[ERFURT] Danke für 2920 Tage!!!

ticket aus dem käfig 18.04.2009 14:09 Themen: Freiräume Kultur
Ein subjektiver und sicher unvollständiger Artikel über die letzten Tage in Erfurt, die Räumung des Besetzten Hauses, Randale, Knast und ein wehmütiger aber kämpferischer Blick auf die letzten 8 Jahre und vier Tage.
la lotta continua
Noch immer ist in Erfurt keine Ruhe eingekehrt: Nachdem am Abend nach der Räumung parallel zu einer mehr oder weniger spontanen Demonstration ein Auto und zahlreiche Container und Barrikaden in Flammen aufgingen, gab es auch in der Nacht zum Samstag Aktionen, die aber noch nicht vollständig bekannt sind. Ein scheinbesetztes Haus wurde am Morgen von den Bullen gestürmt. In Rostock, Bremen, Köln, Nürnberg, Lübeck, Leipzig, Münster, Potsdam, Hamburg, Düsseldorf, Weimar, Berlin-Xberg, Berlin-Schöneberg, Nürtingen, Göttingen, Frankfurt/M., Vaxjö (Schweden) und vielleicht noch in anderen Städten fanden Solidaritätsaktionen statt. Vielen Dank an dieser Stelle. In Erfurt haben diese Aktionen meiner Einschätzung nach genau das erreicht, was sie möglicherweise auch erreichen sollten: Sie haben Mut gemacht für die Kämpfe, die da kommen mögen.

Jetzt, wo die anfängliche Ohnmacht in Wut umschlägt, dass Fehlen unseres wunderbaren Hauses sich erst so richtig bemerkbar macht, ist es vielleicht an der Zeit für eine erste Zusammenfassung des 16. April, der Tag, an dem 60 Leute mutig einer schwerbewaffneten Armee trotzten. Mein Bericht - das sei an dieser Stelle gesagt - spiegelt meine persönlichen Erfahrungen an diesem Tag wieder und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Genau 8 Jahre und vier Tage ist das Besetzte Haus in Erfurt alt geworden. In den letzten drei Monaten lebten die Menschen dort im permanenten Ausnahmezustand. Nicht alle hielten dem permanenten Räumungsdruck stand, in anderen kochte angesichts der permanenten Bullenschikanen die Wut hoch. Schon in den letzten Monaten waren persönliche Gegenstände, technisches Equipment, der Leseladen, Bauwägen an sichere Orte gebracht worden. Den Schergen sollte nichts in die Hände fallen.
Wir alle wussten: Die mit polizeilicher Gewalt organisierte Räumung kann von uns maximal verzögert werden - aufhalten können wir sie nicht. Trotzdem (ob friedlich oder militant) wollten wir Widerstand leisten, um zu zeigen, dass wir ein solches Projekt nicht kampflos übergeben werden. Dass ein solcher Tag in der Polizeizelle enden würde, haben die meisten einkalkuliert. Viele von uns waren bereit, für das Projekt einiges in die Waagschale zu werfen.

Schon in den Tagen vor der Räumung hatten einige GenossInnen versucht, den Zusammenstoß mit den Bullen zu provozieren. Man hielt das Warten nicht mehr aus und agierte nach dem Motto: Lieber eine Räumung provozieren, während viele FreundInnen des Projekts vor Ort sind, als still und heimlich im Schlaf überrascht zu werden. Das Fanal am Ende musste einfach sein. Beim Festival am Osterwochenende kam keine Reaktion der Cops, als Müllcontainer brannten und ein Bullenauto auf der Weimarischen Straße angegriffen wurde. Hier kam es zu einigen nervigen Diskussionen zwischen BewohnerInnen des Hauses, FestivalbesucherInnen und AktivistInnen, ob der Zeitpunkt für diese Aktion richtig gewählt sei. Manch einer zog ich gefrustet zurück. Nur einen Tag später war aber bei manchen Zufriedenheit darüber zu erkennen, dass man den Bullen gezeigt hatte: Wir können auch anders. In dieser Nacht wurden auch Ordnungs- und Bauämter sowie eine Polizeiwache mit Farbe angegriffen.

