Interview mit Anarchistischer Kongress
Ein Interview mit Gerda Tacheles aus der Orgagruppe vom Kongress „Anarchismus im 21. Jahrhundert – Anarchie organisieren“, der vom 10.-13. April 2009 in Berlin stattfindet.
Frage: Liebe Gerda. Was ist denn eure Motivation, diesen Kongress zu veranstalten?
Antwort: Erstmal muss ich sagen: es gibt kein „uns“. Wir sind ganz verschiedene Leute mit unterschiedlichen Motivationen.
F: Ok, was ist denn deine Motivation?
A: Ich möchte mit anderen zusammenkommen, um mich über Anarchismus und Anarchie auszutauschen, besonders im Hinblick darauf, was in den letzten neun Jahren passiert ist und was in den nächsten 91 Jahren noch geht.
F: Was versteht ihr denn unter Anarchie?
A: Jede_r versteht wohl etwas anderes darunter, die Übersetzung „Herrschaftslosigkeit“ kann ja verschieden streng ausgelegt werden. „Fragend schweifen wir umher“ ist daher in Anlehnung an die Zappatist@s Forschungsfrage und Mehode zugleich! Ich will nicht vorschreiben, wie der Weg zur Herrschaftslosigkeit beschritten werden soll.
F: Und was verstehst du darunter?
A: In erster Linie einen Prozess. Die Emanzipation des Individuums im Kollektiv und des Kollektivs in der Gesellschaft ist ganz wichtig. Aber auch die Abschaffung der sichtbaren Herrschaftsstrukturen und die Offenlegung der Unsichtbaren.
F: Was ist denn organisierte Anarchie? Das klingt ungewöhnlich.
A: Nein, das ist völlig normal. Anarchie heißt ja nicht Faustrecht. Freies Zusammensein und freie Tätigkeit und muss genauso ausgestaltet werden wie unfreies Leben, sogar noch mehr. Freie Vereinbarung und gemeinschaftliches Vorgehen fordern vielleicht sogar einen höheren Organisierungsgrad als die üblichen Befehlsstrukturen, wie sie ja auch höhere Verantwortungsbewusstsein und stärkere soziale Fähigkeiten ausbilden.
F: Und Anarchismus?
A: Anarchismus ist nichts weiter als die Theorie der Anarchie. Erich Mühsam sagte „Anarchismus ist die Lehre von der Freiheit als Grundlage der menschlichen Gesellschaft.“ Dabei ist keine_r frei, wenn nicht alle frei sind. Anarchismus ist nicht zielgerichtet, sondern wird immer wieder neu erfunden und weitergeführt. Trotzdem sind auch viele alten Analysen und Forderungen immer noch brandaktuell. Zum Beispiel gibt es immer noch keinen gleichen Zugang zu Bildung, und den haben Anarchist_innen schon vor 150 Jahren gefordert! Und auch der Kapitalismus, das Militär und der Nationalismus bestehen weiter. Dazu gibt es noch immer patriarchale Strukturen, Homophobie, Klassismus und Rassismus und ganz viel anderen Müll, der endlich entsorgt werden muss und nicht recyclet.
F: Zurück zum Kongress, was wird da passieren?
A: Es kommen viele Menschen, die sich lange und intensiv mit dem alten und derzeitigen Anarchismus beschäftigt haben und ihr angeeignetes Wissen teilen wollen, und die, die das hören wollen. Mich interessiert vor allem, was in der Welt gerade los ist. Dazu noch Praktizierende von hier und Menschen, die sich austauschen und vernetzen wollen. Abends gibt es Lyrik, Geschichten und Musik. Dazu werden noch ein paar anarchistische Medien präsentiert, in erster Linie Buchverlage, und ein paar Gruppen und Föderationen erzählen von dem, was sie tun. In die Öffentlichkeit soll der Anarchismus auch getragen werden.
F: Woher kommen die Leute denn?
A: Bisher kommen Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, aber auch z.B. von den britischen Inseln.
F: Was kostet denn die Teilnahme und wer darf kommen?
A: Die Teilnahme an den Vorträgen und Workshops kostet nichts, Unterkunft und Verpflegung werden günstig gehalten, und außerdem wären ein geschenktes Lächeln und eine helfende Hand als Beitrag nicht unerwünscht. Wer etwas mitzuteilen hat oder zuhören will, ist genauso willkommen wie ein soziales Wesen.
F: Dankeschön.
A: Bitte bitte.
Antwort: Erstmal muss ich sagen: es gibt kein „uns“. Wir sind ganz verschiedene Leute mit unterschiedlichen Motivationen.
F: Ok, was ist denn deine Motivation?
A: Ich möchte mit anderen zusammenkommen, um mich über Anarchismus und Anarchie auszutauschen, besonders im Hinblick darauf, was in den letzten neun Jahren passiert ist und was in den nächsten 91 Jahren noch geht.
F: Was versteht ihr denn unter Anarchie?
A: Jede_r versteht wohl etwas anderes darunter, die Übersetzung „Herrschaftslosigkeit“ kann ja verschieden streng ausgelegt werden. „Fragend schweifen wir umher“ ist daher in Anlehnung an die Zappatist@s Forschungsfrage und Mehode zugleich! Ich will nicht vorschreiben, wie der Weg zur Herrschaftslosigkeit beschritten werden soll.
F: Und was verstehst du darunter?
A: In erster Linie einen Prozess. Die Emanzipation des Individuums im Kollektiv und des Kollektivs in der Gesellschaft ist ganz wichtig. Aber auch die Abschaffung der sichtbaren Herrschaftsstrukturen und die Offenlegung der Unsichtbaren.
F: Was ist denn organisierte Anarchie? Das klingt ungewöhnlich.
A: Nein, das ist völlig normal. Anarchie heißt ja nicht Faustrecht. Freies Zusammensein und freie Tätigkeit und muss genauso ausgestaltet werden wie unfreies Leben, sogar noch mehr. Freie Vereinbarung und gemeinschaftliches Vorgehen fordern vielleicht sogar einen höheren Organisierungsgrad als die üblichen Befehlsstrukturen, wie sie ja auch höhere Verantwortungsbewusstsein und stärkere soziale Fähigkeiten ausbilden.
F: Und Anarchismus?
A: Anarchismus ist nichts weiter als die Theorie der Anarchie. Erich Mühsam sagte „Anarchismus ist die Lehre von der Freiheit als Grundlage der menschlichen Gesellschaft.“ Dabei ist keine_r frei, wenn nicht alle frei sind. Anarchismus ist nicht zielgerichtet, sondern wird immer wieder neu erfunden und weitergeführt. Trotzdem sind auch viele alten Analysen und Forderungen immer noch brandaktuell. Zum Beispiel gibt es immer noch keinen gleichen Zugang zu Bildung, und den haben Anarchist_innen schon vor 150 Jahren gefordert! Und auch der Kapitalismus, das Militär und der Nationalismus bestehen weiter. Dazu gibt es noch immer patriarchale Strukturen, Homophobie, Klassismus und Rassismus und ganz viel anderen Müll, der endlich entsorgt werden muss und nicht recyclet.
F: Zurück zum Kongress, was wird da passieren?
A: Es kommen viele Menschen, die sich lange und intensiv mit dem alten und derzeitigen Anarchismus beschäftigt haben und ihr angeeignetes Wissen teilen wollen, und die, die das hören wollen. Mich interessiert vor allem, was in der Welt gerade los ist. Dazu noch Praktizierende von hier und Menschen, die sich austauschen und vernetzen wollen. Abends gibt es Lyrik, Geschichten und Musik. Dazu werden noch ein paar anarchistische Medien präsentiert, in erster Linie Buchverlage, und ein paar Gruppen und Föderationen erzählen von dem, was sie tun. In die Öffentlichkeit soll der Anarchismus auch getragen werden.
F: Woher kommen die Leute denn?
A: Bisher kommen Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, aber auch z.B. von den britischen Inseln.
F: Was kostet denn die Teilnahme und wer darf kommen?
