Lübeck: Spontandemo gegen die Räumung des besetzten Hauses in Erfurt

Basta! Linke Jugend 17.04.2009 22:04 Themen: Freiräume
Etwa 70 GegnerInnen der Räumung des besetzten Hauses Erfurt versammelten sich in Lübeck auf dem Gelände der Walli.
Es folgte eine spontane Demonstration durch die Innenstadt, die völlig ungestört von Polizeikräften verlief. Unter dem Motto: „Freiräume verteidigen! – gemeint sind wir alle“ bekundeten sie ihre Solidarität mit den HausbesetzerInnen in Erfurt und überall.
Gegen 18.30 Uhr begann die spontane Demonstration auf dem Gelände der Walli und setzte sich in Richtung Innenstadt in Bewegung. DieTeilnehmerInnen machten teilweise ordentlich Krach und zeigten ihren Ärger über die brutale Räumung des besetzten Hauses in Erfurt. Die Musikanlage und der Traktor, der als Lauti verwendet wurde, sorgten ebenfalls für eine beeindruckende Geräuschkulisse.
Die Demo verlief ohne Störungen durch die Polizei, die sich lieber darauf beschränkte zu fragen, wohin wir denn gerne gehen würden. So gelang es uns auch problemlos durch die Fußgängerzone zu ziehen und eine große Schleife durch die Innenstadt zu gehen. Hier wurden Flyer an die Passanten verteilt und Durchsagen gemacht, in denen der Grund der Demonstration erläutert wurde. Allerdings war die Einkaufsmeile um diese Uhrzeit nur noch mäßig besucht.

Selbst das Holstentor war nicht vor den ProtestlerInnen sicher. Mit einem kleinen Spurt und der Parole „Miete verweigern, Kündigung ins Klo, Häuser besetzen sowieso!“ durchquerten wir Lübecks „Wahrzeichen“.
Danach kehrte die Demo zur Walli zurück und löste sich auf.

Diese spontane Versammlung von so vielen Menschen zeigt deutlich, dass die Räumung eines selbstverwalteten, linken Zentrums nicht ohne Widerspruch hingenommen wird.

Solidarität mit den HausbesetzerInnen in Erfurt und überall!
Freiräume erkämpfen und verteidigen, gegen Räumung und Repression!

BASTA! LINKE JUGEND
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Ergänzungen

Fotos

Der Photi 18.04.2009 - 01:23
Die Fotos von der Demonstration

Flugblatt

Der Flugi 18.04.2009 - 01:29
Freiräume verteidigen! – gemeint sind wir alle


Gestern wurde ein seit acht Jahren besetztes Haus in Erfurt durch einen martialischen Polizeieinsatz geräumt. Bundesweit und international kam es noch am selben Tag zu mehreren Solidaritätsaktionen - hier und heute auch in Lübeck. Bereits am 3. April war von einer Richterin des Landgerichtes Erfurt ein Räumungstitel ausgesprochen worden. Obwohl Strom und Wasser daraufhin abgestellt wurden, feierten hunderte Menschen am Osterwochenende den 8. Geburtstag des Projektes.

In Erfurt hatte es vor dieser Besetzung drei Jahre lang kein linkes, selbstverwaltetes Zentrum gegeben. Nachdem ein legales Hausprojekt von der Stadt geschlossen worden war, hatte es von der Stadt zwar Versprechungen für ein neues Projekt gegeben, jedoch wurde kein geeignetes Objekt vorgeschlagen. Deshalb beschlossen die Leute, sich nicht mehr auf die Stadt zu verlassen und besetzten einen Teil des ehemaligen Topf & Söhne- Geländes. Im Laufe der Jahre entstanden hier jede Menge Wohnraum, ein Bauwagenplatz, Konzert- und Partyräume, Bandproberäume, ein Infoladen/Lesecafe, ein Kino, ein Umsonstladen, Werkstätten, ein Sportraum und eine „Küche für alle“. Weiterhin bot das besetzte Haus Raum für politische Gruppen.

Das Grundstück war bis zum Beginn des Jahres 2007 notverwaltet und dann an die Domicil Hausbau GmbH und Co KG aus Mühlhausen verkauft worden. Hatte der Notverwalter die Besetzung noch geduldet, kündigte der neue Besitzer nach einer kurzen Zeit der Duldung nun an, dass er alle Gebäude auf dem besetzten Areal so schnell wie möglich abreißen wolle. Geplant ist an ihrer Stelle ein Gewerbe- und Wohngebiet anzusiedeln.
Überregionale Beachtung fand das besetzte Haus mit der Entführung des „Ki.Ka“-Maskottchens „Bernd das Brot“. Selbst auf Spiegel-Online wurde ausführlich über die Entführung berichtet. Zwei Wochen später wurde das Kastenbrot dann in einem leeren Industrieareal nahe Weimar entdeckt.

Auch mit zwei großen Demonstrationen wurde dem Häuerkampf eine eindrucksvolle Stimme in der Erfurter Innenstadt verliehen. Unterdessen stellte der Eigentümer zwei Ultimaten, die die BesetzerInnen aber verstreichen ließen, ohne das Gelände zu räumen. Golla stellte daraufhin beim Amtsgericht und später beim Landgericht einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung zur Räumung des ehemaligen Topf & Söhne- Geländes. Am Freitag den 3. April wurde das Urteil zur Räumung des besetzten Hauses in Erfurt gesprochen.
Wichtig ist uns eine Veränderung der Gesellschaft anzustreben und nicht nur eine widerspruchsfreie „Nische im System“ zu schaffen. Nichtsdestotrotz sind besetzte Häuser für viele Leute ein wichtiger Rückzugsort, weil hier Nazis nicht geduldet und Menschen unterstützt werden, die von sexistischen oder rassistischen Übergriffen bedroht sind. Auch Leute, die sich kulturelle Veranstaltungen oder Konzerte oft nicht leisten können, werden hier weitaus weniger ausgeschlossen. Solche linken, selbstverwalteten Räume zu erhalten, ist umso wichtiger, weil es auch in Thüringen ein Erstarken rechter Tendenzen gibt.

Solidarität mit den HausbesetzerInnen in Erfurt und überall!
Freiräume erkämpfen und verteidigen, gegen Räumung und Repression!

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Solidemo in Karlsruhe 25.4. — Hausbesetzer