Naziaufmarsch Osnabrück 7.3.- Erlebnisbericht

Augenzeuge 10.03.2009 09:04 Themen: Antifa Antirassismus
Am 7.3.2009 sind in Osnabrück ein weiteres Mal Nazis, Neonazis, NPDler, freie Rechte und Autonome Nationalisten aufmaschiert, um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Dies ist ein subjektiver Erlebnisbericht dieses Tages
Wir haben uns mit einer Gruppe von in etwa 10 Leuten bereits um viertel vor neun Morgens in Osnabrück eingefunden. Dies war erforderlich, da angekündigt war, dass die Anreise zu einem späteren Zeitpunkt erhebliche Probleme zur Folge haben könnte. Um diesen aus dem Weg zu gehen, haben wir uns spontan dazu entschlossen, den Zug bereits am Hasetor zu verlassen als wir dort eintrafen, und keinerlei Beamte in Sichtweite waren (was am Haupfbahnhof sicherlich anders gewesen wäre).
Von dort aus machten wir uns zunächst auf den Weg in die Innenstadt um zu erkunden, wie die Lage dort zu diesem frühen Zeitpunkt ist. Das einzige, was jedoch auffiel, dass uns vermutlich Beamte in Zivil von Beginn an verfolgten bis hin zur Höhe Hakenstraße. Dort bewegten wir uns etwas schneller, drehten uns desöfteren um, um zu erkennen, wie diese sich verhalten. Diese nahmen darauf unauffällig einen anderen Weg...
Da weder eine Antifademo noch ein Treffpunkt zuvor vereinbart wurde (soweit ich in Erfahrung bringen konnte auf Grund der Vorkomnisse in Dresden drei Wochen zuvor) machten wir uns zunächst auf den Weg zum Alando Palais, ergo zum Startpunkt der DGB bzw. "Bündnisdemo". Dort hielten sich um halb zehn bereits einige schwarz gekleidete Menschen sowie zahlreiche Punks auf. Das Hinkommen zu diesem Punkt war ohne Schwierigkeiten möglich. Bis zum Start der Auftaktkundgebung trafen weitere Antifas ein, die ähnliche ratlos schienen, wie es weitergehen soll, wie wir. Die Kundgebung wurde Richtung Kollegienwall durchgeführt. Zunächst sprach dort (wenn ich mich recht erinnere) eine DGBlerin, welche jedoch kritisch zu betrachten war. Äußerungen, dass auch die Polizei lieber in "unseren Reihen mitdemonstrieren" würde, wurden auch dementsprechend von anwenden Antifaschisten/-innen geahndet. Darauf folgend sprach eine Zeitzeugin, welche durch Naziherrschaft und SA-Terror zahlreiche Angehörige verlor - und ihre Ergriffenheit, dass das selbe Pack in ihrer Stadt maschieren darf, deutlich hörbar war.
Nach dieser Kundgebung bewegte sich die gesamte Demo auf der angekündigten Route Richtung Schloßwall. Bereits zu diesem Zeitpunk war eine Gruppe von ca 25 Punks am Marienhospital bereits zum zweiten Mal für kurze Zeit gekesselt worden, nachdem dies in etwa eine halbe Stunde zuvor auf der Niedersachsenstraße der Fall war.
In etwa 10 Minuten lang wurde sich in die Demo eingereiht, bevor dann (intern unter den Antifaschisten/-innen die Meldung kam, man würde sich geschlossen an die Demospitze setzen wollen. Der Einfachheit halber bewegte man sich daraufhin am Rand der Demo entlang schnellen Schrittes bis an die Spitze, an der sich bereits eine Gruppe von ca 150 Antifaschisten/-innen versammelt hatte. Gleichzeitig dazu formierte sich jedoch ebenfalls die Polizei und bildete einen (nach hinten offenen) Wanderkessel. Noch vor dem Eintreffen der Demospitze auf dem Schloßwall bestand die Spitze bereits aus schätzungsweise 200-300 Antifas - welche nun lautstark und gut gelaunt die Demo anführten. Weder Polizei noch DGB / "Bündnis" schien dies jedoch zu gefallen. Bereits drei Reihen der Polizei "führten" die Demo, so das Mensch den Eindruck bekam, die Polizei würde demonstrieren.
