Kiel: Antifa-Kundgebung in der Wik

Autonomen Antifa-Koordination Kiel 07.05.2009 22:22 Themen: Antifa
- 40 Antifaschist/-innen auf Kundgebung in der Wik
- Aufklärung über Kieler Neonaziaktivitäten bei entspannter Atmosphäre
- Hinweise auf geplante faschistische Provokation zum 8. Mai in Kiel
Heute, am 07. Mai 2009 fand im Kieler Stadtteil Wik von 16.30 Uhr bis etwa 18 Uhr in der Holtenauer Str./Elendsredder bei Musik, Kaffee und entspannter Atmosphäre eine antifaschistische Kundgebung unter dem Slogan "Aktiv gegen Nazis - im Stadtteil und überall" statt, die von der Autonomen Antifa-Koordination Kiel organisiert wurde.

Die etwa 40 Teilnehmer/-innen informierten die Passant/-innen und Anwohner/-innen in mehreren Redebeiträgen und zahlreichen verteilten Flugblättern über den in den letzten Monaten stark zugenommenen Aktivismus von Kieler Neonazis vor allem um die "Aktionsgruppe Kiel" und riefen zur breiten antifaschistischen Gegenwehr dagegen auf. Darüber hinaus wurde auf die spezielle Situation in der Wik hingewiesen, wo sich in der Vergangenheit rassistische, antisemitische und nationalistische Propaganda im Stadtbild häufte und es immer wieder zu Einschüchterungsversuchen vor allem gegen Anwohner/-innen, die sie für Nazigegner/-innen hielten, kam.
Die Aktion reiht sich ein in eine Vielzahl antifaschistischer Veranstaltungen solcher Art, die in den letzten Wochen im ganzen Stadtgebiet durchgeführt wurden.

Unterdessen gibt es Hinweise auf eine für morgen, den 8. Mai geplante öffentliche Aktion von Neonazis in der Kieler Innenstadt. Kieler Antifaschist/-innen mobilisieren deshalb für 13.30 Uhr zum Europaplatz, um in einem solchen Falle eine faschistische Provokation ausgerechnet am Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus durch breite Gegenwehr zu unterbinden.

Nachdem Antifaschist/-innen heute, wie schon in den vergangene Wochen, in der Wik in einem weiteren Stadtteil Kiels über das hiesige Naziproblem informiert haben, gilt es morgen, am Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus, jegliche Naziaktion zu verhindern! Eine solche faschistische Provokation würde eine kaum zu überbietende Verhöhnung der 60 Millionen Opfer der nationalsozialistischen Barbarei darstellen, die nicht zugelassen werden kann. So oder so wird die spontane antifaschistische Mobilisierung in die Stadt genutzt werden, um ihrer zu Gedenken, den Befreiern zu danken und die Kapitulation Nazideutschlands zu feiern.

Bereits seit Ende Januar diesen Jahres ist es zu einem deutlichen Anstieg von Aktivitäten von Neonazis in Kiel gekommen. Diese reichten bisher vom Verteilen faschistischer Flugblätter, über öffentliche Auftritte, Angriffe auf linke und alternative Projekte bis hin zu Einschüchterungsversuchen und brutalen Angriffen auf Menschen, die ihrem beschränkten Weltbild widersprechen. Entsprechende Gegenaktivitäten von antifaschistischer Seite blieben dabei nicht aus.
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Ergänzungen

Aufruf für den 8. Mai

Autonome Antifa-Koordination Kiel 07.05.2009 - 22:34
Faschistische Provokation zum Tag der Befreiung:
Geplante Naziaktion in Kiel am 8. Mai verhindern!


Wie wir erfahren haben, gibt es deutliche Hinweise darauf, dass Neonazis für morgen, den 8. Mai 2009, eine öffentliche Aktion in der Kieler Innenstadt planen. Dies ist gerade auch im Hinblick auf das gewählte Datum, den Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus, eine nicht hinnehmbare Provokation der Kieler Nazis um die "Aktionsgruppe Kiel".

