[Erfurt] Aktuelle Situation um besetztes Haus

ich 09.03.2009 22:35 Themen: Freiräume
Am kommenden Freitag, den 13. März, entscheidet das Landgericht Erfurt über
den Antrag auf eine einstweilige Verfügung zur Räumung des Geländes. Als
Antragsgegner_innen geladen sind Personen, denen von Polizei und
Eigentümerin vorgeworfen wird, auf dem besetzten Gelände zu wohnen und es illegal besetzt zu halten. Die Auswahl der geladenen Personen ist dabei völlig willkürlich und zeigt, dass der Eigentümer verzweifelt einen Weg sucht, um die Besetzung so schnell wie möglich zu beenden.
Seit Ende des letzten Jahres ist das besetzte Haus auf dem ehemaligen Topf
& Söhne Gelände von der Räumung bedroht. Die neue Eigentümerin Domicil
Hausbau GmbH aus Mühlhausen will alle Gebäude abreißen lassen, um Wohnraum und Gewerbe anzusiedeln. Einzige Ausnahme bildet das ehemalige
Verwaltungsgebäude von Topf & Söhne, welches momentan saniert wird und
anschließend teilweise an die Stadt vermietet wird, um einem Geschichtsort
Platz zu bieten.

Am kommenden Freitag, den 13. März, entscheidet das Landgericht Erfurt über
den Antrag auf eine einstweilige Verfügung zur Räumung des Geländes. Als
Antragsgegner_innen geladen sind Personen, denen von Polizei und
Eigentümerin vorgeworfen wird, auf dem besetzten Gelände zu wohnen und es illegal besetzt zu halten. Die Auswahl der geladenen Personen ist dabei völlig willkürlich und zeigt, dass der Eigentümer verzweifelt einen Weg sucht, um die Besetzung so schnell wie möglich zu beenden. Das
Verfahren ist ein zivilrechtliches, in dem Anwaltszwang besteht. Das Urteil
wird am selben Tag erwartet. Wenn der Prozess von der Domicil Hausbau GmbH
gewonnen wird, wird möglicherweise nach Ablauf einer Widerspruchsfrist eine
Gerichtsvollzieher_in die Vollstreckung des Urteils durchsetzen – kurz
gesagt: Räumung!

Die Zermürbung des Projekts erfolgt jedoch nicht nur auf juristischer
Ebene, sondern auch mit anderen Mitteln. So wurde dem Hausprojekt zum 31.
März der Vertrag über die Lieferung von Wasser aufgekündigt. Die
Eigentümerin des Geländes versuchte bereits im letzten Jahr, die Erfurter
Stadtwerke zur Einstellung der Wasserversorgung zu bewegen. Während es
damals noch rechtliche Probleme gab, scheinen diese mit der jetzigen
Kündigung des Vertrags beseitigt zu sein, so dass dem Projekt bald kein
Leitungswasser mehr zur Verfügung stehen wird. So wird von Seiten der
Eigentümerin versucht, den Ausgang des laufenden Verfahrens vorwegzunehmen.
Außerdem wird auch von Seiten des Erfurter Bauamtes weiterhin versucht,
Druck auf das Projekt auszuüben.

Momentan wissen wir nicht, wann eine Räumung stattfinden könnte. Es kann
mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass auch nach einer
Urteilsverkündung am 13. März noch einige Tage oder Wochen vergehen werden,
bis es zu einem Räumungsversuch kommt. Wir werden euch auf alle Fälle auf
dem Laufenden halten und nach der Urteilsverkündung über den Ausgang des
Verfahrens informieren. Da wir das Datum des Tages X nicht voraussehen
können, ist es wichtig, dass sich Leute, die uns an diesem Tag unterstützen
wollen, in unseren SMS-Verteiler eintragen lassen. Dies ist am einfachsten
mit einer Mail an squat.ef (at) gmx.net möglich. Gerne könnt ihr dazu auch
den PGP-Schlüssel auf der Webseite des Projekts verwenden. Während eines
Räumungsversuchs sind verschiedene Widerstandsformen möglich und erwünscht.

Der Versuch der Besetzung eines Alternativobjekts in der
Hohenwindenstraße ist am 21. Februar gescheitert. Die Verhandlungen mit dem
Eigentümer dieses Geländes sind bis auf weiteres auf Eis gelegt. Wir sind
jedoch auch weiterhin auf der Suche nach Ersatzobjekten. Trotzdem gilt: Wir
lassen uns unser Projekt nicht nehmen! Fast acht Jahre haben wir unsere
Energie in dieses Projekt gesteckt und werden es jetzt nicht einfach
aufgeben. Eine erfolgreiche Räumung wäre keine Lösung, sondern der Anfang eines viel größeren "Problems" für diese Stadt!!!

