Mor-Gabriel-Demo mit pro-Köln-Vergiftung

Antifaschistische Organisation Wipperfürth 25.04.2009 21:13 Themen: Antifa
Gleich zwei Demonstrationen fanden an diesem Samstag in der Kölner City statt. Neben der Demo von "Schüler gegen Rechts" gegen die dubiosen Machenschaften von "pro Köln", über die wir an dieser Stelle später noch berichten werden, gab es auch einen Protestzug von aramäischen Christen. Diese protestierten gegen die zunehmende Unterdrückung von christlichen Religionsgemeinschaften in der Türkei und forderten den Erhalt des Klosters "Mor Gabriel" im Tur Abdin. Das syrisch-orthodoxe Kloster ist seitens der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von einer Enteignung und Auflösung bedroht.
Nun kann man zum Christentum wie auch zum Islam stehen, wie man will - fest steht, dass jeder Mensch das Recht auf Religionsfreiheit besitzt und daher auch einen Anspruch auf die Ausübung seiner Glaubenszugehörigkeit in entsprechenden Räumlichkeiten hat. Dies wird jedoch insbesondere durch staatliche Restriktionen nicht in allen Teilen dieser Welt gewährleistet - sei es in Bezug auf die Christen in der Türkei oder auch bezüglich der Muslime in Deutschland. In Bezug auf die Muslime haben wir zwar noch nicht ähnliche Unterdrückungssituationen wie in der Türkei; wir sind durch ein potentielles Erstarken von rechtspopulistischen Gruppierungen wie der pro-Bewegung jedoch auf dem besten Weg dort hin. Die Ideale des Rechtspopulismus beruhen im Prinzip nämlich auf einem ähnlichen politischen Konstrukt wie die der konservativen AKP: Die nicht gewünschte "Fremdreligion" soll kontrolliert, eingedämmt und schließlich - wenn möglich - verdrängt werden. Nichts anderes hat sich auch die pro-Bewegung mit "pro Köln" mit ihrer massiven Kritik gegen den Kölner Moscheebau zum Ziel gesetzt.

Um so paradoxer erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich auf der Demonstration für "Mor Gabriel" mehrere pro-Köln-Sympathisanten und sogar Funktionäre wie Jörg Uckermann eingefunden haben. Da stellt sich die Frage, wie der Kampf gegen eine friedliche Ausübung einer Religion mit einem Protest für ein Gotteshaus für "pro Köln" im Einklang stehen kann. Ganz einfach: Es steht nicht im Einklang miteinander. Sinn und Zweck der politischen Strategie der pro-Bewegung ist es, Menschen an sich zu binden. Welcher Religion oder "Rasse" diese angehören, ist dabei vollkommen unerheblich - folglich ist es auch zweitrangig, dass sich "pro Köln" mit seinem Protest gegen eine muslimische Moschee in Deutschland und seinem Protest für ein christliches Gotteshaus in der Türkei in Widersprüche verstrickt. Ein weiterer Knackpunkt liegt darin, dass die pro-Bewegung immer gegen "Türkisierung" und "Überfremdung" war. Zugleich zeigt sie aber offen ihre Unterstützung für in Köln lebende Türken. Der Grund für diese innere Zerrissenheit ist dabei sehr oberflächlich zu finden: Es sind noch knapp vier Monate Zeit bis zur Kommunalwahl. Folglich sind Bilder, die pro-Köln-Funktionäre auf einer Demonstration zusammen mit Türken zeigen, gewissermaßen Gold wert - zumindest für die Zustimmung in der Bevölkerung.

Da verwundert es auch nicht, dass sich Jörg Uckermann mit Einkaufstüten bepackt auf der Abschlusskundgebung der Demonstration auf dem Roncalliplatz einfindet und fleißig Videos von der Veranstaltung dreht, die er anschließend zusammen mit pro-Köln-Werbung ins Netz stellen kann (was im Übrigen auch schon geschehen ist). In seinem feinsten und seriösesten Maßanzug versucht er zudem, Menschen "an sich zu binden" und führt so ein Gespräch mit aramäischen und folglich "südländisch" aussehenden Demonstranten und filmt diese zugleich auch noch dabei. Nach fünf Minuten Videoaufzeichnung ist der Spuk vorbei und Uckermann begibt sich - ohne auch nur eine Sekunde von der Kundgebung gehört zu haben - zurück in seine traute Heimstatt nach Ehrenfeld. Respekt, Herr Uckermann, für so viel "Bürgernähe"!