Keiner wusste wann die Räumung kommt und man musste sich auf die schwierige Situation einstellen, dass die hunderten UntertützerInnen es bei einem Räumungsversuch nicht mehr bis zum Besetzten Haus schaffen würden. Auch Fehlalarme mussten vermieden werden, um die seelischen Verschleißerscheinungen nicht noch zu vergrößern.
Am Mittwochabend standen die Zeichen jedoch auf Sturm, Hinweise trafen ein, die Räumung sollte um 5 Uhr am nächsten Morgen erfolgen.

“Sie kommen!”
Intern wurde also bereits mobilisiert, Zeitungsmeldungen, wonach wir von dem Polizeieinsatz überrascht wurden, sind völliger Quatsch. Warum sonst auch sollten sich früh um vier schon an die 60 Leute an dem ehemaligen Industrieareal einfinden, Barrikaden bauen oder sich zu einer Sitzblockade zusammenfinden. Ein weißer BMW der Zivilen Einsatzgruppe der Polizei wird angegriffen und sucht mit quietschenden Reifen das Weite.

Ätzender Geruch zieht durch die Straße, weil eine Biobombe (leider etwas zu früh) auf der Straße gelandet war, Autoreifen, Baustellengitter, Holzplanken und Steine liegen auf der Straße - allerdings eher verteilt und nicht zu einer richtigen Barrikade aufgetürmt. Gegen 5.20 Uhr wird es langsam hell. Jemand ruft “Sie kommen”. An der Kaserne der Bereitschaftspolizei hat sich ein Tross von unzähligen Wannen, Wasserwerfern und Räumpanzern formiert. Die Vorhut bilden ein Lkw und ein Bus, die mit Sondereinsatzkommandos besetzt sind. Weil auf der Weimarischen Straße ein Mülltonne brennt, fährt der rote SEK-Lkw auf dem Gehweg, biegt über die Tankstelle in die Rudolstädterstraße ein. Die losen Barriteile können das Fahrzeug nicht aufhalten - wenigstens hat es später wenigstens einen Platten. SEK-Bullen mit Gasmasken springen von dem Pritschenwagen und rennen mit Sturmleitern zu dem rechten Hallendach. An dieser Stelle sind sie keinen Angriffen ausgesetzt und können problemlos das Dach einnehmen. Ein anderer SEK-Bus bekommt mehr ab, hier werden die Einheiten von einem Hausdach mit Steinen bewerfen und auch getroffen. Als die Bullen mit Knarren (Gas, Gummigeschosse und auch scharfe Waffen) auf die Personen auf dem Dach zielen, ziehen diese sich zurück. Das SEK interessiert sich noch nicht für die 30 Personen in der Sitzblockade, sondern hat offenbar die Order, zuerst die Dächer und den höhergelegenen Turm einzunehmen. Während die Bullen auf dem einen Dach das Gelände mit ihren Waffen sichern, sind zwei Helikopter im Anflug. Überall fliegt Dreck durch die Gegend, als sie über zwei Dächern Stellung beziehen und acht SEKler sich abseilen. Auch Gas- und Gummigeschosse sollen eingesetzt worden sein, was ich aber nicht persönlich gesehen habe. Von außen sind nur immer wieder laute Knalle zu hören. Auf der Rückseite des Geländes versuchen die Bullen eine Barrikade zu durchbrechen. Das gelingt zunächst nicht, weshalb sie einen der bereitstehenden Bagger der Abrissfirma SAT ( http://branchenbuch.meinestadt.de/erfurt/company/1072327) zu Hilfe nehmen.
Erst nachdem die Sondereinheiten auf den drei Dächern Stellung bezogen haben, wird vor dem Tor die Bereitschaftspolizei (darunter bayrisches USK und thüringisches BFE) eingesetzt. “Dies ist eine friedliche Sitzblockade”, spricht einer der Blockierer fortwährend durch ein Megafon. Trotz des erschreckenden Anblicks der eingesetzten Kampfroboter bleiben die BlockiererInnen tapfer vor dem Tor sitzen und werden später der Reihe nach und mal mehr oder weniger gewaltsam abgeführt, wie Trophäen einzeln fotografiert und in bereitstehende Gefangenentransporter verfrachtet. Die TeilnehmerInnen der Blockade haben sich konsequent an das deeskalativ angelegte Konzept gehalten.