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom deutschen Nationalsozialismus. Dieser Tag steht für die militärische Zerschlagung und die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands. Er steht für die Befreiung der Konzentrationslager, der Zwangsarbeiter_innen, er bedeutet das Ende des Vernichtungsfeldzugs in Osteuropa und der organisierten Morde an Kommunist_innen, Widerstandkämpfer_innen, Homosexuellen, Sinti, Roma, körperlich oder psychisch beeinträchtigten Menschen und allen Menschen, die nicht in das Menschenbild der Nazis passten. Er steht für die Beendigung des 2. Weltkriegs in Europa, der über 50 Millionen Leben gekostet hat.

Wir sagen: Provokation gelungen!

Seit Ende Januar diesen Jahres ist es zu einem deutlichen Anstieg von Aktivitäten von Neonazis in Kiel gekommen. Diese reichten vom Verteilen faschistischer Flugblätter, über öffentliche Auftritte, Angriffe auf linke und alternative Projekte bis hin zu Einschüchterungsversuchen und brutalen Angriffen auf Menschen, die ihrem beschränkten Weltbild widersprechen.
Wenn diese Nazis nun planen, am 8. Mai eine öffentliche Aktion in Kiel zu machen, so muss und wird ihnen vielfältiger und entschlossener antifaschistischer Widerstand entgegentreten!

Wir rufen alle AntifaschistInnen auf, mit uns zusammen jegliche mögliche Aktion von Nazis in Kiel zu verhindern!

Antifaschistischer Treffpunkt
13:30 Uhr, Europaplatz, Kiel (PÜNKTLICH!)

EA Nummer: 0431/530 34 35


8. Mai - wer nicht feiert, hat verloren!
Keinen Millimeter den Nazis!
Remember History - Fight Fascism!


Zur Information: Das von Avanti angesetzte Gedenken zum 8. Mai auf dem Eichhoffriedhof findet im Anschluss an die antifaschistischen Aktivitäten in der Innenstadt und nicht um 17 Uhr statt.

Gesammelte Indymedia-Berichte...

... 07.05.2009 - 22:47
...zu den letzten Monaten in Kiel:

Kiel: Hausdurchsuchungen bei Nazis -  http://de.indymedia.org/2009/04/248653.shtml
Kiel: Antifa-Kundgebung in Diedrichsdorf -  http://de.indymedia.org/2009/04/248447.shtml
Kiel 18.4.: Nazi-Überfall verhindert -  http://de.indymedia.org/2009/04/247851.shtml
Erfolgreiche Aktionen gegen Neonazis in Kiel -  http://de.indymedia.org/2009/04/247624.shtml
Morgen: Naziaktion in Kiel verhindern! -  http://de.indymedia.org/2009/04/247470.shtml?c=on#c568170
Reggae in der City gegen Kiels Naziproblem -  http://de.indymedia.org/2009/04/247157.shtml
Kiel: Spontaner Naziaufmarsch behindert -  http://de.indymedia.org/2009/04/246615.shtml
Kiel: Anquatsch-Versuch wegen Antifa -  http://de.indymedia.org/2009/04/246459.shtml
Kiel: Antifa-Kundgebung gegen Naziaktivitäten -  http://de.indymedia.org/2009/03/244754.shtml
Aktionen und Demo gegen Neonazis in Kiel -  http://de.indymedia.org/2009/03/243751.shtml
Kiel: Nazis in Gaarden // heute Spontandemo! -  http://de.indymedia.org/2009/03/243712.shtml
Nazis planen Aktionen und Aufmarsch in Kiel! -  http://de.indymedia.org/2009/03/243338.shtml
Kiel: 50 auf Antifa-Kundgebung -  http://de.indymedia.org/2009/03/243200.shtml
Kiel: Zu den aktuellen Naziumtrieben -  http://de.indymedia.org/2009/02/241177.shtml
"Autonome Nationalisten" in Kiel geoutet -  http://de.indymedia.org/2009/01/240342.shtml

Aktueller Stand in Kiel

IMC Kiel 08.05.2009 - 13:58
13 Uhr:
- 5-10 Kieler Nazis am/im Bahnhof bzw. am/im ZOB
- größeres Polizeiaufgebot in der Innenstadt

- 13.50 Uhr:
- 9 Nazis mit Tisch und Fahnen auf dem Asmus Bremer Platz, bauen auf
- 70 Antifas bei Kundgebung auf dem Europaplatz
- insgesamt bis zu 200 Antifas in der Innenstadt unterwegs

Alles in die Stadt! Alerta!

