Rostock am Freitagabend - Über falsche Diskurse und die Kritik im Handgemenge

besserscheitern 18.04.2009 17:58 Themen: Antifa Blogwire
Während der Freitagabend in Rostock für viele Antifaschistinnen und Antifaschisten vor allem durch die spontane Solidemo anlässlich der Räumung des besetzten Hauses in Erfurt geprägt war, fand im Stadtteil Schmarl eine Veranstaltung von Endstation Rechts statt. Das Thema derselben lautete „Was treibt die NPD in den kommunalen Parlamenten?“. Zuhörerende fanden sich nur relativ wenige ein. Von Anfang an saßen aber auch schon Nazis im Raum.
Auch auf den Hinweis, dass dies so sei, reagierte man bei Endstation Rechts nicht. War im Voraus angekündigt worden, dass man selbstverständlich vom Hausrecht Gebrauch machen würde, um Nazis zu entfernen, wurde dann auch noch die später hinzukommende NSR geduldet, wenn sie nur ruhig bleiben würde.

Welche Ambitionen Menschen reitet, dass sie denken, sie müssen sich in einer Face-to-Face Diskussion mit Nazis profilieren, bleibt unklar. Lässt man dies einmal beiseite, so zeigt die Lektüre des NSR Blogs (hxxp://www.nsrostock.de/?p=737), was das eigentliche Problem eines solchen Nicht-Verhaltens von ER ist. Hämische Freude ist dort über „die ängstliche Stille“ sowie die „Verunsicherung“ im Raum zu vernehmen. Selbst wenn sich Veranstalter einbilden, es gäbe mit Nazis irgendwas zu debattieren, so muss doch der nächstliegende Gedanken, nämlich der an die eigenen Gäste, von solchen Spinnereien kurieren. Das solche Ängste nicht unbegründet sind, zeigt nicht zuletzt der Überfall von Nazis auf einen Jugendklub in Güstrow (hxxp://www.polizei.mvnet.de/index.php?option=com_content&task=view&id=6267&Itemid=382). ER versteht nicht was für andere Antifaschisten selbstverständlich ist: Es darf keinen Diskurs mit NSR, NPD und anderen geben. Für die Nazis gilt heute, was Marx bereits in der Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie in Bezug auf die deutschen Zustände schrieb:

„Sie stehn unter dem Niveau der Geschichte, sie sind unter aller Kritik, aber sie bleiben ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität steht, ein Gegenstand des Scharfrichters bleibt. […] An und für sich sind sie keine denkwürdigen Objekte, sondern ebenso verächtliche, als verachtete Existenzen. Die Kritik für sich bedarf nicht der Selbstverständigung mit diesem Gegenstand, denn sie ist mit ihm im reinen. Sie gibt sich nicht mehr als Selbstzweck, sondern nur noch als Mittel. Ihr wesentliches Pathos ist die Indignation, ihre wesentliche Arbeit die Denunziation.“

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Ergänzungen

Weiterer Beitrag zu dem Thema

egal 19.04.2009 - 17:30
Weitere Ausführungen zu der Infoveranstaltung gibt es hier.

Noch ein Beitrag zum Thema

Besserscheitern 19.04.2009 - 17:32
Hier wird einiges zum selben Thema etwas detailierter durchdacht.