Unsere und andere Krisen (Update)

Wal Buchenberg 14.04.2009 15:44 Themen: Weltweit
In einem früheren Artikel über "Unsere und andere Krisen" hatte ich anhand der Untersuchungen von Reinhart/Rogoff die jetzige Wirtschaftskrise in den Kontext früherer kapitalistischer Krisen gestellt. An diesem Text wurde kritisiert, dass bei mir der Vergleich mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu kurz komme. Einen solchen Vergleich kann ich erst jetzt machen, weil jetzt ausführlichere Daten vorliegen.

Die folgende Grafik zeigt die Aktienwerte der größten amerikanischen Unternehmen (DOW für die Krise 1929 - 1932, S&P 500 für die moderne Zeit).



Die blaue Linie zeigt die Aktienkurse seit 2007. Die amerikanischen Kurse haben in der ersten Zeit der beginnenden Krise nicht so rasch an Wert verloren wie die Kurse von 1929, aber nach nun 17 Monaten Krise haben die heutigen Kurse prozentual ebensoviel Wert eingebüßt wie die Kurse in der Weltwirtschaftskrise. Verglichen mit den Kursverlusten nach der Ölkrise und der Dot.Com-Krise sind die Verluste des amerikanischen Aktienmarktes gravierender.
Schärfer wird das Bild jedoch, wenn wir nicht nur die amerikanische Kursentwicklung, sondern die Entwicklung aller Aktienmärkte in der Welt von heute mit der Krise von 1929ff vergleichen.

Das zeigt die folgende Grafik


Nach zehn Krisenmonaten sind die weltweiten Aktienmärkte tiefer gefallen als in der Krise von 1929. Diese Daten legen nahe, dass die heutige Krise schlimmer ist/wird als die Krise von 1929ff.

Allerdings geben die Aktienkurse nur einen Ausschnitt der Krisenprobleme.
Kommen wir zu anderen Wirtschaftsfeldern. Die folgende Grafik zeigt die Welt-Industrieproduktion.




Deren Absturz begann erst im April 2008, also später als der Rückgang der Aktienkurse. Der Absturz der weltweiten Industrieproduktion ist ebenso steil wie in der Krise von 1929ff. Allerdings ist die Bewegung noch kurz und daher nicht sehr aussagekräftig.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des Welthandelsvolumens.



Hier ist der Absturz tiefer und steiler als in der vergleichbaren Zeit von 1929.

Anders und scheinbar besser sieht die Sache aus bei den Geldmengen und dem Staatsdefizit.



Wie die Grafik zeigt, ist die Geldmenge in 19 erfassten Länder, die mehr als 50 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts ausmachen, deutlich stärker gestiegen als 1929. Darauf setzen universitäre Ökonomen ihren Optimismus, indem sie meinen, der Staatsverbrauch könne die wegbrechende globale Nachfrage ausgleichen oder ersetzen.
Ich bin da skeptisch. Die kapitalistischen Staaten müssten Wunder vollbringen, wenn sie alle angehäuften Überkapazitäten nachfragen und bezahlen wollten. Gerade die Staaten, die am tiefsten in der Krise stecken, haben kein Geld zur Verfügung und können nur öffentliche "Anschlussschulden" für die privaten Schuldner schaffen, die schon geplatzt sind. Das verschafft ein Zeitpolster durch eine kurzfristige Erhöhung der Nachfrage. Aber diese Nachfrage-Erhöhung ist nicht nachhaltig. Wir brauchen nur weiterdenken, wie sich der Neuwagenmarkt im nächsten Jahr bei uns entwickeln wird, wenn der künstliche Boom durch die Abwrackprämie verflogen ist.

Die folgende Grafik zeigt die Zunahme der staatlichen Verschuldung.



Die kapitalistischen Metropolen sind da am stärksten verschuldet. Diese größere Bereitschaft der heutigen Regierungen, sich zu verschulden, weckt bei vielen Universitäts-Ökonomen Hoffnung. Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Die durch Staatsschulden gewachsene Nachfrage muss irgendwann durch höhere Steuern oder durch Staatsbankrott finanziert werden. Spätestens dann zeigt sich: Die staatliche Nachfrage ist nur auf Kosten der privaten Nachfrage gewachsen.