A: Die Teilnahme an den Vorträgen und Workshops kostet nichts, Unterkunft und Verpflegung werden günstig gehalten, und außerdem wären ein geschenktes Lächeln und eine helfende Hand als Beitrag nicht unerwünscht. Wer etwas mitzuteilen hat oder zuhören will, ist genauso willkommen wie ein soziales Wesen.
F: Dankeschön.
A: Bitte bitte.
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Ergänzungen
Programmhinweise
Ist TINA tot? Wo bleibt TATA?
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Ist_TINA_tot%3F
mit Wolf Wetzel http://wolfwetzel.wordpress.com/2009/03/07/ist-tina-tot-wo-bleibt-tata/
Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Anarchismus und seiner Presse
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=★_Geschichte,_Gegenwart_und_Zukunft_des_Anarchismus_und_seiner_Presse
mit Bernd Drücke http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Drücke
Was können AnarchistInnen und MarxistInnen voneinander lernen?
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Was_können_AnarchistInnen_und_MarxistInnen_voneinander_lernen%3F
mit Gerhard Hanloser http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Hanloser
Anarchismus im 21. Jahrhundert?
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Anarchismus_im_21._Jahrhundert%3F
mit Gabriel Kuhn http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Kuhn
Statuentheater http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Statuentheater und Unsichtbares Theater http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Unsichtbares_Theater
mit Günther Wagner
Die 5-Stunden-Woche http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Die_5-Stunden-Woche
mit Darwin Dante http://www.5-stunden-woche.de/
Autonome Rauschposition http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Autonome_Rauschposition
mit Autonomer Drogeninfostand http://psi-tv.hanfplantage.de
und Hans Cousto http://www.drogenkult.net/
Postanarchismus - Anarchistische Theorie (in) der Postmoderne
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Postanarchismus_-_Anarchistische_Theorie_(in)_der_Postmoderne
mit Jürgen Mümken http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_M%C3%BCmken
Anarchists Against the Wall http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Anarchists_Against_the_Wall
mit Yossi Bartal/Sebastian Kalicha http://www.awalls.org/
Anarchie und Sex
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Anarchie_und_Sex
workshopteilnehmer http://rudolfmuehland.de.be/
...und viele weitere Programminfos:
http://projekt-menschwerdung.com/wiki/index.php?title=Hauptseite
Einstiegsseite: http://akongress.org/
open space - Kleinkunstprogramm - Büchertische - Anarcho-Poetry - VoKü
Zum Bild: Quelle und Lizenz
Quelle: http://www.flickr.com/photos/49503002139@N01/2338479886
Größere, lesbare Version: http://www.flickr.com/photos/arimoore/2338479886/sizes/l/
Einladung zum AKongress...
Unter diesem Motto veranstalten die Anarchistische Förderation Berlin und Freund_innen an Ostern 2009 einen anarchistischen Kongress in Berlin.
Zum viertägigen Kongress sind verschiedene Referierende sowie internationale und lokale anarchistische Gruppen und Organisationen eingeladen zu diskutieren, sich auszutauschen und zu vernetzen sowie neue Ideen und Ansätze für den Anarchismus zu entwickeln.
Dazu werden neben vorbereiteten Beiträgen und Workshops parallel auch ein Open Space durchgeführt.
Werbejingle: http://www.youtube.com/watch?v=c0CrcNsc2pk
Werbeinterview: http://www.youtube.com/watch?v=-vQUQKjRz5Q
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit!
Im Jahr 2009 feiert sich Deutschland anlässlich seiner beiden großen Jubiläen – 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Mauerfall – als freie und geeinte Nation. ›Freiheit‹ und ›Einheit‹ sind die Leitmotive nationaler Selbstvergewisserung, die durch Presse, Zivilgesellschaft und Kulturindustrie ausgestaltet werden. Selbst die globale Krise des Kapitalismus liefert weitere Argumente für das ›Modell Deutschland‹. Denn hier soll der Kapitalismus unter dem Ordnungsmodell der ›sozialen Marktwirtschaft‹ eingehegt werden. Sie soll Lohnabhängige, Unternehmer und alle Übrigen in gemeinsamer Arbeit für Deutschland zusammenführen.
Überall Freiheit?
Das vergleichsweise gute Image der Berliner Republik erscheint plausibel im Kontrast zur staatlichen Vernichtungsmaschinerie des Nationalsozialismus und zum piefigen Sozialismus der DDR. Werden diese noch gleichgesetzt in der Rede von “den zwei deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts”, erscheint die Bundesrepublik tatsächlich als der liberalste Gewaltmonopolist, der jemals deutsche Pässe ausgegeben hat. Doch damit fängt die Arbeit der Kritik erst an. Denn zu kritisieren ist die real existierende Gesellschaftsordnung des demokratischen Nationalstaats. Krisen, Armut und Existenzangst entstehen in demokratischen Staaten nicht durch falsche Politik oder die Gier irgendwelcher Manager, sondern viel grundsätzlicher durch die Art und Weise, wie diese Gesellschaft ihre Menschen organisiert. Dass inmitten staatlich garantierter Freiheit ständig drückende Abhängigkeit und Ohnmacht entstehen, zeugt nicht von schlechter Politik, sondern von den verselbständigten Zwängen der kapitalistischen Produktionsweise, deren Verwaltung seit 200 Jahren Aufgabe der Politik ist. Allgemeine Ohnmacht durch allgemeine Freiheit – das ist das Paradox und Kennzeichen der Welt von Staat und Kapital.
Risiken und Nebenwirkungen der falschen Freiheit
Dass gerade staatlich garantierte Freiheit die Quelle von Unfreiheit und Ohnmacht sein soll, ist erklärungsbedürftig. Schließlich beansprucht der bürgerliche Staat ja gerade, mit seinem allgemeinen Recht die Freiheit jedes Einzelnen mit der Freiheit aller anderen zu versöhnen und so insgesamt größtmögliche Freiheit zu verwirklichen. Die staatliche Garantie allgemeiner Freiheit bewahrt diese ›Einzelnen‹ nicht nur vor unrechtmäßigen Übergriffen. Die allgemeinen Gesetze, das bürgerliche Recht, befreite die Menschen aus persönlicher Herrschaft. Doch unterjocht wurden sie einem viel umfassenderen Zwang: dem unaufhörlichen Zwang zur gesellschaftlichen Konkurrenz als vereinzelte Individuen, dem Zwang zur Selbstverwertung und zur Ausnutzung anderer. Die allgemeinen Gesetze – die des Rechts und die der Warenproduktion – entfalten als unpersönliche Herrschaft einen stummen Zwang, der dem freien Menschen zur zweiten Natur wurde.
Freiheitlich-demokratische Grundordnung und soziale Marktwirtschaft bestätigen vor jeder sozialpolitischen Wohltat zuallererst die gesellschaftliche Konkurrenz der Menschen als Privateigentümer, die auf eigene Rechnung und eigenes Risiko wirtschaften. Gesellschaftlich stiftet die kapitalistische Produktionsweise einen für alle Menschen unmittelbar lebensbestimmenden Zwang, dem sie sich eigenverantwortlich unterwerfen müssen, einen endlosen Zwang zum Selbstzwang. In der Konkurrenz der Lohnabhängigen um Arbeitsplätze, der Unternehmen um Marktanteile und der Standorte um Investitionen verwirklicht sich der kapitalistische Verwertungszwang global als unpersönliches Prinzip gesellschaftlicher Herrschaft. Weil die Menschen nicht nach Bedürfnis und Plan produzieren dürfen, sondern mit ihren jeweiligen Leistungen am Markt als Konkurrenten gegeneinander antreten müssen, bleibt ihre Lebensgrundlage den blinden Marktmechanismen unterworfen. Die gegenwärtige Rezession offenbart das, was immer gilt, in grellen Farben: Krisen sind im Kapitalismus keine Betriebsunfälle, sondern ein wiederkehrender Effekt der privaten Konkurrenz, in der sich diese Gesellschaftsordnung erneuert.
