Köln - Livorno: Gemeinsam gegen Rassismus

(muss ausgefüllt werden) 24.03.2009 15:12 Themen: Antifa Antirassismus Globalisierung Weltweit
Am 29. März 2009 will die Lega Nord ihren 2006 aufgrund heftiger Riots abgebrochenen Anti-Islam-Konvent erneut in Livorno durchführen.
Bei diesem Anti-Islam-Konvent soll auch der mehrfach vorbestrafte Naziterrorist Mario Borghezio (mehr Infos über ihn im Brief) reden, der auch am 20.09.2008 in Köln anwesend war. Aufgrund der momentan sehr schwierigen Situation in Italien haben sich demokratische und linke Kräfte zusammengeschlossen und organisieren den Protest gegen die Veranstaltung.

Da die Nachrichten vom verhinderten Anti-Islam-Kongress in Köln im September 2008 bis nach Italien gedrungen sind und es dort großes Erstaunen hervor gerufen hat, dass sich sogar der Bürgermeister der Stadt, Fritz Schramma, gegen die RassistInnen ausgesprochen hat und am 20.09.2008 auf der Straße war, wurde in Livorno ein Schreiben an den OB der Stadt Köln aufgesetzt und von mehreren extra angereisten AktivistInnen am Montag, den 23.03.2009 im Bürgermeisteramt in Köln überreicht.
Mit diesem Schreiben und einem gezeigten Transparent soll versucht werden, dass Herr Schramma und auch andere Politiker (der Brief wurde auch an die Fraktionen von CDU, SPD und Linkspartei sowie lokale Zeitungen weitergeleitet) einen Brief an den Bürgermeister der Stadt Livorno, Alessandro Cosimi, verfassen und ihm darlegen, dass er versuchen sollte, sich gegen diese Veranstaltung auszusprechen und den RassistInnen und HetzerInnen auf keinen Fall wie beim letzten Mal 2006 einen städtischen Raum zur Verfügung zu stellen.

Der letzte Versuch 2006, in Livorno einen Anti-Islam-Konvent zu veranstalten, wurde aufgund heftiger Krawalle, bei denen über 40 Polizisten verletzt und keine Demonstranten festgenommen wurden, nach wenigen Minuten abgebrochen. Von vielen wird befürchtet, dass die Polizei sich bei der Veranstaltung am 29.03. rächen könnte und es auf beiden Seiten zu vielen Verletzten kommen wird. Auch dies ist für die AktivistInne vor Ort ein weiterer Grund, weshalb sie sich zu diesem Schritt entschlossen haben, Politiker aus Köln um Hilfe zu bitten.

Das Schreiben ist anbei dokumentiert. Der Inhalt des Schreibens ist durchaus kritisch, aber auch im Kontext zur momentanen schwierigen Situation in Italien zu sehen, nicht erst seit den Wahlen haben sich die Bedingungen für demokratische oder linke politische Arbeit verschärft. Während die Verhältnisse in Livorno auch dank der Arbeit vieler demokratischer und antifaschistischer Gruppen noch relativ normal sind, ist es in manchen Städten, u.A. auch in Rom, gefährlich geworden, sich in der Öffentlichkeit als LinkeR zu zeigen.

Die immer größer werdenden Nazigruppen bewaffnen sich und schrecken nicht vor Gewalt zurück, die Progrome gegen Sinti und Roma, an denen sich auch "Linke" beteiligten, bilden nur einen traurigen Höhepunkt. Angeheizt wird die Situation von den Medien und der Politik, so zum Beispiel unter anderem durch das neue "Bürgerwehren"-Gesetz und den Einsatz von Soldaten im Innern, unter denen wie bei einem Großteil der Polizei rassistisches und faschistisches Gedankengut weit verbreitet ist.

Während des Aufenthaltes der AktivistInnen in Köln fand ein sehr guter Austausch statt, vielleicht der Grundstein für eine zukünftige Vernetzung gegen das Erstarken rechter Bewegungen in Europa.