Weitere Bilder auf  http://ao-wipperfuerth.blogspot.com
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Ergänzungen

Mobistuff und Termine

... 25.04.2009 - 22:17
Mobistuff gegen den „Anti-Islam-Kongress“:

Antifa-Zeitung DE*NATIONALIZE

im Rahmen der Mobilisierung gegen den „Anti-Islam-Kongress Nr.2

Banner Bündnis gegen „Pro Köln“
Banner 8. Mai antinationale Demo
Mobivideo
Mobi Jingel 8. Mai

Aufrufe:
Aufruf des Antifa AK Köln
Aufruf des Bündnisses gegen „pro Köln“
Aufruf 8. Mai Leverkusen


Infoveranstaltungen zum „Anti-Islamisierungskongresses“:

Sonntag, 26. April 2009 : 14:00 Uhr : Leverkusen : Kulturausbesserungswerk Kolbergerstraße 95a, 51381 Leverkusen

Neben einem kurzen Rückblick auf die erfolgreichen Proteste gegen den letzten Kongress wird es Informationen zum zweiten Versuch des sogenannten „Anti-Islamisierungskongresses“von „pro Köln“/ „pro NRW“ und den geplanten Gegenaktivitäten sowohl in Leverkusen als auch in Köln geben.

Sonntag, 26. April 2009 : 18:00 Uhr : Köln-Mülheim : Limes Mülheimer Freiheit 150, 51063 Köln-Mülheim

Die Rechtspopulisten von „pro Köln“ wollen am 9.Mai einen neuen Versuch in Sachen „Anti-Islamisierungskongress“ starten. Dies gilt es natürlich mit allen Mitteln zu verhindern... Wir wollen über Hintergründe und Aktionen berichten und offende Fragen beantworten.

Wann? Montag, 27. April
Wo? LC36, Hans-Böckler-Platz/Bahnhof West - Köln


Diesmal steht die Akku-Kneipe ganz im Zeichen des bevorstehenden Anti-Islam-Kongresses. Wir haben die aktuellen Informationen zu den Gegenaktionen am Kongresswochenende für euch. Außerdem wie immer Limo, Bier und lecker Essen.

Montag 27.4. Club Courage 19 Uhr Start. Bielefeld

Die rechtspopulistische Partei “Pro Köln” plant am 9. Mai eine Neuauflage des - im letzten Jahr gescheiterten - “Anti-Islamisierungs-Kongress” in Köln. Dieser soll öffentlich mit internationalen Vertretern rechter Parteien und Organisationen, neben dem Kölner Dom stattfinden. Wir informieren über den aktuellen Stand der Mobilisierung bzw. Gegenmobilisierung. www.no-racism.mobi

28.4. LC 36 19:30 Uhr Start. Köln

Die rechtspopulistische Partei “Pro Köln” plant am 9. Mai eine Neuauflage des - im letzten Jahr gescheiterten - “Anti-Islamisierungs-Kongress” in Köln. Dieser soll öffentlich mit internationalen Vertretern rechter Parteien und Organisationen, neben dem Kölner Dom stattfinden. Wir informieren über den aktuellen Stand der Mobilisierung bzw. Gegenmobilisierung. www.no-racism.mobi

Hinweis zum Thema

Entdinglichung 26.04.2009 - 14:01
in den 90er Jahren haben CDU-Lokalgrössen und andere RassistInnen in Bebra auch schon einmal gegen die Entstehung eines syrisch-orthodoxen Gemeindezentrums agitiert:

 http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument-druck.html?id=8921283&top=SPIEGEL