Nationale Schicksalsgemeinschaft
Die globale Konkurrenz trifft die ökonomischen Subjekte nicht unvermittelt. Konkurrenzchancen sind von Erfolg oder Misserfolg der nationalen Reichtumsproduktion in der Weltmarktkonkurrenz abhängig. Denn im unbestechlichen Weltmarktvergleich der Leistungen und Potentiale eines Standorts entscheidet sich täglich aufs neue, ob und in welchem Umfang dieser auch zukünftig als Verwertungszone des Kapitals in Frage kommt. Bevölkerung und Staat bilden damit eine reale nationalökonomische Gemeinschaft in der Weltmarktkonkurrenz. Gefühl und Gewissheit nationaler Zusammengehörigkeit sind also keine bloßen Hirngespinste. Sie sind Ausdruck der ganz realen Abhängigkeit des Individuums vom ökonomischen Schicksal ›seines‹ Staates.
Gegen die wiederkehrenden Bedrohungslagen gesellschaftlicher Konkurrenz entwickelt sich die Ideologie nationaler Schicksalsgemeinschaft klassenübergreifend als vermeintlich vorpolitische und außerökonomische Anspruchsgrundlage auf Solidarität und staatliche Fürsorge in der Not. Paradox ist dieser Impuls, weil der Staat die Rahmenbedingungen der Konkurrenz sichert und zugleich das Gegengift zum Konkurrenzzwang liefern soll. Im nationalen Appell ans gemeinsame Schicksal soll der Staat genau das gewährleisten, was seine Gesellschaftsordnung ständig in Frage stellt: ein Leben ohne Angst und Mangel.
Nationale Identitätsarbeit
Die strukturellen Bedrohungen des verstaatlichten Individuums spiegeln sich in versichernden Imaginationen kollektiver Identität wider. Als Substanz nationaler Einheit wird ein selbstverständlicher, ursprünglicher Zusammenhalt vorgestellt. Für das nationale Identitätsbegehren ist es zweitrangig, wie dieser Zusammenhalt inhaltlich begründet wird, ob in natürlicher Anlage, Kultur und Geschichte, oder in einem völlig diffusen ›Gefühl‹ und ironisch gebrochen. Entscheidend ist der ideologische Ertrag der nationalen Identitätsarbeit: der Anspruch und die Gewissheit unverbrüchlicher Zusammengehörigkeit. In wiederkehrenden Ritualen nationaler Kommunion (von Nationalfeiertagen bis zu Fussballländerspielen) inszeniert und genießt sich diese Gewissheit und befriedigt die Sehnsucht nach schützender Identität. Deshalb ist dieser vitalen Imagination mit Einsicht kaum beizukommen, deshalb auch ist es beinahe egal, welches ›Kulturerbe‹ als nationale Referenz geltend gemacht wird, ob Otto der Große, Volkswagen oder Graf Stauffenberg. Entscheidend ist die ideelle Überwindung der realen gesellschaftlichen Spaltung.
Die gegenwärtige Rede von den ›Herausforderungen der Globalisierung‹ ist der Imperativ, der zur ständigen Selbstaktivierung der nationalen Gemeinschaft aufruft. Jedem droht jederzeit das Urteil der Untauglichkeit fürs nationale Projekt. Je brüchiger der tatsächliche Zusammenhalt, desto dringlicher wird die Rückversicherung auf die nationale Identität und desto gnadenloser der Hass auf die, die dem nationale Fortkommen im Weg stehen.
Etwas besseres als die Nation
Die Unsicherheit und Verzweiflung, die die kapitalistische Konkurrenz tagein tagaus produziert, und die stumpfen, armseligen Entschädigungen, die sie bietet, lassen nur einen Schluss zu: Es lohnt sich nicht, die Welt von Staat und Kapital zu reformieren. Das Ding ist verkorkst. Wo die Grundlage der Gesellschaft, die Produktion des gesellschaftlichen Reichtums, als feindliche Konkurrenz der Privateigentümer und der Standorte organisiert ist, erscheinen Leistungszwang, Hierarchie und nationale Identität als naturwüchsige Bestimmungen des Menschen. In Wahrheit aber sind sie nur Ausdruck der systemischen Zwänge kapitalistischer Verwertung. Nichts garantiert, dass diese Zwänge jemals durchbrochen werden. Doch was sich da gegen die Menschen verselbständigt, bleibt Menschenwerk. Es kann durch eine Ordnung überwunden werden, in der private und nationale Konkurrenz keinen Sinn mehr haben, weil der gesellschaftliche Reichtum solidarisch erarbeitet wird.
Das schöne Leben ist nur gegen die herrschende Gesellschaftsordnung zu verwirklichen, gegen den Verwertungszwang des Kapitals und gegen den Staat, der die falsche Freiheit garantiert und das allgemeine Glück verhindert. Die Freiheit, die wir meinen, heißt Kommunismus.
oh man ...
was geht in so einem anarchohirn bloß vor?? ihr wollt keine besucherInnen haben die mit klaren zeitplanungen anreisen oder wie muß man das verstehen??
@irgendwer
back to topic:
alles oder nichts.
@moeper
Und hör auf, deine Anarchiefeindlichkeit über indy zu streuen, Spalter!
Blinder Fleck
Kritik am Anarchismus
Kritik am Anarchismus
Vorbemerkung: Hier soll es um theoretische Fehler gehen. Deswegen finden sich hier - der Sache angemessen - recht wenig freundliche Bemerkungen. Auch wird hier bewußt ignoriert, daß auch schon AnarchistInnen und insbesondere anarchistischen TheoretikerInnen einiges aufgefallen ist, von dem, was ich hier kritisiere. Es geht hier um übliche Fehler von Leuten, die sich "AnarchistInnen" oder "Autonome" nennen. Andere Linke sind oft nicht besser - aber an ihnen gibt es meistens andere Sachen zu kritisieren.
1
Dafür, daß es AnarchistInnen um Herrschaftslosigkeit geht, ist ihre Theorie, was Herrschaft ist, oft erstaunlich schlicht. Herrschaft wird zumeist als reiner Zwangszusammenhang mißverstanden, d.h. die mittels eines Gewaltapparats aufrechterhaltene Diktatur einer Minderheit über die Mehrheit. Die Beherrschten kommen bei dieser Betrachtung ziemlich gut weg: Wie sie die Herrschaft reproduzieren durch ihr Verhalten, wie sie sich in den Verhältnissen einrichten, welchen - wirklichen oder vermeintlichen, relativen oder absoluten - Vorteil sie davon haben könnten, taucht in der üblichen Betrachtung erst gar nicht auf. Das unverrückbar gute Urteil über "das Volk", die "Massen", "die Arbeiterklasse", "die kleinen Leute", die "Normalbürger" wird besonders dann komisch, wenn der Faschismus erklärt werden soll - der scheint ganz ohne Bevölkerung zustande gekommen zu sein, die ja auch "nur" mitgemacht hat. Die Untertanen tauchen ausschließlich als Opfer staatlicher Gewalt auf. Der kumpelhafte Schulterschluß mit den kleinen Leuten hat eine lange schlechte Tradition in der Linken. Die unbedingte Parteinahme für die Opfer, die zu besseren Menschen stilisiert werden (und wehe sie entpuppen sich nicht als die edlen Unterdrückten!), wird anders fortgesetzt, spätestens seit die rassistische Pogromwelle 1991/93 Mob klargemacht hat, daß es sich bei den meisten deutschen Untertanen wohl kaum um verhinderte Revolutionäre handelt. (Die Fehlinterpretation von Hoyerswerda und Rostock als 'Sozialrevolte von rechts' hat sich nicht so recht durchgesetzt.) Kritik an den Standpunkten, die Opfer von Gewalt und Unterdrückung so haben, ist damit natürlich nicht zu machen - sie gilt als "arrogant", "elitär" und wird mit dem Hinweis auf den privilegierten Standpunkt der/s Kritikers/in totgemacht [(männlicher) weißer Metropolenintellektuelle/r].