Im Inneren des Geländes tastet sich das SEK mit Gasmasken von Etage zu Etage und Raum zu Raum. Bei ihrer Tour durch das Gelände stoßen sie auf die verschiedensten Formen des individuellen Widerstands gegen die Räumung. “Saufen bis zum Untergang” hat ich offenbar ein Punker an der Bar zum Motto gemacht, der bis zum Eintreffen der Bullen die letzten Alkoholbestände leert. Die militanten Verteidiger von den Dächern der angrenzenden Hallen sind spurlos verschwunden, also tasten sich die ungebetenen Besatzer weiter im Haupthaus nach oben. Um eine Barrikade im Treppenhaus zu umgehen, steigen sie in das Bürofenster in der 1. Etage ein. Irgendwann, so schildern es Betroffene später, klopft es oben in der WG an der Tür. Herein stürmen Bullen mit gezogenen Waffen. Hier hatten sich einige Leute zum Frühstück versammelt, nicht weil sie von der Räumung überrascht wurden, sondern weil die einfach für sich diesen Weg gewählt hatten. Sie müssen sich auf den Boden legen und werden abgeführt.

Noch eine Etage weiter oben bekommen die Staatsbüttel weitaus mehr zu tun. Auf dem Dachfirst sitzen seit Beginn der Räumung zwei vermummte Personen mit einem “Besetztes Haus bleibt”-Transparent. Erst nachdem die Bullen das Dach teilweise abgedeckt haben, können sie die beiden Personen ins innere des Hauses ziehen. Doch damit nicht genug: Auf dem Dachboden haben sich zwei Personen in einem Betonklotz angekettet. Auch sie blicken anfänglich in die Mündungen gezogener Schusswaffen. Mit ihrer Aktion können sie die Räumung um über zwei Stunden verzögert. Um die Beiden aus dem Betonklotz zu “befreien”, muss eine Technikereinheit der Polizei angefordert werden.

“…. und zehn leere Flaschen Wein, können schnell zehn Mollis sein”

Rund dreieinhalb Stunden nach Räumungsbeginn übergeben die Bullen das Gelände an die Gerichtsvollzieherin. Nicht ohne aber vorher eine Sieger-Begehung durch das Gelände zu veranstalten, bei denen tatsächliche und auch vermeintliche Waffenfunde für die Gefährlichkeit der BesetzerInnen herhalten müssen. Auch verrostete Beile, Küchenmesser und ein funktionsuntüchtiges Luftgewehr werden den sensationsgeilen Pressefotografen präsentiert. Angebliche Nagelbomben, die eigentlich eher wie selbst gebastelte Rauchbomben aussehen, werden vorgeführt, auch Molotowcocktails sollen aufgespürt worden sein. Beobachter mit Gedächtnis fühlen sich hier vielleicht an die Räumung der Richard-Brelau-Straße erinnert, bei der die Polizei 15 Personen wegen Waffenbesitzes anzeigte. Damals mussten Flaschen mit abgestandenen Kaffeewasser für die Molli-These herhalten. Erst durch eine genauere Untersuchung kamen die Cops auf den eigentlichen Inhalt und stellten die Verfahren still und heimlich ein. Und selbst wenn sich Flaschen mit Brandbeschleuniger auf dem T&S-Gelände befanden, ist bei den AktivstInnen kein Entsetzen darüber zu spüren. Warum auch ….

