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Historischer Tiefpunkt des dt. Anarchismus

BZ-Leser wissen mehr 13.04.2009 00:23
Hippies verhindern Rausschmiss von "Fuck For Forrest" vom Anarchistischen Kongress in Berlin. Ein problematisches Verständnis von Toleranz, individueller Freiheit und Hierachielosigkeit verhinderte einen konsequenten Umgang mit sexualisierten Grenzüberschreitungen.
Zur Sache: Bereits in der BZ vom 9. April aber auch auf dem Anarchistischen Kongress gab es ein reges Interesse an dem Workshop mit dem Titel "Anarchie und Sex", der am Samstag Abend stattfand. Sex ist in unserer Gesellschaft kein einfaches Thema und mit vielen meist berechtigten Ängsten sowie mit Herrschaft verbunden. Ein besonderes Gesprächsbedürfnis ist daher nicht sehr verwunderlich. Im Zuge des Workshops, bei dem es auch um die Konstruktion von Geschlechterrollen und deren Hierarchisierung ging, stellten einige Menschen ihr Projekt "Fuck for Forrest" vor. Dies geschah weitgehend spontan. Bei der Projektvorstellung blieb es allerdings nicht, sondern ein Mann aus der Gruppe zog seine Kleidung aus. Er wurde darauf hingewiesen, dass dies von einigen Teilnehmer_innen des Workshops als unangemessen empfunden wurde. Daraufhin wurde die intervenierende Person als "Kampflesbe" tituliert und in der weiteren Diskussion Menschen, die ein Problem mit der Situation hatten, ein verklemmtes Verhältnis zu ihrem Körper unterstellt. Die Beschreibung der Einzelheiten dieses Vorgangs ersparen wir uns und euch.

Soweit zum Samstag. Kommen wir zum Sonntag, an dem der Konflikt eskalierte und zum Abbruch des Kongresses führte. Am Vormittag wollte "Fuck for Forrest" eine Nacktblockade veranstalten. Was der politische Charakter dieser Aktion sein sollte blieb weitgehend unklar. Effektiv blockiert wurde allerdings der Ablauf des Kongresses. Nach den Vorfällen des Vorabends in Verbindung mit der Tatsache, dass die Mitglieder von "Fuck for Forrest" den ganzen Tag nackt auf dem Gelände herumliefen, kam es zu mehreren heftigen Auseinandersetzungen und der Forderung, dass die Gruppe vom Kongress ausgeschlossen wird. In den Diskussionen zeigten sich die Mitglieder der Gruppe völlig uneinsichtig und waren auch nicht bereit, das Kongressgelände zu verlassen. Eine Gruppe von Menschen traf sich, das Problem zu klären und entschloss sich zu einer direkten Intervention, nämlich dem Rausschmiss der Gruppe. Die Umsetzung dieser Entscheidung war jedoch nicht möglich, da sich eine beträchtliche Zahl von Kongressteilnehmer_innen mit den "Fuck for Forrest"-Leuten solidarisierte. Sie verhinderten effektiv deren Rausschmiss.

Unter dem Eindruck der Geschehnisse sahen die Organisator_innen keine Möglichkeit, den Kongress weiter zu führen. Nach einigen internen Beratungen erklärten sie den Abbruch der Veranstaltung, was konkret bedeutete, dass die Verpflegung eingestellt und der Zugang zu den Räumen verwehrt wurde. Grund dafür war vor allem die Einschätzung der Orga-Gruppe, dass antisexistische Schutzräume und somit eine antisexistische Praxis nicht mehr gewährleistet werden konnten. Die Verantwortung dafür sahen sie nicht in der Gruppe "Fuck for Forrest" sondern vor allem in der aktiven Solidarisierung gegen deren Rausschmiss.

Bei "Fuck for Forrest" handelt es sich in keiner Weise um eine irgendwie geartete emanzipatorische Gruppe. Ihr politischer Ansatz ist es, Geld zu sammeln, um damit Regenwald zu kaufen. Trotz aller Liebe zum Regenwald, mit Anarchismus hat das Kaufen von Regenwald herzlich wenig zu tun. Diese Form der Privatisierung von Land ist eher eine moderne Variante des Ablasshandels. Der problematischste Teil dieses Geschäftes ist aber, dass "Fuck for Forrest" Geld mit Porno-Filmen sammelt. Dies muss in diesem Fall nicht aus einer Anti-Porno-Haltung heraus kritisiert werden, sondern aus dem Charakter der Filme, die diese Gruppe dreht. Sie reproduzieren ein heterosexuelles, auf eine männliche Zielgruppe ausgerichtetes Geschlechterverhältnis. Frauen werden als benutzbare und gefügige Objekte dargestellt. Daran ändert auch nichts, dass dies freiwillig geschieht. Doch selbst das muss bei dieser Gruppe in Frage gestellt werden. So gibt es konkrete Vorwürfe gegen Mitglieder, Menschen alkoholisiert zum Sex vor der Kamera gedrängt zu haben. Diese Vorwürfe können an dieser Stelle nicht geklärt werden, aber auch unabhängig davon hat das Konzept von "Fuck For Forrest" nichts mit Anarchie und Emanzipation zu tun.

Unverständlich bleibt, wieso nach der Veröffentlichung von Informationen über diese Gruppe sowie deren Verhalten auf dem Kongress, eine Solidarisierung überhaupt stattfand. Die Gruppe erlangte so eine Wichtigkeit, die ihr gar nicht gebührt. Das gesamte Thema hätte innerhalb kürzester Zeit abgehakt werden können. Ein problematischer Freiheitsbegriff ("Es schränkt meine Freiheit ein, wenn ich hier nicht nackt rumlaufen kann.") war aber nicht nur bei den "Fuck for Forrest"-Leuten vorhanden, sondern auch bei jenen, die sich solidarisierten. Abstrakt zu behaupten, der Ausschluss einzelner Menschen sei ein Rückgriff auf Systemmechanismen, bedeutet schlussendlich Handlungsunfähigkeit gegen Übergriffe jeglicher Art.