Das Einverständnis der Beherrschten mit der Herrschaft erklären die AnarchistInnen sich meistens über die Manipulation durch die Medien. Das bedeutet: Daß am Bewußtsein der Leute vorbei, von anderen zielgerichtet in diesem Bewußtsein herumgewerkelt wird. Wie das gehen soll, ist kaum vorstellbar. Die eigene geistige Leistung der Untertanen, die ihre Stellung zur Herrschaft produziert, wird durchgestrichen - eben doch Opfer. Und wo es Opfer gibt, da müssen auch irgendwo TäterInnen sein....
(Sehr viel intelligenter ist der Standpunkt "Die Menschen schmieden sich ihre Ketten selbst", den viele schlauere anarchistische TheoretikerInnen vertreten haben auch nicht. Als ob sich die Leute das aussuchen könnten! Die moralische Anfeindung der Untertanen für ihr Untertanensein ist wirklich keine gute Alternative.)
2
Wer Herrschaft als reinen Zwang begreift, findet dann auch bald die, die zwingen: Die Herrschenden. Das müssen recht ausgekochte Kerlchen sein, die auf ihren Donnerstagstreffen manche Schandtat vorbereiten.
Im Ernst: Die personalisierte Herrschaftskritik klebt den Herrschenden (wer immer das jeweils sein soll) die Schuld für den ganzen Scheiß als Folge ihres bewußten Tuns und Wollens ans Jackett. Sehr weit ist es dann zu einer Art Verschwörungstheorie, die jede Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft als Ausdruck einer Strategie von irgendwem definiert, nicht mehr. Daß die Herrschenden "Schweine"/"Verbrecher" sind, rechtfertigt individuelle Gewalt, Tötungsphantasien à la "We have found new homes for the rich" etc. Strukturen sind so scheußlich abstrakt.
Die "Bösen" haben darum natürlich auch eine verachtenswerte Kultur (im Gegensatz zur tollen Kultur der unverdorbenen Massen, der "authentischen" Kultur der Leute im Trikont, des freundlicheren Umgang von Frauen miteinander - und was der Mythen mehr sind) - und werden überhaupt des unverdienten Wohllebens verdächtigt: Sozialneid statt Klassenkampf. (Die Leute, die unter dem Etikett "Marxisten" herumspringen, sind zumeist keinen Deut besser.) Der traditionelle Anarchismus hat(te) immer noch das Bild einer reichen Überflußgesellschaft, in der die Menschen sich emanzipieren, im Kopf. Vor allem Autonome, aber auch Öko- und Eso-AnarchistInnen haben statt dessen die ländliche Idylle vor sich hinkrebsender Dorfgemeinschaften mit Subsistenzwirtschaft vor Augen. Im Hier und Jetzt ist darum revolutionäre Askese, hart aber herzlich, arm, aber anständig usw. angesagt - das allerdings ganz lustvoll, bunt und wild !
3
Und auch das beruht auf einer falschen Kapitalismuskritik, wie sie schon der traditionelle Anarchismus ebenso wie der "Arbeiterbewegungs-'Marxismus'" formuliert haben: Kritisiert wird gar nicht, daß die Menschen von Strukturen bestimmt werden, daß das Wertgesetz und die Zwangsgesetze der Konkurrenz die Gesellschaft bestimmen, sondern daß "wenige" über "viele" herrschen und es sich dabei gut gehen lassen.
Daß jede/r nur von den Früchten seiner eigenen Arbeit leben soll, und daß Kapitalisten und Bonzen "Schmarotzer" und Parasiten seien, haben die AnarchistInnen (und die MarxistInnen leider auch) schon früh verkündet. Das ist eine langweilige Utopie der einfachen Warenproduktion - es stammt aus der seligen Zeit als der Großteil der Leute die Produktionsmittel noch besaß, mit denen mensch sich durchs Leben fressen mußte - und blöd-moralische Kritik. Kein Wunder, daß jede Menge Kapitalismuskritik, die nicht die Produktionsweise und Form des gesellschaftlichen Reichtums angreift, sondern die Zinsen abschaffen will (Gesell) und sich überhaupt für Kleinbetriebe und Landwirtschaft begeistern kann, ziemlich populär ist. In einer Gesellschaft, in der der Antisemitismus aufgrund bestimmter historischer Umstände durch ihr tagtägliches Funktionieren immer wieder hervorgebracht wird, ist das darum auch struktureller Antisemitismus - selbst wenn keine/r was gegen Juden gesagt hat/haben will.
Dieser ganze falsche und moralinsaure Zimt wird ironischerweise auch von denen geteilt, die selbst anders leben wollen, Klauen gehen, sich (sehr zu Recht) vor der Arbeit drücken und den ganzen blöden Arbeitskult nicht mitmachen, weil sie die Emanzipation des Menschen als Ziel haben.
Der Moralismus ist - im Gegensatz zum Marxismus/Leninismus - wesentlich gebrochener, ja widersprüchlicher: Denn daß Ehe, Malochen, den Gesetzen gehorchen und Blumengießen kein tolles Leben ist, und die bürgerlichen Normen Herrschaftsmoral sind, haben zumindest die meisten Autonomen und AnarchistInnen gecheckt. An die Stelle der herrschenden kommt eine alternative Moral, die kaum weniger repressiv durchgesetzt wird.
4
Den Staat abschaffen, wollen AnarchistInnen in der Regel - aber erklären können sie ihn nicht. Hat der traditionelle Anarchismus ihn entweder als fiese Idee von herrschsüchtigen Finsterlingen oder als notwendiges Durchgangsstadium zur freien Entwicklung der Menschheit, das jetzt nicht mehr benötigt wird, begriffen, teilen die meisten AnarchistInnen heute die vulgärmarxistische Ansicht, der Staat sei das reine Werkzeug der Kapitals. Die langweilige Debatte, ob der Kapitalismus den Staat oder der Staat den Kapitalismus hervorbringt, ob erst die Herrschaft und dann der Reichtum oder umgekehrt da war (möglichst noch "belegt" mit Robinsonaden aus der Altsteinzeit oder Stämmen in Neu-Guinea), kann immer nur falsch ausgehen und ist es dann auch. Warum der Ausgang dieser Debatte irgendeinen Aufschluß darüber geben kann, ob der Staat abgeschafft werden sollte oder nicht, ist nicht so richtig nachvollziehbar.
Wer die "Gesellschaft" (die ja echt klasse sein muß), vom Staat "befreien" will, der hat das Verhältnis Staat-Gesellschaft nicht begriffen. Daß AnarchistInnen zudem oftmals politische Kämpfe als eine Art brutal ausgetragenen Ideenwettbewerb zur Lösung allgemein menschlicher Probleme halten - also nicht begreifen, daß der Kapitalismus zwar denen, die in ihm leben, jede Menge Probleme macht, damit aber gerade keine hat - teilen sie mit einer Vielzahl von Abteilungen bürgerlicher und "sozialistischer" Politik.
Die bürgerliche Gesellschaft braucht den Staat als einen ihr gegenüberstehenden, scheinbar unabhängigen Gewaltapparat, weil die allgemeine Konkurrenz ohne einen Staat, der sie begrenzt, in der Tat zu Mord und Totschlag und zur letztendlichen Aufhebung der Konkurrenz führen würde. Diese Konkurrenz richtet der Staat aber eben nicht nur ein, sie bringt ihn als gesellschaftliches Bedürfnis auch hervor. Das Geschäft läuft nur, weil die Gewalt sich nicht unmittelbar von ihm abhängig macht - und dennoch ist der Staat gerade dazu da, daß der Kapitalismus funktioniert. Die Ableitung des Staates aus der politischen Ökonomie, besagt aber gerade nicht, daß der Staat ein Instrument ist, das mensch doch auch für die guten und schönen Dinge (Sozialismus und so) benutzen kann. Im Gegenteil.
