Kongress teilnehmen zu wollen, wollten es sich einige Personen offenbar nicht nehmen lassen, in komplett schwarzer Ausrüstung mit Vermummung zu erscheinen und noch dazu antifaschistische Parolen zu rufen. Demnach ist es auch nur nachvollziehbar, dass die Polizei dementsprechend reagiert und einen Großteil der Menschen, die an den Schleusen auf Einlass warten, gar nicht erst durchlässt. Auf der anderen Seite haben sich viele Leute gar nicht erst die Mühe gemacht, zu versuchen, auf den Barmer Platz zu gelangen. Stattdessen reihten sie sich in die DGB-Demos auf dem Heumarkt und vor dem Deutzer Bahnhof ein. So schafften es schließlich nur etwa 100 Antifaschisten in unmittelbare Nähe zu den pro-Köln-Anhängern und konnten dementsprechend abgesehen von einem positiven Signal für die Öffentlichkeit wenig erreichen.

Dafür machte sich die pro-Bewegung allerdings schon selbst den Garaus: Stück für Stück wurde im Laufe der Hauptkundgebung der bürgerliche Deckmantel abgelegt und der Öffentlichkeit das rechtsextreme Antlitz präsentiert. Angefangen bei der neonazistisch begründeten Gewalt von pro-Köln-Ordnern gegen Gegendemonstranten über die auffällig "treudeutsch" gestaltete Kleidung von einigen Teilnehmern bis hin zu Äußerungen wie über den Islam und "Überfremdung" als "Krankheitserreger" war alles dabei, was tadellos ins tatsächlich rechtsradikale Weltbild passt. Im Laufe des Kongress kam es immer wieder zu Angriffen von pro-Köln-Mitgliedern auf Antifaschisten; sogar Journalisten wurde die Kamera weggeschlagen. Von den unzähligen perversen Verbalattacken mal abgesehen, trat Manfred Rouhs auf dem Barmer Platz auf einen am Boden liegenden Jungen ein und entfernte sich danach ganz schnell vom Ort des Geschehens, als könne er kein Wässerchen trüben. Bernd Schöppe würgte bei der Kundgebung in Dormagen einen Störer, der versucht hatte, die Bühne zu stürmen und das Lautsprecherkabel herauszuziehen.

Was vom Anti-Islam-Kongress bleibt, ist ein riesiges Medienecho, das für "pro Köln" gar nicht schlechter hätte ausfallen können. War im letzten September noch häufiger von einer vermeintlichen "Blamage des Rechtsstaates" und einem "Sieg über die Demokratie" die Rede, heißt es in diesem Jahr: "Rechte können in Köln nicht punkten" und "Ihr macht euch lächerlich". Insofern kann der Protest gegen den Kongress trotz der denkbar schlechten Organisation im Abschluss noch als Erfolg verbucht werden - was jedoch weniger auf das Konto der Antifa, als viel mehr auf das der allgemeinen Gegendemonstrationen mit 3.000 Teilnehmern gehen dürfte.
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Ergänzungen

Foto De*Nationalize 08.05.2009 Köln

EZLN 11.05.2009 - 16:59
Auf der antinationalen, linksradikalen Antifa Demo: DE*NATIONALIZE! EUROPA.DEUTSCHLAND.KÖLN - ALLES SCHEISSE! fanden sich am Freitag Abend über 1000 Leute ein. Trotz massiver Polizeirepression konnte die Demonstration bis zum Heumarkt durchgeführt werden.

Fotos Pro NRW-Kongress & Gegenproteste

. 12.05.2009 - 01:46
08.05 - Pro NRW Kundgebung in Leverkusen & Gegenproteste
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157617865750731/

08.05 - Pro NRW Kundgebung in Dormagen & Gegenproteste
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157618009442284/

08.05 - Antifa Demo "de.nationalize" in Köln
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157617953412302/

09.05 - Pro NRW Hauptkundgebung in Köln & Gegenproteste
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157617951302722/

Schüler gegen Rechts Resümee

BezirksschülerInnenvertretung 13.05.2009 - 08:13
Schüler gegen Rechts
www.sgr-koeln.de
Bilanz 09.05.2009
Montag, 11. Mai 2009 um 15:26 Uhr

Bilanz der Gegendemonstrationen zum Anti-Islamisierungs-

Kongress: Viele Schüler unter polizeilicher Repression


Am Samstag, den 9.Mai 2009, wurde in Köln ein Bild von Willkür deutlich!

Demokratische BürgerInnen und vor allem SchülerInnen versuchten, friedlich ihren Protest gegen den gleichzeitig von „pro Köln“ abgehaltenen Anti-Islamisierungskongress auszudrücken. Insgesamt können wir den Gegenprotest als sehr erfolgreich werten. Es fanden sich in der ganzen Kölner Innenstadt, aber besonders am Barmer Platz und auf dem Neumarkt, rund 6000 friedliche Demonstranten ein, die versuchten, ihre eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen.

Allerdings hinderte ein massives Polizeiaufgebot sie daran, auf den Barmer Platz zu gelangen, auf dem der „Anti-Islamisierungskongress“ stattfand. Die Polizisten vor Ort begründeten dies mit dem „radikalen Aussehen“ der Demonstranten, vor allem der Schüler und schickten diese von vermeintlichen Schleusenpunkten zum nächsten, um sie unserer Meinung nach loszuwerden.

Wir wollen uns ausdrücklich von diesen Vorwürfen distanzieren, da gemäß unseren Informationen alle Schüler zivil gekleidet und ohne jegliche Vermummung demonstriert haben.

Zudem kritisieren wir nach diesem Tag die Informationspolitik und Willkür der Polizei. Es kann nicht sein, dass uns die Kölner Polizei in Person von Herrn Steffenhagen und Herrn Behrendes in Kooperationsgesprächen bezüglich der Demonstration Zusicherungen macht und diese dann nicht einhält.

Wir SchülerInnen wollten auf dem Platz zur Kundgebung, um unsere Meinung zu äußern. Wir hatten keine verbotenen Gegenstände bei uns, noch sahen wir gewaltbereit aus. Wir sind Schüler, die die Hetze der Rechtsextremen nicht wehrlos hinnehmen wollten.

Allerdings ist und war unsere Waffe unsere Stimme und nicht der Stein auf der Straße. Daher ist es uns unerklärlich, wie man dies als Polizei im Nachhinein so verkennen kann und sich nicht an Abmachungen hält.

mehr infos:
www-sgr-koeln.de

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

Danke! — noch ein Anarcho

"Linksradikale Demo" — Black_Pullover

Einschätzung. — nö.

aktionsform — NOCH n anarcho

vorabend demo — antinational