Abfuhr in Treuenbrietzen

Antifa Westhavelland 25.04.2009 21:16 Themen: Antifa
[Erstveröffentlichung] Erheblicher Protest gegen NPD "Mahnwache" in der brandenburgischen Kleinstadt
Es war eindeutig nicht der Tag der NPD, jener heutige Samstagnachmittag im mittelmärkischen Treuenbrietzen. Mit soviel Protest in einer brandenburgischen Kleinstadt, mitten im Fläming und weitab von Berlin, hatte offenbar nicht einmal die regionale Polizeiführung gerechnet, so dass den wenigen Beamten die Anspannung zwischen den Fronten deutlich anzumerken war.
Immer wieder mussten sie den verlorenen, offenbar aus ganz Westbrandenburg zusammengetrommelten, Nazihaufen vor den wütenden und lautstarken Gegendemonstranten schützen. Nein, die NPD und vor allem ihre (neo)nazistischen Phrasen wollte hier keiner hören.

In einem Aufruf hatte der Bürgermeister und alle Stadtverordneten zum Bürgerprotest aufgerufen und den (Neo)nazis auch durch zahlreiche symbolische Aktionen bereits im Vorfeld signalisiert, dass sie hier nicht willkommen sind. "NPD bei uns: unerwünscht" oder "Hier ist kein Platz für Nazis: Treuenbrietzen zeigt Nazis die kalte Schulter" war so auf Bannern an Gebäuden zu lesen. Ein offenbar zuerst angedachter Aufmarschpunkt der Nazis wurde kurzer Hand in eine Baustelle verwandelt und der Veranstaltungsort der NPD neben einen großen Müllcontainer verlegt.

Eine halbe Stunde später als angemeldet und bereits von 80 Gegendemonstranten erwartet, traf dann gegen 12.30 Uhr die Fahrzeugkolonne der NPD am Kundgebungsort ein. Sichtbar orientierungslos und erst nach dem verstreichen von weiteren 15 Minuten gelang es den (Neo)nazis schließlich ihre Reihen zu ordnen, die Wehrmachtssymbole auf ihrem Lautsprecherwagen zu verdecken und unter den Klängen von Wagner mit ihrer "Mahnwache" zu beginnen.

Nach dem entrollen des Frontbanners, mit dem Motto: "Zerschlagt die Lüge, die auf dem Rücken unserer Toten lastet!", und der Verlesung der polizeilichen Auflagen durch den Vorsitzenden des NPD Kreisverband Havel - Nuthe, Michel Müller, hielt der Vorsitzende der "Jungen Nationaldemokraten" (JN) in Sachsen Anhalt, Andy Knape, einen ersten Redebeitrag. Hierin stellte er die Erschießung von Zivilisten durch Soldaten der Roten Armee im April und Mai 1945 in Treuenbrietzen - der Anlass der NPD Veranstaltung am heutige Tage - als exemplarisch für "die vielen toten Deutschen", die dem "Bolschewismus" zum Opfer fielen, dar .

Über die Erschießung von italienischen Militärinternierten am 23. April 1945 in einer Kiesgrube in der Nähe der Stadt durch ein Wehrmachtskommando oder die Deportation und Vernichtung der Juden verlor Knape hingegen kein Wort. Im Gegenteil, in dem der Sachsen-Anhaltiner JN Vorsitzende den sowjetischen Schriftsteller Ilja Ehrenburg, der wegen seiner Kampfaufrufe während des Krieges bei den Nazis gefürchtet war, zitierte und ihn postum als "jüdischen Propagandisten" beschimpfte, versuchte er mit Hilfe dieses Beispiels aus Opfern Täter zu machen und somit letztendlich die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren.

Ein weiterer Redner aus Potsdam - Mittelmark, der nach wiederholter Beschallung des Platzes mit der Musik des Antisemiten Wagner das Wort ergriff, hetzte ebenfalls gegen den "jüdischen Ilja Ehrenburg", konnte sich jedoch gegen die Gegendemonstranten am Rande der Veranstaltung nicht durchsetzen. Lautstark störten sie seine beiden Redebeiträge, so dass der hetzende (Neo)nazi kaum noch verständlich war. Unbekannte warfen zudem mehrere Rauchbomben in den Nazipulk und sprengten damit beinahe die Kundgebung.

