Entwicklungen in Schweden (Piratenpartei)

tpb 19.04.2009 00:01 Themen: Kultur Medien Netactivism Repression Weltweit
Nachdem die Hintermänner von The Pirat Bay zu einjährigen Haftstrafen und einer Schadenssumme von insgesammt 3,62 Millionen Euro [1] verurteilt wurden, kann die schwedische Piratenpartei einen enormen Mitgliederzuwachs verzeichen. Es scheint so, als wäre das letzte Wort, zum einen juristisch, aber auch in der schwedischen Bevölkerung noch nicht gesprochen.
Während die Kontentindustrie das Urteil als Sieg feiert, braut sich in Schweden eine neue politische Bewegung zusammen, welche eine grundlegende Erneuerung des Urheberrechts als politisches Ziel verfolgt. Selbst die Süddeutsche Zeitung titelt: "Der Prozess um das Urheberrecht im Netz schlägt in Schweden hohe Wellen, weil die Bevölkerung in ihrer Mehrheit auf Seiten der Verurteilten steht." [2]

Die schwedische Piratpartiet (Piratenpartei) kann momentan einen ungeheuren Mitgliederzuwachs verbuchen. Mit über 23.000 Mitgliedern ist sie, nachdem sie gerade die schwedischen Christdemokraten übertroffen hat, die momentan viertgrößte Partei in Schweden [3]. Ihre Jugendorganisation 'Ung Pirat' (deutsch: Junge Piraten) ist nun mit über 10.000 Mitgliedern die größte politische Jugendorganisation in Schweden [4]. Bereits zu Beginn des Jahres erhielt Ung Pirat (aufgrund ihrer Mitgliederzahl) 120.000 Euro staatliche Fördergelder. Bei der nächsten Finanzmittelvergabe wird diese Summe wohl noch deutlich höher ausfallen (Indymedia berichtete [5]).

Angesichts dieser Entwicklung läst sich darauf schließen, dass das Zitat und damit die Aussage nicht nur aus der Luft gegriffen ist. Hier ist ein Stein ins Rollen gekommen. Während die Piratpartiet in der letzten Wahl ("nur") 0,63% der Stimmen verbuchen konnte, scheint ein Überspringen der schwedischen 4 % Hürde bei der bevorstehenden Europwahl für nicht mehr unrealistisch bis wahrscheinlich.

Es ist wohl das erste Mal in der jüngeren Geschichte, wo der klassische Urheberrechtsgedanke und seine begrifflichen Spielereien ("Geistiges Eigentum") so masiven Gegenwind bekommt, wie aktuell in Schweden.



Demonstrationen in Schweden:

Angesichts der Ereignisse um die Urteilssprechung im Pirate-Bay-Prozess, fanden heute auch einige Demonstrationen in Schweden statt. Die größte davon in Stockholm mit 1000 Teilnehmern [6].







Quellen:

[1]: http://www.gulli.com/news/the-pirate-bay-urteil-alle-2009-04-17/
[2]: http://www.sueddeutsche.de/computer/859/465450/text/
[3]: http://sv.wikipedia.org/wiki/Lista_%C3%B6ver_politiska_partier_i_Sverige_efter_antal_medlemmar
[4]: http://sv.wikipedia.org/wiki/Lista_%C3%B6ver_politiska_ungdomsf%C3%B6rbund_i_Sverige_efter_antalet_medlemmar
[5]: http://de.indymedia.org/2009/01/239815.shtml
[6]: http://www.dn.se/sthlm/1000-i-protest-mot-pirate-bay-dom-1.847148
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Ergänzungen

Interview mit Pirate Bay (Englisch)

Open Radio 19.04.2009 - 09:23
Interview mit einigen Mitgliedern auf dem HAIP Festival in Ljubljana:
 http://open-radio.nl/nl/node/11261

Kein Geheimnis

Leser 19.04.2009 - 11:22
Carl Lundström ist nicht nur ehemaliger Geld- bzw. Bandbreiten-Sponsor, sondern MITBESITZER von The Pirate Bay. Deshalb ist er auch mit angeklagt und verurteilt worden!!!

 http://www.heise.de/newsticker/Pirate-Bay-Berufung-gegen-bizarres-Urteil--/meldung/136352

Auch sein Fascho-Gedankengut ist kein schmutziges Geheimnis, sondern allgemein bekannt?

 http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Lundström

Es wäre aber natürlich interessant, herauszufinden, ob und in wie weit Lundström auch bei der Piratenpartei, bzw. den Ung Pirat mit drin hängt, immerhin ist die Ung Pirat die mittlerer Weile größte Jugendorganisation in Schweden!

Weiterer Artikel

- 19.04.2009 - 16:12

Exponenzielles Mitgliederwachstum

bling 20.04.2009 - 01:30
Wie ich gerade gesehen habe, hat die Piratpartiet nun schon über 30.000 Mitglieder und die Jugendorganisation über 14.000. Weiter so!

Artikel in der TAZ

pirat 20.04.2009 - 01:43
 http://www.taz.de/1/leben/internet/artikel/1/rueckenwind-fuer-piraten/

"Die Fahnen der „Piratenpartei“ wehten auch auf spontanen Demonstrationen, die am Samstag und Sonntag in mehreren schwedischen Städten gegen das „Pirate Bay“-Urteil stattfanden. Über 1000 Personen hatten sich beispielsweise in Stockholm versammelt. Die Transparente forderten nicht nur „Freiheit für Pirate Bay“ sondern kritisierten die wachsende Internetüber-wachung als „Internet-Stasi“. „Wir jungen Leute habe eine ganze Plattform mit allen unseren sozialen Kontakten im Netz. Das versucht der Staat zu kontrollieren und damit unser Privatleben“, sagte eine Rednerin.