Zu diesem Zeitpunkt (ca 11 Uhr) war jedoch immer noch unklar, wie genau es weitergehen sollte. Es wurde spekuliert, auf Höhe des nächsten Kundgebungsortes statt nach links zu laufen an der Ecke Neuer Graben / Neumarkt gerade aus zu laufen um einen Durchbruchversuch an der Ecke Ower de Hase / Neumarkt zu versuchen. Zuvor hätte man jedoch zuvor bereits eine Polizeikette durchbrechen müssen, da diese die Antifas in das Rondell des Kundgebungsortes hineintrieben / -führten. Dort wurde sich gesammelt und zwei Antifaschisten gingen um die Bühne, um mit Hilfe eines Banners ("Faschisten Fisten") ihrem Unmut über die rechte Demo Ausdruck zu verleihen - immer wieder begleitet von "Alerta Antifascista" und "Nazis raus!" Sprechchören. Die eher bürgerliche Bündnisdemo blieb zu diesem Zeitpunkt größtenteils außerhalb des Kundgebungsortes (der Grund dafür blieb für uns unklar...).
Nach ca. 10 Minuten Aufenthalt an diesem Ort wurde verkündet (durch Mundpropaganda) das es nun im Nachhinein zu einem Durchbruchversuch an der Ecke Neumarkt / Ower de Hase kommen soll. Zeitpunkt wurde für 11:30 festgelegt. Bis man sich jedoch durch die Menschenmasse durchgewühlt hatte, ist dieser Versuch bereits unternommen worden und endete mit Jagdszenen durch die Polizei. Genauere Angaben, was genau geschah, kann ich daher leider nicht liefern.
Wir bewegten uns daraufhin von der "offiziellen Gegendemo" fort Richtung Innenstadt, um uns einen Weg auf die Route der NPD (etc) zu suchen. Uns viel kurze daraufhin auf, dass wir nicht alleine mit dieser Idee waren - eine Gruppe von in etwa 100 Antifaschisten/-innen folgte uns. Da wir bei dieser großen Gruppe einen Kesselversuch seitens der Polizei befürchteten wollten wir uns von dieser Gruppe zunächst einmal absetzten und bewegten uns schnellen Schrittes Richtung Kamp / Hamkenstraße. Jedoch tat die Gruppe hinter uns dasselbe - daher war der Versuch relativ zwecklos und wir verlangsamten unsere Gangart wieder um mit diversen antifaschistischen Rufen die Innenstadt zu passieren. Diese schienen weitere Antifas anzulocken und so entwickelte sich schnell eine Masse von 200 - 300 schwarz gekleideten, dessen Spitze wir bildeten, und eine Spontandemo entstand, welche sich über die Hamkenstraße, Große Hamkenstraße sowie Große Straße bewegte. Lautstark und gut gelaunt wurden auch die zum Einkaufen in der Innenstadt versammelten Passanten dazu aufgefordert, sich in die Demo einzureihen, was jedoch nur von mäßigem Erfolg geblieben ist. An der Ecke Große Straße / Ower de Hase Richtung Georgstraße war bereits eine Reiterstaffel der Polizei formiert worden - ein Durchkommen ergo scheinbar unmöglich. Ein Teil bewegte sich daher schnellen Schrittes Richtung Herrenteichsstraße um über die kleine Brücke zu gelangen. Bis jedoch genug Antifas für einen Versuch dort versammelt waren, hatte sich die Polizei ebenfalls auch dort formiert und wartete mit Pferden und anderen "Gerätschaften". Ein Großteil der Demonstranten bewegte sich daraufhin über Ower de Hase Richtung Neumarkt und verblieben wohl auch dort, bis die Nasen ihre Kundgebung auf der Möserstraße abhielten. Wir versuchten weiterhin, eine "Lücke" in den Absperrungen zu finden und bewegten uns daher weiter in der Innenstadt. Immer wieder kam es mit einer Gruppe von 50-100 Antifas zu notwendig scheinenden schnellen Bewegungen durch die Stadt, da immer wieder plötzlich schwarz gekleidete Schlägertrupps der Polizei auftauchten. Im Endeffekt wurden diese vor Mc Donalds aufgezogen, da man scheinbar einen Angriff auf diese Filiale befürchtete.
