Jobmesse auf Fake und Sicherheit.

Tom 05.04.2009 13:34 Themen: Soziale Kämpfe
Am 03.04.09 fand am Hamburger Flughafen eine groß angelegte Jobmesse
statt. Trotz hohen Sicherheitsaufwand, unerwünschte Besucher fern zu
halten, verschafften sich vier Hartz-4-GegnerInnen Zugang. Hinter der
Abschottung gabs viel Fake, aber auch Flugblätter dagegen.
Die Vorbereitungen der Veranstalter ließen schon nichts gutes ahnen.
Ihr Internetauftritt spricht von vollen Erfolgen und das diese Messe
wegen der hohen Besucherzahl gefragt sei.
Recherchen und der Besuch kamen zu einem ganz anderen Ergebnis.

Der Terminal Tango Hamburg ist der alte Terminal und diese Flugab-
fertigungshalle wurde mit Stellwänden abgeschirmt, das außerhalb
nichts zu sehen war, was drinnen passiert. Nur durch Reinschielen
im Eingangsbereich konnte mann durch ein grünes Transparent erkennen,
das es sich um eine Jobmesse handelt.

Einlass war nur für Gäste vorgesehen, die sich zuvor beim Internet-
portal des Veranstalters registriert haben und eine Anmeldebestätigung
vor Ort vorlegen konnten. Weiter hat die ARGE - Hamburg ganze Arbeit
darin geleistet, Erwerbslose zum Besuch dieser Jobmesse zu verpflichten.
Käme der Erwerbslose dieser Einladung von der ARGE nicht nach, setzen
Sanktionen seines ALG-II ein.
Nicht nur Erwerbslose aus Hamburg wurden zum Besuch verpflichtet.
Es waren auch Erwerbslose aus Kiel und Lüneburg da.

Vor dem Eingangsbereich bildete sich eine lange Warteschlange und
Besucher mussten gut eine Stunde darauf warten, mit ihren Einladungen,
Anmeldebestätigungen oder Personalausweis Einlass zu bekommen.
Nachdem sich ein Besucher bei den Sicherheitsbediensteten darüber
entsetzte, was dieser Aufwand soll, stellte sich bei diesem Gespräch
heraus, das dies Behördliche Auflage sei.
Der Besucher borte weiter nach dem warum und fragte, ob sie Angst vor
Protest gegen die Jobmesse hätten.
Nach einem "Ja" wurde klar, das nicht die Sicherheit am Flughafen
im Vordergrund stand.

Trotz dessem bewegten sich in der Jobmesse 4 Aktive, verteilten
Flugblätter und leisteten unterstützende Begleitung.
Sie waren von den anderen Besuchern nicht zu unterscheiden und ein
Katz und Mausspiel mit den Sicherheitsbediensteten blieb denen
erspart. Sie konnten unter konspirativen Bedinungen ihrer Tätigkeit
folgen.
Deren Tätigkeit beinhaltet Aufklärung über die Hintergünge solcher
Jobmessen und welche Nachteile daraus für Arbeitsuchende entstehen
können.

Weiter gab es immer wieder heftige Diskussionen am ARGE-Stand darüber,
warum dieser Stand nur die Einladungsschreiben einziehen und dem
Besuchsverpflichteten Erwerbslosen keine Besuchsbestätigung geben
wollen. Mit grimmigen Gesichtern wurden dann doch Handschriftliche
Bestätigungen gefertigt.
Dies dient dem Erwerbslosen als Nachweis seines Besuchs, falls bei der
ARGE was verloren geht und dem Betroffenen daraus Sanktionen drohen.

Zur Eröffnung wurden auf ein Podium Reden darüber geschwungen, das die
Finanzkriese ja auch bald zu ende geht und hier nun Kontakte für später
geknüpft werden können. Weiter gab es Selbstbeweihräucherung von
Austellern zu hören.
Auf der Messe präsentierten sich 40 Firmen aus der Leiharbeitsbrance und
Weiterbildung. Tolle Ansichten, Bewerbungstraining, Einarbeitungspraktikum
als Weiterbildung zu verkaufen.
Bis auf ein Stand, die Umschulungen mit Ziel einer Abschlussprüfung bei
der Kammer anboten, gab es das übliche.

Die Hartz - 4 - GegnerInnen hatten wieder viel zu tun und dies wurde von
vielen Erwerbslosen gerne angenommen.
Die Mühe der 4 haben sich gelohnt.. Ca. 250 Flugis verbreitet und genauso
viel Kurzberatungen.

