Über 5000 Polizisten am Wochenende in Köln

antifa 06.05.2009 22:54 Themen: Antifa Antirassismus
Am Wochenende wird Köln-Deutz zu Festung und über 5000 Polizisten sollen den Anti-Islam-Kongress schützen.
Am Samstag, den 9. Mai, wird es ab 9 Uhr auf der Kreuzung Siegesstr., Neuhöfferstr., Kasemattenstraße in Köln Deutz einen Infopunkt des Antifa AK geben.

Vorabenddemo am 08.05.09

Die Konsequenzen ziehen: Deutschland auflösen!
Aufruf zur antifaschistischen Demonstration am 8. Mai 2009 in Köln

Am 8. Mai 1945 wurde die Gesamtkapitulation Deutschlands besiegelt. Mit ihr endete der 2. Weltkrieg und die deutsche Barbarei, die über 60 Millionen Menschen das Leben kostete. In ihrem völkischen und antisemitischen Wahn versuchten die Deutschen alle Menschen zu vernichten, die ihnen als “Volksschädlinge” erschienen. Es waren Juden und Jüdinnen, KommunistInnen, Homosexuelle, Sinti und Roma und viele andere Menschen, denen das Konzept der deutschen Volksgemeinschaft keinen Platz ließ. Resultierend aus einem antisemitischen und falschen Kapitalismusverständnis, das jüdisch-identifizierte Menschen zu den Drahtziehern des Kapitalismus erklärte, wurden Juden und Jüdinnen ab 1933 verstärkt und kontinuierlich aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. Einige Jahre später brannten die NS-begeisterten Deutschen Synagogen nieder und plünderten jüdische Geschäfte. Es wurden Konzentrations- und Vernichtungslager errichtet, in die verhaftete Juden und Jüdinnen deportiert worden sind. Über sechs Millionen fanden dort in Gaskammern, durch Arbeit oder Krankheit ihren Tod. Selbst als die militärische Zerschlagung Nazideutschlands kurz bevor stand, lief die Vernichtung auf Hochtouren. So wurden noch zahlreiche KZ-Häftlinge auf so genannten “Todesmärschen” durch die Kälte getrieben - vielen starben. All dies zeigt, wie die Deutschen, von einem eleminatorischen Antisemitismus getriebenen, darauf aus waren, jedes jüdische Leben zu vernichten.

Es dürfte kaum vorstellbar gewesen sein, welches Bild sich der Roten Armee bot, als sie die Häftlinge des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 befreite. Der Auschwitz-Überlebende Primo Levi notierte in der Zeit zwischen dem Abrücken der Wachmannschaften und der endgültigen Befreiung des Lagers: “24. Januar. Freiheit. Die Bresche im Stacheldraht gibt uns einen konkreten Begriff davon. Wenn man es sich richtig überlegt, bedeutet das: keinen Deutschen mehr, keine Selektionen, keine Arbeit, keine Schläge. Alles ringsherum war Zerstörung und Tod. Der Leichenhaufen vor unserem Fenster wuchs über die Grabenränder hinaus.”



Von nichts gewusst?
Nachdem das deutsche Militär am 08. Mai 1945 kapitulierte, gaben sich die Deutschen zunächst unschuldig. Von der Verfolgung der Jüdinnen und Juden sowie der Shoa wollte niemand etwas gewusst haben. Für die Schrecken des Nationalsozialismus wurden Hitler und seine Führungsriege alleinverantwortlich erklärt. Imaginierten sich die Deutschen während des Dritten Reichs als Opfer derer, die ihre Opfer waren, beteuerten sie nun Opfer ihrer Führungsriege gewesen zu sein. An die Rolle, die sie wirklich spielten wollten sie sich nicht erinnern. Sie waren diejenigen ohne deren Unterstützung die systematische Ermordung der Jüdinnen und Juden, der Betrieb der Konzentrations- und Vernichtungslager, der Vernichtungs- und Raubkrieg, wie auch das Naziregime im Allgemeinem nicht möglich gewesen wäre. Nicht etwa Hitler und eine kleine Machtelite schickten 6 Millionen Menschen in den Tod, es waren ganz gewöhnliche Deutsche. In den Lagern arbeiteten sie als AufseherInnen, an der Front kämpften sie für die Wehrmacht oder sie ware einfache BahnarbeiterInnen, die dafür sorgten, dass die Deportationszüge rechtzeitig los fuhren. Sie denunzierten ihre jüdischen NachbarInnen und bereicherten sich nach deren Verhaftung an “arisierten” Möbeln. Auch profitierten sie mit am deutschen Angriffskrieg im Osten, der neben neuem “Lebensraum für das deutsche Volk” auch das Naziregime refinanzieren sollte. Es waren keine verrückt gewordenen SadistInnen die all dies taten, sondern ganz normale Deutsche - getrieben von einer völkischen Blut-und-Boden-Ideologie. Alles Jüdische wurde als “undeutsch” und damit als den deutschen Volkskörper “zersetzend” wahrgenommen. OsteuropäerInnen wurden zu “minderwertigen Untermenschen” degradiert, die zwar nicht vollends ausgerottet, wohl aber dezimiert, vertrieben und versklavt werden sollten. Ohne den breiten Rückhalt in der deutschen Bevölkerung, der selbst nach alliierten Bombardements nicht gebrochen werden konnte, wäre der Nationalsozialismus nicht durchführbar gewesen.