Wal Buchenberg für Indymedia, 14.04.2009
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Ergänzungen

Quelle

voxeu 14.04.2009 - 16:31

Datenquelle

W.B. 14.04.2009 - 16:52
Die amerikanischen Autoren der Analyse und Aufbereiter der Daten habe ich in den Grafiken benannt.
Hier ist ihr Text online:  http://www.voxeu.org/index.php?q=node/3421


Gruß Wal
P.S. Wer sich daran stört, dass ich mich bei meinen durchaus eigenständigen Einschätzungen auf Autoren wie Rogoff & Co. stütze, soll mir andere Autoren nennen, die zuverlässige und aussagekräftige Daten geben.

Das ist unsere Krise!

ftd 15.04.2009 - 08:56
Agenda
Hier ist die Krise
Lange Zeit haben die Deutschen nichts von der Jahrhundertkrise gespürt. Doch unaufhaltsam dringt sie in das Leben der Menschen vor - Angst und Verzweiflung greifen um sich. Eine Reise durch ein verunsichertes Land. (...)

Seit beinahe drei Jahrzehnten ist Frohn Hafenarbeiter, seit 14 Jahren Chef des Betriebsrats des Gesamthafenbetriebsvereins (GHB) in Bremerhaven - und seit ein paar Wochen letzter Hoffnungsträger Hunderter Kollegen, die ihre Kündigung erwarten. Es ist die dritte große Krise, die der 55-Jährige miterlebt. Doch dieses Mal ist alles anders. "Hier ist eine Panzerplatte runtergeknallt", sagt er. "Du spürst die aggressive Spannung in der Luft, eine Kleinigkeit reicht, dass sich die Leute an die Wäsche gehen." Jeder im Hafen verzichtet auf irgendetwas, meist auf Geld, und wer jetzt nicht voll ranklotzt, wird angeblafft, es geht doch um ihre Jobs!

Die Krise hat sich festgesetzt, in Bremerhaven viel hartnäckiger als anderswo. Im ersten Quartal ist das Containergeschäft im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel eingebrochen, der Autoumschlag sogar um die Hälfte. Noch vor wenigen Monaten, im Rekordjahr 2008, stapelten sich am Wilhelm-Kaisen-Terminal die Container dreifach und vierfach. Nun liegen Flächen brach. Im Boom mussten die Schiffe vor Helgoland warten, weil alle Plätze an der Kaje belegt waren. Nun klaffen weite Lücken - und den bremischen Häfen droht eine Entlassungswelle. 1050 von insgesamt 2700 GHB-Mitarbeitern werden ihren Job verlieren. (...)

Seit Monaten lesen die Menschen in Deutschland, dass es bergab geht, eine Schreckensnachricht jagt die nächste. Doch lange war von der schwersten Wirtschaftskrise seit Menschengedenken im Alltag kaum etwas zu spüren. Erst langsam, ganz langsam nistet sie sich ein, schleichend, wie ein Nebel, der sich über eine Landschaft legt, wie feuchte Kälte, die langsam durch die Kleidung kriecht und einen erschauern lässt.
(...)
Die Rezession packt das Land. Die Hafenarbeiter in Bremerhaven, die im Herbst arbeitslos sein werden. Die Handwerker und Kleinunternehmer aus Magdeburg, die sich in ihrer Not beim Sorgentelefon melden. Die Leiharbeiter und Putzfrauen, die in Stuttgart gegen ihre Entlassungen klagen. Die Arbeitslosen und Lehrer, die nach Berlin reisen, um gegen die Krise zu demonstrieren. Den Bürgermeister von Salzgitter, der nicht weiß, wie er neue Kindergärten bauen soll. Bandarbeiter und Manager. Große und kleine Leute.
(...)

Einen so rasanten Absturz gab es noch nie. Die deutsche Wirtschaft schrumpft in aberwitzigem Tempo, in diesem Jahr um vier Prozent, fünf Prozent, wer weiß, vielleicht sogar um sieben Prozent. Der deutsche Maschinenbau scheint in sich zusammenzubrechen. Das hat es seit Beginn der Statistik 1958 nicht gegeben. Die Stahlkonjunktur, das Gleiche. Erstmals seit 1928 ist die Zahl der Arbeitslosen in einem März nicht gesunken. "Wir wissen, dass dies ein schreckliches Jahr wird", sagt OECD-Generalsekretär Angel Gurría.