Informiert euch weiterhin auf den einschlägigen Webseiten
Wir bleiben alle!

 http://topf.squat.net
 http://haendeweg.blogsport.de
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Ergänzungen

Wer ist Hausbesetzer - und wer ist keiner?

http://www.tlz.de 14.03.2009 - 01:30
Wohl eher selten findet ein Zivilrechtsprozess unter solchen Sicherheitsvorkehrungen statt. Unter den wachsamen Augen zahlreicher Bereitschaftspolizisten begann gestern vor dem Erfurter Landgericht eine Verhandlung, die in dieser Form - rein juristisch gesehen - eigentlich unnötig gewesen sein dürfte. Der Gegenstand: Eine Räumungsklage gegen die Hausbesetzer auf dem ehemaligen "Topf & Söhne"-Gelände in Erfurt, die einen Teil des Industrieareals seit fast acht Jahren besetzt halten. "Normalerweise genügt es, wenn der Eigentümer die Polizei ruft", sagte der Vorsitzende Richter, Heinz Schilling zu den Anwesenden im Sitzungssaal unter denen sich zahlreiche Personen aus der Besetzerszene befanden.

Dass es gestern überhaupt zu diesem Prozess kam, dürfte den besonderen Umständen der Besetzung geschuldet sein. Als der neue Eigentümer des Geländes, die Domicil Hausbau GmbH aus Mühlhausen, im Jahr 2007 das Gelände kaufte, lebten die Besetzer schon seit sechs Jahren in drei Gebäuden und auf einem Bauwagenplatz. Geschäftsführer Helmut Golla hatte die Besetzer einige Zeit geduldet, aber zuletzt eine Räumungsfrist gestellt, die die Besetzer jedoch verstreichen ließen. Laut Eigentümer stagnieren die Bauarbeiten auf dem Gelände. "Wir arbeiten um diese kleine besetzte Enklave herum", sagte Golla vor Gericht. Deshalb habe er ein Eilverfahren gegen die Hausbesetzer beantragt, da die finanzielle Belastung das Unternehmen mittlerweile überfordere. Die Firma habe bereits 1,5 Millionen Euro in die Fläche investiert.

Anwältin: Investor handelt willkürlich

Doch gegen wen einen Räumungsantrag stellen, wenn es keinen greifbaren Antragsgegner gibt? Drei der insgesamt 21 Beklagten waren mit einer gemeinsamen Rechtsanwältin erschienen, die dem Investor Willkür vorwarf. Ihren Angaben zufolge handelt es sich bei ihren Mandanten nicht um Bewohner der besetzten Objekte in der Rudolstädter Straße 1. Vielmehr seien die Personen am Rande von Aktionen der linken Szene und bei einem Brand auf dem "Topf & Söhne"-Gelände von der Polizei kontrolliert worden. Die Daten seien "willkürlich" weitergeleitet worden, weshalb der Räumungsantrag zurückzuziehen sei. Einen Antrag gegen zehn weitere unbekannte Personen hatte der Kläger zurückgezogen. Die Richter zeigten Verständnis für den Räumungswunsch des Investors, kündigten aber eine Prüfung an, ob sich bei den Beklagten tatsächlich um Besetzer handelt. Ein Urteil wird für den 27. März erwartet.

Richter hofft auf gütliche Einigung

"Wir wollen Gewalt bei einer Räumung verhindern", sagte der beisitzende Richter Martin Borowsky, weshalb er nochmal an die Besetzer appellierte, sich gütlich zu einigen. Über die Worte eines Unterstützers der Besetzer, der sich während der Verhandlung äußerte, schüttelte der Vorsitzende Richter Heinz Schilling den Kopf: "Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass hier etwas Illegales unterstützt wird, nur weil hier mal einer eine Buchlesung organisiert hat." Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) hatte demgegenüber zuletzt betont, dass es vor allem das Engagement der Besetzer gewesen sei, dass den Geschichtsort "Topf & Söhne" überhaupt erst in der Öffentlichkeit bekannt gemacht hatte.

"Topf & Söhne" hatte während der Zeit des Nationalsozialismus Krematorien für Konzentrationslager hergestellt. In Zusammenarbeit des Investors mit der Stadt und der Gedenkstätte Buchenwald soll in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude ein Erinnerungsort entstehen. "Wir bleiben alle" steht an der Wand eines besetzten Hauses in Erfurt. Vor Gericht wird über die Räumung verhandelt.