Natürlich seid auch ihr dazu aufgerufen, Mails oder Briefe nach Livorno zu schicken, um eure Solidarität mit den dortigen AktivistInnen zu zeigen und die Politiker darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht schwer ist, Zivilcourage zu zeigen und öffentliche Hetze von RassistInnen zu verhindern.

Es gibt viele Wege, dies zu tun! Sorgen wir auch am 9. Mai 2009 hier in Köln dafür, dass Pro Köln beim Versuch der Wiederholung ihres "Anti-Islam-Kongresses" keine Chance hat.
Weitere Infos dazu auf www.no-racism.mobi und www.hingegangen.mobi

Kampf dem Rassismus und Faschismus! Hoch die internationale Solidarität!




Hier der Offene Brief an Fritz Schramma:


Köln, den 23. März 2009

Offener Brief an Fritz Schramma, Oberbürgermeister von Köln


Wir möchten Ihnen zunächst dafür danken, unsere Bitte um Hilfe zur Kenntnis genommen zu haben. Wir danken Ihnen im Namen unserer Mitbürger aus Livorno sowie  auch im Namen der zahlreichen Verfechter der Demokratie in Italien, denen wir hiermit eine Stimme verleihen und Hoffnung schenken wollen.

Wir sind vier junge Menschen aus Livorno, einer Stadt in der Toskana. Wir arbeiten – einer von uns in Köln - für europäische Projekte, um das immense Kulturerbe der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aufzuwerten und zu fördern. Unser persönliches Ziel besteht auch darin, beim Reisen durch Frankreich, Deutschland und Italien die Idee von Unionsbürgerschaft und Brüderlichkeit unter den Völkern zu verbreiten. Jeden Tag arbeiten wir für Europa und heute wollen wir Sie um Hilfe bitten. Darum wenden wir uns an Sie und die Stadt Köln, die uns so nah und vertraut erscheint wie eine italienische Stadt, obwohl wir viele Kilometer gefahren und gelaufen sind, um zu Ihnen zu kommen.

Wir haben diese schwere Entscheidung getroffen, da unsere Stadt Livorno Hilfe braucht. Ein Schmerzensschrei erhebt sich, der erhört werden muss. Wir wollen ihn bis nach Köln tragen.

Wir wenden uns an Sie, Herr Bürgermeister, weil Sie die Ehre haben, eine wunderschöne Stadt Mitteleuropas zu vertreten, die tiefe demokratische Wurzeln und eine lange Geschichte von Toleranz und Freiheit hat. Darum sind Köln und Livorno wie Schwestern und wir sind sicher, dass der europäische Geist im Namen von Werten wie Demokratie, Toleranz, Freiheit und Antifaschismus die lange Distanz, die uns trennt, überbrücken kann.

Außerdem wenden wir uns an Sie, da Sie diese Werte im Namen Ihrer institutionellen Rolle förderten, als Sie im September 2008 mit Mut und Entschlossenheit Ihre Bürger vor gefährlichen Personen schützten. Der Ruf Ihrer Taten ist bis zu uns nach Livorno vorgedrungen, so dass Sie bei vielen von uns bekannt sind und bewundert werden.

