Rückblick auf die NPD Kundgebung in Köpenick

NewInBerlin 02.05.2009 17:16 Themen: Antifa
Fast unbemerkt konnte die NPD gestern in Köpenick ihre Kundgebung zum 1. Mai abhalten und somit den Kampftag der Arbeiter unter dem Motto „Kampf um Arbeit unentwegt“ für ihre Aussagen missbrauchen. Trotzdem blieb die Zahl der Teilnehmer weit unter den erwarteten 1000, von denen NPD-Sprecher Beier ausging. Nicht einmal die angemeldeten 300 erreichte man, lediglich 150 Gäste erschienen, weshalb man die Veranstaltung kurzfristig vom Mandrellaplatz auf den Hinterhof der NPD-Zentrale verlegte.
Nicht zuletzt dem antifaschistischen Engagement ist es zu verdanken, dass nicht mehr Teilnehmer kamen. Um halb Zehn hatten sich bereits viele hunderte Antifaschisten am Bahnhof Ostkreuz versammelt um gemeinsam mit der S-Bahn Richtung Köpenick zu fahren. Im Zug wurden Zettelchen verteilt, die die Mitfahrer dazu aufriefen, sich nach Verlassen des Zuges sofort auf den Bahnsteig zu setzen, um anreisende Nazis am Teilnehmen zu hindern. Laut Aussagen der BVG musste der Bahnverkehr für ca. 1 Stunde unterbrochen werden. Nachdem die Sitzblockade von der Polizei teils gewaltsam geräumt wurde, brachen die rund 2000 Antifas zu der großen Gegendemonstration durch Köpenick auf.

Währenddessen erreichten vereinzelte kleine Grüppchen von Nazis die NPD-Parteizentrale, die von der Polizei weitgehend abgeriegelt wurde. Bei großer Hitze und Platzmangel gab es auf dem Hinterhof Bratwürste und Getränke. Es wurden Reden geschwungen, eine Hüpfburg für den rechten Nachwuchs aufgebaut. Ecke Seelenbinderstraße, Kiekebuschstraße kam es vereinzelnd zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Gegendemonstranten, kurzzeitig wurde das Haus der Jugend und Kultur, das als Anlaufpunkt für den antifaschistischen Protest diente, umstellt.

Zu einem Zwischenfall kam es auf der großen Demo, als ein Anwohner von seinem Balkon aus den Hitlergruß zeigte. Die Demoteilnehmer antworteten mit Steinen, der Herr braucht jetzt einen Glaser und einen Anwalt, die Polizei nahm ihn sofort fest.

Zum Ende der Demo entschieden sich leider viele Teilnehmer, die Kundgebung zu verlassen um Richtung Kreuzberg zum MyFest zu fahren. Kurz vor 14 Uhr erreichte die verbliebenden kleinen Grüppchen auf der Bahnhofsstraße vom Lautsprecherwagen der DGB die Nachricht, dass die Nazis sich entschieden haben um 14 Uhr eine Kundgebung auf dem Mandrellaplatz abzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt waren kaum noch Antifaschisten da, die ihrem Protest lautstark Ausdruck verleihen konnten und so konnte man dann auch weithin das „Frei, Sozial und National“ der Nazis vernehmen und die Kundgebung konnte ungehindert durchgeführt werden. Ungehindert konnten auch immer wieder Nazis den Mandrellaplatz über die Puchanstraße erreichen und verlassen. Ohne Polizeischutz bewegten sich kleinere Gruppen aus 2-6 Leuten die Straße auf und ab, die verbleibenden Antifas konnten nur noch hilflos zusehen, wie die Nazis grinsend durch die Polizeiabsperrungen hindurch gingen.

Alles in Allem muss man sagen, dass der Tag sehr stark begonnen hatte, doch offensichtlich lagen die Prioritäten bei vielen der 2000 Gegendemonstranten nicht darin, die Kundgebung der Nazis zu stören, sondern sich lieber auf den ereignisreichen Abend in Kreuzberg vorzubereiten. Auch wenn die NPD bei einer Teilnehmerzahl von 150 Leuten nicht von einem Erfolg sprechen kann, kann man sehr wohl von einem linken Misserfolg sprechen, da die vorhandenen Kräfte nicht annährend genutzt wurden.
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Ergänzungen

alles richtig gemacht

Tilo 02.05.2009 - 17:40
Es wurde alles richtig gemacht. Den Nazis wurde gezeigt das sie nicht ungestört agieren können. ABER es wurden eben auch linke Prioritäten gesetzt die vollkommen richtig waren. Anstatt stundenlang in der Hitze zu warten und zu sehen wie sich die Nazis eine Bratwurst nach der anderen reinziehen, wurde das einzigst richtige gemacht - nämlich die eigenen Veranstaltungen unterstützen.

Es ist wichtig das es nicht immer nur um Verhinderung von Nazi-Kundgebungen gehen darf, schon gar nicht wenn es lediglich 150 Nasen waren. Zum MyFest zu gehen war richtig und wichtig, auch ohne uns haben die Nazis nichts erreicht.

@Bild

Mein Name 02.05.2009 - 18:00
Scheint in erster Linie Nazipublikum aus dem Raum Berlin - Brandenburg gekommen zu sein. Aus Rathenow und Premnitz waren gemäß den Fotos Marcell Horlebeck, Stephan Herbst, André Kettenbach (alle drei NPD) und Sabrina Burchardt (Bund Volkstreuer Mädel Westhavelland) anwesend. Aus Storkow Manuela Kokott (NPD). Aus Berlin/Strausberg Sebastian Schmidt (Freie Kräfte). Und erstaunlicherweise auch ein Abgesandter vom "Frontbann 24" aus Berlin. Liegen die bzw. ihre Protagonistin G.Heinrich nicht mit der NPD im Clinch?

