Das SO36 ist bedroht

361 24.03.2009 18:41 Themen: Freiräume Kultur
SO36 - bald ohne SO36? // 30 Jahre alternative Kultur für die Katz?
SO36 - 30 JAHRE OHNE MAUER SIND GENUG

Das Kollektiv für Kultur- und Musikveranstaltungen SO36 in der Kreuzberger Oranienstraße feiert dieses Jahr sein 30jähriges Bestehen.
Doch das SO36 ist gerade jetzt massiv bedroht. Ein gewöhnlicher Nachbarschaftskonflikt um Ruhestörung hat sich zu einer existenz-bedrohenden Krise ausgeweitet. Letztlich scheint eine mehrere Meter hohe Schallschutzmauer die einzige Möglichkeit, das Weiterbestehen des SO36 in Kreuzberg zu sichern.
Was ist passiert? In den letzten Monaten gab es Beschwerden eines Nachbarn, der sich vom SO36 durch sein Küchenfenster gestört fühlt.
Wir haben alles in unserer Macht stehende versucht, zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen, da ein gutes Nachbarschaftsklima immer wichtig für uns war. Der gegenseitige Respekt ist ein Grundbaustein der Vielfältigkeit, die Kreuzberg auszeichnet. Es war uns jedoch diesmal nicht möglich, den Konflikt unbürokratisch zu lösen. Die neuste Entwicklung ist eine offizielle Anordnung vom Wirtschafts- und Ordnungsamt des Bezirks.
Am 27. Februar erreichte uns ein Schreiben mit Auflagen zur Lärmreduzierung. Natürlich bedeutet so ein Brief noch nicht das Ende, aber wir können diese Auflagen so zunächst nicht erfüllen. Denn das, was sich offiziell Lärmreduzierung in Wohn- und Mischgebieten nennt, heißt für uns konkret: Konzerte in "Zimmerlautstärke". Um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, führt letztlich kein Weg an umfangreichen bauakustischen Maßnahmen im SO36 vorbei. Zentrum dieser Maßnahmen wird die Errichtung einer Schallschutzmauer neben unserem Gebäude sein. Das SO36 ist jedoch finanziell nicht in der Lage, die Kosten für den Bau der Mauer zu tragen.
Ohne Unterstützung bedeutet dies das Ende des SO36.


30 Jahre SO36 in Kreuzberg

Seit 30 Jahren spiegelt sich im SO36 das wieder, wofür Kreuzberg geliebt und gehasst wird. Seit 1979 arbeiten wir im und mit dem Kiez für bezahlbare Kultur. 30 Jahre SO36, das heißt 30 Jahre kollektive, linke und schwullesbische Untergrundkultur in Zusammenarbeit mit unzähligen sozialen und politischen Projekten.
Das SO36 ist einer der wenigen Ausbildungsbetriebe im Kiez mit derzeit 6 Auszubildenden! Insgesamt sind es weit über 50 Menschen, die durch das SO36 in ihrem Kiez Arbeit haben, die vom und mit dem SO36 leben. Wir sind alt, jung, schwul, lesbisch oder andersrum, wir sind Punks und StudentInnen, JobberInnen und Festangestellte, Über- und Unterqualifizierte. Viele von uns haben einen sogenannten Migrationshintergrund, haben Wurzeln in Anatolien oder dem Maghreb, im Breisgau oder Cottbus.
Wir reden nicht nur davon - wir sind die kulturelle Vielfalt im Kiez! Wir sind keine neue Alternative zu Media-Spree und Umstrukturierung, wir sind schon lange hier und durch und mit uns ist Kreuzberg erst zu dem geworden, was es heute so außergewöhnlich und weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt macht.

