Hamburg: Abwicklung der Roten Flora?

schanzenbewohnerin 15.04.2009 14:57 Themen: Freiräume
Nachdem in den letzten Monaten über die zunehmende Kommerzialisierung des Hamburger Schanzenviertels in den lokalen Medien berichtet wurde, scheint nun die seit 1989 besetzte Rote Flora vor der Abwicklung zu stehen.
Seit Monaten überschlagen sich die Meldungen über die rasanten Veränderungen im Hamburger Schanzenviertel. Das Hotelprojekt im Wassertum läuft, das Gewerbe im Stadtteil nahezu ausgetaucht worden. Bars mit angeschlossener Außengastronomie und Edelboutiquen dominieren das Straßenbild. Zudem entstehen seit Jahren ausschließlich Eigentumswohnungsprojekte.Die Verdängung all derer, die sich nicht in das Bild eines Amüsierambientes einfügen, darf als abgeschlossen geltend (Schließung des Fixstern...). Zuletzt wurden von der Verdrängungswelle auch Projekte im Montblanc-Komplex erfasst, dem einstmaligen Vorzeigeprojekt der STEG bezüglich angeblich stadtteilverträglicher Sanierung. Jetzt wird die letzte Runde eingeleitet, indem sowohl das Schanzenviertelfest in seiner bisherigen Form, wie auch die besetzte Rote Flora offen infrage gestellt werden. Am heutigen Mittwoch soll ein vom zuständigen Bezirk Altona organisierter Runder Tisch sich erstmals treffen (heute 18:00 Uhr, Cafe Augenblicke),um ein behördlich angemeldetes Fest "ohne unerwünschte Begleiterscheiungen" in diesem Jahr zu organisieren. Gleichzeitig haben die Springerblätter "Welt" und "Bild" in ihren Ausgaben die Rolle der Roten Flora zum Thema gemacht. In der gestrigen Lokalausgabe der Welt schwadroniert der formale Eigentümer Klaus-Martin Kretschmer, dass von der Roten Flora keine kreativen Impulse ausgingen und sich die Flora im Schanzenviertel isoliert habe: sie sei ein Fremdkörper. In ein ähnliches Horn tutet der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote, der in der Bild zu Protokoll gibt, die Rote Flora kapsele sich ab. Er erklärt: "An solch einer prominenten Stelle darf es keine abgeschottete Privatveranstaltung geben."
Damit scheint sich zu bewahrheiten, was in den Debatten um Umstrukturierung bzw. Gentrification schon länger ein Konsens war: nachdem die Aufwertung des Schanzenviertels in den letzten 20 Jahren erfolgreich vorangetrieben und demnächst wohl ebgeschlossen sein wird, sollen die letzten störenden Altlasten in naher Zukunft entsorgt werden. Da heißt es also wohl mal wieder den Widerstand zu organisieren...
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Ergänzungen

pe der roten flora

rf 15.04.2009 - 17:42

funktionierender Link auf Flora-Erklärung

Entdinglichung 15.04.2009 - 18:21
 http://de.indymedia.org/2009/04/247206.shtml ... Bürgermeister kommen und geh'n - Rote Flora bleibt besteh'n!

locker bleiben

Harhar 15.04.2009 - 19:00
Also interessant ist irgendwie, dass im Welt-Interview die Flora ein Thema von vielen ist, wobei sich abschliessend noch folgendes Zitat findet:

"WELT ONLINE: Ziehen Sie aus Ihrer Enttäuschung Konsequenzen?

Kretschmer: Nein, ich stehe zu meinen Zusagen. Von meiner Seite wird sich an den Bedingungen nichts ändern. Vielleicht tritt ja mal jemand aus dem Umfeld der Roten Flora an mich heran mit Vorschlägen, wie es in eine zeitgemäße Form gebracht werden kann, in der die heutige Welt eine größere Rolle spielt. "

Dass doch nicht nach ner allzu akuten Problemlage klingt. Aber natürlich etwas tendenziös, wie der Artikel dann troztdem krampfhaft die Überschrift trägt " Rote-Flora-Besitzer Kretschmer
"Eher ein Fremdkörper"". Da versucht die Springer-Presse mit etwas Stimmung zu machen, was nicht mal der eigene Artikel hergibt.

Sicherlich kann Kretschmer damit auch nur gemeint haben, dass der Kulturnutzungsvertrag oder was das sein soll zumindest bis zum Ende im Jahre 2011 laut Presse unangetastet bleibt. Was danach passiert ist natürlich ungewiss.

Ändert natürlich nichts am Runden Tisch und der Diskussion ums Schanzenfest, die ja schon September 2008 angestossen wurde.

Pnneberg: Neonazis Grund für Festival-Absage

http://www.abendblatt.de 16.04.2009 - 09:47
Das will die Agentur, die bereits sieben Mal das Kleinkunstfestival "Comedy & Arts" in Pinneberg organisiert hat, so nicht stehen lassen. Nicht etwa ein Mangel an geeigneten Künstlern sei der Grund zur Absage des Pflasterspektakels, wie es die Wirtschaftsgemeinschaft erklärt hatte (wir berichteten). Der einzige und wirkliche Grund, das Festival abzublasen: Die angekündigte Demonstration rechtsradikaler Kräfte in der Kreisstadt. Hier der Wortlaut der Stellungnahme von Thorsten Weis und Niels Janneck von der Agentur BWP Festival & Event:

"Das Festival sollte dieses Jahr zum achten Mal stattfinden. Nach anfänglichen Finanzierungsproblemen konnten wir die Veranstaltung Ende Januar mit der engagierten Hilfe der Wirtschaftsgemeinschaft Pinneberg und weiteren Partnern als finanziell gesichert präsentieren und in die konkrete Umsetzung gehen.