""Wir stecken deine Hütte an"
Der Plan aramäischer Christen, in der hessischen Kleinstadt Bebra eine eigene Kirche zu bauen, hat wütenden Fremdenhaß entfacht. Mit Drohungen und anonymen Anrufen versuchen Gegner, den Bau des syrisch-orthodoxen Gotteshauses zu verhindern. Örtliche Politiker schüren die aggressive Stimmung zusätzlich.
Hell klingt die Stimme des Knaben durch das Kirchenschiff. Bei jedem Atemzug heben sich seine schmalen Schultern unter dem weißen Gebetsmantel. In der weit über 2000 Jahre alten Sprache der aramäischen Christen singt der Junge von Gott und der Größe des Glaubens. Dann steigt er, angeführt vom Priester, im Chor der Meßdiener zum Altar empor. Schweigend drehen die Männer dort eine Runde und küssen den Altarrand.

Zwei Stunden dauert der Gottesdienst nach syrisch-orthodoxem Ritus, dem die Aramäer aus der hessischen Kleinstadt Bebra folgen. Fällt der Name Gottes oder der Mutter Maria, bekreuzigen sich die Gläubigen, vor allem die frommen Frauen, die ihre Haare unter großen, gemusterten Kopftüchern verborgen haben. Sie sitzen streng getrennt von den meist dunkel gekleideten Männern.

Etliche Kirchenbänke sind leer geblieben an diesem Sonntag, denn schon vor Morgengrauen ist ein Teil der Gemeinde mit einem Reisebus aufgebrochen nach Nordrhein-Westfalen. In Gronau wollen sie etwas mitfeiern, was ihnen selbst verwehrt ist: die Einweihung einer syrisch-orthodoxen Kirche. Dieser Religion gehört die Mehrzahl der weltweit über 25 Staaten verteilten Aramäer an.

Seit die ersten Aramäer vor 20 Jahren aus dem Südosten der Türkei nach Bebra kamen, begehen sie ihren Gottesdienst in der katholischen Kirche. Jeden Sonntag, wenn der katholische Priester seine Gemeinde entlassen hat, dürfen die fremden Christen das Gotteshaus nutzen. Jetzt allerdings haben die Aramäer genug vom Untermieterdasein und möchten sich in ihrer neuen Heimat ein eigenes Gebetshaus bauen.

Doch um den Plan ist unter den Christen von Bebra ein bitterer Streit entbrannt. Den Befürwortern schlägt offener Haß entgegen, mit anonymen Anrufen werden sie unter Druck gesetzt.

Selbsternannte Sittenwächter beschimpften den Suchtberater Franz Jürgen Reich, Alt-Katholik und CDU-Mitglied, er solle "doch nach Kuba einchecken, da gibt es noch echte Kommunisten". In einem offenen Brief hatte Reich zusammen mit anderen das Wort für die Aramäer ergriffen. Als "Türkensau" beschimpften anonyme Anrufer den Stadtverordnetenvorsteher Bernd Holzhauer (SPD), der wie seine Partei den Bau befürwortet. Andere drohten: "Wir stecken dir die Hütte an."

Selbst der evangelische Ortsgeistliche Hermann Löwer, seit 24 Jahren Pfarrer in Bebra und frommer Lobbyist für den Kirchenbau seiner Christenbrüder, ist Ziel wütender Proteste. Erboste Anrufer warnen ihn, er solle sich "da raushalten". Einmal, als seine Frau abhob, meldete --- S.48 sich eine ältere Dame und fragte, ob sie da richtig sei bei "dem Ausländerfreund".

Etliche Bebraer sind in den vergangenen Wochen schon aus der evangelischen Kirche ausgetreten, offenbar aus Protest gegen die Unterstützung für das aramäische Zentrum. "Hier wird eine christliche Kirche zum Munitionslager gemacht", empört sich Löwer.

Der Traum der Aramäer von einem Gemeindezentrum ist zum Alptraum geworden. Plötzlich wähnen sich die Bebraer umzingelt von Fremden und Andersartigen. Angeheizt von konservativen Politikern, getrieben von der Sorge um Arbeitsplätze wehrt sich ein Großteil der Kleinstädter mit bisher unbekannter Feindseligkeit gegen seine ausländischen Mitbürger.