5
Nicht nur "die Gesellschaft", sondern auch "der Mensch" erfreuen sich ziemlicher Beliebtheit bei AnarchistInnen. Genau wie jeder Staatstheoretiker den Staat "dem Menschen" abgelauscht haben will , wissen auch AnarchistInnen oftmals wie "der Mensch" eigentlich ist. Im theologischen Streit, ob "der Mensch" gut oder böse ist, ergreifen sie für ersteres Partei: Herrschaft ist der Sündenfall, die Revolution ist die Erlösung , Kapital und Staat versauen im Moment die Menschennatur, die mit allerlei Menschenrechten ausgestattet ist, welche aber blödsinnigerweise durch den Staat -der sie gewährt! - permanent verletzt werden. Bei soviel Unterdrückung der Menschennatur ist auch klar, daß die Unterdrückung der Natur überhaupt, in der eigentlich freiwillige Kooperation und Solidarität vorherrschen, ein recht böses Unterfangen ist ( Kropotkins "Gegenseitige Hilfe...", Veganismus, Tierrechte).
Daß es die Menschennatur gar nicht gibt, sondern die jeweiligen Menschen nur das Ensemble ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse sind, daß das Leben und Denken der Altsteinzeit wirklich keine Erklärung für heute ist und die Menschengattung eine leere Abstraktion ist, die nichts erklärt- daß alles wissen AnarchistInnen in der Regel nicht. (Kein Wunder, daß sich viele AnarchistInnen positiv auf den anthropologischen Unfug, den Marx in seinen Frühschriften abgelassen hat, beziehen.) Darum auch die Begeisterung für "Völker ohne Regierung", die beweisen sollen, daß es auch ohne Staat geht.
Die Idealisierung vorstaatlicher (und vorkapitalistischer) Zustände ist ein romantischer Antikapitalismus. Als Idealbild taucht ein Mittelalter ohne Pest, Hungersnöte, Adelsherrschaft und Hexenverfolgung auf, mit ganz viel heimeliger Gemeinschaft ohne Herrschaft in überschaubaren dezentralen Einheiten. Bis dahin werden Stammesgesellschaften kräftig idealisiert, "natürliche" und "authentische" Lebensweisen gegen den Coca-Cola-Imperialismus verteidigt, über den bösen Individualismus hierzulande geschimpft und technischer Fortschritt und moderne Naturbeherrschung per se als Teufelszeug gebrandmarkt - auch von denen, die ganz schön viel von Selbstbestimmung und freier Entfaltung halten.
6
Der Begriff des Anarchismus und seine Stellung zur politischen Theorie muß aus dem Verhältnis von Staat, Staatsbürger und Privatsubjekt entwickelt werden. Der Staat ermöglicht die Konkurrenz aller gegen allen, die er den Leuten aufherrscht, indem er sie begrenzt. Für ihren Erfolg in der Konkurrenz, auf den sie verpflichtet werden, brauchen die Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft den Staat, der ihren Erfolg beeinträchtigt (Steuern) und sie in der Wahl ihrer Mittel beschränkt (Verbote), der ihr Mittel und zugleich ihre Schranke ist. Das Gelingen dieser Konkurrenz im Inneren ist Voraussetzung für den Erfolg nach außen in der Staatenkonkurrenz, und zwar sowohl der einzelnen Unternehmen, als auch des Staates überhaupt. Dessen Erfolg wiederum ist auch eine wesentliche Vorausssetzung für den Erfolg der Unternehmen in seinem Land.
Über dieses konfliktorische Verhältnis machen sich die politischen Theorien ihre Gedanken - mit dem Ziel des Bestehens in der Staatenkonkurrenz. Der Liberalismus vertritt die Sorge um eine zu große Belastung der Privatsubjekte durch die staatlichen Garantieleistungen der Konkurrenz; der Konservatismus die umgekehrte Befürchtung, ein zuviel an Freiheit und zuwenig an staatlichen Garantien (u.a. "bewährter", traditioneller Voraussetzungen, die nicht Gegenstand der Konkurrenz werden sollen: Ehe, Familie, Religion) zerstöre die Gesellschaft. Die Sozialdemokratie ist der angemeldete organisierte Anspruch, die Voraussetzungen der kapitalistischen Konkurrenz - zu denen eine funktionierende Arbeiterklasse gehört - gegen die Interessen des Kapitals zu schützen und die Opfer des Normalbetriebs als mögliche Voraussetzungen zu erhalten. Der Faschismus dagegen stellt sich auf den Standpunkt der Bewährung der Nation in der Staatenkonkurrenz, und fordert die Unterordnung aller Privatinteressen unter den Staat, das Aufgehen des Privatsubjekts in den Staatsbürger.
Der Anarchismus ist genau das Gegenteil: Im Namen des Privatsubjekts bekämpft er die Gewalt , die dem angetan wird und verlangt die Abschaffung des Staates und des Staatsbürgers. Deswegen ist der Anarchismus ursprünglich auch nichts anderes als radikalisierter Liberalismus (Godwin, Stirner, Mackay, mit Abstrichen Proudhon). Erst als der Anarchismus in die Arbeiterbewegung einsickerte, wurde daraus etwas Kommunistisches: Statt der Parteinahme in der konfliktorischen Beziehung und sei sie noch so radikal, das Bemühen der Aufhebung des ganzen Verhältnisses.
@1,2,3
Desweiteren hab ich die meiste Zeit lachen müssen, als ich den Schmu durchgelesen habe, den du hier rezitiert hast. Das ist die schlechtest recherchierte, unddurchdachteste Kritik seit langem. Einerseits hängt sie sich an Diskursen von vor 150 Jahren auf, andrerseits versteht sie Zusammenhänge und Forderungen komplett falsch (will jetzt nicht einzeln drauf eingehen - würde den Rahmen sprengen). Es liest sich wie die Schmähschrift eines Lenin, dem mal von nem Anarcho eine Watschn gegeben wurde.
wer verrät uns nie? die anarchie!
aber wie bakunin schon bemerkte: die deutschen haben den nationalismus so verinnerlicht, dass sie wohl als letztes in die befreite gesellschaft eintreten werden.
kritik an der kritik:
1:
wieder einmal wird der fehler gemacht, ein pluralistisches system (anarchie) zu versuchen in einen topf zu werfen. wieder einmal wird ihnen unterstellt, wie diese gesamte, sehr heterogene, bewegung etwas sieht / betrachtet wie z.b. herrschaft. wenn bakunin z.b. gelesen worden wäre dann wäre klar, dass er revolten von rechts gerade bei den deutschen vorausgesagt hat. dazu braucht es nicht einer manipulation durch die medien - herrschaft wird verinnerlicht, auch vom untertanen.
2:
schwachsinn - lest mal anarchistische theorien, da is nix personalisiert.
im gegenteil:
"das sind die Überzeugungen der sozialen Revolutionäre, und deshalb nennt man uns Anarchisten. Wir protestieren nicht gegen diese Bezeichnung, denn wir sind in der Tat Feinde jeglicher Macht, weil wir wissen, daß Macht ebenso zersetzend auf den wirkt, der sie hat, wie auf den, der ihr gehorchen muß."
hat einmal ein gewisser vordenker und gegner marx gesagt.
dass auch emanzipation der frauen wichtig ist hat sich gerade in libertären strömungen recht schnell durchgesetzt, wenn auch nicht automatisch. aber es ist in der theorie bereits begründet und so war es nur ein logischer schritt dass sich die frauen gegen die machos wehren.
3:
gäääääääääääähn....
ihr wiederholt euch ohne es zu merken und macht die gleichen fehler...
4:
anders herum wird ein schuh draus, aber dazu müsste sich mensch erstmal mit anarchistischen theorien befassen und bücher lesen.
der staat ist ein zwangskonstrukt welches niemals etwas gutes hervorbringen kann und war by the way schon vor dem kapitalismus da, (ebenso wie die anarchie als gegenbewegung schon älter ist aber sich erst als theorie entwickelt hat, als staaten schon zu nationalstaaten wurden).
die freie gesellschaft beruht auf freien vereinbarungen der menschen untereinander - ohne zwang.
die aufteilung der gesellschaft in verschiedene staaten ist quatsch und gehört bekämpft.
no borders, no nations.
5:
schwachsinn...
sorry, aber was anderes fällt mir dazu nicht ein:
es gibt strömungen, die in eine subsistenz-wirtschaft wollen - das ist an sich nichts negatives sondern eine romantische utopie, die ziemlich viele in einer komplexen gesellschaft hegen.
aber diese sind meist eine minderheit - schon immer gewesen - siehe spanien in den 30ern.
aus diesen nun auf alle zu schließen ist ne schöne wunschvorstellung oder ein plumper diffamierungsversuch.