Zum Ende gab es Amüsements unter den Hartz - 4 - GegnerInnen darüber, wie
die Barriere des Zugang zur Jobmesse umfahen wurde. Kann mann mal sehen,
was das Wort Paragraph an Überforderung auslösen kann :-))

Dank der Aktiven von ELSE (Erwerbslosen-Selbsthilfe) mussten MitarbeiterInnen
am ARGE-Stand erfahren, das verschärfte Sicherheitsbedinungen nicht die
Lösung dagegen ist, sich mit Hartz-4-Gegnern rumärgern zu müssen.

Solange nicht auf reiner Freiwilligkeit zum Besuch von Jobmessen gesetzt
wird und zu 98 % nur unsinnige Maßnahmen oder das Angebot Arbeiten zum
Hungerlohn auf dem Plan stehen, macht es immer Sinn, sich an gegnerischen
Aktivitäten zu beteiligen.

Die Kritik, Besucher, die eine Arbeit finden wollen, zu behindern,
ist völlig haltlos.
ElSE wendet sich an die Erwerbsabhängigen und Erwerbslosen, die von sich
aus das Angebot der Hartz-4-GegnerInnen annehmen wollen.
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Ergänzungen

Kleine Ergänzung wegen Fake etc..

Tom 06.04.2009 - 16:40
Es muss nicht grundsätzlich Fake sein aber wenn die ARGE bei der
Organisation der Veranstaltung mit die Finger im Spiel hat, kann
folgendes sein..

- Die ARGE ist daran interessiert Erwerbslose in Arbeit zu bringen
nach dem Motto Hauptsache raus aus der Arbeitslosenstatistik.
Dies geschieht bereits bei der Einstellung als MinijobberIn.

- Austellende Firmen wissen, das Erwerbslose von der ARGE mit
Sanktionsgefahr unter Druck gesetzt werden zu erscheinen.
Unseriöse Firmen nutzen dies gern, Arbeitssuchende unter prekären
Arbeitsbedinungen bis zu sittenwidrigen Arbeitsbedinungen
ein zu stellen.

- Die Einladungen von der ARGE an den Erwerbslosen werden meistens
mit dem § 309 SGB-III und Rechtsfolgenbelehrung versehen und
Betroffene müssen sich beim ARGE-Stand als Erschienen registrieren
lassen, damit nicht die Sanktionsmühle in Gang kommt.
Zudem steht oft drin, das die Bewerbungsunterlagen mitgebracht
werden sollen.

- Trifft der ALG - Bezieher nun eine unseriöse Firma an, steht das
Datensammeln von Bewerbern im Vordergrund.
Daher die Bewerbung auf der Jobmesse intuitiv erfolgt, genießen
die preisgegebenen Daten nicht den vollen Datenschutzbestimmungen
wie bei Bewerbungen auf Stellenangebote.
Somit kann es passieren, das damit auch Datenhandel betrieben wird.

- Seriöse Firmen haben kein Problem damit, eine Kontaktadresse zu
geben, wo sich der Arbeitssuchende später bewerben kann.

- Fragen Firmen danach, ob der Bewerber ALG bezieht, kann es an die
Verhandlungsfreiheit im Vorstellungsgespräch des Bewerbers gehen.

- Ist sich eine unseriöse Firma im Klaren darüber, das es sich um
ein Besuchsverpflichteten ALG - Bezieher handelt, folgt oft ein
Vorstellungsgespräch, in dem sich herausstellt nur einen Job unter
prekären Bedinungen oder zum Hungerlohn zu bekommen.
Anbei ist es auch schon vorgekommen, das ein Nichtzustandekommen
eines Arbeitsverhältnis vom Personalchef mit dem Satz "Schade, dann
müssen wir der ARGE eine Negativmeldung schicken.."
Dann ist eine Sanktion wegen Vereitelung des Zustandekommen eines
Arbeitsverhältnis auf dem Weg, was sehr schwer ist, sich dagegen zu
wehren

Die ARGE kontrollierte das Erscheinen von Erwerbslosen um zu prüfen,
wer seinen Eigenbemühungen nachkommt und unseriöse Firmen nutzen dies
zu Mitnahmeeffekten.

Ich hoffe, das es nun verständlich (und notwendig) ist, solche Jobmessen
mittels Protest / Erwerbslosen - vor - Ort - Unterstützung zu begleiten.
Deshalb schaut unser Flugblatt so aus (Link unten)..

 http://www.arge-basta-hh.de/info/alg2/pdf/alg-info-112.pdf

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Und, gab's auch 'nen VS-Stand? — (Bei den Vorkehrungen...)

Daumen hoch — für ELSE!

verf.schutz — anmerkung