Fotobericht der Krisen-Großdemo in Berlin

Bernd Kudanek alias bjk 30.03.2009 21:45 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Folgende Berichte sind bereits auf indymedia veröffentlicht:
Krisenproteste in Berlin und Frankfurt  http://de.indymedia.org/2009/03/245309.shtml
Videos von Kanal B  http://de.indymedia.org/2009/03/245646.shtml
Kapitalismus abwracken  http://de.indymedia.org/2009/03/245625.shtml
Begleitaktionen bei Berliner Krisendemo  http://de.indymedia.org/2009/03/245457.shtml
Kraftvolle Demo in Berlin - Erste Bilder  http://de.indymedia.org/2009/03/245399.shtml
BKA observiert Krisendemo  http://de.indymedia.org/2009/03/245398.shtml
Berlin: 25000 auf Demo gegen Krise  http://de.indymedia.org/2009/03/245389.shtml

weitere Impressionen von der "Wir zahlen nicht für eure Krise"-Demo in Berlin am 28. März 2009
Auch in Berlin werden die Daumenschrauben bei grundsätzlich mißliebigen linken Demo-Anmeldungen wie der "Wir zahlen nicht für eure Krise"-Demo seitens der "bewährt"-antikommunistischen Demo-Erlaubnis-Behörde, intern Haß-und-Schikanier-Behörde genannt, Überbleibsel des alten antikommunistischen West-Berlin, immer schärfer angezogen. Besonders beim Behörden-Leiter, Joachim Haß, haben der jahrzehntelange Sisyphoskampf gegen linke Umtriebe tiefe Gramfurchen ins Gesicht geprägt. Sogar seine Schnurrbartspitzen hängen links noch etwas trauriger nach unten als rechts.

Wie auch immer, er gibt trotz chronischen Magengeschwür-Risikos in seinem Anti-Links-Kampf niemals auf sondern erdenkt immer neue Schikanen und nennt sie im gepflegten Verwaltungssprech "Demo-Auflagen". Er ändert grundsätzlich von linken Demo-AnmelderInnen eingereichte Demorouten von außenwirksamen in solche mit abseiits gelegener Streckenführung mit möglichst viel Baustellen und leeren Büros. So auch bei der Demo am vergangenen Samstag, den 28. März, in Berlin. Statt Unter den Linden zum Gendarmenmarkt durften wir fast nur durch jottwehdeh-Gebiete mit vielen Baustellen und leeren Bürolandschaften im Kreis zurück zum Demostart latschen. Die Demoleitung verzichtete auf einen möglichen Einspruch vor dem Verwaltungsgericht, weil das so kurz vor der Demo unlösbare logistische Probleme für die mit Bussen anreisenden TeilnehmerInnen aus dem übrigen Bundesgebiet bedeutet hätte. Trotzdem oder vielleicht sogar gerade deswegen wurde es eine kraftvolle Demo!

Bis zu 30.000 TeilnehmerInnen sollen sich nach Veranstalterangaben unserer Demo angeschlossen haben. Sie ließen sich auch nicht durch die schikanösen, würdelosen weil kriminalisierenden Einlaßkontrollen durch willig-eifrige BeamtInnen mit Abgrabschen und Taschen Filzen nicht abschrecken. Diese Filz-Kontrollen wurden nach Gutdünken vor allem bei "linkem" Aussehen willkürlich durchgeführt. Ich erlebte, wie eine zierliche junge Frau abgewiesen wurde, weil sie angeblich gefährliche Stahlkappenschuhe trug. Einsprüche von Umstehenden halfen nix. Sie hätte ja damit, so der filzende Beamte, eine Gefahr für die schwerstgepanzerten, austrainierten Kampfbulleneinheiten bedeuten können. Er mußte, durch entsprechende Gehirngewasch-Lehrgänge abgestumpft, trotz soviel Absurdität - eine zierliche junge Frau gegen gepanzerte 2 Meter-Kolosse mit teilweise über 90 kg Lebendgewicht - nicht einmal selber grinsen.