Nach wie vor bedienen wir nicht nur Kommerz und aktuelle Trends - bei uns gibt es fast alles an Subkultur, von Punk und Hardcore über HipHop von und mit Jugendlichen aus dem Kiez bis zu schwullesbischem Standardtanz bei deutscher Schlagermusik. Ein Highlight ist unser monatliches KiezBingo zugunsten sozialer und politischer Projekte, für das Geschäfte und Kneipen aus der Umgebung die Gewinne sponsern.
Was wir wollen
Es war 30 Jahre lang kein Problem das SO36 so zu betreiben wie es ist. So wie die Hochbahn seit 100 Jahren durch den Kiez rattert und trotz Sanierung nachts immer noch lauter ist als wir, muss auch das SO36 erhalten bleiben. In den letzten Jahren hat sich auch bei uns einiges verändert. Durch vielfältige Investitionen zur Soundverbesserung sind wir effizienter und leiser geworden. Aber es gibt eine Grenze, an der es nicht mehr weiter geht. Wir können und wollen keine Konzerte und Partys auf Zimmerlautstärke veranstalten.
Bezirk und Stadt müssen eine Lösung finden! Es sind nicht die oft bemühten Sachzwänge, die dem Fortbestehen des SO36 im Wege stehen, sondern es ist eine politische Entscheidung. Wenn es möglich ist, Großprojekten wie der O2-World Millionen für infrastrukturelle Anbindung zu gewähren und Lärm-Sonderverordnungen zu erlassen, dann kann es nicht unmöglich sein, eine Lärmschutzmauer für das SO36 zu finanzieren.
Wir sind eine kulturelle, soziale und wirtschaftliche Bereicherung.


Deshalb fordern wir von Bezirk und Stadt:
· Gebt uns Geld für eine Schallschutzmauer, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können.
· Es ist nicht an der Zeit dem SO36 Steine in den Weg zu legen, sondern Bedingungen zu schaffen, damit es weiter geht. Wir brauchen weder Lippenbekenntnisse noch Auflagen, sondern konkrete Unterstützung! Es geht um die Entscheidung für oder gegen unsere Kultur.

Wir sind laut und wir wollen es auch bleiben, nicht gegen, sondern mit unseren Nachbarn.

Wir werden nicht kampflos aufgeben.

 http://www.so36.de/sobleibt.htm

SPENDENKONTO
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Ergänzungen

SO is ne gute Sache

Oskar 05.04.2009 - 22:27
Es ist echt arm, das hier gegen das SO36 gewettert wird. - Klar die Preise sind "hoch" aber habt ihr euch schonmal überlegt was alles in und um`s SO kostet?

Abgesehen davon ist das SO36 ein Ort an dem, wie erwähnt, selbsbestimmtes arbeiten möglich gemacht wird. Immerhin gibt`s da Faire Arbeitsplätze. Die Leute sind nett und völlig ok. Stress an der Tür gibts immer mal.

Überlegt euch mal was ihr für`n Scheiss erzählt. Im So36 zu arbeiten ist 1000x politischer als in irgend nem anderen "Unternehmen". Wo arbeitet ihr denn? Bei der Telekom? Bei Fiat? Beim Bäcker um die Ecke? Oder doch in ner privaten Pflegestation? Seht euch doch um, überall wo`s Arbeitsplätze gibt läufts Scheisse, jedoch ist so etwas wie das So36 die beste Alternative zu Hartz4&co - denn das bringt weder die Revolution in Gang noch Spass in`s Leben.


Ausserdem kostet die "kleine Mauer" mal schlappe 80.000

Bericht in der Berliner Zeitung vom 24.09.09

Berliner 25.09.2009 - 13:48
In der Berliner Zeitung vom 24.09.2009 gab es einen schönen Bericht. Der Besitzerin des SO36, Retus-Hausverwaltung mit Geschäftsführerin Christine Stober, gehören noch sieben weitere Häuser in der Oranienstraße, die man daran erkennt, "dass an den Eingangstoren Schilder angebracht sind, die das Ankleben von Plakaten verbieten und mit strafrechtlicher Verfolgung drohen" ist in der Zeitung zu lesen. Stobers Stieftochter, Simone Stober, ziehe neue Seiten auf und habe dem SO36 wegen kurzzeitigem Mietrückstand gekündigt, heisst es in der Presse weiter. Die 35-Jährige liebe Rockmusik und ist gern in Kreuzberg und der O-Straße, lebt allerdings mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Kleinmachnow. Der Artikel ist spannend geschrieben:

 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0924/seite3/0002/index.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Wie — teuer

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we — sda

Spinner hoch 10! — Eina von nebenan!

die ärzte — Phil

naja — xvx

@naja — kreuzberger

@kreuzberger — xvx

der — typ

Schuld eigene... — Irgendwann ist Schluss mit Punk!

türsteher — antifa

Enough is enough — aus'm Laden

ein kommerzschuppen — ex-SO-fan

scheiß türsteher — wen kümmerts

Titel — bob

Billiges Konzert — Fredi Bobic

Hey Bob — Silent

Das Märchen um die Schwaben — Es wurde keinE AutorIn angegeben!