Problematisch an der Geschichte ist dabei nicht das grenzüberschreitende und zu verurteilende Verhalten Einzelner, sondern die Unmöglichkeit, eine antisexistische Praxis umzusetzen. Die Geschehnisse des Wochenendes zeigen einen desolaten Zustand der anarchistischen Bewegung in Deutschland, der geprägt ist von einem falschen Verständnis von Anarchie und dem Ausblenden bestehender Herrschaftsverhältnisse. Anarchie bedeutet eben nicht, die eigene Freiheit über die Freiheit anderer zu setzen, sondern das Ausleben der eigenen Freiheit unter dem Aspekt der Reproduktion von Herrschaftsverhältnissen und der Rücksichtnahme auf Bedürfnisse und Grenzen anderer zu reflektieren und ggf. einzugrenzen.

Für einen Anarchismus, der mehr als Lifestyle ist!
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Ergänzungen

kongressauflösung: erklärung des orgateams

hügelbold 13.04.2009 - 03:38

Das absehbare Distaster von Berlin

rojinegro 13.04.2009 - 07:49
Es hatte schon seinen Grund, warum dieser Kongress bereits im Vorfeld in weiten Teilen der sich als libertär verstehenden Zusammenhänge auf fast völliges Desinteresse stieß. Das Vorbereitungs-Wiki liest sich nicht umsonst wie ein munteres Sammelsurium von Lifestyle- und anderen Belanglosigkeiten, die ohne irgendeinen schwarzen oder schwarz-roten Faden in völliger Beliebigkeit zusammengeklatscht worden sind. Welch ein Rückfall hinter die libertären Tage der 80er Jahre, auch wenn der aktuelle Kongress mit diesen nicht ansatzweise vergleichbar ist! Dieser Kongress zeigt das ganze Dilemma des "postmodernen" Lifestyle- oder Individualanarchismus, der so gerne alles vergessen möchte oder über Bord geschmissen hat, was den "historischen" Anarchismus ausgemacht und angetrieben hat und das auch noch für hip hält.

Zum Glück gibt es aber nicht nur das Sammelsurium von Berlin, das so gerne den "Anarchismus im 21. Jahrhundert" repräsentieren möchte und dennoch nur eine Randerscheinung innerhalb der libertären Bewegung darstellt. Während in Berlin über "anarchistisch orientierte Vereinssatzungen", "Beitragen statt tauschen" und ähnlich elementare Themen diskutiert wird, wächst überall im Land die Zahl derjenigen, die verstanden haben, dass ein Anarchismus ohne Bezug auf die sozialen und Klassenkämpfe eine unmögliche Angelegenheit ist. Was nützt es, sich stundenlange Abhandlungen über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer "5-Stunden-Woche" anzuhören, wenn man selbst nicht organisierter Teil einer (Klassen-)bewegung ist, die die Voraussetzungen hierfür, nämlich die Abschaffung des Kapitalverhältnisses, in Angriff nimmt?

Auf dem Berliner Kongress spielte das einschneidendste Ereignis der letzten Jahre oder Jahrzehnte, die globale Krise, in die das Kapital gerade steuert, in der Vorbereitung kaum eine Rolle. Dabei zeigt gerade diese Krise, wie aktuell und auf der Höhe der Zeit die sozialen Strömungen im Anarchimus, der Anarchokommunismus und allen voran der Anarcho-Syndikalismus (wieder) sind. Zu den wenigen Ansätzen jenseits von Lifestyle und Anarchie gehörte in Berlin ein Vortrag mit der Fragestellung "Was können AnarchistInnen und MarxistInnen voneinander lernen?". Bleibt zu hoffen, dass sich abseits des Berliner Kongresses die Einsicht durchsetzt, dass es in beiden Strömungen Teile gibt, die sehr viel mehr Gemeinsamkeiten haben, als es etwa verschiedene "anarchistische" Strömungen untereinander jemals haben werden.

Vielleicht war der Schock von Berlin ja aber auch ein ganz heilsamer und führt dazu, dass sich der eine oder die andere auf die Suche "back to the roots" machen.

Die größten Spießer im Land

anti 13.04.2009 - 11:41
Der Titel der Überschrift ist wohl richtig gewählt, nicht aber ist das der Gruppierung "Fuck for Forest" - so lächerlich diese auch sein mag - zu verdanken.
Vielmehr blamierte sich jene Szene, die sich selbst Anarchistisch nennt und dennoch jeden deutschen Straßensäufer an autoritärem Verhalten überbieten möchte, bis auf die Knochen dadurch, dass sie nicht in der Lage war adäquat auf Nacktheit zu reagieren - nämlich gar nicht.
Eine Szene, die wirklich annähernd ein Interesse am Anarchismus hätte, würde einsehen müssen - neben der Auflösung des Kapitalverhältnisses, die hier ja bereits mehrfach in den Kommentaren angesprochen wurde - dass die sexuelle Identität eines jeden seine Privatsache ist, solange nicht wirklich Grenzen aktiv überschritten werden. Dies aber ist nur möglich durch direkte Bezüglichkeit auf eine Person. Die Grenzüberschreitung die nur durchs reine Dasein (egal ob das Nackt, angezogen, oder mit Bodypainting ist) existiert NICHT.
Dennoch gerierte man sich wieder als die Szene, die dem Papst das Päpstlich-sein neidet: Da man per definition nicht prüde ist - man ist ja links, emanzipatorisch und ähnliche abgeschmackte Schlagwörter - und Nacktheit dann eben doch auf die eigene Spießigkeit trifft, bleibt nichts anderes übrig als die Störer des kleinbürgerlichen Schwarzkapuzenfriedens des Geländes zu verweisen.
Hierbei schreckt man auch nicht davor zurück, das ganze mittels des hanebüchenen Konstruktes der "Definitionsmacht" - also der institutionalisierten Lynchjustiz sexuell verunsicherter Pseudorevolutionäre - als "sexuellen Übergriff" zumindest, stellenweise aber gar als "Vergewaltigung" zu rechtfertigen. Hatte ich bisher noch durchaus Einwände, wenn das Thema Definitionsmacht allzu harsch angegriffen wurde, bewies dieser Kongress - abermals - dass es auf ganzer Linie scheitert und das Pamphlet der Bahamas über die "Infantile Inquisition" nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat. Der Hohn, den es für ECHTE Opfer von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen darstellt, wenn diese Geschehnisse dergestalt relativiert werden, ist den linksdeutschen Ideologen gar nicht mehr bewusst.
Dementsprechend fällt es ihnen dann auch nicht mehr auf, inwiefern sie das betreiben, was von ihnen zurecht als Teil widerwärtig patriarchalen Bewusstseins gebrandmarkt wird: Namentlich Blame the Victim Strategien.
Am öffentlichen Pranger - also dem Treppenhaus des Bethaniens - werden allen Ernstes Zettel ausgehängt, an denen verkündet wird, Nacktheit triebe Vergewaltigung voran. Dass sie sich damit auf dem Niveau des Mackers befinden, der sich gewiss ist, dass der Minirock des Mädchens gradezu eine Aufforderung war, zu vergewaltigen, ist da freilich egal.
Die ganze Lächerlichkeit kam dann noch einmal auf dem "Krisen-Plenum" zu Tage, als jemand allen Ernstes den Satz formulierte:
"Das Problem ist nicht, dass sie nackt sind - das Problem ist wie sie nackt sind."
Die Berliner Anarchisten und Anarchistinnen durften also wieder einmal beweisen, dass sie kleinbürgerliche Ideologen reinsten Wassers sind - und eine Gesellschaft, die im kommunistischen Eigeninteresse nur noch zum gemeinsamen Biertrinken aufgesucht werden sollte: Denn solange sie nicht gerade über Politik reden, sind einige Menschen dort durchaus nett.