Dabei war Bebra bisher keine ausländerfeindliche Stadt, und auch jetzt werben noch Bürger für Toleranz. Seit Jahrzehnten leben die heute etwa 17 000 Einwohner mit Fremden aus den unterschiedlichsten Nationen friedlich zusammen - Gastarbeiterfamilien aus Spanien, Italien und der Türkei, Flüchtlingen etwa aus Afghanistan, Pakistan oder dem Libanon. Knapp 20 Prozent der Asylbewerber im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind in Bebra untergebracht.

In der multikulturellen Provinz fanden auch die Aramäer einen Platz, die vor Verfolgung und Unterdrückung aus ihrer Heimat im Südosten der Türkei geflohen waren. Dort, wo noch heute aramäische Klöster stehen, liefern sich kurdische PKK-Rebellen erbitterte Gefechte mit den türkischen Sicherheitskräften, verfolgen fundamentalistische Moslems immer brutaler die Gläubigen anderer Religionen.

Heute leben im türkischen Tur Abdin, dem Kernland der Aramäer, nur noch rund 2500 Angehörige dieses Volkes. Ursprünglich stammt es aus dem biblischen Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, seine Heimat erstreckt sich heute über die Türkei, Syrien, den Irak und Libanon.

Nach der Überlieferung wurde die syrisch-orthodoxe Kirche ungefähr im Jahr 40 nach Christus von Simon Petrus gegründet und gilt als eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt. Ihr Patriarch hat seinen Sitz in Damaskus. Wie bei der griechisch- und russisch-orthodoxen Kirche ist die Priesterehe bei den Syrisch-Orthodoxen nicht nur zugelassen, für Gemeindepriester ist es sogar Pflicht, daß sie verheiratet sind.

Rund 600 der Orthodoxen leben heute im Großraum Bebra, 45 000 sind es in der gesamten Bundesrepublik. Konflikte habe es außer in Bebra bisher um keine ihrer 26 Kirchen in Deutschland gegeben, sagt der Bundesvorstand der Föderation der syrischen (aramäischen) Vereine in Deutschland, Jeshu Jakob: "Wir sind ein Teil der deutschen Gesellschaft."

Das dachten die Aramäer von Bebra bisher auch.

Viele berichten von Freundschaft und Freundlichkeit und können sich nicht erklären, woher die Abwehr plötzlich kommt. Der Versandarbeiter Besim Erden beispielsweise, Subdiakon der syrisch-orthodoxen Gemeinde, kam 1979 aus einem kleinen türkischen Dorf ins Nordhessische. Heute hat er wie viele seiner Glaubensgenossen den deutschen Paß, er lebt mit seiner eigenen und drei einheimischen Familien in einem Haus mit Waldblick und lobt den Zusammenhalt der Bewohner: "Meine Kinder gehen dort ein und aus."

Daß ihre Kirche von anderen Christen abgelehnt wird, können die Aramäer nicht begreifen. Erden: "Wir sind sehr enttäuscht. Wir dachten immer, wir sind hier voll integriert." Viele hatten auf die CDU gesetzt, "weil die doch eine christliche Partei ist", sagt der junge Ninos Aslan: "Da haben wir uns offenbar getäuscht."

Die Konflikte, die jetzt schwelen, entfachten Politiker zum erstenmal während der letzten Bürgermeisterwahl. Als der CDU-Kandidat Horst Groß im vergangenen --- S.49 Herbst gegen den amtierenden SPD-Bürgermeister Wolfgang Dippel antrat, machte er das Thema Ausländer zu einem seiner Schwerpunkte. Nach der Parole "Das Boot ist voll" zog der frühere Bundesgrenzschützer, der bis zur Wende an der innerdeutschen Grenze Pässe kontrollierte, gegen den "zu hohen Ausländeranteil" in Bebra zu Felde.