Wir erinnern uns nämlich, dass Sie sich 2008 zu einem europäischen Anti-Islamisierungskongress äußerten und dass Ihnen der „Genç-Preis“ verliehen wurde. Sie zögerten nicht, mit der Kölner Bevölkerung auf die Straße zu gehen, um die Ankunft dieser „verfaulten Clique des Eurofaschismus“, wie Sie sie so treffend bezeichneten, zu verhindern, und um so Hass und Rassismus zu bekämpfen. Als ehrlicher Demokrat forderten Sie, dass diese Veranstaltung nicht zugelassen wird, und so haben Sie das Ziel erreicht, die Bürgerrechte der Kölner zu gewährleisten. Wer Rassismus, Diskriminierung, Intoleranz und Gewalt preist,  sollte sich in einem demokratischen und freien Land nicht öffentlich ausdrücken dürfen, weil er das Recht  auf Freiheit ohne Unterscheidung zwischen Religion oder Herkunft missachtet, das dem sozialen Frieden zu Grunde liegt. Die Europäische Union hält dies ebenfalls für untragbar, da es die Menschenrechte und das Recht auf Glaubensfreiheit hintergehen würde. Betrachtet man die neuere europäische Geschichte, so kann man leicht verstehen, dass der wichtigste Wert für die politische und kulturelle Einheit Europas die Ablehnung dieser perversen Ideen ist, die in der Vergangenheit so viel Leid mit sich gebracht haben. Aber leider müssen wir sagen, dass dies in Italien nicht selbstverständlich ist. Obwohl unsere Gesetze die Diskriminierung strengstens verwerfen, werden gefährliche Leute, die sich laut und deutlich als Rassisten erklären, von einem Teil der Institutionen und der Politiker toleriert.

Unter den Neofaschisten und Rassisten, die sich während des Anti-Islamisierungskongresses in Köln äußerten, und denen  Sie, Ihre Mitbürger und die deutschen Institutionen die Tür gewiesen haben, befand sich auch ein Italiener. Sein Name ist Mario Borghezio.

Wir möchten Sie kurz erinnern, wer dieser Mann ist, auch wenn wir glauben dass Sie schon von ihm gehört haben, weil er auch gerne außerhalb der Grenzen Italiens unterwegs ist und seine Hasspropaganda predigt.

In der 70er Jahren war er aktiv bei Ordine Nuovo, und eng befreundet mit dem Führer der Gruppe, Pino Rauti, zu dem er immer noch guten Kontakt hat. Diese neonazistische Terrorgruppe ist, wie in neuen gerichtlichen Untersuchungen festgestellt wurde, verantwortlich für viele blutige Massaker in Italien zwischen den Jahren 1969 und 1974.

Ordine Nuovo wählte als Symbol die Axt mit zwei Klingen in einen weißen Kreis mit roter Hintergrund, und als Leitmotiv das SS-Motto: „Meine Ehre heißt Treue”. Diese Partei wurde 1973 von dem italienischen Verfassungsgericht verboten und aufgelöst mit der Begründung der „Wiederherstellung der faschistischen Partei”. In einem neulich abgegebenen Interview in einer nationalen Tageszeitung hat ein wegen versuchtem Totschlags verurteilter Neofaschist betont, dass immer noch eine gute Freundschaft zwischen Mario Borghezio und den Terroristen besteht und er durch seine stark antisemitische Ideologie den „Schwarzen“ gut in Erinnerung geblieben ist.

Heute besetzt Mario Borghezio eine hohe Position in der Partei „Lega Nord”, ist Präsident der „Grünen Volontäre” (Volontari Verdi), einer Organisation, die früher unter dem Namen „Grüne Hemden” (Camicie Verdi) wegen des Aufbaus paramilitärischer Strukturen und Verschwörung gegen die Einigkeit des Staates Italien verboten wurde.

In den letzten Jahren fand eine Annäherung von ihm an Forza Nuova statt. Forza Nuova ist eine von Roberto Fiore gegründete neofaschiste Partei; Fiore wurde wegen „subversiver Umtriebe” und „Bildung einer bewaffneten Bande” verurteilt und war bis zur Verjährung des Urteils 1997 und der folgenden Gründung von Forza Nuova flüchtig.

Das Programm von Forza Nuova ist angelehnt an die Guardia di Ferro („Stählerne Garde”), eine antisemitische terroristische Organisation aus Rumänien, die vor allem in den 30er Jahren aktiv war. Das Symbol der Guardia di Ferro war der Wolfszahn, auch bekannt von der Verwendung in der Waffen-SS, heutzutage nutzt Forza Nuova dieses Symbol auf Flugblättern und Transparenten. Nicht ohne Grund wurde von der römischen Polizei bei einer der letzten Wahlkampfveranstaltungen von Mario Borghezio und Roberto Fiore ein Verfahren wegen der strafbaren Handlung der „Aufstachelung zum Rassenhass” eingeleitet und an die Staats-anwaltschaft weitergegeben.

