Tent Cities: Die neuen Slums der USA

Hanher 22.03.2009 13:05 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Einige haben vielleicht von ihnen gehört, viele Menschen in Deutschland halten aber das Elend mit dem Zehntausende US-Amerikaner konfrontiert werden für undenkbar, weil die Medien das Thema und dessen Ausmaß weitesgehend ignorieren. Überall in den USA entstehen Tent Cities, Elendsquartiere wie wir sie sonst nur aus den ärmsten Ländern der Welt kennen.
Ganz neu sind diese Tent Cities nicht, seit dem Beginn der Rezession Ende 2007 nimmt die Quantität der Zeltstädte aber stark zu. Allein in Sacramento gibt es mittlerweile über Zwanzig. Zunehmend sind es auch immer mehr ehemalige Angehörige der “Mittelschicht” die innerhalb weniger Wochen nach ganz unten durchgereicht werden. Sie verlieren ihren Job, können deswegen ihre Raten für ihr Haus nicht mehr begleichen und landen dann in einem Zelt oder leben in ihrem Auto. Die Obdachlosenunterkünfte in den USA sind überall hoffnungslos überfüllt.

Einige wenige der Tent Cities werden toleriert und werden dann zumindest mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgt. Die meisten Obdachlosen-Camps sind aber harten Repressionen ausgesetzt, nicht nur, dass den Bewohnern die existenzielle Versorgung versagt bleibt, die Camps werden von der Polizei überfallen und zerstört. So wurde zum Beispiel in Nashville ein komplettes Camp von Bulldozern in den angrenzenden Cumberland River verfrachtet.

Da bekommt das “Yes, we can” vom Showmaster Obama eine ganz andere Bedeutung. Yes, er kann es. Er kann Billionen Dollar in Wirtschaft und Banken pumpen und hat dabei weder einen Almosen, noch ein Mindestmaß an Respekt für die Bewohner der Tent Cities über.

Die folgende Videostrecke ist eine traurige Rundreise durch die USA.

Beginn der Videostrecke
 http://www.youtube.com/watch?v=loNB3Px2NQk

New Orleans: Camp in der Stadt unter einer Brücke
 http://www.youtube.com/watch?v=MghnW4-n_7w

Southern California Shanty Town
 http://www.youtube.com/watch?v=jmeHiFZUWtE

St. Petersburg: Tent City wird von Cops zerstört
 http://www.youtube.com/watch?v=8bB5IjUU-KU&feature=channel_page

Lakewood: Elends-Camp mitten im Wald (viele flüchten in die Wälder um Repressionen zu entgehen)
 http://www.youtube.com/watch?v=UaKEA6tyLYU

Sacramento: Hauptstadt der Tent Cities
 http://www.youtube.com/watch?v=oDOoc6AVRWw
 http://www.youtube.com/watch?v=HVwG01-bogE
 http://www.youtube.com/watch?v=O0uRPiDYUhM

Tent City in Ontario, California
 http://www.youtube.com/watch?v=MNKeu58wb2k&feature=related

Nickelsville (Umland von Seatle): Ein Camp in dem viele “Alternative” lebten, wurde geräumt
 http://www.youtube.com/watch?v=wgxyBJEilew&feature=related
Nickelsville Down Town Seatle
 http://www.youtube.com/watch?v=RHNiPW4ol8A
Rede eines Bewohners aus Nickelsville
 http://www.youtube.com/watch?v=dScVPvQSzXc

Las Vegas: Nachtfahrt
 http://www.youtube.com/watch?v=NVPXUFyhkQ8

Reno: Geduldetes Camp
 http://www.youtube.com/watch?v=hbzlGWPwrZI&feature=related

Das Internet ist voll von übelster Gewalt gegen Obdachlose in den USA. Polizei und einige Jugendliche behandeln Obdachlose wie Freiwild. Generell scheinen die Cops in den USA außer Rand und Band zu sein. Fast Täglich gibt es Artikel über tötende Polizisten. Bei Youtube gibt es unglaublich viele Videos die barbarische Polizeigewalt dokumentieren. Es erscheint mir aber nicht angebracht, hier auf Links, die schockierende Gewalt gegen Obdachlose dokumentieren, zu verweisen. Lieber lasse ich die Videostrecke mit einem bitteren Lied ausklingen.