6:
hey, hier wirds langsam interessanter:
liberalismus und libertarismus sind tatsächlich miteinander verwandt - herzlichen glückwunsch zur ersten gelungenen erkenntnis über anarchie.
dieses "erst mit der einsickerung in die arbeiterbewegung" könnt ihr aber knicken: was war zuerst da, henne oder ei? anarchistische bewegung oder kommunistische bewegung? (ich sag nur: pariser kommune) ist der liberalismus in seiner ursprungsform nicht auch für die arbeiterbewegung gewesen? mehr rechte und so?
nur weil die kommies gerne das für sich beanspruchen ist das noch lange nicht richtig. in der ersten internationalen waren autoritäre (marxisten) und anti-autoritäre (anarchisten) vertreten - marx sorgte durch üble tricks und verleumndung dafür, dass die anti-autoritären ausgeschlossen wurden.
des weiteren vergisst du die vielen strömungen die es innerhalb der anarchie gibt, auseinander zu halten. was sagst du dann erst zu anarcho-kapitalisten? die wiederum aus den anarcho-individualisten entstanden, welche wiederum ihren ursprung wohl im liberalismus haben? wirfst du die in einen topf mit anarcho-kommunisten, anarcho-sozialisten, libertären sozialisten, libertaristen, anarcho-syndikalisten, syndikalisten?
trotz meiner kritik am anarcho-kapitalismus, anarcho-individualismus und diversen anderen anarchistischen strömungen sind mir "ideologie-verblendete" "romantisierende" anti-autoritäre tausend mal lieber als leute, die mir erklären wollen, dass die herrschaft über mich nur zu meinem besten sei wie du das hier versuchst und kommies schon immer versucht haben.
@anger
das könnte wohl bedeuten, daß ich mit dem gedanken spiele mir 2-3 referate anzutun^^, aber sicherlich nicht, wenn ich nicht weiß, wann das, was mich interessiert passiert, denn ein ganzes wochenend will ich mich echt nicht über vegane hundeernährung und alternative heilpraktiken 'informieren' :-), nur um das, was mich interessiert nicht zu verpassen
diffuse neomarxistische starre evolutionisten
unser lieber beinahe positivist der ein starres evolutionäres verständnis der menschheitsgeschichte hat und daher unvermeidlich den antagonistischen charakter der klassengesellschaft die in dieser und jener form seit der mensch kein sammler und jäger mehr ist eben existiert und in jeder epoche seine hässliche fratze zeigt impliziert eine frage:
quo vadis? wo zum teufel wolln wa hin und wie? solln wa historisch fatalistisch einsehen das der mensch im rahmen moderner produktivkräfte eben eine stellung als expropriateur und exproprierter hat(wobei unser lieber scharfsinniger historizist ja scheinbar den mehrwert leugnet sonst würde er unvermeidlich den arbeiter an sich erkennen der numa aus objektiven interesse heraus die klassengesellschaft auf den kehrrichthaufen der geschichte wünscht) oder solln wa uns hoffnung machen in *objektive* progressive tendenzen die dafür sorgen das sich die klassengesellschaft von alleine liquidiert? nun amen sag ich zu beidem.
Die Beherrschten kommen bei dieser Betrachtung ziemlich gut weg: Wie sie die Herrschaft reproduzieren durch ihr Verhalten, wie sie sich in den Verhältnissen einrichten, welchen - wirklichen oder vermeintlichen, relativen oder absoluten - Vorteil sie davon haben könnten, taucht in der üblichen Betrachtung erst gar nicht auf. Das unverrückbar gute Urteil über "das Volk", die "Massen", "die Arbeiterklasse", "die kleinen Leute", die "Normalbürger" wird besonders dann komisch, wenn der Faschismus erklärt werden soll - der scheint ganz ohne Bevölkerung zustande gekommen zu sein, die ja auch "nur" mitgemacht hat.
den begriff *beherrschte* zu benutzen kann ich nicht verhehlen es ist immerhin in erster linie eine polemik gegen den anarschismus und nichts höhnt besser als die nutzung solcher entlarvender begriffe wie *beherrschte* die präzise das ausdrückt wozu anarchisten neigen unhistorisches simplifiziertes und teilweise tatsächlich dualistisches denken.aber den beherrschten massen mit denen zweifellos die arbeiter gemeint sind vorzuwerfen die selben interessen zu haben wie die *herrschenden* spottet der sozioökonomischen realität die sich im kapitalverhältnis in den eigentumsverhältnissen und in der produktion äußert und schatten des kapitalistischen überbaus ist nein fundament.der arbeiter IST durch die lohnarbeit d.h (mehrarbeit,mehrwert) objektiv ein feind der kapitalistischen produktionsweise und die bourgeoisie objektiv ein mit den jahren zunehmend parasitärer ja anachronistischer haufen von elend und krieg reproduzierenden *reitern* und anders als die arbeiterklasse ist es ihre objektive bestimmung und ihr interesse eben dies zu sein.
das es arbeiter gab und gibt die den faschismus unterstützen stimmt aber die genese des faschismus ist in dem sozioökonomischen überbau der gesellschaftlichen formation begründet die man kapitalismus nennt.es würde den rahmen sprengen die globalen sachzwänge und die gesellschaftliche dynamik innerhalb einer nation zu schildern die dieses *phänomen* zu etwas macht das mehr als nur ein *konstrukt* ist(ps. ich liebe dieses anarchistische und adornische wort)
Daß es die Menschennatur gar nicht gibt, sondern die jeweiligen Menschen nur das Ensemble ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse sind, daß das Leben und Denken der Altsteinzeit wirklich keine Erklärung für heute ist und die Menschengattung eine leere Abstraktion ist, die nichts erklärt- daß alles wissen AnarchistInnen in der Regel nicht
wieder völlig unhistorisch und wüst widersprüchlich. ich halte dem entgegen: der tote packt den menschen
die steinzeit und jede historische etappe der menschheit hat mit dem zu zun was *wir* heute sind.der historische materialismus war nicht umsonst das was marx den sozialen alchimisten entgegenstellte die sich in ihrer anarchistischen spielart als notorische antisemiten a la bakunin und proudhon äußerten.sonderlich von sozialutopisten a la owen unterscheiden diese sich nichtma außer das sie durch ihr spätes und halluziniert originäres auftreten irgendwie... wie sagt man unter akademikern *redundant* wirkten.
abschließend möchte ich unterstellen das der schreiber evtl ausm antideutschen standpunkt stammt da ich mir dereinst beim sogenannten oajt in münster ähnlichen scheiss anhörn müsste damals noch als grünschnabel aber instinktiv wehrte ich mich dagegen als scharfrichter der vernunft über die leute zu urteilen die dem armen ludwig den kopf abschlugen der ja genauso wenig für das konnte welchem er vorstand wie es ein lumpenprolet konnte( die moderne version ließen sie auch verlauten: eine putzfrau unterscheidet sich von ihrer funktion her nicht sonderlich von nem topmanager sie würde eben zufällig ihre funktion ausüben)es ist ja grade essentieller bestandteil der antideutschen ideologie klasseninteresse zu leugnen das wilde um sich schlagen des israelischen staats wird dann gerne fatalistisch als blutiges durchsetzen des fortschritts bezeichnet das man kritisch(oder unkritisch) unterstützen möge.wie polemisierte lxeumburg damals gegen den *sozialistischen* minister der einer bürgerlichen regierung eintrat und das niederschlagen von arbeitern als *schutz* der republik bezeichnete? sie widerholte so lange die phrase scbutz der republik zur rechtfertigung der repressiven staatlichen schläge eben dieser regierung bis einem das groteske ins auge sprang.