Borghezio predigt den Widerstand gegen eine multikulturelle Gesellschaft im Namen der „Reinhaltung des norditalienischen Rasse” und sieht in der „Invasion von Migranten die Brutstätte von Korruption, Sittenverfall, Krankheiten und Kriminalität“.

Leider beschränkt sich Mario Borghezio nicht nur auf Worte, er wurde mehrfach wegen Gewalttaten verurteilt, u.A. schlug er 1993 ein 12-jähriges marokkanisches Kind und versprühte 2000 vor laufenden Fernsehkameras im Sinne einer „ethnischen Säuberung” bei der Teilnahme an einer rassistischen Aktion Reinigungsmittel auf MigrantInnen. Auch wurde er 2002 in Turin als Führer der Camicie Verdi wegen des Anzündens von Baracken von obdachlosen MigrantInnen verurteilt.

Auch wenn es uns widerstrebt, müssen wir zur Dokumentation Ihnen einige zwischen 2000 und 2009 öffentlich geäußerte Zitate von Mario Borghezio anführen:

„Heute ist es wichtig, auf starke regionale Bewegungen zu bauen. Das ist der beste Weg, dass man uns nicht als nostalgische Faschisten sieht, sondern als regionale, katholische, etc. Kraft begreift... aber hinter diesem Vorhang sind wir die gleichen Personen.”

„Es wird der Tag kommen, an dem wir schießen werden!”

„Es ist unhygienisch, dass der Ex-Vorsitzende von Novara bei der nächsten Kommunalsitzung anwesend ist. Um in eurer Sprache zu sprechen, römische Mafiosi, versteht es als Drohung!”

„Diese hässlichen Bärte [= er meint Muslime], diese Puppen im Überrock, eines Tages werden wir sie beim Bart packen und mit einem Arschtritt rauswerfen.”

„Nein zu den Scheiß-Illegalen, nein zu diesen Muslimen, die uns in den Schulen auf den Sack gehen.”

Zu dem Bürgermeister von Erba, der eine von der Lega Nord aufgestellte provokative und sezessionistische Gedenktafel mit der Aufschrift „Piazza Padania” wieder vom Bahnhofsplatz entfernen ließ, sagte Borghezio: „Der Bürgermeister von Erba muss Gott danken, dass er nicht in Korsika, sondern in Padania ist. Wenn es dort ein philofranzösischer Bürgermeister wagen würde, die Gefühle des Volkes so zu verletzen, würde er mit Sicherheit mit seinem Leben bezahlen.”

Bei einem Meeting der Lega Nord in Vorghera haben Borghezio und seine Anhänger in Form eines Gebets die „Vergasung aller Zigeuner” proklamiert und auf Flugblättern diese Forderung verbreitet.

„Heute bin ich gerne gekommen, aber was mich angeht, ist dies die letzte Demonstration ohne Holzlatten. Wir müssen ein Signal aussenden, und ein gutes Signal ist eine Tracht Prügel mit Latten!“

„Die Arschlöcher von muslimischen Fundamentalisten…Keine Gnade für niemand, es wird der Tag der Abrechnung kommen und sie werden entdecken, dass die Lega zäh ist…”

„Denkt darüber nach, was unsere Großväter sagen würden, wenn sie wüssten, dass wir uns unsere Weihnachtslieder von diesen Scheißkerlen von Muslimen wegnehmen lassen.”

“Für die Imame, diese Scheiß-Überrockträger, die frei herumlaufen und den Terrorismus organisieren…”

“An einem anderen Tag wurden wir gestoppt; wir hatten keine Schläger oder Latten, nur harmlose Fackeln… Aber wenn einer dieser Überröcke in Flammen aufgegangen wäre, wäre es ja auch nicht schlimm gewesen.”

