Kiel: Spontaner Naziaufmarsch behindert

... 08.04.2009 00:13 Themen: Antifa
- Polizei setzt spontanen Naziaufmarsch in der Kieler Innenstadt durch

- Über 100 Antifaschist/-innen beteiligen sich an kurzfristigen Protest-
und Störaktionen
Am heutigen Dienstag, 07. April 2009 führten etwa 25 Neonazis der "Aktionsgruppe Kiel" und der NPD zwischen 19 und 20.30 Uhr einen kurzfristig angemeldeten Aufmarsch in der Kieler Innenstadt durch. Ermöglicht wurde ihnen dies durch ein massives Polizeiaufgebot, das ihnen den Marsch vom Kieler Hauptbahnhof zum Asmus-Bremer-Platz und wieder zurück sicherte.

Bereits kurz nachdem sich die Neonazis am Hauptbahnhof gesammelt hatten, trafen die ersten spontan mobilisierten Antifaschist/-innen im gesamten Innenstadtbereich ein. Insgesamt haben über den Abend weit über 100 Menschen an spontanen Gegenaktivitäten teilgenommen: Lautstark und mit Transparenten wurde am Rande der Route Abneigung gegen die Neonazis demonstriert, es kam außerdem zu kleinen Material- und Sitzblockaden.

Die Polizei schirmte den gesamten Aufmarsch ab und ging mit äußerster Brutalität gegen protestierende Antifaschist/-innen vor. Teilnehmer/-innen einer Sitzblockade an der Bushaltestelle Hauptbahnhof wurden verprügelt, ein Journalist wurde mit Schlägen an seiner Arbeit gehindert und immer wieder fielen vor allem Polizist/-innen der Eutiner BFE-Einheiten durch Gewaltandrohungen und -anwendungen gegen Antifaschist/-innen auf. Es kam dabei zu mindestens einer brutalen Ingewahrsamnahme. Nachdem die Nazis ihren kurzen Aufmarsch beendet hatten, durften diese den Ort des Geschehens durch den Hauptbahnhof verlassen und ohne Polizeibegleitung Richtung Arbeitsamt abziehen, während Antifaschist/-innen von der Polizei am Hauptbahnhof festgehalten wurden. Dort versuchten die Nazis von der Gablenzbrücke aus mit Steinen Passant/-innen anzugreifen, waren jedoch schnell verunsichert, als sie auf einige Antifaschist/-innen trafen und flüchteten in einen Linienbus.

Bereits in der Nacht in den 7. April wurde ein junger Mann in seiner Wohnung im Kieler Norden von drei Neonazis überfallen. Sie verschafften sich gewaltsam Eintritt in die Wohnung und verwüsteten diese. Zwei der beteiligten Neonazis wurden noch vor Ort festgenommen.

Der heutige spontane Naziaufmarsch und der widerliche Überfall in der Wik sind weiterer Höhepunkt des sich seit Monaten zuspitzenden Kieler Naziproblems. In der Innenstadt hat sich heute wiedermal gezeigt, wem das Häufchen Nazis dies in weiten Teilen zu verdanken hat: Einer Kieler Polizei, die gewillt ist, die Naziaktionen mit allen Mitteln gegen antifaschistischen Widerstand durchzusetzen. Dass sich binnen kürzester Zeit über 100 Antifaschist-/innen umgehend in der City zusammengefunden haben und der Naziaufmarsch nicht ungestört stattfinden konnte, ist als Erfolg zu werten.