nun zum anarchisten der mir eben weil er anarchist ist ungleich sympatischer ist als der bürgerliche evolutionist von eben der den modernen kautskyaner darstellt(sozialromantik ist numa niedlich und anarchisten sowieso)
wieder einmal wird der fehler gemacht, ein pluralistisches system (anarchie) zu versuchen in einen topf zu werfen. wieder einmal wird ihnen unterstellt, wie diese gesamte, sehr heterogene, bewegung etwas sieht / betrachtet wie z.b. herrschaft. wenn bakunin z.b. gelesen worden wäre dann wäre klar, dass er revolten von rechts gerade bei den deutschen vorausgesagt hat. dazu braucht es nicht einer manipulation durch die medien - herrschaft wird verinnerlicht, auch vom untertanen.
hätte man das pluralistisch als bedauerliche entstellung der anarchistischen lehre bezeichnet dann möge so sein es aber zum *prinzip* des anarchismus zu erheben ja als stärke ist grotesk angesichts der niederlage eben dieser heterogenen bewegung die wankelmütig ja opportun gegen alles was nicht herrschaftsfrei ist wetternd nicht nur hand in hand mit weißen wrangels und koslowskis ging und dafür sorgte das die aktienkurse in aller welt stiegen(kronstadt) sondern auch hand in hand mit einer volksfrontregierung in spanien(siehe die geschichte der cnt).die freunde durrutis sowohl ihre entsteung als auch ihr tragisches ende waren konsequenz dieser form von pluralität und schankenloser *freiheit* der kritik.
das sind die Überzeugungen der sozialen Revolutionäre, und deshalb nennt man uns Anarchisten. Wir protestieren nicht gegen diese Bezeichnung, denn wir sind in der Tat Feinde jeglicher Macht, weil wir wissen, daß Macht ebenso zersetzend auf den wirkt, der sie hat, wie auf den, der ihr gehorchen muß."
tja.. eine macht des proletariats hätte es evtl vermocht eine soziale revolution in spanien zu konsolidieren.stattdessen atomisierter partisanenkampf und zersplitterung bis zum geht nicht mehr.
der staat ist ein zwangskonstrukt welches niemals etwas gutes hervorbringen kann und war by the way schon vor dem kapitalismus da
der staat oder besser die konzentrierte klassenherrschaft entstandt historisch und nicht unbedingt als zwang fürwahr äußert er sich als zwang aber ähnlich wie der herr dühring(siehe engels epochale polemik Anti-Dühring)sehen anarchisten das anders sie wissen nicht das herrschaft politisches mittel ist nicht selbstzweck(wir menschen sind ja nicht von naturaus sadisten)
schwachsinn...
sorry, aber was anderes fällt mir dazu nicht ein:
es gibt strömungen, die in eine subsistenz-wirtschaft wollen - das ist an sich nichts negatives sondern eine romantische utopie, die ziemlich viele in einer komplexen gesellschaft hegen
*an sich nichts negatives* das sagt so einiges aus die herren anarchisten wollen andre *tendenzen* des anarchismus nicht bevormunden solln sie doch ihr patriarchales rückständiges zapatista*konstrukt* aufbauen und auf tolerierung der zentralregierung hoffen....( das ganze ist das ausdruck eines souveränen volksbegehrens daher interveniert man dort auch nicht) ich zähle schon seit langen a priori die toten...
nun dieses maß an kritik sollte ausreichen bedenkt man das ichs hier mit 2 anonymen publizisten auf einer website für vorwiegend kleinbürgerliche elemente zu tun hab.
kritik an der kritik an der kritik
DER niederlage? mensch, die anarchisten haben hunderte, tausende niederlagen erlitten. und doch kämpfen sie immer noch.
pluralismus als prinzip der anarchie zu begreifen ist meines erachtens nach ein durchaus logischer schritt. denn herrschaftsfreiheit ist nicht dann erreicht, wenn alle gleich sind. fortschritt entsteht durch das ineinandergreifen von verschiedenem aus dem das bessere entspringen kann. gerade konsens-findung ist ein beispiel, wie aufgrund des prinzips der pluralität eine stärkere und nachhaltigere lösung erreicht werden kann als beispielsweise durch abstimmungen.
"tja.. eine macht des proletariats hätte es evtl vermocht eine soziale revolution in spanien zu konsolidieren.stattdessen atomisierter partisanenkampf und zersplitterung bis zum geht nicht mehr."
du scheinst dich ja ein wenig damit beschäftigt zu haben. dann müsstest du auch wissen, dass es genau solch einen versuch gegeben hat - nämlich durch die autoritären. mitten im krieg gegen die faschisten sind sie allen progressiven vereinten kräften (anarchisten diverser strömungen, poum und andere) in den rücken gefallen und haben mit genau der von dir genannten logik angefangen, ein stehendes heer aufzubauen, anarchisten zu erschießen, straßenkämpfe zu beginnen etc.
hat ja toll funktioniert.
wenn wir eins aus der geschichte gelernt haben ist das: kommies in die fresse hauen, denn die verraten einen! schade, dass die in spanien zu gutmütig waren. aber autoritär und anti-autoritär klappt nur so lange, bis die autoritären meinen, die (staats-)macht für sich gewinnen zu können.
besseres beispiel rußland: an die macht gekommen schlachten sie danach die anarchisten ab.
hat der weise mann (das war übrigens bakunin) wohl einfach recht gehabt. kein mensch ist in der lage, mit macht umzugehen. also abschaffen.
"*an sich nichts negatives* das sagt so einiges aus die herren anarchisten wollen andre *tendenzen* des anarchismus nicht bevormunden" - richtig, was ist daran falsch?
"solln sie doch ihr patriarchales rückständiges zapatista*konstrukt* aufbauen und auf tolerierung der zentralregierung hoffen" ach ja... gut, dass der weiße europäer wieder weiß, was für die indianer gut ist.
"der staat oder besser die konzentrierte klassenherrschaft entstandt historisch und nicht unbedingt als zwang fürwahr äußert er sich als zwang" zwang ist zwang ist zwang - weg mit der scheiße.
solange macht existiert wird macht ausgeübt wird zwang ausgeübt. die macht zu zerstören gilt als das höchste ziel der anarchisten. nur über das "wie" gibt es verschiedene ansichten.
ich belass es gegenüber dir jetzt auch, denn anscheinend hast du dich ja eh im internet verirrt, bist du doch auf einer webseite gelandet, die libertär oder zumindest syndikalistisch auftritt.
aber syndikalistisch ist für dich ja eh gleichbedeutend mit "einer website für vorwiegend kleinbürgerliche elemente".
märtyrer monopol?
sie seien die wahren babeuf der gescheiterten spanischen revolution
fakt ist die revolutionärsten anarchisten die sich als sogenannte freunde durrutis formierten
taten dasselbe wie die kleine gruppe der BL der bolscheweki leninisten,die einzig wirklich trotzkistische gruppe
die in der spanischen revolution partizipierte und viel weitsichtiger die strategien der gruppen formulierte
die die arbeiterklasse führen sollte:
Der Broschüre des anarchistischen Literaturvertriebs Syndikat A, „Nosotros, Agentes Provocadores“ von Hans Schafranek und Werner Wögerbauer zufolge, versuchte das nationale Plenum der CNT in Valencia, die Freunde Durrutis aus der CNT auszuschließen, was jedoch der Widerstand der CNT-Basis verhinderte. Die CNT-Führung warf ihnen „Marxismus“ vor und bezeichnete sie als „unkontrollierbare Elemente“. Sie hatten jedoch gar nicht vorgehabt, die CNT-Führung zu ersetzen, sondern durch ihre Kritik die CNT wieder zu revolutionären Positionen zu bewegen. Den Vorwurf des „Marxismus“ hatte die CNT-Führung wahrscheinlich an den engen Kontakten der Freunde Durrutis zu der POUM und den spanischen Trotzkisten, der kleinen Gruppe der Bolschewiki-Leninisten (BL) festgemacht, die sich geweigert hatten, mit der POUM der Volksfrontregierung beizutreten. Auch wenn Schafranek und Wögerbauer meinen, diese Annäherungen habe es aufgrund des Klimas der gemeinsamen Situation gegeben, Staatrepressionen ausgesetzt zu sein, so gab es auf politischer Ebene in der Tat einige Gemeinsamkeiten. Das im El Amigo del Pueblo Nr. 5 babgedruckte Programm der Freunde Durrutis hatte inhaltlich viele Gemeinsamkeiten mit den Positionen der BL. Es forderte neben konkreteren Maßnahmen zur Besserung des Lebensstandards diese politischen Maßnahmen:
„Steuerung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens durch die Gewerkschaften.