Borghezio forderte, dass “Bahnwaggons für die Migranten versiegelt werden” und “Schiffskapitäne auf Flüchtlingsboote im Mittelmeer schießen sollen”. Außerdem behauptete er, die “Kommunisten seien schwul und Freunde des Islam”.

Im Jahr 2007 wurde Mario Borghezio in Brüssel bei der Teilnahme an einer verbotenen rassistischen Demonstration festgenommen und kam in Haft.

Trotz allem, was wir schon beschrieben haben, hat die Lega Nord, die Partei die sich für die Trennung von Nord- und Süditalien ausspricht, es für zweckmäßig befunden, Borghezio als Kandidat für das Europaparlament aufzustellen. Durch die in Italien aufgrund der Armut und schlechten Bildung leider vorhandenen Vorurteile und den Aberglauben gegen römische Bürger ist es diesem Anstifter von Rassenhass gelungen, gewählt zu werden.

Jetzt zu den Fakten, die uns betreffen: 2006 veranstaltete die Lega Nord, die bisher in Livorno kaum präsent ist, dort einen Konvent in einem Gemeindesaal gegen den Bau einer Moschee und lud Mario Borghezio zur Teilnahme ein. Wir möchten den provokativen Charakter dieser Veranstaltung unterstreichen: Livorno ist eine kleine Stadt und im Jahr 2006 war weder der Bau einer Moschee geplant, noch eine Debatte darüber am laufen. Bis zur Ankunft von Borghezio wurde dem Bürgermeister von Livorno, Alessandro Cosimi, dessen Teilnahme verheimlicht, um zu gewährleisten, dass der Konvent an einem städtischen Ort genehmigt wurde und um die demokratische Bevölkerung heftiger zu treffen.
An diesem Tag sind mehrere Hundert Leute spontan auf die Strasse, um gegen den neofaschistischen Agitator zu protestieren. Leider ist es, wie oft in solchen Fällen, zu Krawallen gekommen, die die Stadt für einige Stunden in Chaos versetzten und die bis heute eine traurige Erinnerung bilden. Die Polizei, nicht mehr Herr der Lage, hat den Konvent einige Minuten nach dem Beginn unterbrochen und die Verantwortlichen für den Aufruhr vor die Stadttore begleitet.
Livorno ist eine operaistisch geprägte Stadt, mit der Silbermedallie der „Resistencia” ausgezeichnet und einer der Tragpfeiler der städtischen Identität ist die lange antifaschistische Tradition. Unsere Stadt ist normalerweise eine sehr pazifistische Gemeinschaft, die keine Gewalt, Intoleranz oder soziale Konflikte kennt. Seit Menschengedenken gab es keine rassistischen Episoden in Livorno, damit nimmt Livorno eine einzigartige Stellung unter den italienischen Hafenstädten am Mittelmeer ein.

Wir haben mit Freude in der italienischen Zeitung La Repubblica gelesen, dass Sie Köln als „melting pot” wie New York und London definiert haben, als 2europäisches Haus”.
Nun, Livorno ist ein melting pot im Mittelmeerraum: es wurde im Jahre 400 als zollfreier Hafen gegründet und wurde seitdem von vielen Juden, iberischen und nordafrikanischen Leuten, orthodoxen Griechen, Italienern, Russen und auch Deutschen bewohnt. Alle konnten nach Livorno kommen um sich ein neues Leben aufzubauen, geschützt von einer sehr fortschrittlichen und speziellen Verfassung („Leggi Livornine”), welche die freie Wahl der Religion und ein Recht auf Ausdrucksfreiheit garantierte. Die jüdische Gemeinde ist die zweitgrößte Italiens und in unserer Stadt wurde auch in den dunkelsten Zeiten in der Geschichte nie so etwas wie ein Ghetto gegründet. Seit Jahrhunderten leben alle verschiedenen Religionen friedlich und in gegenseitigem Respekt miteinander in Livorno.