Die Demo selbst war sehr bunt, das Spektrum sehr vielfältig, die Parolen auf Plakaten und Transpis waren gewohnt eindrucksvoll und kämpferisch, ihre Botschaften kamen gut an! Der Ablauf der Demo ist auf indymedia schon vielfach geschildert worden, sodaß ich mich darauf beschränke, hierzu vor allem Bilder, teilweise mit Kommentaren versehen, sprechen zu lassen. Um möglichen Kritikastern den Wind aus den Segeln zu nehmen: bei Prominenten, Künstlergruppen und Mitwirkenden darin habe ich die Gesichter bewußt nicht unkenntlich gemacht, weil gerade bei den KünstlerInnen und ihren Darbietungen die von ihnen beabsichtigte Außenwirkung ihrer Botschaften verloren gingen. Auch ist es albern, zu monieren, es gäbe Programme, welche die von mir unkenntlich gemachten Gesichter wieder herstellen könnten. Das ist zwar zum Teil möglich aber mit soviel Aufwand verbunden, daß, von Hackern abgesehen, wirklich nur Behörden und ähnliche Dienste damit arbeiten, doch die haben genug eigene, zum Teil vielleicht sogar viel bessere Fotos zur Verfügung, sodaß sie auf meine Fotos ganz bestimmt nicht angewiesen sind.

Abschließend noch - fast schon Tradition - kein Bericht ohne Episoden mit Joachim Haß, Berlins oberstem Demo-Schikanier-Boß. Anfangs dachte ich, er sei vielleicht krank, weil er nirgends zu sehen war. Doch dann traf ich ihn doch noch im Monbijoupark (Bild 141). Weil die Demo bis dahin trotz Bullen-"Begleitschutz" ziemlich zoffrei verlief, abgesehen von einer Festnahme in der Karl-Liebknecht-Straße gleich zu Beginn, und nicht einmal die Seitentranspis beanstandet wurden, wollte ich ihn für seine endlich einsichtige Weitsicht beglückwünschen und freute mich, daß es endlich auch mal seitens des Staatsmachtapparates friedlich zuginge. Er grinste mich an und meinte bloß vielsagend, die Demo sei ja noch nicht zuende. Da schwante mir schon, daß noch Gemeinheiten geplant waren und folgen würden. So kam dann auch später tatsächlich der leider übliche aggressiv provozierte Bullenzoff, der ab Bild 163 dokumentiert ist.

Wie in "junge Welt" von heute nachzulesen ist, sollen Scheiben von Polizeiautos zerdeppert worden sein und erst daraufhin hätten Greiftrupps angeblich anhand von Gesichtserkennungsaufnahmen der Polizeikameras einzelne "Straftäter" herausgegriffen - so jedenfalls die Presse-Erklärung aus der polizeilichen Märchenabteilung.

Wer meine Bilderserie verfolgt, wird sehen, daß ich fast ständig beim von der Bullerei verteufelten Antikapitalistischen Block war. Ich und mit mir noch einige andere MitstreiterInnen haben nichts von zerdepperten Scheiben an Bullen-Autos bemerkt. Lediglich einer meinte, gehört zu haben, das Kamera- und Presse-Info-Fahrzeug sei von einigen DemonstrantInnen angegangen worden. Umstehende hätten aber sofort vermutet, das seien erkennbar eingeschleuste agents provocateurs gewesen, die leider ein paar unerfahrene Kiddies und den einen oder anderen Durchgeknallten zum Mitmachen animiert hätten.

Selbst wenn wirklich Scheiben im Presse-Info-Fahrzeug zu Bruch gegangen wären, was mir aber niemand bestätigen konnte, wären die darauf folgenden, über einstündigen Eskalationen seitens der Bullerei angesichts des überaus friedlichen Verlaufs der gesamten Demo nicht nur völlig überzogen sondern der vermutlich sorgfältig geplante Bullen-Zoff hat schon mehr als nur ein (schlechtes) G'schmäckle. Es stinkt ganz gewaltig nach abgekartetem Schmierentheater!

Wie auch immer, am Schluß der Demo ging ich zornig zu Joachim Haß, der mich schon feixend erwartete und mir triumphierend zurief, habe er mir am Monbijouplatz nicht gleich gesagt, die Demo sei noch nicht zuende. "Ja", erwiderte ich ihm erbost, "weil ihr nicht ohne Zoff sein könnt und ihn angezettelt habt." Dann ging ich zornbebend und die ganze Runde feixte mir nach (Bild 200).

Sollten für den EA meine Aussagen von Nutzen sein, bin ich gerne bereit, diese ggfs. auch zu beeiden.