Die Künstler wurden - wie jedes Jahr bundesweit - über spezielle Verteiler und Netzwerke zu dem Wettbewerb aufgerufen. Bis Ende März waren bereits über 50 Bewerbungen bei uns eingegangen, aus denen die besten zehn für den geplanten Termin am Wochenende um den 6. und 7. Juni 2009 in Pinneberg ausgewählt werden sollten.

Anfang April wurde uns mitgeteilt, dass in Pinneberg - zeitgleich zu unserem Festival - ein Aufmarsch von Neonazis ("Gemeinsam für eine deutsche Zukunft") angemeldet wurde. Nachdem klar wurde, dass der Aufmarsch von der Stadt Pinneberg nicht abgelehnt werden konnte, haben wir am 9. April in Absprache mit der Wirtschaftsgemeinschaft entschieden, die Veranstaltung abzusagen.

Zuvor prüften wir die Möglichkeit, das Festival um eine Woche nach hinten zu verschieben. Erwartungsgemäß waren leider nur zwei bis drei der besten Künstler für diesen Ausweichtermin verfügbar. Die übrigen hatten bereits andere Engagements.

Der einzige Grund, der zur Absage des Festivals führte, ist also die Tatsache, dass demokratiefeindliche Neonazis in der Pinneberger Innenstadt aufmarschieren. Wir können und wollen das Risiko nicht auf uns nehmen, unsere geladenen Künstler und die Besucher bewusst in die Gefahr zu bringen, die solche Aufmärsche in der Vergangenheit oftmals mit sich gebracht haben. Noch dazu können wir uns nicht vorstellen, dass nur ein einziger Besucher zu unserer Veranstaltung kommen würde, wenn klar ist, dass sich in der Innenstadt Neonazis und ihre politischen Gegner ein Stelldichein geben.

Das Pinneberger Kleinkunstfestival hat bundesweit einen sehr guten Ruf, den wir auf keinen Fall gefährden möchten.

Und wir möchten mit der Absage ebenfalls zum Ausdruck bringen, dass wir es sehr bedauerlich finden, dass sich eine Stadt oder eine Region nicht gegen solch demokratiefeindliche Vereinigungen wehren kann."

Autonome sprengen Diskussion

Morgenpost 16.04.2009 - 15:51
Mit Gebrüll und Konfettibrei gingen sie auf Politiker und Polizei los / Versammlung abgebrochen

Eine solche Versammlung hatten sie wohl noch nie erlebt: Die Bezirkspolitiker wurden mit einem Brei aus Konfetti und Wasser empfangen, Kronkorken flogen, Musik dröhnte aus einem Ghettoblaster. Der Runde Tisch, zu dem der Bezirk Altona ins Jesus-Center am Schulterblatt geladen hatte, endete gestern nach einer halben Stunde – ohne dass auch nur das Geringste besprochen wurde.

Thema des Runden Tischs sollte das Schanzenfest sein, das in den vergangenen Jahren immer im September stattfand und mit Krawallen endete. Auf Initiative von Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) soll die Party nicht mehr unangemeldet steigen dürfen (MOPO berichtete). Nun ging es darum, mit den Anwohnern eine Lösung zu finden.

Doch als die Bezirkspolitiker um 17.50 Uhr eintrafen, wurden sie mit Pfiffen und wassergetränktem Konfetti empfangen. Dutzende Protestler stellten sich auf die Stühle und Tische und breiteten ihre Banner mit Aufschriften wie „Schwarze Blöcke statt runde Tische“ und „Scheiben klirren auch ohne Fest“ aus. Direkt unter einem an der Wand prangenden Holzkreuz saßen die Bezirkspolitiker. Jedes Mal, wenn sie etwas sagen wollten, brüllten und pfiffen die Protestler. Sobald es still war, schrieen sie: „Wir wollen anfangen.“ Nach einer halben Stunde beendete Altonas Bezirksamtsleiter die Versammlung, verließ unter Gebrüll und getränkt von Wasser-Konfetti den Raum. „Das macht hier keinen Sinn. Die Diskussion wird an anderer Stelle fortgesetzt“, sagte Jürgen Warmke-Rose (parteilos).

Ein blöder Fehler: Nach der Versammlung gingen die Politiker direkt gegenüber in ein Restaurant. Schnell bekamen die Protestler davon Wind – auch das Essen musste unter Polizeischutz stattfinden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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selbstverwaltet — aaaaa

verloren hat nur... — wer nicht versucht zu kämpfen...!!!

Geht malen und/oder Sabotieren — Underpressure

1. Mai Schanze!! — ACAB

@ riotqueer — ausgefüllt

film — :)

Aha — 20:55

relbst-seflexiv — Dirk

Reflektion? — johann sebastian