Bereits in den vergangenen Monaten häuften sich Neonaziaktionen in Kiel: Oft mehrmals pro Woche verteilen diese faschistische Flugblätter und bedrohen Menschen in der Innenstadt und im gesamten Stadtgebiet, bereits Anfang Februar gingen Scheiben alternativer und linker Einrichtungen zu Bruch. Antifaschist/-innen reagierten mit Kundgebungen und Demonstrationen, während die Kieler Polizei das Bild eines vermeintlich unpolitischen "Bandenkrieges" zu zeichnen versucht und weite Teile der
Kieler Öffentlichkeit sich bisher kaum zu Wort meldeten. Dies muss sich ändern: Es wird allerhöchste Zeit, dass sich in Kiel endlich breiter antifaschistischer Gegenwind gegen die permanenten Naziaktivitäten entwickelt.
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Ergänzungen

zu den Nasen

Dein Name 08.04.2009 - 05:28
Also wir waren mal dicht dran am hbf und da waren es maximal 20 darunter Zöllner der hässliche Vogel und Alexander Manfred N. .
Die Bullen waren Mega unkoordiniert aber doch schon eine ganze Menge.
Also aus meiner Sicht zeigt dies nur ,dass die Nazis eine längere vorlaufzeit hatten und dies nicht umsetzen konnten...
Naja schön blöd...
Die Leute von dem Pack haben ja jetzt genug Zeit.

smash Nazis

Solidarität mit dem Überfallenden aus der Wik

mehrere der geouteten

tee 08.04.2009 - 08:53
unter den kleinen haufen nazis befanden sich auch peter v. d. b. , daniel g. und katharina l.

ag-kiel

kick 'em 08.04.2009 - 10:12
es war die komplette ag-kiel anwesend inkl. neumünsteraner und einiger anderer nazis aus s-h. und natürlich gutsche als npd-ratsabgeordneter!
allerdings nur einige namen hier zu nennen bringt relativ wenig - auf der seite der autonomen antifa koordination befinden sich zuindest alle namen der nazis die geoutet wurden - und die waren auch alle anwesend.

VS

mein name 08.04.2009 - 10:18
Am Tag zuvor gab es einen VS-Anwerbe-Versuch durch das Innenministerium bei einem linken Aktivisten in Kiel, vorallem wohl Aufgrund der aktuellen Lage im Zusammenhang mit den vermehrten Naziaktivitäten. Kann hier nachgelesen werden
 http://de.indymedia.org/2009/04/246459.shtml

Begrifflichkeit

Fredi Bobic 08.04.2009 - 14:35
Der Titel ist nicht ganz richtig: es kann kein "spontaner" Aufzug der Neonazis gewesen sein, da zum Einen eine entsprechende Gegenmobilisierung stattgefunden hat und zum Anderen um ca. 18:15 Uhr am Bahnhof aus Richtung Provinzial-Versicherung kommend ein mutmaßlicher BFE-Tross aus Eutin (OH-Kennzeichen) ohne Aufregung und Sonderzeichen Richtung Holstenstraße gefahren ist. Dieser muß ja auch erst mal organisiert werden, Anfahrt aus Eutin > 30 Min. Die weiter unten im Text gemachte Angabe "kurzfristig" ist daher zutreffender.

Nazis konsequent entgegentreten - in Kiel und anderswo!!

KN-Kieler Nachrichten

<<........>> 08.04.2009 - 14:53
In den Kieler Nachrichten stand, dass die Demo angemeldet worden ist, nachdem im Laufe des Tages Nazis, die Propaganda in der Innenstadt verteilt haben, einen Platzverweiß bekommen haben.

Behinderungen durch Demo in der Innenstadt

Kieler Nachrichten, 8.4.09 08.04.2009 - 15:46
Kiel - Ein kurzfristig einbe-
rufene Demonstration rech-
ter Gruppierungen sorgte
gestern Abend in der Kieler
Innenstadt für Verkehrsbe-
hinderungen. Gegen 19:30
Uhr hatte sich ein Demons-
trationszug mit etwa 25 Teil-
nehmern vom Hauptbahnhof
in Richtung Asmus-Bremer-
Platz in Bewegung gesetzt.
Auslöser für die Demons-
tration waren zwei Platzver-
weise gegen Angehörige der
rechten Szene während einer
Flugblattaktion am Vormit-
tag in der Holstenstraße.
Die Gruppe wurde von
starken Polizeikräften be-

gleitet, die Übergriffe von
Gegendemonstranten aus
dem linken Lager verhinder-
ten. Auf dem Asmus-Bre-
mer-Platz hielt die Gruppe
gegen 20 Uhr eine Versamm-
lung ab. Ratsherr Herrmann
Gutsche (NPD) sprach dabei.
Während des Rückmarsches
zum Hauptbahnhof kam es
zeitweise zu kurzen Range-
leien, weil sich Gegende-
monstranten immer wieder
in den Weg des angemeldeten
und genehmigten Demons-
trationszuges setzten. Gegen
21.30 Uhr löste sich die
Gruppe innerhalb des
Hauptbahnhofes auf. FB