Und doch dauert es, bis die abstrakten Zahlen der Krise den Alltag der Menschen erreichen. Bis nach den Wachstumskurven auch die Lebensläufe tiefe Dellen bekommen.

Es läuft ja noch ganz gut im Land: Die Preise für Benzin, Milch und Butter sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken, die Inflation ist so gering wie lange nicht, die Reallöhne werden sogar steigen. "Die Konsumenten haben bisher auf die ständigen Hiobsbotschaften erstaunlich gelassen reagiert", sagt Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung, die Binnennachfrage steige sogar leicht. "Die Wahrnehmung der Krise ist auf individueller Ebene in Deutschland verzögert", sagt auch Ludger Pries, Soziologieprofessor an der Ruhr-Universität Bochum. "Die Angst sickert erst ganz langsam durch."

(...)
Wenn die Wirtschaft schwächelt, häufen sich die Kündigungen - und damit die Streitfälle vor Gericht. Allein im März gingen in Stuttgart 1832 Klagen ein, die Hälfte mehr als vor einem Jahr und so viel wie nirgendwo sonst in der Republik. In der Region sitzen die Automobilindustrie und der Maschinenbau, beide sind stark von der Krise betroffen. Noch ist die Arbeitslosenquote mit 4,8 Prozent niedrig. Doch Kurzarbeit und Stellenabbau häufen sich, vor allem bei Zeitarbeitern, Aushilfen, Jugendlichen. (...)

Noch geht es da draußen relativ ruhig zu, doch wie lange die Stimmung der Krise noch trotzen kann, hängt maßgeblich vom Arbeitsmarkt ab. Im März waren 3,6 Millionen Deutsche arbeitslos - und erst langsam wächst das Heer. "Bei der nie da gewesenen Wirtschaftsentwicklung präsentiert sich der Arbeitsmarkt immer noch besser als das, was derzeit in vielen Wirtschaftsbereichen stattfindet", sagt Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Bislang habe es bei den Stammbelegschaften keine Entlassungen gegeben, beobachtet auch IG-Metall-Chef Berthold Huber. "Dies könnte sich aber ab Sommer dramatisch verändern." Mit den ersten Massenentlassungen würde die Krise in die Mitte der Gesellschaft vordringen, würde das Stabile ins Wanken bringen. Michael Sommer, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), warnt vor "sozialen Konflikten in diesem Land, dass es knallt".

Noch hält vor allem die Kurzarbeit die Auswirkungen der Krise in Grenzen. Seit Oktober haben die Betriebe 2,15 Millionen Menschen in Kurzarbeit geschickt. Der Sozialstaat kann die Krise abfedern. Doch wenn den Firmen das Geld ausgeht, fliegen auch die Kurzarbeiter raus, schon im Spätsommer, warnen die Banken.

(...)
Über die Nachrichtenticker laufen pausenlos Schreckensmeldungen: Villeroy & Boch streicht jeden zehnten Arbeitsplatz + 3000 Stellen bei ThyssenKrupp auf der Kippe + Heidelberger Druckmaschinen streicht 5000 Arbeitsplätze + Continental schließt Werk in Hannover - 780 Jobs weg + Kurzarbeit für 68.000 der 141.000 Daimler-Mitarbeiter - weniger Lohn für alle anderen + 3500 Mitarbeiter von Karmann-Pleite betroffen. "Schwarzer Tag für unsere Jobs", titelt die "Bild"-Zeitung.

(...)