fälschlicherweise emanzipiert

Roland Ionas Bialke 13.04.2009 - 11:56
Ich wurde am Samstag durch FFF fälschlicherweise emanzipiert. Als das mit dem Ausziehen geschah, da war es so dunkel und plötzlich redeten so viele Menschen durcheinander, dass ich nur sehr begrenzt etwas von dem Geschehen mitbekam. Ich bekam den Ausspruch "Hardcore Lesbe" zwar mit, nahm aber nicht wahr, dass dieser von einem Mitglied von FFF getätigt wurde - Vielmehr kam es mir so vor, als ob ein nicht-gruppenzugehöriger Zuschauer das gesagt hätte. Aus dieser Sicht, ich kannte da auch noch nicht die FFF-Gruppe und deren Homepage, fand ich den Aktionismus der Gruppe ganz gut. Ihr Verhalten (sich auszuziehen) half mir mich mit meiner unterdrückten Nacktheit zu beschäftigen und ich überlegt ernsthaft, ob mich bei der (nackten) Blockade beteiligen sollte.

Traurig war dann, dass aus der abendlichen Kälte und aus dem dunklen heraus nur so wenige Menschen bereit waren die Geschehnisse weiter zu reflektieren. Der Workshop wurde nämlich fortgesetzt, etwa 30 bis 40 Menschen reflektierten das Geschehene (u.a.) erst in einem Raum ausserhalb des Bethaniens und dann im Bethanien.

Solidarität kann also auch dadurch enstanden sein, dass die Kommunikation nicht funktioniert war, es dunkel war, viele dazwischenredeten, applaudierten, sich im Kreis privat unterhielten, es verdammt kalt war und schätzungsweise bis zu 300 Menschen an dem Workshop teilnahmen. Und warum wurde das überhaupt als "Workshop" angekündigt? Andere Diskussionen wurden als "Diskussion" angekündigt.

Mir missfiel an den (FFF-)Diskussionen, dass das Gros davon ausging, dass es vollkommen in Ordnung für alle ist sich in einen Kreis zu setzen und loszureden. Reden ist aber nicht das einzige Kommunikationsmittel, und viele beherrschen das Kommunikationsmittel "reden", besonders vor vielen Menschen, nicht. Von haben die (Rede-)Starken hier die (Rede-)Schwachen mit ihrer Macht zu reden unterdrückt. Das fand ich nicht emanzipatorisch. Ein emanzipatorisches Mittel wäre z.B. gewesen, dass ein instrumentalisierter sprachgewaltiger Mensch Texte von anderen Menschen, die sich nicht zu reden trauen, zugesteckt bekäme und diese dann im Kreis zeitnah vortragen würde. Ein anderes Mittel wäre auch ein Workshop anzubieten, in dem die Menschen trainiert werden wie sie laut und konzentriert vor anderen Menschen reden.

Ich ging zum Workshop "Anarchismus und Sex" zum einen aus Neugierde (wegen der Ankündigung als Workshop), zum anderen weil ich herausfinden wollte was Anarchismus und Liebe (zu anderen Menschen) überhaupt ist. Fazit: Es war vieles sehr enttäuschend, die Diskussionen aber sehr aufschlussreich für mich. Der Workshop war kein Workshop, sondern eine Diskussionsrunde. Das war so nicht angekündigt, hat mich nicht gewundert aber ich kam mir etwas "verschaukelt" vor. Was Anarchismus ist habe ich auch nicht mitbekommen, auch habe ich nicht mitbekommen was Liebe (zwischen Menschen) sein soll. Viele der diskutierenden Menschen haben den Begriff Liebe mit den Begriff selbst in der Definition definiert, dabei auch noch total verallgemeinert und sich schliesslich auf körperliche Reaktionen oder andere Begriffe (wie Glück) bezogen. Also, was zum Teufel ist Liebe? Anarchismus, was ist das? Um diese Frage zu klären war ich hauptsächlich auf dem Kongress.

Die Praxis auf dem Kongress hat mir gezeigt, dass (das auf dem Kongress gezeigte) nichts weiter als ein Versuch war sich von der Herrschaft zu befreien und das nicht gelang. Ich habe dort viele eninfühlsame Menschen erlebt, sie waren rück- bzw vorsichtsvoll, kommunikativ und neugierig (das Wort "neugierig" ist irgendwie falsch, aber ich hoffe Ihr versteht was ich meine). Ich fand, es war ein guter Versuch!! AUF EIN NEUES

Irritierend fand ich, warum einige Zeitungen berichteten, dass die Räume schon Wochen vor dem Kongress abgesagt wurden. Ist da was dran oder wird das durch diese kommerziellen Medien (BZ, Morgenpost, Berliner Kurier) falsch kommuniziert?

klar, herrschaftsfrei und so alter....

