Rothenburg: Mit Deutschtümelei gegen Rechts

Georg Elser 22.03.2009 20:16 Themen: Antifa Antirassismus
Am 21.03.2009 beging die rechtsextremistische NPD ihren Wahlkampfauftakt in Rothenburg / OL. Dies ist ein kurzer Bericht zu den Gegenaktivitäten.
Am 21.03.2009 beging die rechtsextremistische NPD in Geheege bei Rothenburg ihren Wahlkampfauftakt. Ein braunes Musikfestival mit zahlreichen Bands und Rednern war angekündigt. Mehrere hundert Nazis kamen. Da es der NPD so gut in Geheege gefällt, hat sie gleich die nächsten Veranstaltungen für die gleiche Location angekündigt.

Abends veranstalteten die Bürger von Geheege und Rothenburg als Gegenmaßnahme ein Friedensgebet und eine kurze Kundgebung mit Lichterkette. Ca. 150 Personen waren anwesend, wobei ca. 40 Personen aus dem ostsächsischen Antifa-Umfeld kamen. Durchaus eine große Anzahl Bürger_innen, wenn man bedenkt, wie viele Menschen in Ostsachsen sonst bei ähnlichen Anlässen kommen. Zudem ging die Initiative von den Bürger_innen vor Ort aus. Durchaus bemerkenswert.

Bei dem Friedensgebet in der Stadtkirche waren die Redebeiträge dann vereinzelt aber schon etwas fragwürdig. Teilweise ging es sogar darum, wie man die „verlorenen braunen Schäfchen“ wieder zurückgewinnen könne etc.. Offensichtlich herrschte bei manchen die blanke Naivität vor ... nach dem Ende des Friedensgebetes verteilten die jungen Antifa-Aktivist_innen noch Flugblätter an die Besucher des Friedensgebetes. Darin stellten sie ihre eigene Sicht der Dinge dar.

Krönender Abschluss der Aktionen gegen den NPD - Wahlkampfauftakt stellte dann das gemeinsame Absingen der deutschen Nationalhymne dar. Was manche anfangs noch für einen schlechten Scherz gehalten hatten, wurde plötzlich bittere Realität. Eine Person ließ es sich dann nicht nehmen „Nie wieder Deutschland“ zu rufen. Diese Störung des deutschen Friedens wurde jedoch nicht hingenommen und so wurde die Person von der Polizei aus dem Verkehr gezogen und bekam einen Platzverweis. Eine andere Person sang lieber die Internationale und wurde dafür von einem älteren Kundgebungsteilnehmer körperlich angegangen. Wenn die deutsche Nation besungen wird, haben alle mit zu singen, sich einzureihen und gehorsam zu sein ... wie wenig sich doch geändert hat.

Der Pfarrer, auf dessen Initiative die Hymne gesungen wurde, ließ dann später bei einer Diskussion tief blicken, wie deutsch-national er denkt. Kritik an seiner Deutschtümelei ließ er nicht zu. Darauf angesprochen, dass es auch Menschen gibt, die nicht deutscher Abstammung sind und sich von der Kundgebung ausgegrenzt fühlen beantwortete er damit, dass „es nicht seine Schuld sei, wenn sich Menschen ausgegrenzt fühlen, wenn er mit den Rothenburgern die Nationalhymne singt“. Auch jede Kritik an den institutionell-rassistischen Inhalten des Grundgesetz wies er damit zurück, dass ja wohl eindeutig die Freiheiten des Grundgesetzes im Vordergrund stehen würden. Auch auf den Einwand, dass diese Freiheiten nur für Menschen mit deutschem Pass gelten, antwortete er nicht. Statt dessen zeigte er wie gut er NPD-Aufkleber-Inhalte verinnerlicht hatte. Denn nach 15 Minuten Diskussion kam dann sein abschließender Spruch zu dem jungen Mann:
Wenn ihnen an Deutschland etwas nicht passt, dann können sie ja gehen.

Damit war dann auch alles gesagt. Für sein Lobgesang auf Deutschland hätte er in Geheege beim braunen Musikfestival der NPD „Standing Ovations“ bekommen. Aber vermutlich versteht er das auch nicht...
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drei — pinky