Polizeiübergriffe bei Greenpeaceprotest in Brüssel

vs. 12.03.2009 14:40 Themen: Biopolitik Blogwire Repression Weltweit Ökologie
Am Dienstag, den 11.03.2009 blockierten 340 GreenpeaceaktivistInnen aus aller Welt das EU-Ministerratsgebäude in Brüssel und forderten von den dort tagenden Finanzministern der EU-Länder mehr Geld für Klimaschutz. Brüssels einziges Gegenargument war ein brutaler Polizeieinsatz, bei dem um die 20 GreenpeaceaktivistInnen verletzt wurden.
„Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet!“ war auf den Bannern der 70 deutschsprachigen Aktivisten zu lesen, die zusammen mit Gesinnungsgenossen aus 40 Ländern eine zweireihige Sitzblockade vor dem EU-Ministerratsgebäude veranstalteten. Vor allem die dritte Welt Länder sollten Finanzhilfen bekommen, um dort die durch Europa verursachte Klimaerwärmung zu bremsen.
Niemand hatte erwartet, dass sich Brüssel den friedlichen Umweltaktivisten gegenüber genauso verhält wie zu den Bänkern, doch der Polizeieinsatz glich einem Aufgebot von Hooligans, die es kaum erwarten konnten die gewaltlosen Demonstranten zu verprügeln.
Greenpeace ist eine friedliche Organisation, die ihren AktivistInnen jegliche Form von Gewalt, also auch verbale Provokationen strikt verbietet. Noch nie wurde die Polizei als direkter Gegner betrachtet. Und das müssten die Polizisten nach Jahrzehnte langer unfreiwilliger Zusammenarbeit eigentlich wissen.
Umso erstaunlicher war es , als die Polizisten plötzlich anfingen, mit unnötig brutalen Mitteln gegen die Demonstranten vorzugehen. Nachdem die Presse weggeschickt wurde und mit einem großen Polizeibus die Sicht versperrt war, fingen sie an sich die restlichen AktivistInnen vorzunehmen. Und an diesem Rest konnten sie sich richtig austoben. Man schlug die friedlichen AktivistInnen mit Gummiknüppeln und Fäusten, zog sie an den Haaren auseinander, drückte ihre Gesichter mit Stiefeln und Knien auf den kalten Betonboden und zwang sie sogar die Polizeistiefeln mit dem Mund zu berühren. Die ihnen ausgelieferten AktivistInnen schrien nach der Kamera, damit diese Ungerechtigkeit dokumentiert wird, doch die einzige Kamera, die anwesend war, war in den Händen eines Polizisten, der immer dort Filmte, wo nichts schlimmes geschah.
Das bestialische vorgehen wurde sogar manchen Polizisten zu bunt, so stoppte ein Bulle seinen Kollegen, als dieser nicht aufhören wollte immer und immer wieder auf den selben Demonstranen mit dem Knüppel einzuschlagen; eine Polizistin warnte ihren Kollegen, als sie sah, dass er einen gefesselten Aktivisten mit dem Gesicht nach vorne gegen die Bustreppe in den Polizeibus werfen wollte.“Nicht auf die Stufen, das wird ihm wehtun!“ schrie sie auf Französisch. Er lies sich aber nicht von einer Frau beirren und tat es trotzdem. Die Polizistin war den Tränen nahe als sie das sah.
Davor machten sich die Bullen aber einen besonderen Spaß. Sie fesselten die Hände der DemonstrantInnnen am Rücken, mit Plastikhandschellen, die enger wurden je mehr mensch daran zog. Dann schoben sie ihre Gummiknüppel hindurch, und schleppten die Umweltschützer wie halb hängende Grillspießlämmer zum Polizeibus. Dabei zogen sich die Handschellen bis in die Handknochen zusammen, so dass sich das Blut in den Händen staute und mensch seine Hände kaum fühlen oder bewegen konnte.Vor dem Bus warf man die AktivistInnen dann zusammen auf einen Haufen, obwohl um sie herum genügend Platz gewesen wäre . Im Bus bekamen manche UmweltschützerInnen Panik, dass ihre Hände absterben, vor allem weil sie ,so eng am Rücken gefesselt, weder zu sehen noch zu spüren waren, als sie aber Hilfe verlangten, wurde sie Ihnen verweigert.
Über dreihundert AktivistInnen wurden eingesperrt und fünf Stunden in Haft gehalten. Drei kamen ins Krankenhaus mit gerissenen Bändern und gebrochenen Rippen; aber verletzt wurden weitaus mehr als die Medien berichteten. Viele verließen später humpelnd die Haft mit Schürfwunden und blauen Flecken am ganzen Körper. Die roten Abdrücke von den unmenschlichen Plastikfesseln waren an allen 600 Händen zu sehen.
Was das konkrete Thema der Klimapolitik betrifft, war Brüssel weit weniger schlagfertig. Man war sich wieder einmal, wie schon vor mehr als zwanzig Jahren, uneinig. Und man versicherte wieder einmal eine konkrete Entscheidung, diesmal bis zum Ende des Jahres beim Klimagipfel in Kopenhagen.
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Ergänzungen

