Muc: Nazi-Aufmarsch wegen Horst Mahler

Resistenza Antifascista 26.03.2009 18:42 Themen: Antifa
Am 25. Februar 2009 wurde der bekannte Rechtsextremist und Antisemit Horst Mahler
vom Landesgericht München II wegen Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von 6
Jahren ohne Bewährung verurteilt. Der Ottobrunner Neonazi Norman Bordin hat
daraufhin für den 11. April einen Naziaufmarsch durch die Münchner Innenstadt
angekündigt. Im Folgenden Artikel soll versucht werden, auf die Person Horst
Mahlers sowie auf die Leugnung des Holocausts als rechtsextreme Polit-Strategie
einzugehen.
Horst Mahler ( http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Mahler), geboren 1936 in
Chojnow/Polen, ist bundesweit einer der prominentesten Personen der extremen
Rechten. Er wohnt seit 2007 zusammen mit seiner Lebensgefärtin Sylvia Stolz
( http://de.indymedia.org/2006/10/159865.shtml) in Ebersberg bei München.

Nach dem Abschluss seines Jura-Studiums an der Freien Universität in West-Berlin
eröffnete er im Jahre 1964 seine eigene Anwaltskanzlei. Er begann, sich in der
linken, außerparlamentarischen Opposition zu engagieren und verteidigte u.a. Fritz
Teufel, Rainer Langhans, Rudi Dutschke, Andreas Baader und Gudrun Ensslin. 1970
begründete er die RAF (Rote Armee Fraktion) mit und beteiligte sich an der Baader
-Befreiung und an drei Banküberfällen. Nachdem er mit weiteren RAF-Mitgliedern
kurze Zeit in Jordanien verbrachte, um sich für den bewaffneten Kampf ausbilden zu
lassen, wurde er im Oktober 1970 verhaftet und in West-Berlin zu 14 Jahren Haft
verurteilt. Seine eigene Befreiung im Zuge der Lorenz-Entführung 1975 durch die
Bewegung 2. Juni lehnte er freiwillig ab, mit der Begründung, dass die
revolutionären Volksmassen bald die Tore der Gefängnisse öffnen würden.

1980 wurde er mit Hilfe seines damaligen Rechtsanwaltes, dem späteren
Bundeskanzler Gerhard Schröder, vorzeitig aus der Haft entlassen und 1987 wieder
als Rechtsanwalt zugelassen. Während der 10-jährigen Haft besuchte ihn u.a. der
nationalkonservative Sozialphilosoph Günter Rohrmoser, der Mitglied der von der
BRD-Regierung eingesetzten "Kommision zu Erforschung der geistigen Ursachen des
Terrorismus" war. Auf dessen 70. Geburtstagfeier 1997 hatte Horst Mahler denn auch
sein Coming Out als Rechtsextremist, als er forderte, das "besetzte" Deutschland
müsse sich von seiner "Schuldknechtschaft" zu einem aufrechten Gang "nationaler
Identität" befreien. Horst Mahler hat sich also offensichtlich während seiner
Haftzeit vom maoistisch-antiimperialistischen RAF-Mitglied in einen waschechten
Neonazi verwandelt.

Im Jahre 2000 trat er schließlich der NPD bei, die er in den Jahren 2001-3 im Zuge
des gescheiterten NPD-Verbotsverfahrens vor dem Bundesverfassungsgerichtshof
vertrat. 2003 trat er, mit der Begründung, dass der Parlamentarismus keine Zukunft
habe, aus der NPD wieder aus und gründete den "Verein zur Rehabilitierung der
wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten"
( http://de.wikipedia.org/wiki/Verein_zur_Rehabilitierung_der_wegen_Bestreitens_des
_Holocaust_Verfolgten). Zwischen 2003 und 2009 wurde er mehrmals wegen
Volksverhetzung vor verschiedenen Gerichten verurteilt. Die Folgen waren ein
erneutes Berufsverbot als Anwalt, Bewährungsstrafen und kürzere Haftstrafen. Am
25. Februar 2009 wurde er nun schließlich vom Landgericht München II wegen
Volksverhetzung zu 6 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.

Horst Mahler nutzt seine Prozesse als Forum zur Verbreitung seiner neonazistischen
Propaganda und zur Selbstdarstellung. So kam der jüngste Prozess in München nur
aufgrund einer Selbstanzeige zustande. So sagte er zur Eröffnung des Prozesses:
"Ich sitze, weil ich hier sitzen will!"