Bernd Kudanek

Alle 200 (zweihundert) großformatigen Fotos sind eingestellt unter:
 http://www.carookee.com/forum/WISP/4/24206387.0.30115.html
 http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/24209300#24209300

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Ergänzungen

Habe Eskalation genau verfolgt

xxl 30.03.2009 - 22:56
Gegen 15.30 erreichte die Demospitze den Alexanderplatz, recht weit vorne der antikapitalistische Block. Wie üblich wurde ein kurzer Sprint Richtung Zielpunkt eingelegt, wohl um noch ein paar nette Bilder hinzubekommen. Spalierlaufende 21er, 22er und 23er wurden plötzlich nervös und der Ehu-Leiter brüllte "los, los, los!!" Die 3 Hundertschaften stürmten hinterher, später kam die 24er dazu. Eine kleinere dickere Polizistin wurde übrigens von ihrem Chef geschubst und mit krassen Sprüchen beleidigt, weil sie langsamer war. Als die Polizeitrupps den Block eingeholt hatten, begann sofort die Schubserei. Dann flog irgendwie eine Flasche, traf aber niemand. Auf einmal begannen die Polizisten wie bekloppt in die Demo reinzuprügeln. Es gab insgesmat 3 Angriffswellen, die ich mitbekommen habe. Unter den Verhafteten natürlich wahllos rausgegriffene Leute, darunter ein Gewerkschafter, der gut über 50Jahre alt war und einfach an der falschen Stelle stand. Das Ganze dauerte etwa 10 Minuten.
Wenn irgendwo eine Scheibe kaputt gig, dann an völlig anderer Stelle zu anderer Zeit und in anderem Zusammenhang. Ich halte das aber für eine erfundene Schutzbehauptung, um die Brutalität zu rechtfertigen.

123 - scheiß polizei

<<>> 31.03.2009 - 00:05
es wurde ein bullenauto angegriffen, daraufhin stürmten die bullen in die dichte menge. aber ist eine glasscheibe wirklich anlass genug eine massenpanik zu erzeugen, in der umstürzende personen womöglich zu tode getrampelt worden wären?

ebenso wurde von der 23. ein sav-infostand komplett zerlegt. ich habe es beobachtet und das war für mich völlig mutwillig!!

auch frage ich mich, warum demonstrantInnen in ein "feld" von kurzgeschnittenen dornenbüschen (20-30cm hoch, gefährlich für die füsse) getrieben wurden.

es waren zwar keine wasserwerfer und reizgase vorhanden, wie man es aus hamburg kennt, aber trotzdem unerklärliche aktionen geschehen.

dornenbusch

bild 31.03.2009 - 00:12

Scheibe

Eman 31.03.2009 - 00:32
Die Scheibe ging kaputt.
Und zwar an dem Polizeipressebüschen.Ich habs gesehen und es gibt fotos von der kaputten Scheibe.

die scheibe

beobachter 31.03.2009 - 00:46
bei dem pressemobil wurde tatsächlich zerstört. es handelt sich wohlgemerkt um EINE scheibe (hinten rechts) als reaktion auf den ersten bullenvorstoß nach dem sprint. die dämliche pressekarre wurde dann von etwa einem dutzend grünen wegeskortiert. eine ähnlich lächerliche szene, wie die aktion in der spandauer straße, als sich 3 bullen um einen eimer kleinpflaster stellten und diese beschützen zu müssen glaubten, obwohl keine zehn schritte weiter ein menschenhoher haufen pflastersteine lag.

kontrollierte dummheit - die berliner polizei rüstet auf!

Scheibe erst viel später

... 31.03.2009 - 01:10
Die Scheine ist erst viel später zu Bruch gegangen, nachdem die Polizei mehrmals grundlos in die Menge geprügelt hat und dabei einige Menschen schwer verletzt hat.