Tent City se'la vie
 http://www.youtube.com/watch?v=6Riu-KgKU1s

Noch sind solche Zustände in Deutschland undenkbar. Noch haben wir ein Mindestmaß an Sozialsystem, welches den freien Fall abfedern kann. Nur angesichts der aktuellen Geschehnisse scheint die Frage berechtigt, wie lange das alles noch funktioniert. Eine Politik die nur noch aus kurzsichtigen Reflexen besteht und so reagiert, als würde es kein Morgen geben, setzt sehr viel aufs Spiel. Für das was momentan geschieht, gibt es keine ökonomische Theorie, die das Handeln der Mächtigen rechtfertigt. Die Welt ist komplett überschuldet und mit Geld überflutet. Das ist ein Resultat der letzten Jahrzehnte. Der tendenzielle Fall der Profitrate und das Erreichen der Wachstumsgrenze haben den Kapitalismus in eine Sackgasse geführt. Auf gigantische Überschuldung und ausufernde Geldmenge, wird mit noch mehr Schulden und noch mehr Geld reagiert. Welcher Ökonom oder welcher Wirtschaftswissenschaftler liefert hierfür eine Theorie, die erfolgsversprechend ist?
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Ergänzungen

weitere Artikel zu Nicklesville/Seattle

Entdinglichung 22.03.2009 - 14:17
von der Freedom Socialist/Radical Women-Webseite ... Nicklesville ist eine zynisch-ironische Bezeichnung welche die BewohnerInnen ihrer Siedlung gegeben haben, Greg Nickels (Democrats) ist der Bürgermeister von Seattle

-  http://socialism.com/fsarticles/vol30no1/tentcity.html
-  http://www.socialism.com/gallery/nickelsville.html (ein Haufen Fotos)
-  http://www.socialism.com/fsarticles/vol29no6/homeless.html

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thx

tagmata 22.03.2009 - 16:16
"Eine Politik die nur noch aus kurzsichtigen Reflexen besteht und so reagiert, als würde es kein Morgen geben, setzt sehr viel aufs Spiel. Für das was momentan geschieht, gibt es keine ökonomische Theorie, die das Handeln der Mächtigen rechtfertigt. Die Welt ist komplett überschuldet und mit Geld überflutet. Das ist ein Resultat der letzten Jahrzehnte. Der tendenzielle Fall der Profitrate und das Erreichen der Wachstumsgrenze haben den Kapitalismus in eine Sackgasse geführt. Auf gigantische Überschuldung und ausufernde Geldmenge, wird mit noch mehr Schulden und noch mehr Geld reagiert. Welcher Ökonom oder welcher Wirtschaftswissenschaftler liefert hierfür eine Theorie, die erfolgsversprechend ist?"

faßt es besser zusammen als anderthalb seiten k-gruppen-geschwurbel. flugblattreif.

@Hanher: Warum?!?!

Thorten Schneidar 22.03.2009 - 18:00
@Hanher

auf dem Clip "St. Petersburg: Tent City wird von Cops zerstört"...sieht mensch wie die Polizei die "Unterkünfte" der Bewohner zerstören (zerschneiden)?!?

Warum machen die Bullen dass,ich mein die Bewohner stören doch niemanden, oder so?!?