Stand 14:10 Uhr:

... 08.05.2009 - 14:14
- 9 Nazis haben Stand in der Hafenstr./Holstenstr. (Karstadt Sport) aufgebaut
- mindestens 80 Antifas auf dem Asmus-Bremer Platz gegenüber, Bullenkette dazwischen
- Stand erstmal abgeräumt, keine Festnahme :-)

Sieht gut aus, alle in die Stadt!

Stand 14.50 Uhr

IMC Kiel 08.05.2009 - 14:54
- 8 Nazis stehen weiterhin einsam an ihrem Tisch, drumrum Bullen und am Boden liegende Flugblätter, keinerlei Kontakt zu PasantInnen
- Den Nazis ist ein Schild abhanden gekommen
- Antifas weiterhin auf dem Asmus-Bremer-Platz
- Bisher 1 Platzverweis und 2 Personalienfeststellungen, Lage insgesamt aber relativ entspannt


Ab in die Stadt!

Stand 15:05 Uhr

IMC Kiel 08.05.2009 - 15:09
- Nazis haben Sachen gepackt und werden nun von Bullen Richtung Bahnhof gebracht. Passend zum 8. Mai haben sich die Nazis damit eine amtliche Niederlage abgeholt.
- Trotzdem weiter Augen aufhalten, der Tag ist noch lang!!

Stand 15.30 Uhr

IMC Kiel 08.05.2009 - 15:42
- Nazis haben definitiv mit Autos die Innenstadt verlassen
- Bullen (ca. 30 Wannen) entspannen sich, warten aber nach wie vor am Wasser (Andreas-Gayk-Str.)


Super Tag bisher!
8. Mai - wer nicht feiert hat verloren!

Aufruf Kundgebung Wik, 7.5.09

Autonome Antifa-Koordination Kiel 09.05.2009 - 14:51
Do., 07. Mai 2009:

Antifaschistische Kundgebung in der Wik
16.30 Uhr Holtenauer Str./Elendsredder


Wie mittlerweile weitestgehend bekannt sein dürfte, sind Kieler Neonazis
vor allem um die offen neonazistische "Aktionsgruppe Kiel" in den
vergangenen Monaten verstärkt aktiv im ganzen Kieler Stadtgebiet gewesen.
Sie verteilten faschistische Flugblätter und verklebten ebensolche
Aufkleber, führten eine Spontandemonstration durch, schmissen linken
Projekten Fensterscheiben ein und griffen auch immer wieder Menschen an
und verletzten diese teilweise schwer.

Damit einher gingen kontinuierliche antifaschistische Aktionen, die sowohl
auf öffentliche Aufklärungsarbeit setzten, aber auch immer wieder
versuchte, sich dem übermütigen Nazi-Aktivismus praktisch entgegen zu
stellen. Nachdem schließlich am Samstag, 18.4. zwei geplante
Neonazi-Aktionen in Kiel mit überregionaler Beteiligung erfolgreich durch
konsequentes Eingreifen von Antifaschist/-innen verhindert werden konnten,
ist es vergleichsweise ruhig um den aktivistischen Kern der Kieler
Neonaziszene geworden. Der zunehmende Druck auf diesen dürfte zudem durch
einen etwas später durchgeführten staatlichen Repressionsschlag gegen
Mitglieder der "AG Kiel" in Form von Hausdurchsuchen am 28.4. wegen
"Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung" noch zugenommen
haben.
Das übermütige Selbstbewusstsein, das die "Aktionsgruppe Kiel" noch vor
wenigen Wochen Luftschlösser von "ihrer Frontstadt" bauen ließ, scheint
binnen kürzester Zeit erheblich beschädigt worden zu sein.

Wir denken jedoch, dass dies kein Grund für Antifaschist/-innen sein
sollte, sich zurück zu lehnen. Im Gegenteil: Jetzt muss es darum gehen,
die derzeitige Defensive der Nazis zu nutzen, um der "Aktionsgruppe Kiel"
und ihren Fans jede Lust zu nehmen, sich zu regenerieren. Denn auch wenn
in den letzten zwei Wochen, im deutlichen Gegensatz zu den Monaten davor,
keine öffentlichen Neonazi-Aktionen mehr in Kiel durchgeführt wurden,
tauchen auch weiterhin, zwar im kleineren Umfang, Nazi-Aufkleber und
Sprühereien im Stadtgebiet auf und auch kleinere Übergriffe, meist auf
vermeintliche Antifaschist/-innen, finden nach wie vor statt. Das durch
die "AG Kiel" geweckte Aktionspontential in der Kieler Neonaziszene ist
also weiter vorhanden.