Der MDR berichtet:

Zuschauer 14.03.2009 - 01:31
Räumung von "Topf & Söhne" jederzeit möglich

Das in Erfurt besetzte Gelände der ehemaligen Firma "Topf & Söhne" kann von der Polizei jederzeit geräumt werden. Wie das Landgericht Erfurt am Freitag zum Prozessauftakt um die Räumungsklage mitteilte, handelt es sich bei der Besetzung um einen strafbaren Hausfriedensbruch. Seit April 2001 besetzen rund 30 Jugendliche die Firmenruine.(...)

Weiterlesen:  http://www.mdr.de/thueringen/6203334.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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am ball bleiben!

peter pan 10.03.2009 - 15:06
ich schick euch soli grüße!lasst euch von den schweinen nicht unterkriegen!!!
freiräume erkämpfen&verteidigen!

vorschlag

soli 10.03.2009 - 18:21
wie wäre es denn mit dem riesigen gebäude am ring: staufenbergeralle / Thälmannstraße. kurz nach der bahnunterführung. das ist riesig und leer und sieht noch einigermaßen erhalten aus. zumindest hab ich das im vorbeifahren gesehen.
ist zwar laut da, aber groß.

???????

@ soli

xxö 11.03.2009 - 10:32
sehr gut, das hier öffentlich vorzuschlagen. somit ist die idee ja gestorben.

nana

egal 11.03.2009 - 11:55
>Eine erfolgreiche Räumung wäre keine Lösung,
>sondern der Anfang eines viel größeren
>"Problems" für diese Stadt!!!

na toll, die Stadt zittert bereits.

@xxö

soli 11.03.2009 - 14:36
es war nur ein vorschlag, keine aufforderung oder handlungsvorschrift!!!! die stadt wird wohl kaum sicherheitspersonal vor das gebäude stellen, noch wird sie die eigentümerInnen ausfindig machen.
ok, ist schon blöd das öffentlich zu sagen wo was gehen könnte, war ja nur ne idee den besetzerInnen zu helfen.

Abgerissen

Spud 11.03.2009 - 20:39
Das vorgeschlagene Gebäude ist doch längst abgerissen, oder täusche ich mich. Da soll doch ein Norma hin???

Spontandemonstrationen / Solibesetzungen

SquatterIn 13.03.2009 - 12:25
Es wäre wünschenswert wenn in allen Städten wo es möglich und gewünscht ist bereits jetzt Solidemos oder Besetzungen vorbereitet würden. Sie sollen am Tag X nix zu lachen haben. Erinnert euch an die breite Welle von Solidaritätsbekundungen im Rahmen der Räumung des Ungdomshuset in Dänemark. Seid Spontan und "Out of Control"!

Münster: Grüne halten an ihrer Forderung fest

Grüne Münster 14.03.2009 - 11:45
Kein Häuserabriss an der Grevener Straße

"Kein Abriss der Häuser Nr. 31 bis 55": Die Grünen bekräftigen weiterhin ihre Position, die Meile an der Grevener Straße zu erhalten. „Für die dort momentan verfahrene Situation an der Grevener Straße sind ausschließlich CDU und FDP verantwortlich - als Koalition der Straßenausbauer und Abrissbefürworter", erklären die GAL-Ratsmitglieder Helga Bennink und Carsten Peters.

Die Grünen, unterstreichen die Zwei, hätten dem „Handlungskonzept Grevener Straße" von Beginn an eine deutliche Absage erteilt, da die ursprüngliche Fehlplanung der Sechziger - Straßenerweiterung und Gebäudeabriss - nur fortgeschrieben werde. Die Realisierung von Busspur und Fahrradweg sei bei einer anderen Aufteilung des derzeitigen Straßenraums ebenfalls möglich.

Was gegenwärtig im politischen Raum diskutiert werde - „Erhalt der Nummer 31 als stadtbildprägendes Gebäude versus Abriss der Häuser 51, 53 und 55" - mache aus Sicht der Grünen keinen Sinn und sei keineswegs sachgerecht. Erst lasse man die Häuser verfallen, um dann den Bewohnern mitzuteilen, dass eine Sanierung leider zu teuer werde. "Eine unglaubwürdige und fadenscheinige Strategie, die keinen Erfolg haben darf." So wird an der Forderung festgehalten, vor der Kommunalwahl keine weiteren Fakten zu Lasten der Bewohner zu schaffen.