Am 1. April ist in Schweden ein neues Gesetz („Ipred“) in Kraft getreten, das die relative Internetanonymität, die es bis dahin dort noch gab, aushebelt. Mit der Begründung, es sei womöglich eine strafbare Handlung von einem Rechner begangen worden, können Privatpersonen und Unternehmen, beispielsweise Verlage oder Musiklabels über die Gerichte von Internetprovidern die Herausgabe von Namen und Adressen hinter der IP-Nummer eines Rechners verlangen. Ein erstes Musterverfahren ist von Hörbuch-Verlagen und einigen SchriftstellerInnen bereits anhängig gemacht worden.

Doch Widerstand dagegen macht sich nicht nur in Form verschiedener Anonymisierungs-dienste bemerkbar, mit denen die IP-Adresse verschleiert werden kann: Die entsprechenden Anbieter melden teilweise eine Vervielfachung ihrer KundInnen. Auch viele Provider wehren sich gegen die Verpflichtung, die Daten ihrer KundInnen herausrücken zu sollen. Den Beginn machte der Internetdienstleister „Bahnhof“. Der ganz einfach die entsprechenden IP-Adressen nicht mehr lagert, so dass er Aufforderungen von Gerichten, diese herauszugeben nicht nachkommen kann. Sein Breitband verkauft „Bahnhof“ nun als „integritätsgeschützt“ und hat gleichzeitig eine „Integrity initiative“ gestartet. Der sich binnen weniger Tage bereits drei weitere schwedische Internetprovider angeschlossen haben. SurferInnen die ihre Anonymität bewahren wollen, haben nun eine Alternative. Aufgrund der Konkurrenzsituation zwischen den Providern wird erwartet, dass weitere Anbieter diesem Beispiel folgen werden.

Der Schritt den die Provider gehen, ist durchaus legal. Datenschutzrecht verpflichtet sie sogar aus Integritätsgründen keine anderen, als für den Betrieb unbedingt notwendigen Daten zu speichern. Das neue „Ipred“-Gesetz fordert das Gegenteil. „Der Gesetzgeber scheint völlig den Überblick über Gesetze und Verordnungen mit widersprüchlicher Botschaft verloren zu haben“, sagt Ola Norberg, Chef von „Alltele“, dem fünftgrössten schwedischen Breitbandlieferanten. „Wir haben uns für den Schutz der Integrität entschieden.“"

Die Gefahr von Lundström & Pirate Bay

weiter denken 20.04.2009 - 09:08
Abgesehen davon, dass man natürlich zwischen The Pirate Bay und der Piraten Partei als solches trennen muss, sollte einem folgende Tatsache nicht entgehen:

In Kürze will The Pirate Bay einen -kostenpflichtigen- Anonymisierungsdienst für knapp 5€ im Monat anbieten. Für selbigen liegen nach eigenen Angaben bereits knapp 100,000 Voranmeldungen, überwiegend aus Schweden, vor.

Macht nach Adam Riese nette 6 Millionen Euro pro Jahr, wenn diese Zahlen stimmen, ich schätze, es werden letzten Endes mehr als 100,000 werden.

Wenn aber Nazi Lundström (und das er einer ist, bedarf wohl keiner Diskussion mehr) Mitbesitzer von Pirate Bay ist, wird er auch am Anonymisierungsdienst hübsch mitverdienen- heisst also jeder, der den Anonymisierungsdienst in Anspruch nimmt, finanziert damit direkt Lundström, welcher wiederum die schwedischen Nazis finanziert. Prost Mahlzeit!

Würde mich interessieren, wie DAS das Piratbyran kommentieren wird- nachdem sie doch noch 2007 jede Beteiligung von Lundström (außer "Bandbreitensponsoring zu Beginn von TPB") vollmundig dementiert haben?

Siehe hierzu auch:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Pirate_Bay

 http://www.heise.de/newsticker/Pirate-Bay-weist-Vorwuerfe-rechtsextremer-Verbindungen-zurueck--/meldung/89297

Pirate-Bay-Urteil

Radio Corax 29.04.2009 - 14:11
Ein Begriff spukt derzeit hartnäckig durch die öffentliche Sphäre: Copyright, sprich Urheberrecht. Warum? In Zeiten des globalisierten Netzes, d.h. der Erweiterung des virtuellen Freiraums wird Filesharing immer interessanter und vor allem immer mehr genutzt... Und wenn man Text übers Netz mitteilen kann, dann lassen sich doch auch musikalische Werke und filmische Produkte teilen. Dass die Güte des Teilens und Verteilens im Netz aber nicht jedermann gleich als religiös-moralischen Wert an sich verteidigt, das zeigt sich z.B. im, am 17. April gesprochenen, Urteil gegen die Filesharing-Plattform Pirate Bay. In Stockholm wurden den vier angeblich Hauptverantwortlichen 2,75 Mio Schadensersatz und 1 Jahr Haft aufgebrummt. Wird Zeit, sich mal zu unterhalten, über den Sinn und Unsinn von meuterndem Filesharing....

Radio Corax sprach mit Padeluun, Netzaktivist- und künstler, sowie Ehrenmitglied des Chaos Computer Clubs.

Interview auf:  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=27671

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@ich 19.04.2009 - 12:34 — straightxedge

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@ Entdinglichung — Der Korrektor

@Der Korrektor — blub

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Es = rechter Troll — johnix

reisst euch mal zusammen! — querDünger