Besonders auffällig ist dies in teilen der Wik: Hier häufen sich seit
Längerem ihre Propagandaaktionen und Einschüchterungsversuche gegen
vermeintliche Antifaschist/-innen. Dass die Wik aber auch in ihren
gebräuntesten Gegenden von etwas wie einer "National befreiten Zone", von
deren Schaffung Kieler Neonazis nach Vorbild anderer Städte in jüngster
Vergangenheit bereits träumten, jedoch weit entfernt ist, zeigt, dass eine
kaum zu übersehende Gruppe Antifaschist/-innen am vergangenen Montag,
27.4. ohne Probleme im Stadteil öffentlich und am helligten Tage
Nazi-Propaganda systematisch aus dem Straßenbild entfernen konnte und
ihrerseits ausgiebig antifaschistische Aufkleber, Plakate und Flugblätter
hinterlassen konnten und mit dieser Aktion durchaus auf positive
Resonanzen gestoßen sind. An diese Aktion oder auch an die
Antifa-Kundgebung am 20.4. in Wellingdorf wollen wir anknüpfen und damit
die Kontinuität der antifaschistischen Aktionen der letzten Monate im
gesamten Kieler Stadtgebiet fortsetzen.

Wir rufen auf zur Kundgebung der "Autonomen Antifa-Koordination Kiel" in
der Wik:
Weiter im Kampf gegen die "AG Kiel" und alle anderen Nazibanden!

Donnerstag, 7. Mai 2009
16.30 Uhr
Holtenauer Straße/Elendsredder

KOMMT ZAHLREICH!

Redebeitrag Situation Wik, 7.5.09

Autonome Antifa-Koordination Kiel 09.05.2009 - 14:54
Liebe Antifaschisten und Antifaschistinnen!
Liebe Wiker und Wikerinnen!

Wir haben uns hier heute in der Wik zusammengefunden, um mit einer kleinen Kundgebung darauf aufmerksam zu machen, dass Kieler Neonazis in den vergangenen Monaten verstärkt im ganzen Stadtgebiet aktiv gewesen sind. Unsere heutige antifaschistische Kundgebung reiht sich ein neben verschiedenen ähnlichen Aktionen, die sich in den letzten Wochen gegen diese nicht hinnehmbare Entwicklung gerichtet haben. AntifaschistInnen waren z.B. immer wieder in der Innenstadt, in Gaarden oder auch in Wellingdorf präsent und haben über den Naziaktivismus aufgeklärt und zur vielfältigen und breiten Gegenwehr aufgerufen.

Heute sind wir hier in der Wik, um in einem weiteren Stadtteil durch öffentliche Information den Nazis ihre vermeintlich unbeachteten Aktions- und Rückzugsräume zu nehmen.
Ein weiterer Grund für diese Kundgebung darüber hinaus ist allerdings auch, dass schon seit längerer Zeit gerade in Teilen der Wik besonders viele Aktivitäten von Nazis festzustellen sind. Dabei handelt es sich weniger um öffentliche Auftritte, wie sie z.B. gehäuft in der Innenstadt stattfanden, sondern vielmehr um faschistische Propagandaverbreitung in Form von massenhaften Verkleben von Aufklebern mit widerlichen rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Inhalten und dem Sprühen von Naziparolen im Stadtteil. Außerdem kam es in der Wik in der jüngsten Vergangenheit verstärkt zu teilweise massiven Einschüchterungsversuchen und Bedrohungen meist gegen Menschen, die sie für NazigegnerInnen hielten, durch hier lebende Neonazis.

