09.04. Tag X für Ahlener Neonazis

Antifa Ahlen 10.04.2009 20:32 Themen: Antifa Blogwire
Nach zahlreichen Verhandlungstagen wurde am 09.04.09 (Donnerstag) das Urteil gegen die zwei Mitglieder der "autonomen Nationalisten Ahlen" Daniel Bake und Dirk Splettstößer im Amtsgericht Ahlen gesprochen. Eine spontane Demonstration seitens der Nationalisten folgte. Eine hohe Präsenz an Team Grün verhinderte ein effektives Blockieren.
Dennoch ein erfreulicher Tag für die antifaschistische Szene!
Am Donnerstag, den 09.04.09, wurde mit einer leichten Verzögerung das Urteil gegen die zwei ANA-Mitglieder Daniel Bake und Dirk Splettstößer verkündet. Aus der vorerst von der Staatsanwaltschaft geforderten Haftstrafe von 3 1/2 Jahren ohne Bewährung, wurden letztendlich 3 Jahre Jugendhaft für Daniel Bake. Das Urteil kann jedoch noch angefochten werden. Dirk Splettstößer erwarten 10 Monate auf Bewährung, wobei erst in 9 Monaten geklärt wird, ob diese wirklich nur auf Bewährung gestellt werden (JGG §75 – Link:  http://bundesrecht.juris.de/jgg/__57.html). Dazu muss Splettstößer 200 Sozialstunden abarbeiten.
Nach der Verlesung des Urteils, begründete der Richter seine Urteile nochmals anschaulich an Hand der Delikte beider Angeklagten und betonte, dass beide weder Einsicht noch Reue im Laufe des Verfahrens gezeigt hatten. Außerdem sprach er bei beiden von Reifeverzögerungen und einem Alkoholproblem.

Bereits vor der Urteilsverkündung füllte sich der Gerichtssaal mit AntifaschistInnen, wodurch verhindert werden konnte, dass sich Neonazis dort versammelten. Diese mussten auf den Gerichtsvorplatz ausweichen, waren jedoch selbst dort von AntifaschistInnen umgeben.
Nach der Urteilsverkündung, wurden Neonazis und GegendemonstrantInnen durch PolizistInnen getrennt. Fotos und Filme wurden vom jeweiligen Gegner gemacht und die ein oder andere Provokation laut.
Zur gleichen Zeit fand eine bürgerliche Kundgebung am Ahlener Marktplatz statt. Dort verkündeten Parteien, der Bürgermeister, sowie Vertreter gesellschaftlicher Gruppen ihre Haltung gegen Rechts. Dass zeitnah eine nazistische Demonstration in Marktplatznähe stattfand, ließ die Parteien und BürgerInnen dennoch kalt. Es blieb bei verbalen Ausgüssen. Diese boten dennoch eine gute Grundlage Flyer zum Thema an BürgerInnen zu verteilen.

Um ca. 13 Uhr leiteten die Neonazis, die dem Spektrum „autonome Nationalisten“ angehören, durch eine kurze und sehr leise Kundgebung eine spontane Demonstration ein. Bereits da wurde lautstark und kreativ durch AntifaschistInnen gestört. Abgeschirmt durch die Polizei marschierten die Nazis durch Ahlen, die vorerst durch AntifaschistInnen begleitet und laute Parolen wie „Nie wieder Bake“ gestört werden konnten. Doch bereits nach einer kurzen Strecke ließen PolizistInnen die GegendemonstrantInnen nicht mehr auf die Naziroute. Man versuchte in Gruppen heranzukommen, was größtenteils durch eine überhöhte Anzahl an Team Grün Schwierigkeiten brachte.
Nach ungefähr einer Stunde versammelten sich die Neonazis wieder am Bahnhof und konnten mit Hilfe der Polizei ihren Zug nach Hause nehmen.
Einzelne Nationalisten mussten jedoch auf Taxen ausweichen, was ihnen zum Verhängnis wurde und bei AntifaschistInnen für Schmunzeln sorgte. Das zweite Taxi fuhr dem ersten hinten rein. Ein großer Schaden entstand nicht, da die Taxen nach kurzer Zeit weiterfahren konnten. Trotzdem wird der Zusammenstoß den Nationalisten einen Schock eingejagt haben.

Um 17 Uhr versammelten sich hauptsächlich Mitglieder der Linkspartei und dessen Jugendorganisation [’solid] am Hauptbahnhof und starteten von dort aus ihre Demonstration unter dem Motto: „Ahlen bleibt bunt. Braun ist scheiße!“. Auch dort zeigte sich die Polizei in einer übertriebenen Präsenz.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

ein paar fotos

mund 11.04.2009 - 02:17
mehr nasen..

Bild 1 (Nicht der Aufhänger)

Pat 11.04.2009 - 04:07
Sascha Kro. (blickt Richtung Kamera) ist dort wohl gut zu erkennen wie ich finde.

Einfach selber suchen

Pat 11.04.2009 - 04:19

Konfetti statt Tränen

[AAL] 11.04.2009 - 10:45
Bericht der Antifa Lünen:

Für Daniel Bake, „Führer“ der Autonomen Nationalisten Ahlen, war der 09.04.09 sicherlich kein guter Tag. Draußen schien zwar die Sonne, im Gerichtssaal hingegen war die Luft drückend. Das Urteil für den 21- jährigen Bake: 3 Jahre Jugendhaft ohne Bewährung. Der Staatsanwalt hatte 3 Jahre und 6 Monate gefordert, was in Anbetracht der Fülle an Straftaten, deren Bake angeklagt war, sicherlich auch in Ordnung gegangen wäre. Dem 18- jährigen Mitangeklagten Dirk Splettstößer erging es mit zehn Monaten Jugendhaft auf Bewährung nur unwesentlich besser. Statt Tränen der KameradInnen gab es Konfetti von AntifaschistInnen.