Da auch an anderen Eckpunkten kein Passieren möglich schien, bewegten wir uns abermals Richtung Ower de Hase - uns wurde jedoch verweigert, diese zu passieren. Bei dem Versuch, über die Große Straße zu zum Neumarkt zu gelangen, bot sich das gleiche bild - uns stellten sich Reiter der Polizei in den Weg. Daher mussten wir den unnützen Umweg über die Hamkenstraße in Kauf nehmen (Nutzen? Reine Schikane?). Ecke Neumarkt / Kollegienwall angekommen bot sich ein trauriges Bild von nur verstreuten Gegendemonstranten aller Art. Im Nachhinein ist jedoch offensichtlich, dass sich die meisten zu diesem Zeitpunkt an der Ecke Ower de Hase / Neumarkt befanden und dort laustark ihre Ablehnung zur Schau (und Gehör) stellten.

Nachdem die Nasen weiterzogen Richtung Georgstraße wollten wir uns resigniert Richtung Bahnhof bewegen, um dort weitere Protesaktionen zu starten. Jedoch wurden wir am Kollegienwall noch vor der Polizeistation von Beamten aufgehalten und aufgefordert, unsere Personalien abzugeben. Der Grund dafür wurde uns verheimlicht. Allerdings betraf dies nicht nur uns, sondern jedem Menschen, der diese Straße passieren wollte - selbst eine ältere Dame im Rollstuhl konnte sich dieser Schikane nicht entziehen.
Nachdem wir durch diese Maßnahmen in etwa 15 Minuten aufgehalten wurden (welche wir mit einer kleinen Frühstückpause zu nutzen wussten) forderte man uns dazu auf, in dieselbe Richtung zurück zu gehen, aus der wir gekommen waren. Über einen Umweg über die Johannesstraße und am Alando Palais vorbei gelang es uns jedoch trotzdem, bis auf den Goethering / Ecke Theodor-Heuss-Platz zu gelangen bzw. zum Casino. Dort formierte sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine immer größer werdende Masse an Antifaschisten/-innen sowie Punks - aber auch immer mehr bürgerliche fanden sich dort ein. Um 14 Uhr konnte man eine große Masse von ca 400 Antifaschisten/-innen an diesem Platz erkennen sowie zusätzlich in etwa 100 Punks / Skins. Weitere mehrere Hundert bürgerliche waren ebenfalls anwesend. Man stand an der Ecke Casino jedoch eine Polizeiabsperrung bestehend aus drei quer gestellten Bullis so wie 7 Reitern gegenüber. Zusätzlich formierte sich eine etwa 50 Mann starke Prügeleinheit hinter der Absperrung - in einer an eine römische Legion erinnernde Blockform.
Direk vor der Absperrung war es auf der linken Seite verhältnismäßig ruhig, auf der rechten jedoch kam es immer wieder zu Provokationen Seitens der Polizei. Ein Pferd drehe beinahe durch, da es den Rufen der Demonstranten scheinbar nicht gewachsen war. Immer wieder wurden antfaschistische Gesänge / Chöre laut sowie Rufe alla "Tierquäler".
Als die Nasen sich um ca 20 Minuten nach 14 Uhr am Bahnhof einfanden - von weiten kaum zu erkennen, leise, zurückhaltend, eingeschüchtert und ängstlich - wurde auf der besagten rechten Seite der Absperrung von einigen ein Durchbruchversucht gewagt (die lokalen Zeitungen schreiben dabei von einem "Angriff auf die Polizei durch 400 - 500 Autonome", von dem aber keinesfalls die Rede sein kann!). Dieser misslang jedoch deutlich, mit gravierenden Folgen: der hinter der Absperrungen lauernde Schlägertrupp preschte in die Menge und begann eine Wilde Prügelorgie auf alles, was sich zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort befand. Zusätzlich wurden die Pferde in die Menge gedrängt ohne dabei Rücksicht auf bereits am Boden liegende Antifaschisten/-innen zu nehmen. Viele Verletzte auf Seite der Gegendemonstranten waren die Folge. Auch bei einem "Menschenhaufen" direkt an der Ecke des Durchbruchversuches wurde ohne Rücksicht einfach einprügelt und den Liegenden keine Gelegenheit gegeben, aufzustehen. Als ich dort hingehen wollte um diesen aufzuhelfen wurde mir mit Schlägestock gedroht und ich wurde brutal zurückgeschubst. Plötzlich spürte ich hinter mir im Nacken mich etwas wegdrücken, drehte mich kurz um und fand mich beinahe unter einem Pferd wieder. Ein Weiterer aus unserer Gruppe bekam mit einem berittenen Polizisten mit dem Schlagstock einen Schlag den Kopf, obwohl er an dem Durchbruchversuch unbeteiligt war und sich auch sonst keinerlei Dinge schuldig machte. Von der Seite des Konrad-Adenauer-Ring kamen weitere Schlägertrupps, die Jagd auf Antifaschisten/-innen machten und diese Richtung Alando zurückdrängten sowie in dem Casino gegenüberliegenden Park auch weiterhin auf alles einprügelten, was sich dort befand (u.a. machten dort Menschen zu diesem Zeitpunkt ein Picknick. Die Situation war zu diesem Zeitpunkt leider sehr unübersichtlich. Es gab einige, äußerst brutale Festnahmen. Viele ließen sich Richtung Alando abdrängen, in Front dessen wurde laut Berichten ein Polizeibulli angegriffen (irgendwo muss man seine Wut ja rauslassen?!).