goldman 13.04.2009 - 12:42
neben der hier und am bethanien geführten auseinandersetzung über das "nackt sein" als grenzverletzung und ähnliches is es wichtig darauf hinzuweisen wie die ganze szenerie ablief.
FFF waren nicht in irgenwelchen vollbesetzten, dichtgedrängten seminarräumen sondern auf der "öffentlichen" wiese vor dem bethanien... genug platz für andere, FFF nicht zwangsläufig wahr nehmen zu müssen. Auch ging es nicht um einen zugang zum Bethanien.. FFF saß mit ihren 3 nakedeis lediglich unter einem Baum um den sich der empörte "linke, emanzipierte" mob sammelte.
Besonders herrschaftsfrei waren dann die männlichen! protagonisten der "empörten" die sich einen Meter vor die sitzenden leute von FFF stellten und dann mit megafon! verlauten ließen "wir wollen das ihr geht", während gleichzeitig frauen-mili-combos darüber diskutieren wie man FFF am effektivsten vom Gelände bekommt. Schön zu sehen wie sich der einsatz von meinungsverstärkern immer breiterer beliebtheit in der auseinandersetzung untereinander erfreut.
schön auch die sprüche von "empörten" am rande im stile von: "...und dann auch noch so alte männer...." oder "..raucher werden schließlich auch zurechtgewiesen....". stimmt ja schließlich auch: nakedeis sind eine potentielle gesundheitsgefährdung die ihrer umgebung einfach keine wahl lassen als an ihr teilzunehmen.
Toll ist auch wenn sich leute in extrem knapper bekleidung an vorderster front über nacktheit aufregen. frage am rande: nacktheit ist "sexistischer" oder grenzverletztender als minirock oder hotpants?
aber geht mal schön in eure tollen RZBs, tratscht schön über "wer sich von wem getrennt und mit wem geknutscht hat" und jagt nakedeis... is voll emanzipiert alter...

mal halblang

wafi 13.04.2009 - 13:27
nach meinen Infos haben sich insbesondere die Bewohner des Bethaniens über die FFF Leute geärgert. Das hat auch nix mit verklemmter Sexualität zu tun, sondern ganz simpel mit dem was man/frau in seinem Zuhause an Spielregeln hat und woran sich Gäste zu halten haben ... denn der A-Kongreß und die Teilnehmer waren schlicht nichts anderes als Gäste dort. Ob man nun die Spielregeln gut/schlecht findet ... ist nebensächlich, denn niemand zwingt jemanden dazu Gast im Bethanien zu sein. Ob nackt oder nicht nackt, ist eine irrelevante Frage, die Frage ist, ob ok wenn auf dem Kongreß nackt oder eben nicht. Hier war die klare Ansage der Bewohner/innen, daß sie das stört. Niemand hat die FFF`ler daran gehindert in nem anderen Sandkasten zu spielen. Das auf Grundlage des Verhaltens der FFF`ler auch noch ein ganzes Plenum stattfinden mußte und dann der Abbruch des Kongresses ... zeigt nur, daß die FFF`ler keinerlei Empathie für die Freiheit des anderen haben, nichtmals für die Freiheiten der Gastgeber. Wie wirr diese Leute im Kopf sind, zeigt sich durchaus in dem Verkauf von Pornos, die Sexualität zu einer Ware degradieren. Sich von einer solchen Denke abgestoßen zu fühlen, finde ich normal ... und daraus dann nen küchenpsychologisches Verklemmtheitssyndrom zu basteln, ist derart absonderlich, daß dies kaum zu ertragen ist. Es scheint die Leute der FFF haben nen ernsthaftes Problem, nen Psychodoktor wäre die entsprechend richtige Adresse, nicht jedoch ein solcher Kongreß oder ein Plenum. Ganz davon abgesehen, wenn FFF`ler behaupten Droge xy würde immun gegen HIV machen, dann halte ich diese Leute nicht nur für krank, sondern im höchstmaß für gefährlich.

FFF

GGG 13.04.2009 - 20:17
Zuerst: Ich war nicht dabei. Aber um mir eine Meinung zu bilden, bin ich mal auf die fuck for forest seite gegangen...

hxxp://www.fuckforforest.com/

Ich denke, wer sich DAS reinzieht, der kann sich auch eine Meinung dazu bilden...

mangelnde Kommunikation und falscher Umgang

Teilnehmer_in beta 14.04.2009 - 00:44
Kurz meine Sicht auf die Geschehnisse:
Leider habe ich den Anarchie und Sex Vortrag nicht mitbekommen. Dementsprechend wusste ich auch nicht, dass es die Beleidigung "Kampflesbe" gegeben hatte. Ein Freund, der da war hatte mir nur erzählt, dass das alles etwas wirr gewesen sei und ein paar sehr merkwürdige, aber eigentlich nicht wirklich ernstzunehmende Personen (FFF) mehr oder weniger den Vortrag gesprengt hatten.
Was ich dann selbst mitbekommen habe war, dass sich am Sonntag, während ich gerade den Vortrag "Anarchie und Bildung" besuchte habe, an einer Ecke des Platzes vor dem New Yorck ein paar Leute ausgezogen hatten und eigentlich nur relativ unauffällig da rumchillten. Das hat mich eigentlich nicht besonders gestört; solange ich mich nicht ausziehen musste, war mir das relativ egal. Irgendwann wurde es dort dann lauter - eine Menschentraube hatte sich um die FFFler gebildet. Einige Leute diskutierten mit ihnen. Das wirkte eigentlich relativ sachlich und entspannt, bis dann irgendwann eine Frau schreiend von dem Haufen wegrannte. Irgendwann, das kann ich zeitlich nicht emhr so richtig einordnen, wurde dann per megaphon dazu aufgefordert die FFFler vom Gelände zu werfen, weil Leute in ihrem Verhalten eine Grenzverletzung sahen. Da alles was ich zu diesem Zeitpunkt von ihrem Verhalten wusste, war, dass sie sich nackt ausgezogen hatten, reagierte ich nicht; ich hielt das alles für irgendeine alberne Geschichte bei der irgendwelche Leute ihren Willen durchdrücken wollten und kümmerte mich nicht weiter darum. Später, während des Hausbesetzungs-Vortrags, wurde dann wiederholt, dass die Leute rausgeworfen werden sollen. Zu keinem Zeitpunkt war dabei die Rede davon, wie es später auf dem spontanen Plenum nach der Auflösung behauptet wurde, dass es ein Plenum und eine Diskussion mit den Leuten geben sollte. Auch wurde die sexistische Beschimpfung vom Tag davor überhaupt nicht erwähnt.
Der Kern des Problems ist meiner Meinung bereits am Samstag abend zu suchen. Bereits bei der ersten sexistischen Beschimpfung hätte die entsprechende Person rausgeworfen werden sollen und nicht erst am Tag darauf. Wohlgemerkt: diese eine Person hätte rausgeworfen werden sollen. Warum mensch Nacktheit an sich als Problem empfinden sollte, hat hier nämlich bisher niemand auch nur annähernd plausibel erklärt. KeineR der Nackten hat jemanden angefasst. Es kam meines Wissens bis auf den einen sexistischen Ausfall des einen Mannes zu keinen sxistischen Beleidigungen.
Wer Nacktheit an sich als Problem sieht, der sollte nochmal zurück zu den Büchern und seinen eigenen Anspruch an eine befreite Gesellschaft überprüfen. Vor nichtmal 30 Jahren übrigens war das alles noch ein bisschen klarer: hxxp://www.daslinkeforum.de/Tuwat-Menschenschrift-1981_index11824.htm