Rücken- und Helmnummern der Bullen (Berlin)

greenwatch 31.03.2009 - 02:42
Bei diversen Einheiten der Berliner Bereitschaftspolizei war zu beobachten, dass diese wohl untereinander Helm- bzw. Rückennummern getauscht hatten, somit ganze Züge von Bullen auf dem Rücken andere Nummern trugen, als auf dem Helm (z.B. 21te, 24te Hundertschaften). Dies macht natürlich eine spätere Zuordnung von Straftaten in Uniform noch unmöglicher als jetzt schon. Zur Info: die vierstellige Zahl die auf jede/r BeamtIn pappt kennzeichnet sie/ihn bis hinunter auf die Gliederungsebene "Gruppe", welche immer noch aus ca. 8 Bullen besteht. Ein fröhliches Hin und Hertauschen der Rückennummern macht auch diese völlig unzureichende Kennzeichnung zur kompletten Farce. Die Tatsache, dass dies nicht nur bei einzelnen, sondern fast komplett auf Hundertschaftsebene zu sehen war, lässt tief blicken.

Bilder die dies belegen sind u.a. bei bjk zu finden -->  http://www.carookee.com/forum/WISP/4/24206387.0.30115.html - (Bilder 175, 185, 188, 190, 195, 196)

Oder gegen Ende der Gallerie des Medienkollektivs Berlin,  http://medienkollektiv.blogsport.de/2009/03/28/berlin-grossdemonstration-gegen-die-krisenpolitik-der-g20-staaten/

Sogar ein Bild im Tagesspiegel zeigt wie sich Helm- und Rückennummern unterschieden.
 http://www.tagesspiegel.de/medien/hermes/cme1,266450.html

BullenschlägerInnen aus der Anonymität reissen - Kennzeichnungspflicht jetzt!

@ Greenwatch

egal 31.03.2009 - 10:19
Ich kann deine Beobachtungen bestätigen, alle Züge (besonders die 23.) die sich am Ende um die Demospitze versammelten, hatten verschiedene Helm- und Rückennummern.

 http://www.23hq.com/urbanberlin/photo/4115141/original

 http://www.23hq.com/urbanberlin/photo/4115139/original

weitere Bilder unter

 http://www.23hq.com/urbanberlin/album/4115007

presseauto der bullen

demonstrantIn 31.03.2009 - 17:34
auf diversen fotos ist zu sehen, dass das auto eine scheibe verloren hat. allerdings, ich war dabei, als das auto zum ersten mal angegangen wurde, worauf die bullen angriffen. da war nix zu hören von einer berstenden scheibe. etwa 3-5 sekunden wurde das auto geschüttelt, da griffen schon die bullen an und alle wichen zurück, das auto wurde erst mal in ruhe gelassen.

zu bemerken ist auch, dass das auto auch an einer taktisch äußerst klugen stelle stand und es eigentlich völlig klar war, dass es beschädigungsversuche geben würde. bei vielen linken demos ist so was zu beobachten: da steht dann ein PKW (wanne wäre wohl zu wertvoll) von den bullen völlig unbewacht zufällig genau da rum, wo gleich die demo lang kommt.

das problem bei der sache ist dann, das die bullen ein "stichwort" haben, auf das sie dann nach ihrer choreografie loslegen können. so können sie ihre hierarchische organisation zu ihrem vorteil ausspielen. weil sie den riot ausgelöst haben, sind sie in der initiative und der riot fordert einen hohen preis an verletzten und verhafteten.

Einiger antworte weil die polizei Gewaltiger

gegen alle faschismus , imperialismus ,... 31.03.2009 - 22:44
Einiger antworte weil die polizei Gewaltiger war

 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30047/1.html

VIDEO: Umfrage auf Krisendemo (Berlin)

freundschaft 03.04.2009 - 11:12
Der freundeskreis videoclips hat auf der Demo in Berlin am 28. März zahlreiche Teilnehmer_innen interviewt, um – nicht ganz ohne Augenzwinkern – ein Stimmungsbild zum Thema „Krise“ zu entwerfen.

Das Spektrum reicht von allgemeinen Forderungen bis hin zu kritischen Kommentaren und Veränderungsvorschlägen, die den Systemwechsel mal mehr und mal weniger deutlich vor Augen haben.

Das Video ist 16min lang und kann auf http://freundeskreis-videoclips.de/wir-zahlen-nicht-eure-krise/ angeschaut bzw. runtergeladen werden. Wer mag, kann es gerne kopieren, weiterleiten oder kommentieren!

Putte Scheibe

Pressescheibe 04.04.2009 - 02:24
Aufnahmezeit 16.48h

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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BKA - Hundertschaften in Berlin — Roland Ionas Bialke

@ greenwatch — Roland Ionas Bialke

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