Der Richter nahm sich rund 45 Minuten Zeit um das Urteil zu begründen und wies mehrmals daraufhin, dass das Urteil allein auf Grundlage der Vergehen und nicht der politischen Gesinnung wegen, gefällt wurde. Die Nazis behaupten jedoch genau das: Sie reden von Gesinnungsjustiz und verdrehen die Tatsachen. So heißt es auf der Homepage der AN Ahlen, dass Bake wegen „[unter anderem] Volksverhetzung und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Symbole“ verurteilt wurde. Dies ist äußerst beschönigend. So wurde Bake nicht nur wegen oben genannter Vergehen verurteilt, sondern vor allem auf Grund dessen hoher Gewaltbereitschaft. Entscheidend waren die vier teils schweren Körperverletzungen, die Bake nachgewiesen werden konnten. Dirk Splettstößer hatte sich außerdem durch das Aufbrechen von Kleingartenanlagen, um an Bier zu kommen, und eine Körperverletzung an einem Polizisten, für das Gefängnis empfohlen. Ihm bescheinigte der Richter auch ein massives Alkoholproblem, trotz seiner erst 18 Jahre.
Während Bake in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde und relativ cool wirkte, sah es bei Splettstößer etwas anders aus. Er starrte durchgehend auf seine Finger, die er nervös massierte. Auch das bekannte Nazianwaltspärchen Picker und Zimmer, konnten daran und an der Strafe nicht ändern. Sie hatten versucht die Gewalttaten als Notwehr darzustellen, was jedoch auch für den Richter mehr als unglaubwürdig war.
Was in den Augen vieler antifaschistischer Prozessbesucher nicht nachvollziehbar war, war die Erklärung des Richters, dass sich für die Länge der Haft die zurückliegende Zeit der begangenen Straftaten, positiv auswirkte. Viel mehr zeigt die Dauer von knapp 3 Jahren, in denen die Straftaten begangen wurden, dass Daniel Bake ein unverbesserlicher Nazi ist, der jede Person, die nicht seiner Meinung ist, körperlich anzugreifen versucht – dabei ist es ihm egal, ob es ein wehrloser Obdachloser in Bochum oder ein alter Bekannter ist, dem man mit einem Totschläger auflauert.
Als der Richter daraufhin wies, dass er in dem Fall, wenn ein Ausländer einen Nazi zusammenschlagen würde, er genau die gleiche Strafe verhängen würde, schüttelte Bake den Kopf und verzog selbstsicher das Gesicht zu einer Grimasse, die zu verstehen geben sollte, dass er dies alles andere als glauben würde.
Dieser Meinung waren auch seine rund 40 KameradInnen, die ihre Solidarität mit den „Justizopfern“ Bake und Splettstößer zeigen wollten, und „Freiheit für alle Nationalisten“ forderten. Anwesend waren unter anderem Sascha Krolzig samt Anhang aus Hamm, Michael Brück, Anne Marie Doberenz und Ingo Aßmann mit einem Bruchteil des NW Dortmunds, einige Neonazis aus Marl, Unna und dem Kreis Lippstadt. Diese begannen um ca. 13 Uhr schließlich zu demonstrieren, nachdem man bereits vorher versuchte AntifaschistInnen zu filmen und zu fotografieren. Den Nazis gelang es nun wirklich nicht ihr Anliegen lautstark an die Bürgerinnen und Bürger zu bringen. So fand um 12 Uhr auf dem Marktplatz eine bürgerliche Kundgebung mit ca. 500 TeilnehmerInnen unter dem Motto „„Gegen rechtsradikale Umtriebe - für ein tolerantes und liebenswürdiges Ahlen“ statt. Zudem begleiteten auf den ersten hundert Metern ca. 60 AntifaschistInnen die Strecke der Nazis und übertönten diese deutliche. Eine erfolgreiche Blockierung der Strecke wurde jedoch durch die Polizei verhindert. Um 14.00 war der Aufzug der Nazis, der größtenteils durch menschenleere Straßen ging, dann auch schon vorbei und die Nazis wurden in Züge und Taxis verfrachtet.
Der Abtransport mit Taxis erwies sich jedoch für die Taxifahrer wenig lukrativ. So gab es direkt nach Fahrtbeginn einen Auffahrunfall der beiden Taxis, welchen die anwesenden GegendemonstrantInnen mit reichlich Gelächter quittierten. Eine scheinbar fassungslose Polizistin fragte daraufhin „Wie kann man sich nur über so etwas freuen?“ Wie heißt es doch so schön „Schadenfreude ist die schönste Freude“ oder auch „Die Strafe folgt auf dem Fuß“.

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass der 09.04. sicherlich ein alles andere als erfolgreicher Tag für die Ahlener Naziszene war. Ihre beiden umtriebigsten Mitglieder Bake und Splettstößer werden erst einmal weniger in Erscheinung treten können, sodass es um die Zukunft der „ANA“ schlecht aussieht. Vor allem personell sind diese recht dünn besetzt und besteht inklusive SympathisantInnen in Ahlen aus maximal 10 Personen. Es bleibt abzuwarten inwiefern Ahlen für die organisierte Naziszene NRWs, bzw. des Ruhrgebiets, interessant bleibt und ob weitere „Soliaktionen“ erfolgen werden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

dortmunder nazis — egal

Geisterbahn — Holger

ach man ey! — xmoshpitx

Alexander D. — Alexander D.

Peinliche Nazis — jummy