Greenpeace demonstriert bei Hypo Real Estate

http://www.bild.de 12.03.2009 - 18:40
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Freitagmorgen mit einem Banner an der Fassade des Hypo Real Estate-Gebäudes in München zum weltweiten Klimaschutz aufgerufen. Wie die Organisation am Freitag mitteilte, seilten sich in den Morgenstunden Greenpeace-Aktivisten vom Dach des Bankenhauses ab und brachten ein etwa fünf mal sechs Meter großes Transparent an der Hauswand an. Auf dem Banner, das die Aktivisten nach wenigen Stunden wieder abhängten, stand den Angaben zufolge: «Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet!».

Foto:  http://www.bild.de/BILD/regional/muenchen/dpa/2009/03/06/greenpeace-demonstriert-bei-hypo-real-estate.html

komisch

zweifler 12.03.2009 - 22:38
weder auf der greenpeace-deutschland seite noch sonst wo ist die version annähernd so bestätigt, bei greenpeace-deutschland werden gar keine verletzten erwähnt (  http://www.greenpeace.de/themen/klima/nachrichten/artikel/protest_in_bruessel_greenpeace_fordert_rettungsplan_fuer_das_klima )
und die einzigen, die überhaupt von verletzten reden zählen ganze 3.  http://diepresse.com/home/panorama/welt/459753/index.do?_vl_backlink=/home/panorama/index.do

also irgendwas ist da komisch, weil so wie ich greenpeace kenne die normalerweise solche sachen schnell versuchen an die öffentlichkeit zu bringen, alleine schon zum schutz für weitere aktionen.
mag ja sein, dass keine fotos existieren, aber fotos von den verletzten (blaue flecken etc)
sollten ja schon da sein und genügend augenzeugen, um so etwas auf der eigenen homepage auch
veröffentlichen zu können.
falls die geschichte wahr ist und greenpeace die aktivistInnen nicht unterstützt wäre es ein greenpeace-interner skandal

wie auch immer, gute genesung den verletzten


weitere gefundene artikel:
 http://www.wir-klimaretter.de/content/view/2543/256/
 http://derstandard.at/?url=/?id=1234509101578
 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20090310_OTS0164&ch=panorama

warum zweifelt ihr immer an eurer seite

bestaetiger 13.03.2009 - 02:26
1. gp hat andere themen als die genauen Ablaeufe der Aktionen oder die genaue Anzahl der verletzten aktivistinnen, es geht um Meer...und wald und so
2.die greenpeacethemen sind traurig genug, glaubst du dass der ottobildzeitungmayer dann auch noch mit verpruegelten demonstranten konfrontiert werden will...und es gibt viele ottobildzeitungmayers mit viel geld...mit mehr als du jedenfalls-wach auf mann!
3.die polizei ist nicht das ziel greenpeaces, sondern diesmal z.B. die Finanzminister, der bericht war mehr eine kritik an das vorgehen der Polizei Bruxelles, was gp eigentlich null bringen wuerde, fuer ihre zielsetzung!
4.das war nicht das erste mal, dass so etwas vorkommt, nur es macht halt einen unterschied,ob man nur schreibt wieviele verletzt wurden und da nur die krankenhausreifen aufzaehlt(das ueberliest man halt) oder ob man es genau beschreibt und jegliche verletzungen wie blaue flecken und wunden,prellungen mitzaehlt,wobei bei einer friedlichen aktion in einem demokratischen land sogar ein boeses wort von seiten der polizei einfach nur uebertrieben ist...
5. ich schick dir n paar fotos von wunden und verletzungen wenns dich unbedingt interessiert, aber dann bezweifelst du wahrscheinlich ihre echtheit...das ewige problem der linken kein vertrauen zueinander...immer nur zweifeln...zweifeln... und waehrenddessen haben die Reaktionaere laengst ihr machtsystem durchgesetzt...

Bilder

bestätigt 13.03.2009 - 13:50
Aus internen Kreisen weiß ich, dass der Inhalt des Artikels zum Teil wahr ist, jedoch zum Teil auch überzogen. Bilder gibt es hier, von der Aktion, aber auch von der polizeilichen Gewalt:

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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er345 — dst4

Wirkung und Gegenwirkung — Mörchenhase

selbstkritik — Mörchenhasenfresser