Diese hier in der Wik ansässige und agierende Naziszene gehört dabei mit wenigen Ausnahmen nicht zum Kern der organisierten Neonazis um die „Aktionsgruppe Kiel“ oder die NPD. Vielmehr handelt es sich eher um eine relativ junge Mischszene aus rechten Jugendlichen, Boneheads und jungen Nachahmern ihrer Vorbilder aus der „AG Kiel“, die einerseits zwar durchaus Verbindungen zu den organisierten Kreisen hat, andererseits aber auch personelle Kontakte zu nicht-rechten Jugendlichen hier im Stadtteil pflegt. Dass dieses nicht-isolierte rechte Potential eine Eigendynamik entfalten kann, sobald ihre organisierten Vorbilder aktiv werden, denen sie nacheifern können, hat der zunehmenden Naziaktivismus der letzten Wochen in der Wik gezeigt.
Insofern sollte es das Anliegen aller antifaschistischen Menschen hier im Stadtteil sein, diesen Zustand schleunigst zu ändern, da dort, wo die Nazis ungestört bleiben und handeln können, sie versuchen, sich immer mehr Spielräume zu schaffen. Und je weiter sie sich ausbreiten können, desto bedrohlicher wird die Lage für alle Menschen, die sie nach ihrer menschenverachtenden Ideologie im Geiste des Nationalsozialismus für minderwertig halten: Menschen mit dunkler Haut- oder Haarfarbe, MigrantInnen, NazigegnerInnen, Linke, Nicht-Hetero-Sexuelle und viele andere, die im Widerspruch zum schwachsinnigen Weltbild der Nazis stehen.

Wir rufen alle in der Wik lebenden Menschen wie überall anders auch dazu auf, offen auftretende Nazis nicht im eigenen persönlichen Umfeld zu tolerieren, Nazipropaganda aus dem Stadtbild zu entfernen, bei faschistischen oder rassistischen Übergriffen und Einschüchterungsversuchen einzuschreiten und sich bedingungslos mit den Betroffenen zu solidarisieren und jeden Versuch von Nazis im Stadtteil aktiv zu werden, auf welche Weise auch immer zu verhindern. Diese Selbstverständlichkeit, Nazis nie wieder Entfaltungsmöglichkeiten für ihre menschenfeindliche Scheiße zu überlassen, ist für uns unweigerliche Konsequenz spätestens aus der mörderischen deutschen Geschichte, deren Millionen Opfer wir nicht zuletzt heute, am Vortag des 8. Mais, dem Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus, erinnern wollen.

In diesem Sinne: Nazis und ihre widerliche rassistische, antisemitische und nationalistische Ideologie endlich auf den Müllhaufen der Geschichte verfrachten!
Deshalb: Keinen Millimeter den Faschisten – nicht in der Wik, nicht in Kiel – nirgendwo!

Redebeitrag Situation Kiel, 7.5.09

Autonome Antifa-Koordination Kiel 09.05.2009 - 14:56
Wir haben uns hier heute in der Wik zusammengefunden, um auf den in den vergangenen Monaten stark zugenommenen Aktivismus von Kieler Neonazis hinzuweisen.