Danke schonmal für die Antwort! :)

@Thorten Schneidar: Ich glaube darum

Hanher 22.03.2009 - 20:27
Meiner Meinung nach, ist das auf Analysen des CIA zurückzuführen. Man geht dort davon aus, dass es in näherer Zukunft zu heftigen Unruhen und Verteilungskämpfen kommt. So geartete Slums wären natürlich prädestiniert für Unruhen. Würde nun eine Stadt eine Tent City legalisieren und mit Infrastruktur versehen, würde das Obdachlose aus allen Himmelsrichtungen anziehen, in der Hoffnung auf lebenswertere Bedingungen. Im Umkehrschluss folgern die Bürgermeister nun daraus, um so repressiver sie mit den Obdachlosen umgehen, des so weniger bleiben in der Stadt. So hoffen sie, von Aufständen weniger betroffen zu sein. Das diese Praxis menschenverachtend ist, spielt keine Rolle. Übrigens, für Mitteleuropa sagt das CIA ähnliches voraus. Aber auf eine detaillierte Horrorvision verzichte ich mal lieber, so was will ja keiner hören.

Danke

für 23.03.2009 - 00:06
den Artikel!

time to organize?!

... 23.03.2009 - 03:50
hier wäre wohl ein ansatzpunkt, um als linke zu zeigen wie selbstorganisation funktioniert...

@Hanher / Natürlich!

Thorten Schneidar 23.03.2009 - 09:25
@Hanher 22.03.2009 - 20:27

Also mich würde dass schon interesieren!

@tagmata

muh 23.03.2009 - 14:14
ja, alles total neu, das hats noch nie gegeben, eine krise wo inflationiert wurde und staatschulden gemacht wurden, echt. endlich mal ein verstoss gegen ihre eigene logik, das hat einem wie dir gerade noch gefehlt zur komplettierung seiner "kritik". man könnte direkt meinen dass wenn ein ökonom antanzt der eine theorie aus dem ärmel schüttelt die die massnahmenpakete rechtfertigt, die welt für tagmata wieder in ordnung wäre. nur: dass das mit dem profit nicht mehr klappt ist eine tägliche wiederholung in der welt der markwirtschaft, die einen kapitalisten schaffens einfach nicht und gehen pleite, die anderen rationalisieren auf klein-v^s kosten und setzen wieder ab... also wirklich gar nichts neues ausser der dimension an "giftmüll" und der anzahl betroffener proleten. darum auch nicht zu verstehen dass dir "kapitalismus in der sackgasse" mehr einleuchtet als flugblätter von k-gruppen die das bankgeschäft erklären, andererseit sehr konsequent für einen, dem eine beurteilung von politik nach kriterien der nachhaltigkeit eine sachgemässe veranstaltung ist. nein diese krise wird gemeistert wie alle andern krisen und in 3 jahren haben wir wieder kapitalismus ohne krise und es ist noch genauso beschissen wie jetzt.

@ muh

Cornholio 23.03.2009 - 16:00
Öfter folgt nach so ner Krise auch ein großer Krieg, um die Konjunktur wieder anzureiben.
Allerdings haste recht, dass Rezension und Aufschwung ganz normale Aspekte des Kapitalismus sind...

@muh

miau 23.03.2009 - 19:42
Muh:
“ja, alles total neu, das hats noch nie gegeben, eine krise wo inflationiert wurde und staatschulden gemacht wurden”

Auch wenn du es ironisch meinst, damit hast du recht. Das alle großen Volkswirtschaften parallel in solch einen Umfang inflationieren, gab es noch nicht mal im Ansatz. Hast du vielleicht irgendwelche exklusiven Geschichtsbücher? Auch die Schulden der Staaten, der Wirtschaft und der Privathaushalte waren noch nie annähernd so hoch wie jetzt. Wenn du da andere Informationen hast, dann nenn bitte Zahlen und Quellen.

Muh:
“darum auch nicht zu verstehen dass dir "kapitalismus in der sackgasse" mehr einleuchtet als flugblätter von k-gruppen die das bankgeschäft erklären, andererseit sehr konsequent für einen, dem eine beurteilung von politik nach kriterien der nachhaltigkeit eine sachgemässe veranstaltung ist.”