Bildunterschrift:
Blockade auf
dem So-
phienblatt.
Polizeikräfte
begleiten ei-
nen Demons-
trationszug
der rechten
Szene.
Foto FB

Noch ein KN-Artikel

Leserin 08.04.2009 - 16:50
Verstoß gegen das Versammlungsgesetz kostet ihn 1000 Euro

Geldstrafe für Rechtsradikalen


Kiel - Am Tag vor der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein, dem 24. Mai 2008, hatten in Kiel rund 1500 Demonstranten gegen einen möglichen Einzug der NPD ins Kieler Rathaus, in Kreisvertretungen und Gemeinden protestiert. Auch rechtsradikale Kräfte waren an jenem Sonnabend aufmarschiert.

Zu einer Gruppe gewaltbereiter Neonazis gehörte auch ein Elektriker, der sich jetzt wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz vor dem Amtsgericht verantworten musste. Der Richter verhängte, wie von der Vertreterin der Anklage gefordert, 1000 Euro Geldstrafe (50 Tagessätze à 20 Euro) - das entspricht knapp zwei Monatseinkommen für den Mann, der sich kurz vor Beginn des Prozesses arbeitslos gemeldet hatte.

Nach der Zeugenaussage eines Polizeibeamten war der 25-jährige Angeklagte zur Tatzeit als Mitglied einer 14-köpfigen, ganz in Schwarz gekleideten Gruppe Rechtsradikaler in der Muhliusstraße aufmarschiert. Ihre Gewaltbereitschaft habe die Gruppe unter anderem durch das Tragen von Handschuhen demonstriert. Der Angeklagte, der wie seine Gesinnungsgenossen von Polizeikräften während des Einsatzes gefilmt worden war, hatte zwei Waffen bei sich: einen halbmeterlangen Teleskopschlagstock und ein „Einhandmesser“ mit einhändig feststellbarer, 15 Zentimeter langer Klinge.

„Nur zur Selbstverteidigung“, wie der Angeklagte auf wiederholte Nachfrage des Richters beteuerte. Schließlich seien damals gewaltbereite linke Autonome unterwegs gewesen, erklärte der 25-Jährige. Er habe sich vorher „informiert“, doch sei ihm wohl entgangen, dass das Waffengesetz zum April 2008 verschärft worden sei.


In diesem Fall war allerdings das Versammlungsgesetz betroffen, belehrte ihn der Richter. Nach Paragraph 27 muss mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr rechnen, wer Waffen oder sonstige Gegenstände, die zur Verletzung von Personen oder Beschädigung von Sachen geeignet sind, auf dem Weg zu öffentlichen Versammlungen mit sich führt.

Die angeblich defensive Einstellung des Angeklagten fand der Vorsitzende „völlig unglaubwürdig“, zumal dieser auch noch drei Steine bei sich gehabt habe. Die mündliche Lossagung des Angeklagten von der rechten Szene ließ der Richter in der mündlichen Urteilsbegründung unerwähnt. Der 25-Jährige hatte zuvor erklärt, aus der NPD (bei der Kommunalwahl kam sie auf 0,4 Prozent) ausgetreten zu sein. Familie, Partnerin, berufliches Umfeld hätten ihn eines Besseren belehrt. Seine angeblich abgelegte Gesinnung bezeichnete er vor Gericht als Dummheit.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

Neonazis in der Wik unterwegs — muss ausgefüllt werden

JETZT CA. 20... — ANTIFA

@ FrediBobic — ...

frage... — alfredjodokuskwak

@ fredi bobic — horst