Noch einen Arschtritt hinterher
Obwohl Journalisten das Gelände auch aus Zeiten kennen, als die Räumlichkeiten noch von an die 30 Menschen bewohnt waren, Wasser und Strom noch nicht abgestellt waren, schreiben zum Beispiel der TA-Redakteur Kai Mudra hauptsächlich über den Müll, Dreck und die angeblich fehlenden sanitären Anlagen. Der sonst eigentlich für investigativen Journalismus bekannte Redakteur machte sich die plumpe Hetz zu eigen, indem er den vermeintlich asozialen Zustand hervorhob. Er betonte, die BesetzerInnen hätten nur auf Matratzen gehaust. Was erwartet der Mann: Dass sich die Aktivisten in Wasserbetten aus ihrem Haus tragen lassen. Ausführlich lässt er den rechts-konservativen CDU-Einpeitscher, den Landtagsabgeordneten Michael Panse, mit der Aussage zu Wort kommen “die Anfangs wertvolle historische Aufarbeitung hat sich in den letzten Jahren zur gewöhnlichen Hausbesetzung gewandelt”. Das es eigentlich genau andersrum war, kommt diesen Herren nicht in de Sinn. Als wir 2001 das Gelände besetzten, rückte die Geschichte der Firma “Topf & Söhne” erst nach und nach in Bewusstsein der AktivistInnen. Bis um Schluß intervenierten die BesetzerInnen in die geschichtspolitische Auseinandersetzung. Erst zum Festival kursierte ein Flyer, auf dem unter einer fingierten Supermarktwerbung zu lesen war: “Heute billig einkaufen, wo im Nationalsozialismus Leichenverbrennungsöfen für Buchenwald und Auschwitz hergestellt wurden.”
Aber für Mudra, Panse und wie sie alle heißen, kann nicht sein, was nicht sein darf. Ihre angeblich so netten dialogbereiten Jugendlichen von einst passen nicht so recht zur kompromisslosen weil konsequenten Haltung des Hausplenums. Weil man ich dann nicht mit Hintergründen beschäftigen muss, werden “Kinder in ihrem Abenteuerspielplatz Besetztes Haus” herbeihalluziniert. Panse veröffentlichte auf seiner Seite nach der Räumung 88 (!) Bilder, die wenig später von der Erfurter Naziseite (xxx.naso-erfurt.net) mit dem freudigen Hinweis verlinkt wurde, hier endlich einmal Bilder zu finden, bei denen die Gesichter der BesetzerInnen nicht verfremdet wurde. Wer sich mal mit Michael Panse in der Stadt unterhalten möchte, kann sich hier (www.michaelpanse.de) schon mal sein Gesicht einprägen.


Knast, Polizeigewalt und Aktionen in der City
Parallel zur Räumung versammelten sich UnterstützerInnen auf dem Erfurter Anger. Hier war die Stimmung ruhig, ab und an wurden Redebeiträge gehalten, die auf die aktuelle Situation aufmerksam machten. Obwohl an jeder Ecke ein erdrückendes Polizeiaufgebot stand, gelangen dennoch einige direkte Aktionen. In der Michaelisstraße wurde ein Polizeifahrzeug angegriffen und beschädigt, in der Bahnhofstraße ging ein Fenster eines Naziladens zu Bruch.
Die 60 Leute, die im und vor dem Besetzten Haus festgenommen wurden, wurden in verschiedene Gefangenensammelstellen gebracht. Da die Bullen bei den Kontrollen offenbar ein, zwei Handys übersehen hatten, konnten Leute draußen anrufen und einmal sogar bei einem Interview mit dem Erfurter Sender “Radio Frei” (www.radio-frei.de) auf die teilweise katastrophale Situation aufmerksam machen. So durfte eine gefesselte Frau fünf Stunden lang nicht auf Toilette, bei einer Genossin, die einen Astmaanfall erlitt, dauerte es über eine Stunde, bis ein Arzt zu Hilfe kam. Eine Frau musste fünf Stunden lang in einem Gefangenentranporter in der Sonne stehen. Teilweise wurden Telefonate mit den Anwälten verweigert. Allen Leuten - egal ob in oder vor dem Gelände aufgegriffen - wird schwerer Landfriedensbruch und Haufriedensbruch vorgeworfen. Teilweise soll es auch Anzeigen wegen illegalem Waffenbesitz geben. Alle Festgenommenen wurden dem Haftrichter vorgeführt, der teilweise Unterbindungsgewahrsam bis zum nächsten Morgen anordnete. Eine Peron bleibt in Haft, weil gegen sie ein anderer Haftbefehl vorlag. Vor dem Amtsgericht wurden die einzeln Freigelassenen mit Applaus begrüßt.

Zuvor war bereits eine Demo mit zeitweise bis zu 500 Teilnehmern am Landgericht und der Polizeiwache vorbeigezogen. “Wir danken Euch allen, die Ihr heute das Besetzte Haus verteidigt hab” - war vom Lauti zu hören, was lautstarke Zustimmung unter den DemonstrantInnen hervorrief. Sollte die Demo eigentlich um 18 Uhr beginnen, konnte sie nach Polizeischikanen und Übergriffen erst zweieinhalb Stunden später starten. Zuvor hatten Schläger in Uniform den Lauti gestürmt, Pfefferpray in die Fahrerkabine gesprüht und den Fahrer verhaftet. Vorwurf: Es soll mit den DemonstrantInnen auf die Polizeikette zugefahren sein …
Ein Rollstuhlfahrer wurde geschlagen, es gab bis zu sieben Festnahmen, die angesichts der polizeilichen Übermacht nicht verhindert werden konnten und nur einmal in Form von Farbbeuteln und Flaschen eine angemessene Antwort nach sich zogen. Mehr ging im Umfeld der Demo: Hier gingen ein Auto und Müllcontainer in Flammen auf, auch in einem leerstehenden Haus soll gezündelt worden sein (ob letztgenanntes im Zusammenhang mit der Demo steht ist unklar).