“Aufarbeitungsweltmeister”
Mit dem 8. Mai 1945 begann in Deutschland die Auseinandersetzung mit den deutschen Taten. In den 50er und 60er Jahren dominierte zuerst die offensive Verdrängung des Geschehenen. Aber auch das Geschehene leugnende und rechtfertigende Strömungen hatten teilweise breiten Rückhalt in der Bevölkerung. Eben jene empfanden sich zudem immer auch als Opfer. Sei es als Opfer der Alliierten, welche einen vermeintlich harten und sinnlosen “Bombenkrieg” gegen deutsche Großstädte führten, als Opfer der “Vertreibungsspolitik2 oder gar als “erstes Opfer” der Nazis, welche - entgegen ihrer vermeintlichen Versprechen - die “ahnungslosen” Deutschen in den Krieg und zur Judenvernichtung gezwungen hätten. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten verloren jedoch diejenigen politische Strömungen, die die Taten rechtfertigten oder leugneten, immer mehr an Einfluss und wurden zunehmend an den “rechten Rand” gedrängt. Später wurde das Geschehene oftmals relativiert und mit anderen Kriegen und Massenmorden in ein Verhältnis gesetzt, das es nicht gibt. “Die Amerikaner haben doch auch die Indianer ausgerottet” und “Stalin hat doch auch Millionen umgebracht” - In Verkennung oder Verdrehung der Tatsachen wird dies von deutschen Stammtischen, aus Leserbriefspalten oder dem Wissenschaftsbetrieb, ausgerechnet den alliierten Befreiern Europas vorgehalten. “Was nicht sein kann, das nicht sein darf” scheint das Motto der narzisstisch gekränkten deutschen NationalistInnen zu sein. Die Schmach, dass ausgerechnet das eigene nationale Kollektiv für die barbarischste Tat seit Menschengedenken verantwortlich ist, können jene Deutsche nicht ertragen. Sie wollen und können nicht begreifen bzw. müssen offensiv leugnen, dass die Shoa beispiellos war, denn “Die Ausrottung der Juden war kein Mittel zu einem anderen Zweck. Sie wurden nicht aus militärischen Gründen ausgerottet oder um gewaltsam Land zu nehmen (wie bei den amerikanischen Indianern); es ging auch nicht um die Auslöschung der potentiellen Widerstandskämpfer unter den Juden, mit dem Ziel, den Rest als Heloten besser ausbeuten zu können. (Dies war übrigens die Politik der Nazis Polen und Russen gegenüber.) Es gab auch kein anderes ‘äußeres’ Ziel. Die Ausrottung der Juden musste nicht nur total sein, sondern war sich selbst Zweck - Ausrottung um der Ausrottung willen -, ein Zweck, der absolute Priorität beanspruchte.” (Moishe Postone)