Unsere Gruppe war versprengt worden. Ich befand mich weiterhin in der dem Casino gegenüber liegenden Straße (Heinrich Heine Straße) direkt an der Ecke der Kreuzung. Eine Gruppe von ca 50 Punks / Skins befand sich ebenfalls dort, aber nur sehr wenige schwarz gekleidete. Dennoch wurde zuerst mit den Pferden an dieser Ecke Postion bezogen und kurze Zeit später mit massis aggressiven Hunden aufgezogen - der Grund dafür war keinem wirklich klar. Weiter hinten, höhe Brücke Richtung Alando, befand sich zu dieser Zeit ein Kessel. Es sah so aus, als würde auf der Heinrich Heine Straße ein zweiter aufgezogen werden, jedoch blieb dieser scheinbar offen. Die Lage blieb angespannt - man wurde mit Hunden massiv zurückgedrängt und dies grundlos. Einige Verletzte lagen noch am Straßenrand, denen jedoch durch anwesenden Sanitätern schnell geholfen werden konnte. Nach ca. einer halben Stunde schien sich die Lage zu entspannen. Was Höhe Alando genau geschah kann ich leider nicht sagen. Über einen Umweg über die Bruchstraße gelang man wieder zum Bahnhof - der direke Weg blieb jedoch verwehrt, was abermals sehr nach reiner Schikane klang.
Da sich am Bahnhof nicht alle unserer Gruppe zusammen fanden, machten wir uns in einer Guppe von drei Leuten auf den Weg in die Innenstadt, da über den Infoticker von umherstreifenden Greiftrupps sowie vereinzelten Nazigruppen die Rede war. Jedoch ist uns keines von beiden begegnet. Die Polizeisten bauten zu diesem Zeitpunkt (15:45) bereits die Absperrungen ab.
Um 16:15 begaben wir uns in den Zug, aus dem uns komischerweise noch 3 (2 Männer, eine Frau) augescheinlich rechte Skinheads entgegen kamen, die jedoch von Polizeischutz begleitet waren. Fraglich bleibt, warum diese so spät erst in Osnabrück eintrafen.

Resumé dieses Tages:
Ohne ein massives Aufgebot der Polizei (ca 3000, Morgens war sogar von 8000 die Rede; Reiterstaffel, Räumpanzer, Wasserwerfen etc...) hätte dieser Aufmarsch nicht durchgesetzt werden können. Die Bürger waren zahlreich auf der Straße (5500 laut Zeitungen und Polizei, bis zu mehr als 10 000 laut DGB), hatten aber kein Interesse daran, den Aufmarsch aktiv zu verhindern. Eine Zusammenarbeit von Bündnis und Antifa war auch an diesem Tage nicht vorhanden (sie arbeiteten eher gegen uns!). Erfolg sieht anders aus, aber 170 Nasen kann man auch nicht als Erfolg betiteln (auch wenn die NPD Osnabrück dieser auf ihrer Seite dennoch versucht - lächerlich!)
Wir sehn uns am 1. Mai in Hannover, auf das es dann ein erfolgreicherer Tag wird für den antifaschistischenr Kampf!
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