Wie zuvor schon die Freie Wählergemeinschaft (FWG) ("Kein Gebetsruf über Bebras Dächern") machte Groß damals im Wahlkampf vor allem Stimmung gegen die rund 1000 Türken in Bebra. "Für eine Moschee ist in Bebra kein Platz", keifte Groß gegen inzwischen aufgegebene Überlegungen des islamischen Kulturvereins, sich ein neues Gemeindehaus zu bauen. Auch der damalige Amtsinhaber Dippel spielte das Ausländerthema nach oben und forderte weniger Asylbewerber in Bebra.

Längst geht es nicht mehr allein gegen die Moslems. Mit Halbwahrheiten und Verzerrungen schüren Bürger und Politiker den Haß gegen alle Fremden in Bebra, besonders aber gegen die Aramäer. Schon 25 Prozent betrage der Ausländeranteil der Bebraer Kernstadt, klagen die Gegner der Aramäer-Kirche, das sei zuviel. Tatsächlich liegt die Quote nur bei knapp 16 Prozent. In dem geplanten Gemeindezentrum, rechnet die CDU öffentlich vor, seien jedes Wochenende "rund 1000 Syrisch-Orthodoxe" zu erwarten. In Wahrheit soll das geplante Gotteshaus Platz für maximal 600 Gläubige bieten.

Dumpfe Furcht treibt viele Protestierer. Zu groß sei das 37 Meter lange Kirchenschiff für Bebra, sagen viele, der ganze Bau zu protzig. Gegen eine kleine Kirche ohne Gemeindehaus habe man nichts einzuwenden, ein großes Gebäude dagegen würde nur noch mehr Fremde in die Stadt locken.

Jetzt, ein halbes Jahr nach dem Wahlkampf, schlägt das Thema Wellen. "Mir wird jetzt erst klar, wieviel Ausländer hier leben, vorher habe ich da gar nicht darauf geachtet", sagt eine Bürgerin.

Längst haben die Emotionen die Fakten, Stammtischparolen die Argumente verdrängt. Sätze wie "Gucken Sie doch mal auf die Parkbänke, da sitzen ja kaum noch Deutsche" oder "die Ausländer wollen sich doch gar nicht integrieren" gehören inzwischen zu den Standarderklärungen für den wachsenden Haß.

"Wenn die fünf Stunden in der Kirche waren, hält man es hinterher vor Dreck und Knoblauchgestank kaum noch aus", will eine Protestantin von Katholiken gehört haben. "Die Aramäer wollen vier Stunden am Tag beten, wie wollen die denn da arbeiten", hetzt Willi Erich Knierim.

Der pensionierte Bundesbahn-Betriebsinspektor hat einen offenen Brief geschrieben, der in Bebraer Haushalten derzeit die Runde macht. Zwar weist Knierim in dem Schreiben darauf hin, daß die Gastarbeiter schließlich nach Deutschland geholt worden seien, und erinnert auch an die schlimmen Judenpogrome in Bebra. Doch die, bilanziert Knierim, seien womöglich nur deshalb so brutal gewesen, "weil zu viele Juden hier waren".

Solche Sprüche fallen in Krisenzeiten leicht auf fruchtbaren Boden. Bebra, lange als Stadt am Zonenrand benachteiligt, hat eine Arbeitslosenquote von 16,4 Prozent. Der frühere Eisenbahnknotenpunkt ist heute nur noch für den Regionalverkehr von Bedeutung. Der einstige Hauptarbeitgeber Bahn, der in den sechziger Jahren noch 5000 Menschen Arbeit gab, beschäftigt heute nur noch rund 1000.

Einige mittelständische Betriebe haben Konkurs angemeldet. Die frühere Zonenrandförderung ist gestrichen. "Jetzt wird bald wieder das alte Süppchen gekocht", fürchtet der SPD-Stadtrat Erich Suck, "daß die Ausländer an der Arbeitslosigkeit schuld seien."