Ist das irgendeine Geheimsprache? Aber du hast bestimmt recht.

Muh:
“nein diese krise wird gemeistert wie alle andern krisen und in 3 jahren haben wir wieder kapitalismus ohne krise und es ist noch genauso beschissen wie jetzt.”

Äh? Wenn die Krise vorbei ist, ist es genauso beschissen wie in der Krise? Für dich vielleicht. Die Menschen die in Zelten hausen, sehen das wohl anders. Und noch mal die Frage, hast du exklusive Geschichtsbücher? Die letzte Weltwirtschaftkrise wurde gemeistert? In dem was ich zum lesen bekommen habe, endet die letzte Weltwirtschaftskrise im Zweiten Weltkrieg. Aber den Scheiß kann ich jetzt wohl verbrennen.

Schuldigung Muh, das ich dich ein wenig kritisiert habe. Eigentlich bin ich ein großer Fan von dir. Deine Auftritte hier als Spartakist und Trotzkist haben mich sehr beeindruckt. Auch wenn ich mich damit oute, ich steh total auf schmerzfreie Mackertypen, die mal so richtig den Rundumschlag mit Peitsche machen, miau.

@miau

Trotzkist/Spartakist 23.03.2009 - 23:39
in der regel bleibe ich der linie treu meine marxistische epistomologie auch konkret zu etekettieren nun...ohne mitglied dieser herrausragenden wahrhaftig bolschewistischen authentisch trotzkistischen avantgarde zu sein(ich bin ledeglich abonnent)bin ich doch so vorwitzig mich als solcher auf diesen forum zu benennen.warum? weil es dem ehrlichen volktribun der arbeitenden massen widersrebt je nach konjunktur seine visage zu *konfigurieren*.
zu *muh* du hast seine *marxistische* version starrer scholastischer theorie und teils grobschlächtiger heransgehensweise an krisen die sich natürlich von fall zu fall stark unterscheiden bereits einer vagen kritik unterzogen.deine historische analogie zur letzten weltwirtschaftskrisde die ja im großen und ganzen im zweiten weltkrieg kulminierte ist äußerst wichtig und begrüßenswert.
nun angesichts eines nahenden werktages fasse ich mich kurz: deine herangehensweise an diesen starren scholastischen *marxisten* der alleine deshalb kein wirklicher marxist ist weil er eben die schwungvolle geschichte als chinesengelehrter betrachtet und nicht in seiner besonderen momentaufnahme ist imponierend und deine kompromittierung meiner einer als eben diese person widerspricht dem was du theoretisch draufhast(jedenfalls scheint es den wohlwollendne betrachter der ich nu ma bin so).dieser muh ist ein armseliges plagiat er hat sogar relativ gute interpunktion drauf oder besser er ist diszipliniert genug allein das sollte den geneigten leser sofort auffallen ohne die genialität eines fiktiven meisterdetektivs der viktorianischen belletristik was deduktion angeht zu besitzen!ich hoffe dein beißender sarkasmus ist die freie imagination meines geistes und du bist evtl doch ein scharfsinniger dialektischer materialist im sumpf intellektueller regression.denn an genossen mangelt es unserer volksfront von judäa des 20 jahrhunderts und... auch trotzki trat den bolschewistischen kadern erst 1917 bei.

wie dem auch sei zum verfasser des eig artikels. nettes thema relativ gute heransgehensweise an die zyklischen krise aber eine schwammige herrangehensweise an den klassencharakter des staates und der direktive die die geschichte in unser ohr flüstert! die da heißt: machtergreifung des proletariats weltweit soziale revolution und arbeiterherrschaft!

wie sagt man? die eule der minerva fliegt gen sonnenuntergang hoffen wir das die dialektik einige herrschaften belehrt bevor der wachs der sonne zu nahe kommt!

blablabla

plagiat 24.03.2009 - 12:35