Salzgitter spürt wie sonst kaum eine andere deutsche Großstadt die Folgen der Krise. Die Aufträge bei der Salzgitter AG sind im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 60 Prozent zurückgegangen. "So einen Einbruch hat es noch nie gegeben", sagt der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Leese. Die Bestellungen von Nutzfahrzeugen bei MAN brachen sogar um mehr als zwei Drittel ein, und "eine Trendwende sehen wir noch nicht", sagt Konzernchef Hakan Samuelsson. Vier der fünf großen Firmen in Salzgitter lassen kurzarbeiten. "Jetzt sieht man, wie abhängig wir von ihnen sind", sagt Bürgermeister Klingebiel.
(...)
Noch spielen sie mit. Die Salzgitter AG hat das Kurzarbeitergeld auf 90 Prozent des Nettolohns aufgestockt, auch bei MAN haben die Verantwortlichen sich zu diesem Schritt durchgerungen. Bis Mitte nächsten Jahres könnte das noch so weitergehen. Bisher gibt es keine Entlassungen. Bisher.
(...)
Der Ton wird rauer, auch in Salzgitter. Betriebsratschef Hasan Cakir musste ganz schön kämpfen, bis sein Arbeitgeber, die Salzgitter Flachstahl, bereit war, den Mitarbeitern auch während der Kurzarbeit 90 Prozent ihres Lohnes auszuzahlen. "Es gab lange Diskussionen und Streitereien", sagt er. Und zum ersten Mal fielen auch die Worte, die keiner hören will: "Betriebsbedingte Kündigungen". Es war wie ein Weckruf. Mehrere Tausend Mitarbeiter haben in Salzgitter gegen die Pläne protestiert. Und neulich, an einem Wochenende, sind die Arbeiter dann nach Berlin gefahren, mit 17 Bussen. Jeder sollte sehen, dass Salzgitter keine Lust hat, das Desaster allein auszubaden.

Etwa 30.000 sind nach Berlin gekommen, aus allen Teilen Deutschlands. Sie haben Schilder dabei und Transparente. "Weg mit Hartz IV" steht da oder "Es war nicht alles schlecht im Kapitalismus" oder "Mit 70 meine erste Demo". Es ist ein ziemlich bunter Haufen, Stahlarbeiter, grauhaarige Lehrer, junge Studenten, Familien, Singles, Angestellte, Selbstständige. Irgendwie geht diese Krise ja jeden an. Dutzende Organisationen haben aufgerufen, Motto: "Wir zahlen nicht für eure Krise!"
Auch Eugen Rudolph aus Hamburg ist an diesem Morgen um sechs Uhr aufgestanden, um dabei zu sein. Er sieht müde aus. Eigentlich könnte er sich jetzt ein bisschen ausruhen, der Bus zur Demonstration nach Berlin braucht fast vier Stunden. Aber er muss lernen, der 37-jährige Büroschlosser wird gerade zum Elektriker umgeschult.
Es ist kurz vor acht Uhr. Vor dem Hamburger Hauptbahnhof haben sich mehr als 300 Menschen gesammelt. Sie wollen alle in die Hauptstadt, zur ersten großen Demo gegen die Krise. Sieben Busse werden von Hamburg Richtung Osten rollen, organisiert von Attac und der Linken. Die meisten haben sich vorher über das Internet angemeldet, aber nicht alle haben schon bezahlt. Eine Frau sammelt mit einer Klarsichtfolie die 15 Euro ein.

Rudolph hat noch 50 Cent bis zum Ende des Monats, er ist Hartz-IV-Empfänger. Er kann sich die Fahrt eigentlich nicht leisten, hat bei den Organisatoren angerufen, ob sie ihn auch so mitnehmen. Er hat Angst, dass ihm bald das bisschen, das er zum Leben hat, auch noch genommen wird. "Wenn es ganz hart kommt", sagt er, "werden die Sozialleistungen gekürzt."
Im Bus läuft das Radio. Ein Bericht aus London, einer der Hauptstädte der Finanzkrise, es geht um Banker, die sich in der Öffentlichkeit fürchten, die ihre Nadelstreifenanzüge deshalb gegen Jeans tauschen. Ein paar Fahrgäste verteilen Flugblätter und Heftchen, Aufrufe für die nächsten Demos, Kampfschriften gegen das System.
Endlich in Berlin, die Masse schiebt sich durch die Mitte der Stadt. Es ist friedlich, vielleicht auch deshalb, weil ein klares Feindbild fehlt. Ja, das System ist Schuld, sagen die meisten, aber das System kann man schlecht mit Eiern beschmeißen.
(...)
Noch ist das Land gelassen. Erstaunlich gelassen. "Alle Indikatoren deuten daraufhin, dass es schlimmer wird als 1929. Doch es gibt eigentümlicherweise keine öffentlich feststellbare Unruhe", sagt Hans-Ulrich Wehler, Deutschlands bedeutendster Sozial- und Wirtschaftshistoriker. Im Ausland, ja, da schlägt sich der Zorn schon auf der Straße nieder, da werden die Häuser von Bankern angegriffen, Manager als Geiseln genommen, sogar mit dem Tode bedroht. Aber hier?
(...)