FFF'ler in den Wald & keine Macht den Orgas!

terroristische Chaotin 14.04.2009 - 02:06
Eine Anmerkung vorweg: Was mich an dieser Diskussion hier stört, ist dass viele nicht unterscheiden können und das war leider auch schon auf dem Kongress bei einigen TeilnehmerInnen der Fall, weshalb sich mit diesen fff Leuten auch noch solidarisiert wurde…

*Nacktheit ist eben nicht gleich Nacktheit!

Der Unterschied zwischen der FKK Bewegung in der DDR, die hier schon angesprochen wurde und den fff Leuten ist, dass FKK keine sexualisierte Nacktheit darstellt (besser vllt. dargestellt hat…). Und da sind wir auch schon beim generellen Problem, in der heutigen Gesellschaft ist Nacktheit immer an sexuelle Inhalte gekoppelt (Werbung, z.b. Plakate, Fernsehen, Zeitschriften, Sex sells…). Fuck For Forest reproduzierten mit ihrer Aktion genau dieses Bild, Nacktheit+Sex und das auf eine sehr penetrante Art und Weise. Hätten dort jetzt drei Nackedeis einfach mal nur rumgesessen ohne sich permanent mit ihrer sexualisierten Nacktheit in den Vordergrund (z. B. sich gegenseitig anzutatschen etc.) zu drängen und Leute zu hindern ihre Workshops durchzuführen, hätte es sicherlich nicht solche Probleme gegeben. Mag sein, dass sich einzelne Menschen in irgendeiner Art und Weise trotzdem daran gestört hätten, schon alleine, da Nacktheit ohne sexuelle Bezüge heute nicht mehr ausgelebt werden kann und Frauen in dieser Gesellschaft eben oft schon negative Erfahrungen mit sexueller Gewalt/Übergriffen etc. gemacht haben.

Ich für meinen Teil fühle mich von dieser penetranten sexualisierten Nacktheit der fff Leute gestört. Heutzutage ist es nicht einmal mehr möglich nackt zu sein, ohne dass frau nicht angegafft, angebaggert oder gar sexuell belästigt wird. Ich will wieder die Freiheit haben, mich nackt bewegen zu können, ohne dass mein nackter Körper von Männern als Sexobjekt angesehen wird. Aber genau diese Sichtweise wird durch Gruppen wie fff verteten und das hat nix mit individueller Freiheit zu tun, ganz im Gegenteil, als Frau darf ich bei denen nur nackt sein, wenn ich zum Sex bereit bin und wenn ich damit ein Problem habe, dann bin ich verklemmt oder eben `ne Hardcorelesbe etc. Was daran nun anarchistisch sein soll, ist mir schleierhaft! Aber vllt. können mich die „Experten“ hier, die ja alle so genau wissen, was Anarchismus ist, darüber aufklären…

*Überforderte Orga, aggressive Mobaction, zu wenig Kommunikation

Die OrganisatorInnen waren meiner Meinung nach mit diesem Konflikt total überfordert, am Ende war alles nur noch chaotisch. Ich denke dem überwiegenden Teil der KongressteilnehmerInnen konnte nicht vermittelt werden, was nun genau das Problem war. Ein Teil derer, die den Vorfall auf dem Workshop mitbekommen haben (ich stand ganz hinten, hab kein Wort verstanden…), haben auf eine sehr unschöne Art und Weise versucht das Problem zu „lösen“. Es bildete sich ein aggressiver Mob (so hat diese Aktion zumindest auf mich gewirkt), der aber auch nicht in der Lage war den TeilnehmerInnen zu vermitteln, worum es überhaupt ging (ich bin davon ausgegangen, das Problem wäre alleine die Nacktheit der fff Leute). Die ganze Szenerie war mehr als eigenartig, da war nun dieser aggressiv auftretende Mob, mit SprecherIn+ Megaphon (auch da konnte mensch nicht wirklich etwas verstehen), die die fff Leute, die dann auch tatsächlich fast bekleidet waren verfolgten, ja mensch, wie soll ich mich denn damit „solidarisieren“? Parallel dazu fanden weiter Vorträge statt, z. B. der zur Hausbesetzung, dessen TeilnehmerInnen sich aufgrund der Lautstärke dann einige Meter weiter verlagert haben und ich denke nicht weil sie Sexismus und Homophobie dulden oder toll finden, sondern weil schlicht und einfach nicht rüberkam, dass es darum ging… Von den OrganisatorInnen kam nix, außer ein unscheinbares DIN A4 Blatt und dass sie sich in einen der Kongressräume flüchteten, in dem ein geschlossenes Plenum stattfand. Das Ergebnis davon war der Abbruch des Kongresses. Die im Übrigen anscheinend noch nicht einmal im Konsens getroffene Entscheidung der OrganisatorInnen wurde den KongressteilnehmerInnen dann auf einem Gesamtplenum aufgedrückt. Selbst hier musste erst einmal von TeilnehmerInnen um eine Beschreibung der Vorfälle, die zu diesem Beschluss geführt haben, gebeten werden. Warum gab es keine Interaktion zwischen den OrganisatorInnen und den TeilnehmerInnen, warum kein Gesamtplenum zeitnah zu den Vorfällen, warum erst nachdem die OrganisatorInnen bereits vollendete Tatsachen geschaffen hatten?