Nach den Jahrzehnten in denen die Verdrängung, Leugnung und Relativierung der Taten die deutschen Diskurse beherrschten, setzte sich ab Ende der siebziger Jahre ein Bedürfnis nach “Auseinandersetzung” immer weiter durch. Der Begriff der “Aufarbeitung der Vergangenheit” erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Die deutschen Verbrechen wurden nun seltener relativiert. Das Bekenntnis zur deutschen Schuld wurde sogar zur Staatsräson. Doch eine Form der “Aufarbeitung der Vergangenheit” die die richtigen - nämlich ideologiekritischen - Schlüsse aus der deutschen Barbarei gezogen hätte, konnte sich nicht ansatzweise durchsetzen. Vielmehr wurden die deutschen Verbrechen und das Bekenntnis zu ihnen konstitutiv für ein neues deutsches Selbstverständnis. Nämlich das einer schuldbewussten und selbstbewussten Nation, welche die Vergangenheit gründlich aufgearbeitet hätte. Eine offene Relativierung der deutschen Verbrechen wird spätestens seit der so genannten “Wiedervereinigung” von den allermeisten Eliten in Politik, Medien und Wissenschaft reflexartig attackiert. Die Relativierung und Personalisierung der deutschen Schuld erfreut sich allerdings nach wie vor einer großen, wenn auch transformierten, Beliebtheit. So wird beispielsweise in populären öffentlich-rechtlichen “Histotainment”-Sendungen ausführlich über “Hitlers Helfer” berichtet, wobei letztlich nur die Spitzenfunktionäre der Nazis vorgestellt werden, während die Abermillionen williger VollstreckerInnen der nationalsozialistischen Ideologie an den Ost-, West- und Heimatfronten zumeist nur als “verführte” und “verblendete” Opfer der Nazipropaganda auftauchen. Nahezu jährlich entbrennen seit Mitte der neunziger Jahre Debatten um ein angemessenes Gedenken an die deutschen “Opfer” des alliierten “Bombenkriegs”, der Vertreibung und Enteignung. Alle genannten Debatten sind in Deutschland von dem Bedürfnis geprägt, über das Leid der Deutschen endlich öffentlich sprechen zu dürfen. Ganz so, als sei dies je verboten oder vor bzw. nach dem 8. Mai 1945 ohnehin nicht sehr populär gewesen. Welches Bedürfnis etwa ein Jörg Friedrich in seinem Buch “Der Brand” (2004) befriedigt, in dem die Bombenangriffe auf deutsche Städte als “Vernichtungskrieg”, Luftschutzkeller als “Krematorien” und Bombardierte als “Ausgerottete” bezeichnet werden und somit der Luftkrieg mit der Shoa und deutsche TäterInnen mit ihren Opfern gleichgesetzt werden, ist offensichtlich. Auch die Deutschen wollen endlich mal unschuldige Opfer sein. Die offene Relativierung der deutschen Taten durch den Bestsellerautor Friedrich wird dabei im breiten gesellschaftlichen Diskurs kaum thematisiert. Das tatsächliche, subjektive Leiden derjenigen Deutschen, die von Bombenabwürfen oder Vertreibungen betroffen waren, wird dabei zumeist entkontextualisiert und oft um ein vielfaches dramatisiert. Zumeist gerade dann, wenn einer solchen deutschen Jammerei noch pflichtbewusst voraus geschoben wurde, dass es Deutschland war, welches den Vernichtungskrieg begonnen und die Shoa verbrochen hat.

Das internationalisierte Bekenntnis zur deutschen Schuld dient dazu, die deutsche Nation nach Innen und Außen als aufgeklärt und von der Vergangenheit geläutert darzustellen. Das Bedürfnis auch als “Opfer” wahrgenommen zu werden, ist dabei nur ein Part. Wenn die Aggressivität der deutschen “Opfer” zu groß wird, und innere und äußere Verstimmungen herbeiführen könnte - wie in den letzten Monaten bei der Debatte um Erika Steinbachs Sitz im Rat der Stiftung “Flucht, Vertreibung, Versöhnung” -, werden solche Aussagen medienwirksam zurückgepfiffen. Die deutschen Eliten haben begriffen, dass die ökonomischen und geostrategischen Interessen auf anderen Wegen und in einem weniger polternden Tonfall um einiges effektiver durchgesetzt werden können.