Gibs für Interessierte eigentlich auch noch mehr Fotos? Der Link für ja irgendwie nach Neubrandenburg...

1. mai zusammenfassung

1. mai nazifrei 02.05.2009 - 18:09
eine zusammenfassung mit vielen details gibts hier:  http://www.indi-rex.com/spontane-aufmarsche-und-angriffe-nach-demo-verbot-209.html

blick auf die norddt. naziszene

weitere Bilder aus Köpenick

Hans Guck in die Luft 02.05.2009 - 20:04

Verbotene Kennzeichen

May Name 02.05.2009 - 20:44
Scheint ja keine detailierten Kontrollen für die NPD Veranstaltung in Köpenick gegeben zu haben. Auf mehreren Fotos kann mensch das eintätowierte Logo der verbotenen havelländischen Kameradschaft "Hauptvolk" auf dem Bein eines Veranstaltungsgastes (André Kettenbach aus Premnitz) erkennen.
Normalerweise müssen solche Kennzeichen abgedeckt sein. Normalerweise...

Populistische und reaktionäre Veranstaltung

Roland Ionas Bialke 02.05.2009 - 23:47
Die Reden von Gregor Gysi (Die Linke) und einen Mitglied der VVN-BdA waren extrem populistisch und wenig radikal. Gysi meinte zum Anfang seiner Rede, dass er gegen das Verbieten von Parteien ist, aber die NPD müsste trotzdem verboten werden. Dann zählte er einige negative Gründe auf, die auf jede in Bund und Länder regierende Partei gepasst haben, und bezog diese negativ auf die NPD. Trotz Familien-Bonus sollte Gysi nicht zu solchen Veranstaltungen eingeladen werden. Wir erinnern Uns an die rassistische Politik der rot-roten Berliner Regierung. Wenn jemand die Rede Gysi´s aufgenommen hat, dann bitte online stellen!

Mehr als peinlich war auch die Vorstellung der Menschen die auf der Strasse standen und dem Hitlergruss zeigenden Mann zuschauten. Die Polizei brach erst in der darunterliegenden Wohnung ein und schaffte es dann erst die richtige Wohnung zu finden. Daran können Wir gut sehen, dass viele der Orks nicht einmal bis vier zählen können. Dass da ein Polizist auf den Balkon applaudiert wurde ist mehr als erbärmlich. Die Polizei hat diesen Menschen nicht wegen seiner faschistischen Provokation festgenommen, sondern weil die DemonstrantInnen sonst auf der Strasse weiter aggressiv abgegangen wären. Eine gute Reaktion wäre es gewesen, diesen Repressionsangehörigen gleich mit auszubuhen. Oder seid Ihr querfront? (Bitte verzeiht mir diese Provokation!)

In Ostkreuz konnte ich etwa 25 Neo-Nazis beobachten, die von der Bundespolizei bescheid bekamen wie sie trotz der Sitzblockade und dem erliegenden S-Bahnverkehr nach Köpenick kämen. In der Gegend gibt es ja auch Tram und Bus.

kritische impressionen

auchdagewesen 03.05.2009 - 07:56

Hallo,

also insgesamt fand ich das ganze kein "Scheitern" - immerhin waren es die Nazis, die zooartig eingesperrt und in ihrem Hinterhof zusammengerottet waren, sicher nicht das, was man sich unter einem Straßenfest vorstellt...

Grundsätzlich frage ich mich jedoch, wie man solche Events überhaupt verhindern oder massiver stören kann. Rückblickend hätte ich es besser gefunden, dass die 18h-Kreuzberg-Demo-Leute ihre kollektive Energie mal hier eingesetzt hätten als im sinnlosen Showdown am Kotti, vielleicht das nächste Mal schon morgens zur Bierflasche greifen und sich den nötigen Mut angreifen? Oder überhaupt mal überlegen, wo man Gewalt sinnvoll einsetzt?

Insgesamt war die Demo sehr ungerichtet, dieses Herumstehen ohne irgendwelche Infos: Was jetzt eigentlich hinter dem Zaun los ist, oder sonst irgendwelche aktuellen Infos zu Neofaschismus in Deutschland (auch für die Anwohner), oder worüber auch immer man sich da hätte verständigen können, anstatt gebannt auf den Balkon eines blöden Psychopathen zu starren, der die Gunst der Stunde nutzt um mal so richtig im Mittelpunkt zu stehen. Und ja, das war ziemlich Panne, wie manche Leute sich daran aufgegeilt haben, dass jemand da den Hitlergruß macht - und ebenso blöd war es, der Polizei zuzujubeln, nachdem sie den Typen vom Balkon geschafft hat. Das wirkte fast wie ein abgekartetes Spiel, als ob der Typ von der Polizei angeheuert worden wäre, um zu beweisen, dass die auch mal was machen.

Die Gysi-Rede war absolut indiskutabel, Europawahlkampf, und wirklich auf niedrigstem intellektuellen Niveau (wir brauchen keinen Nationalismus mehr - haben wir glaub ich noch nie gebraucht). Eine doofe Panne war natürlich, dass dann alle weg waren, als die Nazis doch noch spazieren gegangen sind - andererseits hätten die sich wahrscheinlich auch gerne vor einer empörten Menge produziert, insofern vielleicht doch gar nicht schlecht, dass das letztlich niemanden mehr interessiert hat?


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AN ALLE FOTOGRAFEN — schalala