Jetzt können Sie die heftigen Reaktionen unserer Bevölkerung verstehen, wenn Borghezio in unserer Stadt öffentlich auftritt. Die Krawalle des Tages seines Besuchs haben unsere ruhige Stadt, die eigentlich ein Vorbild für Integration und Toleranz ist, tief geprägt.
Wir leben im Ausland und kennen die Sorge der europäischen BürgerInnen angesichts der Wellen von Xenophobie und Rassismus, die in diesem Moment in Italien wüten und die durch die Medien und politische Parteien angeheizt und instrumentalisiert werden.
Wir sind wie viele andere demokratische und verantwortungsbewusste ItalienerInnen wirklich sehr besorgt angesichts dessen.

Vor ein paar Tagen haben wir erfahren, dass Mario Borghezio erneut eine Kundgebung in Livorno veranstalten möchte. Sein Sinn für Provokation ist bekanntermaßen grenzenlos: er hat sich für die Kundgebung einen Platz ausgesucht, der ein geschichtliches Symbol der laizistischen und progressiven politischen Traditionen der Stadt ist. Diese Versammlung soll am 29. März stattfinden. Durch diese Ankündigung hat die Stadt ihre friedliche Stille plötzlich verloren, und das gereizte Klima, das vor vier Jahren herrschte, ist heute wieder da.

Wir wollen nicht, dass die Vorfälle und die Gewalttätigkeiten der Polizei sich wiederholen. Wir wollen etwas unternehmen, um Chaos, Gewalt und Hass zu vermeiden. Wir wollen das Kommen Borghezios verhindern!

Ebenso wie Sie, Herr Bürgermeister, denken wir, dass es keine Toleranz für Euronazis geben darf. Wir glauben, dass es einer Person wie Borghezio nicht erlaubt werden sollte, in Livorno zu sprechen, so wie „Pro Köln“ und Sympathisanten nicht in Köln haben sprechen dürfen. Leider wissen wir schon jetzt, dass unser Appell in Italien nicht gehört werden wird. Den Behörden und den Politikern fehlen die Stärke und der Wille, um dies zu verhindern. Diese Labilität der italienischen Demokratie rührt von einer übertriebenen Auslegung der gesetzlich garantierten Redefreiheit her, die unserer Meinung nach eine Grenze haben sollte, da der Grundgedanke der Verfassung antifaschistisch ist in der Hoffnung, dass sich das Geschehene niemals wiederholen kann.

Wir verstehen nicht, warum Borghezio in Italien öffentliche Wahlveranstaltungen machen darf, wenn er in Belgien verhaftet und in Köln nicht geduldet wird. Wie ist es möglich, dass die Behörden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union sich so unterschiedlich verhalten? Gibt es wirklich gemeinsame Werte in diesem Europa?

Unsere Stadt und unser Land sind uns lieb und teuer. Wir denken, dass unsere Behörden und Politiker an Personen wie Ihnen und an anderen demokratischeren Staaten ein Beispiel nehmen müssen. Aber wir sind nur vier junge Bürger und unsere Stimme ist nicht so kraftvoll wie Ihre.

Darum bitten wir Sie darum, einen offenen Brief an den Bürgermeister von Livorno, Alessandro Cosimi, an den Gegenkandidat Marco Taradash und an unsere Lokalzeitungen zu schreiben. In diesem Brief müssen Sie nur die Meinung wiederholen, die Sie 2008 bei dem Anti-Islamisierungskongress schon geäußert haben, den Politikern anraten, gegen das Kommen von Borghezio im Namen von Demokratie und Toleranz zu oppositionieren, unseren Bürgermeister dazu anzuregen, mit seinen Mitbürgern auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, wie Sie es getan haben.

Machen Sie unseren Behörden klar, dass der Hass und der Rassismus sich nicht mit dem Recht auf Redefreiheit legalisieren lassen, ganz im Gegenteil.