Ja, der a-Kongress wurde abgebrochen, da es an anarchistischer Praxis mangelte, da stimme ich den OrganisatorInnen sogar zu!

*Lösungsvorschlag:

Sollte jemensch nach diesem Disaster doch noch mal Lust haben, einen a-Kongress (oder möglicherweise auch einen Kongress, der nicht nur auf AnarchistInnen beschränkt ist, z. B. auch antiautoritäre Gruppen/Orgas, Antifas etc einbezieht), organisieren wollen, schlage ich vor eine Vertrauensgruppe, bestehend aus weiblichen und männlichen MitgliederInnen einzurichten, die sich unabhängig von der Orga um diese Art von Probleme kümmert. Die Vertrauensgruppe selbst hat keine Machtbefugnisse, außer dass sie ein Gesamtplenum einberufen kann. Die oder der Betroffene kann sich dann einer/m Mitglied/erin dieser Vertauensgruppe anvertrauen oder aber einen Menschen, dem sie/er vertraut dort hinschicken und für sich sprechen lassen. Wünschenswert wäre, wenn sich die Vertrauensgruppe beide Seiten der Geschichte anhört, dann kann ein Gesamtplenum einberufen werden, auf dem den KongressteilnehmerInnen und der Orga mitgeteilt wird, was passiert ist. Das gesamte Plenum sollte einen einstimmigen Beschluss fassen, wie reagiert wird. Alle KongressteilnehmerInnen sorgen dafür, dass ihr Beschluss auch umgesetzt wird. Sollten sie nicht zu einer einstimmigen Entscheidung kommen, kann der Kongress von ihnen aufgelöst werden.

Ergänzung

Dabeigewesene/r 14.04.2009 - 02:41
Es bleibt festzuhalten, daß vor der nächsten vergleichbaren Veranstaltung diskutiert werden sollte, ob die Bekämpfung des bürgerlichen Nacktheitstabus zur anarchistischen Zielsetzung gehört. Ich würde dafür plädieren.

Ein Gefühl der Irritation angesichts nackter Personen (das ich bei mir selbst bekämpfen muss) ist in jedenfalls mehr Ausdruck der Verletzung bürgerlicher Nacktheitstabu-Sozialisierung als persönliche Grenzverletzung. Wie sollte man es sonst bewerten, daß in der nachfolgenden Diskussion den FFFlern "angeboten wurde", "sich wieder anzuziehen"? Die späteren Vorwürfe der homophoben Beleidigung etc. sind davon völlig getrennt zu betrachten.

Ein nicht-peinlicher Umgang wäre nur möglich gewesen, hätte man die konkreten Vorwürfe unabhängig vom Bekleidungszustand der Leute diskutiert. Pornoproduzent zu sein und Leute homophob zu beleidigen wären allerdings Gründe genug für einen Rauswurf gewesen. Die hochgekochten Gemüter, das ständige Referieren auf (bzw. sich angegriffen fühlen von) Nacktheit, lassen leider doch das bittere Nachgefühl, daß es im Wesentlichen dann doch ums Nacktheitstabu ging, und die anderen Gründe quasi nachgeliefert wurden.

Andere Sicht der Ereignisse

Anarcha-Feminist_In 14.04.2009 - 11:51
Ich finde es krass was hier im "Internet-Kotzkübel" plötzlich wieder einmal für Positionen auftauchen.

Das niemand etwas wusste stimmt nicht, weil immer wenn jemandes gefragt hat wurde die Situation genau geschildert, zu jeder Zeit und meistens in aller Ruhe und ohne Hast. Das da jemand also etwas nicht mitbekommen haben kann ist lächerlich und stimmt schlicht und ergreifend auch gar nicht. Denn die Diskussionen spielten sich die ganze Zeit an dem einzigen Knotenpunkt des Kongresses ab, wo jeder mal vorbei muß, wenn er aufs Klo oder zur Vokü möchte. Immer wenn es Essen (2-3 mal in der Zeit) gab standen da teilweise 50 Leute da dran und haben es ebenfalls mitkriegen müssen.

Abgesehen daß über 7 Stunden (schon um 13 Uhr) ständig jemand mit Megaphon rumgerannt ist und angedroht hat wenn das den Kongressteilnehmer_Innen egal ist das diese Leute dort rumrennen "muß der Kongress abgebrochen werden". Er hat auch jedesmal aufgefordert ein Gesamtplenum zu machen, wie mit der Situation umzugehen sei. Das alles wurde völlig ignoriert und die Leute machten einfach nur wozu sie Bock hatten. Eine interesante Auffassung von Anarchie und Rätedemokratie. Das läuft in manchen Kommunen aber besser. Es diskutierten zu dem Zeitpunkt rund 15 Leute mit den 4 FFF Leuten. Das einzige Argument was die FFF-Leute den Diskutanten gab war ein Mittelfinger und ein "ihr seid uns scheiss egal". Sie wurden auch gebeten keine Nacktblockade zu machen. "Freiheit ohne die Freiheit der anderen einzuschränken"?

Als sie sich eine Stunde später (etwas leicht abgedrängt) trotzdem auszogen, konnten alle möglichen anarchistischen Politkader nur darüber lachen, teilweise mit Tanzbewegungen oder halt das coole Mackergehabe. Das Argument so sei mensch geboren, kann ich nicht teilen, da ich bisher kein (weibliches) Baby mit Reizwäsche (allemöglichen Accessoires) gesehen habe, während der Typ ganz unbekleidet Nackt war. Die Reizwäsche war offensichtlich dazu da genau auf die "Gechlechtsorgane" hinzuweisen oder diese hervorzuheben. Ich bin oft am FKK-Strand und hab bestimmt kein Problem mit nackten Menschen, mir fallen da auch nicht gleich die Augen raus. Interessanterweise fanden irgendwelche alten Typen das ganz toll. Die weiblichen nackten Menschen (2) waren im Vergleich zum männlichen (1) übertrieben sexistisch angezogen (trotz ihrer Nacktheit). Es wurde trotzdem weiter auf sie eingeredet und gebeten das sie sich wieder anzögen. Das taten sie über 4 Stunden nicht. Es war also ständig eine Traube von 10 - 30 Leuten um sie herum. Der Typ (der größer war) hielt dann beide auf einer paternalistischen Art und Weise im Arm. Küsste sie teilweise gleichzeitig, oder halt dann wenn er auf seine (Knutsch-Streichel-Was-auch-immer)Provo Bock hatte. Alle anderen drum herum (die sich nicht an der Diskussion beteiligten) kriegten es mit lachten aber nur verschämt, machten 2-3 Minuten wieder ihre witzchen und verpissten sich dann wieder zu ihren Freunden.