Gekürzt aus Financial Times Deutschland  http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Agenda-Hier-ist-die-Krise/500311.html

Quantität vs. Qualität

Peter Lustig 15.04.2009 - 13:39
Die Zahlen und Analysen sind quantitativ gesehen so, daß der Satz "schlimmer oder genausso schlimm wie damals ..." richtig sein mag. Wie sieht es aber mit dem Fakt aus, daß die heutige Produktivität um ein Vielfaches höher ist als damals? Die Masse der heutigen Bevölkerung kann auch mit einem wesentlich niedrigerem BIP ernährt und versorgt werden. Außerdem ist unsere heutige Bevölkerung viel älter, als sie es 29 war. Das erklärt die Ruhe, die offensichtlich herrscht. Die Qualität der Auswirkungen ist zumindest in der 1. Welt eine andere als vor Jahrhunderten: Kein Hunger!

Kritik und Nachfrage

G. Heim 16.04.2009 - 02:50
Du schreibst bei der Geldmenge, da sie heute steiler ansteigt, hier sehe es 'besser' aus. Die Interpretation ist m.E. falsch, da steigende Geldmenge Inflation bedeutet.
Zu dem Handlesvolumen: es würde mich interessieren, ob die Kurve nach Preisen oder Mengen berechnet wurde?

Steigende Geldmenge @G.Heim

Wal B. 17.04.2009 - 08:29
Hallo,
bei der Geldmenge hast du den Text nicht richtig gelesen. Ich schrieb, dass das Anwachsen der Geldmenge "scheinbar besser" aussieht. Das "scheinbar besser" ist die Auffassung der Universitäts-Ökonomen, nicht meine Auffassung:
"Wie die Grafik zeigt, ist die Geldmenge in 19 erfassten Länder, die mehr als 50 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts ausmachen, deutlich stärker gestiegen als 1929. Darauf setzen universitäre Ökonomen ihren Optimismus, indem sie meinen, der Staatsverbrauch könne die wegbrechende globale Nachfrage ausgleichen oder ersetzen.
Ich bin da skeptisch. Die kapitalistischen Staaten müssten Wunder vollbringen, wenn sie alle angehäuften Überkapazitäten nachfragen und bezahlen wollten."

Im übrigen ist deine Gleichung: "Größere Geldmenge = größere Inflation" sachlich falsch. Die statistisch erfasste Geldmenge gibt quasi die "potentielle Geldmenge", nicht die reale und wirkende Geldmenge wieder.
Geld, das auf Konten geparkt wird, wird zwar statistisch erfasst, tritt aber nicht wirklich auf den Warenmarkt.
Ebenso Gelder, mit denen Aktien gekauft werden oder mit denen spekuliert oder mit denen Bankbilanzen ins Lot gebracht werden.
Alle diese Gelder zählen zur "Geldmenge", sind aber nicht wirklich in der Warenzirkulation im Umlauf. Inflation meint in der Regel steigende Warenpreise. Spekulationsgelder oder Aktienkäufe beinflussen die Warenpreise zunächst nicht.
Falls sie doch inflationär wirken (weil der "gefühlte Reichtum" gewachsen ist), dann mit zeitlicher Verzögerung.

Gruß Wal

Video aus Argentinien

Joe 22.04.2009 - 13:07
Eine hervorragende Doku aus Argentinien.
Es zeigt drastisch mit welchen Mitteln die Staatsmacht auf riots und moderaten Protest reagiert. Egal ob alt oder jung, male or female - alles wird niedergeknüppelt.
Die arg. Reiterstaffeln schwingen sogar die Peitsche gegen Seniorinnen.
 http://video.google.com/videoplay?docid=4353655982817317115&hl=en

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