Lassen Sie dieses Signal, das von Köln ausging und in ganz Europa angekommen ist, auch in Livorno ankommen: nein zum Eurofaschismus! Die Diffamierung, der Rassismus und die Diskriminierung haben hier keinen Platz. Keine Toleranz für Euronazis! Bewegen Sie, so wie La Repubblica es gesagt hat, unsere Lokalpolitiker dazu, für Antifaschismus und Toleranz klar und ohne Angst Partei zu ergreifen.

Wir wissen, dass eine Millionen-Stadt zu bewirtschaften ein zeitraubender Beruf ist. Darum bitten wir Sie nur um einen kurzen Brief in den nächsten Tagen. Für Sie ist es nur eine kleine Mühe, aber für unsere Stadt wäre es eine wichtige und wirkungsvolle Tat. Ihr vorbildlicher Ausspruch, die Worte eines großen Bürgermeisters von Mitteleuropa, könnten viele Geiste aus ihrer Erstarrung lösen, und das Kommen dieser dunklen und gefährlichen Person, dessen einziges Ziel die sozialen Unruhen sind, zu vermeiden.

Bitte, Herr Schramma, verschmähen Sie unsere Bitte um Hilfe nicht! Wir sind nur dafür bis nach Köln gekommen. Lassen Sie das nicht umsonst gewesen sein. Die Veranstaltung von Borghezio wird am 29. März stattfinden, schreiben Sie schnell einen Brief für unsere Stadt Livorno; das wäre ein großer Schritt für die Zukunft Europas.

Wir sind Ihnen sehr verbunden und zu Dank verpflichtet. Anbei finden Sie die Adressen des Bürgermeisters von Livorno, seinem Gegenkandidaten und den Tageszeitungen aus Livorno.






Bürgermeister von Livorno:

Alessandro Cosimi
Comune di Livorno
Piazza del Municipio, n.1
57123 Livorno (LI), Italia
Tel: 0039 0586 820204 / 205
Fax: 0039 0586 820444
 acosimi@comune.livorno.it

Sein Gegenkandidat:

Marco Taradash
Popolo delle Libertà – sede di Livorno
Via Roma, n. 35
57126 Livorno (LI), Italia
Tel: 0039 0586 895872
Fax: 0039 0564 413957
 taradashsindaco@interfree.it
 marcotaradash@gmail.com
 popolodellalibertali@alice.it
 gruppocons.fi@comune.livorno.it
 info@libeccioazzurro.it


Tageszeitungen aus Livorno:

Il Tirreno
Viale Alfieri, 9
57100 Livorno (LI), Italia
Fax: 0039 0586402066
 cronacalivorno@iltirreno.it

Corriere di Livorno
Piazza Attias, 13
57125 Livorno (LI), Italia
Tel: 0039 0586 958055
Fax: 0039 0586 958044
 redazione@corrieredilivorno.it

La Nazione
Fax: 0039 0586 260084
 nazioneonline@quotidiano.net
 cronaca.livorno@lanazione.net

Senza Soste
Via dei Mulini 29,
57100 Livorno (LI), Italia
 info@senzasoste.it
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Ergänzungen

Ergänzung

kölner 24.03.2009 - 17:08
@...: schau dir mal das video vom ersten anti-islam-konvent in livorno an

->  http://www.youtube.com/watch?v=9hVUsBJHtAc

auch wenn der brief aus linksradikaler sicht in der brd stellenweise echt scheiße ist, solidarische grüße an die genoss_innen in livorno und viel erfolg!

in der kölner innenstadt sind einige "pro köln"-graffiti aufgetaucht und in köln-mülheim jede menge parolen der faschistischen grauen wölfe (kahrolsun kommunizim=den kommunismus zerschlagen, yasasin mhp=es lebe die mhp oder c c c=symbol der wölfe)!

in einigen rechtsrheinischen stadtvierteln wurden am freitag pro köln-flugblätter verteilt, in denen die rassist_innen um stimmen bei der wahl bettelten. einige antifas machten sich gleich nach dem bekanntwerden daran, die flugblätter in massen aus den briefkästen zu holen und zu entsorgen. die aktion musste natürlich verdutzten anwohnern oft erklärt werden, fand aber ausnahmslos zustimmung, sogar bei werbeverteiler_innen, die nach kurzem gespräch gerne mithalfen. die verteiler_innen von pro köln wurden nicht mehr erwischt, seien aber hiermit ausdrücklich gewarnt vor weiteren aktionen in diesen vierteln!

weg mit deutschland!

