Rechte Reinfallserie für "pro NRW"

Antifaschistische Organisation Wipperfürth 08.05.2009 23:00 Themen: Antifa
"4:0 für die pro-Bewegung" - so umschreibt die rechtspopulistische Gruppierung "pro NRW" ihre Demonstrationsserie, die am heutigen Freitag über die Bühne gegangen ist. Eine nette Beschreibung für das, was da in Leichlingen, Leverkusen und Dormagen passiert ist. Die Realität sieht jedoch anders aus.
Begonnen wurde der sogenannte "Anti-Islamisierungskongress", der sich weniger gegen Islamisierung als viel mehr gegen den Islam und "Türkisierung" wendet, mit einer Auftaktkundgebung in Leichlingen. Um 10 Uhr sammelten sich die etwa 50 pro-NRW-Anhänger auf den Parkplätzen an der Funchalbrücke, um ihre extremistische Propaganda unter die Leute zu bringen - was jedoch nicht ganz funktioniert haben dürfte: Zum einen war der 60 Leute starke antifaschistische Gegenprotest äußerst geräuschintensiv, zum anderen interessierten sich die Passanten einen feuchten Kehricht für die Rechtspopulisten. "pro NRW" spricht dagegen von über 150 Teilnehmern und bezeichnet die Leichlinger Veranstaltung als Erfolg. Paradoxerweise gehen sie sogar in ihrer Einschätzung von 80 Gegendemonstranten aus - wir wollen sie gerne in dem Glauben lassen. Nach Ende der Kundgebung trat ein Großteil der Teilnehmer den Weg zur nächsten Veranstaltung in Leverkusen mit Taxis an.

Zwischendurch gab es in Köln eine Pressekonferenz der pro-Bewegung. Da sich niemand dazu bereit erklären wollte, der Gruppierung entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, fand diese in der Anwaltskanzlei des pro-Köln-Mitglieds Jürgen Clouth in der Sankt-Apern-Straße statt. In dem beengten Zimmer drängten sich während der Konferenz "Unmengen" von Journalisten - etwa 20 Personen waren es insgesamt.

Um 13 Uhr startete die Kundgebung am Wiesdorfer Platz in Leverkusen. Laut "pro NRW" versammelten sich über 100 "Bürger" auf dem von der Polizei völlig abgeschotteten Platz - in der Realität waren es etwa 80 Personen. Zieht man davon noch die 30 Gegendemonstranten ab, die es kurzfristig auf die Veranstaltung geschafft hatten, bleiben wiederum die bereits in Leichlingen anwesenden Mitglieder der pro-Bewegung übrig - von den von "pro NRW" für sich eingenommenen "Bürgern" fehlt dabei jede Spur. Völlig unverhältnismäßig war das große Aufgebot von polizeilichen Einsatzkräften, sogar ein Hubschrauber wurde eingesetzt. Mit der Begründung, die Gegendemonstranten würden die Kundgebung stören, wurde sämtlichen Personen ein Platzverweis erteilt - eine Maßnahme, die in dieser Situation keineswegs nachvollziehbar war. Der Weg zur nächsten Kundgebung von Leverkusen aus gestaltete sich im Anschluss für "pro NRW" etwas schwierig: Die Taxis waren plötzlich verschwunden; die Unternehmen hatten die Aufträge storniert.

Die für den 8. Mai letzte pro-NRW-Veranstaltung fand in Dormagen vor dem alten Rathaus statt. Hier offenbarte sich wieder einmal in besonderem Maß die Unfähigkeit der pro-Bewegung, eine ernstzunehmende Partei zu bilden. Vor den Augen der etwa 200 Gegendemonstranten, die sehr lautstark ihren Protest ausdrückten, wurden wie in Trance Deutschlandfahnen geschwenkt, Jesuskreuze gen Himmel erhoben und "Wir sind das Volk" gerufen. Als Unterhaltung erklang dazu der "Radetzkymarsch" sowie der sakrale Mönchs-Gesang mit "Dominus"-Einschlag. Böse Zungen behaupteten, sämtliche 60 Teilnehmer der Kundgebung hätten das in deren LKW bereitstehende Grünzeug geraucht und erklärten sich die unfreiwillig komödiantische Darbietung mit einem daraus resultierenden deliriumsnahen Zustand der pro-Mitglieder. Vielleicht lag es aber auch ganz einfach am Frust darüber, dass sämtliche Geschäfte des Dormagener Einzelhandels aus Protest gegen die rassistische Propaganda der pro-Bewegung dicht gemacht hatten. Dabei mischten neben den Rentnern der pro-Bewegung, die sich teilweise gleich mit mehreren schweren Holzkreuzen behangen haben, auch zwei Gruppen von Neonazis mit, die aus etwa 20 Personen bestanden.

Alles in allem also auch in Dormagen eine deutliche und unfassbar komische Blamage für "pro NRW". Fast schon nicht mehr erwähnenswert, dass die Teilnehmerschätzungen der pro-Bewegung auch hier wieder etwas großzügig ausgefallen sind: "Über 150 Menschen" sollen es in den rechtspopulistischen Träumen gewesen sein. Wie schon gesagt: Grünzeug...
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Ergänzungen

Demonstration ohne Gewalt in der Geisterstadt

Infokiosk 09.05.2009 - 16:32
Sieben Personen nahm die Polizei während der Kundgebung des rechtsgerichteten Bündnisses Pro NRW fest. Die Einzelhändler haben ihr Versprechen wahr gemacht. So ruhig hätten sie die Innenstadt noch nie gesehen, erklären Heinz, Silke und Maike Fasse. Vögel zwitschern in den Bäumen, an den Straßenecken stehen einzelne Polizeiposten.

Nichts in der Dormagener Innenstadt deutet auf eine massive Präsenz starker Einsatzkräfte hin, die jede gewaltsame Eskalation während der Kundgebung des rechtsgerichteten Bündnisses Pro NRW verhindern soll.(...)

Bilder und Artikel:  http://www.wz-newsline.de/?redid=515847

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ergänzung — Name

naja... — ulex

Wittenberge: Rechte mit Skimasken — http://www.maerkischeallgemeine.de