Berlin: Kiez-Diskussion gegen Thor Steinar am 11.3.

s7ven 13.03.2009 18:23 Themen: Antifa
Am 11.03.2009 lud die Initiative gegen Rechts zu einer Diskussionsveranstaltung in die Galiläa Kirche in Berlin Fiedrichshain ein. Grund dafür ist die Eröffnung des Thor Steinar Ladens "TROMSØ“ in der Petersburger Straße 94.
Robert Schwind, Geschäftsf. der Hedwig-Wachenheim-Gesellschaft begrüßte die ca. 50 Gäste und erzählte über die Geschichte und die momentane Nutzung der Kirche.Frau Bayram (SPD) von der Initiative übernahm die Moderation des Abends und führte zunächst in die Thematik "TROMSØ“ ein und stellte den Ablauf des Abends vor. Zunächst sollte über den Laden "TROMSØ“ und die Marke Thor Steinar informiert werden. Im Anschluss darauf wurden Stimmen und Meinungen der Besucherinnen und Besuchern aufgenommen um im Abschluß der Veranstaltung Möglichkeiten der Weiterarbeit zu diskutieren.

Frau Kritter von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) erklärte die Hintergründe von Thor Steinar. Inhalt des Vortrags war ungefähr das, das und das.

Danach schilderte Hr. Botembe, Pfarrer der Afrikanischen Gemeinde, die ihren Sitz direkt im Nachbarhaus des Laden hat, über seine Erfahrungen mit dem Laden aber auch allgemein was es bedeutet, als Mensch mit schwarzer Hautfarbe im Kiez zu leben. Er verwieß auf das Problem, dass nicht nur der Laden eine Gefahr darstelle, sondern stellte die Frage: "Wer leistet dem Ganzen Vorschub, was sind die Voraussetzungen für diesen Laden?" Nach seiner Meinung nach haben die Institutionen Politik und Kirche gleichermaßen versagt. Sie hätten nicht auf die Veränderungen der Postindustiellen und -ideologischen Zeit reagiert, germanische Werte und der Glaube an eine Rassenüberlegenheit, sowie eine Ideologie der Gewalt würden weiter bestehen. Die Nazis würden bewußt in ihrer geistigen Entwicklung stehen bleiben und sind eine Gefahr für die Besucher der Gemeinde, wie auch für die gesamte Bevölkerung des Stadtteils und darüber hinaus.
Herr Dr. Köhler (SPD), Vorsitzender des Paul-Singer-Vereins berichtete seine Erfahrungen mit dem Laden, da der Verein auch in der Petersburger Str. 92 sitzt, und den Erfahrungen mit den Rechten in Lichtenberg. Seiner Aussage nach, hat sich die Politik mit dem Fall beschäftigt und versucht, Gespräche mit dem Vermieter aufzunehmen und diesen zum Handeln zu bringen.
Dies wurde durch den Bezirksbürgermeister Hr. Dr. Schulz (Grüne) unterstrichen. Aus Sicht der Grünen soll dieser Laden wieder geschlossen werden, der Vermieter hätte sich bisweilen noch nicht zu den Anfragen der Parteien geäußert. Da es sich bei dem Laden um Gewerberäume handelt, sieht er keinerlei Handlungsspielraum, evtl. Bau- oder Umbauvorhaben seitens der Mieter durch das Bezirksamt zu verweigern.

Nach den Statements des Podiums kamen die Wortmeldungen der Gäste an die Reihe. Menschen berichteten, dass die Polizei im Kiez vermehrt Präsenz zeigt und den Laden rund um die Uhr bewacht. Was viele als Provokation empfinden, ist für andere ein Gefühl der Sicherheit. Die Diskussion ob die Polizei nun gut oder schlecht ist wurde dahingehend aufgelöst, dass das eigentliche Problem beim Laden liegt. Die Frage, was es das Land Berlin kostet, mindestens ein Fahrzeug der Polizei mit mehreren Beamten_innen Streife stehen zu lassen, wurde seitens des Podiums nicht beantwortet. Es wurde dafür darauf hingewiesen, dass der Bezirk nicht für die Polizei zuständig sei, sondern das Land. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass das Bezirksamt klare Stellung gegen den Laden bezieht, und diese Frage an das Abgeordnetenhaus gestellt werden wird. Eine Wortmeldung machte die Geschichte des Hauses deutlich und zeigte, dass das Haus von den Ladenbesitzern wohlwissend und gezielt ausgesucht wurde. Zur Zeit der Nationalsozialisten war im Keller des Gebäudes eine Kegelbahn, in der Menschen gefoltert wurden.
Unter den Gästen befanden sich auch Akteure der Inis in Mitte und Prenzlauer Berg, die die dortigen Läden "begleiten". Sie stellten Kunstprojekte vor und berichteten von ihren bisherigen Erfahrungen. Besonders die Touristen, die unwissend rechtsradikale Bekleidung kaufen könnten, sollen somit auf den Laden aufmerksam gemacht werden.
Und weiter?
Diese Frage wurde nicht abschließend beantwortet. Da sich zu der Veranstaltung,erfreulich, ganz unterschiedliche Menschen zusammen gefunden hatten, waren die Vorschläge völlig unterschiedlich. Sie reichten von juristischen Schritten über Kunstaktionen bis zu zivilem Ungehorsam, Vernetzung mit anderen Bezirken u.ä.. Klare Absprachen oder Arbeitsaufträge wurden nicht vereinbart. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben!

Termine
Am 17. März trifft sich die Ini im Mieterladen Kreuziger 23
Am 21. März wird es eine Demo gegen den Laden geben, Start ist auf dem Boxi
Darüber hinaus möchte die Ini Plakataktionen und Kleidungs-Tausch-Aktionen starten.

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Ergänzungen

Jalousie eingefärbt

marius 14.03.2009 - 01:31
Heute nacht - Fr. auf Sa. auf dem Nachhauseweg: Grüne und Zivile stehen davor und fotografieren, da die Frontjalousie frisch eingefärbt wurde. Salut an die mutigen Anonymi! Der Laden ist sehr exponiert gelegen, schwierige Arbeit.

Vermieter? Keine Chance

SADFGH 14.03.2009 - 11:34
Schon in Mitte und anderen Städten hat sich gezeigt, daß den Vermietern egal ist woher das Geld kommt. Zwar wurde immer wieder in Öffentlichkeit gesagt, man wolle ja eigentlich keine Nazis, aber dem folgten keine Handlungen. Dabei kann ein Vermieter bei Gewerbemieten ohne Probleme die Mieter rauskriegen, wie man derzeit bei den letzten alteingessenen Läden in Kreuzberg sieht. Es wäre also viiieeel Druck notwendig. Und nicht vergessen: der Vermieter wusste ja, was das für neue Mieter sind.

Fristlose Kündigung für Thor Steinar

Icke 16.03.2009 - 00:22
Gerade gefunden:  http://berlinnow.wordpress.com/2009/03/16/fristlose-kundigung-fur-thor-steinar-in-friedrichshain/

sieht wohl nicht gut aus für Tromso, naja ma sehen. Raus mit dem braunen Pack.

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Hm — Ausdrücker

Nazi-Klamotten — Frucht