Mario Borghezio im TV

Azzoncao, ein Polit-Cafè 24.03.2009 - 17:11
Am 13. März 2009 kam im französischen Fernsehen (canal plus) ein Film über Faschisten/Nazis in Deutschland, Italien, Schweden und Ungarn.
Filmtitel „Europe: ascenseur pour les fachos“ von Barbara Conforti und Stéphane Lepetit
 http://blog.capatv.com/tag/barbara-conforti/

In Teil 1 ist Mario Borghezio mit Faschistengruß zu sehen:




Teil 1:  http://www.youtube.com/watch?v=v9_58Ki3tgY&feature=channel_page
Identitaire „Nizza Rebelde“ in Nizza, Frontmann von „jeunesses identitaires“ Philippe Vardon,
bloc identitaire (Entstehungsgeschichte/Unite Radical/Attentat auf Jack Girac (2002?),
Novo Press, Treffen mit Mario Borghezio (Äußerungen zum Faschismus und römischer Gruß),
Schweden – NSF, info 14,

Teil 2:  http://www.youtube.com/watch?v=wkdB-7MdlQc&feature=channel
Schweden – Stefan Lunkönen/NSF, Journalisten von Expo, Matthias Karlson aus Malmö /SD,
Italie: Veronas Bürgermeister Flavio Tosi(Lega Nord) -Kontakte zu Fiamma Tricolore (Andrea Miglioranzi), Interview mit Craziano Perini (kommunistischer Abgeordneter), Berlusconi-Alexandra Mussolini-Alemanno, Gianni Alemannos Antritt mit faschistischen Grüßen vor dem Rathaus, Bologna Attentat 1980 - Alemanno- Adinolfi, Area 19

Teil 3:  http://www.youtube.com/watch?v=7TVuJ6-8sm8
Area 19, Gabriele Adinolfi, Stefano Cortini (Responsabile Marketing del territorio di Sviluppo Lazio ?), Gianluca Iannone, Flugblattaktion von blocco studentesco, Interview mit Ugo Maria Tassinari, Zetazeroalpha mit Konzertausschnitt von cinchemantanza, Martin Avaro (Chef von Forza Nuova Roma), Roberto Fiore (Chef von Forza Nuova), faschistisches Konzertausschnitt, Marcello de Angelis (AN-Abgeordneter), Gerhard Kurzmann (FPÖ) bei Roberto Fiore/Forza Nuova,

Teil 4:  http://www.youtube.com/watch?v=aBawaIYV7so&feature=channel_page
Deutschland: Udo Pastörs (man beachte das Keltenkreuz), Schulungszentrum (von der HDJ?), Interview Apabiz, Andreas Mohlau, Claudia Schmid/VS Chefin aus Berlin, Anti-Islam-Konferenz in Köln, Robert Spieler, Harald FPÖler, Filip de Winter,

Teil 5:  http://www.youtube.com/watch?v=GUBoTMtXxqI&feature=channel
Anti-Islam-Konferenz in Köln – (Mario Borghezio mit Zentropa Fähnchen)
Ungarn/Budapest
Ungarische Garde – Soziologin Maria Vasarhelyi – Viktor Orban/Josef Debreczeni

Teil 6:  http://www.youtube.com/watch?v=erQTJN_Sj6U&feature=channel
rechte Ausschreitungen in Ungarn – flämische und französische Faschisten in Ungarn -
Peter Kosaras, Directeure Ecole Primaere-Tordas – Silvia/ Maman d`Eleve – G.M.Tamàs/Philosoph

Zwangsvorführung von Flüchtlingen verhindern

click! 25.03.2009 - 14:29

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