Die vermeintlich erfolgreich stattgefundene und immer noch stattfindende Aufarbeitung der Vergangenheit, dient nicht nur der Schaffung eines modernen und unverkrampften deutschen Nationalismus, sondern führte auch dazu, dass das schwer geläuterte Deutschland nun als Lehrmeister aufzutreten vermag. Aufgrund der eigenen Läuterung sei man nun in der Lage anderen vermeintlichen “BarbarInnen” Ratschläge zu erteilen. Die “Aufarbeitung” der deutsche Vergangenheit wird so zum moralischen Standortvorteil. Doch leider bleiben die Deutschen - allen voran jene, die aus der Generation der 68er stammen und aufgrund ihres “Antifaschismus” sich selbst von allen ideologischen und persönlichen Verbindungen zur deutschen Ideologie frei sprechen und sich darüber hinaus sogar zu ZivilisiererInnen und ModernisiererInnen der deutschen Nation ernennen - nicht nur bei “Ratschlägen”. Sie gehen auch zu Militärschlägen über. So geschehen im “Kosovokrieg” vor zehn Jahren. Josef Fischer, damals grüner Außenminister, begründete seine Zustimmung zu den Angriffen auf die Bundesrepublik Jugoslawien so: “Ich habe nicht nur gelernt: Nie wieder Krieg. Ich habe auch gelernt: Nie wieder Auschwitz.” Es ist müßig zu erwähnen, dass im Kosovo keine Massenvernichtung von Kosovo-Albanern vorbereitet wurde, stattdessen wurde der Krieg mit dreisten Propagandalügen gerechtfertigt. Trotzdem erfüllte der Krieg seine Funktion: Die BRD ging als Hauptgewinner aus ihm hervor. Zum einen brachte die Zerschlagung der Bundesrepublik Jugoslawien der BRD ökonomische und geostrategische Vorteile. Zum anderen verfestigte die Teilnahme an diesem Angriffskrieg, sowohl auf internationalem Parkett als auch im Inneren, weiter die Mär eines gänzlich zivilisierten Deutschlands. Ein Deutschland, welches endlich den “Langen Weg nach Westen” zurückgelegt habe und aus dem “Schatten der Vergangenheit” getreten sei - geläutert und modern.



Kapitalismus
“Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte vom Faschismus schweigen” schrieb Max Horkheimer, als der Nationalsozialismus auf seinem Höhepunkt war. Der Kapitalismus wird von ihm dabei als eine Gesellschaftsform verstanden, die von den Menschen hervorgebracht wurde. Bis heute werden die gesellschaftlichen Verkehrsformen der Menschen (z.B. der morgendliche Brötchenkauf) durch sie hindurch geregelt und bestimmt. Und das in einem fast automatischen Prozess der die, dem Kapitalismus unterworfenen, Menschen beherrscht und zu Objekten degradiert (z.B. als Besitzer und Verkäufer der Ware “Arbeitskraft”). Zu diesem fatalen Automatismus führt Allem voran ein fetischisiertes Bewusstsein. Es beruht auf einer unbewussten Verwechslung zweier Dinge. Der gesellschaftliche Charakter der Arbeit unter kapitalistischen Vorzeichen wird als gegenständlicher Charakter des Arbeitsprodukts fehlverstanden. Damit einher geht, dass das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur gesamten, von den Gesellschaften geleisteten, Arbeit als ein außerhalb von ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen erscheint. Die Verwechslung hat ihren Ursprung darin, dass die Verhältnisse der Menschen in ihren Arbeiten durch den Tausch von Waren vermittelt werden. Das durch von der spezifischen konkreten Arbeit abstrahierte bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst zueinander nimmt für sie also die trugbildhafte Form eines Verhältnisses von Dingen an. Damit ist das fetischisierte Bewusstsein notwendiger Bestandteil der reibungslosen Anerkennung der kapitalistischen Warenproduktion.

Diese kapitalistische Produktionsweise konstituiert die Gesellschaften global und umklammert sie zugleich. Alle Menschen - egal ob sie über Kapital verfügen oder ob sie einzig ihre Arbeitskraft verkaufen können und müssen - stehen damit unter einer abstrakten Herrschaft des Kapitals. Sie selbst haben diese Herrschaft, zumeist unbewusst, anerkannt und erhalten sie.