Seit etwa Ende Januar sind Neonazis aus dem Spektrum der selbst ernannten „autonomen Nationalisten“ – die „Aktionsgruppe Kiel“ („AG Kiel“) – sowie der NPD wieder auf der Straße aktiv. Teilweise täglich haben Mitglieder dieser „AG Kiel“ Flugblätter mit nationalistischen und rassistischen Inhalten in der Kieler Innenstadt sowie in einigen anderen Stadtteilen verteilt. Es tauchen vermehrt, vor allem auch hier in der Wik, Aufkleber und Plakate von Nazi-Organisationen sowie Sprühereien mit faschistischen Inhalten auf. Darüber hinaus kam es wie bereits im Mai letzten Jahres zu zwei Angriffen auf linke bzw. alternative Projekte, als in der Nacht zum 4. Februar bei einem alternativen Buchladen und der Druckerei der Hansastrasse 48 Scheiben mit Steinen eingeworfen wurden. Letztes wie dieses Jahr bekannte sich die „Aktionsgruppe Kiel“ zu diesen Anschlägen auf ihrer Internetseite.
Verschärft wurde die Situation nochmals, als am 6. April 25 Neonazis der „AG Kiel“ und der NPD spontan durch die Kieler Innenstadt demonstrieren konnten, von der Polizei vor dem kurzfristigen antifaschistischen Protest geschützt. In der Nacht zuvor wurde außerdem im Kieler Norden ein junger Mann in seiner Wohnung von drei Neonazis überfallen.
Am 18.4. wurde schließlich ein zufällig anwesender Mann am Kieler Rathausplatz von einem Neonazi ins Krankenhaus geprügelt, nachdem etwa 30 Nazis versucht hatten, am Rande einer antifaschistischen Kundgebung auf dem Asmus-Bremer-Platz aufzumarschieren, was jedoch durch konsequentes eingreifen von AntifaschistInnen verhindert werden konnte.
Dieser Tag, der eigentlich ein weiterer Höhepunkt für das übermütig gewordene Selbstbewusstsein der Kieler Naziszene werden solltet und ursprünglich eine Nazikundgebung mit überregionaler Beteiligung im Stadtteil Gaarden vorsah, entpuppte sich im Nachhinen dank des vielfältigen antifaschistischen Engagements jedoch als vorläufige Wende in der geschilderten Entwicklung: Seitdem ist es vergleichsweise ruhig um den aktivistischen Kern der Kieler Neonaziszene geworden. Der zunehmende Druck auf diesen dürfte zudem durch einen am 28.4 durchführten staatlichen Repressionsschlag gegen Mitglieder der "AG Kiel" in Form von Hausdurchsuchen wegen "Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung" noch zusätzlich zugenommen haben.
Das übermütige Selbstbewusstsein, das die "AG Kiel" noch vor wenigen Wochen Luftschlösser von "ihrer Frontstadt" bauen ließ, scheint binnen kürzester Zeit erheblich beschädigt worden zu sein. Doch auch wenn in den letzten zwei Wochen, im deutlichen Gegensatz zu den Monaten davor, keine öffentlichen Neonazi-Aktionen mehr in Kiel durchgeführt wurden, tauchen auch weiterhin, zwar im kleineren Umfang, Nazi-Aufkleber und Sprühereien im Stadtgebiet auf und auch kleinere Übergriffe, meist auf vermeintliche Antifaschist/-innen, finden nach wie vor statt. Das durch die "AG Kiel" geweckte Aktionspotential in der Kieler Neonaziszene ist also weiter vorhanden.

Wie auch schon im letzten Jahr haben Polizei und Presse lange Zeit größtenteils zu diesen anhaltenden Neonazi-Aktivitäten geschwiegen und damit zum wenig beachteten Anwachsen ihrer dieser beigetragen. Dies änderte sich erst, nachdem wie beschrieben am 18.4. ein unbeteiligter Passant schwer verletzt wurde. Doch nach wie vor bringen die Kieler Nachrichten Artikel, in denen verharmlosend von „Bandenkriegen“ zwischen verfeindeten „Extremisten“ zu lesen ist und nicht etwa die Nazis als Bedrohung benannt werden. Fokussiert wird dies aktiv von der Kieler Polizei, die sich ebenfalls lange Zeit komplett in Schweigen hüllte und nun, nachdem Kiels Naziproblem nicht mehr totzuschweigen war, im gleichen Atemzug gegen AntifaschistInnen hetzte.

Und auch sonst war die Polizei in den letzten Wochen eher darum bemüht, gegen die Nazis protestierende AntifaschistInnen zu jagen. Höhepunkt dessen war der 9.3.09, als Neonazis unter
massiven Polizeischutz versucht haben in Gaarden Flugblätter zu verteilen. Hier wurden AntifaschistInnen, die spontan gegen die Nazis protestierten von PolizistInnen mit Hunden angegriffen, zwei Menschen wurden durch Hundebisse verletzt. Der stellvertretende Leiter der Gaardener Polizei bezeichnete dieses brutale Vorgehen später auf einer Ortsbeiratssitzung als „absolut in Ordnung“ und „probates Mittel“ und wies Kritik an diesem Einsatz als unbegründet zurück. Dass dies im Kieler Polizeiapparat gängige Meinung ist, zeigte sich ebenfalls am ereignisreichen 18.4., als wiederholt ein Antifaschist durch mehrere Polizeihundebisse verletzt wurde.

