Aachen: Demo überfallen - Opfer angeklagt

Aachener 21.04.2009 01:15 Themen: Antifa Blogwire Repression
Am frühen Abend des 27.03.08 gingen in Aachen zwischen 150 und 200 Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit einem jungen Mann und seiner Familie zu bekunden, in deren Fensterscheibe mitten in der Nacht von militanten Neonazis ein großer Stein geworfen worden war - der die Scheibe zerstörte (hoher Sachschaden) und - der lebensgefährlich hätte sein können, wenn ein Mensch zufällig hinter der Scheibe gestanden hätte. Diese angemeldete friedliche Demonstration wurde am hellichten Tag - und unter den Augen der Polizei - von ca. 30 militanten Neonazis angegriffen.
Nun hätte mensch erwarten können, dass die Aachener Polizei eine friedliche angemeldete Demonstration schützt - Pustekuchen!

Obwohl die Polizei nach dem Anschlag mit Neonazis gerechnet haben muss, war in der Nähe der gefährdeten Demonstration kaum Polizei zu sehen. Die wenigen StreifenpolizistInnen, die die die Demo begleitet hatten, waren nicht in der Lage die Demo angemessen zu schützen. Die TeilnehmerInnen der angegriffenen Antifa-Demo waren deshalb gezwungen, in Notwehr den brutalen Naziangriff selbst abzuwehren. Die Nazis ergriffen schließlich die Flucht. Behelmte BereitschaftspolizistInnen tauchten erst später auf und schirmten fliehende Neonazis gegenüber Antifas an einem Kaufhaus ab. Von der Polizei wurde kräftig Pfefferspray gegen Antifas gesprüht. Einer der Antifas musste ins Krankenhaus.

Die Polizei erklärte später, sie habe mindestens neun Nazis festgenommen - sowie einen Teilnehmer der Antifa-Demo. Angeblich sei nur gegen einen Teilnehmer der Antifa-Demo Anzeige erstattet worden. In Wirklichkeit wurden noch am gleichen Abend Anzeigen gegen zwei Personen aus der Antifa-Demo erstattet - den festgenommen Demonstranten sowie den Versammlungsleiter.

Angeblich sollen die beiden Angezeigten Widerstand gegen VollstreckungsbeamtInnen geleistet haben (soweit mir bekannt zwei Zivis, die sich nicht zu erkennen gaben und von denen einer eine TeilnehmerIn der angegriffenen Demo brutal misshandelte). Der Vorwurf ist völlig haltlos.

Ich finde, es ist ein Skandal, dass die Angreifer noch auf freiem Fuss sind und stattdessen der Versammlungsleiter und ein Demonstrant der angegriffenen Demo nun vor Gericht stehen.

Ich zitiere an dieser Stelle einen Auszug aus der Erklärung und dem Aufruf des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Aachen, den ich auch unterstütze:

"Wir zeigen uns solidarisch mit den von der Polizei und Staatsanwaltschaft verfolgten Antifaschisten. Wir kritisieren die Aachener Polizei und die Staatsanwaltschaft wegen ihrer ideologischen Verblendung.

Wir rufen auf zur Kundgebung und Demonstration am Mo, 27.04.09, 18:00 an der Kasernenstraße/Ecke Boxgraben.

Wir rufen auf, den Prozess am Dienstag, den 28.4.2009 im Amtsgericht Aachen, Raum 1.025 auf der ersten Etage ab 9:00 zu besuchen. Da es Einlasskontrollen gibt, bitte rechtzeitig eintreffen. Wir rufen auf zur Solidarität mit den beiden Antifaschisten vor Gericht."

Die vollständige Erklärung und der Aufruf sind zu finden auf der Homepage des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Aachen

( http://antifabuendnisac.blogsport.de)

sowie - weiterführenden Links - als Dokumentation im Weblog des freien Journalisten Klarmann

( http://klarmann.blogsport.de/2009/04/16/dokumentationfotos-antifaschisten-schiessen-sich-rhetorisch-auf-prozess-nach-noenazi-ueberfall-ein/).
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Ergänzungen

Weiterer Artikel zum Thema Nazis in Aachen

Aachener 21.04.2009 - 19:52
Einen weiteren Artikel zum Thema Nazis in Aachen ist zu finden unter der URL

 http://de.indymedia.org/2009/04/247939.shtml

Laut den Infos dort soll es vor einigen Tagen einen Naziüberfall in Aachen gegeben haben.
Inwieweit die dort angegebenen Infos den Tatsachen entsprechen kann ich nicht beurteilen.

Klarmann-Bericht zu den jüngsten Vorfällen

Aachener 21.04.2009 - 20:02

Weiterer Bericht

Aachener 26.04.2009 - 18:51

Verfahren wurde am 1. Prozesstag eingestellt

Aachener 28.04.2009 - 23:26
Das Verfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte wurde am 1. Prozesstag eingestellt. Jeder blamiert sich so gut er kann ...

 http://www.an-online.de/lokales/aachen-detail-an/881509

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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mal ne — Frage..

Ja es ist wirklich ein Skandal... — Namenamenamename

wirklich wahr — who knows

boah — ..

kann echt nicht wahr sein — dieser artikel