Diese Zusammenhänge werden von den meisten Menschen jedoch nicht ansatzweise begriffen. Deshalb erscheint die Vermehrung von Kapital als etwas rätselhaftes, was sich Menschen tendenziell auf die falsche Weise zu erklären versuchen. Gerade in Deutschland erfreut sich eine personalisierende “Kapitalismuskritik” großer Beliebtheit: Vermeintlich bewusst handelnden Personifikationen des Kapitals (Marx nennt diese “Charaktermasken”) werden als gierig und egoistisch diffamiert und jene, die nicht einer Arbeit für die Standort- oder Volksgemeinschaft nachgehen können oder wollen, als faule SozialschmarotzerInnen. Dabei wird die Tatsache völlig ignoriert, dass alle Menschen, also auch der “assoziale Manager” und der “assoziale Penner”, den kapitalistischen Sachzwängen unterliegen. Weder sind die “Faulen” also faul, noch die “Gierigen” also gierig. Die offene Flanke zum modernen Antisemitismus und Antiziganismus ist unübersehbar. So galten Juden als diejenigen, die durch ihre “persönliche Bereicherungssucht” die deutsche Volksgemeinschaft zersetzen. Die “faulen und stehlenden” Sinti und Roma tun es ihnen, durch ihre scheinbare Fähigkeit zur Kapitalvermehrung ohne körperliche Arbeit, gleich.

Es sind also der Kapitalismus und das ihm vorausgesetzte, notwendig falsche Bewusstsein, die, gerade in seinen deutschen Varianten, nachweislich den modernen Antisemitismus und Antiziganismus immer wieder aufs Neue hervorbringen. Aus diesem falschen Bewusstsein und in Abwehr zu den durch es anerkannten Zwängen entspringen weitere reaktionäre und bestimmte, zumeist zahlenmäßig unterlegene, Personengruppen massiv gefährdende Ideologien. Abgesehen von der logischen Notwendigkeit, um eine primitive Produktionsform und menschenfeindliche Gesellschaft aufzuheben, ist die Forderung den Kapitalismus zu überwinden auch immer, gerade in Deutschland, eine antifaschistische. Nur in einer Gesellschaft frei von Zwängen kann gewährleistet werden, dass sich keine reaktionären Ideologien entwickeln.



Deutschland 2009 - Gänzlich anders?
So richtig und wichtig es ist darauf hinzuweisen, dass die deutsche Ideologie heutiger Ausformung nicht mit der nationalsozialistischen Version verwechselt werden darf, so falsch ist es, jegliche ideologische Anknüpfungspunkte zu leugnen. Dies aber ist in der gründlich zivilisierten Bundesrepublik der Fall. Ideologische Fragmente, die auch und gerade für den Nationalsozialismus konstitutiv waren, haben sich in einen postnationalsozialistischen Sozialpakt transformiert. Die Einheitsgewerkschaften, die Volksparteien, die Stammtische, die “Bündnisse für Arbeit” und der ständige Appell aus allen politischen Lagern, doch bitte an den Standort und die Allgemeinheit zu denken und nicht “egoistische” Interesse zu vertreten, sind nur deren offensichtlichster Ausdruck. Auch ein völkischer Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus ist keineswegs verschwunden, wenn auch Rassismus und Nationalismus heute eher kulturalistisch auftritt. MigrantInnen zum Beispiel, die dem Standort oder der Fußballnationalmannschaft dienen, sollen gern gesehen sein. Dennoch ist ein Umschlagen in einen klassischen völkischen Rassismus und Nationalismus, gerade in Krisenzeiten, nicht auszuschließen. Die völkisch-rassistischen Pogrome und Diskussionen der frühen neunziger Jahre können und müssen als Warnungen verstanden werden.



Die richtigen Konsequenzen ziehen!
Die Existenz des Staates Israel setzt globalen AntisemitInnen wirksame Grenzen und dient als Schutzraum aller vom Antisemitismus verfolgten Menschen. Die Gründung Israels war eine richtige und notwendige Konsequenz aus Auschwitz. Gerade in einer Welt, die nicht bereit war und ist andere Konsequenzen zu ziehen. Solange es also Antisemitismus gibt, muss das Existenzrecht Israels verteidigt werden und Antizionismus, egal ob von links oder rechts, bekämpft werden!

Deutschland hat kein Recht, politische Interessen zu artikulieren und sich als Moralapostel zu gebärden.

Jeder Revisionismus, egal ob er aus den Reihen der “Heimatvertriebenen”, der radikalen Rechten oder “der demokratischen Mitte” geäußert wird, jede Verwischung der Grenzen zwischen deutschen TäterInnen und ihren Opfern und jedem positiven Bezug auf die deutsche Nation ist radikal entgegenzutreten!