Der Kampf geht weiter
Es war schön, am Freitagabend alle Beteiligten wiederzutreffen, hinzu kamen Unterstützer aus anderen Städten. Neben dem Aufarbeiten des Geschehenen steht aber vor allem die Frage nach dem “Wie weiter?” im Vordergrund. Auch wenn man im Nachhinein immer vieles anders machen würde, überwiegt bei vielen trotz all der lähmenden Traurigkeit die Zufriedenheit darüber, UNSER Projekt nicht kampflos aufgegeben zu haben, einer quasi militärisch vorgehenden Polizeiarmee dreieinhalb Stunden getrotzt zu haben. Eine achtjährige Geschichte der Erfurter Hausbesetzerszene ist zu Ende gegangen, viele haben eine lange Zeit ihres Lebens in diesem Projekt verbracht, ihre Kraft in dieses Projekt gesteckt. Für viele war es der einzige Bezugspunkt in dieser spießigen und oft trostlosen Stadt. Ein Ort wo nicht diskutiert werden musste, dass Nazis hier keinen Platz haben. Wo Punker neben Techno-DJ`s glückselig ravten, fast schon legendäre und exzessive Parties gefeiert wurden und politische Veranstaltungen organisiert wurden, für die woanders kein Platz gewesen wäre. Und ja klar, es war ein Ort, an dem es die Polizei nicht leicht hatte. Wenn sie auf da Gelände wollten, ging das nur unter Bereitstellung vieler Kräfte: Das hat für uns oft schöne Spielräume eröffnet, Rückzugsräume geschaffen. Deshalb bin ich dankbar für jeden dieser 2920 Tage. In der Dunstglocke des falschen Lebens verzog sich manchmal etwas der Nebelschleier und machte zumindest erahnbar, wie eine solidarische Gesellschaft aussehen könnte. Bei allen Abgründen und Zerwürfnissen, die ein solches Projekt auch manchmal mit ich bringt. Bei der Beetzung Ostern 2001 dachten wir es handelt ich um eine Sache von wenigen Tagen. Doch es gelang länger, länger als jede/r von uns geglaubt hätte. Es war ein Poten im Kampf für ein autonomes Zentrum. Dieser Kampf zieht jetzt weiter, sucht sich neue Schlupflöcher, Verstecke, “rechtsfreie Räume” bis wir uns bald schon wieder laut und unberechenbar zurückmelden. Das Besetzte Haus war der markante Beweis am Erfurter Stadtrand, dass wir heute schon im Hier und Jetzt mit der Veränderung anfangen können. Es war für uns ein temporäres Ticket aus dem Käfig. Darum wurde das Projekt auch so massiv bekämpft, weil wir uns nicht beugen wollten unter ihre Vorgaben von Legalisierung und Ordnungspolitik. Dieses Bewusstsein und die Erinnerung an dieses wunderschöne, dreckige und unversöhnliche Projekt nehmen wir mit in die zukünftigen Kämpfe.
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Ergänzungen

wir bleiben alle

farfalla 18.04.2009 - 18:31
In dresden kam es zu einer spontanen soli besetzung für den geräumten topf squat...
 http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2132545

Anquatschversuche in Erfurt

Infoladen Sabotnik 19.04.2009 - 15:08
Vermutlich im Rahmen der Ermittlungen um die Reaktionen auf die Räumung kam es in Erfurt zu mindestens zwei Anquatschversuchen.
Seit aufmerksam (aber nicht paranoid) und meldet euch bei der Roten Hilfe, wenn ihr von den Behörden angesprochen werdet.

 http://sabotnik.blogsport.de/2009/04/19/anquatschversuche-in-erfurt/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

danke — peter

das doofe "s" — verfasser

beste grüße — bs

Solidarische Grüße — Autonoma

@ jo — ticket ....

Panse — blub