Freie Kommunen.
Kontrolle von Armee und Ordnungskräfte durch die Arbeiterklasse...
Alle Waffen haben in den Händen des Proletariats zu sein...
Allgemeine Arbeitspflicht...
Sozialisierung aller Produktions- und Tauschmittel... b
Säuberung des Hinterlandes...
Sofortige Einführung des Familienlohns...
Abschaffung des bürgerlichen Parlaments...
Mobilisierung gegen die Konterrevolution...
Mißachtung aller staatlichen Zwangsmaßnahmen...
Rückkehr zur umfassend revolutionären Ausrichtung unserer Organisation.
Totale Opposition gegen den Ministerialismus...
Gegen jede Form von Waffenstillstand...“
– „Nosotros, Agentes Provocadores“, Hans Schafranek, Werner Wögerbauer
Die BL befanden sich in einer ähnlichen Lage wie die Freunde Durrutis. Jene, die die Regierungspolitik der POUM angegriffen hatten, wurden ebenso von den POUM-Ministern attackiert und ausgeschlossen, wie solche Mitglieder der BL, die in den POUM-Batallionen gekämpft hatten. Die Kritik Trotzkis an der POUM konzentrierte sich auf deren Volksfrontbeteiligung trotz der Lippenbekenntnisse zur Notwendigkeit der Revolution:
„Koalition mit der Bourgeoisie unter dem Namen Volksfront, Beteiligung an der Volksfrontregierung, politische Unterstützung einer solchen Regierung, Verzicht auf unabhängige Agitation und Organisation für den revolutionären Sturz der bürgerlichen Regierung – all das kann im besten Fall nur den Todeskampf der bürgerlichen Demokratie verlängern und dem Faschismus den Sieg erleichtern. Nicht nur die Politik der Stalinisten und Sozialisten, dieser direkten Lakaien der Konterrevolution, sondern auch die der CNT- und POUM-Führer war und bleibt verderblich vom Standpunkt der proletarischen Interessen.
– „Antworten auf einige Fragen, die spanische Lage betreffend“, Leo Trotzki
Das Programm der Bolschewiki-Leninisten, dbas am 19. Juli 1937 veröffentlicht wurde, äußerte sich zu den notwendigen Aufgaben für die Revolution in Spanien. Unter dem Titel „Was wollen die Trotzkisten“ finden sich unter anderem folgende Forderungen:
„Den Faschismus und seine Wurzeln durch die Enteignung der Ausbeuter und der vollständigen Zerstörung des alten Staatsapparates beseitigen der nur auf dem verrotteten Boden der kapitalistischen Demokratie blühen kann. Während einer Übergangsperiode wünschen wir die Diktatur des Proletariats zu errichten, nur gerichtet gegen die Überbleibsel der Bourgeoisie, die mit Hilfe des ausländischen Kapitals versuchen wird, das Privateigentum und das bürgerliche Regime wiederzuerrichten.“ …
„So lange das Proletariat nicht in der Position ist, die Macht zu übernehmen, werden wir die demokratischen Rechte der Arbeiter innerhalb des Rahmens des kapitalistischen Übergangsregimes verteidigen. Darum haben wir öffentlich, und ohne jede Art des Manövrierens die Einheitsfront des Kampfes gefordert, CNT-POUM-FAI; wir werden es den Klassenfeinden niemals erlauben, die Arbeiterorganisationen zu zerstören, selbst wenn es sich um unsere politischen Gegner handelt. Gestern forderten wir den Schutz der POUM; heute protestieren wir gegen diejenigen, die die POUM von den Volkstribunalen ausschließen wollen; und morgen werden wir die CNT mit den Waffen in der Hand verteidigen. Wir waren und sind Befürworter der proletarischen Demokratie.“
– Das Programm der spanischen Bolschewiki-Leninisten, www.revolutionary-history.co.uk [Übersetzung Bolschewik]
Die Forderung der BL zur Errichtung der Diktatur des Proletariats glich in vielen Belangen den Forderungen des Programms der Freunde Durrutis. Diese Diktatur des Proletariats, einer der traditionellen Konfliktpunkte zwischen Marxisten und Anarchisten definierte die BL so:
„Wir stehen für die Formierung revolutionärer Räte der Arbeiter, Bauern und Soldaten. Diese Räte sollen in jeder Fabrik, in jedem Dorf und jedem Unternehmen demokratisch gewählt werden. Es muss möglich sein, Delegierte jederzeit abzuberufen, wenn die Mehrheit so entscheidet. Räte dieser Art wurden in den Juli-Tagen geformt. Dem wahren Wunsch der Massen ist das freiest mögliche Spiel in ihnen erlaubt. Diese Räte werden zu ihrer Aufgabe die Verteidigung der Errungenschaften der Revolution, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Kontrolle der Wirtschaft und Verteilung haben. Jede Partei wird ihre Vorschläge machen: die Massen werden entscheiden.“
– ebenda
hier ein kommentar des cnt mitglieds das sich richtigerweise gegen die volksfrontregierung wehrte:
García Oliver, eine der Führungspersönlichkeiten der CNT/FAI, hielt den reformistischen CNT-Mitgliedern damals richtigerweise entgegen:
„Fast gleich nach der ersten fand eine weitere Plenarversammlung statt, auf der ich meine Ansichten bekräftigte; den Verschwommenheiten Marianets (damals Sekretär der katalanischen CNT), von wegen ‚auch ohne aufs Ganze zu gehen, könnten wir dennoch die Situation von der Straße aus beherrschen’, mußte ich entgegenhalten, daß derartige Ansichten nichts Ernsthaftes an sich hatten (...), denn die Gesamtheit der Probleme einer Revolution (siehe das, was in Rußland geschehen war) erforderte die revolutionäre Machtergreifung der CNT.“
– “Durruti. Leben und Tode des spanischen Anarchisten“, Abel Paz
abschließend bemerke ich das es charakteristisch ist für diese allgemein(mittlerweile) antikommunistischen ressentiments den bolschewismus lenins und trotzkis in den topf zu werfen den stalin nach seiner ursupation geltend machte( und die das gros der cnt ähnlich ausführte siehe die spanische volksfrontregierung)
fakt ist mehr noch als die anarchisten wurden die trotzkisten in der spanischen revolution gejagt wieso?`
weil sie mehr war als eine dezenttrale amorph intervenierende gruppe von partisanenromantikern,eben weil sie
begriff wie wichtig eine zentralistische arbeiterführung unter der permanenten aufsicht roter räte ist.
die spanische revolution zeigte den bankrott des anarchismus auf und den verrat der stalinisten an die arbeiterklasse
7 jahre später trat das ein was trotzki in verratene revolution bereits vorwegnahm... stalin löste die komintern zugunsten diplomatischewr manöver auf. http://www.bolshevik.org/deutsch/26/Proletarische%20Revolution%20statt%20Staatsverneinung-26.htm
langsam...@blinder fleck
Ansonsten stimme ich dir zu, daß daß Thema "Psychiatrie" nicht explizit herausgestellt wurde... bei "Radio Chiflado" (anarchistischer Podcast) habe ich zumindest den versuch gehört, Psychiatrie und Antipsychiatrie aus libertärer Sicht zu beschreiben
Du erwähnst das "weglaufhaus"--- so viel ich weiss,geht es dort um "Schutzräume" und wird noch getrennt zwischen BetreuerInnen und Flüchling. Da wäre doch auch für dich die Möglichkeit einer libertären Kritik(Frei-statt Schutzräume, selbstbestimmung bzw. selbstorganisation ets.)
ich werde auch in berlin sein, verspreche mir aber bisher nicht so viel davon wenn ich themen wie "anarchismus und sex" usw. sehe
Trotzdem: Vamos a ver
Grüsse