Die Verhältnisse die den deutschen Wahn möglich machten sind keineswegs überwunden. Die völkische Ideologie und die postnazistischen Sozialpakte leben fort. Ein Umschlagen des Kapitalverhältnisses in die Barbarei bleibt in Deutschland und anders wo solange denkbar, wie das Leben der Menschen von Staat und Kapital, Fetischismus und Ideologien bestimmt und strukturiert wird.



Remember
Am 8. Mai gedenken wir aller Opfer des deutschen Vernichtungswahnes, der Jüdinnen und Juden, der Roma und Sinti, der ZwangsarbeiterInnen, der Kriegsgefangenen, der “behinderten” Menschen, der Homosexuellen, KommunistInnen, Freigeister, der Arbeits- und Kriegsdienstverweigerer und allen Opfern des Vernichtungskrieges der Deutschen. Wir gedenken Antifaschistinnen und Antifaschisten dieser Erde, die im Kampf gegen die Deutschen und ihre Verbündeten ihr Leben gaben. Wir danken denen, die in diesem Kampf Gefahren auf sich nahmen. Wir danken auch den Alliierten für die Niederwerfung des Nationalsozialismus. Die Zerschlagung Nazi-Deutschlandsdurch die Alliierten war und bleibt richtig und wichtig!



Deutschland auflösen - Für den Kommunismus!


Antifaschistische Demonstration
08.05.2009 | 19.00 Uhr | Köln Hauptbahnhof



Weitere Aufrufe und Infos zur Demonstration unter no-racism.mobi




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Vierte Ausgabe der „decrypt“ erschienen


Wie bereits in der letzten Ausgabe angekündigt, werden wir uns aktuell in einer Nachbetrachtung zum Umgang der deutschen Linken mit den jüngsten Geschehnissen im Nahen Osten versuchen. Anlässlich des 24. März 2009, dem zehnten Jahrestages des Kosovo-Krieges, findet ihr eine kritisch-historische Analyse des ersten deutschen Angriffskrieges nach 1945. Weitere Themen mit aktuellen Bezug sind ein Interview mit dem „EA Wuppertal“ über den Autonomen 1. Mai in Wuppertal, letzte Infos der „Antifaschistischen Aktion Hannover“ zum zentralen Naziaufmarsch am 1. Mai, sowie ein Bericht des „Antifaschistischen Bündnis 28.03.“ über die alljährliche Dortmunder Thomas-Schulz-Gedenkdemo.

Die beiden Gruppen „Antifaschistische Union“ und „antifaschistischer Impuls“ aus Dortmund berichten über den Diskurs um den Dortmunder Polizeipräsidenten und über die Relevanz von Antifa-Vernetzungen. Zudem findet ihr in der aktuellen Ausgabe ein Interview mit dem Duisburger AZ „T5″ und einen Beitrag über Stauffenberg im deutschen Erinnerungsdiskurs. Im praxisbezogenen Artikel findet ihr nützliche Infos und Tips zur Öffentlichkeitsarbeit.


Vierte Ausgabe hier herunterladen oder hier bestellen.


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Veranstaltungstipp:

Wir sind Dalai Lama!
Reflexionen über die Politik eines tibetischen Mönchs und die Bedürfnisse seiner deutschen Anhänger

Horst Pankow (Berlin)
Vortrag und Diskussion

Mitte Juni berichtete die „Berliner Zeitung" von Anstrengungen deutscher Diplomaten ihren chinesischen Kollegen zu erklären, "dass Merkels Dalai-Lama-Empfang weniger eine außen- als eine innenpolitische Botschaft enthielt, weil der Friedensnobelpreisträger in Deutschland nun mal so populär ist". Und das ist er in der Tat. Schon als der politisierende Mönch im vergangenen Jahr durch Deutschland tourte, bescherte ihm der allgemeine Zuspruch nicht nur prominente Plätze in den Massenmedien, bei seinen öffentlichen Auftritten erreichte er Besucherzahlen, wie sie sonst nur Pop-Stars beschieden sind.

Antwort auf die Frage nach den Voraussetzungen dieses, nicht nur in Deutschland, sondern nahezu in der gesamten westlichen Welt zu verzeichnenden Erfolgs ist freilich nicht leicht zu erlangen. In den Veröffentlichungen des Lamas findet man kaum mehr als diffuse Lebensweisheiten, die gestressten Zivilisationsmenschen nahelegen, nicht zu sehr am Materiellen zu kleben, Geduld, Gelassenheit und vor allem "Loslassenkönnen" zu üben, Weisheiten mithin, die auf dem Esoterik-Markt stets wohlfeil zu haben sind. Auch macht der Lama selbst wenig Aufhebens von seinem tibetisch-buddhistischen Firlefanz. Bei manchen Gelegenheiten hat er Konvertierungswillige gar mit der Aufforderung brüskiert, sich doch zunächst einmal mit ihrer "angestammten" religiösen Tradition zu beschäftigen.