Die deutschtümelnden Populisten stehen schon bereit. Auf einer Bürgerversammlung Ende März erklärte der --- S.50 FWG-Stadtverordnete Heinz Karpenstein, Architekt: "Wer einen deutschen Paß hat, ist noch lange kein Deutscher." Dazu müsse jemand erst "100 Jahre hier leben und belegen, daß er deutsch denkt und deutsch fühlt".

Ein Leserbriefschreiber aus dem benachbarten Rotenburg behauptete in der Lokalzeitung gar, die deutsche Verfassung, die unter anderem die freie Religionsausübung garantiert, sei "nur für Deutsche verfaßt".

Selbst der CDU-Bürgermeister Groß zählt die bereits eingebürgerten Ausländer, die zusätzlich noch den Paß ihres Heimatlandes haben, "eigentlich nicht zu den Deutschen".

Gemeinsam mit der FWG stoppte die CDU im Planungsausschuß Anfang des Jahres die bisherige Planung für den Bau der aramäischen Kirche, in der Stadtverordnetenversammlung vorvergangene Woche wurden die Entwürfe erneut in die Ausschüsse verwiesen. Nun sitzt die aramäische Gemeinde auf dem rund 8000 Quadratmeter großen Grundstück neben dem städtischen Friedhof, das ihr die Stadt und ein Landwirt 1994 für rund 200 000 Mark verkauft hatten.

Bürgermeister Groß empfängt die Aramäer zwar zum Gespräch, doch tut er nichts für ihre Kirche. Auch in der SPD glaubt kaum noch einer daran, daß das Gotteshaus wie geplant durchsetzbar ist. "Die CDU hat die Masse in Bewegung gebracht", sagt der SPD-Stadtverordnete Günter Wenczel, "und jetzt kriegt sie die Bremse nicht mehr rein."
"

Wir sehen euch alle und überall...

BürgerIn 26.04.2009 - 19:11
Da sind se...

Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Ogdan 27.04.2009 - 08:04
Eine Ergänzung sollte man hier vornehmen. Es ist natürlich etwas anderes, ob das über 1600 Jahre alte Kloster der christlichen Ureinwohner im Tur Abdin erhalten wird, nachdem 1915 sämtliche Mönche und Priester dort von Moslems umgebracht wurden, 1982 das Priesterseminar geschlossen wurde und zwischenzeitlich mehrere Priester und sogar der Bischof verschleppt wurde oder ob molemische Einwanderer, die ihre Religion frei ausüben dürfen, die aus der Türkei mit türkischen Staatsangestellten des DITIB unterstützt werden, in Deutschland über Baurecht und Bürgerbeteiligung erhaben sind.

Der springende Punkt ist, daß die Rechte der Urbevölkerung auf jeden Fall gewahrt werden müssen und gegen die Unterdrückung durch Invasoren verteidigt werden muß. Niemand kann es hinnehmen, daß Minderheiten unterdrückt und verdrängt werden. Auf dem Gebiet der Türkei ist der Anteil der Christen in den letzen 100 Jahren von ca. 30% der Bevölkerung auf jetzt ca. 0,1% geschrumpft. Systematische Pogrome - wie z. B. das Pogrom von Istambul 1956 - setzen sich bis heute fort. Ich möchte jetzt keine Parallele zu den No-Go-Areas für Deutsche und Christen in Hamburg, Duisburg, Berlin oder Köln oder den Übergiffen gegen deutsche Beamte konstruieren, aber die Vorgehensweise ist sehr ähnlich.

Braunes Blut in meinen Adern?

Antifo 28.04.2009 - 21:09
Bitte die rassistischen Äußerungen des türkischen Generalkonsuls Hakan Kivanc nicht vergessen. Laut Herrn Kubilay Demirkaya und Frau Madlen Vartian (siehe Link) hat er gesagt, daß "braunes Blut fließen" würde, wenn man den "Deutschen die Pulsadern aufschneiden" würde. Hat mich spontan an die Morde in der Türkei vor zwei Jahren an "fundamentalistischen" Christen erinnert, die man dort geschächtet hatte.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Tell the world in English — Diet Simon

Unter falscher Flagge? — Benjamin

Nicht das erste Mal — ergänzung