Der bis vor kurzem andauernde organisierte Aktivismus von Neonazis in Kiel ging wie erwähnt hauptsächlich von der „Aktionsgruppe Kiel“ aus, die sich zu den selbsternannten „autonomen Nationalisten“ zählen. Diese sind eine relativ neue Erscheinungsform innerhalb der Neonazi-Szene. Ihr Kleidungsstil sowie die Formen ihres öffentlichen Auftretens ähneln mittlerweile denen der linken Szene und werden nur leicht verändert, um dem abschreckenden Bild von gewalttätigen Skinheads oder verbohrten Braunhemden zu entkommen und so attraktiver für Jugendliche zu werden. In Kiel und Schleswig-Holstein besteht, anders als in anderen Bundesländern, eine personelle Überschneidung zwischen den militanten „autonomen Nationalisten“ und der sich bürgerlich gebenden NPD. Gerade im Wahlkampf werden diese Überschneidungen immer wieder sichtbar: Bekannte Mitglieder der NPD sind bei den Aktionen der „AG Kiel“ dabei und gleichzeitig treten „autonome Nationalisten“ auf den NPD-Listen zu Wahlen an.

Die modernen Neonazis verbreiten faschistische Propaganda in vermeintlich harmloser Sprache, doch ihr Programm besteht noch immer aus Ablehnung und Gewalt gegen alle, die nicht in ihr Bild passen. Sie haben eine rassistische Weltsicht, welche bestimmte Menschen aufgrund von anderer Hautfarbe, Religion oder Herkunft „wertloser“ macht als Andere. Durch die dazugehörige Vorstellung von einem klar abgrenzbaren „Volk“, dessen natürlicher Lebensraum der Nationalstaat sei, entsteht ein völkischer Nationalismus. Dieser Nationalismus grenzt andere Menschen, die ihrer Meinung nach nicht zu diesem „Volk“ gehören, aus. So soll über kurz oder lang jedeR „AusländerIn“ ausgewiesen werden, Arbeitsplätze soll es nur für „Deutsche“ geben. Als vermeintliche Lösung für globale soziale Probleme wird ein „nationaler Antikapitalismus“ beschworen, der in seinen rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Denkmustern hinter den Machteliten aus Wirtschaft und Politik eine jüdische Weltverschwörung vermutet.

In den verteilten Nazi-Flugblättern in Kiel ist ähnliches zu lesen. Im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt fordern sie Sanktionen gegen „zionistische Kriegstreiber“ in Israel, ihr Antrieb ist dabei allerdings nicht die Situation der Menschen in Palästina, sondern ihr Hass auf Juden, den sie bei diesem Thema offen propagieren können. Sie verteilen auch eine Zeitung, in der die sofortige Abschiebung straffällig gewordener „Ausländer“ gefordert wird, explizit auch, wenn in diesen
Ländern den Gefangenen Folter oder Schlimmeres droht.

Es ist wichtig klar zu stellen, dass jeglicher Protest und Widerstand gegen Neonazis nicht nur legitim, sondern notwendig ist. Ihre Ideologie und ihr Handeln ist in letzter Konsequenz tödlich für alle Menschen die nicht in ihr Weltbild passen. Dazu gehört, sich auch eher unbedeutend wirkenden
Nazi-Aktionen wie Flugblattverteilungen entgegen zu stellen, da jeder ungestörte Auftritt sie ermutigt, aktiver zu werden. Wer dann Neonazis gleichsetzt mit Menschen, die sich gegen
diese mörderische Ideologie stellen, betreibt praktische Verharmlosung der Vergangenheit und der Gegenwart. Spätestens als Konsequenz vor allem aus der deutschen Geschichte, bedeutet Antifaschismus neben der Aufklärung über die Ursprünge, Erscheinungsformen und Gefahr faschistischer Ideologie auch immer direkte und frühzeitige Gegenwehr gegen erklärte AnhängerInnen dieser Überzeugungen. Erst recht, wenn von ihnen öffentliche und politische Aktivität und damit eine unmittelbare Gefahr für alle sich im Widerspruch zu ihnen befindlichen Menschen ausgeht. Wir werden es auch in Zukunft nicht hinnehmen, dass Neonazis in welcher Form auch immer ungestört handeln können.

Aktiv werden gegen Neonazis – in der Wik und überall!
Lasst nicht zu, dass Neonazis ungestört in der Öffentlichkeit auftreten - Wehrt Euch dagegen! Macht die Augen auf in Euren Stadtteilen!
Entfernt faschistische Propaganda wo Ihr sie seht!
Informiert Euch und kommt zu antifaschistischen Aktionen!
Keinen Millimeter den Faschisten!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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provokation? — ausgefüllt

Website geht nicht... — http://www.antifa-kiel.org

provokation? — hirnfallarmut