Ab und zu schrie dann mal eine Frau (komisch wa?) die sich genervt 20 Minuten mit allen von denen unterhalten hat und ging. Das geschah 2 bis 3 Mal mit 2-3 Frauen und es waren verschiedene Frauen. Das mit den FFF Leuten hatte sich also auf dem Kongress bei den ständigen Teilnehmer_Innen schon lange rumgesprochen. Ich kann mir so eine krasse Ignoranz nicht vorstellen. Auch das Argument, mensch sollte sie ignorieren und stehen lassen zieht nicht da auch schon so eindeutige "Grenzüberschreitungen" getan wurden. Ist das das Force Attack oder ein A-Kongress? Es gab auch immer wieder Leute die zum Kongress kamen oder von diesem weggingen. Es gab 5 Stunden lang den aushang vorhergehend auch "Pranger" genannt das besagte das die FFF-Leute weder emanzipatorisch noch antikapitalistisch waren.

Durch dieses ewige rumgerede konnte der Kongress ganz normal weiterlaufen und die meisten Gäste schlenderten entweder ignorant mit ihrer Vokü vorbei oder lachten Herzhaft und gingen dann woanders hin. Während der ganzen Diskussion wurden sie gebeten sich anzuziehen und weiterzureden. Das taten sie nicht.

5 Stunden später hat es dann auch mal gereicht und dann wollten 20 bis 25 Leute (viele Frauen dabei, aber nicht nur) die FFF-Leute runterschmeissen. Diese Flüchtetn sich 20 Meter weiter wo sich ein esoterischer Drogenerfahrungsaustausch "Anarchismus und Spiritualität"-Workshop befand diese baten die FFF in ihren Kreis und zogen sich teilweise solidarisch aus. Als der ca 5 Meter entfernte Workshop "Hausbesetzung wie geht das?" mit rund 70 Leuten, per Megaphom darauf hingewiesen wurde was hier abgeht und das hier Sexist_Innen runtergeschmissen werden sollen, Standen diese 70 Leute auf und verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Soviel zum Thema Sensibilität. Die Spiritualistischen regten sich darüber auf das wir ihren Workshop boykottieren und machten einfach weiter.

Irgendwann wollten Frauen die FFF Leute wegtragen, es hat sich aber keiner mit ihnen solidarisiert und die FFF-Leute saßen mittlerweile angezogen (es wurde auch dunkel) im Kreis. Soziale Kontrolle war also nicht mehr gegeben. Stattdessen ein Freiraum für Sexistische und Homophobe Äußerungen, die die ganze Zeit fielen und Ignoranz diesem Problem gegenüber. Auch kamen Argumente wie: Wenn sie im Haus wären könnte mensch sie ja rausschmeissen, aber der Platz davor ist öffentliches Gelände. Bei Anarchist_Innen muß also erst die Eigentumsfrage gestellt werden bevor mensch handelt oder was? Eine weitere Frage ist warum FFF nicht einfach 30 Meter weiter gegangen ist. Vor Bethanien-Haupteingang oder auf den Mariannenplatz um den Leuten ihr anliegen: "Systemimanentes Patriarchat" und "Verdinglichung weiblicher Sexualität" und "körpergenormter Faschismus" einem linken Kiez näher zu bringen.

Ich persönlich dachte mir, o.k. wenn sich hier die Arschlöcher durchsetzen muß ich halt gehen (wie ungefähr ein dutzend weiterer Frauen vor mir), da hieß es daß wir ein Plenum darüber machen wie wir weiter dagegen vorgehen, mit ziemlich vielen Leuten. Da sind dann auch nur diejenigen hingegangen, den es wirklich nicht gepasst hat mit den FFF-Leuten und die antisexistisch einigermaßen sensibilisiert sind. 90 Prozent der Orga war auch dabei. Das die Diskussionsrunde irgendwann "geschlossen" und "nicht offen" war ist ja wohl auch klar, trotzdem konnten sich "später dazugekommene" beteiligen. Bei der Runde war das "Geschlechterverhältnis" ausgeglichen und die Diskussionsrunde fand hierarchiefrei statt.

Es war klar, das wenn antisexistische Schutzräume nicht erhalten werden können, mensch diese von sich aus schließen muss.

Es war klar das das nur ein symbolischer Akt sein könne wenn der Kongress geschlossen würde, da eh nur noch die "Airport besetzen"-Veranstaltung stattgefunden hätte und die Soliparty (die wurde ja schließlich nicht abgesagt). Anarchist_In hat also bis zum Schluß gewartet um es nur symbolisch "abzubrechen".

Letztendlich ging es bei dem Beschluß genau um die Leute die die FFF Leute beschützt haben beim Kongress, weswegen dieser (symbolisch) geschlossen wurde, es fand ja eh nix mehr statt. Die FFF´ler zu verkloppen hat sich nicht durchgesetzt. Diese FFFler waren auch komischerweise nach dem Notplenum ganz schnell weg. Erst wollten sie nur rumprovozieren und den Kongress sprengen, das war mir und vielen anderen die ganze Zeit bewusst, denn sich wollten sich hypen. Als sie genau das geschafft hatten, sind sie weggelaufen.