Mehr noch als "spiritueller Führer" hat das "geistliche Oberhaupt" der Tibeter als Separatistenchef einen Namen. Ob aus dem indischen Exil oder während seiner Welt-Tourneen, niemals wird er müde, den "kulturellen Genozid", den "Ethnozid" am "tibetischen Volk" mittels "Überfremdung der Heimat" anzuprangern. Wenn solcherlei Aufforderungen zur ethnischen Säuberung aber von tibetischen Nationalisten handfest umgesetzt werden, wie anlässlich des "Volksaufstandes" im März, als ein fanatisierter Mob chinesische Händler und ihre Angestellten lebendig verbrannte, winkt der Lama ab und droht sogar, angesichts der Gräueltaten das Handtuch zu werfen. Nicht die staatliche Unabhängigkeit Tibets ist sein Ziel, mit einer "Autonomie" innerhalb des chinesischen Staatverbandes würde er sich durchaus begnügen. Das Tibet vor der chinesischen Besetzung zu verklären, ist sein Anliegen offenbar nicht; er selbst hat schon auf das Barbarische der seinerzeitigen klerikal-feudalen Herrschaft hingewiesen.

Scheint der Dalai Lama eine widersprüchliche Figur zu sein, ohne übertriebene Kohärenz in der Weltsicht, so zeigen sich seine deutschen Anhänger entschlossener. Die blutigen antichinesischen Ausschreitungen im März wurden nicht nur in Deutschland als legitimer Kampf gegen eine fiese Besatzungsmacht glorifiziert, der fanatische Mob und die verbrannten Leichen seiner Opfer aus den Videoaufnahmen der Nachrichtensender weitgehend entfernt. Entschlossen agierende Schlägertypen, die den Transport des sog. "Olympischen Feuers" gewaltsam zu verhindern versuchten, wurden zu Helden stilisiert, nicht etwa weil sie vielleicht dem irrational-autoritären Feuerzauber ein Ende hätten machen wollen, sondern weil die weltweite Fangemeinde das mythische Feuer schlicht von falschen, sprich chinesischen, Händen getragen sah.

Sowenig die westliche Tibetbegeisterung etwas mit den realen Verhältnissen, Möglichkeiten und Perspektiven der kargen Hochland-Region zu tun hat, so wenig bezieht sie sich auf ein reales China. Auch wer annimmt, das Tibet-Bild der westlichen Tibet-Freunde sei ebenso eine Projektion wie die Heiligkeit des "geistlichen Oberhauptes", liegt wohl nicht falsch. Bezeichnenderweise ist gerade die zum "Dach der Welt" erhobene Himalaja-Region seit langem Projektionsfläche obskurer Bedürfnisse: Ein geheimnisvolles "Shangri-La", bewohnt von Menschen mit gleichermaßen intellektueller wie erotischer Weisheit, wähnten dort Schwärmer in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg, später versuchten nazideutsche Expeditionen in dem Hochland die "Wiege der arischen Rasse" zu finden (noch heute geniert man sich nicht bei dem Hinweis, der Dalai Lama habe seine ersten Unterweisungen in Weltläufigkeit durch den SS-Mann Heinrich Harrer erhalten), und während des chinesischen Realsozialismus war Tibet ein Focus pseudomessianischen, fanatisch antikommunistischen Welterlösungswahns.

Obgleich die historischen und mentalen Bedingungen solcher Projektionen heute nicht mehr existieren, wird dennoch ungehemmt weiter projiziert. Termini wie autochthon, gewachsene Kultur, Fremdherrschaft und Überfremdung bestimmen die aktuellen Tibet-Fantasien. Was es damit auf sich hat, was daraus folgen kann und ob möglicherweise bei einem guten oder auch schlechten "Medaillenspiegel" deutscher Sportler bei der Olympiade in China ein Boulevardblatt "Wir sind Dalai Lama" verkündet, soll im Vortrag erläutert werden.
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Ergänzungen

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