Das bei den Nazis Leute wie Horst Mahler oder andere Holocaustleugner_innen
( http://de.wikipedia.org/wiki/Holocaustleugnung) wie seine Lebensgefährtin Sylvia
Stolz, Germar Rudolf, Ernst Zündel, etc., mit ihren durch und durch wirren
pseudowissenschaftlichen Thesen gut ankommen, ist kein Wunder, liegt den Nazis
doch einiges daran, den gesellschaftlich diskreditierten Nationalsozialismus
wieder gesellschaftsfähig zu machen. Eine Strategie der Nazis ist, den Holocaust
zu relativieren, seine Singularität zu bestreiten und sich den Begriff selbst
anzueignen, sei es mit Vergleichen wie "Bombenholocaust" als Terminus für die
alliierten Luftangriffe während dem Zweiten Weltkrieg, dem "Babycaust" als
Diffamierung selbstbestimmter Schwangerschaftsabbrüche, etc.

Eine weitere Strategie ist die von Mahler vertretene Strategie der expliziten
Leugnung des Holocausts. Das Geschehene wird entgegen aller historischen Fakten
als Lüge bzw. als internationale, vorwiegend "jüdische" Verschwörung gegen das
"deutsche Volk" abgetan. Das politische Ziel ist dabei die Streichung des Holocaust aus dem Gedächtnis der Menschen und in der Folge die Wiederholung des Unfassbaren.

Beides ist nicht nur unwissenschaftlich und historisch falsch, sondern basiert
notwendigerweise auf verschwörungstheoretischen und antisemitischen Annahmen, wie
z.B., dass der Holocaust eine Erfindung der Juden sei, die der "Unterdrückung der
Völker" diene. Sie zielen beide darauf ab, antisemitische Ressentiments zu fördern
und zu rechtfertigen und dadurch die Verwirklichung dessen, was geleugnet wird, zu
fordern: Die Ermordung von Menschen aufgrund von ihnen wahnhaft zugeschriebenen
Eigenschaften.

Es scheint paradox: Zum Einen beziehen sich die Leugner_innen des Holocaust mehr
oder weniger offen positiv auf die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie,
zum Anderen behaupten sie gleichzeitig deren historische Nicht-Existenz. Rational
aufzulösen ist dieser Widerspruch nicht, es sei denn, mensch versteht die
Holocaustleugnung als bewusste Lüge im Ansinnen einer Wiederholung des Mordes in
den Tötungsfabriken von Belzec, Treblinka, Sobibor und Oswiecim.

Der von dem altbekannten Ottobrunner Neonazi Norman Bordin
( http://de.wikipedia.org/wiki/Norman_Bordin) angemeldete Naziaufmarsch durch
München am 11.4. ist dementsprechend nicht nur als Solidarisierung mit einem
"Kameraden im Knast" anzusehen, sondern auch als Bezug auf die von Horst Mahler
vertretenen Thesen und somit als indirekter Aufruf zur Wiederholung des Holocaust.
Im Bewusstsein um die Geschichte und in Gedenken an die Opfer des
Nationalsozialismus können, wollen und werden wir nicht zulassen, dass das
unwidersprochen bleibt!

Deshalb wird es auch diesmal vielfältige und kreative antifaschistische Aktionen
gegen diesen Naziaufmarsch geben, auch wenn wir wissen, dass die Münchner Polizei
auch diesmal nichts besseres zu tun haben wird, als den Naziaufmarsch und damit
die Leugnung des Holocaust und die Forderung nach seiner Wiederholung mit einem
riesigen Aufgebot zu beschützen und durchzusetzen. Wir lassen uns weder von
polizeistaatlichen Versammlungsgesetzen, noch von überdimensionierten
Polizeiaufgeboten einschüchtern! Kommt alle am 11.4. nach München, um den
Aufmarsch der Holocaustleugner_innen zu verhindern!

Mobilisierungsmaterial und -texte sowie weitere Infos wird es in Kürze geben,
haltet Augen und Ohren offen!

Ansonsten stay tuned to:
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Ergänzungen

Nazizentren schließen!

Fülip 26.03.2009 - 20:23
Nicht vergessen werden sollte die wegen Volksverhetzung verurteilte Ursula Haverbeck:
 http://de.indymedia.org/2007/06/184192.shtml

Noch mehr Infos zu ihr und sonstigen Geschichtsrevisionisten:

 http://www.netz-gegen-nazis.com/lexikontext/ursula-haverbeck-wetzel

 http://www.chronikle.org:3015/dossier/die-ged-chtnisst-tte-borna

 http://www.netz-gegen-nazis.com/lexikontext/gedaechtnisstaette-ev



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