"Definitionsmacht" und "Sanktionsrecht" galten plötzlich nicht mehr und Leute die antisexistisch agierten wurden als prüde, verklemmt usw. diffamiert und es wurde sich über sie lustig gemacht, so nach dem Motto, man müsste diese mal richtig durchnehmen. Traumatisierten wurde somit klar gemacht, "ihr mit euren Problemen seid hier nicht willkommen". Die FFF-Gruppe agierte Patriarchal. D.H. die Typen sagten sich wann die Frauen sich aus und anzuziehen hätten und die Frauen standen dem einen Typen ständig zur Verfügung und mussten auch die ganze Zeit willig sein. Die haben dann auch nur das gemacht was die Typen gesagt haben. Die FFF-Frauen drängten sich die ganze ZEIT in eine merkwürdige Opferrolle: "Uns wird eh die ganze Zeit Gewalt angetan, also los macht schon, werft uns mit Gewalt hier runter". Der Oberguru war die ganze Zeit angezogen und machte Stimmung gegen die die sich über FFF aufregten. Es war die ganze Zeit "heterosexistisch genormt" und die Frauen entsprachen dem gängigen sexistischen Klichee. Das hatte also m.E. nichts mit "freier Liebe" zu tun. Letztlich war der symbolische Entschluß (ca 19 Uhr) richtig und in der nachfolgenden größeren Diskussion wurden alle ( bis ca 22 Uhr) auf den Stand gebracht. Sonntags gab es über 3-4 Stunden Reflexionen darüber was geschehen sei.

Der Kongress sollte nicht auf FFF reduziert werden. Es gab auch unter anderem eine "Anarcha-Feminismus"-Veranstaltung in der Köpi und viele andere Sachen auf dem Kongres waren auch gut....

Anarchismus als Politik

Nestor 17.04.2009 - 01:00
Ich gebe rojinegro völlig recht, daß es etwas ernüchternd ist, wie wenig politisch der Begriff „Anarchismus“ heute besetzt ist und wie sehr er zu einer Spielwiese der Lifestyle-Weltanschauung geworden ist.
Nur: Die Organisatoren haben zu dem Kongreß aufgerufen und jedem die Möglichkeit gegeben, daran teilzunehmen und seine Vorstellungen zu präsentieren. Man kann ihnen keinesfalls vorwerfen, welche Zusammensetzung dabei herausgekommen ist.
Die vielen Leute, die angeblich die Abschaffung des Kapitalverhältnisses in Angriff nehmen (wer ist das? wo findet man die?) haben es jedenfalls nicht für notwendig gehalten, sich dort zu präsentieren, obwohl ihnen die Möglichkeit offen gestanden wäre, dort ihre Analysen und Aktivitäten zu präsentieren.
Durch Abwesenheit geglänzt hat auch – mit Ausnahme von Rudolf Mühland, alle Hochachtung – die FAU. Die hätten ja auch ihre Aktivitäten dort einem breiteren Publikum vorstellen können. Sofern es solche gibt ...
Ich habe mich in meiner Ankündigung ausdrücklich als Anhänger von Marx geoutet und ein dezidiert ökonomisches Thema angekündigt und das rege Interesse, auf das meine Veranstaltung gestoßen ist, hat mir noch einmal in meiner Entscheidung, mich an diesem Kongreß zu beteiligen, recht gegeben. Interesse an Ökonomie, Kapitalismuskritik ist jedenfalls da, es wird nur sehr spärlich bedient.
Die Publikationen, die an den diversen Büchertischen angeboten wurden, haben bei mir Gähnen hervorgerufen. Vegetarianismus, alternative Beziehungen, Kommunen, Biographien unbedeutender Personen, Pazifismus. Nehmen die anarchistischen Verlage die heutige Wirtschaftskrise, die einen Großteil der Bevölkerung der Welt ins Elend stürzt, überhaupt nicht wahr? Oder haben sie dazu nichts zu sagen?

Also, als erste Zwischenbilanz: Ich spreche den Organisatoren des Kongresses meine Solidarität aus. Sie haben nichts anbrennen lassen und den Event trotz widriger Umstände (BZ-Hetze usw.) bestmöglich hingekriegt. Das trostlose theoretische Angebot, das auf dem Kongreß vorgeherrscht hat, ist ein Spiegel unserer politischen Kultur und kann ihnen nicht angelastet werden. Es ist auch leider keine Besonderheit des Anarchismus.

Zweitens: Diese Nackapatzln, wegen denen schließlich der Kongreß geplatzt ist.
Um Rudi zu zitieren: „Es gibt nichts Langweiligeres, als wenn sich wer auszieht“. In der Tat. Man sieht nichts, was eine besondere Überraschung wäre.
Diese FFF-Herrschaften (manche von ihnen waren auch durchaus angezogen, wie ich selber mitgekriegt habe) haben sich nicht wegen ihrer Nacktheit unbeliebt gemacht. Sie haben es nicht an Kommentaren fehlen lassen, daß sie die meisten Teilnehmer dieses Kongresses für trostlose verklemmte Kleinbürger halten, theoretische Auseinandersetzungen für das Überflüssigste von der Welt. Wer nicht mit einem von ihnen hinter den nächsten Busch springt, ist sowieso ein Idiot. Sie hatten auch gar nix mit Anarchismus am Hut, sie haben diesen Kongreß für ihre Selbstdarstellung benutzt.

Die Entscheidung, sie hinauszuwerfen, war also korrekt.

Abschließend: Sex ist eine Privatsache. Sie hat mit Anarchismus, so wie ich ihn begreife, nichts zu tun. Anarchismus ist Gegenerschaft gegen Staat und alle Formen von Herrschaft und Zwang. Dort ist der Gegner, in den staatlichen Institutionen, in der Wirtschaft, aber nicht in der Privatsphäre. Gegensätze zu eröffnen zwischen Mann und Frau heißt nichts anderes als die wirklichen Gegensätze zu leugnen und mit ihnen seinen Frieden zu machen. Es ist ein untertäniges Geschäft.

Ich rufe alle dazu auf, sich mehr mit den wirklich wichtigen Themen, unter denen wir alle leiden, zu beschäftigen: Staat, Wahlen, Demokratie, Markt, Geld, Imperialismus, Armut, Lohnarbeit usw.

Amelie Lanier
 http://www.alanier.at

eine Sympathisantin des Gegenstandpunkt Verlags
 http://www.gegenstandpunkt.com

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@fkjsbf — ----

Liebe Verklemmis, — anarchismus ist anders

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Falsch — ...

Hä? — ?

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@ huibu — anarchist

Hmmpf ... — nackt

Doppelmoral und Konservatismus — Wer fucken will soll fucken!

nackt oder nicht — Ästhet Obelix DADA

Lookism, Körper und mehr — Old School AFA

Ihr habt Sorgen — Vitalienbruder

Vorhersehbares Desaster — Weder Anarcho noch Kommi, oder sonstwas

lescherlisch — lustfreund

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Kritik an Old School AFA — Roland Ionas Bialke

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