Letztendlich löste sich die Veranstaltung aber dann doch von selber auf und die ungefähr 50 aus den brandenburgischen Landkreisen Havelland, Oberhavel, Ostprignitz Ruppin, Potsdam, Potsdam - Mittelmark und Teltow - Fläming angereisten (Neo)nazis verschwanden wieder in ihre Heimatorte.

Zurück blieben die Treuenbrietzener, die, laut Aussagen ihres Aufrufs, schon seit Jahren bemüht sind, sowohl mit Abgesandten aus Italien als auch mit Rußland eine "Versöhnung über den Gräbern" zu praktizieren und in ihnen "echte Partner in der Geschichtsaufarbeitung" gefunden haben.

weitere Fotos hier:  http://westhavelland.antifa.net/Nazimahnwache%2025.04.2009%20Treuenbrietzen.htm
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

NPD Infostände in Ost-Brandenburg

Klaus 25.04.2009 - 21:53
Fast gleichzeitg veranstaltete heute die NPD Oderland im Osten von Brandenburg gleich 3 Infostände in den Städten Seelow, Wriezen und Bad Freienwalde. Leider ohne jeglichen Widerstand.

Mehr Infos dazu folgen.

In Wilhelmshaven war ne DVU Kundgebung

Wetterfrosch 25.04.2009 - 23:16
In Wilhelmshaven hat die DVU Niedersachsen ebenfalls ne klägliche Kundgebung abgehalten.

Bilder davon hier:  http://www.recherche-nord.com/index.php?option=com_content&task=view&id=389&Itemid=42

redner

mensch 26.04.2009 - 01:08
der redner der als potsdam-mittelmärker vorgestellt wurde war allerdings bei anderen aufmäschen der jüngeren vergangenheit als aktivist aus teltow-fläming vorgestellt worden und reiste auch mit einem pkw mit tf-kennzeichen an.

Weder Potsdam Mittelmark noch Teltow Fläming

palümpalüm 27.04.2009 - 18:15
:D das Foto vom dicken Jungen ist der Hammer.Sport Jeans vermute ich steht dort drauf.
Das war echt eine super Aktion.80 Leute von uns und das in einer so kleinen Stadt in Brandenburg.Ganz grosse Klasse!
Der zweite Redner kommt weder aus Potsdam Mittelmark noch aus Teltow Fläming.Er wohnt seit ca. 2004 in Spandau.Dieser DrecksNazi war 1999 an einem brutalen Überfall auf Aktivist_innen und Aktivisten aus Berlin beteiligt wo es einen Schwerverletzten auf unserer Seite zu beklagen gab.Für diesen Überfall bekam er 2000 eine 4-jährige Bewährungsstrafe.Er stammt aus dem Umfeld der "Kameradschaft Germania" und war mitte/ende der neunziger Jahre auf ziemlich allen großen Nazi-Demos dabei u.a auch 1997 beim "Rudolf Hess-Marsch" im dänischen Roskilde/Koge aber auch im schwedischen Salem wurde er wiedererkannt.Die Nase ist mehrfach vorbestraft u.a wegen Schwerer Körperverletzung/Landfriedensbruch Volksverhetzung und Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen.Neuerdings tritt er scheinbar als "Redner" auf aber auch als "Ordner", denn ich habe ihn auf etlichen Fotos wiedererkannt z.B Demo in Berlin 06.12.08,Magdeburg & Dresden 2009.

Am 1.Mai auf nach Hannover!
Nazis aufs Maul!



@palümpalüm / redner

My Name is 27.04.2009 - 18:36
Würdest Du uns teilhaben lassen an deinem Wissen und uns den Namen des "Redners" zu nennen?
Danke

@

palümpalüm 27.04.2009 - 19:02
der heisst Axel mit Vornamen und wohnte früher in Ludwigsfelde glaube ich.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Der dicke Junge — abc

1. Mai 2009 Hannover – Nazis die Straße zur H — Antifaschistisches Pressekollektiv Hannover

@der dicke junge — hatn

@dicker Junge — mein name